Zur Brutverbreitung der Heidelerche Lullula arborea im Hochsauerlandkreis

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Transkript:

F. Püchel-Wieling et Charadrius al.: Brutbestände 45, Heft von 4, Wiesenlimikolen 2009: 213-218 2001-2003 in NRW 213 Zur Brutverbreitung der Heidelerche Lullula arborea im Hochsauerlandkreis Harald Legge Zusammenfassung Die Heidelerche galt seit Ende der 1990er Jahre als regelmäßiger, aber seltener und nur lokal verbreiteter Brutvogel im Hochsauerlandkreis. Im Jahr 2008 wurden jedoch allein für die TK25 4616 Olsberg insgesamt 15 Reviere bzw. mögliche Reviere der Art festgestellt. Diese befanden sich ausschließlich in jungen und intensiv bewirtschafteten Weihnachtsbaumkulturen, wobei zwischen diesen Kulturen teilweise weitere Baumarten kultiviert wurden. Allen Flächen gemeinsam ist, dass ihnen Kräuter und Gräser weitgehend fehlen, dagegen offene oder mit Moosen bewachsene Bodenstrukturen vorhanden sind. Da nur ca. 60 % solcher potentiellen Heidelerchenlebensräume auf der TK25 im Rahmen der Kartierung begangen wurden, wird der Gesamtbestand der Heidelerche für diese TK25 auf über 20 Reviere geschätzt. Acht Reviernachweise bzw. Feststellungen möglicher Reviere in 2009 aus verschiedenen weiteren Gebieten des Hochsauerlandkreises sämtlich Weihnachtsbaumkulturen lassen vermuten, dass die Art zumindest in höheren Lagen des Kreisgebietes durchaus verbreitet ist. Summary A contribution to the breeding distribution of the Wood Lark Lullula arborea in Hochsauerland district Whereas since the end of the 1990s the Wood Lark was thought to be a rare and only locally distributed breeding bird in Hochsauerland district, in 2008 alltogether 15 definitive or possible breeding territories of the species were recorded just for the ordnance map (TK25) 4616 Olsberg. They were situated exclusively in young and intensively cultivated christmas tree plantations in which in part other tree species were cultivated as well. Common to all areas is the fact that herbs and grass are mostly absent whereas open and moss-grown ground patches exist. Since only about 60% of the potential habitats for Wood Larks were observed during the atlas programme the total number of territories in the TK25 is estimated at 20. Eight records in 2009 from different regions of the Hochsauerland district all of them in christmas tree plantations suggest that the species is well distributed in the higher parts of the district. Harald Legge, Himmelreich 23, D-59939 Olsberg; haraldlegge@web.de Manuskripteingang: 10.8.2009 Einleitung Die Heidelerche besiedelt zumeist trocken-warme und vegetationsarme Böden halboffener Lebensräume. Ihre Verbreitungsschwerpunkte liegen in Nordrhein-Westfalen im Sandmünsterland und in den Sandgebieten des Rheinlands. In der neuen Roten Liste NRW wurde sie in die Kategorie 3 (gefährdet) eingestuft (Sudmann et al. 2008), was eine Herabstufung gegenüber der Vorgängerliste (GRO & WOG 1997) bedeutet, wo sie noch als stark gefährdet (Kategorie 2) eingestuft war. Trotz einer Bestandsstabilisierung mit leicht positiver Tendenz war die Herabstufung mehr dem veränderten Kriteriensystem geschuldet als einer grundlegenden Verbesserung der nordrhein-westfälischen Population (Sudmann et al. 2008). Historische Verbreitung im Hochsauerlandkreis Im Hochsauerlandkreis (HSK) stellte sich die Situation in der Vergangenheit wie folgt dar: Man muss davon ausgehen, dass die ausgedehnten Hochheiden im Sauerland in den vergangenen Jahrhunderten besiedelt waren. So schreibt Koch (1881) über die Heidelerche in diesem Lebensraum: Auf allen Heiden, selbst hochgelegene Gebirgsheiden ziemlich häufig vorkommender Sommervogel. Dobbrick (1926) gibt für das heutige Stadtgebiet Arnsberg an: Auf manchen Bergkuppen mit Heidecharakter

