Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn Michael Gartenschläger Leben und Sterben zwischen Deutschland und Deutschland Sonderausstellung zu Michael Gartenschläger Informationen zur Ausleihe (Az: 11333-5.5.3.16.3)
Michael Gartenschläger Leben und Sterben zwischen Deutschland und Deutschland Eine Ausstellung der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn gefördert mit Mitteln der Stiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur und mit freundlicher Unterstützung der Ostdeutschen Sparkassenstiftung im Land Sachsen-Anhalt gemeinsam mit der Bördesparkasse Am 30. April 1976 wurde Michael Gartenschläger an der innerdeutschen Grenze bei Büchen von einem Spezialkommando des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR (MfS) erschossen. Der damals gerade 32 Jahre alte Wahl-Hamburger wollte zum dritten Mal eine der Splittermienen SM 70 - an den Grenzsicherungsanlagen der DDR an der innerdeutschen Grenze entfernen. Die Existenz dieser Selbstschussanlagen so die gängige Bezeichnung in der westdeutschen Öffentlichkeit - hatte die DDR-Regierung bis zu diesem Zeitpunkt geleugnet. Die DDR hatte sogar die Akte von Helsinki unterzeichnet und bekannte sich zu den im Korb 4 benannten Menschenrechten, die auch das Recht auf Reisefreiheit beinhalteten und keine mörderischen Selbstschussanlagen kannten. Mit der Ermordung Michael Gartenschlägers beendete das MfS das Leben eines jungen Deutschen, der vor Ende des Zweiten Weltkriegs in Strausberg bei Berlin geboren und zum Opfer der deutschen Teilung und der Herrschaft der SED in der DDR wurde: - In seiner Jugend erlebte er die enge Definition jugendlicher Entwicklung durch die SED-Führung erstmals repressiv als sein Jugendclub, der Ted-Herold-Fanclub Strausberg, geschlossen wurde. - Mit dem Bau der Mauer um West-Berlin verbot das Regime dem 17-jährigen zugleich den Weg in die Kinos und Klubs der von der SED verbotenen Jugendkultur. - Michael Gartenschlägers Protest gegen diese Maßnahmen wurde von der SED mit einem Schauprozess in Strausberg und einer lebenslangen Haftstrafe beantwortet. - Während der depressiven Haftzeit entwickelte sich M. Gartenschläger vom protestierenden Jugendlichen zum politischen Gegner des SED-Regimes. - Nach seiner vorzeitigen Entlassung in die Bundesrepublik (Stichwort: Häftlingsfreikauf) versuchte Michael Gartenschläger seine Freunde aus den Haftanstalten der DDR in die Bundesrepublik zu bringen und das Grenzregime der DDR öffentlich anzuprangern. - Gartenschlägers Aktivitäten wurden vom MfS nicht nur beobachtet, sondern mit seiner Ermordung beantwortet. - Die deutsche Öffentlichkeit und Justiz tun sich bis heute schwer mit der Bewertung von Gartenschlägers Taten und der Verfolgung seiner Todesschützen. Michael Gartenschläger steht exemplarisch für die Einengung jugendlicher Bedürfnisse in der DDR aufgrund des Menschenbildes der SED-Führung und der mörderischen Absicherung dieses Regimes durch die Verhinderung des Wegzugs. Diese zentralen Eckpunkte der SED-Herrschaft in der DDR werden in der Ausstellung vermittelt. Seite 2
