Inhalt. Seite 56. Seite 52. Logistische Unterstützung in Einsätzen. Realitätsnah und einsatzorientiert



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Transkript:

Inhalt ES&T SPEZIAL: MOBILE COMPUTING Seite 52 Seite 56 Logistische Unterstützung in Einsätzen EinefrühzeitigeEinbindungderWirtschaftistwünschenswert, um die Versorgung durchhaltefähig sicherzustellen. Realitätsnah und einsatzorientiert Eine nachhaltige Verbesserung der Einsatzfähigkeit der Soldaten ist das Ziel des neuen Schießausbildungskonzepts. SICHERHEIT & POLITIK 10 Mehr Geld für Verteidigung! Bernd Siebert MdB 14 Die NATO reagiert auf die neuen Krisen Rolf Clement 16 Sicherheit war lange nicht wichtig Interview mit dem Vorsitzenden der Münchner Sicherheitskonferenz, Botschafter Wolfgang Ischinger BUNDESWEHR & STREITKRÄFTE INTERNATIONAL 20 Perspektiven der Deutschen Marine Axel Schimpf 26 Die Feldjägertruppe Dietmar Klos 30 25 Jahre Deutsch-Französische Brigade Gerhard Klaffus 35 Kernfähigkeit in der Neuausrichtung: Die Landmobilität der Bundeswehr Michael Skubatz 38 Die Zukunft des Lufttransportes Henry Mäge 44 Fleet Synthetic Training Vorbereitung auf Einsätze mit der U.S. Navy Michael Buss 47 Energiemanagement in der Bundeswehr Peggy Große und Hans Titze 49 Simulatoren der Panzer- und Aufklärungstruppe Jens-Uwe Joneleit 52 Die logistischen Anforderungen der Bundeswehr im Wandel Udo Eschenbach 56 Das neue Schießausbildungskonzept Rüdiger Jorasch und Marcel Jobst 61 Indiens Marine: Entwicklung zur Blue Water Navy Dieter Stockfisch RÜSTUNG & TECHNOLOGIE 65 Seit 38 Jahren erfolgreich: Das Waffensystem RAM Georg Meermeier 69 Regenerative Energien für den Einsatz Jürgen Weis 79 Fahrwerke für moderne Kettenfahrzeuge Rolf Hilmes 83 Vor 50 Jahren: Erstflug der Sikorsky CH-53 Peter Preylowski WIRTSCHAFT & INDUSTRIE 85 Unternehmensstrategien der globalen Panzerindustrie Teil 1 Dieter Hanel 88 SMM 2014 Maritime Technologien der nächsten Generation Dieter Stockfisch 92 Der internationale Markt für Fregatten und Überwasserkampfschiffe Ted Hooton 96 Schutz der Kronjuwelen Die No-Spy -Klausel des BMI Dorothee Frank 4 Europäische Sicherheit & Technik Oktober 2014

ES&T SPEZIAL: MOBILE COMPUTING Seite 96 Seite 109 Schutz der Kronjuwelen Welche Konsequenzen hat die No-Spy -Klausel des BundesministeriumsdesInnernfürdieIT-Branche? Protective Edge Militärische und technologische Erkenntnisse aus der israelischen Operation gegen die Hamas im Gaza-Streifen ES&T SPEZIAL: MOBILE COMPUTING 100 Führungsunterstützung der Bundeswehr Operative Forderungen Gerald Frank Schreiber 103 Mobile Computing für die Zukunft Dorothee Frank 105 Neuausrichtung der Führungsunterstützung im HEER2011 Autorenteam Kommando Heer 108 Smart Devices im Einsatz Dorothee Frank ÄUSSERE & ZIVILE SICHERHEIT 109 Israels Operation Protective Edge Marcel Serr 112 Der Arabische Frühling Versuch einer Zwischenbilanz Andreas M. Rauch 115 Von der Katastrophe her denken Peter Erlhofer RUBRIKEN 3 Kommentar 6 Umschau 19 Berliner Prisma 60 IT News & Trends 70 Informationen Nachrichten Neuigkeiten aus aller Welt 74 Blick nach Amerika 76 Fraunhofer INT: Neue Technologien 77 Typenblatt 90 Unternehmen & Personen 117 Impressum 118 Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik e.v. 120 Bücher 122 Gastkommentar Niemandweiß,wasnachderrussischenEntfachungdesBürgerkrieges inderostukrainenochpassierenwird.dieerfahrungenderletztenmonateverheißenjedochnichtsgutes.werangesichtsdieserlagenach dergrundgesetzlichgefordertenfähigkeitderbundeswehrzurlandes-und Bündnisverteidigung fragt, erschrickt. So haben wir in den Streitkräften inzwischen eine derart ausgedünnte materielle Hinterlegung mit Großgerät, dass zwar Auslandseinsätze gegen technologisch rückständige Gegner möglich sind, jedoch keine glaubhafte Abschreckung einer bedeutenderen militärischen Macht. Größere Materialverluste, zum Beispiel in Gefechten, sind weder konzeptionelleingeplantnochdurchreservenkurzfristigersetzbar.siestellen damitdiedahinterstehendefähigkeitgrundsätzlichinfrage.manstellesich nur einmal die Folgen des Verlusts eines einzigen U-Boots der Klasse 212A vor! Geplant waren zwölf Einheiten, jetzt sind es gerade einmal sechs. Bernd Siebert MdB: Mehr Geld für Verteidigung!, S.10 Oktober 2014 Europäische Sicherheit & Technik 5

Kommentar Europa bleibt mit sich selbst beschäftigt Die im Mai gewählten Abgeordneten des Europäischen Parlaments haben ihre Arbeit aufgenommen, die Personalentscheidungen für Kommission und Ratspräsidium sind gefallen undnebenbeiwurdeaucheinneuer NATO-Generalsekretär bestellt. Brüssel hat ein neues Gesicht, doch die Themen, die in EuropaaufderTagesordnungstehen,werden bisaufweiteresdiegleichensein,mitdenen sich bereits die Amtsvorgänger auseinanderzusetzen hatten. Die neuen Verantwortlichen wird man nicht daran messen dürfen, mit welcherkreativitätsiedabeiauchnochvisionäre Akzente setzen. Die Bürger dieses Kontinents können zufrieden sein, wenn es gelingt, die drängenden Probleme, vor denen die Gemeinschaft steht, im Griff zu behalten. Die Sicherheitspolitik wird dabei trotz Ukrainekrise und neuer Bedrohungen durch islamistischen Terrorismus ein Nebenschauplatz bleiben. Wachstum und Beschäftigung, Staatsverschuldung und Euro-Stabilisierung werden die bestimmenden Themen der kommenden Jahre sein. Die wirtschaftlichen Probleme, vor deneneuropasteht,bewegensichnichtmehr länger im gewohnten Rahmen konjunktureller Verläufe,indenensichimAbschwungbereits diebegründetehoffnungaufdennächsten Aufschwung regt. Auch sind sie nicht bloß dernachhallderfinanzkrisedesjahres2008. Dieser externe Schock hat die Defizite europäischer Wirtschaftsstrukturen und Wirtschaftspolitiken lediglich zutage gefördert. Ihre Ursachen sind in jahrzehntelangen Versäumnissen und Fehlentwicklungen zu suchen, die der MarktwirtschaftjeneFlexibilitätnahmen,die sie benötigt, um in Krisenzeiten ihre Selbstheilungskräfte entfalten zu können. In manchen EU-Mitgliedstaaten, darunter auch großen wie Frankreich und Italien, ist die Lage so verfahren, dass sich die ökonomische zurpolitischenkriseauswächst.werdaspech hat, in Regierungsverantwortung zu kommen, steht vor einem Scherbenhaufen, den bereits dievorgängervondenvorvorgängerngeerbt hatten. Diesen zu beseitigen, erfordert Reformen,diesichnichtals Win-win-Strategien fürallebetroffenenausgebenlassenunddaherauferbittertenwiderstandvoninihrenbesitzständen und Gewohnheitsrechten bedrohten Interessengruppen stoßen. Die Opposition im Nacken, unter ihnen oft auch Populisten jeglicher Provenienz, fehlt den Regierungen die Motivation, Weichenstellungen vorzunehmen, diesichbiszurnächstenwahlnichtauszahlen. Wenn sie diese unterlassen, unterminieren sie jedoch ihre eigene Glaubwürdigkeit. Die Halbwertzeit,indermitReformelanangetretene Regierungen verschleißen und ihr öffentliches AnsehenindenSturzflugübergeht,hatsich in machen Ländern dramatisch verkürzt. Die Doppelstrategie, sich zum einen den Wählern alsschutzschildgegenreformdruckausbrüsselzupräsentierenundzumanderenzugleich Rückendeckung und Ressourcen der EU einzufordern, ist der Versuch, aus diesem Dilemma auszubrechen. Die neuen Verantwortlichen in Rat, Kommission und Parlament werden damit besonnen umzugehenhaben,zumalmanchedämme, diediemitgliedstaatenindiepflichtzureigenverantwortung nehmen sollten, bereits gebrochensind.dieeuropäischezentralbank,diein die Funktion einer finanz- und wirtschaftspolitischen Schattenregierung ohne demokratisches Mandat aufgerückt ist, fördert mit ihrer Niedrigzinsstrategie die weitere Verschuldung von Krisenländern der Eurozone, betreibt kaum noch verdeckte Staatsfinanzierung und begünstigt Moral Hazard durch die Sozialisierung von Haftungsrisiken. Diese Interpretation von Solidargemeinschaft ist keine geeignete Richtschnur für die Fortentwicklung dereu.dereuropäischenideeistnichtdamit gedient, wenn Integration zum Synonym für Umverteilung und Zentralisierung wird. Wo das Maß verloren zu gehen scheint, wächst das Misstrauen und regen sich zentrifugale Kräfte. EU-kritische Tendenzen sind nicht ohne Grund heute in nahezu allen Mitgliedstaaten im Aufwind, und seit der letzten Wahl sind sieauchimeuropäischenparlamentunübersehbar. Eine wirtschaftliche Erholung der europäischen Krisenstaaten und der Gemeinschaft insgesamt wird sich, wie immer sie auch auf den Weg gebracht werden kann, nicht von heute auf morgen einstellen. Damit geht wertvolle Zeit im globalen Wettbewerb verloren.währendeuropavollaufmitsichselbst beschäftigt ist, erleben andere dynamische Weltregionen einen rasanten Aufstieg und entstehen neue Schwergewichte der internationalen Politik. Der Anspruch der EU, als globaler Akteur zu Sicherheit und Stabilität beizutragen,unddiewirklichkeitdrohenimmerweiter auseinanderzuklaffen.indieserlageführtes in die Irre, über Kennzahlen zu spekulieren, die ein wünschenswertes Verhältnis von Verteidigungsausgaben und Wirtschaftsleistung ausdrücken sollen. Viel wäre bereits erreicht, wenn es endlich gelänge, die vorhandenen Ressourcen effizienter zu bündeln. Peter Boßdorf Oktober 2014 Europäische Sicherheit & Technik 3

