Kurt Gödel und die Grundlagen der Mathematik

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Transkript:

Mathematisches Institut der LMU 5. November 2007

Kurt Gödel 1906 1978 Geboren am 28. April 1906 in Brünn (heute Brno) Studium der Mathematik und Physik in Wien, 1924 1930 Mitglied des Wiener Kreises (Moritz Schlick), 1926 1928 Promotion 1930 Emigration in die USA 1940 Mitglied des Institute for Advanced Study (Princeton), ab 1940

Kurt Gödel: wichtige Arbeiten (Auswahl) Die Vollständigkeit der Axiome des logischen Funktionenkalküls, 1930 Über formal unentscheidbare Sätze der Principia Mathematica und verwandter Systeme I, 1931 Über eine bisher noch nicht benützte Erweiterung des finiten Standpunkts, 1958 Collected Works (Hrsg. S. Feferman et al.), Oxford University Press, 1986

Was machen Mathematiker? Sie entwickeln immer leistungsfähigere Computer. Ziel: alle Fragen mathematischer Natur durch Berechnung lösen. Gödel konnte beweisen, daß das möglich bzw. unmöglich ist, je nachdem, was genau das Ziel ist.

Ars magna Vollständigkeit Logikkalkül Semantik Raimundus Lullus (Spanien, um 1300): Idee einer ars magna, einer Kunst zur schematischen Lösung nicht nur mathematischer Probleme, sondern aller Probleme überhaupt. Leibniz (1646 1716) hat sich intensiv mit dem Problem der ars magna befaßt, insbesondere auch mit dem Verhältnis von algorithmischer Aufzählbarkeit ( ars inveniendi ) und Entscheidbarkeit ( ars iudicandi ) Beispiel eines Algorithmus: Dezimalbruchentwicklung von π. Kommt eine vorgegebene Ziffernfolge wie 0, 1,..., 9 darin vor? Leibniz konnte trotz vieler Bemühungen seine Projekte nicht realisieren. Hauptproblem: Verwendung der Umgangssprache.

Logikkalkül Semantik Gottlob Frege (1848 1925) veröffentlichte 1879 seine Begriffsschrift, eine der arithmetischen nachgebildete Formelsprache des reinen Denkens. Es war der erste brauchbare Logikkalkül. Variablen: x, y, z Prädikatensymbole P, Q, R Funktionssymbole f, g, h Terme: x f (r 1... r n ) Logische Formeln werden aus Primformeln P(r 1... r n ) aufgebaut: A B A und B A B A oder B A B Wenn A, so B A Nicht A x A Für alle x gilt A x A Es gibt ein x mit A

Formales Schließen Vollständigkeit Logikkalkül Semantik Ausgehend von einem Axiomensystem Ax leitet man Sätze her, und zwar durch Anwendung von Schlußregeln. Beispiel: A B B A (modus ponens) Dieser Ansatz (Axiome und Schlußregeln) geht auf Aristoteles zurück.

Logikkalkül Semantik Interpretationen Was bedeuten Formeln? Man braucht eine Interpretation der Prädikaten- und Funktionssymbole, oder genauer: Eine zur Sprache passende Struktur M = ( M, P M,..., f M,... ). Es ist einfach zu sehen, daß eine herleitbare Formel bei jeder Interpretation gültig ist. Gilt das auch umgekehrt? Oder: Haben wir eine wichtige Regel vergessen? Theorem (Gödels Vollständigkeitssatz) Ax A genau dann, wenn bei jeder Interpretation der Prädikatenund Funktionssymbole, bei der alle Axiome des Axiomensystems Ax gelten, auch die Formel A gilt.

