Thomas Pluch Drehbuchpreis 2012

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PRESSEMITTEILUNG Thomas Pluch Drehbuchpreis 2012 Die PreisträgerInnen Markus Schleinzer ist Gewinner des Thomas Pluch Hauptpreises 2012. Die beiden Würdigungspreise gehen an das Autorenteam Thomas Reider/ Sebastian Meise und an Stefanie Franz. Der drehbuchverband Austria freut sich im Namen des Preisstifters, dem Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur die PreisträgerInnen der Thomas Pluch Drehbuchpreise 2012 bekannt zu geben. Die internationale Jury hat aus den 3 nominierten Drehbüchern den mit 11.000.- Euro dotierten Thomas Pluch Hauptpreis ausgewählt: Markus Schleinzer für Michael Die Jury bestand aus der deutschen Produzentin Manuela Stehr, der Schriftstellerin Eva Menasse und dem Filmemacher Stefan Ruzowitzky. Für den Hauptpreis waren neben Michael, Inside America und Atmen nominiert. Die nationale Jury, bestehend aus der Agentin Daniela Stibitz, der Filmemacherin Libertad Hackl und dem Drehbuchautor und Vorjahres-Gewinner Martin Ambrosch, hat aus allen Einreichungen die 3 Drehbücher für den Hauptpreis nominiert und die beiden Würdigungspreise zu je 5.500.- Euro vergeben: Thomas Reider und Sebastian Meise für Stillleben Stefanie Franz für Papa Der Thomas Pluch Drehbuchpreis feiert heuer sein 20 jähriges Bestehen und ist mit einem Preisgeld von insgesamt 22.000.- Euro einer der wichtigsten filmischen Auszeichnungen des Landes. Prämiert werden realisierte Drehbücher abendfüllender Kino- und Fernsehfilme heimischer DrehbuchautorInnen des letzten Jahres, der Würdigungspreis berücksichtigt auch Kino-Drehbücher mit einer Mindestlänge von 20 Minuten. Die feierliche Preisverleihung findet gemeinsam mit dem Carl-Mayer-Drehbuchpreis im Rahmen der Diagonale am Freitag, 23. März 2012, 11 Uhr im Kunsthaus Graz statt. Rückfragehinweis: drehbuchverband Austria Christian Neubacher, Tel.: +43 699 10439296 office@drehbuchverband.at http://www.drehbuchverband.at Pressmaterial: http://www.drehbuchverband.at/deutsch/pluch-drehbuchpreis/pressematerial.html 1

Thomas Pluch Hauptpreis Michael Markus Schleinzer Jurybegründung Alle drei nominierten Drehbücher ( Atmen, Michael, Inside America ) zeichnen sich durch Präzision in der Darstellung der Figuren, der Atmosphäre und einen unverkennbaren künstlerischen Gestaltungswillen aus. Daher ist uns die Entscheidung nicht leicht gefallen - jedes der drei Drehbücher ist absolut preiswürdig. Das Drehbuch, für das wir uns letztlich entschieden haben, erzählt eine schwierige Geschichte in eindringlichen Bildern, die sich nicht scheuen, Unbequemes und Schreckliches zu zeigen und dabei dennoch die Würde der Protagonisten wahren. Es ist die große Kunst des Autors, dabei weder spekulativ noch feige zu sein. Das Buch erzeugt einen Sog, dem man sich beim Lesen nicht entziehen kann und kommt dabei ganz ohne handelsübliche Spannungsklischees aus. Die Informationen, die dem Leser gegeben werden, sind so präzise gesetzt, dass sie alles Nötige vermitteln und doch ein Geheimnis wahren. Der Autor erzählt uns eine Geschichte, die eigentlich keiner von uns wissen will. Er zwingt uns dazu, anzuerkennen, dass auch in einem grausamen Zwangssystem etwas herrscht, das man Normalität und Alltag nennen muss. Dennoch sind die Beziehungen nicht statisch. Mit sparsamen Bildern macht uns der Autor die innere Entwicklung des gefangenen Kindes nachvollziehbar, die schließlich in einen Ausbruchsversuch mündet. Es ist eine Gratwanderung, die Geschichte eines Entführers und Vergewaltigers so zu erzählen, dass sie diesen Menschen nicht nur plump verteufelt, sondern genau hinschaut. Dieses Drehbuch öffnet eine Tür jenseits von Hysterie und Wegschauen, ohne die Erkenntnis nicht möglich ist. Der Thomas-Pluch-Drehbuchpreis des Jahres 2012 geht an Markus Schleinzer für Michael. Die Jury (international) Manuela Stehr, Eva Menasse, Stefan Ruzowitzky 2