Umschau (Foto: WTD 81) MSSR 2000 Radar für Indonesien AirbusDefenceandSecurityrüstetdieindonesische Luftwaffe mit MSSR 2000 Radar zur Identifizierung von Flugzeugen und zur Luftüberwachung aus. Damit werden Lenkung des Luftverkehrs und die Voraussetzungen zur Luftverteidigung für das Landaufmehrals15.000Inselnverbessert. Zwei Sekundärradare MSSR 2000 werden bis Anfang nächsten Jahres an Indonesien übergeben. Mit Datenabfragen im Mode S-Standard ergänzt das MSSR 2000 die DatenderPrimärradareundträgtsozueinem übersichtlichen und vollständigen Luftbild in Echtzeit bei. Das international mit rund 400 Systemen weit verbreitete Radar wird indeutschlandfürdaslagebildaufallen Schiffen der Marine und für Luftlage und SteuerungdesmilitärischenFlugverkehrs über dem Bundesgebiet eingesetzt. PzH 2000 für Kroatien Nach der Genehmigung durch das kroatischeparlamentwerdendiemitte2013begonnenen Verhandlungen zur Beschaffung von zwölf Panzerhaubitzen PzH 2000 aus Beständen der Bundeswehr fortgeführt. Im Zeitraum 2014 bis 2018 will Kroatien dieüberlassungmitrund41mio.eurofinanzieren. In Kroatien sollen die veralteten 122-mm-Haubitzen2S1Gvozdikaersetzt werden und damit ein 2013 vereinbartes NATO Capability Goal erfüllt werden. Mit der Neuorientierung der Bundeswehr hat das Heer die Anzahl der ursprünglich 148 PzH2000auf81reduziert.DieüberschüssigenHaubitzenstehenzumVerkauf.Kroatienistseit2009MitgliedderNATO.Damit 20.000 Flugstunden in Afghanistan Am1.OktoberdiesesJahreserreichtedasSystemHeronimVorhabenSAATEGZwischenlösungdie20.000.FlugstundeinAfghanistan.SeitdemFrühjahr2010setzt diebundeswehrerfolgreichdasaufklärungssystemheronderfirmaiaiimrahmen ihres ISAF-Einsatzes ein. Das System selbst und der dazugehörige Service werden als BetreiberlösungvonderCassidianAirborneSolutionsGmbH,einenUnternehmender AirbusGroup,zurVerfügunggestellt.DerpolitischenDiskussionderletztenMonate folgend,könntedieselösungauchaufeinsystemmiterweitertenfähigkeitenals Überbrückungslösung angewendet werden, bevor ein europäisches MALE UAS zur Zielbefähigung zuläuft. (jh) (Foto: Cassidian Airborne Solutions) (Foto: Bundeswehr) (Foto: Meyer Werft) (Foto: PLATH) ist der Export von Kriegswaffen und sonstigen Rüstungsgütern grundsätzlich nicht beschränkt. Aktive VHF/UHF-Peilantenne von PLATH PLATH hat eine aktive VHF/UHF-PeilantenneDFA2440inmodernemDesignmit intelligenter Technologie und praktischer Handhabung herausgebracht. Die DFA 2440 besteht aus zwei Antennenanlagen mit Peilsystem, die hinsichtlich Größe, Planheit, Gewicht und Stromverbrauch kompakt integriert sind. Die Antenne wurdespeziellfürdeneffizientenbetriebauf Fahrzeugen entworfen und ist in einer Dachboxeingebettet.DieKombinationaus demsehrflachendesignunddemgeringengewichtvonwenigerals30kgisteine der Hauptinnovationen dieser Antenne. Diesermöglichteineschnelleundeinfache Installation auf verschiedenen Fahrzeugarten, insbesondere Kleintransportern und SUV. Eine andere wesentliche Eigenschaft derdfa2440istderstarkewiderstand gegen Mehrwegausbreitung und Änderungen der Polarisierung. Forschungsschiff Sonne AufderNeptunWerftinRostock-Warnemünde hat Bundeskanzlerin Angela Merkel das neue deutsche Tiefseeforschungsschiff Sonne getauft. Das nach neuesten Umweltstandards konstruierte 116 m lange und 20,60mbreiteForschungsschiffzeichnet sich zudem durch eine hohe Energieeffizienz aus. Die Besatzung umfasst 35 Personen. DasSchiffkannzudem40Wissenschaftler an Bord unterbringen. Ab Januar 2015 ist dasschiffeinsatzfähig.daseinsatzgebietdes neuenforschungsschiffesistderindische 6 Europäische Sicherheit & Technik Oktober 2014

Ozean und der Pazifik. Dort soll das Schiff vorallemdieauswirkungendesklimawandels auf das maritime Ökosystem und das Vorhandensein von Rohstoffen im Meer erforschen. Das neue Forschungsschiff löst das 44 Jahre alte Vorgängerschiff Sonne ab, dasaußerdienstgestelltwird. (ds) Synapsis NX Brücken Raytheon Anschütz hat die Lieferung von Synapsis Integrierten Navigationssystemen (INS) der neuen NX-Generation bekanntgegeben. Als weltweit erste Systeme sind die Synapsis INS Typ-geprüft nach den neuesten IMO Performance- Standards. Mit der Synapsis NX-Architektur liefert Raytheon Anschütz kosteneffizient maßgeschneiderte Lösungen für alle Schiffstypen. Die Architektur basiert auf dem neuen, ultrakompakten und leistungsstarken Small Marine Computer, welcher als Standard für alle Arbeitsplätze und Brückenanwendungen eingeführt ist. Softwaremodulefür(Chart-)Radar,ECDIS und Conning können beliebig hinzugefügt undkombiniertwerden.derneuenauto- Plex Datensammler und Datenkonverter vervollständigtdasrückgratderneuen Synapsis NX Netzwerk-Infrastruktur. (ds) A400M in internationalem Einsatz Unter Führung des Europäischen Lufttransportkommandos (EATC) hat eine A400M der französischen Luftwaffe erstmals eine deutsche Beiladung über den Atlantik geflogen.derflugführtevonorléansmit Material aus Frankreich über Köln/Wahn, vondortweiterübershannonnachwashington, dem Ziel der deutschen Ladung. AnschließendwurdeinCalgaryLadung in belgischem und französischem Auftrag aufgenommen und nach Melsbroek (Belgien)geflogen.BeiAnkunftimHeimatflughafenOrléanshattedieMSN008ineinem zweitägigen Einsatzflug fast 20.000 km zurückgelegt. Für das EATC ein normaler Auftrag, der zeigt, dass sich das Kommando auf den Umgang mit dem neuen Transportflugzeugeingestellthat.Biszuhundert A400MsollenamEndebeimEATCassigniert werden, darunter die 40 deutschen Maschinen, die im Zeitraum 2014 bis 2019 zulaufen sollen. (Foto: EATC/Peter Dewien) Eurofighter-RIG Link 16-fähig DerEurofighteristnunauchLink16-fähig.DieErprobungfanddurchdasSystemzentrum14derLuftwaffeinManchingstatt.HierwurdederdigitaleDatenaustausch zwischen der Testanlage Eurofighter-RIG (Reference in Ground) und mehreren NATO- Partnern über Link 16 erfolgreich geprobt. Zu Beginn der Testkampagne fand die Datenübertragung noch mit simulierten Sende- und Empfangsgeräten anderer Nationenstatt.ImweiterenVerlaufseidanndererfolgreicheDatenaustauschmitrealen fliegenden Systemen, wie zum Beispiel dem Luftraumüberwachungssystem AWACS, realisiertworden,sodiemitteilungderluftwaffe.daseurofighter-rigkannjetztfür Software- und Systemtests des Eurofighters eingesetzt werden. (df) Security Laptop cyber-top DerdeutscheIT-Herstellergenuambhhat einen Security Laptop cyber-top entwickelt,dermittelseinerneuartigenseparationstechnologie strikt getrennte Bereiche erzeugt, sodass Angreifer oder Malware keinen Weg bspw. vom Browser zu den sensiblen Daten findet. Diese Sicherheitsseparation läuft im Hintergrund ab, der Anwenderbemerktdavonnichts.Erarbeitet mit dem gewohnten Programm und kann dassecuritylaptopimbüro,unterwegs oderauchimhomeofficeeinsetzen.auf demcyber-topläuftdasseparationssystem L4. Dieses erzeugt auf dem Security Laptop strikt isolierte Compartments: In einem laufen die E-Mail- und Browserprogramme,ineinemanderendieAnwendungen zurbearbeitungsensiblerdaten.dajedes Compartment mit einem eigenen Betriebssystem ausgestattet ist, bestehen keine Abhängigkeiten. (ds) Deutsche Marine beschafft Glock 17 Gen 4 als P9A1 Das Kommando Spezialkräfte der Marine beschafftderzeiteinebesonderevariante der Neun-Para-Pistole Glock 17 Generation 4. Die Pistole mit dem Schlagbolzenschloss wird in der Bundeswehr als P9A1 katalogisiert. Wesentlichen Hintergrund der Beschaffung bilden die Vorteile des SchlagbolzenschlossesimmaritimenEinsatzumfeld.SolässtsichdieP9A1unter (Foto: Bundeswehr) Wasser zur Selbstverteidigung im Nächstbereich einsetzen. Die P9A1 wird jedoch die speziell für den Unterwasserkampf konstruierte Pfeilbündel-Pistole P11 von Heckler&Kochnichtersetzen.DieP9A1 verfügtüberdiemaritimeausstattungmit speziellem Federteller sowie die Zwei-Kilo- Feder. Markantestes Unterscheidungskriterium zur Glock Generation 3, die bereits als P9M (maritim) katalogisiert ist, sind die austauschbaren Griffrücken. (ww) Neuer Name: HK416 heißt nun G38 DasSturmgewehrHK416A5ausdemHauseHeckler&Kochläuftnunauchunter der deutschen beschaffungsbehördlichen Bezeichnung G38. Die Bundeswehr-Kata- (Foto: Jan-P. Weisswange) (Foto: Jan-P. Weisswange) Oktober 2014 Europäische Sicherheit & Technik 7

Umschau (Foto: Luftwaffe) logisierer nahmen jüngst die Version mit 11 -Rohr (279 mm) unter dem Kurznamen G38C in ihre Übersichten auf. Hintergrund: Eine Bundesbehörde hat diese Version der Waffebereitsbeschafft.DasG38gehörtzu jener Anfang dieses Jahrtausends entwickelten Oberndorfer 416/417-Waffenfamilie, die das international weitverbreitete AR-Design mit dem äußerst zuverlässigen Kurzhub- GaskolbensystemdesG36verknüpft.Weitere geplante Varianten seitens HK sind ein G38Kmit14,5 -Rohr(386mm)sowieein G38 mit 16.5 -Rohr (420 mm). Das G38 ist in schwarz und in RAL8000 lieferbar. (ww) Einweisung mittels Helmvisier DiespanischeLuftwaffehaterstmalsden digitalen Start einer IRIS-T von einem Eurofightererprobt.Damitkönnenspezielle FähigkeitenderIRIS-TwiedieUmkehrder Flugrichtung direkt nach dem Start um 180 und die Einweisung durch den Piloten per Helmvisier genutzt werden. Der Lenkflugkörper kurzer Reichweite verfügt mit dem passiven bildverarbeitenden Infrarotsucher sowie dem aktiven Radar-Annäherungssensor über zwei äußerst effiziente Zielerfassungssysteme. Hierdurch ist er unempfindlich gegen die in den verschiedensten Luftwaffen eingeführten Selbstschutzsysteme, dieetwadurchflares,ircmoderdircm versuchen, einen anfliegenden Lenkflugkörperzubekämpfen.TestsgegenZielevon nur25cmgrößeverliefenerfolgreich. (df) Brücke zwischen Leitstellen, TETRA- und LTE-Netzen Für Leitstände und Leitstellen sorgt die CONET UC Radio Suite als Kommunikationsdrehscheine mit ihren leistungsstarken Konnektoren und Gateways für die benötigte, nahtlose Kommunikationsintegration zwischen den eigenen analogen und digi- talenkommunikationswegenundtetra- Netzen ebenso wie zwischen TETRA- und LTE-Netzen führender Hersteller. Insbesondere Infrastrukturbetriebe mit hohen Sicherheitsanforderungen wie Öl- und Gasförderer, Flughäfen und Eisenbahnbetreiber profitieren neben Polizei, Feuerwehr und Rettungskräften von der mit der CONET UC (Grafik: Conet) Radio Suite gesteigerten Zuverlässigkeit und Reaktionsfähigkeit.Auf der Critical Communications Middle East in Dubai präsentiert CONET die Leistungsschwerpunkte der bereitseuropaweitu.a.beiderdeutschenbahn, der Bundeswehr und der NATO eingesetzten CONET UC Radio Suite. Hierzu gehören vor allem die herstellerunabhängige Integration der genutzten Kommunikationskanäle, Gateways zur Anbindung von Funkgeräten anip-sprachnetze,integrationvongeoinformationsdaten, Echtzeit-Kartenanzeige sowie Integration von Internet basierten Telefonanlagen. (Foto: Ziegler) (Foto: BAAINBw) Elektromobilität für die Bundeswehr Ende Juli 2014 erhielt das BAAINBw in KoblenzvonderVolkswagenAGüberdie BwFuhrparkService GmbH insgesamt zehn Elektrofahrzeuge vom Typ Volkswagen e-up. Die Volkswagen AG stellt einen Großteil der Fahrzeuge, die in der Bundeswehr verwendet werden. Im Rahmen der Probephase zum neuen Projekt Corporate Carsharing können ausgewählte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die neuen Elektrofahrzeuge testen. Public Safety Vehicle 9000 Die Albert Ziegler GmbH stellte auf der GPEC den geschützten Wasserwerfer Public SafetyVehicle(PSV)vor.DerWasserwerfersetztneueMaßstäbeimBereichSchutzfür diemaximalfünfköpfigebesatzungundistfürkomplexeundkritischeeinsatzszenarienentwickeltworden.wichtigstesmerkmalistdiespeziellekonzeptiondergekapseltenstahlkabinefürschusshemmendebeblechungundscheiben.wedereinhochklettern noch ein Einhaken am Aufbau des Fahrzeugs ist möglich. Der Wasserwerfer ist aufeinemmercedesbenzactros3341ak36montiert.dasfahrzeugist9,00mlang, 2,55mbreit,3,70mhochund29tschwer.EsverfügtübereineLeistungvon290kW. Der Kofferaufbau ist eine Ganzstahlkonstruktion aus gezogenen Vierkantstahlrohren und Kantprofilen, die verwindungsunempfindlich gelagert ist. In den Aufbau ist ein 9.000-Liter-GFK-WassertankmitfesteingebauterZieglerFeuerlöschkreiselpumpe FPN15-2000-2AmiteinerLeistungvonbiszu3.000l/min(bei15bar)integriert. ZweifernbedienbareWerfer,dielinksundrechtsaufdemFahrerhausdachmontiert sind,leistenjeweilsca.1.100l/minundhabeneinewurfweitevonbiszu65m. 8 Europäische Sicherheit & Technik Oktober 2014

