Heinz Griesbach Lothar Birk Karl Lewin... STUDIENABBRUCH - WERKSTATTBERICHT ALS BEITRAG ZUR AKTUELLEN DISKUSSION

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Transkript:

Hochschul-Informations-System KURZINFORMATION A7/92 Heinz Griesbach Lothar Birk Karl Lewin... STUDIENABBRUCH - WERKSTATTBERICHT ALS BEITRAG ZUR AKTUELLEN DISKUSSION April 1992 HIS HOCHSCHUL - INFORMATIONS - SYSTEM, GOSERIEDE 9, 30159 HANNOVER, TEL. 0511/1220-0

Inhaltsverzeichnis Seite Studienabbruch - Werkstattbericht als Beitrag zur aktuellen Diskussion Heinz Griesbach Lothar Birk Karl Lewin 1. Anla und Ziel 1 2. Zur Definition des Studienabbruchs 1 3. Zur Ermittlung von Studienabbruchquoten 2 4. Differenzierte Studienabbruchquoten fÿr einen StudienanfŠngerjahrgang 4 5. Zum VerhŠltnis von Studienabbruch- und Schwundquoten 6 6. Zur Entwicklung der Studienabbruchquote 7 7. Zu Auswirkungen von StudienzeitverlŠngerung und Zunahme des Studienabbruchs auf die Entwicklung von StudienanfŠnger-, Studierenden- und Absolventenzahlen 8

1 Studienabbruch - Werkstattbericht als Beitrag zur aktuellen Diskussion Heinz Griesbach, Lothar Birk, Karl Lewin 1. Anla und Ziel Studienabbruch ist ein aktuelles Thema der derzeitigen bildungspolitischen Diskussion. Das zeigen u.a. die zahlreichen, sich teilweise widersprechenden Meldungen dazu in den Medien. In den Berichten werden zur Verdeutlichung des Umfanges des Studienabbruchs Quoten von 20% bis weit Ÿber 50% genannt. 1 Damit stellen sich die Fragen, welchen Umfang der Studienabbruch denn nun tatsšchlich hat und was vor allem in den genannten hohen Quoten erfa t wird und zum Ausdruck kommt. Diesen Fragen soll in diesem Beitrag nachgegangen werden. HIS mšchte damit zur Versachlichung der Eršrterungen beitragen. Dabei sollen auch die Ergebnisse von BemŸhungen vorgestellt werden, mit Hilfe eines neu entwickelten EDV-gestŸtzten Verfahrens aus Bestandsdaten der amtlichen Hochschulstatistik und aus Ergebnissen von HIS-Stichprobenuntersuchungen Studienabbruchquoten zu berechnen. Es sind erste,nur grob strukturierte Ergebnisse, die als NŠherungswerte fÿr den Umfang des Studienabbruchs dessen Grš enordnung nach Auffassung von HIS bereits soweit beschrieben, da sie einen Beitrag zur aktuellen Diskussion zum Studienabbruch leisten kšnnen. Die von HIS gewšhlte Vorgehensweise soll in GesprŠchen mit Experten ŸberprŸft und vor allem weiterentwickelt werden. Im Vordergrund dieser Eršrterungen wird weniger das Berechnungsverfahren stehen als vielmehr die Frage, inwieweit die verfÿgbaren Daten der amtlichen Statistik, die Grundlage dieses Berechnungsverfahren sind, dafÿr geeignet sind und ggf. aufgrund von Untersuchungsergebnissen - wie hier geschehen - modifiziert bzw. angepa t werden kšnnen bzw. dÿrfen. Bei diesem Beitrag handelt es sich somit um einen Werkstattbericht zur Diskussion um Studienabbruch. 2. Zur Definition des Studienabbruchs Die derzeit laufende Diskussion Ÿber Studienabbruch ist vor allem durch unklare Begriffe gekennzeichnet und fÿhrt deshalb zu Mi verstšndnissen. Im folgenden Beitrag wird davon ausgegangen, da Studienabbrecher Personen sind, die durch Immatrikulation an einer Hochschule in Deutschland ein Studium aufgenommen haben, das deutsche Hochschulsystem ohne Abschlu examen verlassen und zu einem spšteren Zeitpunkt das Studium nicht erneut aufnehmen. Die Studienabbruchquote ist der Anteil der StudienanfŠnger eines Studienjahres, die das Studium nicht mit dem Examen abschlie en. Daraus folgt, da nur Studierende, die ein Erststudium aufgeben, als Studienabbrecher zu bezeichnen sind, weil diejenigen, die ein Zweit-, Aufbau- oder Zusatzstudium aufgeben. das Hochschulsystem bereits erfolgreich durchlaufen haben. Insoweit beziehen sich die folgenden Betrachtungen, die aufgrund der Datenlage auf die alten LŠnder begrenzt sind, immer auf Studierende im Erststudium. Wird von dieser Definition des Studienabbruchs ausgegangen, dann sind Studierende, die ihr Studium zeitweilig aufgeben und aus diesem Grunde exmatrikuliert werden, keine Studienabbrecher, sondern Studienunterbrecher. Der Studienabbruch in dem hier definierten Sinn ist auch eindeutig abzugrenzen vom Studiengang- und Hochschulwechsel. Studierende, die z.b. von einer UniversitŠt zu einer Fachhochschule oder umgekehrt wechseln, sind Studiengang- und in der Regel Hochschulwechsler und nicht Studienabbrecher (eines UniversitŠts- bzw. Fachhochschulstudiums), denn sie bleiben im Hochschulsystem und streben ein Abschlu examen an. Die Datenlage, vor allem der einzelnen Hochschule, lš t in der Regel nicht zu, die PhŠnomene Studienabbruch, Studienunterbrechung, Studiengangwechsel und Hochschulwechsel in der skizzierten eindeutigen gegenseitigen Abgrenzung zu ermitteln, weder auf der Ebene des einzelnen Studiengangs, noch auf der Ebene der gesamten Hochschule. die einzelne Hochschule kann relativ leicht feststellen, wie viele StudienanfŠnger in einem Semester ein Studium bei ihr aufnehmen und wie viele der bisherigen Studierenden sich zur Fortsetzung des Studiums im bisherigen oder einem anderen Studiengang zurÿckmelden. Sie kann aber aus den ihr zur VerfŸgung stehenden Verwaltungsdaten nicht genau ermitteln, warum eine RŸckmeldung unterbleibt. Sie kann in der Regel leidlich genau feststellen, wie viele Studierende ein Examen in einem Semester in einem Studiengang bzw. an der Hochschule insgesamt gemacht haben. Wird von der Zahl der Studierenden eines Se-

