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Transkript:

Zehn Jahre abitur-online Westfalen-Kolleg Dortmund Zehn Jahre abitur-online, Seite 1

Geschichte von abitur-online.nrw am Westfalen-Kolleg Dortmund abitur-online.nrw ist ein Projekt aus der Praxis für die Praxis. Entstanden ist es durch Initiative einzelner Personen, von denen besonders der damalige Dezernent für den Zweiten Bildungsweg im Regierungsbezirk Arnsberg, Dr. Gernot Oelmann, Elwira Multmeier vom damaligen Landesinstitut für Schule und Weiterbildung und der zuständige Mitarbeiter im Ministerium für Schule und Weiterbildung, Reinhard Ludwig, zu nennen sind. Nach und nach entstanden verschiedene Arbeitsgruppen, in denen mit hoher Motivation inhaltliche, didaktische, finanzielle, rechtliche und technische Fragen geklärt wurden. abitur-online.nrw hieß ursprünglich LPD Lernen in Präsenz und Distanz - und wurde wegen des etwas sperrigen Namens und einer klanglichen Assoziation zu einem ganz anderen Begriff in abitur-online.nrw umbenannt. Die ursprüngliche Bezeichnung drückte aber recht gut aus, dass der Arbeit zu Hause und in der Schule eine andere Bedeutung zukommen sollte, als es bisher - nicht nur im Zweiten Bildungsweg - üblich war: Die nach der APO AG verbindliche Wochenstundenzahl von mindestens 20 wurde hälftig in eine Lernphase in der Schule (Präsenz) und eine Selbstlernphase zuhause (Distanz) aufgeteilt. Das Konzept sah vor, dass die verschiedenen Selbstlernphasen zuhause durch Präsenzphasen in der Schule verknüpft werden sollten. abitur-online.nrw wurde von 1999 bis 2002 in verschiedenen Arbeits- und Entwicklungsgruppen mit großer Beteiligung des Westfalen-Kollegs Dortmund vorbereitet und zum Sommersemester 2002 durch die damalige Schulministerin Gabriele Behler in einer Videokonferenzschaltung aus der Taufe gehoben. Bereits ein halbes Jahr vorher wurde es auf der Kölner Bildungsmesse einem breiteren Publikum vorgestellt. Das Westfalen-Kolleg Dortmund war eine von landesweit 10 Schulen, die an dem Schulversuch teilnahmen, nach fünf Jahren wurde abitur-online.nrw ein reguläres Angebot im Zweiten Bildungsweg. Bis heute (Sommer 2012) haben am Westfalen-Kolleg Dortmund 104 Studierende auf diesem Wege das Zeugnis der Allgemeinen Hochschulreife erworben. Gesellschaftliche Veränderungen erfordern neue Angebote der Weiterbildungskollegs Das Konzept von abitur-online.nrw basiert auch auf Erfahrungen, die in anderen Ländern wie z.b. Österreich gemacht wurden, wo es wegen der schwierigen geografischen Gegebenheiten oftmals unmöglich ist, ein flächendeckendes Angebot im Zweiten Bildungsweg anbieten zu können. Der Gedanke eines Fernlehrgangs lag also nahe. In Nordrhein-Westfalen war die Situation aber v.a. von anderen Beweggründen geprägt: 1. Die Flexibilisierung am Arbeitsmarkt, das Vordringen atypischer Arbeitsverhältnisse, die mangelnde Kombinationsmöglichkeit von familiären und beruflichen Verpflichtungen, die Schwierigkeit, deshalb zu normalen Unterrichtszeiten ein Weiterbildungsangebot wahrnehmen zu können, erforderte und erfordert ein flexibles Angebot, das den Studierenden eine weitgehende Freiheit in der Bestimmung von Lernzeit und Lernort ermöglicht. 2. Die individualisierte Gesellschaft und die damit verbundene Auflösung der alten Geschlechtsrollen setzt viele Frauen in die Lage, einen höheren Bildungsabschluss erwerben zu können und zu müssen. 3. Das Internet und mittlerweile entwickelte Lernplattformen (zunächst SelGO, ab 2010 fronter) boten neue Möglichkeiten der Kooperation zwischen LehrerInnen und Studierenden und der Studierenden untereinander. abitur-online.nrw richtete sich deshalb von Anfang an an BewerberInnen, die v.a. aufgrund ihres Arbeitsalltages und der schwierigen Verknüpfung von Arbeit und Familie nicht am Vollzeitangebot der Weiterbildungskollegs teilnehmen können. abitur-online.nrw stellt insofern eine Ergänzung des bisherigen Angebotes dar. Es Westfalen-Kolleg Dortmund Zehn Jahre abitur-online, Seite 2

