Fakten und Nachdenkliches zur Wahl der weiterführenden Schulen

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Transkript:

Triftstraße 28 33378 Rheda-Wiedenbrück Fon 05242 90 99 38 Fax 05242 90 99 53 128200@schule.nrw.de www.die-eichendorffschule.de Fakten und Nachdenkliches zur Wahl der weiterführenden Schulen Elternberatung an der Eichendorffschule

Welche Schule ist die richtige für mein Kind?

Eichendorffschule Städtische katholische Grundschule Primarstufe www.die-eichendorffschule.de Triftstraße 28 33378 Rheda-Wiedenbrück Telefon 05242/909938 Telefax 05242/909953 E-Mail: Eichendorffschule-vwg@gmx.de Schrittfolge: Beratung zur Wahl der weiterführenden Schule 1. Informationsabend zur Wahl der weiterführenden Schule Schulformen stellen sich vor und erläutern erwartetes Leistungsniveau. Dieses Jahr findet der Abend am 20.11.2009 um 20.00 Uhr in der Brüder-Grimm-Schule statt. 2. Beratungsgespräche Die Klassenlehrerin/Der Klassenlehrer berät die Eltern über die weitere schulische Förderung (AO-GS 8 Abs. 2). Die Ergebnisse sind in einem Vermerk festzuhalten (schulinternes Formular). 3. Empfehlung Sie ist Teil des Halbjahreszeugnisses der Klasse 4. Benannt werden die Schulformen Hauptschule, Realschule oder Gymnasium, daneben jeweils die Gesamtschule. Ist ein Kind mit Einschränkungen für eine weitere Schulform geeignet, wird auch diese mit dem genannten Zusatz benannt. Die Empfehlung ist zu begründen, über die Empfehlung und deren Begründung entscheidet die Klassenkonferenz als Versetzungskonferenz (AO-GS 8 Abs. 3) 4. Eingeschränkte Empfehlung Möchten Eltern ihr Kind an einer Schule anmelden, für die es mit Einschränkungen geeignet ist, müssen die Eltern an der gewünschten Schule an einem Beratungsgespräch teilnehmen, das Aufschluss über die weiteren Fördermöglichkeiten gibt. Bleiben sie bei ihrer Entscheidung, hat das Kind Anspruch auf einen Platz in der mit Einschränkung empfohlenen Schulform. Allerdings muss das nicht die nächstgelegene Schule dieser Schulform sein (hier: z. B. Angebot eines freien Platzes in Rheda statt in Wiedenbrück) 5. Prognoseunterricht Melden Eltern ihr Kind an einer Schulform an, für die es nach Empfehlung der abgebenden Grundschule nicht geeignet ist, entscheidet ein dreitägiger Prognoseunterricht darüber, ob dem Wunsch der Eltern stattgegeben wird. Ablauf des Prognoseunterrichts: Jeweils eine Grundschullehrkraft und eine Lehrkraft der gewünschten Schulform erteilen drei Tage lang in Kleingruppen Unterricht, der sich an den Verbindlichen Anforderungen orientiert, die am Ende der Klasse 4 erreicht werden sollten. Der Unterricht kann in Teilen auch vom Ministerium

vorgegeben werden. Die Lehrkräfte kennen die Kinder nicht, da sie in der Regel aus anderen Gemeinden des Kreises Gütersloh stammen. 6. Ergebnis des Prognoseunterrichts Dem Wunsch der Eltern wird stattgegeben, wenn die Lehrkräfte, die den Prognoesunterricht durchgeführt haben, nicht zu einem einstimmigen Urteil über die Eignung des Kindes kommen. Sind diese Lehrkräfte sich einig, dass das Kind nicht für die gewünschte Schulform geeignet ist, müssen die Eltern der Empfehlung der Grundschule folgen oder den Klageweg vor dem Verwaltungsgericht in Minden beschreiten. In diesem Formular wird an unserer Schule das Ergebnis des Beratungsgesprächs mit den Eltern festgehalten.