(Foto: ESA) konventionellen Staplern übernehmen. Aus munitions- und sicherheitstechnischen Gründen dürfen innerhalb der Lagerhallen nur elektrobetriebene Fahrzeuge verwendetwerden.dadasarealdesdepotsmit seinen254haund40kmstraßennetzzu dengrößteneuropaszählt,kannderstapleraufdemaußengeländeimdieselbetrieb fahren und gleichzeitig die Batterien für den Hallenbetrieb aufladen. Mit der Inbetriebnahme des Staplers kommt die Bundeswehr auch den Klimazielen der Bundesregierung nach. Luftbetankung mit der A400M DieA400MhaterfolgreichersteTestszur Luftbetankung mit einer F/A-18 Hornet absolviert. Innerhalb dieser Kampagne fandenfünfflügemit33trockenkontakten sowie der Übergabe von insgesamt 18,6 t Treibstoff in 35 Betankungsvorgängen (Foto: Airbus DS) ScheibewirdalsoptischeReaktionfürden Schützen abgeklappt. Nach ca. 40 ms kann das nächste Signal verarbeitet werden, dies entspricht einer Rate von 25 Schuss/sec. Kunststoffscheiben können zehnmal mehr Treffer aufnehmen als beispielsweise Blechscheiben und müssen dementsprechend seltener gewechselt werden. (Foto: IFT) Galileo-Aufbauphase begann mit Fehler EinerussischeSojus-Raketehatam22.August 2014 die beiden ersten Satelliten für den Aufbau des europäischen Satellitennavigationssystems Galileo in eine Umlaufbahn rund 6.000 km unterhalb der geplantenhöhevon23.500kmgebracht.obdie beiden Satelliten für Galileo genutzt werden können,istnochnichtgeklärt,dieursache für den Fehler noch nicht gefunden. Für die Programmierung ist der Raketenlieferant Russland zuständig. Die Weltraumagentur ESA verhandelt in Auftrag der Europäischen Kommission die Industrieverträge. DeutschlandistamBauderSatellitenbeteiligt(Ge- neralunternehmer ist die OHB System AG in Bremen) und betreibt beim DLR eines der beiden Galileo-Kontrollzentren. Für die Aufbauphase hat die Europäische Kommission insgesamt 22 Satelliten bestellt. Ende 2014 sollen die nächsten Satelliten ins All folgen. Die Inbetriebnahme des Systems mit ersten Diensten ist für 2015 geplant. Vollständig einsatzfähig soll es 2020 sein. Hybrid-Seitenstapler im Munitionsdepot DerSeitenstaplerMQ30Hleistetabsofort seine logistische Unterstützung im Munitionsdepot in Köppern. Das hybrid angetriebenefahrzeugisteinkooperationsprodukt des BwFuhrparkService und derhubtexgmbh&co.kg.fürdasfahrzeug wurde ein neuer Antrieb entwickelt. DerMQ30HkanndieAufgabenvonzwei (Foto: Hubtex) statt. Der Airbus besitzt eine Kapazität von 50,8 t Treibstoffladung, die durch Zusatztanks erhöht werden kann. Die Standardversion der A400M enthält bereits die notwendige Ausstattung, um den Transporter mit dem Air-to-Air Refuelling Kit relativ schnell in die Tankversion umzuwandeln. Die erste A400M soll noch in diesem Jahr an Deutschland geliefert werden. AllerdingsgehendieFlugzeugedannzunächst zurzulassungandasbaainbw,sodassdas erste Transportflugzeug voraussichtlich ab 2016 für taktische Lufttransporte zur Verfügung steht. (df) Materialunabhängige Treffererkennung FüreinesichereErkennungvonTreffernauf Gefechtsschießbahnen werden moderne impulsgesteuerte Sensoren eingesetzt. Das Ingenieurbüro für Technologie-Transfers (IFT) hat in Zusammenarbeit mit Pinnecke undengelhardteinenneuensignalkonverterfürdieseit1994beiderbundeswehr eingeführte Willy-Kunststoffscheibe entwickelt, mit der das Anwendungsspektrum der Schießplatzanlagen (SPA) erheblich erweitert wird. Der ca. Zigarettenschachtelgroße Signalkonverter wird der SPA-Anlage vorgeschaltet. Eine für den Treffer auf der Scheibe charakteristische Impulsfolge wird binnen 15 ms als Treffer gewertet und die Schutzhelm-Maske- Kombination zertifiziert Die DEKRA hat die Kombination HMK150 aus ABC-Schutzmaske HM50 von Avon undschutzhelmp100nvonschuberthfür den Gebrauch zertifiziert. Die bereits in den europäischen Markt eingeführte HMK150 bietet neben dem ABC-Schutz auch einen mechanischen Schutz für den Kopf, wie er beim Lenken von Menschenansammlungen (Riot Control) erforderlich ist. Die bei Bedarf zu tragende Maske kann ohne VeränderungenamHelmbinnenSekundenaufgesetzt werden und erfüllt so die strengen Anforderungen der deutschen Polizei. Besondere Kennzeichen der Maske sind großflächige Sichtfenster,exaktgelenkterFlussderAtemluft, geringes Gewicht sowie schmales Profil, die ein langes, ermüdungsarmes Tragen der Maske ermöglichen. Der Filter kann linksoderrechtsangeschraubtwerden,je nach Art der Ausrüstung, die benutzt werden soll. (Foto: Avon Protection) Oktober 2014 Europäische Sicherheit & Technik 9

SICHERHEIT & POLITIK Mehr Geld für Verteidigung! Bernd Siebert MdB In einer der letzten Ausgaben dieser Zeitschrift hat der Verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Rainer Arnold, ein lesenswertes Plädoyer fürmehrzusammenarbeitundeffizienzim Bündnis gehalten. Seine Aussagen und Forderungen sind prinzipiell richtig und nachvollziehbar. In einem Punkt ist jedoch entschiedener Widerspruch angebracht: an derabsagefürsteigendeverteidigungsausgaben, denn das Gegenteil ist richtig. Wer die sicherheitspolitischen Zeichen der Zeit erkannt hat, muss in Zukunft mehr GeldindieHandnehmen,umdas Produkt Sicherheit an die aktuellen Bedürfnisse anzupassen. Denn ohne Sicherheit ist alles andere nichts! Die Politik nimmt das Wort Daseinsvorsorge nur allzu gern in den Mund, wenn es um soziale Verbesserungen für die Menschengeht.NunistjedochbeieinerobjektivenBetrachtungschnellklar,dassRegionalflughäfen und Breitbandinternet zwar wünschenswerte und richtige Projekte sind,sichimvergleichzuelementarenbedürfnissen jedoch relativieren. Wenn es etwas gibt, das den Begriff Daseinsvorsorge wirklich verdient, dann ist es, sich darum zu Autor Bernd Siebert MdB ist Mitglied im Verteidigungsausschuss und Angehöriger der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Auch bei sicherheitskritischer Informationstechnik ist ein Umdenken erforderlich. Es konterkariert alle Schutzbemühungen, wenn massenhaft Bauteile aus Drittländern in gesicherte Systeme eingebaut werden. Es gibt in Deutschland und Europa noch Unternehmen, die selbsthergestellte, elektronische Komponenten bereitstellen können. Bei der häufig vorherrschenden Geiz istgeil-mentalität kommendiesefreilich nicht zum Zuge. Gerade bei der Entscheidung für IT-Hardwarekomponenten muss aber jedem klar sein, dass der Trade-off zwischen Preis und Sicherheit gewaltig ist. MitderEntscheidung BreitevorTiefe wird unter anderem dem Umstand Rechnung getragen, dass die Neuausrichtung der Bundeswehr mit keinem Bündnispartnerabgestimmtwar.EinAbgleichvonFähigkeiten unter den europäischen Partnern fand nicht statt. Damit war vom ersten Tag derreformanklar,dasseinfähigkeitsverlust für die deutsche Politik nicht infrage kam. Dieser richtigen Zielsetzung wurde bisher entsprochen. Die durch den Verteidigungsetat gesetzten Grenzen erzwingen jedoch im Gegenzug einen Kompromiss bei der Durchhaltefähigkeit. BiszurEskalationderLageinderUkraine konnte man mit diesen Einschränkungen zähneknirschend leben. Inzwischen scheint eine gewaltsame Revision der Grenzen auch in Europa nicht mehr undenkbar. Das Warnsignal,dasschon2008vomKrieg zwischenrusslandundgeorgienausging, verhallteimmedaillenjubelderolympischen Spiele von Peking. Die Annexion der Krim war also keineswegs ein singuläres Ereignis (übrigens direkt nach den olympischen Spielen in Sotschi), sondern eine bewusste strategische Entscheidung Russkümmern, dass die Menschen in unserem Land dauerhaft in Frieden und Sicherheit leben können. Hierfür steht zuvorderst der Verteidigungshaushalt.Ihnzubeschneiden,isteinEingriff in die Sicherheitsarchitektur, der nur dann verantwortbar ist, wenn die Rahmenbedingungen dies zulassen. Der in weiten Teilen unserer Bevölkerung anzutreffende Eindruck, Deutschland sei eine abgeschottete Insel des Friedens, während weit entferntekrisenundkriegeunsnichtzuinteressieren hätten, geht an der Realität vorbei. Denn die Finanzmärkte reagieren auf jedekrisederartsensibel,dasswirtschaft, Wohlstand und Arbeitsplätze auch dann negativbeeinflusstwerden,wenndiekrise nicht unmittelbar in der Nachbarschaft unseres Landes stattfindet. Rechtzeitig Vorsorge treffen Die Krux ist, dass ähnlich wie bei steigender Verschuldung die Auswirkungen von Fehlentscheidungen im militärischen Bereich erst mit zeitlicher Verzögerung wirksam werden. Gerade die Streitkräfte können meisterhaft mit Mängeln umgehen und Probleme erstaunlich lange mit Organisationsgeschick überdecken. Nichtsdestotrotz realisieren sich zu einem Zeitpunkt X die Risiken, mitunter auch schlagartig. Erschwerend kommt hinzu, dass in der Sicherheitsarchitektur eingeschlagene Pfade schwer zu verlassen sind. Einmal abgebaute Strukturen sind, wenn überhaupt, nur äußerst mühsam, langwierig und kostspielig zurückzuholen. Aufgegebene Fähigkeiten,seienesmilitärischeoderindustrielle, sind dauerhaft verloren. Damit dies nicht geschieht, ist rechtzeitig Vorsorge zu treffen,auchfinanziell.einigeexemplarische Handlungsfelder, die für aufwachsende Verteidigungsausgaben sprechen, seien genannt. Die wenig schmeichelhaften Aussagen des Bundesrechnungshofes zum nationalen Cyber-Abwehrzentrum haben eine völlige Fehlallokation von Ressourcen aufgedeckt. SiesindzudemfürdenBereich Cyber in Deutschland fast symptomatisch. So ist es beiunsleiderdieregel,liebernocheinen zusätzlichen, wirkungslosen Virenscanner anzuschaffen, während die wirklichen Bedrohungen ignoriert werden. Denn wenn bereitsinderhardwaremanipulationen angelegt sind, kann kein dahinter angesiedeltesprogrammmehretwasdagegen ausrichten. Auch der schieren Kraft staatlich organisierter Hackerangriffe können weder ein weltweit vernetztes System nocheinkommerziellesproduktvonder Stange standhalten. Die schweren volkswirtschaftlichen und militärischen Schäden entstehen nicht durch Kleinkriminelle, sondern durch orchestrierte, professionelle Angriffe großer Institutionen. Daher ist es zwingend erforderlich, eine schlagkräftige Cyber-Abwehreinheit ähnlich dem USamerikanischen Cyber Command einzurichten, die sich der Problematik ohne Ressortstreitigkeiten annimmt. Angesichts derschwerepotenziellerschädenwäredie Ansiedlung einer solchen Einheit im Bereich des Bundesverteidigungsministeriums angemessen. Umdenken erforderlich 10 Europäische Sicherheit & Technik Oktober 2014