2 mesters in einem Studiengang bzw. an einer Hochschule, fÿr die keine RŸckmeldung vorliegt, die entsprechende Zahl der Absolventen subtrahiert, bleibt eine "Restgrš e", die "verschwunden" ist, ohne da die genauen GrŸnde dafÿr bekannt sind. Diese unaufgeklšrte "Restgrš e" sollte als "Schwund" und - sofern sie fÿr einen StudienanfŠngerjahrgang ermittelt wird - als "Schwundquote" bezeichnet werden. Die "Schwundquote" eines Studiengangs umfa t dabei Studiengangwechsler mit und ohne Hochschulwechsel, Hochschulwechsler, die ihr Studium im gleichen Fach an einer anderen Hochschule fortsetzen, Studienunterbrecher und Studienabbrecher. Die "Schwundquote" einer Hochschule enthšlt demgegenÿber keinen Studiengangwechsel, der sich innerhalb der Hochschule vollzieht. Die in den eingangs erwšhnten Berichten der Medien genannten hohen Anteilswerte sind entweder Schwundquoten von StudiengŠngen oder von einzelnen Hochschulen 2. Sowohl die Studienabbruchquote als auch die Schwundquote eines Studiengangs oder einer Hochschule sind Indikatoren, mit denen - neben anderen Indikatoren - die Effizienz in Lehre und Ausbildung beschrieben werden kann, allerdings in unterschiedlichen Dimensionen. Die Studienabbruchquote, die weniger hochschulspezifisch als hochschulÿbergreifend von Bedeutung ist, gibt Auskunft Ÿber die Studierenden, die mehr oder weniger lange im Hochschulsystem verweilen, dort Leistungen in Anspruch nehmen und ohne Abschlu prÿfung sowie ohne Zertifizierung ihrer erworbenen Qualifikationen das Hochschulsystem verlassen. Die Schwundquote gibt eher Auskunft Ÿber den Grad der Fluktuation in einem Studiengang bzw. einer Hochschule. 3. Zur Ermittlung von Studienabbruchquoten Den Umfang des Studienabbruchs in dem hier definierten Sinne zu ermitteln, ist methodisch nicht einfach. Das am besten geeignete Verfahren dafÿr ist die Kohortenanalyse auf der Grundlage einer Totalerhebung, d.h. die Verfolgung des Studienverlaufs eines jeden StudienanfŠngers in einem Studiengang einer Hochschule bis zum Hochschulexamen oder bis zur endgÿltigen Studienaufgabe, unabhšngig davon, ob er den Studiengang und/oder die Hochschule gewechselt oder das Studium zeitweilig unterbrochen hatte. Es liegt auf der Hand, da die einzelne Hochschule ihre StudienanfŠnger nicht in dieser Weise "verfolgen" kann und Studienabbruchquoten nur mit hochschulÿbergreifenden Verfahren ermittelt werden kšnnen. Die amtliche Hochschulstatistik hat in den 80er Jahren versucht, mit Hilfe von Studienverlaufsauswertungen, bei denen fÿr jeden StudienanfŠnger durch VerknŸpfung der semesterweise erhobenen Bestandsdaten Ÿber Studierende und PrŸfungen der Studienverlauf nachvollzogen werden sollte, die Studienabbruchquoten zu berechnen. Dieser Versuch ist aber aus DatenschutzgrŸnden abgebrochen worden, bevor er zu validen Ergebnissen fÿhren konnte. Auf methodischen Erfahrungen bei Stichprobenerhebungen 3 aufbauend, hat HIS ein EDV-gestŸtztes Verfahren entwickelt, um auf der Basis von Querschnittsdaten aus Totalerhebungen der amtlichen Hochschulstatistik unter Hinzuziehung von Ergebnissen aus Stichprobenerhebungen von HIS Studienerfolgsquoten zu berechnen, deren jeweilige Differenz zu 100% die Studienabbruchquote darstellt. Das ist vor allem ein kostengÿnstiges Verfahren zur Ermittlung von Studienabbruchquoten, das durch die stšndige Verbesserung der Bestandsstatistiken der amtlichen Hochschulstatistik ermšglicht worden ist. Ein weiterer Vorteil des Verfahrens ist, da die Entwicklung des Studienabbruchs in den ZeitabstŠnden fortgeschrieben werden kann, in denen die der Berechnung zugrundeliegenden Bestandszahlen der amtlichen Hochschulstatistik fortgeschrieben werden und - sofern fšcherspezifische Studienabbruchquoten ermittelt werden sollen - aktuelle Untersuchungsergebnisse aus empirischen Erhebungen zum Fach- und Hochschulwechselverhalten vorliegen. Mit diesem Verfahren verbreitert HIS sein methodisches Repertoire zur Ermittlung von Studienabbruchquoten, das sich bisher auf Stichprobenerhebungen konzentriert hat. Diese sind nach wie vor erforderlich, vor allem um Informationen Ÿber das Umfeld, die HintergrŸnde, die Motive und die Folgen des Studienabbruchs zu gewinnen, weil das neu entwickelte Verfahren nur die quantitative Ermittlung von Studienabbruchquoten ermšglicht und keine weiteren Informationen zur VerfŸgung stellt. In dem neuen HIS-Verfahren, das hier nicht im Detail beschrieben werden soll 4, werden Daten der amtlichen Studenten- und PrŸfungsstatistik zum Erststudium 5 miteinander verknÿpft. Vereinfachend dargestellt wird die fÿr ein Studienjahr ausgewiesene Absolventenzahl Ÿber die durchschnittliche Studienzeit, gemessen in Hochschulsemestern, einem "fiktiven" StudienanfŠngerjahrgang zugerechnet. Da aber die Absolventen eines PrŸfungsjahrgangs aus mehreren StudienanfŠngerjahrgŠngen stammen, die sich hinsichtlich der Zahl der StudienanfŠnger und der durchschnittlichen Studienzeit unterscheiden, mÿssen Korrektur- bzw. Anpassungsrechnungen vorgenommen werden, um die daraus sich ergebenden Wirkungen auf die Absolventenzahl zu berÿcksichtigen.