Michael Drehbuch und Regie: Markus Schleinzer Kamera: Gerald Kerkletz Schnitt: Wolfgang Widerhofer Produktion: NGF - Nikolaus Geyrhalter Filmproduktion GmbH Darsteller: Michael Fuith, David Rauchenberger, Christine Kain, Ursula Strauss, Viktor Tremmel Österreich 2011, 96 Minuten Auszeichnungen: 2012: Bester Darsteller: Michael Fuith und Hauptpreis des Max Ophüls Filmfestival 2011: Grand Prix Special, beste Regie - Miskolc International Film Festival, Ungarn 2011: Hauptpreis beim Zagreb Film Festival: Golden Pram Award for the Best Feature Film 2011: Zwei Preise beim Mumbai Film Festival: Silver Gateway Special Jury Award und den Mumbai Young Critics Silver Gateway Award 2011 Haifa International Film Festival: FEDEORA Award - Filmmakers of Tomorrow 2011 Ausgezeichnet mit dem Wiener Filmpreis Inhalt Ein Mann, Ende Dreißig, hält einen 10-jährigen Jungen in seinem Keller gefangen, missbraucht ihn, macht mit ihm Ausflüge und erzählt ihm, dass seine Eltern ihn nicht mehr zurückhaben wollen. Seine Unfähigkeit, das Kind als eigenständige Person wahrzunehmen, bezieht sich nicht nur auf sozusagen Seelisches: wenn er ihm zum Beispiel durchs Fernrohr etwas zeigen möchte, dieses aber auf seine eigene Augenhöhe richtet, und nicht realisiert, dass der Kleine so einfach nichts sehen kann und ihn unwirsch wegzerrt. Das ist Gewalt und nicht einmal absichtlich, sondern systemimmanent. Es ist die Gewalt des patriarchalen Verfügens, die Michael geläufig ist. Was ihn von anderen unterscheidet, ist, dass dies für ihn die einzige funktionierende Form der Aufnahme von Beziehungen ist. (Gekürzte und editierte Version des Artikels von Ursula Baatz, Stadtkino Zeitung) Michael Schleinzer 1971 in Wien geboren, war von 1994 bis 2010 als Casting Director tätig. In dieser Zeit arbeitete er an über 60 Spielfilmprojekte mit, darunter Jessica Hausners Filme Lovely Rita, Hotel und Lourdes, Ulrich Seidls Hundstage, Benjamin Heisenbergs Schläfer und Der Räuber, Shirin Neshats Women without men, oder Michael Hanekes Die Klavierspielerin, Wolfszeit und zuletzt das Kindercasting für den Film Das weiße Band, wo er die Kinder auch als Trainer betreute und mit ihnen die Szenen erarbeitete. Michael ist sein erster Spielfilm. 3

Thomas Pluch Würdigungspreise Stillleben Thomas Reider, Sebastian Meise Jurybegründung Eine Familie sieht sich mit der pädophilen Neigung ihres Vaters und Ehemannes konfrontiert, die sein Geheimnis war und nie zu einer Tat geführt hat. Innerhalb dieses schwierigen Themas konzentrieren sich die Autoren auf die Fragen, wie lässt sich mit einer solchen Neigung umgehen, die noch keine Tat ist und wo beginnt hier Schuld. Diesen Fragen begegnen die Autoren auf Augenhöhe, indem sie Frage Frage sein lassen und konzentrieren sich auf die Versuche eines Umgangs ihrer Figuren. Die Erzählung liegt im Verzicht auf das Spektakuläre und wird im Alltäglichen, im Rahmen familiärer Routinen verhandelt. Dabei kommen sie mit wenigen, umso genaueren Dialogen aus, die die Ratlosigkeit der Figuren zu verstärken scheinen. Das Handwerk zeigt sich in seiner Reduktion. Mit wenigen Mitteln, fein und präzise, halten sie die Spannung in ihrer Erzählung bis zum Ende. Den Autoren gelingt mit der Figur des Vaters, was nicht leicht zu schaffen ist: aus einer erdenklich schwierigen Ausgangsposition - der eines sich gedanklich an seiner Tochter vergehenden Vaters zeichnen sie behutsam und klug eine Figur, die zu berühren vermag. Der Thomas Pluch Würdigungspreis geht an Stillleben von Thomas Reider und Sebastian Meise nach einem Originalstoff von Thomas Reider. Die Jury (national): Daniela Stibitz, Libertad Hackl, Martin Ambrosch Stillleben Drehbuch: Thomas Reider, Sebastian Meise Regie: Sebastian Meise Kamera: Gerald Kerkletz Schnitt: Julia Drack Besetzung: Fritz Hörtenhuber (Vater), Daniela Golpashin (Lydia), Christoph Luser (Bernhard), Roswitha Soukup (Mutter), Anja Plaschg (Carmen) Produzent: Oliver Neumann, Erich Lackner, Peter Wirthensohn, Thomas Pridnig Österreich 2011, 77 Minuten Inhalt Ein Familienvater bezahlt Prostituierte dafür, dass diese sich in Rollenspielen als seine Tochter ausgeben. Die schockierende Entdeckung einer lebenslang verheimlichten Obsession erschüttert ein fragiles familiäres Gefüge. Der Sohn macht sich Vorwürfe, er muss herausfinden, ob sein Vater seine Fantasien auch ausgelebt hat, doch seine Schwester will alleine sein, um ihre Erinnerungen einzuordnen. Die Mutter zieht trotz ihrer Zweifel eindeutige Konsequenzen und der Vater muss einen Weg finden, mit der Scham und den Schuldgefühlen umzugehen. 4