Welche Schule ist die richtige für mein Kind? Mit der Entscheidung zur Wahl der weiterführenden Schule ist es jedes Jahr wieder wie mit dem Weihnachtsfest: Plötzlich ist es soweit. Nach knapp dreieinhalb Grundschuljahren stehen Eltern plötzlich vor einer wichtigen Entscheidung, die den weiteren Lebensweg ihrer Kinder stark prägen wird. Die Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Schulform ist sicher zugleich eine der schwierigsten Entscheidungen, die Eltern zu diesem Lebenszeitpunkt ihres Kindes zu treffen haben. In Beratungsgesprächen mit Eltern stoßen Grundschullehrkräfte immer wieder auf Argumente, die keine sind (siehe unten), werden Erwartungshaltungen deutlich, von denen fraglich ist, ob Kinder überhaupt in der Lage sind, diese zu erfüllen, werden "wissenschaftlich" fundierte, validierte und reliable Zahlenwerte ins Feld geführt. Sicher ist dabei nur eines: Es gibt keine Patentrezepte und allgemeingültige Entscheidungshilfen. Jedes Kind ist als individueller Einzelfall zu betrachten. Dabei sollte allen am Entscheidungsprozess Beteiligten klar sein, dass Schule und Elternhaus den Dialog suchen und die jeweils andere Seite ernst nehmen sollten. Eltern kennen ihr Kind in vielen Bereichen besser als Lehrkräfte und können die häusliche Situation besser beurteilen (z. B. im Hinblick auf Selbstständigkeit, Tempo und "Lust" bei der Hausaufgabenerledigung). Lehrer/-innen hingegen haben die besseren Vergleichsmöglichkeiten mit anderen Kindern und können die in der Schule erbrachten Leistungen eines Kindes besser einordnen als Eltern, die in der Regel nur isoliert die Leistungen ihres Kindes sehen. Sehen Sie nicht nur den momentanen Leistungsstand Ihres Kindes! Die gesamten letzten dreieinhalb Jahre sind mit all ihren Facetten rückblickend wichtig bei der Entscheidungsfindung! Das Wohl des Kindes sollte im Vordergrund stehen - nicht Anspruchsdenken der Eltern! Beruhigend zu wissen: Die Durchlässigkeit im Schulsystem ist immer noch gegeben, so dass bei Fehlentscheidungen in alle Richtungen nachgebessert werden kann. Wichtig zu wissen ist dabei, dass der gewünschte Bildungsabschluss unter Umständen durch eine ein Jahr längere Schulzeit "erkauft" wird.

Argumente, die keine sind und Nachdenkliches Ich will an die Schule, wo auch mein Bruder/meine beste Freundin ist. Würde Ihr Kind dieses auch sagen, wenn besagte Schule die Hauptschule wäre? Mein Kind soll es besser haben als ich. Glauben Sie wirklich, dass Ihr Kind es besser hat, wenn es den Anforderungen nicht gewachsen ist? Wenn mein Kind nur richtig gefordert wird, werden die Leistungen schon besser. Wird Ihr Kind an der gewünschten Schule wirklich nur besser ge-fordert oder wird es auf Dauer eher über-fordert? Wie nimmt es derzeit Forder-/Förderangebote an? Wenn ich zur Xx-Schule gehe, gebe ich mir auch mehr Mühe als jetzt Hält Ihr Kind das nach vier (manchmal anstrengenden, nicht nur lustvollen) Grundschuljahren noch einmal 6 8 Jahre durch? Mein Kind soll nicht an diese Chaotenschule Chaoten und unerzogene Kinder finden sich zunehmend an allen Schulformen. Manche Kinder erreichen geradlinig ihren Schulabschluss, andere über Umwege. Am Ziel kommen dennoch beide an Durchhaltevermögen vorausgesetzt. Welcher Weg mühseliger ist und die eigene Biographie stärker prägt, steht nicht von vornherein fest. Auch der geradlinige Weg kann einen lebenslang verfolgen, wenn er mit schlechten Erinnerungen verbunden ist. Nachdenkliches Ist Ihr Kind eher Quartalsarbeiter, schwankt das Interesse an Lerninhalten und die Lernlust stark oder zeigt Ihr Kind gleich bleibende Lernfreude? Wird es mit dem permanent hohen Arbeitstempo und der Stofffülle entsprechender Schulformen klarkommen? Sie kennen Ihr Kind insbesondere im häuslichen Umfeld besser als wir Lehrkräfte. Aber: Sie haben nicht den Vergleich mit der gesamten Lerngruppe. Dadurch kommt es oft vor, dass Eltern die Leistungen des eigenen Kindes überschätzen und durch die rosarote Brille betrachten. Jedes Kind kann den Wunschabschluss erreichen, wenn die Voraussetzungen dafür erfüllt sind oder die Lern- und Arbeitshaltung sich im Laufe der Zeit entsprechend entwickelt. Es gibt keine Schulform, die bestimmte Chancen oder Bildungsabschlüsse von vornherein ausschließt. Eine Durchlässigkeit ist immer noch gegeben in beide Richtungen. Dennoch sollte klar sein, dass es mit dem neuen Schulgesetz schwieriger ist, nach oben zu wechseln.