3 Die jÿngsten hier vorgelegten Studienabbruchquoten beziehen sich auf den PrŸfungsjahrgang 1989. Die Mehrzahl der darin gezšhlten Absolventen haben in den Jahren 1983 bis 1985 ihr Studium begonnen, so da die so ermittelten Studienabbruchquoten auf den StudienanfŠngerjahrgang 1984 zu beziehen sind. Um wenigstens fÿr vier gro e FŠchergruppen, nach denen auch die Daten der amtlichen Statistik differenziert werden kšnnen, Studienabbruchquoten berechnen zu kšnnen, sind Ergebnisse aus der HIS-Absolventenbefragung 1989 6 zum Fachwechsel in diese VerknŸpfungsrechnung mit einbezogen worden. Im folgenden sollen die bei der hier skizzierten "simulierten Kohortenrechnung" erforderlichen Anpassungsrechnungen sowie die nach Auffassung von HIS begrÿndeten und notwendigen "Bereinigungen" an den Bestandsdaten der amtlichen Hochschulstatistik erlšutert werden. Sie sind vorzunehmen, um zu einer realistischen Studienabbruchquote zu gelangen. a) Anpassungsrechnung Bekannterma en ist nicht jedes Studium bis zum ersten PrŸfungsabschlu gleich lang. Unterschiedliche Studiendauern lassen sich nicht nur mit dem individuellen Studien- und Fachwechselverhalten der Studierenden erklšren; sie ergeben sich auch aus dem gewšhlten Studienfach und sich hochschulabhšngig. Absolventen, die ihre PrŸfung im Jahr 1989 abgelegt haben, gehšren demnach unterschiedlichen StudienanfŠngerjahrgŠngen an. Da die Studienerfolgsbzw. -abbruchquote per Definition sich auf die StudienanfŠnger eines einzigen Jahrgangs zu beziehen hat, ist eine Anpassung der an der amtlichen Statistik ausgewiesenen Absolventenzahlen an die quantitative Entwicklung jšhrlich steigender oder rÿcklšufiger StudienanfŠngerzahlen all jener JahrgŠnge erforderlich, denen die einzelnen Absolventengruppen, z.b. des Studienjahres 1989, aufgrund ihrer Studiendauern zugehšren. Ein solcher Bezug verschiedener StudienanfŠngerjahrgŠnge auf einen als Basisjahr geeigneten fiktiven StudienanfŠngerjahrgang - in diesem Falle des StudienanfŠngerjahrgangs 1984 - wird rechnerisch hergestellt; jede Absolvententeilgruppe wird entsprechend dem zahlenmš igen VerhŠltnis der StudienanfŠnger des zugehšrigen StudienanfŠngerjahrgangs zu denen des Basisjahrs vergrš ert oder verkleinert. Die Summe der auf diesem Wege angepa ten Absolventenzahlen der Teilgruppen ergibt die "unbereinigte" Gesamtabsolventenzahl, die auf die StudienanfŠngerzahl des Basisjahrs bezogen werden kann. Die Notwendigkeit einer weiteren Korrektur der bis dahin ermittelten Absolventenzahlen ergibt sich aus der Tatsache stetig gestiegener Studienzeiten im Verlaufe der vergangenen 2 Jahrzehnte. Obwohl die Betrachtung sich nur auf einen Ausschnitt davon, Ÿber einen Zeitraum von ca. 7 StudienanfŠngerjahrgŠngen erstreckt, ist die rechnerische BerŸcksichtigung gestiegener Studienzeiten wšhrend dieser Zeit unerlš lich; dies deshalb, weil jede Absolvententeilgruppe eines Studienjahres mit einer jeweils kÿrzeren Studienzeit (ab 6. bis 17. Hochschulsemester und mehr) einem AnfŠngerjahrgang angehšrt, dessen Studenten und Studentinnen bis zu einem ersten Studienabschlu zunehmend lšnger an der Hochschule sind bzw. sein werden. Daraus ist zu folgern, da - exemplarisch dargestellt an der Absolvententeilgruppe mit den kÿrzesten Studienzeiten - diese an Zahl grš er wšre, als sie in der PrŸfungsstatistik ablesbar ist, wenn es die zwischenzeitlich von Studienjahr zu Studienjahr feststellbare Erhšhung der Studienzeiten nicht gegeben hštte. Wiederum wegen des Bezuges der Studienabbruchquote auf einen einzigen StudienanfŠngerjahrgang wird fÿr jede Absolvententeilgruppe eines Studienjahres der fÿr sie feststellbare StudienzeitverŠnderungsteil fÿr eine Korrektur der einzelnen Absolvententeilzahlen herangezogen. Die erneute Summe der korrigierten Einzelzahlen ergibt die zur Erfolgs- bzw. Abbruchquotenermittlung verwendbare, noch "unbereinigte" Absolventengesamtzahl. b) StudienanfŠngerstatistik Aus den jšhrlichen HIS-SudienanfŠngerbefragungen ist bekannt, da etwa 3% von den an Hochschulen als erste Hochschulsemester eingeschriebenen Studierenden bereits in frÿherer Zeit studiert haben, dies aber der Hochschule - aus welchen GrŸnden auch immer - bei der erneuten Einschreibung verschweigen. Sie sind nach den hier zugrunde gelegten Definitionen Hochschulwechsler und/ oder Studienunterbrecher und nicht StudienanfŠnger im ersten Hochschulsemester. Um DoppelzŠhlungen bei den VerknŸpfungsrechnungen zu vermeiden, mÿssen die von der amtlichen Statistik ausgewiesenen StudienanfŠngerzahlen um diesen Prozentsatz reduziert werden. Es mu darÿber hinaus eine weitere Reduzierung um etwa 1% erfolgen fÿr unzulšssige Einschreibungen an mehreren Hochschulen, die aufgrund der Ergebnisse der HIS-StudienanfŠngerbefragungen nachweisbar sind. DarŸber hinausgehende Doppeleinschreibungen werden aufgrund weiterer Ergebnisse aus den StudienanfŠngerbefragungen vermutet, kšnnen aber nicht mit gleicher Sicherheit quantifiziert werden. Sie bleiben bei der VerknŸpfungsrechnung unberÿcksichtigt und werden nicht weiterverfolgt, zumal sie weitgehend ausgeglichen werden durch die Zahl der Personen, die