war allen an der Konzeption Beteiligten klar, dass diese Art des Lernens besonderer Fähigkeiten bedarf, insbesondere überdurchschnittlicher Selbstständigkeit, Disziplin und Fähigkeit zur Selbstmotivation. Von daher abitur-online.nrw im Überblick (Stand: 2002) war von Anfang an klar, dass nicht alle BewerberInnen für den Zweiten Bildungsweg auch für abitur-online.nrw geeignet sein würden und Beratung vor und während der Schulzeit eine wichtige Rolle spielt. Ebenfalls klar war, dass den beteiligten KollegInnen für einen Kurs die volle Stundenzahl wie für einen Vollzeitkurs angerechnet werden sollte. abitur-online.nrw ist kein Sparmodell. Diese Setzung hat sich bewährt. Es wurde landesweit Online-Material für Standardlehrgänge in den einzelnen Fächern entwickelt, so dass auf dieser Basis für die Studierenden eine individuelle Lernmöglichkeit bestand. Gleichzeitig sollten die Lehrgänge durch die Aufgabenstellung direkt nach den Präsenzveranstaltungen getaktet werden, um so eine Zusammenarbeit zu ermöglichen. Neben den Neuen sollten auch die Alten Medien - nach wie vor - eine zentrale Rolle spielen. Ungewöhnlich war für alle Beteiligten die Abfolge von Präsenzen und Distanzen. Ein normaler Unterricht kam nicht mehr in Frage, weil die bisherige Methodik und Didaktik in einer halbierten Unterrichtszeit nicht zu verwirklichen war. Die Idee bestand darin, die eigentliche Lernarbeit zu Hause per Selbststudium zu leisten. Genau dazu sollte das Online-Material entwickelt werden. Die Präsenzen hatten eine vielfältige Verzahnungsfunktion und waren zusätzlich für diejenigen Aktivitäten gedacht, für die alle Studierenden gemeinsam anwesend sein mussten. Eine weitere Frage, die deshalb zu klären war, war die Fortbildung der LehrerInnen zu E-TutorInnen, wobei es eben nicht nur um technische Belange ging. Um in den ersten beteiligten Schule eine personelle Basis aufbauen zu können, nahm von jeder Schule eine Gruppe von LehrerInnen an einer Fortbildungsmaßnahme der ibis-acam-ag ein. Daneben gab es eine Vielzahl von Fortbildungen innerhalb des Westfalen-Kollegs. Mittler- Westfalen-Kolleg Dortmund Zehn Jahre abitur-online, Seite 3

weile wird die Fortbildung durch das Schulministerium organisiert. Da es am Westfalen-Kolleg Dortmund keine Möglichkeit gab, abitur-online.nrw mit einem bestehenden Vollzeitangebot zu verknüpfen, wie es an den klassischen Abendgymnasien möglich war, wurden die Präsenzzeiten auf den Freitag Abend und den Samstag gelegt. Dies bedeutete (übrigens bis heute) ein Alleinstellungsmerkmal. Das Verhältnis von Präsenz und Distanz aus der Sicht der Lehrerinnen (typische Tätigkeiten) Präsenz Präsenz Präsenz zu nutzende Programme erläutern, Gruppenarbeit begründen und organisieren, Lücken schließen, neue Aufgaben vorbereiten, Übersicht schaffen Selbstlernen Selbstlernen Selbstlernen neue Aufgaben stellen, auf Fragen achten - an Studierende weitergeben, Forumsbeiträge schreiben und