Formale Sprache der Arithmetik Undefinierbarkeit des Wahrheitsbegriffs Gödels erster ssatz Formale Sprache der Arithmetik Variablen: x, y, z (für natürliche Zahlen) Funktionssymbole: +,, S, 0 (S die Nachfolgerfunktion ) Terme: x 0 r + s r s S(r) Ziffern sind spezielle Terme: für a N sei a definiert durch 0 := 0, n + 1 := S(n). Beispiel: 2 ist S(S(0)). Formeln: r = s A B A B A B A x A x A Sätze: geschlossene Formeln, also Formeln ohne freie Variable

Formale Sprache der Arithmetik Undefinierbarkeit des Wahrheitsbegriffs Gödels erster ssatz Beispiele x < y := z (z 0 x + z = y) y x := z (y z = x) (y teilt x) P(x) := 1 < x y (y x y = 1 y = x) (x ist Primzahl) Es gibt unendlich viele Primzahlen: x y>x P(y)

Formale Sprache der Arithmetik Undefinierbarkeit des Wahrheitsbegriffs Gödels erster ssatz Interpretation unserer formalen Sprache der Arithmetik: Allgemein: durch eine passende Struktur N = ( N, 0 N, S N ). Hier Standardinterpretation: N := N, 0 N := 0, S N (a) := a + 1. Eine Teilmenge M N heißt definierbar, wenn es eine Formel A M (z) gibt so daß M = { a N = A M (a) } Beispiel: { a N = P(a) } ist die Menge der Primzahlen.

Formale Sprache der Arithmetik Undefinierbarkeit des Wahrheitsbegriffs Gödels erster ssatz Undefinierbarkeit des Wahrheitsbegriffs Numerierung der Formeln: A A ( A heißt Gödelnummer der Formel A). Theorem (Tarski) Die Menge der Gödelnummern in N wahrer Sätze W(N ) := { A A Satz mit N = A } (der Wahrheitsbegriff von N ) ist nicht definierbar. Lemma (Fixpunktlemma) Zu jeder Formel B(z) findet man einen Satz A mit N = A gdw N = B( A ).

Formale Sprache der Arithmetik Undefinierbarkeit des Wahrheitsbegriffs Gödels erster ssatz Beweis des Undefinierbarkeitssatzes Annahme: W(N ) ist definierbar, etwa durch B W (z). Dann gilt für alle Sätze A N = A gdw N = B W ( A ). (1) Betrachte die Formel B W (z). Nach dem Fixpunktlemma hat man einen Satz A mit N = A gdw N = B W ( A ). (2) A besagt die eigene Falschheit: Ich bin nicht wahr. (1) und (2) widersprechen sich. Also ist die Annahme unhaltbar: W(N ) ist nicht definierbar.

Formale Sprache der Arithmetik Undefinierbarkeit des Wahrheitsbegriffs Gödels erster ssatz Entscheidbarkeit, Aufzählbarkeit M N entscheidbar: es gibt einen Algorithmus, der bei Eingabe der Zahl a terminiert und feststellt, ob a M ist oder nicht. Leicht: M entscheidbar M definierbar. Folgerung. Der Wahrheitsbegriff von N ist nicht entscheidbar. Also: Leibniz ars iudicandi kann es nicht geben. M N aufzählbar: es gibt einen Algorithmus, der bei Eingabe von a genau dann terminiert, wenn a M. Leicht: M aufzählbar M definierbar. Folgerung. Der Wahrheitsbegriff von N ist nicht aufzählbar. Also: Leibniz ars inveniendi kann es nicht geben.

Formale Sprache der Arithmetik Undefinierbarkeit des Wahrheitsbegriffs Gödels erster ssatz Wahrheit Beweisbarkeit in einer formalen Theorie T. Axiome: z.b. A(0) x (A(x) A(S(x))) x A(x). Schlußregeln: z.b. modus ponens: Annahmen über T : A B B T ist axiomatisiert, d.h., Bew T (n, m) ist entscheidbar. T ist widerspruchsfrei. T beweist die Axiome von Robinsons Theorie Q. Ziel: T is unvollständig. A

Formale Sprache der Arithmetik Undefinierbarkeit des Wahrheitsbegriffs Gödels erster ssatz Robinsons Theorie Q ist bestimmt durch die Axiome S(x) 0, S(x) = S(y) x = y, x + 0 = x, x + S(y) = S(x + y), x 0 = 0, x S(y) = x y + x, z (x + S(z) = y) x = y z (y + S(z) = x).