214 Charadrius 41, 45, Heft 4, 2005 2009 brütet diese Art in mäßiger Zahl, so auf dem Spreiberg zwischen Ruhr und Röhr in 1-2 Paaren... Sehr wahrscheinlich ging mit dem Aufforsten fast aller Heiden des Kreises in den vergangenen beiden Jahrhunderten die Art stark zurück. Giller (1956) gibt diesen Lebensraumtyp gar nicht mehr als Bruthabitat der Art im Sauerland an, vielmehr komme sie spärlich auf den Bergen auf Kahlschlägen vor. Reviere und Bruten 1980-2007 im Hochsauerlandkreis In den 1980er Jahren gab es nur einen Reviernachweis aus dem HSK, und zwar im Stadtgebiet Hallenberg in der Medebacher Bucht (Ornithologische Arbeitsgemeinschaft im Verein für Naturund Vogelschutz im HSK e.v., Arbeitsatlas). Daneben wurde ein Revier im angrenzenden Hessen bei Bromskirchen-Somplar, Kreis Waldeck-Frankenberg, festgestellt (ebd.). Erst 1999 wurde die Art wieder aus zwei Gebieten der Medebacher Bucht gemeldet, wobei einmal ein Brutnachweis gelang. Seit 2000 wird die Heidelerche von der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft im Verein für Natur- und Vogelschutz im Hochsauerlandkreis e.v. (OAG-VNV) genauer kartiert. Im Rahmen dieser Kartierung gab es ab 2000 jährlich zwischen drei und maximal neun bis zwölf (2005) Revier- Feststellungen der Heidelerche in der Medebacher Bucht. Die Reviere/möglichen Reviere 1 befinden sich überwiegend auf Kahlschlägen, Windwürfen, Wildäckern oder jungen Aufforstungen. Seltener wurden seit 1999 einzelne Reviere in Offenland gefunden, nämlich in Ackerbrachen und magerem, kurzgrasigem Grünland mit offenem Boden (OAG- Berichte 2000 bis 2008, Schubert mündl.). In den Jahren 2001 bis 2003 gelang darüber hinaus aus drei Gebieten im Stadtgebiet Arnsberg (Steinbruch, Magergrünland im NSG Spreiberg, Bauschuttdeponie) je ein Reviernachweis der Art und 2004 wurde in zwei dieser Gebiete je ein Brutnachweis erbracht. In den Folgejahren waren die Arnsberger Plätze aber nicht mehr besetzt (OAG- Berichte 2001 bis 2008). Aus anderen Regionen des HSK sind seit dem Beginn der Brutvogelkartierungen durch die OAG- VNV im Jahr 1984 bis einschließlich 2007 keine weiteren Brutzeitbeobachtungen der Heidelerche 1 Wenn auf Grund einmaliger Begehungen singende Heidelerchen nur einmalig zur Brutzeit in einem geeigneten Habitat zur Brutzeit festgestellt wurden, wurde dies als mögliches Revier gewertet. bekannt geworden. Auf den beiden verbliebenen Hochheiden des HSK, den NSG Kahler Asten und Neuer Hagen im Stadtgebiet Winterberg, wurden bei regelmäßigen Kontrollen durch Mitarbeiter der OAG-VNV niemals Heidelerchen zur Brutzeit beobachtet (OAG-Berichte 2000 bis 2008), obwohl Eber (1969) die Art für den Neuen Hagen im Jahr 1965 noch mit 0-1 Brutpaaren angibt. Daraus ist abzuleiten dass die Heidelerche in den letzten Jahrzehnten im HSK ein regelmäßiger, aber seltener und nur lokal verbreiteter Brutvogel war auch wenn durch eine nicht stattgefundene gezielte Suche in den 1990er Jahren einige Reviere durchaus übersehen wurden. Neben den Brutvorkommen ist die Heidelerche regelmäßiger Durchzügler im