4 bei zulassungsbeschršnkten StudiengŠngen durch das sogenannte NachrŸckverfahren nach dem Termin der Datenlieferung der Hochschulen an die Statistischen mter zum Studium zugelassen werden und deshalb von der amtlichen Statistik nicht mehr als StudienanfŠnger im 1. Hochschulsemester ausgewiesen werden kšnnen. So wird also bei der Berechnung der Studienabbruchquoten von einer StudienanfŠngerzahl ausgegangen, die gegenÿber der von der amtlichen Statistik ausgewiesenen StudienanfŠngerzahl um 4% abgemindert ist. c) PrŸfungsstatistik FŸr die Berechnung von Studienabbruchquoten werden die Ergebnisse der PrŸfungsindividualerhebung Ÿber deutsche und auslšndische Absolventen mit erster Studienabschlu prÿfung verwendet. Diese Statistik weist Untererfassungen auf, die seit Mitte der 80er Jahre nicht zuletzt aufgrund der vom Wissenschaftsrat herausgegebenen bersichten zur Studiendauer stšndig vermindert werden konnten. Die Untererfassungen sind im wesentlichen darauf zurÿckzufÿhren, da nicht alle PrŸfungsŠmter alle PrŸfungen und damit alle Absolventen an die Statistischen Landes- Šmter melden. Da sich diese Untererfassungen in den Studienabbruchquoten "ungedšmpft" niederschlagen, mÿssen sie berÿcksichtigt werden. FŸr den Absolventenjahrgang 1989 ist von einer Untererfassung von durchschnittlich 2% der in der amtlichen PrŸfungsstatistik ausgewiesenen Zahlen bei der Berechnung der Studienabbruchquote ausgegangen worden 7. FŸr AbsolventenjahrgŠnge der spšten 70er und frÿhen 80er Jahre sind grš ere Untererfassungen zugrunde gelegt worden 8. Die nach diesem Verfahren berechnete Studienabbruchquote des StudienanfŠngerjahrgangs 1984 errechnet sich wie folgt: - "Unbereinigte" Berechnung mit Daten der amtlichen Hochschulstatistik 37% - Anpassungsrechnung zur BerŸcksichtigung von sich veršndernden StudienanfŠngerzahlen und von StudienzeitverlŠngerungen (a) 32% - "Bereinigung" der amtlichen StudienanfŠngerstatistik zum Ausgleich der bererfassung (b) 29% - "Bereinigung" der amtlichen PrŸfungsstatistik zum Ausgleich der Untererfassung (c) 27% Die so ermittelte Studienabbruchquote von 27% ist aufgrund der zuvor skizzierten Modifikationen, die im Verlauf der Berechnungen vorgenommen werden mu ten, ein NŠherungs- bzw. Orientierungswert. Er wird als obere Grenze eines Korridors verwendet, in dem die tatsšchliche Studienabbruchquote liegt. Die untere Grenze des Korridors liegt fÿr den StudienanfŠngerjahrgang 1984 bei 25%. Sie begrÿndet sich im wesentlichen aus der vorsichtigen BerŸcksichtigung der Untererfassung in der PrŸfungsstatistik im Berechnungsverfahren. Nicht nur die erwšhnten Bemerkungen des Statistischen Bundesamtes 7 schlie en hšhere Untererfassungen bei der PrŸfungsstatistik nicht aus, sondern auch Erkundigungen von HIS bei Hochschulen. Aufgrund dieser Anhaltspunkte wird davon ausgegangen, da die Zahl der Absolventen nicht nur um 2% hšher ist als von der Statistik ausgewiesen und im Berechnungsverfahren berÿcksichtigt, sondern um zusštzliche 2% hšher sein kšnnte. Dadurch wÿrde sich die Studienabbruchquote entsprechend vermindern. Von dieser Unsicherheitsmarge hinsichtlich der Untererfassung der PrŸfungsstatistik wird auch fÿr frÿhere AbsolventenjahrgŠnge ausgegangen. Die bereits erwšhnten, von HIS angestrebten ExpertengesprŠche sollen dazu dienen, das neu entwickelte Verfahren und das damit verbundene Vorgehen zu verbessern und die Voraussetzungen dafÿr zu schaffen, da auf diese Weise die Studienabbruchquoten kÿnftig regelmš ig oder bei Bedarf ohne erneute Verfahrensdiskussion fortgeschrieben werden kšnnen. Im Mittelpunkt dieser Eršrterungen mÿssen vor allem die statistischen Grundlagen der Berechnung, insbesondere die zur Ermittlung wirklichkeitsnaher Orientierungswerte fÿr Studienabbruch erforderlichen Modifikationen stehen. Dabei ist auch die Frage zu klšren, ob unter ValiditŠtsgesichtspunkten Orientierungswerte fÿr das gesamte Hochschulsystem, also unter Einschlu der auslšndischen Studierenden, der Bundeswehrhochschulen und der Verwaltungsfachhochschulen ermittelt werden sollen - wie hier geschehen - oder ob die genannten Kategorien bei der Berechnung ausgeschlossen werden und sich nur auf deutsche Studierende beziehen sollen. 4. Differenzierte Studienabbruchquoten fÿr einen StudienanfŠngerjahrgang Mit dem skizzierten Verfahren zur Ermittlung von Studienabbruchquoten aus Bestandsdaten der amtlichen Hochschulstatistik sind unter Verwendung von Daten der HIS-Absolventenbefragung 1989 zum Fachwechsel fÿr den StudienanfŠngerjahrgang