kommentieren, gegenseitige Kritik fördern, alte Aufgaben besprechen (nachbereiten), Vorstellung von Ergebnissen, Quereinsteiger einweisen, Film vorführen, ausnahmsweise "klassisch" unterrichten, neue Aufgaben vorbereiten neue Aufgaben stellen, evtl. E-Mails beantworten, Einsendeaufgaben stellen und korrigieren, Foren beobachten - Diskussionen korrigieren, alte Aufgaben besprechen (nachbereiten), Vorstellung von Ergebnissen, Methodik begründen, Museum besuchen, Gruppenarbeit im Plenum auswerten, neue Aufgaben vorbereiten neue Aufgaben stellen, bei fehlender Beteiligung nachfragen, bei Anforderung im Forum helfen - Studierenden Vortritt lassen, zum Selbstlernen ermahnen,... abitur-online.nrw benötigt ein neues didaktisches Konzept Der erste Durchgang am Westfalen-Kolleg Dortmund Wie in allen anderen beteiligten Schulen war auch am Westfalen-Kolleg Dortmund die Einführung von abitur-online.nrw strittig. Dabei waren v.a. folgende Argumente wichtig: 1. Es könnte ein konkurrierendes Billigangebot im Vergleich zum Vollzeitsystem entstehen. 2. Die Einführung eines solchen Systems bedeutete die Flexibilisierung der Arbeitszeiten der beteiligten LehrerInnen. 3. Die von abitur-online.nrw ausgehenden Modernisierungseffekte wurden als Bedrohung empfunden. Schließlich wurde in der Lehrerkonferenz und anschließend der Schulkonferenz die Einführung von abitur-online.nrw beschlossen, nachdem sich abzeichnete, dass genügend LehrerInnen das Experiment wagen wollten und von den damaligen KollegInnen niemand genötigt werden würde, an diesem Projekt teilzunehmen. Die Koordination übernahmen Wolfgang Schweer und Heinrich Flake. Mit der Abendschule Unna und dem Abendgymnasium Dortmund wurde eine Kooperation vereinbart, d.h. dass von diesen Schulen diejenigen KollegInnen, die an den Qualifizierungsmaßnahmen teilgenommen hatten, an dem Projekt aktiv mitwirken konnten. An dieser Stelle sei den Koll. Stührenberg und Schulz vom AG Dortmund und Rudi Landskröner von der Abendschule Unna für ihr Engagement gedankt. Der Startschuss erfolgte am 4. September 2002 in einer gemeinsamen Videokonferenz aller damals beteiligten zehn Schulen mit der damaligen Schulministerin Frau Gabriele Behler. Westfalen-Kolleg Dortmund Zehn Jahre abitur-online, Seite 4

Schulleiter Dieter Röhrich konferiert am 4.9.2002 mit Ministerin Behler. Für den ersten Lehrgang waren mit Wolfgang Schweer (Mathematik), Bernhard Reisch (Geschichte/SoWi), Manfred Schulz (AG Dortmund, Englisch), Dieter Stührenberg (AG Dortmund, Biologie) Claudia Weigert (Lateinisch) und Meinolf Nolte (Deutsch) hoch motivierte KollegInnen gefunden, für die Kursphase kamen noch Ulrike Lehmann-Goos, Uli Dönhoff und Heinrich Flake hinzu. Im Sommer 2005 wurde das erste Abitur abgelegt. Neue Landesregierung, neue Perspektiven für abitur-online? Mit dem Wechsel zur CDU/FDP-Regierung im Jahre 2005 stellte sich die Frage nach der Zukunft von abituronline.nrw. Zu diesem Zweck besuchte der Staatssekretär im Ministerium für Schule und Weiterbildung, Herr Günter Winands, am 6. September 2005 das Westfalen-Kolleg Dortmund, um sich über abitur-online.nrw, das Projekt SelGO und den Zweiten Bildungsweg allgemein zu informieren. Die Tagesordnung sah eine Unterrichtsstunde mit Meinolf Nolte sowie eine Demonstration im Virtuellen Klassenzimmer und eine Informationsrunde mit den beiden abitur-online-koordinatoren vor. Der am Westfalen-Kolleg gewonnene Eindruck war offenbar so nachhaltig, dass das Westfalen-Kolleg zum 60jährigen Geburtstag des Landes NRW am 27. August 2006 eingeladen wurde, um abitur-onlline.nrw als eines von drei Zukunftsprojekten der nordrhein-westfälischen Schulpolitik zu repräsentieren. Westfalen-Kolleg Dortmund Zehn Jahre abitur-online, Seite 5