HSK. An günstigen Zugtagen sind im Herbst regelmäßig von verschiedenen Beobachtungsplätzen aus bis zu mehreren 100 ziehende Individuen zu beobachten (eigene Beob., Koch, Neuß und Wilkens mündl.) Reviere in Weihnachtsbaumkulturen auf der TK25 Olsberg in 2008 Als ich im Rahmen der ADEBAR-Kartierung 2008 die Brutvögel der TK25 4616 Olsberg kartierte, konnte ich am 6.4.2008 eine singende Heidelerche in einer weiträumigen Weihnachtsbaumkultur feststellen. Bei einer zweiten Kontrolle am 2.5.2008 wurden dort zwei singende Heidelerchen bestätigt. Daraufhin wurde in den folgenden Wochen in zahlreichen der teilweise großräumigen Weihnachtsbaum- und Ziersträucherkulturen auf der TK25 Olsberg gezielt mit Klangattrappe nach der Art gesucht. Dabei fanden Koch und Neuß und ich insgesamt 15 singende Männchen sowie Paare auf dieser etwa 125 km² großen Fläche (Abb. 1). Auch große Kyrill- Windwurfflächen in der TK25 Olsberg wurden mit Klangattrappe kontrolliert; allerdings wurden dort keine Heidelerchen festgestellt. Nur zwei Gebiete wurden zweimal kontrolliert. In diesen konnten revieranzeigende Männchen beide Male nachgewiesen werden. Da der Heimzug von Heidelerchen vor allem im März stattfindet und gewöhnlich Anfang April weitgehend abgeschlossen ist (LWVT/SOVON 2002, Armbruster et al. 2005), ist davon auszugehen, dass es sich bei im Mai singenden Heidelerchen nicht um Durchzügler handelt, sondern um territoriale Männchen. Deshalb wurden einmalige Nachweise singender Männchen als mögliche Reviere gewertet. Aus Zeitgründen mussten weitere mehrmalige Kontrollen und das Suchen nach Brutnachweisen unterbleiben.

F. Püchel-Wieling H. Legge: Brutverbreitung et al.: Brutbestände der Heidelerche von Wiesenlimikolen im Hochsauerlandkreis 2001-2003 in NRW 215 Da abgesehen von der ersten Zufallsbeobachtung gezielt mit Klangattrappe nach der Heidelerche gesucht wurde, gelangen die für 2008 und 2009 genannten Nachweise zuerst durch deren Gesang; Einzeltiere ohne Revierverhalten wurden nicht festgestellt. Die Reviere/möglichen Reviere lagen ausschließlich in Weihnachtsbaumkulturen, die teilweise mit Baumschulen für Ziergehölze durchsetzt waren (Abb. 2 u. 3). In Folge des massiven Herbizideinsatzes wiesen sie praktisch keine krautigen Pflanzen oder Grasvegetation auf. Vielmehr waren die Weihnachtsbaumund Koniferenkulturen großflächig, aber lückig mit Moosen bewachsen; vegetationsfreie Stellen waren überall sichtbar. Besiedelt waren Kulturen, deren Jungbäume in der Regel 20 50 cm hoch waren. Auf neu angelegten, frisch gepflanzten Kulturen, deren Boden bis auf die Baumsetzlinge noch gänzlich vegetationsfrei war, wurden nur in zwei Fällen Heidelerchen nachgewiesen. Zehn Reviere/mögliche Reviere befanden sich fern von Waldstrukturen, in fünf Fällen grenzten die Baumkulturen an Hochwald (Fichte); fast alle Kulturen gingen aus Grünlandflächen hervor. Bis auf einen Nachweis aus einer unter einem Hektar großen Kultur stammen alle Nachweise aus großflächigen Weihnachtsbaumkulturen, die sämtlich über einen Hektar groß sind, oft aber noch eine deutlich größere Ausdehnung besitzen. Diese Kulturen sind von Wirtschaftswegen durchzogen und mit Wildschutzzaun eingezäunt; in solchen Ruderalflächen, die nicht mit Herbiziden gezielt bearbeitet werden, dominieren Gräser und Hochstauden. Zaunpfähle und Drahtzäune wurden dabei als Singwarten genutzt. Bei den 2008 in der TK25 Olsberg festgestellten