5 1984 nach Hochschularten, Geschlecht und gro en FŠchergruppen differenzierte Studienabbruchquoten berechnet worden 9. Die folgenden Daten zum Studienabbruch werden mit kurzen Hinweisen versehen, die auf Ergebnissen verschiedener HIS-Untersuchungen basieren 3. Sie sollen nur Ansatzpunkte fÿr Interpretationen bzw. weiter zu vertiefende Ursachenanalysen aufzeigen, die im Rahmen dieses Beitrags nicht vorgenommen werden. Die Differenzierung der Studienabbruchquoten des StudienanfŠngerjahrgangs 1984 nach Hochschulart und Geschlecht zeigt, da an UniversitŠten ein Studium wesentlich hšufiger aufgegeben wird als an Fachhochschulen 10. Die niedrigere Abbruchquote an Fachhochschulen wird u.a. auf die stšrkere Strukturierung der StudienplŠne und StudienverlŠufe, die spezifische Klientel mit einem hohen Anteil an StudienanfŠngern mit Berufsausbildung und Berufserfahrung sowie die weit verbreiteten (šrtlichen) ZulassungsbeschrŠnkungen, die eine zusštzliche Selektionsschwelle darstellen, zurÿckzufÿhren sein. Bild 1 Studienabbruchquoten des StudienanfŠngerjahrgangs 1984 nach Hochschularten und Geschlecht in % Geschlecht Uni FHS insgesamt mšnnlich (26-)28 (19-)21 (23-)25 weiblich (32-)34 (15-)17 (28-)30 insgesamt (29-)31 (18-)20 (25-)27 An den UniversitŠten brechen Frauen das Studium hšufiger ab als MŠnner, an den Fachhochschulen ist es umgekehrt. Ein ErklŠrungsansatz dafÿr kann darin liegen, da Frauen zum einen Ÿberdurchschnittlich hšufig diejenigen StudiengŠnge an UniversitŠten wšhlen, die die grš eren GestaltungsfreirŠume bieten, die zum anderen aber hšufig auch diejenigen sind, deren Absolventen bzw. Absolventinnen relativ ungÿnstige Berufschancen haben. Beide Aspekte "begÿnstigen" den Studienabbruch vor allem bei Frauen, die ihre Berufschancen grundsštzlich skeptischer einschštzen als MŠnner. Es kšnnte auf spezifische Fachkulturen ebenso wie auf den hohen Abiturientinnenanteil zurÿckzufÿhren sein, da Frauen an Fachhochschulen seltener als MŠnner das Studium aufgeben, obwohl Frauen auch an Fachhochschulen StudiengŠnge bevorzugen, deren Absolventen vergleichsweise ungÿnstige Berufschancen haben. Darauf weisen Ergebnisse frÿherer HIS-Untersuchungen hin. Bild 2 Fachwechselquoten nach Hochschularten und Geschlecht in % Geschlecht Uni FHS insgesamt mšnnlich (16-)18 (12-)14 (14-)17 weiblich (23-)26 (13-)15 (21-)23 insgesamt Ein Šhnliches Bild wie der Studienabbruch zeigt der Fachwechsel, der ebenfalls eine, wenn auch weniger tiefgreifende und gewichtige Revision von Bildungsentscheidungen des Einzelnen darstellt. Die durchschnittliche Fachwechselquote ist mit Ÿber 20% an UniversitŠten fast doppelt so hoch wie an Fachhochschulen. WŠhrend es beim Fachwechsel an Fachhochschulen kaum Unterschiede gibt, wechseln Frauen universitšrer StudiengŠnge wesentlich hšufiger als MŠnner. Im folgenden werden fÿr UniversitŠten sowie fÿr Fachhochschulen Studienabbruchquoten fÿr StudienanfŠnger des Studienjahres 1984 gro er FŠchergruppen ausgewiesen. Eine differenziertere fšcherspezifische Betrachtung ist aufgrund des verfÿgbaren Datenmaterials derzeit nicht mšglich. Vor allem die FŠchergruppe "Geistes-, Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaften" enthšlt hinsichtlich des Studienabbruchs sehr heterogene StudiengŠnge. Es wird deshalb angestrebt, zumindest die rechts- und wirtschaftswissenschaftlichen StudiengŠnge aus dieser FŠchergruppe herauszunehmen und in einer weiteren zusammenzufassen. Bild 3 (19-)22 (12-)14 (17-)21 Studienabbruchquoten des StudienanfŠngerjahrgangs 1984 nach Hochschularten und "FŠchergruppen" in % "FŠchergruppe" Uni FHS insgesamt Geistes-, Wirtschaftsu. Gesellschaftsw. Mathe-, Naturw. Medizin Ingenieurwiss. (35-)37 (10-)12 (23-)25 (22-)24 (6-)8 - (24-)26 (25-)27 (28-)30 (23-)25 (6-)8 (24-)26 Die Ÿberdurchschnittliche Studienabbruchquote von (5-) 37% in den geistes-, wirtschafts- und gesellschaftswissenschaftlichen StudiengŠngen 11 an UniversitŠten korrespondiert mit regem Fachwechsel, der sich allerdings auf StudiengŠnge innerhalb

6 dieser FŠchergruppe konzentriert. Allerdings gibt es, wie bereits angedeutet, gro e Unterschiede zwischen den in der FŠchergruppe zusammengefa ten StudiengŠngen sowohl hinsichtlich der Studienabbruch- als auch der Fachwechselquote. Aus HIS-Untersuchungen ist bekannt, da ein betršchtlicher Teil vor allem der Studierenden in den kultur-, kunstund gesellschaftswissenschaftlichen StudiengŠngen in ihren Studienentscheidungen und Studienorientierungen nicht sehr fest und deshalb bei auftretenden Schwierigkeiten schnell bereit sind, das Fach zu wechseln. Die erheblich niedrigere Studienabbruchquote bei Studierenden dieser FŠchergruppe an Fachhochschulen ist u.a. auf das anders geartete und gewichtete FŠcherspektrum innerhalb dieser FŠchergruppe, die sich hier besonders bemerkbar machende stšrkere Strukturierung der StudienplŠne, die unterschiedlichen Bildungswege der Studierenden und auf die bereits erwšhnten spezifischen Fachkulturen zurÿckzufÿhren. Bei den ingenieurwissenschaftlichen StudiengŠngen gibt es hinsichtlich der Studienabbruchquoten keine gro en Unterschiede zwischen UniversitŠten und Fachhochschulen. Der Fachwechsel vor allem in den universitšren StudiengŠngen ist weniger rege als in der zuvor beschriebenen FŠchergruppe. Aus den ingenieurwissenschaftlichen Bereichen wandern deutlich mehr Studierende ab als hineinwandern. Es gibt darÿber hinaus eine deutliche Wanderungsbewegung von ingenieurwissenschaftlichen StudiengŠngen der UniversitŠten zu denen der Fachhochschulen. Hier sind weniger unsichere Studienorientierungen fÿr den Studienabbruch und den Fachwechsel mitbestimmend, sondern vor allem die hohen Anforderungen, die in diesen StudiengŠngen sowohl an UniversitŠten als auch an Fachhochschulen gestellt werden, sowie wohl auch unzulšngliche qualifikatorische Voraussetzungen. Im Bereich der mathematischen und naturwissenschaftlichen StudiengŠnge ist die Studienabbruchquote sowohl bei UniversitŠten als auch bei Fachhochschulen in etwa so gro wie in den ingenieurwissenschaftlichen StudiengŠngen. Auch hier wandern mehr Studierende in StudiengŠnge der anderen FŠchergruppen ab als aus diesen zuwandern. Bei UniversitŠten ist der bergang in medizinische StudiengŠnge nach wie vor von gro er Bedeutung. Hohe Anforderungen, die in diesen StudiengŠngen gestellt werden und unzureichende qualifikatorische Voraussetzungen kšnnten wohl auch hier ein wesentlicher Aspekt des Studienabbruchs und Fachwechsels sein. Bei den medizinischen StudiengŠngen ist mit (6-) 8% eine weit unterdurchschnittliche Studienabbruchquote festgestellt worden. Unterdurchschnittlich ist auch der Anteil der Fachwechsler, die aus dieser FŠchergruppe herauswechseln. Ihre Zahl ist wesentlich kleiner als die derjenigen, die aus anderen FŠchergruppen zu den medizinischen StudiengŠngen Ÿberwechseln. Diese spezifische Situation in den medizinischen StudiengŠngen ist wesentlich durch den schon seit vielen Jahren bestehenden Numerus Clausus, die stark strukturierten StudienplŠne und StudienverlŠufe sowie die hohe AttraktivitŠt des Arztberufes bedingt, die Mitte der 80er Jahre noch ungebrochen war. Diese aufgrund der verfÿgbaren Daten nur sehr grobe FŠcherdifferenzierung deutet nur an, wie unterschiedlich das fachspezifische Abbruch- und Wechselverhalten ist. Durch eine vertiefende sozialempirische Untersuchung auf Stichprobenbasis sollten nicht nur fšcherspezifische HintergrŸnde und Motive des Abbruchs untersucht werden, ob und in welcher Weise der Fachwechsel eine Vorstufe des Studienabbruchs ist und b es vor der endgÿltigen Aufgabe eines Studiums fšcherspezifische Fachwechseltendenzen gibt. 5. Zum VerhŠltnis von Studienabbruch- und Schwundquoten In der šffentlichen Diskussion werden Schwundquoten von StudiengŠngen oder Hochschulen oft irrtÿmlich als Studienabbruchquoten bezeichnet. Da fÿr den StudienanfŠngerjahrgang 1984 mit den hier ermittelten Studienabbruchquoten und sich gegenseitig bestštigenden Ergebnissen aus verschiedenen HIS- Untersuchungen zu Fach- und Hochschulwechsel mit einer berschlagsrechnung durchschnittliche Schwundquoten von Hochschulen, getrennt nach UniversitŠten und Fachhochschulen berechnet werden kšnnen, soll auf das VerhŠltnis von Schwundund Abbruchquoten bei Hochschulen eingegangen werden (Bild 4). Nach diesen NŠherungswerten ist das VerhŠltnis von Studienabbruch und Schwundquoten bei den UniversitŠten etwa 1 : 1,8 und bei den Fachhochschulen 1 : 1,6. Die Schwundquoten der einzelnen Hochschulen bzw. StudiengŠnge kšnnen - nach "oben" wie nach "unten" - ganz erheblich von diesen groben Orientierungswerten abweichen. Je hšher jenseits dieser Orientierungswerte die Schwundquote einer Hochschule oder eines Studienganges ist, um so grš er ist die Vermutung, da es - aus welchen GrŸnden auch immer - Mi stšnde in der Lehre bzw. bei der vorhochschulischen Qualifikation der Studierenden gibt, die durch detailliertere Analysen verifiziert oder falsifiziert werden sollten.