Gliederung der Ausstellung: Michael Gartenschläger Leben und Sterben zwischen Deutschland und Deutschland Raum 1 1. Prolog 2. Michael Gartenschläger - der Heranwachsende 2.1. - Kindheit, Schulzeit und Lehre 3. Michael Gartenschläger - der Ted Herold Fan 3.1. - Ted-Herold-Club Strausberg bis zu seiner Schließung 3.2. - Rock- n`-roll als ungeliebte Jugendkultur in Deutschland zum Ende der fünfziger Jahre 4. Michael Gartenschläger der Parolenmaler - Tage um den 13. August 1961 4.1. - Steigende Flüchtlingszahlen und die Schließung der Grenze um West-Berlin 4.2. - Vom Ted-Herold-Fan zum Staatsverbrecher : Parolenmalen und Scheunenbrand 5. Michael Gartenschläger- jugendlicher Angeklagter - (Schau-) Prozess 5.1. - Untersuchungshaft und Anklage 5.2. - Politische Zielstellung und historische Einordnung 5.3. - Die Inszenierung: Prozess und das Urteil Bild oben: Station I der Ausstellung. Im Hintergrund der Protest gegen den Bau der Mauer in Berlin und der Schauprozess in Strausberg. Über die Kopfhörer sind Originaltöne aus dem Gericht zu hören. Seite 3
Raum 2 6. MG der Sträfling - Lebenslanges Zuchthaus 6.1. - Hafterfahrungen 6.2. - Versuche in die Freiheit 6.3. - Häftlingsfreikauf Bild unten: Station II der Ausstellung. Michael Gartenschläger in den Haftanstalten der DDR. Briefe und Verweise, die seinen Weg zum politischen Widerstandskämpfer in jener Zeit dokumentieren. Seite 4
Raum 3 7. MG Standortsuche - Ankunft im Westen 7.1. politisch: Politisches Klima in der Bundesrepublik der 1970er Jahre und Selbsthilfeorganisationen und Stiftungen: die helfenden Hände 7.2. sozial: Freunde und Netzwerke 7.3. beruflich: Berufliche Integration, Existenzaufbau 8. MG Agierender zwischen den Welten 8.1. - Fluchthilfe zur Befreiung von Freunden und als Politik der Tat 8.2. - Ostblick: Erweiterung und Brutalisierung des Grenzregimes, Splittermine SM-70 8.3. - Westblick: Wandel durch Annäherung; Konkrete Verbesserung auf Kosten der Ehrlichkeit? 9. SM-70 Demontagen Reaktionen in Ost und West 9.1. - 1. Perspektive Michael Gartenschläger: Vorbereitung, Demontagen, Auswertung; im einzelnen: Demontagen am 30.3.1976 am 23.4.1976 und Vorbereitung für 30.4.1976 9.2. - 2. Perspektive: Das Spinnennetz MfS IM-Netz, Vorbereitung der Tötung Bild unten: Station III Vorderseite. Michael Gartenschlägers Ankunft in der Bundesrepublik und seine Demontagen der SM-70 bei Büchen werden aus der Perspektive West erzählt. Die Vorbereitung seiner Ermordung vom Westen gefilmt auf dem Monitor zu sehen. Seite 5
10. MG das Attentat/die Hinrichtung 10.1. - Die Ermordung von Michael Gartenschläger durch Spezialeinheiten des MfS am 30.4.1976 11. MG hinterlässt bis,lebendige Spuren in Ost und West 11.1. - Perspektive Ost: Leichenschau, Orden und Karriere für die Schützen 11.2. - Perspektive Ost: Die verweigerte Trauer und Spurenverwischen 11.3. - Perspektive Ost: Neue Wagnisse am Grenzzaun und der Abbau der Todesautomaten 11.4. - Perspektive West: Diplomatische Proteste von Herrn Bräutigam in der DDR 11.5. - Perspektive West: Fragestunde im Deutschen Bundestag und die Presse 11.6. - Perspektive West: Der Protest der internationalen Menschenrechtsbewegung in Kopenhagen und am Grenzzaun Bild unten: Die Rückseite der Station III. Der Einsatz der Splitterminen und die Planung der Ermordung Michael Gartenschlägers werden hier aus der Perspektive Ost erzählt Seite 6