Thomas Reider Reider, geboren 1980 in Lienz, wuchs in Osttirol auf und studierte Buch und Dramaturgie an der Filmakademie Wien. Reider schrieb und inszenierte das Drehbuch zum Fernsehfilm Zorn der ORF-Reihe Die sieben Todsünden (2004) womit er den kreuz&quer -Drehbuch-wettbewerb gewann. 2003 war er Co-Regisseur und Drehbuchautor des Kurzfilms Prises de vues, der 2003 bei den Internationalen Filmfestspielen in Venedig gezeigt wurde. Der Film erhielt den Preis der Diagonale -Jugendjury. 2007 gewann er den Hauptpreis des Carl-Mayer-Drehbuchwettbewerbs. Reider schrieb die Drehbücher für die 2009 in Österreich ausgestrahlte Fernsehserie Tschuschen:Power, sowie für die Kurzfilme Dämonen (2006) und Random (2005). Sein erstes verfilmtes Kino-Spielfilm-Drehbuch Stillleben wurde 2011 auf dem internationalen Filmfestival San Sebastian uraufgeführt und hat auf der Viennale 2011 seine Österreichpremiere. Sebastian Meise Meise, geboren 1976, studierte Malerei und Philosophie bevor er zum Regiestudium an die Filmakademie Wien wechselte. Er führte Regie bei einigen Kurzspielfilmen, wie Prises de vues (Internationale Filmfestspiele Venedig 2003, Bester Nachwuchsfilm Diagonale 2003), Random (2005) und Dämonen (2006). Zur Zeit arbeitet er an der Postproduktion seines ersten Dokumentarfilms Outing. Stillleben ist sein erster Spielfilm. 5

Papa Stefanie Franz Jurybegründung Ein Wiener Rap-Musiker, Sohn türkischer Migranten, wird über Nacht von seiner Lebensgefährtin allein gelassen, weil diese seinen Egoismus nicht mehr erträgt. Sie habe sich, schreibt sie ihm in einem Brief, viel zu sehr an einen konstant beschissenen Zustand gewöhnt, dass sie immer da sei und er nie, dass er nur seine Musik im Kopf habe und immer sie es sei, die sich um die Kinder kümmere, während er sein wildes Leben lebe und sich aufführe, als wäre er ein unabhängiger Junggeselle. Darüber müsse sie nachdenken. Bitte pass auf die Kinder auf. Alles Gute. Connie. Wie Murli, der Rap-Musiker, sich fortan allein um seine beiden Söhne, ein und zwei Jahre alt, kümmert oder auch nicht davon handelt dieses Drehbuch über weite Strecken. Das ist komisch, berührend, befremdend, roh. Murli tobt. Er kämpft. Gezwungenermaßen. Und Murli ändert sich. Er lernt, Verantwortung zu tragen. Er kann sich sogar vorstellen, eine Beziehung zu führen. Er will den Neuanfang. Mit Connie. Doch dafür ist es längst zu spät. Das Drehbuch ist handwerklich versiert, keine Konfliktsituation scheuend, explizit in den Beschreibungen, klug. Im Zuge der Geschichte eröffnet sich eine weitere, emotionale Dimension zwischen den Zeilen und damit in unseren Köpfen. Fragen nach Zugehörigkeit, nach Identität tauchen auf. Und Sehnsüchte. Auch danach, mehr von dieser Autorin zu lesen. Der Thomas Pluch Würdigungspreis geht an Papa von Stefanie Franz. Die Jury (national): Daniela Stibitz, Libertad Hackl, Martin Ambrosch Papa Regie: Umut Dag Drehbuch: Stefanie Franz Kamera: Georg Geutebrück Schnitt: Claudia Linzer DarstellerIn: Magdalena Kronschläger, Murathan "Aquil" Muslu, Erdem Türkoglu, Volkan Tankir Produktion: Universität für Musik und darstellende Kunst Wien/Abteilung Film und Fernsehen Österreich 2011, 40 Minuten Inhalt Ein junger Vater, Rapmusiker, Anfang 30, ist über Nacht von seiner Freundin Conny verlassen worden und steht plötzlich allein mit den beiden gemeinsamen kleinen Söhnen da. Um die hat er sich bis dahin nie gekümmert. Dazu ist er nun gezwungen. Und tatsächlich lässt sich der Musiker auf die neue Situation ein und kommt immer besser mit seiner Vaterrolle zurecht bis nach drei Tagen Conny wieder vor der Tür steht. 6