Alle Schulformen bemühen sich, Ihr Kind bestmöglich zu fördern und zum gewünschten Schulabschluss zu führen! Fakten wissenschaftlich belegt und im Internet recherchierbar Zu gute Grundschulgutachten schädlicher als überhöhter Elternehrgeiz Wissenschaftler kritisieren die zu hoch angesetzten Empfehlungen vieler Grundschullehrkräfte. 73% aller 15-jährigen Realschüler, die zuvor ein Gymnasium besuchten, hatten eine Gymnasialempfehlung. Damit wirkt sich die zu positive Einschätzung der Kinder durch die Grundschullehrkräfte negativer aus als der übersteigerte Bildungsanspruch vieler Eltern. Quelle: http://www.main-spitze.de/rhein-main/objekt.php3?artikel_id=2294303 Hohe Treffsicherheit bei Grundschulempfehlungen Langzeituntersuchungen in Baden-Württemberg (Beobachtungszeitraum 1985/86 2002/03) zeigen, dass die Treffsicherheit der Grundschulempfehlungen bei 92 93 Prozent liegen. (Anmerkung: Treffsicherheit heißt hier: Wie viele Kinder schließen die am Ende der Grundschulzeit empfohlene weiterführende Schule auch tatsächlich ab?) www.le-gymnasien-nrw.de/pdf/le_gym_stellungnahme_grundschulgutachten_060301.pdf Treffsicherheit versus Leistungsfähigkeit Forschungsbefunde belegen, dass große Anteile von Schülern unterschiedlicher Schulformen am Ende ihrer Vollzeitschulpflicht eine ähnliche Leistungsfähigkeit aufweisen. Dies ist als ein deutliches Indiz dafür anzusehen, dass sich große Anteile von Schülern auf einer für sie "falschen", nämlich zu niedrigen Schulform befinden. Wenn man diesen Sachverhalt ernst nimmt, dann lässt sich die Trefferquote von Grundschulempfehlungen guten Gewissens nicht mehr dadurch ermitteln, dass man die Grundschulempfehlungen mit der später besuchten und absolvierten Schulform abgleicht. Denn es gibt gute Gründe dafür anzunehmen, dass ein leistungsstarker 15jähriger Realschüler, der seinerzeit eine Grundschulempfehlung für die Realschule erhalten und diese dann auch besucht hat, ebenso gut eine Gymnasiallaufbahn hätte absolvieren können. (Anmerkung: Der so beschriebene Schüler hat am Ende der Realschulzeit immer noch die Möglichkeit, zum Gymnasium zu wechseln, hat bis zum Abitur aber eine um ein Jahr längere Schulzeit) Quelle: Dr. Block von der Universität Duisburg-Essen www.uni-duisburg-essen.de/bfp/forschung/pdf/stellungnahme_landtag%20nrw_block.pdf

Hohe Übergangsquoten zum Gymnasium mangels attraktiver Alternativen? Ausgangslage in NRW aus Elternsicht - Defizite bei den Schülerleistungen Das Gymnasium befindet sich in einer schwierigen Situation. Einerseits fordern Politik und Wirtschaft eine Erhöhung der Abiturientenzahlen. Die Übergangsquote zum Gymnasium liegt im Jahr 2005/06 im NRW-Landesdurchschnitt bei 36%. In einigen Städten in NRW ist die Übergangsquote zum Gymnasium auf über 50 % angestiegen. Andererseits werden dem Gymnasium bzw. den Abiturienten von Seiten der Universitäten und Wirtschaft zunehmend nicht hinreichende Leistungen vorgeworfen. Studien wie TIMSS und PISA bescheinigen auch den Schülern des Gymnasiums Defizite in ihren Leistungen im internationalen Vergleich. Die Bildungspolitik der vergangenen Jahrzehnte stand unter dem Ziel, gleiche Bildungschancen für alle Schüler zu gewährleisten. Die Zeiten des quantitativen Wachstums (der Abiturientenzahlen) dürften einstweilen aber vorüber sein, denn Begabungen lassen sich nicht beliebig vermehren. Es wäre eine geradezu fatale Bedrohung für das Gymnasium, wenn aus Mangel an attraktiven Alternativen die Anmeldung am Gymnasium als einzige aussichtsreiche Förderungsmöglichkeit angesehen würde. Quelle: Landeselternschaft der Gymnasien in Nordrhein-Westfalen e. V. (08.03.2006) www.le-gymnasien-nrw.de/pdf/le_gym_stellungnahme_grundschulgutachten_060301.pdf Forscher kritisiert Grundschul-Gutachten Kultusministerin Wolff: Eltern könnten den Empfehlungen für die weitere Schullaufbahn ihrer Kinder vertrauen (Zeitung Main-Spitze vom 08.03.2006 von Wilhelm Schlieker) WIESBADEN Auf die Empfehlungen der Grundschulen für die weitere Schullaufbahn der hessischen Kinder lässt Kultusministerin Karin Wolff (CDU) nichts kommen: Die Eltern könnten den Empfehlungen vertrauen, betont Wolff als Replik auf eine Untersuchung, mit der Schulforscher Dr. Rainer Block aus Essen für Schlagzeilen gesorgt hatte. Block rechnet anhand der Pisa-Daten vor, dass Grundschulempfehlungen sich "nicht nur als hochgradig sozial selektiv, sondern zudem auch als wenig reliabel (verlässlich, Anm. d. Red.) erweisen". Der Erziehungswissenschaftler von der Universität Essen stellt auf Grundlage der repräsentativen Pisa-2000-Daten die Grundschulempfehlungen in ein äußerst zweifelhaftes Licht. "Das Risiko, aufgrund einer falschen Grundschulempfehlung einer nicht geeigneten, weil zu hohen Schulform zugewiesen zu werden, ist um ein Vielfaches größer als aufgrund übersteigerter Bildungsansprüche der Eltern an einer nicht geeigneten Schulform angemeldet zu werden." Nach Block hatten 73 Prozent aller 15-jährigen Realschüler, die von einem Gymnasium gewechselt sind, ursprünglich eine Grundschulempfehlung für das Gymnasium. Damit sei das Risiko, an einer falschen Schule zu landen aufgrund einer unzutreffenden Grundschulempfehlung rund 24 Mal höher als aufgrund übersteigerter Erwartungen der Eltern. Von den Kindern, die bundesweit von einer höheren Schulform in die Hauptschule absteigen mussten, hatten 69 Prozent eine Grundschulempfehlung für eine höhere Schulform, so Dr. Rainer Block. "Soziale Selektion" Der Wissenschaftler kritisiert, dass Grundschulempfehlungen sich in der Praxis oft an sozialen Kriterien, wie dem Bildungsniveau der Elternhäuser, orientierten: "Die