Revieren/möglichen Revieren entfielen jeweils eines auf den ersten und zweiten Quadranten, zehn auf den dritten und drei auf den vierten Quadranten. Der niedrigste Revierplatz befand sich auf ca. 330 m Höhe ü. NN am Nordhang des Ruhrtals, die höchsten auf ca. 530 m Höhe ü. NN südwestlich Bestwig-Andreasberg. Trotz intensiver Suche konnte in den ausgedehnten Weihnachtsbaumkulturen der nach Süden exponierten Hänge nördlich der Ruhr Abb. 1: Verteilung der 2008 für das Messtischblatt 4616 Olsberg ermittelten und möglichen Reviere der Heidelerche. Fig. 1: Distribution of the recorded and possible territories of the Wood Lark in 2008. Karte: Michael Schmitz

216 Charadrius 45, 41, Heft Heft 4, 2009: 4, 2005 88-89 Abb. 2: In diesen ausgedehnten Kulturen von Weihnachtsbäumen und anderer Baumarten südlich Bestwig-Heringhausen wurden 2008 drei Reviere /mögliche Reviere der Heidelerche ermittelt, die auch 2009 wieder besetzt waren. Fig. 2: In these extended plantations of christmas trees south of Bestwig-Heringhausen three territories / possible territories were recorded in 2008, which in 2009 were found occupied again. Foto: Richard Götte, 14.4.2009 nur eine singende Heidelerche gefunden werden. Da 2008 aus Zeitgründen nur ca. 60 % der auf der TK25 Olsberg vorhandenen und potentiell für eine Besiedlung geeignet erscheinenden Flächen begangen wurden, wird für 2008 der Bestand für diesen Bereich auf über 20 Reviere geschätzt. Kontrolle von Weihnachtsbaumkulturen in weiteren Gebieten Nach Bekanntwerden der bis dahin noch völlig unbekannten Vorkommen der Heidelerche in Weihnachtsbaumkulturen im HSK wurden in den Frühjahren 2008 und 2009 auch Kulturen in den angrenzenden TK25 4615 Meschede und 4617 Brilon unter Einsatz der Klangattrappe kontrolliert, aber keine Heidelerchen gefunden (Wilkens und Götte mündl.). Auch in der TK25 4519 Marsberg hatten solche Kontrollen entsprechender Weihnachtsbaumkulturen ein negatives Ergebnis (Kuhl mündl.). Westlich Schmallenberg-Arpe verhörte Lecke (mündl.) am 30.5.2008 bei einer gezielten Kontrolle mit Klangattrappe zwei singende Männchen in Weihnachtsbaumkulturen auf 460 bzw. 520 m Höhe ü. NN. 2009 gelangen aus weiteren Weihnachtsbaumkulturen im HSK acht Reviernachweise bzw. Nachweise möglicher Reviere der Heidelerche, die sich durch gezielte Stichproben mit Klangattrappeneinsatz ergaben: In der TK25 4614 Arnsberg wurden zwei Reviere/mögliche Reviere auf ca. 600 m bzw. ca. 500 m ü. NN festgestellt (Legge & Schulte), in der TK25 4714 Endorf ein Revier/mögliches Revier auf ca. 400 m ü. NN (Schneider schriftl.), in der TK25 4715 Eslohe vier Reviere/mögliche Reviere auf ca. 380 m bis 400 m ü. NN (Legge; Schulte) sowie in der TK25 4716 Bödefeld ein Revier/mögliches Reviere auf ca. 480 m ü. NN (Wilkens mdl.). Diskussion Bislang sind in der einschlägigen Literatur (z.b. Bauer et al. 2005, Flade 1994) keine Hinweise auf Bruten in Weihnachtsbaumkulturen zu finden. Mildenberger (1984) nennt jedoch junge Forstkulturen ohne die Baumarten zu nennen (ein Nestfund in einer Kiefernschonung). Auch für den HSK waren bis 2008 Weihnachtsbaumkulturen als Brutlebensraum der Heidelerche unbekannt. Dies ist im