SICHERHEIT & POLITIK lands, Machtpolitik aus der Zeit des überkommen geglaubten Kalten Krieges zu revitalisieren. Niemand weiß, was nach der russischen Entfachung des Bürgerkrieges in der Ostukraine noch passieren wird. Die Erfahrungen der letzten Monate verheißen jedoch nichts Gutes. Keine glaubhafte Abschreckung Wer angesichts dieser Lage nach der grundgesetzlich geforderten Fähigkeit der Bundeswehr zur Landes- und Bündnisverteidigung fragt, erschrickt. So haben wir in den Streitkräften inzwischen eine derart ausgedünnte materielle Hinterlegung mit Großgerät, dass zwar Auslandseinsätze gegen technologisch rückständige Gegner möglich sind, jedoch keine glaubhafte Abschreckung einer bedeutenderen militärischen Macht. Größere Materialverluste, zum Beispiel in Gefechten, sind weder konzeptionell eingeplant noch durch Reserven kurzfristigersetzbar.siestellendamitdie dahinter stehende Fähigkeit grundsätzlich infrage.manstellesichnureinmaldiefolgen des Verlusts eines einzigen U-Boots derklasse212avor!geplantwarenzwölf Einheiten, jetzt sind es gerade einmal sechs. Das Vertrauen in die Fähigkeiten und Stärken unserer Partner ändert daran wenig, wennwireuropäerpolitischuneinssind wiesohäufigindervergangenheit.zumal auch bei den Bündnispartnern durchaus ähnliche Engpässe bestehen, wie es eindrucksvoll bei intelligenter Munition im Luftkrieg gegen Libyen zu sehen war. Auch der bei solcher Gelegenheit reflexartig ausgestoßene Ruf: Mehr Europa! verfängt nicht. Wenn in Europa derzeit etwas politisch unpopulär ist, dann ist es die weitere Delegation nationaler Zuständigkeiten an einevongroßenteilenderbevölkerung für gesichtslos gehaltene Bürokratie und transnationale Europäische Union. Auch (Fotos: Bundeswehr) wirtschaftlich ist die Lage nach wie vor so prekär,dassvieleeuropäischestaatendringendere Probleme haben, als sich um ihre Verteidigungsbereitschaft zu kümmern. BewusstgegendieseStimmungzuregieren, heißt die Fliehkräfte in Europa weiter zuverstärkenunderfordertdahermehrals die übliche Portion Fingerspitzengefühl. Das ausgerufene Ziel einer militärischen Anlehnungsmacht Deutschland fordert die kleineren europäischen Länder dazu auf, eigene Fähigkeiten zugunsten der Teilhabe an bundeswehrinternen Ressourcen aufzugeben. Wenn auch die Modalitäten noch wenigerprobtsind,wäreesunrealistisch, dem kleineren Partner die gesamte Rechnung aufzubürden. Gerade im Lichte der Man stelle sich die Folgen des Verlusts eines einzigen U-Boots der Klasse 212A vor, von denen es statt zwölf nur sechs gibt ökonomischen Leistungsfähigkeit Deutschlands besteht die klare Erwartungshaltung, dass ein Teil der Kosten vom stärkeren Partner getragen wird. Hinzu kommt, dass der Anlehnungspartner verlässlich sein muss. Er darf, um im Bild zu bleiben, nicht bei der ersten Belastung umfallen. Mehr noch, um diesem Eindruck entgegenzuwirken, ist besonderer Wert auf die Stärke der Bundeswehr zu legen. Eine souveräne Regierung wird nur dann eigene militärische Kapazitäten abbauen, wenn Qualität, Quantität, politische und militärische Einsetzbarkeit desbeitragszweifelsfreigegebensind.insgesamt ist die Anlehnungspartnerschaft also kein Sparprogramm für die Bundeswehr und den Verteidigungsetat. Europäische Sicherheit & Technik jetzt auch als E-Paper! Europäische Sicherheit & Technik ist für Ihren Tablet-PC jetzt auch als E-paper im ikiosk der Axel Springer AG erhältlich! Einzelausgabe: 6,99 Euro Abonnement (12 Ausgaben) 64,99 Euro 1. ikiosk App auf dem Tablet-PC installieren (kostenlos im App Store von Apple bzw. im Google Play Store) 2. Europäische Sicherheit & Technik im ikiosk auswählen und erwerben! ES&T Europäische Sicherheit &Technik BESTELLEN Oktober 2014 Europäische Sicherheit & Technik 11

SICHERHEIT & POLITIK Die Ausrüstungshilfe für die kurdischen Kämpfer im Nordirak reißt weitere Löcher in den ohnehin knappen Bestand der Streitkräfte bei Munition und Handwaffen Die globalen Krisenherde verlangen nach ernsthaften Bemühungen zur Konflikteindämmung seitens der Weltgemeinschaft. Die traditionelle Führungsmacht USA kann und will derzeit nicht die Rolle spielen, die sieindervergangenheithatte.esstehtzu befürchten,dassdieserzustanddauerhafter Natur sein wird. Die Folgen des dadurch entstehenden Vakuums sehen wir bereits heute. Die fehlende Präsenz einer starken Ordnungsmacht provoziert Chaos in vielenregionenderwelt.dieakutenkonfliktfelder liegen vielfach an der Peripherie Europas und bedrohen unsere Sicherheit, zumindestmittelbar.dochdaskannsich bei weiterer Eskalation schnell ändern. Dabei ist das notwendige Engagement keinesfalls immer und ausschließlich auf militärischeoptionenbeschränkt,siesind jedoch in vielen Fällen mit zu berücksichtigen. Dabei wächst der Druck auf das wirtschaftlichstarkedeutschland,dasin besonderer Weise von freiem Handel und offenen Märkten profitiert, sich stärker am internationalen Konfliktmanagement zu beteiligen. Dies liegt auch in unserem ureigenen sicherheitspolitischen Interesse, wollenwirdiefreiheitunddenwohlstand unserer Bevölkerung erhalten. Dieser Tatsachekönnenwirpolitischnichtausweichen, unabhängig davon, wie die Stimmung in der Bevölkerung zu einer aktiveren Sicherheitspolitik ist. Ernsthafte sicherheitspolitische Verantwortungerfordertesdeshalb,dasswir im Verteidigungshaushalt zumindest den Versuch unternehmen, uns in Richtung des Zwei-Prozent-ZielsderNATOzubewegen. DashatauchderjüngsteGipfelinWales verdeutlicht. Allein die geplante KriseneingreiftruppeinOsteuropawirdmiteinem dreistelligen Millionenbetrag zu Buche schlagen. Die ersten europäischen Staaten reagieren bereits auf die sicherheitspolitischelage.sostocktgroßbritannienseine verteidigungsinvestiven Ausgaben um 1,1 MilliardenPfundauf.AuchinDeutschland gibt es zunehmend prominente Stimmen, die ein Investitionsprogramm für moderneausstattung,auchinderbreite, fordern. So hat der Wehrbeauftragte zu Recht festgestellt, dass viele Fahrzeuge der Bundeswehr veraltet sind und ersetzt werden müssen. Die Ausrüstungshilfe für die kurdischen Kämpfer im Nordirak reißt weiterelöcherindenohnehinknappen Bestand der Streitkräfte bei Munition und Handwaffen. Die notwendig werdenden Nachbestellungen sind finanziell nicht unerheblich und leider bisher auch nicht im Haushalt hinterlegt. Kontinuierliche Forschung und Entwicklung erforderlich Nichtzuletztsindesdieweltweitentechnologischen Entwicklungen, die das Hightechland Deutschland mitgehen muss,willesvonseinenpartnernauchzukünftig ernst genommen werden und zukunftsfähigbleiben.zuvorderstisthierdas Thema unbemanntes Fliegen zu nennen. Auch wenn die gesellschaftliche Debatte zu sogenannten Kampfdrohnen überall gefordert wird, um Zeit zu gewinnen: Politik ist gewählt, um zu entscheiden! DaheristderbaldigeEinstiegineineeuropäische Entwicklungslösung und spätere Beschaffung unumgänglich. Hier werden zusätzliche Kosten entstehen, die man bewusstinkaufnehmenmuss,willman dasgroßeganzeimblickbehalten.aber auch zukünftige Entwicklungen auf anderen Feldern wie dem Schutz oder der Führungsausstattung erfordern kontinuierliche Forschung und Entwicklung. Gerade die im Koalitionsvertrag genannten ausgewählten Schlüsseltechnologien werden zu verstärkten Investitionen führen, sofern man es damit ernst meint. Die Beteiligung des Verteidigungsetats bleibt dabeiessenziell.vielekleineundmittelständische Unternehmen, die in Deutschland traditionell hochinnovativ sind, können ohne finanzielle Förderung langfristig nicht bestehen. Wer dieses Potenzial austrocknet, handelt fahrlässig. Will Deutschland sich nicht zur reinen Werkbank oder zum bloßen Käufer ausländischer Technik degradieren, sind steigende Investitionen in Forschung und Entwicklung unabdingbar. Heutige Innovationen sind die Standards von morgen! Es muss unser Anspruch sein, daran aktiv mitzuwirken, nicht als Selbstzweck, sondern zum Schutz der uns anvertrauten Soldatinnen und Soldaten im Einsatz. In der Summe spricht also vieles dafür, eine Trendwende bei den Verteidigungsausgaben in Deutschland einzuleiten. Die Zeiten üppiger Friedensdividenden sind vorbei. Probleme auszusitzen und darauf zu hoffen, dass die Krisen vorüber gehen, wäre naiv und gefährlich. Wir stehen sicherheitspolitischamscheideweg:willeuropasich Provokationen notfalls auch mit militärischer Stärke entgegenstellen oder nimmt es Aggressionen einfach hin? Ohne eine Krisenstimmung in Deutschland schüren zu wollen: Es wird Zeit, den Menschen in unserem Land reinen Wein einzuschenken. Daherstehtfürmichunmissverständlich fest:mehrgeldfürdieverteidigung! 12 Europäische Sicherheit & Technik Oktober 2014

