Ringvergleich Windgutachten des BWE- Windgutachterbeirats Ablauf und Ergebnisse

Ähnliche Dokumente
Bestimmung des Windpotentials und des Energieertrages von Windenergieanlagen an dem Standort Taunuskamm. Kurzfassung

STELLUNGNAHME ZUM WINDGUTACHTEN Helfholz (cube Engineering GmbH)

Vortrag Windgutachten im Spiegel der EEG-Reform. Rostock Wind

Informationen zur Windmessung und Zusammenfassung der Ertragsberechnung vom

EEG 2017 Standortertrag Neuer Referenzstandort

Anlage. Tabelle der LUBW mit Erläuterungen zu den verschiedenen Datengrundlagen

Annex to the Accreditation Certificate D PL according to DIN EN ISO/IEC 17025:2005

Technische Richtlinien

Turbulenzgutachten zur Standsicherheit in Windparks

FRAUNHOFER-INSTITUT FÜR WINDENERGIE UND ENERGIESYSTEMTECHNIK IWES WINDPOTENZIAL MIT LIDAR-TECHNIK BESTIMMEN

Wirtschaftlichkeit von Windenergieprojekten in NDS

Warme Kante für Fenster und Fassade

Leitfaden zum Referenzertragsverfahren im Erneuerbare-Energien-Gesetz 2017

Freileitungen und Errichtung von Windenergieanlagen

Strom aus Wind eine Investition in unsere Zukunft

Technische Richtlinien

Technische Due Diligence Praxiserfahrungen aus technischen Projektprüfungen für Projektierer und Investoren. 24. Windenergietage 11.

Anlage zur Akkreditierungsurkunde D-PL nach DIN EN ISO/IEC 17025:2005

STATUS DES WINDENERGIEAUSBAUS

Proiekt Windpark Brunn an der Wild der evn naturkraft GmbH - Schattenwurf

Präzision in der Analytik Ein unentbehrlicher Teil der Methodenvalidierung

Nauen. (Brandenburg) Visualisierung für acht Windenergieanlagen am Standort. Datum: Bericht Nr VM.

Kapitel 7. Crossvalidation

3. Wind.Energie Mitteldeutschen Branchentage

Projekte. Windpark Kirnberg. Anlagenanzahl 2 Windenergieanlagen (z.b. Nordex N 131) Nennleistung. je 3,3 MW. Stromertrag. ca.

Ideale Landschaften für die Nutzung von Windenergie in Bergbaufolgeregionen

Windausbauszenarien. 14. Symposium Energieinnovation Energie für unser Europa 11. Februar 2016, Graz

Anschlussbedingungen für Photovoltaik

Entscheidungserhebliche Gründe

Weiterbetrieb nach 20 Jahren Aktueller Stand der Prüfmethoden Windenergietage 2016 Potsdam

STATUS DES OFFSHORE- WINDENERGIEAUSBAUS IN DEUTSCHLAND

Vergleichsarbeiten in der Jahrgangsstufe 3. im Schuljahr 2009/2010. randenburg

1) Warum ist die Lage einer Verteilung für das Ergebnis einer statistischen Analyse von Bedeutung?

Windmessung in Neu Anspach Wie wird der Wind gemessen? Daniel Sitter Gruppenleiter Site Assessment 14. Oktober 2014

2 für 1: Subventionieren Fahrgäste der 2. Klasse bei der Deutschen Bahn die 1. Klasse?

Statistik Testverfahren. Heinz Holling Günther Gediga. Bachelorstudium Psychologie. hogrefe.de

Verfahrensstand und Methodik der Potenzialstudie Windenergie NRW

PARK Berechnung der Energieproduktion

TYPPRÜFUNG ABGASMESSUNG

STATUS DES WINDENERGIEAUSBAUS

WINDGUTACHTEN. Helfholz Landkreis Gießen Hessen. für den Standort: Datum: Bericht Nr

Umsetzung einer Leistungsbeschreibung

Mit Energie in die Zukunft. Es beginnt ein neues Energiezeitalter

Unsere Herkunft. Pachtgemeinschaften für Windenergieanlagen HEADLINE PRÄSENTATIONSTITEL AUCH ZWEIZEILIG