12. Der Fall MG Jurist. Aufarbeitung nach 1990 12.1. - Das Ende der DDR und die Auflösung von MfS und AfNS; der Überläufer; Neue staatsanwaltschaftliche Ermittlungen 12.2. - Der Prozess vor dem Landgericht Schwerin; das (Schweriner-) Urteil 12.3. - Der Berliner Prozess 2002 13. Epilog Bild oben: Die Station IV der Ausstellung. Über die Kopfhörer sind Interviewauszüge mit Michael Gartenschlägers Schwester zu hören. Seite 7
Stellplan in der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn mit Maßstab Seite 8
Komponenten der Ausstellung 29 Ausstellungsbau Standkomponenten (Aluminium laminierter Holzwerkstoff bzw. transluzente Acrylglasflächen) 800 x 2000, 3 Acrylglasvitrinen (800 B x 300 H x 800 L) 1 Acrylglasvitrine (800 x 800 x 800) 1 Acrylglasvitrine (400 x 300 x 400) 2 TFT-Monitore 26 Bilddiagonale 2 DVD-Player 2 CD-Player 9 Kopfhörer und 3 Audioverstärker Folgende Ausstellungsobjekte bzw. Medien sind außer den Bild-Text-Wänden zu sehen: Filminterviewausschnitte mit Angelika Domröse und Ted Herold (auf DVD), ca. 5 Minuten, Filmaufnahmen von der Vorbereitung der Tötung Michael Gartenschlägers vom 26. April 1976 (auf DVD), Auszüge vom Gartenschläger-Prozess September 1961 in Strausberg (auf CD), Interviewausschnitte mit Michael Gartenschlägers Schwester (auf CD), 1 SM 70, von Michael Gartenschläger im April 1976 demontiert, 2 x die Jugendzeitschrift BRAVO von 1960 mit Michael Gartenschlägers Anschrift als Ted Herold Club und Ted Herold auf der Titelseite, 1 s/w Foto von Michael Gartenschläger 1961, Abgangszeugnis Michael Gartenschlägers von der Grundschule Strausberg 1958, Zeugnisheft aus der Berufsschule von Michael Gartenschläger abgebrochen Herbst 1961, 1 beim Schachturnier im Gefängnis gewonnenes Sprachbuch Michael Gartenschlägers. Seite 9
Modalitäten der Ausleihe Die Ausstellung kann von der Gedenkstätte gebührenfrei ausgeliehen werden. Es muss eine öffentlichkeitswirksame Eröffnungsveranstaltung stattfinden, damit auf die Ausstellung entsprechend aufmerksam gemacht wird. Die Transportmodalitäten können mit der Gedenkstätte abgestimmt werden. Die Kosten hierfür hat grundsätzlich der Leihnehmer zu tragen. Einzelheiten werden beim Abschluss des Leihvertrags vereinbart. Die Gedenkstätte stellt zudem Plakate und Flyer zum Selbstkostenpreis zur Verfügung. Ein Flyer kostet 0,10, 500 Stück 49,00. Ein Plakat kostet 1,00, 10 9,00. Der Leiter und/oder Mitarbeiter der Gedenkstätte stehen für eine Eröffnungsrede zur Verfügung. In diesem Fall sind ebenfalls die Reisekosten vom Leihnehmer zu tragen. Darüber hinaus kann noch eine Lesung mit Lothar Lienicke und Franz Bludau aus ihrem Buch Todesautomatik empfohlen werden. Interessenten melden sich bitte bei der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn An der BAB 2, 39365 Marienborn, Tel.: 039406-92090, Fax: 039406-92099 Email: Rainer.Potratz@stgs.sachsen-anhalt.de; info@stgs.sachsen-anhalt.de Impressum: Erstellt und auf Wanderschaft geschickt von der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn Mit freundlicher Unterstützung der Stiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur, der Ostdeutschen Sparkassenstiftung Sachsen-Anhalt und der Bördesparkasse. Redaktionsteam: Dr. Joachim Scherrieble (verantw.), Rainer Potratz, Lothar Lienicke, Franz Bludau. Gestaltung: ikon, Hannover, Graphik: ermisch, Hannover Ausstellungsbau: hoffmann gmbh, Höver Leihgeber: Bludau, Grafe, Köckeritz, Lienicke, Schmidt, BStU, Bundesarchiv, Hamburger Abendblatt, Landesarchiv Berlin, MME, Staatsanwaltschaft Berlin Seite 10