BUNDESWEHR & STREITKRÄFTE INTERNATIONAL Perspektiven der Deutschen Marine Axel Schimpf Seewege sind die Brücken, die die Kontinente verbinden. Mit diesem Bild informieren wir als Marine seit Kurzem in einer unserer Broschüren über die maritime Abhängigkeit Deutschlands und werben gleichzeitig für ein maritimes Bewusstsein in der deutschen Gesellschaft. Denn nirgends wird die Wirkung der Globalisierung des 21. Jahrhunderts so deutlich wie auf den Weltmeeren mit ihren Seewegen, die als die Hauptschlagadern des Welthandels bezeichnet werden können. Vizeadmiral Axel Schimpf, Inspekteur der Marine Täglich werden auf einer Vielzahl von Schifffahrtsrouten rund 23 Millionen Tonnen Güter transportiert. Dadurch gelangen90prozentallerwarenübersee an den Verbraucher. Für die exportorientierte, aber rohstoffarme Industrienation Deutschland ist damit der weltweite GüteraustauschüberdieSeedasRückgratihrer WirtschaftundfolglichauchihresWohlstandes.ZudembeherbergtdasMeerzunehmend auch Kritische Infrastrukturen für die Energieversorgung wie Pipelines, Kabel, Öl-oderGasplattformensowieWindparks. Auch werden beispielsweise 95 Prozent des DatenverkehrsimInternetdurchGlasfaserkabel auf dem Meeresgrund übertragen. Die zunehmende Komplexität und gleichzeitige Abhängigkeit der gesamten Weltwirtschaft von funktionierenden SeehandelswegenstelltaberaucheinRisikodar, da die moderne Just-in-time-Logistik zwar hoch effizient, aber auch anfällig für Störungen ist. Dabei ist die Palette der Risiken zahlreich und vielseitig zugleich. Mit Blick (Foto: PIZ/Mar) auf maritime Handelsströme und sichere Seewege ist die Bedrohung durch Piraterie sicherlich das prominenteste Beispiel. Aber es gibt auch andere Sicherheitsrisiken wie regionale Konflikte und Krisen um Gebietsansprüche und Zugänge zu wichtigen Rohstoffen, aus denen sich regionale Instabilitäten ergeben können. Auch internationalerterrorismus,drogen-,waffen-bzw. MenschenschmuggelinVerbindungmit Organisierter Kriminalität oder Proliferation können Auswirkungen auf die maritime Sicherheit und damit auch negative wirtschaftliche Folgen haben. Die weltweite VernetzungderHandelsströme,diemittelbaren und unmittelbaren Auswirkungen scheinbar weit entfernter Krisen und Konflikte auf Europa machen deutlich, dass gerade die Sicherheit im maritimen Umfeld ganzheitlich und global betrachtet werden muss. Unsere Marine sorgt für maritime Sicherheit UnsereMarinealseinwichtigerAkteurim Bereich der maritimen Sicherheit schützt dieseewege,diedeutschlandfürseine Sicherheit und Prosperität benötigt. Zwar ist die Deutsche Marine innerhalb des Mosaiks maritimer Sicherheit nur ein Baustein eines sehr viel umfassenderen Kanons von Mitteln und Möglichkeiten, aber einer mit sehr viel Potential. Denn Seestreitkräfte bieten im sicherheitspolitischen HandlungsspektrumeinbreitesRepertoire,da sie einerseits die vitalen Handelsrouten auf See sichern und damit den unmittelbaren Zugang zu weit entfernten Regionen der Welt ermöglichen. Andererseits benötigensiekeineüberflugrechteoder Stationierungsabkommen. Damit können Seestreitkräfte jederzeit unmittelbar vor Ort Präsenz zeigen und die HandlungsundOperationsfreiheitineinerRegionsicherstellen. Das Spektrum reicht dabei von humanitärer Hilfe bei Naturkatastrophen über gemeinsame Übungen zur Vertrau- ensbildung, Ausbildungsunterstützung zum Aufbau von Partnerschaften oder zur Stabilisierung von ganzen Regionen, die Seeraumüberwachung, Embargo- oder Blockademaßnahmen, eine VorausstationierunginderNähevonKrisengebieten bis hin zum Kampfauftrag. VielesdavonfindetsichinderEinsatzrealität wieder, in der unsere Marine in den vergangenen zwei Jahrzehnten permanent gefordert war und ist. Beispielhaft zu benennen sind dafür die Operationen Active Endeavour im Mittelmeer, UNIFIL vor dem Libanonoder Atalanta amhornvon Afrika. Zur Einsatzrealität unserer Marine gehören neben den Einsätzen aber auch die seit 1968 durchgängige Präsenz von Fregatten und Minenabwehrfahrzeugen in den ständigen Einsatzverbänden der NA- TO,dieinderRegelzugleichdiemaritime Komponente der NATO Response Force darstellen,oderebenauchdieseegestützte Nachrichtengewinnung und Aufklärung mit den Flottendienstbooten im Rahmen der nationalen Krisenfrüherkennung für die Bundesregierung. Die Tatsache, dass in den vergangenen Jahren nahezu alle schwimmenden, fliegenden, tauchenden sowie landgebundenen Einheiten der Marine in mandatierten Einsätzen und im Rahmen einsatzgleicher Verpflichtungen eingesetzt waren,bestätigtdasdefinierteundvorgehaltene Fähigkeitsportfolio der Deutschen Marine.Nachwievorgilt,dassStreitkräftealsTeildergesamtstaatlichenSicherheitsvorsorge der politischen Führung die gesamte Bandbreite an möglichen Handlungsoptionen zur Verfügung stellen müssen vonderdiplomatiebiszumkampf. DazubenötigtdieBundeswehrauchin Zukunft umfassende maritime Fähigkeiten. In diesem Verständnis wurde all das, worauf sich die Marine einstellen muss, schon vor längerer Zeit konzeptionell erfasst und umfassend wie auch vorausschauend angelegt. Auch im Rahmen der Neuausrichtung der Bundeswehr wurde dieser Weg konsequent weiter fortgeführt. 20 Europäische Sicherheit & Technik Oktober 2014

DIEDEUTSCHEMARINEUNDLÜRSSEN GEMEINSAM AUF ERFOLGSKURS Die Lürssen Werft ist seit vielen Jahren ein zuverlässiger Partner der Deutschen Marine. Mit unserer über 135-jährigen Erfahrung im Bau von Schiffen entwickeln wir die Lösungen für heutige und zukünftige Herausforderungen. So ist die Deutsche Marine immer bestens ausgerüstet hierfür setzenwirunsmitganzerkraftein. 53 10' N 8 37' O Lürssen wünscht der Deutschen Marine viel Erfolg für die umfangreichen Aufgaben an den Brennpunkten der Welt. Fr. Lürssen Werft GmbH & Co. KG Zum Alten Speicher 11 D - 28759 Bremen Tel.: +49 (0)421 6604 344 Fax: +49 (0)421 6604 563 E-Mail: defence@luerssen.de www.luerssen-defence.com

Neuausrichtung der Marine Einsatz gegen Piraterie am Horn von Afrika (Foto: PIZ/Mar) und damit letztendlich die Attraktivität des Dienstes in der Marine erhöht. Die Einführung von Mehrbesatzungsmodellen in Verbindung mit dem Aufbau von Einsatzausbildungszentren in den Heimatstützpunkten soll daher ein wesentliches Kernelement der Neuausrichtung der Marine werden. MitBlickaufdieweiterhinknappenRessourcen bedarf es darüber hinaus einerseits eine Modernisierung der Einheiten unter Nutzung neuer Konzepte und Technologien. Andererseits werden auch neue Kooperationsmodelle, national wie international, stärker zu betrachten sein. (Foto: Bundeswehr) Neue Fähigkeiten Korvette MAGDEBURG im UNIFIL-Einsatz vor dem Libanon Die großen Standortverlagerungen sind für die Marine weitgehend abgeschlossen. Der Pulsschlag der Marine wird seit über einemjahrineinerdeutlichflacherenführungsstruktur von Rostock aus bestimmt. Gegenwärtig liegt die Konzentration auf der Optimierung des inneren Gefüges, der Einsatzstrukturen.ImErgebniswirdmitetwa 70 Prozent aller Dienstposten der Marine der personelle Schwerpunkt am Ende eindeutig auf den Einsatzstrukturen liegen. Bei der Ausplanung dieser Strukturen warenvorallemdreiaspektewichtig.sosollteerstensdieorganisationdermarinezukunftsfähig ausgestaltet werden, zweitens neue maritime Fähigkeiten für die Bundeswehr geschaffen werden und drittens die Streitkräftegemeinsamkeit und Multinationalität gefördert werden. Strukturell stellt sich die Marine damit für die Zukunft gut auf. Doch eine Optimierung der Strukturen allein reicht nicht aus, wenn die Marine zukünftigähnlichstarkgefordertseinwird, wie in den letzten 20 Jahren, sich die Zahl der Schiffe und Boote aber reduziert. Das Aussetzen der verpflichtenden Einberufung zum Grundwehrdienst hat gerade diemarinevorbesondereherausforderungen bei der Personalregeneration gestellt. Insbesondere bei Unteroffizieren und MannschaftenistdiePersonallagederzeit angespannt. Dadurch erhöht sich die individuelle Belastung derer, die durch ihren längeren oder häufigeren Einsatz das fehlendepersonalkompensierenmüssenmit entsprechend negativen Auswirkungen auf die wahrgenommene Attraktivität des DienstesinderMarine. Insofern ist die von der Bundesministerin der Verteidigung gestartete Offensive zur Steigerung der Attraktivität der Bundeswehr als Arbeitgeber insbesondere für uns von herausragender Bedeutung. Mit diesembewusstseingehtdiemarineauch bei der Personalgewinnung neue Wege. Es gilt mehr denn je, in Konkurrenz zum allgemein bekannten zivilen Arbeitsmarkt die weitgehend unbekannten BesonderheitenderMarine,vorallemdasArbeits- umfeldderseefahrtanbordvonschiffen undbooten,authentischzuvermittelnund praktisch erlebbar zu machen. Dazu lädt diemarineunterdemmotto Marinelive bereits im zweiten Jahr interessierte junge Menschen zu dreitägigen Besuchen ein, bei denen das praktische Erleben von Seefahrt anbordeineskriegsschiffesdermarineim Mittelpunktsteht.DiesegezieltenMaßnahmen zeigen bereits erfreuliche Erfolge und stimmen uns zuversichtlich. Parallel dazu wird mit der Einführung von Mehrbesatzungsmodellen die durchschnittliche Abwesenheitsbelastung der Besatzungen deutlich reduziert, gleichzeitig die Planbarkeit von Dienst und Freizeit Dabei verbergen sich hinter den Begriffen Neue Konzepte und Technologien vor allem moderne Waffensysteme. Im vergangenen Jahr konnte mit dem dritten EinsatzgruppenversorgerBONNeineneue EinheitinDienstgestelltwerdenundmit derbaden-württemberg,dieerstefregatte der Klasse F125 getauft werden. In diesem Zusammenhang ist das Stichwort Intensivnutzung zu nennen, mit der durch die Verwendung von neuen Technologien die operative Verfügbarkeit der Schiffe in einemeinsatzgebietaufbiszuzweijahre erhöht wird. Darüber hinaus ist das Schiff für den Betrieb mit einer deutlich kleineren Stammbesatzung ausgelegt als bisherige Fregatten.MitdemZulaufvonzweiweiterenU-BootenderKlasse212A(2.Los) ist die Deutsche Marine ebenfalls auf einemgutenwegmiteinemhochmodernen Waffensystem. Überdies laufen als PilotprojektimRahmendesneuenBeschaffungsprozesses CPM (Customer Product Management) die Arbeiten an der Realisierung des Mehrzweckkampfschiffs MKS 180. Die Einbindung in den integrierten PlanungsprozessermöglichtesderMarine dabei,dasprojektmitexpertisezubegleiten und Interessen und Vorstellungen einzubringen. Mit Blick auf neue Technologien sollen bestimmte Fähigkeiten dieser neuen Schiffsklasse modular konstruiert werden, das heißt, Personal und Material werden 22 Europäische Sicherheit & Technik Oktober 2014

Ships. Systems. Solutions. Worldwide. www.thyssenkrupp-marinesystems.com ThyssenKrupp Marine Systems