Fortschreibung des Kapitels 5 Windenergie der DPG-Studie Klimaschutz und Energieversorgung in Deutschland für den Zeitraum bis Ende 2008

Windkraftberatung im Kontext der aktuellen Rahmenbedingungen. Windenergietagung 2015 Perspektiven für Planung, Finanzierung und Absicherung

A-Tag Wien 16. September 2016

20 MW Windpark in der Champagne-Ardenne

Gutachter- und Beratungstätigkeit in der Windenergiebranche

Windenergie im Spannungsfeld von Ausbauzielen und Landschaftsbild sowie Akzeptanz

Selbsttest Nr. 1: Qualitätsmanager

Jahr 2015 STATUS DES OFFSHORE- WINDENERGIEAUSBAUS IN DEUTSCHLAND. Im Auftrag von:

LIDAR Messung und deren Anwendung in Ertragsermittlungen in Deutschland. Till Schorer DEWI. 23. Windenergietage Potsdam,

Konfidenzintervalle Grundlegendes Prinzip Erwartungswert Bekannte Varianz Unbekannte Varianz Anteilswert Differenzen von Erwartungswert Anteilswert

Schaffen Sie für Ihren Offshore-Windpark beste Bedingungen.

Greding Roth Oktober 2010

Vermessungskunde für Bauingenieure und Geodäten

Bürgerinformation. Windenergie. Hüffenhardt Großer Wald

Inhaltsverzeichnis. Vorwort

Messunsicherheit nach GUM* Praxisgerecht für chemische Laboratorien

Statistik II. Aufgabe 1

Konformitätsaussagen in Kalibrierzertifikaten

Statistik I. Hinweise zur Bearbeitung. Aufgabe 1

FRAUNHOFER-INSTITUT FÜR WINDENERGIE UND ENERGIESYSTEMTECHNIK IWES WINDPOTENZIAL MIT LIDAR-TECHNIK BESTIMMEN

Ergebnispräsentation Windatlas und Windpotentialstudie Österreich

Windenergie in Aalen-Waldhausen & Lauchheim-Hülen»

Einladung zum 6. FORUM ERNEUERBARE ENERGIEN. 25. Oktober 2016, Oldenburg

Schaden Windenergieanlagen (WEA) den Immobilienpreisen? Prof. Dr. Günter Vornholz

Kostensituation der Windenergie an Land in Deutschland

Vorschlag standortabhängiger Förderung

Zur Wirtschaftlichkeit von Windkraftanlagen (WKA) Allgemeine Hinweise

Kinga Szűcs

Schritt 4. Die Heizkurve im Betrieb optimieren

Zusammenfassung der Master Thesis. Wirtschaftlichkeitsparameter zur Auswahl von Windenergieanlagen an windschwachen Standorten

Zustandsbewertung und Lebensdauerbewertung von Komponenten in Kernkraftwerken unter Berücksichtigung des internationalen Regelwerks

Wärmebedarfsprognose für Einfamilienhaushalte auf Basis von Künstlichen Neuronalen Netzen

Lastenheft (Universität Paderborn, Softwaretechnikpraktikum SS2006)

Inhalt. Autoren. 1 Einleitung Anlagentechnik Leistungsberechnung Standortwahl Ertragsprognose...23 Finanzielle Förderung

Jenaer Geschäftsklimaindex. Gesamtauswertung der Befragung des Basisjahres 2011

Analyse energiewirtschaftlicher Kriterien für den Betrieb von Pumpspeicherkraftwerken

Windkraft Vögel Lebensräume

Einfache Varianzanalyse für unabhängige Stichproben

Über die WSB Unternehmensgruppe

Studienvergleich. Titel. Zielsetzung und Fragestellung

Anlage zur Akkreditierungsurkunde D-IS nach DIN EN ISO/IEC 17020:2012

Technische Richtlinien für Erzeugungseinheiten und -anlagen

Leitung: Betreuung: Sven Erik. Zürich, 1. Juli

Grafische Darstellung der Geländeschnitte - Sichtachsenbeziehungen

3. Deskriptive Statistik

STATUS DES OFFSHORE- WINDENERGIEAUSBAUS IN DEUTSCHLAND

Windenergieanlagen Planung und Einfluss auf den Luftsport. Bezirkstagung 2014 Hansjörg Jung Beauftragter für Windenergie im BWLV

