Universität Ulm Fakultät für Ingenieurwissenschaften und Informatik Institut für Psychologie und Pädagogik Praktikumsbericht Zum Berufspraktikum in der Dynamisch-Psychiatrischen Klinik Menterschwaige Im Zeitraum vom 23.02.2015 bis 10.04.2015 Zahl der Wörter im Text: 1048 Vorgelegt von: Isabella Rutt Matrikelnummer: 805479 Studiengang: Bsc. Psychologie 1
1. Die Institution Die dynamisch-psychiatrische Klinik Menterschwaige befindet sich in der Geiselgasteigstraße 203 in 81545 München. Sie ist ein Fachkrankenhaus für stationäre Psychiatrie, Psychotherapie, Psychoanalyse und Psychosomatik. Sie wurde 1979 von dem Arzt und Psychoanalytiker Prof. Dr. Günter Ammon und seinen Mitarbeitern gegründet. Das multiprofessionelle Team besteht aus Ärzten, Psychologen, Gesundheits- und KrankenpflegerInnen, Spezialtherapeuten und Sozialarbeitern. Die Klinik bietet neben der vollstationären Behandlung auch ambulante Diagnostik und Therapie an. Es werden fast alle akuten psychischen und psychiatrischen Erkrankungen behandelt. Allerdings hat die Klinik keine geschlossene Abteilung, sodass keine PatientInnen aufgenommen werden, die akut selbst- und/oder fremdgefährdet sind. Auch SuchtpatientInnen können nur nach erfolgreichem körperlichem Entzug aufgenommen werden. 1.2. Leitbild der Institution Die Klinik arbeitet nach dem Behandlungskonzept der Berliner Schule der Dynamischen Psychiatrie. Ziel ist es hier, Psychoanalyse, Gruppendynamik und Psychotherapie in die Psychiatrie zu integrieren. Die psychopharmakologische Behandlung erfolgt hier nach der Maxime: So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Als wichtigste Ursachen seelischer und psychosomatischer Erkrankungen werden sowohl unbewusste Konflikte, als auch inadäquate reale Beziehungs- und Lernerfahrungen, schwerwiegende körperliche, sexuelle oder emotionale Traumatisierungen und ein schädigendes Umfeld in der Kindheit angesehen. Die Behandlung in der Klinik konzentriert sich darauf, den PatientInnen korrigierende und wieder gutmachende Erfahrungen zu ermöglichen. Dabei wird auf positiven und vorhandenen Fähigkeiten oder Fertigkeiten, positiven Selbstaspekten und positiven Elementen in sozialen Beziehungen aufgebaut (ressourcenorientierte Psychotherapie). Damit die PatientInnen neue und konstruktive Lösungen finden, müssen sie sich ihrer bisherigen Lebensgeschichte mit ihrer unbewussten Konflikt- und Beziehungsdynamik bewusst werden. Die Behandlung in der Klinik ist gruppenbezogen und integrativ. Psychodynamische Einzel- und Gruppenpsychotherapie, Milieutherapie, nonverbale und körperliche Therapien, Sozialberatung, psychologische und allgemeinmedizinische Diagnostik, Pflege und Pharmakotherapie bilden das therapeutische Netzwerk, in dem 2
die PatientInnen mit all ihren Problemen, aber auch gesunden und kreativen Seiten sichtbar und verstanden werden können. Das Therapieziel ist, den Leidensdruck und die Symptomatik zu reduzieren, die Persönlichkeit zu stärken, das Selbstwertgefühl und die Entwicklung der Identität zu fördern und die PatientInnen darin zu unterstützen, ihren Lebensentwurf zu gestalten. 2. Darstellung des Tätigkeits-/Aufgabenfeldes 2.1. Zielsetzung für die eigene Tätigkeit Mein persönliches Ziel für das Praktikum war es, die Arbeitsweise in einer Psychiatrie, den Umgang mit den PatientInnen und diesen ganz speziellen Ansatz der analytischen Psychotherapie näher kennenzulernen. 2.2. Darstellung der eigenen Tätigkeit Mein Arbeitstag begann um acht Uhr morgens mit dem Frühstück gemeinsam mit den PatientInnen. Um 8.30 Uhr fand die Übergabe im Team statt, bei der von der vergangenen Nacht berichtet wurde. Hier ging es darum, dass das Team der Frühschicht über jegliche Vorkommnisse und wichtige Geschehnisse der vergangenen Stunden informiert wurde. Außerdem teilten die Milieutherapeuten in dieser Übergabe mit, was die heutigen Themen in der Milieutherapie sein werden (z.b. Vorstellung neuer PatientInnen, Konfliktlösungen, Verabschiedung von PatientInnen, Projektarbeit ). Um 9.15 Uhr fand dann die Milieutherapie in den vier vorhandenen Gruppen mit je 10-18 PatientInnen statt. Anschließend