Qualifikationsverfahren 2016 Position 4 Begleiten, Betreuen im Alltag Mensch und Entwicklung, Kommunikation und Zusammenarbeit Berufsrolle, Ethik, Rahmenbedingungen, Organisation, Arbeitstechnik, Qualität Fachfrau Betreuung EFZ Fachmann Betreuung EFZ Fachrichtung Behindertenbetreuung Name, Vorname Nr. Kandidat/in Datum......... Praxissituation 1: Jürg Gafner Sie arbeiten als FaBe in der Aussenwohngruppe einer Institution für Menschen mit einer Beeinträchtigung. Die sechs Bewohner und Bewohnerinnen brauchen in allen Lebensbereichen wenig Betreuung. Auf dieser Aussenwohngruppe lebt auch Jürg Gafner, 29-jährig. Er hat eine leichte kognitive Beeinträchtigung und eine auffällige Fehlbildung im Kiefer-Hals-Bereich. Deshalb kann er nicht verbal kommunizieren, drückt sich aber mit einem elektronischen Hilfsmittel der Unterstützten Kommunikation gut aus. Jürg Gafner schreibt und liest einfache Sätze. Jürg Gafner benötigt bei den Haushaltsarbeiten in den Bereichen Aufräumen, Reinigen, Kochen und Wäschepflege Ihre Unterstützung. Sie achten darauf, dass Sie Jürg Gafner bei allen Hilfestellungen miteinbeziehen. Jürg Gafner drängt oft darauf, selbständiger zu leben. In einem Gespräch mit Ihnen als FaBe erwähnen die Eltern, dass sie von der Möglichkeit der Begleitung durch Assistenz gehört haben. Die Eltern tönen an, dass sie verunsichert seien: Einerseits würden sie ihrem Sohn gerne die Chance geben, selbständig zu wohnen, andererseits hätten sie diesbezüglich auch Ängste. Einige Monate später besichtigt Jürg Gafner mit seinen Eltern Wohnungen und bittet Sie als FaBe, ihn dabei ebenfalls zu begleiten. Sie hören im Treppenhaus der zu besichtigenden Wohnung zufälligerweise von einem anderen Mieter folgende Bemerkung: Heute, mit den Möglichkeiten der Pränataldiagnostik, würde man solches Leben wahrscheinlich verhindern. Sie erzählen den Teammitgliedern von dieser Bemerkung. Dies löst eine Grundsatzdiskussion über ethische Fragestellungen aus.
Praxissituation 2: Isha Pinto Isha Pinto lebt seit drei Monaten in der Wohngruppe, in der Sie als FaBe arbeiten. Sie ist 40 Jahre alt und hat eine mittlere kognitive Beeinträchtigung. Sie kann sich verbal ausdrücken und verfügt über einfache Sprache. Bis zum Eintritt in die Wohngruppe hat Isha Pinto bei ihren Eltern gelebt. Isha Pinto geht offen auf andere zu und versucht die Aufmerksamkeit des Gegenübers zu erhalten. Sie ist sehr viel in der Wohngruppe unterwegs und geht in die Zimmer der anderen Bewohnerinnen und Bewohner hinein, ohne anzuklopfen. Isha Pinto hat Mühe, anderen zuzuhören, andere ausreden zu lassen, andere Meinungen zuzulassen. Sie ist bestimmend, beispielsweise beim Spielen und beim Ausführen der Ämtli. Isha Pinto interessiert sich vor allem für ihre männlichen Mitbewohner und Betreuer. Sie berührt die Männer bei jeder sich bietenden Gelegenheit und verteilt gerne Küsschen. Sie trägt am liebsten Träger-Shirts, was ihr