Stefanie Franz Geboren 1986 in Graz, studiert Franz seit 2007 an der Filmakademie Wien Buch und Dramaturgie, erst bei Walter Wippersberg, nun bei Götz Spielmann. Nach einer Reihe unverfilmter Drehbücher entstand 2009 unter der Regie von Umut Dag der 40-minütige Kurzspielfilm Papa, der 2011 seine Premiere am Max-Ophüls Festival feierte und im selben Jahr den Kurzspielfilmpreis der Diagonale gewann. Seit 2010 arbeitet sie gemeinsam mit Studienkollegin Birgit Bergmann (Klasse Schnitt) an dem abendfüllenden Dokumentarfilm bei mir daheim (Arbeitstitel, derzeit in der Postproduktion) eine Langzeitbeobachtung des Wiener Wagenplatzes, ein Portrait einer unkonventionellen Lebensform und ihrer BewohnerInnen auf dem Weg in die Legalität. 2011/2012 erhielt sie das Jahresstipendium der Literar Mechana. 7

Thomas Pluch Preis Ausrichtung Mit dem Thomas Pluch Hauptpreis in der Höhe von 11.000 Euro wird das beste Drehbuch für einen abendfüllenden Kinospielfilm oder einen abendfüllenden Fernsehfilm ausgezeichnet, der im vorangegangenen Produktionsjahr zur Erstaufführung gelangte. Mit zwei Thomas Pluch Würdigungspreisen, in der Höhe von jeweils 5.500 Euro, werden Drehbücher für Kinospielfilme mit einer Mindestlänge von 20 Minuten, oder Drehbücher für abendfüllende Fernsehfilme prämiert, die im vorangegangenen Produktionsjahr zur Erstaufführung gelangten. Teilnahmeberechtigt sind AutorInnen mit österreichischer Staatsbürgerschaft oder mit ständigem Wohnsitz in Österreich. Ziele Der Preis dient der Anerkennung, Unterstützung und Förderung des heimischen Drehbuchschaffens. Es werden Drehbücher prämiert, die sich eingehend und kritisch mit gesellschaftspolitischen, kulturell relevanten und sozial engagierten Themen beschäftigen. Der Thomas Pluch Preis soll dazu beitragen, dass DrehbuchautorInnen die ihrer Leistung für das Filmschaffen gebührende Anerkennung erfahren und dazu verhelfen, das Bewusstsein für die essentielle Bedeutung des Drehbuchs in der breiten Öffentlichkeit zu schärfen. Besondere Berücksichtigung bei der Preisvergabe sollen - im Falle einer ebenbürtigen Bewertung durch die Jury - junge Talente erfahren, sowie DrehbuchautorInnen, die nicht gleichzeitig für die Regie der jeweiligen Filme zeichnen. Die Jurien Die nationale Jury prämiert die beiden Würdigungspreise und nominiert die Bücher für den Hauptpreis. Es sind dies: Daniela Stibitz (Schauspielagentin, AT), Libertad Hackl (Filmemacherin, AT) Martin Ambrosch (Vorjahresgewinner, Drehbuchautor, AT) Die internationale Jury vergibt aus den nominierten Büchern den Hauptpreis. Es sind dies: Manuela Stehr (Produzentin X-Filme, D), Eva Menasse (Schriftstellerin, AT/D), Stefan Ruzowitzky (Filmemacher, Oscar Preisträger, AT) Rückfragehinweis: drehbuchverband Austria Christian Neubacher, Tel.: +43 699 10439296 office@drehbuchverband.at http://www.drehbuchverband.at Pressmaterial: http://www.drehbuchverband.at/deutsch/pluch-drehbuchpreis/pressematerial.html 8