BUNDESWEHR & STREITKRÄFTE INTERNATIONAL (Foto: PIZ/Mar) Der neue Marinetransporthubschrauber NH90 Sea Lion soll den Hubschrauber Sea King Mk41 ersetzen Der Einsatzgruppenversorger BONN wurde 2013 in Dienst gestellt nur missionsbezogen tailored to mission eingebracht.derzulaufdeserstenmks 180istfürdenAnfangdesneuenJahrzehnts vorgesehen. Der neue Marinetransporthubschrauber NH90 NTH Sea Lion soll im FähigkeitsspektrumdenSeaKingMk41ersetzenundwürdeeineTeillösungfürdenBedarfderMarine darstellen. Die Deutsche Marine benötigtvorendederdekadeeineinsatzreifes Luftfahrzeugmuster für die Aufgaben des SeaKingMk41.Dabeiisteswichtig,einen Kernflottenbetrieb des Sea King Mk41 bis dahin aufrechtzuerhalten. Ziel muss eine möglichst bruchfreie Übergangsphase sein. Neben diesen großen BeschaffungsvorhabensindzurzeitaucheinigeProjektezum Erhalt der Einsatzfähigkeit der bewährten undstarkgenutzteneinheiteninbearbeitung. Mit diesen Maßnahmen wird die LeistungsfähigkeitderFlotteauchinZukunft sichergestellt werden. Allerdings unddiesisteinwermutstropfen werden sich, durch die komplexen Nachrüstungen zeitweise drastische Auswirkungen auf die Verfügbarkeit der Schiffe und Boote in den kommenden Jahren ergeben. Insgesamt aber bieten sich der Deutschen Marine mit den laufenden Rüstungsprojekten durchaus gute Perspektiven, mit denen der Kurs Richtung Zukunft abgesteckt werden kann. Denn neue Technologien werden neue Flexibilität und Möglichkeiten geben, sodass die Politik auch künftig auf eine Vielzahl von militärischen HandlungsoptionenimmaritimenBereichzurückgreifen kann. Angesichts überschaubarer Stückzahlen mussaberaucheinesdeutlichsein:ein modernesschiffoderwaffensystemkann effizienter, wirtschaftlicher, ausdauernder, leistungsfähiger und flexibler sein. Aber eines wird es auch in Zukunft nicht leisten können,nämlichanzweiortengleichzeitig im Einsatz zu sein. Synergien schaffen DiesisteinGrundmehr,sichnochenger mit den Partnern im Bündnis abzustimmen. Denn auch diese stehen unter erheblichem Ressourcendruck und verringern die Zahl ihrer Schiffe und Boote oder geben gar einzelne Fähigkeiten ganz auf. Haushaltsdisziplin, Streichungen und Einsparungen diesebegriffeumschreibendiesituation,indersichdiemarineunddiebundeswehr insgesamt, aber auch ganz Europa im Verteidigungsbereich wiederfindet. Die Antworten lauten gemeinsame Lösungen suchen und Synergien schaffen, mehr (Foto: Airbus Helicopters) miteinander und füreinander, anstatt nebeneinander oder aneinander vorbei. Ein pragmatischer Weg ist dabei schlicht, die bi- und multinationale Kooperation noch weiterzuverstärken.dabeigibtesviele Felder, in denen man zueinander finden kann: Technik, Logistik, Nutzung, Betrieb, Entwicklung, Beschaffung, Ausbildung, Übung, Einsatz. Es bieten sich vielfältige Möglichkeiten. In jüngster Vergangenheit wardiedeutschemarineindieserhinsicht rechtaktivundteilweiseauchschonerfolgreichgewesen.beispielhaftseidadiekooperationmitpolenunddenniederlanden genannt. Mit ihnen wurden im Mai letzten Jahres durch die jeweiligen Verteidigungsminister entsprechende Vereinbarungen, sogenannte Declarations of Intent, unterzeichnet.dabeiistdieausgestaltungder deutsch-polnischen Marinezusammenarbeit einen guten Schritt vorangekommen, auch wenn die konkrete Umsetzung von RüstungsprojektenaufgrundgrößererUmstrukturierungen der polnischen Marine noch offen ist. Die ohnehin schon seit Jahren gute Zusammenarbeit und enge Kooperation mit den Niederlanden wurde weiter intensiviert und umfasst vielfältige Themengebiete. Interoperabilität und der gemeinsame Einsatz in multinationalen Verbänden liegen der Marine dank ihrer permanenten Integration in die ständigen Einsatzverbände der NATO ohnehin seit Jahrzehnten in den Genen. Letztlich, so bleibt für die Perspektiven der DeutschenMarinefestzuhalten,bestimmt diepolitik,woundwofürsiediemarine einsetzt. Unsere Marine stellt ein breites Spektrum an Fähigkeiten zur Verfügung, ihre Fähigkeit zum Kampf ist dabei das Alleinstellungsmerkmal von Seestreitkräften. Werden militärische Aufgaben zugewiesen, müssen die Antworten aber durch die Streitkräfte insgesamt gefunden werden. In Zeiten knapper Ressourcen benötigt die Marine so viel Synergie und Kooperation wiemöglich.dasgiltnational,wodieklassischetrennungzwischendenteilstreitkräften und ihrer jeweiligen VerantwortungundZuständigkeitinTeilenüberholt ist.dasgiltaberauchfürressortübergreifendes Handeln und für die internationale Zusammenarbeit. Kooperationen schaffen ein gemeinsames Verständnis, fördern Vertrauen, bieten den Zugang zu weiteren Netzwerken und ermöglichen breitere Lösungsoptionen. Den vielfältigen zukünftigen sicherheitspolitischen Herausforderungen kann DeutschlandnurimmultinationalenGefüge und ressortübergreifend begegnen. Die Deutsche Marine ist hierauf gut vorbereitet undblicktoptimistischindiezukunft. 24 Europäische Sicherheit & Technik Oktober 2014

Unternehmen & Personen BAE Systems verkauft LSSA an Denel BAE Systems hat angekündigt, seinen 75-Prozent-AnteilanderHoldingLandSystemsSouthAfrica(LSSA)anDenel(SOC) zuverkaufen.dgdtechnologies,dieüber dierestlichen25prozentverfügen,verkauft ebenfalls an Denel (SOC). Damit geht der traditionsreiche Erfinder minengeschützterfahrzeugewiederinbesitzeines südafrikanischen Herstellers. Neben Design und Produktion geschützter Radfahrzeuge wiez.b.casspirunddierg-fahrzeugreihe werden in dem Unternehmen Getriebe, Feuerleitanlagen und Waffenstationen produziert.nacherteilenderbehördlichen Genehmigungen und Vorliegen der unternehmensinternen Beschlüsse soll die Transaktionim4.Quartal2014abgeschlossen werden. Transportation Systems unter neuer Leitung Serge Bertrand ist seit Anfang Mai neuer Geschäftsbereichsleiter Transportation Systems bei Thales Deutschland. Er folgt Volker Schenk, der in den Vorstand der Vossloh AG gewechselt ist. Zusätzlich zu seiner Funktion übernimmt er die Verantwortung für die internationale (Foto: Thales Deutschland) Business-Line Main Line Signalling des Thales-Konzerns, die erstmals aus dem Hauptkompetenzzentrum in Deutschland heraus geführt wird. Über Stationen bei Alcatel und Galileo Industries und Alstom Transport kam Bertrand jetzt wieder zu Thales.Ergehörtebereits2007bis2011 dem Konzern an. (Foto: Hamburg Messe) on Centre stattfinden und der maritimen Branche das Beste aus beiden Messen auf einer gemeinsamen Plattform bieten. Die erste gemeinsame Messe wird voneinemkongresssowievoneinem internationalen B2B-Einkäuferprogramm begleitet.derkongressbeleuchtetaktuelle und zukünftige Branchentrends. Im Messebereich werden Aussteller neueste Errungenschaften der maritimen Technik präsentieren. Bernd Aufderheide, Vorsitzender der Geschäftsführung der Hamburg Messe und Congress GmbH, sagte, mit der Messepartnerschaft werde ein maritimes Topevent der Extraklasse auf dem Subkontinent angeboten, von demaussteller,käuferundbesucherprofitieren. (ds) Rolls-Royce übernimmt Rolls-Royce Power Systems Rolls-Royce hat Ende August 2014 die ÜbernahmevonRolls-RoycePowerSystems (RRPS) offiziell bekannt gegeben. Im März hatte der Vorstand der DaimlerAGentschieden,diePut-Optionfür seine 50-Prozent-Beteiligung an RRPS auszuüben. Im April 2014 verkündeten Rolls-Royce und Daimler, sich auf den MarktwertderAnteileinHöhevon2,43 Mrd. Euro geeinigt zu haben. Ulrich Dohle,CEORolls-RoycePowerSystems, betonte, dass mit den schnelllaufenden MTU-Motoren, den dezentralen Energiesystemen von MTU Onsite Energy, den mittelschnell laufenden Bergen-Motoren und den Kraftstoffeinspritzsystemen von L Orange, die nun ganz zur Rolls-Royce- Familie gehören, der Geschäftserfolg von Rolls-Royce weiter gesteigert werden kann. (ds) ATLAS HYDROGRAPHIC verkauft In seiner strategischen Ausrichtung auf den internationalen Markt für Anwendungen in der Marine und in der zivilen Sicherheit hat ATLAS ELEKTRONIK die ATLASHYDROGRAPHICGmbHandie TeledyneRESONGmbHverkauft.Damit geht der Sonar-Spezialist aus der ATLAS- Gruppe an einen amerikanischen Mischkonzern, der in den Bereichen elektronische Ausrüstung und Bilderzeugung u.a. auch für Verteidigungs- und Luftfahrtanwendungen tätig ist. Sichere Festplattenverschlüsselung DieSirrixAGhatmitdemBundeinen Rahmenvertrag über die Lieferung von TrustedDiskabgeschlossen.Absoforthaben Behörden und Ministerien von Bund undländernmitzugangzumkaufhaus Strategische maritime Messepartnerschaft In Erwartung des für die kommenden sechs Jahre vorhergesagten Wachstums der maritimen Industrie Indiens haben Informa Exhibition, der Veranstalter der Fachmesse INDEX India, und die Hamburg Messe und Congress GmbH, VeranstalterinderSMMIndia,einestrategischePartnerschaft gebildet und werden gemeinsam die größte und bedeutendste maritime Kongressmesse Südasiens ausrichten. Die INMEX SMM India wird vom 23. bis 25. September 2015 im Bombay ExhibitidesBundes(KdB)dieMöglichkeit,die Sirrix-Software zum amtlichen Preis zu beziehen. Ebenfalls über das KdB können Bedarfsträger zugehörige Hardwarekomponenten wie das zentrale Management TrustedObjectsManager (TOM)sowie Smartcards und Leser beschaffen. TrustedDiskistderzeitdieeinzigeFestplattenverschlüsselung mit zentralem Management,diefürdieVerarbeitungvon Verschlusssachen nach VS-NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCHunterWindows7zugelassen ist. Mit dem ebenfalls durch das BSI freigegebene zentrale Management TOMerhaltenAnwendereinekompakte Public-Key-Infrastruktur.Der abgeschlossenerahmenvertragmitdembeschaffungsamt beläuft sich auf über vier Mio. EuroundhateineLaufzeitvondreiJahren mit Verlängerungsoption. KBR und Rheinmetall unterbreiten Angebot für UK Defence Support Group Am 12. September unterbreiteten KBR und Rheinmetall Defence ein gemeinsames Angebot zur Übernahme der Defence Support Group (DSG) als einem Trading Fund des britischen Verteidigungsministeriums für die logistische Unterstützung der von den Streitkräften des Vereinigten Königreichs verwendeten Fahrzeuge. Es handelt sich dabei um eine einzigartige Partnerschaft mit der richtigen Kombination von Logistik, Managementerfahrung und technischer Expertise im Bereich militärischer Landsysteme mit dem Ziel, die DSG zu transformieren und zu entwickeln. Unter der Eigentümerschaft von KBRundRheinmetallwirddieDSGzu einem Kompetenzzentrum für Ingenieurleistungen in der Wehrtechnik und wird weiterhin als vertrauenswürdiger Partner diestrategiederbritisharmyfürdielogistische Unterstützung umsetzen. (jh) Stabile Beschäftigungslage für Wehrtechnik Schleswig-Holstein Aus einer Blitzumfrage seiner OrganisationzogderVorsitzendedesArbeitskreises Wehrtechnik Schleswig-Holstein, DieterHanel,alsErgebnis,dassdieWehrtechnik-Unternehmen des Landes für 2014 von einer stabilen Beschäftigungslage ausgehen. Größere Veränderungen im Personalbereich seien nicht geplant. SorgebereitedieBundeswehrreformund insbesondere die Verunsicherungen im Auslandsgeschäft. Bei den Umsätzen seien die Erwartungen für das Geschäftsjahr 2014 von Zurückhaltung geprägt, was sich auch bei den Investitionsplanungen widerspiegele. An der Blitzumfrage be- 90 Europäische Sicherheit & Technik Oktober 2014