7 Bild 4 Durchschnittliche Schwundquoten fÿr UniversitŠten und Fachhochschulen bezogen auf den StudienanfŠngerjahrgang 1984 Sachverhalt Uni FHS insgesamt Studienabbruchquote (29-)31 (18-)20 (25-)27 Fachwechselquote mit Hochschulwechsel (9-)11 (8-)10 (8-)10 Hochschulwechselquote ohne Fachwechsel (9-)11 (1-)3 (6-)8 Studienunterbrechung 1) (1-)3 - (0-)2 Schwundquote 1) nur soweit Exmatrikulation erfolgt (48-)56 (27-)33 (39-)47 Die aufgezeigte gro e Differenz zwischen Studienabbruch- und Schwundquoten gibt es nur bei einer studiengang- bzw. hochschulbezogenen Betrachtung. Bei einer auf das gesamte Hochschulsystem bezogenen Betrachtung nšhern sie sich an und unterscheiden sich letztlich nur noch durch den Anteil der StudienanfŠnger an deutschen Hochschulen, die an einer auslšndischen Hochschule ein Studium beenden. In Bild 4 erfolgt somit keine Betrachtung des "geschlossenen" Gesamtsystems, vielmehr wird der Durchschnitt der Werte der dort dargestellten Sachverhalte der einzelnen Hochschulen abgebildet. 6. Zur Entwicklung der Studienabbruchquote Um zu einer EinschŠtzung des Entwicklungsverlaufs der Studienabbruchquoten - Gesamtstudienabbruchquoten - zu gelangen, wurden fÿr die StudienanfŠngerjahrgŠnge 1979-1983 sowie aus den PrŸfungsstatistiken der Jahre 1982-1989 die Jahrgangskohorten zusammengestellt, bereinigt und in VerknŸpfung mit den bereinigten StudienanfŠngerzahlen die Erfolgs- bzw. Abbruchquoten ermittelt. Die durchschnittliche Studienabbruchquote - Ÿber alle Hochschularten berechnet - hat von Ende der 70er bis Mitte der 80er Jahre von (20-) 22% auf (25-) 27% der entsprechenden StudienanfŠngerjahrgŠnge zugenommen. Das bedeutet, da von den StudienanfŠngern des Studienjahres 1979 bis zu 35.500 und von den StudienanfŠngern des Studienjahres 1984 bis zu 59.000 das Studium ohne Abschlu examen aufgegeben haben. Die bereits in den 70er Jahren leichte Zunahme der Studienabbruchquoten setzt sich damit in den 80er Jahren verstšrkt fort 12. Soll der Studienabbruch im Rahmen eines IndikatorenbŸndels zur Beschreibung des Hochschulsystems verwendet werden, so ist nicht nur die Hšhe der Abbruchquote und deren Entwicklung von Interesse, sondern auch der Zeitpunkt des Studienabbruchs. Zwischen 25% und 30% der Studienabbrecher, die Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre das Studium aufgaben, taten dies bis zum Abschlu des zweiten Semesters. Einfache Schwundberechnungen auf der Grundlage von Studentendaten der amtlichen Hochschulstatistik deuten an, da der Anteil der Studienabbrecher, die innerhalb eines Jahres bzw. nach einer Orientierungsphase das Studium aufgeben, bis Mitte der 80er Jahre abgenommen hat. Von den Studienabbrechern, die Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre ein UniversitŠtsstudium begonnen hatten, haben ca. 70% nach Verlassen der Hochschule eine Berufsausbildung aufgenommen. Von den Studienabbrechern an Fachhochschulen waren es ca. 40%. Von den anderen Studienabbrechern an Fachhochschulen hatten 35% bereits vor Studienbeginn eine Berufsausbildung absolviert. Ein FŸnftel der Abbrecher von UniversitŠten und knapp die HŠlfte von Fachhochschulen sind unmittelbar berufstštig geworden. Der hšhere Anteil an Studienabbrechern eines Fachhochschulstudiums, die unmittelbar von der Hochschule in die BerufstŠtigkeit wechseln, hšngt auch damit zusammen, da der Anteil der Personen mit einer Berufsausbildung vor Studienbeginn in dieser Gruppe wesentlich hšher ist als bei den Studienabbrechern eines UniversitŠtsstudiums. Bild 5 Studienabbruch in v. H. 30 20 10 Entwicklung der Studienabbruchquoten 0 22 20 23 21 26 24 1979 1980 1981 1982 1983 1984 StudienanfŠngerjahrgang 27 25