NRW-Geburtstag am 27.6.2006: Schulministerin Barbara Sommer im Gespräch mit abitur-online-lehrerinnen APO-Änderungen, Zentralabitur Die Einführung des Zentralabiturs durch die damalige Landesregierung bedeutete eine Zäsur, da nun nicht mehr - wie bisher - Standardlehrgänge durchgeführt werden konnten, weil die Abiturvorgaben Jahr für Jahr angepasst werden müssen. Das Materialangebot musste also entsprechend modularisiert und regelmäßig auf den neuesten Stand gebracht werden. Damit dies möglich war, wurde das Zentralabitur in abitur-online.nrw erst ein Jahr später als im übrigen Zweiten Bildungsweg eingeführt (der ja wiederum auch erst ein Jahr später als die Gymnasien, Gesamtschulen und Berufskollegs das Zentralabitur übernahm). Dennoch hat sich der Charakter der Lehrgänge verändert, weil die Strukturierung der Inhalte bzw. Lernmaterialien wieder in der Hand der LehrerInnen liegt (was manchen auch gefällt) und diese auch verstärkt Material einstellen mussten, weil nicht jede Änderung in den Vorgaben von den Materialentwicklungsgruppen aufgefangen werden konnte. Ein aus der Sicht von abitur-online.nrw ernst zu nehmendes Problem ist die mit dem Zentralabitur eingeführte Erhöhung der Klausurenanzahl, da Klausuren in der Präsenz geschrieben werden und deshalb kaum lösbare zeitorganisatorische Probleme entstanden. Eine gewisse Rücksichtslosigkeit bedeutete die Tatsache, dass die Einführung in die Zweite Fremdsprache, die bisher in den beiden Einführungssemestern absolviert und abgeschlossen werden konnte, sich nun über mindestens drei Semester erstrecken muss, obwohl der darauf aufbauende Grundkurs im dritten Semester beginnen muss. Davon abgesehen stellt das Zentralabitur wie im gesamten Zweiten Bildungsweg auch in den abitur-onlinelehrgängen kein besonderes Problem dar. Die Leistungen sind mit denjenigen in anderen Schulformen in jeder Beziehung vergleichbar. Um so höher muss man die Leistungen der Studierenden (und auch der LehrerInnen) bewerten! Westfalen-Kolleg Dortmund Zehn Jahre abitur-online, Seite 6

Zahlen abitur-online.nrw ist nicht nur in rechtlicher Hinsicht ein abendgymnasiales System. Dies betrifft auch das Problem des Drop-Out. Insbesondere im ersten Semester zeigt sich, dass nach und nach die Hälfte der Studierenden abitur-online.nrw wieder verlässt. Der Hauptgrund dafür liegt in der zeitlichen Beanspruchung, die in der obligatorischen Beratung vor Beginn des Studiums mit ca. 30 Schulstunden je Woche angegeben wird (11 Stunden Präsenz, 11 Stunden Selbststudium, 8 Stunden Lektüre, Hausaufgaben usw.). Hinzu kommt das Problem, die zur Verfügung stehende Zeit zu organisieren, einen Rhythmus zu finden und sich innerhalb der Familie Freiräume zu erkämpfen. Es überrascht demnach nicht, dass von den im ersten Semester startenden Studierenden nur eine Minderheit tatsächlich die Reifeprüfung ablegt. Eine nicht unbedeutende Zahl von Studierenden verlässt abitur-online.nrw mit dem Zeugnis der Fachhochschulreife, wodurch die Erfolgsbilanz deutlich verbessert wird. abitur-online.nrw ist ein atmendes System, d.h. dass bis zum dritten Semester Studierende quer einsteigen können. Für die Koordination ist dies durchaus ein Problem, weil die