teiligten sich 19 Mitgliedsunternehmen mit insgesamt ca. 20.000 Mitarbeitern, von denen etwa 5.100 direkt in der Wehrtechnik beschäftigt sind. (ls) Gunnar Güthenke ist Chef der G-Klasse Dr. Gunnar Güthenke wurde zum 1. August Geschäftsführer der Mercedes-Benz GGmbHundleitetdenProduktbereich Mercedes-Benz G- Klasse. Das Tochterunternehmen der DaimlerAGsteuert Entwicklung und Serienfertigung der G-Klasse. Er folgt Axel Harries, der die Leitung des Qualitätsmanagements bei Mercedes-Benz Cars übernommen hat. ZurG-Klasse,dieseit35Jahrenproduziert wird, gehören zahlreiche Militärfahrzeuge, die in der Bundeswehr und vielen anderen Streitkräften eingesetzt werden, darunter nebendemwolfauchderenokmithohem Schutz für die Besatzung. 4.000 IRIS-T ausgeliefert Diehl BGT Defence hat am 1. August 2014 den 4.000. Serien-Flugkörper des Luft/ Luft-Systems IRIS-T an Schweden zum Einsatz in einem Luftverteidigungsregiment übergeben. IRIS-T (InfraRed Imaging System Tail/Thrust Vector Controlled) ist ein moderner Luft/Luft-Flugkörper kurzer Reichweite, der als Nachfolger für die alternden Sidewinder-Flugkörper konzipiert wurde und seit einigen Jahren eingeführt wird. Die Luftwaffe übernahm den ersten Serien-Flugkörper im Dezember 2005 beim Jagdgeschwader 73 Steinhoff in Laage. DerFlugkörperwurdevonGriechenland, Italien, Norwegen, Schweden und Spanien und Deutschland als Leitnation gemeinsam entwickelt.iris-twurdebeidenluftwaffen aller sechs Partnerländer eingeführt undkommtaufkampfflugzeugenwieeurofighter, Tornado, Gripen, EF-18 und F-16 zum Einsatz. Exportkunden sind darüber hinaus Österreich, Saudi-Arabien, Südafrika und Thailand. (pp) RUAG erhält Baugruppen von Tata RUAGAviationistmitderindischenTata Advanced Systems Limited eine Partnerschaft zur Produktion von Rumpf und Tragflächen für die Dornier 228-212 NG eingegangen.tataliefertanruagdiein Hyderabad fertig montierten Rümpfe und Tragflächenstrukturen. Zum Auftrag gehört das gesamte Produktionsspektrum einschließlich der dafür erforderlichen (Foto: Daimler) Sonderwerkzeuge und Montagevorrichtungen.DieDornier228-212NG,dieauf der Farnborough International Airshow zu sehenwar,wirdalszubringer-odermehrzweckflugzeug vermarktet. Die sehr robusteundvielseitigeplattformkannfürlastenoder Personentransport oder für spezielle Missionen konfiguriert werden. ESG aktiviert ZEBEL 6 Am 1. September 2014 wurde die innovative Software-Ausbaustufe zum Betrieb der Zentralen Bundeswehr Ersatzteil-Logistik ZEBEL 6 durch die ESG Elektroniksystem-undLogistik-GmbHnachdem erfolgreichen Abschluss einer rund einjährigenmigrationsphaseaktiviert.mitdem ProjektZEBEL6wirddieEffizienzundEffektivität der Ersatzteilversorgung für die Instandsetzung in zivilen und ausgewähltenmilitärischenortsfestenmaterialerhaltungseinrichtungen sowie der HIL GmbH konsequent und nachhaltig weiter optimiert und an die aktuellen Anforderungen der Bundeswehr mit Blick auf die Zukunft angepasst. Bereits seit dem Jahr 2000 zeichnetdieesgfürdenbetriebdeszebel verantwortlich und bewirtschaftet hierfür gemeinsam mit ihrem Unterauftragnehmer DB-SchenkerinKassel-Kaufungenfürdie Bundeswehr auf ca. 17.000 m² Fläche ein Zentrallager. OHB System AG und Erwin Kayser-Threde GmbH fusioniert Die Unternehmen OHB System AG, Bremen, und Erwin Kayser-Threde GmbH, München, haben fusioniert und firmieren seit 1. September 2014 unter dem Namen OHB System AG. Das Kayser-Threde-Logo wirdfürdieaktivitäteninderprozessleittechnik fortgeführt. Der Mutterkonzern, der europäische Technologieanbieter OHB AG, zentralisiert durch diesen Schritt die Fähigkeiten und Kapazitäten dieser beidentöchter.zurneuenpositionierungdes deutschen OHB Satelliten- und Nutzlastgeschäfts gehört auch die Zusammenlegung der beiden Münchner Standorte der Erwin Kayser-Threde GmbH auf einem zentralen Gelände im Raumfahrtzentrum Oberpfaffenhofen.Dortentstehtderzeiteinneuer Standort,derabMitte2015bezogenwerden soll. Neue Deutschland-Zentrale von Thales eröffnet Am15.September2014wurdeinDitzingen westlich von Stuttgart die neue Zentrale von Thales Deutschland eingeweiht. HierwerdendieAktivitätenderdreibisherigen Standorte Stuttgart, Korntal und Pforzheim zusammengefasst, wodurch sich das Unternehmen Vorteile im Hinblick auf Wettbewerbsfähigkeit und Planungssicherheit für die Unternehmensentwicklung erhofft. Der Gebäudekomplex bietet Platz für rund 1.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Geschäftsbereichen Bahnleit- und Sicherungstechnik, Luftverkehrsüberwachung und -steuerung, Raumfahrt, Sicherheit und Verteidigung sowie den Zentralbereichen Finanzen, Personal, Einkauf, Recht und Kommunikation. Die feierliche Eröffnung fand in Anwesenheit u.a. des Parlamentarischen Staatssekretärs im Bundesministerium der Verteidigung, MdB Markus Grübel, des stellvertretenden Ministerpräsidenten und Ministers für Finanzen und Wirtschaft des Landes Baden-Württemberg, Dr. Nils Schmid, sowie des französischen Botschafters Philippe Etienne statt. (wb) Airbus strafft Rüstungsgeschäft Der europäische Airbus-Konzern will sein boden- und seegebundenes Verteidigungs- und Sicherheitsgeschäft verkaufen, um sich künftig nur noch auf zivile Flugzeuge, Hubschrauber, Kampfflugzeuge, Militärtransporter, Lenkflugkörper und Raumfahrt zu konzentrieren. Das sei das Ergebnis einer intensiven Überprüfung angesichts der angespannten Budgetsituation in den Heimatländern und des zunehmenden Wettbewerbs auf den Weltmärkten, verkündete der Vorstandsvorsitzende von Airbus Defence and Space, Bernhard Gerwert. ZumVerkaufgestelltwerdensollen Unternehmen/Unternehmensbeteiligungenmitca.2.000Mitarbeitern,darunter UnternehmenwieFairchildControls/USA, der Luft-und Raumfahrtzulieferer Rostock System Technik, die ESG Elektroniksystemund Logistik-GmbH in Fürstenfeldbrück unddieatlaselektronikgmbhinbremen, deren Miteigentümer ThyssenKrupp mit51prozentist.atlaselektronikist Anbieter von Elektroniksystemen im Marinebereich. ThyssenKrupp schließt offenbar auchdenverkaufseinesmilitärischenmarinegeschäftes nichtmehraus.alsinteressent gilt die Rheinmetall-Gruppe. (ds) (Foto: Thales) Oktober 2014 Europäische Sicherheit & Technik 91

WIRTSCHAFT & INDUSTRIE Schutz der Kronjuwelen Dorothee Frank Das Aus für Verizon als Anbieter von Netzinfrastruktur für die Bundesregierung hat eine wichtige Frage erneut aufgeworfen: Ist Deutschland überhaupt in der Lage, die Informationsstruktur rein national zu betreiben? Im Falle des Netzes steht die Telekom bereit, aber bereits das Betriebssystem ist schon wieder amerikanisch. Und bei den Switches oder dem Virenschutz hört der nationale Traum dann vollständig auf. Die No-Spy -Klausel des Bundesinnenministeriums (BMI) scheint auf verlorenem Posten zu stehen. Einen Geheimdienst hat man immer dabei,lauteteinealteweisheitder Softwarefirmen. Die Frage ist nur: welchen? Bei deutschen Produkten ist es derverfassungsschutz,derimfallderfälle Einsicht fordern kann. Der Internetknoten DE-CIX in Frankfurt am Main wird durch den Bundesnachrichtendienst (BND) mitverfolgt.dasselbegiltebensofüramerikanische, britische, französische oder russische Software und Knoten. Bei europäischenhäusernsinddanngleichmehrere Geheimdienste mit im Boot. Langer Weg ohne Ziel Die Bundesregierung kann allerdings ihren eigenen Organen Verfassungsschutz und BND vertrauen, den ausländischen wiederum nicht. Die Schlussfolgerung, aus diesem Grundnurnochauf MadeinGermany zusetzen,istwederneunochfalsch.die Anfänge lassen sich bis ins Jahr 2005 zurückverfolgen. Damals gründeten das BMI unterdemministerottoschilysowiedas Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie unter Wolfgang Clement die Initiative ITSecuritymadeinGermany. Wenigstens die Sicherheitssoftware sollte ausdeutschlandstammen dasistbisheute nicht erreicht. Ebenfalls in diese Richtung ging bereits imjahr2002dasauswärtigeamtunter Minister Joschka Fischer. Damals wurden alle Systeme weg vom amerikanischen Monopolisten Windows hin zur auslesbaren Open-Source-Lösung Linux umgerüstet. 2011 nahm Bundesaußenminister Guido Westerwelle diese Entscheidung wieder zurück, weil die Umschulungen und der Widerstand der Mitarbeiter ein zu großes und kostenintensives Maß erreicht hatten. Zu diesem Zeitpunkt waren immer noch nichtallecomputerumgestellt. Eigenerklärung No-Spy Im vergangenen Monat verkündete das Beschaffungsamt des Bundes auf Betreiben des BMI die sogenannte No-Spy -Klausel. Diese fordert von jedem Anbieter bei neuen Beschaffungsvorgängen die Eigenerklärung, dass er rechtlich und tatsächlich inderlageist,imfalleeineszuschlages die dann im Vertrag enthaltene Verpflichtung einzuhalten, alle im Rahmen des Vertragsverhältnisses erlangten vertraulichen Informationen, Geschäfts- und Betriebsgeheimnisse vertraulich zu behandeln, insbesondere nicht an Dritte weiterzugeben oder anders als zu vertraglichen Zwecken zu verwerten. Direkt gegen den Patriot Act der USA und der darin enthaltenen Verpflichtung amerikanischer Firmen, den US-Geheimdiensten ihre Daten offenzulegen, richtet sich die nächste Klausel der Eigenerklärung: Insbesondere bestehen zum Zeitpunkt der AbgabedesAngeboteskeineVerpflichtungen, Dritten solche Informationen zu offenbaren oder in anderer Weise zugänglich zumachen.diesgiltnicht,soweithierfür gesetzliche Offenlegungspflichten bestehen(etwagegenüberstellenderbörsenaufsicht, Regulierungsbehörden oder der Finanzverwaltung), es sei denn, solche Offenlegungspflichten bestehen gegenüber ausländischen Sicherheitsbehörden. Was eine solche Eigenerklärung im Endeffekt wert ist, muss sich zeigen. Besonders, wenn es kaum Alternativen zu amerikanischen Produkten gibt. Entnetzung und Intranet Im November 2011 bestand auf der internationalen Londoner Conference on Cyberspace noch die Forderung nach einer Abkopplung wichtiger Infrastrukturen von allgemeinen Netzen, die sogenannte Entnetzung. Besonders die USA machten sich für diesen Ansatz stark und hielten ihn selber nicht durch, wie sowohl der starke (Foto: Preylowski) Eine klare Aufteilung in schützenswerte und öffentliche Daten ist besonders bei politischen Entscheidungen von größter Bedeutung 96 Europäische Sicherheit & Technik Oktober 2014