8 Weiterhin ist festzustellen, da Studienabbrecher kaum arbeitslos sind, weil sie sich hšufig erst exmatrikulieren oder als Studienabbrecher zu erkennen geben, wenn sie den bergang von der Hochschule in eine neue TŠtigkeit sichergestellt haben bzw. eine ihren Vorstellungen entsprechende BerufstŠtigkeit gefunden haben. Zwei von drei Studienabbrechern bestštigen ein bis zwei Jahre nach Verlassen der Hochschule die Richtigkeit ihrer Entscheidung, das Studium aufgegeben zu haben. Es gibt Anhaltspunkte dafÿr, da sich an dieser Situation bis zur Gegenwart nicht viel gešndert hat. Aus Anfragen von WirtschaftsverbŠnden und -unternehmen bei HIS geht hervor, da die Wirtschaft offensichtlich bestrebt ist, Studienabbrecher fÿr Berufsausbildungen anzuwerben, weil die vorhandenen AusbildungsplŠtze nicht mehr mit Studienberechtigten, vor allem mit Abiturienten, besetzt werden kšnnen - aufgrund rÿcklšufiger Studienberechtigtenzahlen und wieder zunehmender Studierneigung. 7. Zu Auswirkungen von StudienzeitverlŠngerung und Zunahme Erststudium des Studienabbruchs auf die Entwicklung von StudienanfŠnger-, Studierenden- und Absolventenzahlen Aus der GegenŸberstellung der Entwicklung von StudienanfŠnger-und Absolventenzahlen der amtlichen Statistik, die zeigt, da die Zahl der StudienanfŠnger wesentlich stšrker gestiegen ist als die der Hochschulabsolventen, werden hšufig RŸckschlŸsse auf die Hšhe und die Entwicklung des Studienabbruchs gezogen. Dabei wird zuweilen Ÿbersehen, da diese Schere zwischen den Entwicklungen von StudienanfŠnger- und Absolventenzahlen kaum durch den Studienabbruch, sondern im wesentlichen durch die permanente StudienzeitverlŠngerung bedingt ist. Dies soll am folgenden Bild 6 verdeutlicht werden. Bild 6 Entwicklung der "bereinigten" Zahlen auslšndischer und deutscher StudienanfŠnger. Absolventen und Studierender im Erststudium unter BerŸcksichtigung zunehmender Studiendauer und zunehmenden Studienabbruchs 1600 1400 5 4 1200 3 Studierende in Tsd. 1000 800 600 400 200 2 1 0 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 Studien- bzw. StudienanfŠngerjahr

9 Wie bei der Berechnung der Studienabbruchquoten bezieht sich die Betrachtung nur auf das Erststudium und geht von den "bereinigten" StudienanfŠnger- und Absolventenzahlen aus. 1 Die Zahl der deutschen und auslšndischen Hochschulabsolventen eines Erststudiums, wie sie die amtliche Hochschulstatistik ausweist, erhšht um die vorgenommene "Bereinigung". 2 Die Zahl der deutschen und auslšndischen StudienanfŠnger, wie sie die amtliche Hochschulstatistik ausweist, reduziert um 4% "Bereinigung". 3 Die Zahl der deutschen und auslšndischen Studierenden im Erststudium, die sich ergeben wÿrde, wenn sich seit 1979 die Studienzeit nicht verlšngert hštte. 4 Die Zahl der deutschen und auslšndischen Studierenden im Erststudium nach der amtlichen Hochschulstatistik. 5 Die Zahl der deutschen und auslšndischen Studierenden im Erststudium, die es gšbe, wenn seit 1979 keine Erhšhung des Studienabbruchs stattgefunden hštte. Bei dieser Grafik ist zu beachten, da hier nur die Auswirkungen der StudienzeitverlŠngerung seit 1979 berÿcksichtigt sind. Bereits 1979 waren die Studienzeiten deutlich hšher als in der ersten HŠlfte der 70er Jahre, so da bei einem frÿheren Beginn dieser Betrachtung die Studienzeitauswirkungen noch weit grš- er wšren, Šhnliches gilt fÿr den Studienabbruch. Durch die Zunahme des Studienabbruchs bei den StudienanfŠngerjahrgŠngen zwischen 1979 und 1984 ist bis Anfang der 90er Jahre die Zahl der Studierenden schwšcher gestiegen. 1991 wÿrden ohne Erhšhung der Studienabbruchquote bis zu 36.000 Personen mehr studieren. HŠtte der Studienabbruch nicht zugenommen, wšre ein Teil dieser Personen bereits bis 1991 zu Absolventen geworden und hštte die Schere zwischen der Entwicklung der Zahl der StudienanfŠnger und der Zahl der Absolventen verkleinert. Durch die StudienzeitverlŠngerung seit 1979 sind 1991 ca. 231.000 (ca. 16 v. H.) Studierende mehr im Hochschulsystem als ohne Erhšhung der Studienzeit (noch) studieren wÿrden. Ohne StudienzeitverlŠngerung wšre ein Teil dieser StudienanfŠnger aus etwa der ersten HŠlfte der 80er Jahre im Lauf der Zeit bereits Hochschulabsolventen geworden. Durch sie hštte sich die festgestellte Schere zwischen StudienanfŠnger- und Absolventenzahl ebenfalls entsprechend verkleinert. Diese Betrachtung zeigt, da der Studienzeiteffekt fÿr die Entwicklung des VerhŠltnisses von StudienanfŠnger- und Absolventenzahlen mehr als sechs mal so gro ist wie der Studienabbrucheffekt. Diese Betrachtung soll nur die WirkungsstŠrken der Entwicklungen von Studienzeit und StudienanfŠnger und Absolventenzahlen verdeutlichen. Dies ist keine Aussage Ÿber die absolute Hšhe des Studienabbruchs. Anmerkungen 1 In dem Beitrag "Bald knallts" (Spiegel Nr. 50/1991) wird dargelegt, da "an der FU Berlin 57 % der Betriebswirte und sogar 91 % der Philosophen schon vor dem Examen aussteigen" und diese "Aussteiger Schuld an der kuriosen Tatsache sind, da in den vergangenen 15 Jahren die Zahl der StudienanfŠnger doppelt so stark gestiegen ist, wie die der Absolventen". In "Die Zeit" vom 17. Januar 1992 wird zitiert: "Wenn man Qualifikation als eines der Produkte der Hochschulen ansieht, ist ein Vergleich mit der Industrie erlaubt. Wenn ein Industriebetrieb 60 % Ausschu produzieren wÿrde, wšre er in sechs Monaten pleite." 2 Die in Anmerkung 1 wiedergegebenen Quoten im "Spiegelbeitrag" sind "Schwundquoten" von StudiengŠngen. Die im "Zeitbeitrag" genannte Quote bezieht sich wahrscheinlich auf eine Hochschule. 3 Als Hintergrundmaterial wurden Ergebnisse aus folgenden Untersuchungen verwendet: - Befragung der Exmatrikulierten der Studienjahre 1979 und 1984 zum Studienverlauf und Berufseintritt. - 4. Befragung der Studienberechtigten 1976 12 1/2 Jahre nach Abgang von der Schule zum Studienverlauf und Berufseintritt - Untersuchung des Pro-Forma-Studiums 1998 - Befragung der Hochschulabsolventen des Studienjahres 1989 zum Studienverlauf und Berufseintritt - Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerkes in den Jahren 1988 und 1991 - JŠhrliche StudienanfŠngerbefragungen seit dem Wintersemester 1983/84