Potenzialstudie Windenergie NRW

Klaus Palme Tel. +49 (0) Fax Nr. +49 (0)

EBZ Fachtagung Module smart electrical engineering. Autor: Maik Griegoleit

Praktische Übung zur Marktpreisbildung: Klassenraumexperiment Der Apfelmarkt

Institut für Krebsepidemiologie e.v. An der Universität zu Lübeck

8. Konfidenzintervalle und Hypothesentests

Nach Standorten differenzierte Windkraftvergütung

Potenzialstudie Windenergie NRW

Weiterbetrieb nach 20 Jahren

Transkript:

Ringvergleich Windgutachten des BWE- Windgutachterbeirats Ablauf und Ergebnisse Stand: 17.12.2015 1. Einleitung Wind- bzw. Energieertragsgutachten sind eine der wichtigsten Bewertungs- und Entscheidungsgrundlagen für die Planung und Finanzierung von Windenergieprojekten. Die berechneten Energieerträge verschiedener Marktteilnehmer unterscheiden sich in der Praxis allerdings zum Teil erheblich. Als mögliche Gründe sind zu nennen: Unterschiedliche Eingangsdaten (insbesondere Winddaten und Ertragsdaten benachbarter WEA) Verschiedene Modellansätze (z.b. WAsP, CFD) Unterschiedlicher Umgang mit den Standortbedingungen (z.b. Waldeinfluss, komplexes Gelände) Nicht eindeutig zu definierende Vorgehensweise (Technische Richtlinie Nr. 6 (TR6) der Fördergesellschaft für Windenergie und andere erneuerbare Energien e.v. (FGW)) bzw. uneinheitliche Interpretation des Stands der Technik. Die Motivation zur Organisation und Durchführung dieses Ringvergleiches ist, Ursachen für die unterschiedlichen Ergebnisse zu identifizieren und Lösungsvorschlage für eine zukünftige Verringerung dieser Unterschiede herauszuarbeiten. Zudem ist für nach DIN EN ISO/IEC 17025 akkreditierte Unternehmen die regelmäßige Teilnahme an Ringvergleichen nachzuweisen. Der Windgutachterbeirat des Bundesverband WindEnergie e.v. (BWE) hat in den Jahren 2005, 2008 und 2013 bereits Ringvergleiche zur Herstellung des Langzeitbezugs von Ertragsdaten bestehender Windenergieanlagen (WEA) durchgeführt. Im Verlauf dieser Ringvergleiche konnten die Teilnehmer ihre eigene Position bestimmen und es wurde ein besseres gemeinsames Verständnis der Problematik erzielt. Um nunmehr die Strömungsmodelle und Herangehensweisen bei der Erstellung von Windgutachten zu vergleichen, wurde am 14.05.2014 im Rahmen einer Sitzung des Windgutachterbeirats des BWE beschlossen, zu diesem Thema einen Ringvergleich durchzuführen. Ziel des vorliegenden Ringvergleichs war, die Schwankungsbreite heutiger Windgutachten herauszuarbeiten und die Ursachen für die unterschiedlichen Ergebnisse zu identifizieren. Auf eine Langzeiteinordnung von Ertragsdaten wurde hier bewusst verzichtet. Mit der Organisation des Ringvergleichs ist eine Arbeitsgemeinschaft aus den Unternehmen DNV GL (GL Garrad Hassan Deutschland GmbH), Ingenieurbüro Kuntzsch GmbH, Meteorologisches Beratungsbüro Dr. S. Theunert, WINDconsult GmbH sowie dem BWE betraut worden. 1 / 6