F. Püchel-Wieling H. Legge: Brutverbreitung et al.: Brutbestände der Heidelerche von Wiesenlimikolen im Hochsauerlandkreis 2001-2003 in NRW 217 HSK durch fehlende Kontrollen in den Vorjahren begründet. Einerseits beobachteten Ornithologen in der Vergangenheit selten bis gar nicht in solchen Gebieten. Dazu kommt, dass Heidelerchen bei dünner Bestandsdichte geringe Gesangsaktivität zeigen (vgl. Südbeck et al. 2005: Empfehlung von Klangattrappe); dies macht Zufallsnachweise unwahrscheinlicher. Daher kann keine Angabe gemacht werden, in welchen Jahren eine erstmalige Besiedlung solcher Habitate erfolgte und woher die Vögel kamen. Das Gros der ausgedehnten Weihnachtsbaumkulturen besteht vermutlich seit Mitte der 1980er/Anfang der 1990er Jahre und ging ausschließlich oder zum allergrößten Teil aus Grünland hervor. Auf Grund der hohen Zahl der allein in der TK25 4616 Olsberg festgestellten Reviere/möglichen Reviere und der räumlich breit gestreuten Nachweise in 2009 ist davon auszugehen, dass die Art schon seit einigen Jahren Weihnachtsbaumkulturen im HSK besiedelt. Behle (2001) berichtet schon über einen Brutnachweis und ein weiteres singendes Männchen der Heidelerche im Kreis Olpe aus dem Jahr 2001. Der Brutplatz befand sich in der Gemeinde Kirchhundem auf einer Fläche bestehend aus Weihnachtsbaumkulturen, Forstbaumschulflächen sowie Grünland. Die Heidelerchen hielten sich überwiegend in den intensiv bewirtschafteten Weihnachtsbaumkulturen auf, deren Erscheinung (Höhe der Bäume, Bodenbedeckung) sich mit den Heidelerchenplätzen in der TK25 4616 Olsberg deckt. Intensiv bewirtschaftete, ausgedehnte Weihnachtsbaumkulturen besitzen offenbar Strukturen, die eine Heidelerche zur Besiedlung braucht: offene Bodenstrukuren für die Nahrungssuche und nicht zu hohe Vegetation für die Nester und Singwarten entlang der Wirtschaftswege und an den Rändern der Kulturen. Eine Bevorzugung bestimmter Lagen, z. B. Südexponiertheit der Revierplätze, kann nach bisherigem Kenntnisstand für die TK25 4616 Olsberg nicht festgestellt werden. Die Mehrzahl der Hänge mit Heidelerchennachweisen war zwar gut besonnt, aber nach allen Himmelsrichtungen ausgerichtet. Viele Plätze wiesen wenig oder keine Steigung auf. Dass an den nach Süden exponierten Hängen des nördlichen Ruhrtals nur ein Heidelerchennachweis gelang, verwundert. Denn die dortigen weitläufigen Kulturen unterscheiden sich augenscheinlich nicht von anderen der TK25 Olsberg, die gut besiedelt sind. Abb. 3: Die Heidelerche nutzt häufig Pfähle und Drähte der Wildschutzzäune, mit denen die meisten der besiedelten Weihnachtsbaumkulturen umfriedet sind. Fig. 3: Wood Larks often use posts and wires of the game fences, which protect most of the occupied plantations. Foto: Richard Götte, 14.4.2009, südl. Bestwig-Heringhausen Ausblick In den folgenden Jahren wird von Mitarbeitern der OAG-VNV versucht werden, die Kenntnisse über die Brutverbreitung der Heidelerche im HSK zu erweitern. Vermutlich kommt die Art in weiteren Gebieten des Sauerlandes, namentlich in den Stadtgebieten Eslohe, Schmallenberg und Winterberg, in Weihnachtsbaumkulturen vor. Neben dem Wissen über die Verbreitung dieser Rote-Liste-Art sind darüber hinaus auch Informationen wünschenswert, wie hoch der Bruterfolg der Art auf den stark mit Herbiziden belasteten Weihnachtsbaumkulturen ist. Dass die Heidelerche im HSK in der Lage ist, sich auf solchen Flächen erfolgreich zu reproduzieren, kann auf Grund der hohen Anzahl der Reviere auf dem MTB Olsberg bislang nur vermutet werden. Kontrollen von aus dem Vorjahr bekannten Heidelerchenplätzen auf diesem MTB verliefen 2009 erfolgreich; wieder wurden singende Männchen angetroffen.