10 4 Interessenten kšnnen eine Verfahrensbeschreibung bei HIS anfordern. 5 Bei der hier skizzierten Berechnung von Studienabbruchquoten ist von folgenden Daten der amtlichen Statistik ausgegangen worden. - Deutsche und auslšndische Studierende im 1. Hochschulsemester (StudienanfŠnger) an UniversitŠten, Gesamthochschulen usw. einschlie lich Bundeswehrhochschulen und an Fachhochschulen einschlie lich Fachhochschulen der Verwaltung. Dabei wurden folgende "angestrebte AbschlŸsse" ausgeschlossen. - Studium im Ausland - Kontaktstudium - Aufbaustudium - ErgŠnzungs,- ZwischenprŸfung - Grundstudium - PrŸfung nicht mšglich - Deutsche und auslšndische PrŸfungskandidaten an UniversitŠten, Gesamthochschulen usw. einschlie lich Bundeswehrhochschulen und an Fachhochschulen einschlie lich Fachhochschulen der Verwaltung mit ersten Studienabschlu (Absolventen). 6 Befragt wurden deutsche und auslšndische Absolventen eines Erststudiums von UniversitŠten und Fachhochschulen. 7 Das Statistische Bundesamt bemerkt zu der PrŸfungsstatistik 1989 "Wie auch bei anderen Statistiken ist aber eine všllig lÿckenlose und fehlerfreie Datenerhebung nicht Ÿberall mšglich"... "Wegen der z. T. nicht vollstšndigen Erfassung der PrŸfungskandidaten liegen die Zahlen der Individualstatistik insgesamt etwas niedriger als die der summarischen PrŸfungsmeldungen. In einzelnen StudiengŠngen oder PrŸfungsgruppen (z. B. DoktorprŸfungen kšnnen, diese Differenzen noch 3 bis 5 % betragen" (Bildung und Kultur, Fachserie 11, Reihe 4,2 "PrŸfungen an Hochschulen 1989", S. 4). 8 Um ein Ma fÿr die Unterfassungen bei den Absolventenzahlen dieser Jahre zu erhalten, sind Vergleiche zwischen Daten der PrŸfungsindividualstatistik und den entsprechenden Verwaltungsmeldungen zur PrŸfungsstatistik, die in dieser Zeit als vollstšndiger angesehen wurden, vorgenommen worden. Dabei sind die unterschiedlichen Erhebungskonzepte beider Statistiken beachtet worden. 9 Der StudienanfŠngerjahrgang 1984 ist der jÿngste, fÿr den aufgrund der Datenlage bei der amtlichen Hochschulstatistik Studienabbruchquoten berechnet werden kšnnen. FŸr Šltere StudienanfŠngerjahrgŠnge kšnnen so differenzierte Studienabbruchquoten mit diesem Verfahren nicht ermittelt werden, weil es keine entsprechenden Untersuchungsergebnisse zum Fachwechsel gibt. FŸr die Jahre vor 1984 kšnnen nur Gesamtabbruchquoten fÿr UniversitŠten und Fachhochschulen zusammen berechnet werden. 10 Die fÿr die UniversitŠten ausgewiesene Studienabbruchquote besagt, da bis 31 % der StudienanfŠnger an UniversitŠten das Studium ohne Examen aufgeben, unabhšngig davon ob sie zum Zeitpunkt der Studienaufgabe in einem Studiengang der UniversitŠt eingeschrieben waren oder aufgrund eines Studiengang- und Hochschulwechsels an einer Fachhochschule. Die Datenlage lš t es derzeit nicht zu, die Zahl der Studierenden, die von der UniversitŠt zur Fachhochschule wechseln, festzustellen und quasi den StudienanfŠngern an Fachhochschulen zuzurechnen. Umgekehrt gilt das Gleiche. Da aber mehr Studierende von den UniversitŠten zu den Fachhochschulen wechseln, wird auch die Zahl der Studienabbrecher von Fachhochschulen, die den UniversitŠten zugerechnet wird, relativ etwas grš er sein als umgekehrt, so da die Studienabbruchquote von UniversitŠten im VerhŠltnis zu der der Fachhochschulen eher etwas Ÿberhšht und die der Fachhochschule etwas zu niedrig ist. Angesichts der skizzierten Grobheit des Verfahrens sind auch die Auswirkungen dieses Sachverhalts durch den ausgewiesenen Studienabbruchkorridor aufgefangen. 11 Infolge der zuvor skizzierten Verfahrensbedingungen besagt die durchschnittliche Studienabbruchquote z. B. in den geistes,- wirtschafts- und gesellschaftswissenschaftlichen StudiengŠngen an UniversitŠten und Fachhochschulen, da bis zu 30 % der StudienanfŠnger des Studienjahres 1983, die in diesen StudiengŠngen ein Studium aufgenommen hatten, das Studium wieder aufgegeben hatten, unabhšngig davon, ob sie zwischenzeitlich den Studiengang gewechselt haben und bei der Studienaufgabe z. B. in einem ingenieurwissenschaftlichen oder medizinischen Studiengang eingeschrieben waren. 12 Die durch die HIS-Exmatrikulierten-Befragungen 1983 festgestellte Studienabbruch-

11 quote fÿr Anfang der 80er Jahre in Hšhe von etwa 16% fÿr das Hochschulsystem, also UniversitŠten und Fachhochschulen zusammen, weicht von der mit dem neuen Verfahren ermittelten unteren Grenze des Studienabbruchkorridors um etwa 4 Prozentpunkte ab. Die Differenz ist teilweise darauf zurÿckzufÿhren, da das neu entwickelte Verfahren aufgrund der vorsichtig vorgenommenen "Bereinigungen" eher eine Tendenz zur berschštzung und die Stichprobenverfahren generell eher eine Tendenz zur UnterschŠtzung der Studienabbruchquoten zeigen. Letzteres ist vor allem dadurch bedingt, da Studienabbrecher bei Befragungen auf freiwilliger Basis in geringerem Ma e mitwirken als Hochschulabsolventen und die BerŸcksichtigung mšglicher Untererfassungen - wie bei der Exmatrikuliertenbefragung 1984 - ebenfalls sehr vorsichtig geschieht. Die festgestellten Unterschiede sind aber damit nicht hinreichend erklšrt und bedÿrfen der weiteren AufklŠrung. Aufgrund der zuvor skizzierten Niveauunterschiede kšnnen die fÿr die 70er Jahre mit Stichprobenerhebungen festgestellten Studienabbruchquoten nicht mit den mit Hilfe der "simulierten Kohortenanalyse" fÿr die 80er Jahre ermittelten Studienabbruchquoten in einer durchgehenden Entwicklungslinie miteinander verknÿpft werden.

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