WIRTSCHAFT & INDUSTRIE (Foto: PEARL GmbH) Nur sich selbst schützende Systeme können die aktuellen Bedrohungen sicher abwenden Anstieg von Smart Metering als auch die Snowden-Affäre belegen. Denn nur dank einesvollvernetztensystemsließensich alle geheimen Dokumente von einem Arbeitsplatz aus abgreifen. Das Problem mit der Entnetzung sind allerdings die Nutzer. Man könnte tatsächlich den Bundestag inklusive aller AbgeordnetenreinaufIntranetohneVerbindungzur Außenwelt umstellen. Die intern verschicktendokumentewärenzumindestsolange sicher, bis ein Geheimdienst einen Mitarbeitermietet,umsieaufeinenUSB-Stick zu kopieren. Die Anbindung von Devices ist also ebenfalls zu unterbinden. Allerdings könnten die Abgeordneten dann auch keinee-mailslesen,nichtsbeiwikipedia (Foto: T-Systems) nachschlagen, und die Verbindung zum heimatlichen Wahlkreis bestünde auch nur stark eingeschränkt. Ohne die USA geht es nicht AlsodochdieLösungmitreindeutscherIT. Woher die Hardware stammt, lässt sich bis auf die Hochsicherheitsbereiche vernachlässigen.sodarfdaskabelauschinaoder Russlandkommen,denneinKabelselber machtnichtviel.erstdieswitcheswerden interessant. Betrachtet man die aktuell vorhandene undgebräuchlichesoftwarewirdschnell klar:dieusasindbeiallendeutschenregierungssystemenmitdrin.fastallebios Reinhard Clemens, Vorstandsmitglied Deutsche Telekom und CEO T-Systems: DieNSA-AffärehatdasöffentlicheBewusstseinfür Gefahren im Cyber-Raum gestärkt. Wir dürfen in der Diskussion aber nicht nur auf die Risiken schauen, wir müssen auch die Chancen sehen. Mit einem Blick durch dieunternehmerbrillewirdschnellklar:esbestehtein hoher Bedarf an vertrauenswürdiger Hardware. Doch diese Hardware stammt überwiegend aus USA oder Asien. Vor diesen faktischen Abhängigkeiten sollten wir die Augen nicht verschließen. Natürlich wird in der Öffentlichkeit immer wieder thematisiert, ob hier technische Hintertüren zum Ausspionieren, sogenannte Backdoors, eingebaut sind. InderKonsequenzbedeutetdiesfürunsinDeutschlandundEuropa:Wirbrauchen Anbieter, denen wir vertrauen können, auch weil sie den gleichen rechtlichen Rahmenbedingungen unterliegen und leicht haftbar zu machen wären. Das schafft aber diewirtschaftnichtallein.zielmusseineneuedeutsche/europäischeindustriepolitik sein,dieeuropäischeplayerindielageversetzt,wiederanderweltspitzemitzuspielen.hierzubrauchteseinenkonsistentenpolitikansatzaufeuropäischerebenemit industrie- und technologiepolitischer Ausrichtung. Ein weiterer zentraler Aspekt ist der Faktor Mensch. Wir müssen die IT-Sicherheitskompetenz stärken, in Behörden und Unternehmen, bei Führungskräften und Managern, bei Mitarbeitern, Kunden und Partnern. Denn nur der informierte Nutzer digitaler Dienste und Produkte kann adäquat reagieren und sich schützen. also die unterste Schicht der Software sind Made in USA. Windows stammt bekanntermaßen ebenfalls aus Amerika, als Alternative existiert derzeit nur Linux. Microsoft bietet mittlerweile an, dass man beim Verdacht auf Backdoors sich den Code dieser Sequenzen angucken darf. Dafür muss das Prüfteam allerdings in die USAreisenundkanndortnurineinem speziell dafür eingerichteten Raum, gewissermaßen hinter Glas, die gewünschten Programmteile lesen. Aufzeichnungen sind nicht erlaubt. Bei einem Code, von dem wahrscheinlich noch nicht einmal Microsoftmehrweiß,wievieleMillionen Zeilenerenthält,keineMethode,umdie Sicherheit zu belegen. Und wenn dann tatsächlich aus SicherheitsgründendasdeutscheBIOSmitLinux gewählt werden sollte, dürften auch kein Office,keinPhotoshop,keinPDF-Creator undgarantiertkeininternetexploreroder Firefox aufgespielt werden. Bei der SoftwarekommendementsprechenddieRegierung oder sicherheitskritische Unternehmen kaum um die USA und ihre Geheimdienste herum. Rein deutsche Netze Dann also rein deutsche Netze und Switches,damitdieInformationennichtweiterfließen? Funktioniert nur, wenn man Deutschlandinsgesamtentnetztunddie Bürgernurnochmitsichselberkommunizieren. EinAnsatzindieseRichtungsinddieBehördennetze, die verschiedene Bundesländer als sichere Verbindungen zwischen den Landratsämtern und Kommunen eingerichtethaben.diesesindabernurso langesicher,wiekeincomputerneben dem Behördennetz auch noch einen Internetanschluss hat. Bei mehreren tausend Kommunen und weitaus mehr angeschlossenen Arbeitsplatz-PC ein schwieriges Unterfangen. Besonders, wenn dann ein Bürgermeister vielleicht sogar mit seinem Smartphone auch mal seine E-Mails lesen möchte und hierbei auf den Server der Kommune zugreift. Die Bundesregierung hat hierfür das Projekt Netze des Bundes ins Leben gerufen.diezielsetzungist,eineinfrastruktur mit erhöhtem Sicherheitsniveau bereitzustellen, auf welche die drei vom Bundesinnenministerium bereits betriebenen Regierungs- und Verwaltungsnetze vollständig migriert werden sollen. Die Netze des Bundes sollen dementsprechend als Integrationsplattform für alle Weitverkehrsnetze der Bundesverwaltung dienen und die sichere Verbreitung aller Verwaltungsakte garantieren. Oktober 2014 Europäische Sicherheit & Technik 97

WIRTSCHAFT & INDUSTRIE Dr. Magnus Harlander, Geschäftsführender Gesellschafter, genua: JahrelangwurdeüberdieberühmtenKronjuwelennur gesprochen. Dass man sie identifzieren müsse, bewerten solle und schließlich geeignete Schutzmaßnahmen zu treffen wären. Spätenstens bei der Realisierung von Schutzmaßnahmen setzte es aber meist aus. Warum eigentlich?isoliertenetzesindeinfachnichtbeliebtund Firewalls helfen leider nicht wirklich, weil das schwächste Glied hier immer das Endgerät ist, auf dem Browser, Mailer,SAPoderCAD-SoftwareineinerUmgebunglaufen. Virtualisierung hilft auch nicht wirklich, weil sie nicht zur Trennung von Sicherheitsbereichen, sondern zur effizienteren Nutzung von Hardware gedacht ist. Richtige zuverlässige Separation lässt sich mit herkömmlichen Betriebssystemen ohnehin nicht herstellen, da man Betriebssysteme mit mehr als 10.000.000 Lines of Code im privilegiertenmoduskaumalszuverlässigbezeichnenkann.mikrokernelmitetwa tausendmal weniger privilegiertem Code taugen für solche Aufgaben hingegen hervorragend. Es lassen sich überprüfbar harte Grenzen zwischen Sicherheitsbereichen auf dem Endgerät herstellen, und zwar für Desktops, Laptops, Tablets und Smartphones. In parallel laufenden Sicherheitscontainern können vollständig ausgestattete und über verschlüsselte Kanäle mit den Rechenzentren verbundene Arbeitsumgebungen realisiertwerden,diewenngewünschtauchmittelsminimalerschnittstellenmiteinander kommunizieren können. Hier wird Sicherheit per Design und Konstruktion und nicht per Konfiguration und Managementrealisiert,damitAdministratoren,EntwicklerundVorständeihreMaillesen oderiminternetsurfenundgleichzeitigdanebengesichertihrefingerandieberühmten Kronjuwelenlegenkönnen.FürdenEinsatzinderfreienWirtschaftlässtsichmiteinem cyber-top fürdeneinsatzzweckangepasst einkomfortables Arbeiteningetrennten Welten realisieren.fürdievs-nfd-weltlöstderinderzulassungbefindlichevs-topdas ProblemdesNetzzugriffsundderVerarbeitungvoneingestuftenDaten. (Foto: genua) phones. Hier ist wünschenswert, dass zumindest im sicheren Bereich sowohl derkernel,alsodiesoftwareschichtunterhalb der Betriebssystemebene, als auch die Trennungssoftware, aus Deutschland stammen. Der öffentliche Bereich kann hingegen alles beinhalten, was der User gerne an internationalen Programmen und Apps hätte, schließlich ist er absolut getrennt vom geschützten System. Sicherheitsanker Kryptografie Wenn sich also weder die rein deutsche Software, noch rein deutsche Netze oder die Abkopplung des Systems realisieren lassen,bleibtimkernnurdiekryptografie als Sicherheitsanker. Dabei werden Datenpakete nur verschlüsselt übermittelt. Ist der ausländische Geheimdienst nicht in der Lage, die Verschlüsselung zu knacken, kann er zwar die Datenpakete abfangen und speichern, mit ihnen aber nicht viel anfangen. Diese Methode funktioniert allerdings nur, wennderpc,derdiedatenver-oderentschlüsselt, nicht bereits kompromittiert ist. Es könnte allerdings zusätzlich noch das sogenannte Sandbox-Prinzip gewählt werden. Hierbei befinden sich alle neu über- Auf ein ähnliches Konzept haben allerdings die amerikanischen Geheimdienste mit eigenen Infrastrukturen gesetzt und dies konnte Snowden nicht daran hindern, alle Datenabzugreifen.DerdeutscheBND-Mitarbeiter,derDatenandieamerikanischen Geheimdienste lieferte, ließe sich mit einem solchen Netz ebenfalls nicht abwehren. Es brauchtalsodocheinwenigmehr,umdeutsche Geheimnisse auch geheim zu halten. Trennung der Computer Die Bundeswehr hat im Zuge des AfghanistanMissionNetworkmitderdeutschen Anbindung ein interessantes Konzept entwickelt: die virtuelle Trennung des Systems. Hierbei wird ein Arbeitsplatz in zwei Teile gespalten, ein Computer wird zu zweien. DieTrennungistsoabsolut,dassbeide Systeme nicht miteinander kommunizieren. Hierdurch konnte einerseits auf das für alle zugängliche Afghanistan Mission Network und andererseits auf das rein deutsche Netz von einem PC aus zugegriffen werden. Die Methode ist BSI-zertifiziert und gilt dementsprechend als sicher, kostet allerdings auch, weil neben der virtuellen TrennungauchdieSINA-BoxvonSecunet zur Verschlüsselung der Daten mit angeschafft werden muss. DievirtuelleTrennungderSystemegibtes mittlerweile auch für Laptops und Smart- (Foto: Rohde & Schwarz) Winfried Wirth, Geschäftsführer, Rohde & Schwarz SIT GmbH: AlsHardwareherstellerliefertRohde&SchwarzSITseit über 20 Jahren Verschlüsselungslösungen an öffentliche Auftraggeber und Unternehmen. Die aktuelle Diskussion um die IT-Souveränität Deutschlands verfolgen wir mitgroßeminteresseundsindderansicht,dasssichdiese im Bereich der IT-Sicherheit durchaus erreichen lässt. Bereits heute stehen für Behörden, Bundeswehr und private Unternehmen IT-Sicherheitslösungen made in Germany zur Verfügung, die wirksamen Schutz bieten. DeutschlandistimweltweitenVergleicheinerderTechnologieführeraufdemGebiethöchstsichererVerschlüsselung. Technisch sind diese Lösungen auf der Höhe der Zeit und absolut weltmarktfähig.als Hersteller legen wir ein besonderes Augenmerk darauf, dass unsere Sicherheitslösungen die Leistungsfähigkeit bestehender NetzwerkeundProzessenichtausbremsen.DannfindensieAkzeptanzbeimAnwenderund sorgen effektiv für nachhaltigen Schutz. MitdiesemGedankenhabenwireineProduktplattformentwickelt,diediekurzen Innovationszyklen und die Interoperabilität von ITK-Standardequipment mit der konsequenten Sicherheitsarchitektur dedizierter Hochsicherheitslösungen vereint. DerersteaufdieserPlattformbasierendeHochleistungsverschlüsselerwurdeaufder diesjährigen CeBIT erstmalig einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Er ist optimiert für den Einsatz in Rechenzentren, die das Rückgrat unserer modernen VerwaltungsundGeschäftsprozessebilden.Mit40Gbit/sDatendurchsatzbeinur3μsLatenzund seinem besonders ausfallsicheren Design ist es weltweit das erste Gerät dieser Leistungsklasse. Apropos IT-Souveränität: Rohde & Schwarz SIT entwickelt und produziert in Deutschland; in unternehmenseigenen, abgesicherten Produktionsanlagen. Neben einer vertrauenswürdigen Wertschöpfungskette sorgt dies auch für eine langfristige Verfügbarkeit der Plattformkomponenten und darauf basierender Produkte. 98 Europäische Sicherheit & Technik Oktober 2014