ermöglicht, vor den Männern kurzzeitig ihre Brüste zu entblössen. Ihnen fällt auf, dass mit Ausnahme der Bewohnerin Maja Sager die anderen Mitbewohnerinnen und Mitbewohner gegenüber Isha Pinto eher zurückhaltend sind. Mit Maja Sager, die kognitiv ähnlich stark ist wie Isha Pinto, gibt es häufig Streit. Vor drei Tagen stürzte Isha Pinto und verletzte sich. Sie hat eine starke, schmerzhafte Prellung am rechten Knie sowie eine tiefe grossflächige Schürfwunde an der rechten Innenhand. Isha Pinto ist durch den Wundverband an der rechten Hand beim Essen eingeschränkt. Da sich Isha Pinto seit dem Sturz deutlich weniger bewegt, überlegen Sie als FaBe sich Spiele und Übungen zur Förderung und Erhaltung ihrer Beweglichkeit. Pos_4_BH_Praxissituationen_QV16 Seite 2
Qualifikationsverfahren 2016 Position 4 Begleiten, Betreuen im Alltag Mensch und Entwicklung, Kommunikation und Zusammenarbeit Berufsrolle, Ethik, Rahmenbedingungen, Organisation, Arbeitstechnik, Qualität Fachfrau Betreuung EFZ Fachmann Betreuung EFZ Fachrichtung Behindertenbetreuung Name, Vorname Nr. Kandidat/in Datum......... Zeit 60 Minuten für 2 Praxissituationen Hinweis Wird eine bestimmte Anzahl Nennungen verlangt, zählt nur die festgelegte Anzahl in der Reihenfolge der Auflistung. Bei der Bewertung der einzelnen Aufträge können ½ Punkte vergeben werden. Hilfsmittel keine Notenskala Maximale Punktezahl: 55 52.5-55.0 Punkte = Note 6.0 47.0-52.0 Punkte = Note 5.5 41.5-46.5 Punkte = Note 5.0 36.0-41.0 Punkte = Note 4.5 30.5-35.5 Punkte = Note 4.0 25.0-30.0 Punkte = Note 3.5 19.5-24.5 Punkte = Note 3.0 14.0-19.0 Punkte = Note 2.5 8.5-13.5 Punkte = Note 2.0 3.0-8.0 Punkte = Note 1.5 0.0-2.5 Punkte = Note 1.0 Erreichte Punktezahl Note Unterschrift der Expertinnen/Experten:...... Sperrfrist: Diese Prüfungsaufgaben dürfen vor dem 1. September 2017 nicht zu Übungszwecken verwendet werden. Erarbeitet durch: Arbeitsgruppe Prüfungsfragen Fachfrau Betreuung/Fachmann Betreuung EFZ BK Herausgeber:SDBB, Abteilung Qualifikationsverfahren, Bern
Praxissituation 1 Auftrag 1 Jürg Gafner braucht bei der Haushaltsführung Ihre Unterstützung. Das Ziel ist seine grösstmögliche Selbstständigkeit. Sie überlegen sich, wie Sie als FaBe ihn durch konkrete Handlungen dabei unterstützen können. Wählen Sie zwei Bereiche aus und beschreiben Sie je zwei konkrete Handlungen. 4 Bereich Handlungen beschreiben Aufräumen Reinigen Kochen Wäschepflege Übertrag 4 Pos_4_BH_Aufgabenteil_Kand_QV16 Seite 2
Praxissituation 1 Übertrag 4 Auftrag 2 Jürg Gafner kommuniziert mehrheitlich mit einem elektronischen Kommunikationsgerät. Nichtelektronische Methoden und Hilfsmittel der unterstützten Kommunikation geben Jürg Gafner zusätzliche Möglichkeiten, zu kommunizieren. a) Nennen Sie vier nichtelektronische Methoden/Hilfsmittel der unterstützten Kommunikation. b) Beschreiben Sie konkret, wie diese Methoden/Hilfsmittel Jürg Gafner bei der Kommunikation unterstützen können. 2 4 a) Nennung nichtelektronischer Methoden/Hilfsmittel b) Beschreibung nichtelektronischer Methoden/Hilfsmittel Übertrag 10 Pos_4_BH_Aufgabenteil_Kand_QV16 Seite 3