Aufnahme in einen laufenden Lehrgang zusätzlicher Betreuung bedarf. Hier ist insbesondere die Einführung in die Arbeit mit der Internetplattform zu nennen, die ja in Tageslehrgängen nicht in dieser Form notwendig ist. Insgesamt haben in den seit Sommer 2005 abgeschlossenen Lehrgängen 104 Studierende das Zeugnis der Reife und 40 Studierende das Zeugnis der Fachhochschulreife erhalten (incl. der voraussichtlichen Zahlen für das jetzt bevorstehende Abiturverfahren). Zusätzlich wird den Abiturienten ein Dokument ausgestellt, in dem ihnen besondere Kompetenzen bescheinigt werden (Medienkompetenz, Selbstdisziplin, Kooperationsfähigkeit usw.). Situation der Studierenden und KollegInnen, Evaluation, emotionale Bindung Von Beginn an wurden alle Studierenden des beginnenden zweiten Semesters zu abitur-online.nrw befragt. Dabei ging es nicht nur um die Qualität des Lehrgangs (Fachunterricht, Betreuung, Qualität der Internetplattform) sondern auch um ihre eigene Situation in der Präsenz und in der Distanz. Die Ergebnisse waren im Grunde immer die gleichen. Die Präsenz wurde im Vergleich zur Distanz als deutlich positiver herausgestellt. Darüber hinaus gab es - von einer gewissen Kritik an organisatorischen Zwängen, einzelnen Fächern bzw. LehrerInnen abgesehen - eine durchgehend hohe Zufriedenheit mit abitur-online.nrw. Deutlich ausgeprägt ist die emotionale Bindung an die Klassengemeinschaft. Dies zeigt sich auch darin, dass sich die Ehemaligen regelmäßig treffen. Auch auf der Seite der LehrerInnen wurde die Arbeit in abitur-online.nrw überwiegend sehr positiv bewertet. Die durchaus vorhandene Kritik richtet sich meistens gegen strukturelle Rücksichtslosigkeiten, die sich in einem so großen und komplizierten Schulbetrieb wie am Westfalen-Kolleg Dortmund beinahe zwangsläufig ergeben. Die Unterrichtsarbeit am Wochenende bedingt eine gewisse Unruhe im Wochenablauf, die Unterbrechung, die das Wochenende normalerweise mit sich bringt, ist für die KollegInnen in abitur-online.nrw nicht so ausgeprägt wie für diejenigen, die nur im Vollzeitsystem unterrichten. Dies wird dadurch verstärkt, dass die neuen Aufgaben für die Studierenden spätestens am Montag Abend auf der Plattform zur Verfügung stehen sollen. Grundsätzlich sind ao-lehrerinnen im Vollzeitsystem Teilzeitbeschäftigten gleichgestellt. Dies bedingt eine erhöhte Anzahl von Springstunden, da der Stundenplan des Vollzeitsystems immer am Normallehrer ausgerichtet ist. Dennoch ist für die LehrerInnen die Gesamtbilanz von abitur-online.nrw positiv. Die Studierenden wirken meistens ernsthafter als im Vollzeitsystem, weil sie beruflich und familiär gebunden und gewohnt sind, Verantwortung zu übernehmen. Auch das Experimentelle, das abitur-online.nrw zu eigen ist, wird von vielen KollegInnen Westfalen-Kolleg Dortmund Zehn Jahre abitur-online, Seite 7

geschätzt. Zudem bietet die Arbeit von zu Hause aus die Möglichkeit, die zur Verfügung stehende Zeit besser einzuteilen. neueste Entwicklungen Anfang 2009 gab es von der Schule für Cirkuskinder eine Anfrage, ob das Westfalen-Kolleg ein Angebot für begabte Zirkuskinder machen könne, damit diese die Allgemeine Hochschulreife erlangen können. Da dieses Vorhaben vom Schulministerium u.a. mit einer günstigen Lehrer-Schüler-Relation unterstützt wurde, konnte das Westfalen-Kolleg zum Sommer 2009 zwei junge Artistinnen, Leslie Maatz und Adela Alvarez, in einer eigenen kleinen Klasse begrüßen. Die Studierende Leslie Maatz in