wurde die Milieusitzung nachbesprochen, indem der inhaltliche Kern der Sitzung zusammengefasst wurde und jegliche Fragen geklärt werden konnten und schließlich wurde dies in einer Vernetzungssitzung allen anderen Teammittgliedern mitgeteilt. Inhaltlich ging es hier darum die Stimmung in der Gruppe zu benennen, Sorgenpatienten aufzuzählen und gruppendynamische Prozesse aufzuzeigen. Zusätzlich zu der Milieutherapie konnte ich an allen nonverbalen Therapieformen teilnehmen (Musiktherapie, Feldenkrais, Fertigkeiten, Theatertherapie ). Außerdem fanden wöchentlich Fortbildungen für das gesamte Team statt (z.b. Hygiene in Krankenhäusern, Kasuistik: Gegenübertragung ). Jeden Freitag fand die Großgruppe statt, an der alle PatientInnen und auch ein Großteil des Teams teilnahmen. Hier wurden die Anliegen der PatientInnen oder Themen, die unter der 3
Woche deutlich wurden, angesprochen. Dadurch konnte gewährleistet werden, dass die PatientInnen auch gruppenübergreifend Kontakt zueinander aufnehmen konnten und ein Gruppenzusammenhalt entstand. In der Klinik wird das Team meist durch PraktikantInnen verstärkt. Diese bekommen die Möglichkeit Anamnesen zu schreiben. 2.3. Kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Tätigkeit Zu Beginn des Praktikums war es eine Herausforderung die vielen neuen Eindrücke und Erfahrungen zu verarbeiten. Ich lernte sehr viele neue Menschen kennen und wurde zusätzlich mit einer Art zu Arbeiten konfrontiert, die ich vorher noch nicht kannte. Aus diesem Grund war das Praktikum vom ersten Tag an herausfordernd und blieb es auch bis zum letzten Tag, da jeder Tag etwas Neues mit sich brachte. Hatte man an einem Tag eine tolle Arbeit in der Milieugruppe geleistet mit guten Ergebnissen und einer positiven Grundstimmung, konnte dies am nächsten Tag völlig gekippt sein und man sah sich einer Gruppe gegenüber, die niedergestimmt und unkommunikativ war. So musste man sich jeden Tag auf die aktuelle Situation und Stimmung einlassen können. Außerdem war es die ersten Tage noch etwas schwierig in die Gruppe reinzukommen. Denn die PatientInnen werden durch häufige Wechsel im Team immer wieder mit neuen Menschen konfrontiert und dies macht es Ihnen schwer sofort Vertrauen zu fassen. Auch mir fiel es nicht leicht sofort den Anschluss zu den PatientInnen zu finden, da ich nicht genau wusste, in wieweit ich mich während der Milieusitzungen mit meinen Meinungen mit einbringen darf. Doch durch die Zusammenarbeit während der Projektarbeit oder während Spaziergängen und Ausflügen konnte die anfängliche Distanz schnell überwunden werden. Auch das Führen von Anamnesegesprächen und die anschließende Verfassung der Anamnese konnte ich gut meistern. Die fertige Anamnese wurde kritisch beurteilt, sodass das Schreiben für mich eine Lernerfahrung war. Während des Praktikums habe ich es bedauert, dass man als PraktikantIn nicht bei der Gruppentherapie dabei sein durfte. Hier wurden die Themen angesprochen, die in der Milieutherapie zu tief gegangen wären, aber mein Interesse sehr geweckt haben. 3. Zusammenfassende Einschätzung des Praktikums und der Praxiseinrichtung Das Praktikum hat mir sehr gut gefallen. Ich konnte sehr viel dabei Lernen und hatte einen tollen Einblick in die Arbeitsweise dieser Klinik. Aufgrund des speziellen Arbeitsansatzes dieser Klinik, bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass ich unbedingt noch weitere, ganz unterschiedliche, Ansätze und Methoden kennenlernen möchte. Auf 4
diese Weise möchte ich herausfinden, in welchem Bereich und nach welchem Ansatz ich später einmal arbeiten möchte. Somit gibt mir das Praktikum auch den Anreiz mich noch weiter auszuprobieren und viele mögliche Alternativen zu entdecken. Als besonders erfreulich habe ich die vielen positiven Rückmeldungen sowohl von Seiten der PatientInnen als auch von Seiten des Teams erlebt. Dadurch habe ich das Gefühl bekommen für meine Arbeit und mein Engagement geschätzt und anerkannt zu werden. Ich habe mich im Team und der gesamten Klinik sehr wohl gefühlt und kann jedem empfehlen, eine solche Erfahrung zu machen. Datum: 14.04.2015 Unterschrift: 5