218 Charadrius 41, 45, Heft 4, 2005 2009 Schlussbemerkung Selbstverständlich stellen die intensiv mit Bioziden behandelten Weihnachtsbaumkulturen einen gravierenden Eingriff in Natur und Landschaft dar, der auch nicht durch das Vorkommen einer seltenen Vogelart wie der Heidelerche ausgeglichen werden kann. Ziel des Naturschutzes muss es vorrangig sein, natürliche Bruthabitate der Heidelerche zu schützen bzw. wieder herzustellen. Dank Mein herzlicher Dank gilt Michael Schmitz für das Erstellen der digitalen Verbreitungskarte, Werner Schubert für Literaturhinweise und die Durchsicht des Manuskripts sowie Richard Götte für die Überlassung der Fotos. Literatur Armbruster, G.F., D. Renz & M. Schweizer (2005): Eine dreijährige Feldstudie zum sichtbaren Frühjahrszug am Bodensee (Süddeutschland). Vogelwarte 43: 171-178. Bauer, H.-G., E. Bezzel & W. Fiedler (2005): Kompendium der Vögel Mitteleuropas: Passeriformes Sperlingsvögel. 2. Aufl., Aula-Verlag, Wiebelsheim. Behle, L. (2001): Ein neues Brutvorkommen der Heidelerche (Lullula arborea) im Süderbergland. Charadrius 37: 176-178. Eber, G. (1969): Brutvogelbestandsaufnahmen im Naturschutzgebiet Neuer Hagen bei Niedersfeld. Natur und Heimat 29: 4-9. Dobbrick, L. (1926): 50., 51. und 52. Jber. Zool. Sektion: 65-68. Nachdruck in: Irrgeister. Naturmagazin des Vereins für Natur- und Vogelschutz im Hochsauerlandkreis e.v., 2003/1, 46-47. Flade (1994): Die Brutvogelgemeinschaften Mittel- und Norddeutschlands. IHW-Verlag, Eching. Giller, F. (1956): Beiträge zur Avifauna des Sauerlandes. Natur und Heimat 16: 11-15. Nachdruck in: Irrgeister. Naturmagazin des Vereins für Natur- und Vogelschutz im Hochsauerlandkreis e.v., 2003/2 und 2004/1, 46-48. Koch, R. (1881): Die Brutvögel des gebirgigen Teiles von Westfalen. Jber. Zool. Sektion 9: 30-40. Nachdruck in: Irrgeister. Naturmagazin des Vereins für Natur- und Vogelschutz im Hochsauerlandkreis e.v., 2002/2, 25-32. Landelijke Werkgroep Vogeltrektellen LWVT/SOVON (2002): Vogeltrek over Nederland. Schuyt & Co, Haarlem. Mildenberger, H. (1984): Die Vögel des Rheinlandes. Band II, Papageien Rabenvögel (Psittaculidae - Corvidae). Beitr. Avifauna Rheinland Heft 19-21. Düsseldorf. Ornithologische Arbeitsgemeinschaft (OAG) des Vereins für Natur- und Vogelschutz im Hochsauerlandkreis e.v. (VNV): Arbeitsatlas der Brut- und Sommervögel des Hochsauerlandkreises, 1991, unveröffentlicht. Ornithologische Arbeitsgemeinschaft (OAG) des Vereins für Natur- und Vogelschutz im Hochsauerlandkreis e.v. (VNV): Jahresberichte für die Jahre 2000 bis 2008, unveröffentlicht. Südbeck, P., H. Andretzke, S. Fischer, K. Gedeon, T. Schikore, K. Schröder & C. Sudfeldt (Hrsg.) (2005): Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands. Radolfzell. Sudmann, S.R., C. Grüneberg, A. Hegemann, F. Herhaus, J. Mölle, K. Nottmeyer-Linden, W. Schubert, W. von Dewitz, M. Jöbges & J. Weiss (2008): Rote Liste der gefährdeten Brutvogelarten Nordrhein-Westfalens 5. Fassung. Charadrius 44: 137-230.