2 / 6 2. Ablauf und Teilnehmer Der Ringvergleich hat am 24.11.2014 mit dem Versand der Teilnahmebedingungen begonnen. Die 30 angemeldeten Teilnehmer hatten bis zum 15.04.2015 Zeit, die Aufgaben zu bearbeiten und ihre Ergebnisse an den BWE zurückzusenden. Dieser hat die Ergebnisse anonymisiert und dem Organisationsteam zur Auswertung übergeben. Am 30.09.2015 wurden im Rahmen eines Teilnehmerworkshops die Ergebnisse diskutiert und auf der Sitzung des Windgutachterbeirates öffentlich vorgestellt. Am 12.10.2015 wurde der interne Abschlussbericht an alle Teilnehmer versendet. ABO Wind AG DNV GL (GL Garrad Hassan Deutschland GmbH) RSC GmbH AL-PRO GmbH & Co. KG IEL GmbH SOLvent GmbH anemos GmbH Ingenieurbüro Kuntzsch GmbH SOWITEC development GmbH anemos-jacob GmbH JH Wind GmbH TÜV NORD SysTec GmbH & Co. KG BBB Umwelttechnik Lahmeyer International GmbH TÜV SÜD Industrie Service GmbH CUBE Engineering GmbH Meteorologisches Beratungsbüro S. Theunert UL International GmbH (DEWI) Deutsche WindGuard Consulting GmbH MeteoServ GbR WIND-consult GmbH Energiewerkstatt Consulting GmbH PLANKon Ingenieurbüro WINDTEST Grevenbroich GmbH EuroWind GmbH ProfEC Ventus GmbH WKN AG GEO-NET Umweltconsulting GmbH reko Windenergie-Analysen GmbH & Co. KG WSB Projekt GmbH Tabelle 1: Liste der Teilnehmer am Ringvergleich Windgutachten 2 / 6

3 / 6 3. Daten und Aufgabenstellungen Die Teilnehmer erhielten alle zur Bearbeitung der Aufgaben benötigten Daten inklusive eines detaillierten Berichtes der Standortbegehung sowie der langzeitrepräsentativen Energieerträge benachbarter Windparks. Eine individuelle Langzeiteinordnung sowie eine Standortbegehung durch die Teilnehmer waren somit nicht nötig. Der Grund für die Bereitstellung der langzeitrepräsentativen Ertragsdaten war, dass der Fokus auf Unterschiede in den Winddaten und der Strömungsmodellierung gerichtet werden sollte und daher die Freiheitsgrade beschränkt werden mussten, um die Einflussfaktoren zu begrenzen. Drei Modellläufe unterschiedlicher Ausgestaltung der vorgegebenen und nicht veränderbaren Eingangsparameter waren zu absolvieren. Dabei konnten die Orografie- und Landnutzungsdaten angepasst werden, durften sich aber bei den unterschiedlichen Modellläufen nicht voneinander unterscheiden. Modelllauf A: Hier waren die Berechnungsparameter, insbesondere die Windstatistik und die Vergleichsdaten, frei wählbar. Modelllauf B: Wie A, mit der Einschränkung, dass nur einer der drei Vergleichswindparks als Bestandteil der Winddatenbasis verwendet werden durfte. Modelllauf C: Wie A, allerdings wurde hier die zu verwendende Windstatistik vorgegeben. Ziel war es, Ursachen für eventuell auftretende Differenzen zu identifizieren. Es wurde erwartet, dass die Streubreite der Ergebnisse mit der Verringerung der Freiheitsgrade von Modellauf A zu C sinkt. Beim zu untersuchenden Standort handelt es sich um eine fiktive Planung eines Windparks mit 10 WEA mit einer Nabenhöhe von 119 m, einem Rotordurchmesser von 112 m und einer Nennleistung von 3,3 MW. Der Standort ist bezüglich der Orografie als nicht komplex einzuordnen, jedoch stehen einige WEA im Wald und einige am Waldrand. Somit ist die Bewertung des Rauigkeits- und Waldeinflusses nicht trivial. Die Planung entspricht also einem in der Praxis häufig auftretenden Fall. Die Vergleichs-WEA befinden sich maximal ca. 10 km vom geplanten Projekt entfernt. Die Berechnungen sollten soweit möglich konform der TR6 der erfolgen. 4. Auswertungsergebnisse 4.1 Energieerträge der Vergleichsstandorte und der geplanten WEA Die Aufgabenstellung des Modelllaufs A orientierte sich an dem für Projekte in Deutschland häufig verfolgten Vorgehen, bei dem wesentliche Informationen zum Niveau des Windangebots den auf ein einheitliches Langzeitniveau normalisierten Betriebsdaten von Vergleichswindparks entstammen. Für jeden Teilnehmer galt es also zunächst, Randbedingungen und Parameter des eingesetzten Strömungsmodells so einzustellen, dass die vorgegebenen Langzeiterträge von bis zu drei Vergleichswindparks realistisch durch das Modell abgebildet wurden. In Tabelle 2 sind die Ergebnisse für die Vergleichswindparks, jeweils normiert auf den bekannten Langzeitertrag, zusammengefasst. 3 / 6