Grundschulgutachten wirken letztlich sozial selektiv, da sie Schülern bei gleicher Leistungsfähigkeit, aber unterschiedlicher sozialer Herkunft, unterschiedliche Übergangsempfehlungen ausstellen", so die Untersuchung, in der Block sich auf die Grundschulstudie "Iglu" bezieht. Zusätzlich fatal wirke dabei, dass sich Eltern höherer sozialer Schichten eher über die Grundschulempfehlung hinwegsetzten, als Eltern aus niedrigeren Schichten. Block: "Sozialschicht-lastige Grundschulempfehlungen und schichtspezifisches Übergangsverhalten verstärken sich gegenseitig". Hessens Kultusministerin Karin Wolff sucht die Ergebnisse der empirischen Studie des Bildungsforschers zu entkräften. "Bei der Wahl der weiterführenden Schule werden die Eltern von den Grundschullehrerinnen und - lehrern ausführlich, kompetent und professionell beraten", betont Wolff. Hessen habe in den vergangenen Jahren viele Initiativen gestartet, um die Grundschullehrer im Umgang mit unterschiedlich begabten Kindern weiter zu qualifizieren und ihre Diagnosefähigkeit zu stärken, erklärt die Kultusministerin und verweist dabei auch auf die neu eingeführten Orientierungsarbeiten als Diagnose-Instrument. Und schließlich habe sich im Bildungswesen seit der Erhebung der Pisa-Zahlen, auf die sich Rainer Block bezieht, einiges verändert. Der Bildungsforscher betont indessen, dass die Vermittlung entsprechender Diagnostik- und Prognosekompetenzen nicht Bestandteil der universitären Lehrerausbildung sei. In seinem Fazit stellt Rainer Block nicht nur die Verlässlichkeit der Grundschulempfehlungen in Frage, sondern übt Kritik auch am Zeitpunkt der Verteilung der Kinder auf weiterführende Schulen: "Es lässt sich eine grundlegende Tatsache nicht leugnen, dass sich nämlich das Leistungsvermögen Zehnjähriger und dessen weitere Entwicklung nicht hinreichend sichereinschätzen und voraussagen lässt". Andere Länder besser? Auch ein Kollege Blocks, der Essener Bildungsforscher Professor Dr. Klaus Klemm, kritisiert die frühe Trennung nach der vierten Grundschulklasse: "In Schulsystemen, die ihre Schüler länger als in Deutschland üblich gemeinsam lernen lassen und die dabei auch innerhalb der einzelnen Schule auf alle Formen äußerer Leistungsdifferenzierung verzichten, werden Leistungen erbracht, von denen das deutsche Schulsystem nur träumen kann". Die Trennung der Kinder mit dem zehnten Lebensjahr gibt es nur noch in Deutschland, Österreich und in zwei Schweizer Kantonen.