Praxissituation 1 Übertrag 10 Auftrag 3 Jürg Gafner interessiert sich für den Assistenzbeitrag, auch Assistenzbudget oder Assistenzmodell genannt, welcher eine neue Leistung der Invalidenversicherung ist. a) Kreuzen Sie an, ob die unten erwähnten Ziele des Assistenzbeitrages richtig oder falsch sind. 2 Ziele Richtig Falsch Die Selbstbestimmung von Menschen mit Beeinträchtigung soll gefördert werden. Pflegeleistungen von Angehörigen sollen finanziert werden. Heimaustritte sollen gefördert werden. Die Eigenverantwortung von Menschen mit Beeinträchtigung soll gefördert werden. b) Das Assistenzmodell würde Jürg Gafners Lebenssituation verändern, wenn er es in Anspruch nehmen würde. 3 Beschreiben Sie drei verschiedene Veränderungen. Übertrag 15 Pos_4_BH_Aufgabenteil_Kand_QV16 Seite 4
Praxissituation 1 Übertrag 15 Auftrag 4 Die Eltern von Jürg Gafner sind verunsichert. Dass ihr Sohn selbständig wohnen würde, löst bei ihnen Ängste aus. a) Beschreiben Sie zwei mögliche Ängste der Eltern. 2 Sie möchten, dass die Eltern von Jürg Gafner sich in ihren Ängsten ernstgenommen fühlen und doch Vertrauen in die Selbständigkeit ihres Sohnes fassen können. Die drei nachfolgenden Haltungen drücken sich im Handeln gegenüber den Eltern aus. b) Beschreiben Sie passend zu jeder Haltung je eine Handlungsmöglichkeit. 3 Haltung Handlungsmöglichkeit beschreiben Ich bin empathisch. Ich bin kongruent. Ich bin wertschätzend. Übertrag 20 Pos_4_BH_Aufgabenteil_Kand_QV16 Seite 5
Praxissituation 1 Übertrag 20 Auftrag 5 Mit den Mitgliedern des Teams, in dem Sie arbeiten, findet eine Grundsatzdiskussion zu ethischen Fragestellungen statt. Formulieren Sie vier ethische Fragen in Bezug auf Menschen mit Beeinträchtigungen. 4 Übertrag 24 Pos_4_BH_Aufgabenteil_Kand_QV16 Seite 6
Praxissituation 2 Übertrag 24 Auftrag 1 Sie als FaBe machen sich Gedanken über Isha Pintos Art, sich zu kleiden, ihre Brüste zu zeigen und Küsschen zu verteilen. a) Formulieren Sie drei fachliche Argumente dafür, Isha Pinto frei entscheiden zu lassen, sich am liebsten in Trägershirts zu kleiden. b) Formulieren Sie drei fachliche Argumente dagegen, dass Isha Pinto frei entscheiden kann, sich am liebsten in Trägershirts zu kleiden. 3 3 a) Argumente dafür formulieren b) Argumente dagegen formulieren Übertrag 30 Pos_4_BH_Aufgabenteil_Kand_QV16 Seite 7
Praxissituation 2 Übertrag 30 Auftrag 2 Sie als FaBe vermuten, dass Isha Pintos Eigenart, ihre Brüste zu entblössen und Küsschen zu verteilen, mit ihren sexuellen Bedürfnissen zusammenhängt. Beschreiben Sie zwei konkrete Massnahmen, wie Sie Isha Pinto im Umgang mit ihrer Sexualität begleiten können. 2 Übertrag 32 Pos_4_BH_Aufgabenteil_Kand_QV16 Seite 8