4 / 6 VergleichsWP 1 VergleichsWP 2 VergleichsWP 3 Minimum (MIN) 95,5% 94,6% 94,0% Maximum (MAX) 112,6% 108,9% 107,8% Spanne (MAX - MIN) 17,1% 14,2% 13,8% Standardabweichung 3,3% 2,8% 2,6% Tabelle 2: Zusammenfassung der Ergebnisse an den Vergleichswindparks Die anhand der Aufgabenstellung A vorbereiteten Strömungsmodelle wurden dann dazu verwendet, die Windfeldparameter und Energieertragswerte für den fiktiven geplanten Windpark zu ermitteln. Aus Abbildung 1 geht hervor, dass die Spannweite der Ergebnisse beim Schritt von den Vergleichswindparks zum geplanten Windpark wie erwartet steigt. Die relative Standardabweichung der gemeldeten Ertragsmittelwerte beträgt am geplanten Windpark 5,8 %, die Spannweite der Ergebnisse umfasst den Bereich 86,6 112,9 %. 4 / 6

5 / 6 Tabelle 3 zeigt für den geplanten Windpark, dass die in den Modellläufen B und C vorgenommenen Einschränkungen der Freiheit der Wahl der Randbedingungen die Variabilität der Ergebnisse wider Erwarten nur wenig beeinflusste. Tabelle 3: Ergebnisvergleich der Modellläufe A C 4.2 Angewandte Strömungsmodelle und Modifikationen von Daten Als Strömungsmodell kam bei 27 der 30 Teilnehmer WAsP in unterschiedlichen Versionen zum Einsatz. Zudem wurden jeweils einmal das Modell WIEN, WindFarm sowie ein nicht näher spezifiziertes CFD-Modell verwendet. Auch bei der Wahl des Parkmodells gab es mit dem Modell von N.O. Jensen eine klare Mehrheit (26 Teilnehmer). Weiterhin kamen das Eddy-Viscosity-Modell (zweimal) und je einmal das Frandsen-Modell und ein Modell von Garrad Hassan zur Anwendung. Die knappe Hälfte der Teilnehmer nahm projektspezifische Anpassungen der Parameter des Parkmodells vor. Die WEA des geplanten Windparks befanden sich zum Teil innerhalb von Waldflächen; die Modellierung des Waldeinflusses wurde von den Teilnehmern in unterschiedlicher Weise vorgenommen. Die Auswertung der Ergebnisse deutet darauf hin, dass ein nicht unwesentlicher Teil der Ergebnisvariabilität auf die unterschiedliche Modellierung und Bewertung des Waldeinflusses durch die Teilnehmer zurückzuführen ist. Weiterhin zeigte die Variabilität der berechneten Erträge keine eindeutige Abhängigkeit von dem Eingangsdatenset der Windstatistik oder dem Höhenprofil. 4.3 Unsicherheit und ihre Teilkomponenten Tabelle 4 fasst die wesentlichen Ergebnisse der von 28 der 30 Teilnehmer vollständig zurückgemeldeten Angaben bzgl. der Unsicherheitsbereiche gemäß TR6 zusammen. Tabelle 4: Zusammenfassung der Unsicherheitsangaben Es wird deutlich, dass die Abschätzung der Größenordnung der Unsicherheitsbereiche 1) 4) von den Teilnehmern sehr unterschiedlich gehandhabt wurde. Einheitlich war dagegen das Vorgehen bei der Aggregierung der Unsicherheit der Teilbereiche zur Gesamtunsicherheit; es wurde davon ausgegangen, dass sie voneinander unabhängig sind. Die Variabilität der gemeldeten Erwartungswerte des Energieertrags am geplanten Windpark (Standardabweichung für den Modelllauf A: 5,8 % gemäß Abschnitt 4.1) könnte als sichtbarer Ausdruck der gemeldeten Unsicherheiten interpretiert und mit ihnen verglichen werden. Dabei ist korrekterweise in Betracht zu ziehen, dass die Unsicherheitsbereiche 1) und 4) bei den Berechnungen wegen der für alle Teilnehmer identischen Voraussetzungen nicht oder jedenfalls nicht voll wirksam waren. Die Standardabweichung der Ertragsergebnisse war sogar geringer, als man es anhand der Größenordnung der zweifelsohne wirksamen Unsicherheitskomponenten 2) und 3) hätte erwarten können. 5 / 6

