Sicherheitsrundgänge mit Führungskräften, Sicherheitsklima und Risikoreduktion



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Transkript:

Sicherheitsrundgänge mit Führungskräften, Sicherheitsklima und Risikoreduktion René Schwendimann, PhD, RN Internationaler Kongress - Patientensicherheit - avanti! Stiftung für Patientensicherheit Schweiz 29./30. November, 2011, Basel Übersicht Hintergrund Studienbedarf Methoden Ergebnisse Schlussfolgerungen 1

Hintergrund Patientensicherheit ist für eine hohe Qualität in der Gesundheitsversorgung unverzichtbar und erfordert organisatorische Massnahmen und Veränderungen, um eine Sicherheitskultur zu schaffen. Leadership Walk Rounds* erscheinen als ein vielversprechendes Instrument zur Weiterentwicklung einer Patientensicherheitskultur im Krankenhaus. SR schaffen vor Ort einen informellen Dialog zwischen Führungskräften und den Mitarbeitenden der klinischen Praxis, um Versorgungsprozesse proaktiv zu verbessern. *) Sicherheitsrundgänge mit Führungskräften (SR) (Frankel, 2003; Budrevics, 2005, Frankl, 2008) Die 7 Schritte der Sicherheitsrundgänge VORBEREITEN MESSUNG TERMINPLANUNG FEEDBACK DURCHFÜHREN BERICHTEN NACHVERFOLGEN www.hret.org 2

Studienbedarf Wissenslücken: SR sind zwar gut konzeptualisiert und werden in unzähligen (nordamerikanischen) Krankenhäusern durchgeführt. Ihre Auswirkungen auf das Verhalten und die Einstellung des Fachpersonals zur Patientensicherheit sowie klinische Ergebnisse sind jedoch noch wenig untersucht. Studienziele: Evaluieren, ob SR auf Abteilungsebene mit dem Sicherheitsklima, der Risikoreduktion bei den Patienten und den Rückmeldungen zu WR initiierten Massnahmen zusammenhängen. (Graham, 2005; Feitelberg, 2006; Campbell, 2007; Verschoor, 2007) Methoden Multizentrische Querschnittsstudie in einem Not-forprofit Krankenhausverbund in 16 US-Staaten. Abteilungen (z.b. medizinische, chirurgische Bettenstationen, Labors) aus 49 Krankenhäusern. Standardisierte schriftliche Befragung der KrankenhausmitarbeiterInnen (z.b. Pflegepersonal, Ärzte, Assistenz- und Hilfskräfte), die direkt und indirekt in der Patientenversorgung tätig sind. Durchführung der Befragung im Herbst 2006. Deskriptive und multivariate statistische Analyse 3

Sicherheitsrundgänge mit Führungskräften SR Einführung zwischen 2002 und 2005 SR Durchführung: regelmässig in wöchentlichen bis monatlichen Abständen, um mit den Abteilungsteams Fragen der Patientensicherheit zu diskutieren. Die Führungskräfte stellen dabei spezifische Fragen wie z.b. «Wurde kürzlich ein Patient wegen suboptimaler Versorgung/Betreuung verletzt?» oder «Welche Gefahren könnten nächstens zu einem unerwünschten Ereignis bei einem Patienten führen?» Die Teilnahme der Mitarbeitenden an den SR wurde mit einer spezifischen Subskala des Fragebogens erfasst. Patientensicherheitsklima Einstellungen des Krankenhauspersonals zum Patientensicherheitsklima: Subskala des SAQ*. Wenn ich hier Patient wäre, würde ich mich sicher fühlen. In dieser Abteilung wird mit Fehlern, z.b. in Diagnostik, Therapie oder Pflege in angemessener Weise umgegangen. Ich weiss, wie ich in dieser Abteilung vorgehen muss, um Fragen zur Patientensicherheit anzubringen. Ich erhalte angemessene Rückmeldung zu meiner Arbeit. In dieser Abteilung ist es schwierig Fehler zu besprechen Ich werde durch meine Arbeitskollegen ermutigt, jegliche Bedenken meinerseits zur Patientensicherheit zu melden. Die Kultur in dieser Abteilung macht es leicht, von den Fehlern anderer zu lernen. (*Safety Attitudes Questionnaire) 4

% der Antwortenden, die mindestens einmal an einer SR teilgenommen haben. Ergebnisse (1) Stichprobe und sozio-demographische Merkmale 706 Abteilungen aus 49 Krankenhäusern 19 053 beantwortete Fragebogen (=80% Rücklauf) 82% Frauen 46% Pflege-, 16% Assistenz-, 13% Medizinischtechnisches Personal und je 7% ärztliches und therapeutisches Personal sowie andere. Teilnahme der Abteilungsteams am SR Keine SR Teilnahme in 100 (14.2%) Abteilungen, SR Teilnahme von >60% in 52 (7.4%) Abteilungen (Jeder Balken entspricht einer Krankenhausabteilung) 5

% der Antwortenden gaben an, dass Patientensicherheitsrisiken infolge von SR reduziert wurden % der Antwortenden, die das Patientensicherheitsklima der Abteilung positiv ( 60%) einschätzten Patientensicherheitsklima Ein positives Patientensicherheitsklima (>60% der Antwortenden mit positiver Einschätzung) wurde von 419 (59%) Abteilungen gemeldet. (Jeder Balken entspricht einer Krankenhausabteilung) Risikoreduktion infolge SR Keine Risikoreduktion infolge von SR stellten 62 Abteilungen fest, und in 41 (6%) Abteilungen stellten 60% der Mitarbeitenden eine solche fest. (Jeder Balken entspricht einer Krankenhausabteilung) 6

% der Antwortenden, die das Patientensicherheitsklima der Abteilung positiv ( 60%) einschätzten % der Antwortenden erhielten feedback zu den ergriffenen Massnahmen infolge von WR Rückmeldungen nach WR Massnahmen In 79 Abteilungen gab es keine Rückmeldungen zu WR Massnahmen und in 34 (5%) Abteilungen erhielten 60% der Mitarbeitenden eine Rückmeldung. (Jeder Balken entspricht einer Krankenhausabteilung) Deutliche Zusammenhänge 7

Schlussfolgerungen SR Teilnahme von Abteilungsteams hängt mit dem von den Abteilungen berichteten Patientensicherheitsklima, der Risikoreduktion bei Patienten und den Rückmeldungen zu ergriffenen SR Aktionen zusammen. Diese Zusammenhänge können als "Dosis-Wirkungs- Effekt" der Häufigkeit von SR auf den Abteilungen gedeutet werden.. Der Nachweis von SR Auswirkungen auf klinische Patientenergebnisse ist noch zu erbringen. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit rene.schwendimann@unibas.ch Page 16 8