Praxissituation 2 Übertrag 32 Auftrag 3 Mit der Bewohnerin Maja Sager, die kognitiv ähnlich stark wie Isha Pinto ist, gibt es häufig Streit. Sie als FaBe überlegen sich, wie Sie die beiden Frauen in der Konfliktbewältigung unterstützen können. a) Erklären Sie, welchen Zweck die folgenden Haltungen/Vorgehensweisen in den Streitsituationen zwischen Isha Pinto und Maja Sager haben. 5 Vorgehensweisen/ Haltungen Zweck erklären Ich anerkenne die Notwendigkeit von Streit und Konflikten im Leben von Isha Pinto. Ich beobachte die Streitsituationen. Ich beobachte die anderen Bewohnerinnen und Bewohner. Ich überlege mir, was hinter den Streitigkeiten stecken könnte. Ich bringe die Streitsituationen zur Sprache. Übertrag 37 Pos_4_BH_Aufgabenteil_Kand_QV16 Seite 9
Praxissituation 2 Übertrag 37 Auftrag 3 Sie als FaBe thematisieren die Streitsituation im gemeinsamen Gespräch mit Isha Pinto und Maja Sager. b) Beschreiben Sie vier verschiedene Aspekte, die Sie bei diesem klärenden Gespräch berücksichtigen. 4 Übertrag 41 Pos_4_BH_Aufgabenteil_Kand_QV16 Seite 10
Praxissituation 2 Übertrag 41 Auftrag 4 Isha Pinto zeigt verschiedene Verhaltensweisen, welche ihre Integration auf der Wohngruppe erschweren. Beschreiben Sie vier unterschiedliche konkrete Handlungsmöglichkeiten, wie Sie als FaBe Isha Pinto in Bezug auf ihren Umgang mit den anderen Bewohnerinnen und Bewohnern unterstützen. 4 Auftrag 5 Sie bereiten sich auf den Verbandswechsel bei Isha Pinto vor. a) Nennen Sie vier Massnahmen zur Vorbereitung des Verbandswechsels. 2 Übertrag 47 Pos_4_BH_Aufgabenteil_Kand_QV16 Seite 11
Praxissituation 2 Übertrag 47 Auftrag 5 Sie führen bei Isha Pinto den täglichen Verbandswechsel durch und halten die korrekte Vorgehensweise ein. b) Kreuzen Sie an, ob die genannten Reihenfolgen richtig oder falsch sind. 2 Aussagen zum Verbandswechsel A B C D E F Ich entferne vorsichtig den Verband, begutachte und entsorge diesen. Ich entsorge die gebrauchten Handschuhe. Ich reinige und/oder desinfiziere die Wunde. Ich beurteile die Wunde. Ich ziehe Handschuhe zu meinem Schutz an. Ich lege die Wundauflage mit steriler Pinzette oder mit neuem sterilem Handschuh auf die Wunde. Ich fixiere die Wundauflage mit Pflaster. Ich desinfiziere meine Hände. Reihenfolge richtig falsch F D C B A E F D A C B E A E D C B F D A C B E F Auftrag 6 Der Wundverband an der rechten Hand schränkt Isha Pinto beim Essen ein. Nennen Sie vier sinnvolle Unterstützungsmöglichkeiten. 2 Übertrag 51 Pos_4_BH_Aufgabenteil_Kand_QV16 Seite 12
Praxissituation 2 Übertrag 51 Auftrag 7 Sie als FaBe überlegen sich Spiele und Übungen zur Förderung und Unterstützung und Erhaltung der Beweglichkeit von Isha Pinto. Beschreiben Sie mit je zwei unterschiedlichen fachlichen Aussagen, was bei Isha Pinto gezielt gefördert und erhalten werden soll. 4 Bewegungsfördernde Spiele oder Übungen Beschreibung, was dadurch gefördert oder erhalten werden kann Bewegungsspiele Atemübungen Total 55 Pos_4_BH_Aufgabenteil_Kand_QV16 Seite 13