Aktion Am 23. Juni 2012 werden den beiden Studierenden (voraussichtlich) die Abiturzeugnisse ausgehändigt werden. Sie werden die beiden ersten Zirkuskinder sein, die die Allgemeine Hochschulreife erlangen. Voraussichtlich wird mit dem Schuljahr 2012/13 ein neuer Kurs für Zirkuskinder eingerichtet. Der Schule für Cirkuskinder sei an dieser Stelle für die Zusammenarbeit herzlich gedankt. Nach einer gemeinsamen Übergangsphase geht die Koordination von abitur-online.nrw im Sommer 2012 auf Dr. Wanda Klee und Alina Stöteknuel über. Westfalen-Kolleg Dortmund Zehn Jahre abitur-online, Seite 8

Hall Of Fame Liste der bisherigen AbiturientInnen (ohne FachabiturientInnen): Abitur 2004/05: Abitur 2005/06: Abitur 2006/07: Abitur 2007/08: Karola Bialluch-Plothe Erika Dornbusch Stefan Escher Silke Frye Reinhild Hamelmann Sylvia Knoth Thorsten Kuhlmann Doris Lüdemann Petra Otter Marion Pantförder- Fischer Susanne Gneupel Tanja Müller Silvia Neuhaus Petra Wiewel Oulaya Belgharbi Sonja Gurok Melanie Heinze Alexandra Kantor Martin Kempner Christoph Mroczek Christof Schmidt Sylvia Schmidt Dominik Steimann Pia Tewes Stefan Wulfram Claudia Dawert Holger Echterhoff Tobias Finke Anja Fißmer-Behrla Thomas Jedlicka Friedrich Jessen Jens Kraenke Stefanie Lugerth Stefan Müller Jennifer Neumann Susanne Popanda Gebriele Schulze Melissa Straka Markus Tinkloh Claudia Tuschy Uwe Wendler Abitur 2008/09: Abitur 2009/10: Abitur 2010/11: Abitur 20011/12 (voraussichtlich): Peter Baensch Heike Blech Olga Kröcker Magda Makowiecki Oliver Schulz Maik Weische Kathrin Willgalis Stephanie Christaldi Stefanie Wulfert Irina Geiger Lars Heitmann Sandra Kampmann Hildegard Keller-Rühl Astrid Mackowiak Kirsten Matthäus Marina Möller Anna Nuss Anika Schatten Jasmin Schwickert Ling Schüler Monika Szczesny Ilona Weiss Andrea Zabel Sadie Cherylinn Bentler Nadja Bruchhaus Andrea Fickeis Sonja Franz Benjamin Heidemann Sabrina Hesse Nuray Keskin Michael Kirsch Stefanie Kleimann Jennifer Kleinert Katrin Knapp Christina Kube Mike Kurz Susanne Majkowski Stefanie Mischner Matthias Mühlhaus Miriam Müller Naoual Pfundtner Anja Pietzsch Daniela Renzing Vitali Schwab Viktoria Seiferling Yasemin Akca Naoual Aklia-Arzini Adela Alvarez Anne Cheremukhin Sakia Franken Patrick Henning Adrian Hosseinzadeh Inga Konkel Leslie Maatz Olgunay Pekdemir Alexander Plettner Stanka Ratknic Petra A. Rutsch Annika Scherer Sabrina Schröder Pia Senftleben Aysun Türkmen Sandra Wiesner Westfalen-Kolleg Dortmund Zehn Jahre abitur-online, Seite 9

Liste aller LehrerInnen, die bisher in abitur-online.nrw unterrichtet haben: Nele Abels (E) Martine Bernardin (F) Maik Brachmann (D) Paul Breitenstein (M) Alois Bühner (F) Dorothee Cordt-Hofmann (Bio) Angela d Alonzo (D) Ulrich Dönhoff (Inf) Folke Domann (E) Anna Fischer (F) Heinrich Flake (Soz, GS) Klaus Hegels (Bio) Alexandra Heising (E) Björn Kian (D) Dr. Wanda Klee (E) Mario Kötter (Bio, Soz) Rainer Kroepsch (E, D) Rudi Landskröner (AS Unna, M) Tabea Goering (D, E) Ulrike Lehmann-Goos (Bio) Beate Marschke (D) Jürgen Merschhemke (M) Ulrike Miehlisch (E) Meinolf Nolte (D) Holger Potthast (GS) Bernhard Reisch (GS) Stefan Sandführ (M) Oliver Schikorra (L) Julia Schmidt (D) Ulrich Schmidt (M) Manfred Schulz (AG Dortmund, E, GS) Wolfgang Schweer (M) Alina Stöteknuel (E) Dieter Stührenberg (AG Dortmund, Bio) Margret Urban (L) Claudia Weigert (L) Dr. Anja Wieber (GS) Ralf Wilzer (Bio) Westfalen-Kolleg Dortmund Zehn Jahre abitur-online, Seite 10