6 / 6 5. Fazit und Ausblick Mit dem Ergebnis des Ringvergleichs Windgutachten des BWE-Windgutachterbeirats liegt erstmals eine relativ umfangreiche und detaillierte Erhebung von Auswertungsergebnissen zum Thema Energieertragsberechnung in Anlehnung an die TR6 vor. Dabei wurde das Thema des Langzeitbezugs von Ertragsdaten bewusst ausgelassen, da dies zum einen schon Thema vergangener Ringvergleiche war. Zum Zweiten wurde versucht, die Freiheitsgrade in der Bearbeitung zu beschränken um die Identifikation der auf Winddatenbasis und Modelle zurückführbaren Unterschiede zu erleichtern. Die Standardabweichung der Energieerträge ist niedriger als die mittlere angegebene Unsicherheit, was darauf hindeutet, dass die Unsicherheit tendenziell nicht zu gering eingeschätzt wurde. Zu beachten ist hierbei aber, dass die Berechnungen für einen fiktiven Standort gelten und auch in Zukunft nicht mit realen Daten nachprüfbar sein werden. Die Ergebnisse bieten zunächst jedem der 30 Teilnehmer Hinweise zur Bestimmung der eigenen Position im Teilnehmerfeld. Weitere Untersuchungen sollten beispielsweise auf eine stärker vereinheitlichte Bewertung der Unsicherheiten bzw. der Modellierung des Waldeinflusses gerichtet sein. Ein möglicher Ansatzpunkt hierzu wäre auch die Weiterentwicklung des in Normen fixierten Standes der Technik. Dem interessierten Anwender bieten die Ergebnisse zudem einen Einblick in die mögliche Spannbreite insbesondere von Energieerträgen und Unsicherheiten heutiger Windgutachten. Autoren: Stephan Fiedler, DNV GL (GL Garrad Hassan Deutschland GmbH) Henning Krebs, Ingenieurbüro Kuntzsch GmbH Stefan Müller, WIND-consult GmbH Sabine Theunert, Meteorologisches Beratungsbüro Literaturquellen Henning Krebs, Torsten Frey, Ingo Wendt: Ringversuch Langzeitbezug des BWE-Windgutachterbeirats: Ablauf und Ergebnisse. URL: https:///sites/default/files/attachments/page/windgutachterbeirat/bweringversuch-langzeitbezug2008-publikation.pdf (27.10.2015) Karl Breckner, Stephanie Dix: Gleiche Erwartungen. Langzeitprojektionen der Erträge von Nachbaranlageneichen die Wirtschaftlichkeitsprüfungen für geplante Windparks immer besser Erneuerbare Energien, 12/2013. Fördergesellschaft Windenergie und andere Erneuerbare Energien e.v. (FGW): Technische Richtlinien für Windenergieanlagen, Teil 6 Bestimmung von Windpotenzial und Energieerträgen, Rev. 9, Stand 22.09.2014, Berlin 2014. 6 / 6