Formale Sprache der Arithmetik Undefinierbarkeit des Wahrheitsbegriffs Gödels erster ssatz Theorem (Gödel, Rosser) Man findet einen Satz A mit T A und T A. Der Beweis verwendet als Hilfsmittel: Lemma Jede entscheidbare Relation R ist in T repräsentierbar durch eine Formel B R ( x). Lemma (Syntaktisches Fixpunktlemma) Zu jeder Formel B(z) findet man einen Satz A mit T A B( A ). Bew T (n, m) entscheidbar Wdl T (n, m) entscheidbar.

Formale Sprache der Arithmetik Undefinierbarkeit des Wahrheitsbegriffs Gödels erster ssatz Beweis des ssatzes Eigenschaften von T : T x ( x < n x = 0 x = n 1 ), T x ( x = 0 x = n n < x ). Seien B BewT (x 1, x 2 ) und B WdlT (x 1, x 2 ) repräsentierende Formeln zu Bew T und Wdl T. Fixpunktlemma: Satz A mit T A x ( BBewT (x, A ) y<x B WdlT (y, A ) ). A besagt die eigene Unbeweisbarkeit: Zu jedem Beweis von mir gibt es einen kürzeren Beweis meiner Negation.

Zeugen Approximation unendlicher Objekte Ausblick Hermann Weyl (Über die neue Grundlagenkrise der Mathematik, 1921): Ein Existentialsatz etwa es gibt eine gerade Zahl ist überhaupt kein Urteil im eigentlichen Sinne, das einen Sachverhalt behauptet; Existentialsachverhalte sind eine leere Erfindung der Logiker. 2 ist eine gerade Zahl, das ist ein wirkliches, einem Sachverhalt Ausdruck gebendes Urteil; es gibt eine gerade Zahl ist nur ein aus diesem Urteil gewonnenes Urteilsabstrakt.

Zeugen Approximation unendlicher Objekte Ausblick Beispiel eines Existenzbeweises ohne Zeugen: Es gibt irrationale Zahlen a, b mit a b rational. Beweis durch Fallunterscheidung. Betrachte 2 2. Fall 1: 2 2 ist rational. Wähle a := 2 und b := 2. Dann sind a, b irrational, und nach Annahme ist a b rational. Fall 2: 2 2 ist irrational. Wähle a := 2 2 und b := 2. Dann sind nach Annahme a, b irrational, und a b = ( 2 2 ) 2 = ( 2 ) 2 = 2 ist rational.

Zeugen Approximation unendlicher Objekte Ausblick Der finite Standpunkt Hilberts Programm ( 1920): Man zeige, daß die Verwendung abstrakter (idealer, unendlicher) Objekte in Beweisen von Sätzen mit einer konkreten Bedeutung eliminierbar ist (Beispiel: Hilberts Nullstellensatz). Gödels (zweiter) ssatz dies ist im allgemeinen nicht möglich. Ausweg: Approximation unendlicher Objekte. Beispiel: Eine reelle Zahl etwa π ist ein unendliches Objekt. Approximationen sind Anfangsstücke der Dezimalbruchentwicklung. Gödel Über eine bisher noch nicht benützte Erweiterung des finiten Standpunkts (1958): berechenbare Funktionale.

Zeugen Approximation unendlicher Objekte Ausblick Zwischenwertsatz Seien a < b rational. Ist f : [a, b] R Lipschitz-stetig mit f (a) 0 f (b), so findet man x [a, b] mit f (x) = 0. Aus einem Beweis des Zwischenwertsatzes erhält man einen Algorithmus zur Berechnung der Nullstelle. Beispiel: f (x) := x 2 2 auf dem Intervall [1, 2]. Nullstelle: 2. Der aus dem Existenzbeweis extrahierte Algorithmus liefert (mit Fehlerschranke 2 20 ) in 8 ms 1910392699673572643 1350851717672992089 also 1.41421347...

Zeugen Approximation unendlicher Objekte Ausblick Einwände Eine Algorithmus-Idee ist schon vor einem konstruktiven Beweis vorhanden. (Oft richtig, aber: (a) Programm korrekt nach Konstruktion, (b) Programmentwicklung wird möglich) Komplexität des extrahierten Programms? (Man erhält in polynomialer Zeit berechenbare Funktionen, bei geeigneter Einschränkung der Beweismittel). Sind auch Beweise ohne Zeugen verwendbar? (Ja, aber eine genauere Analyse ist erforderlich. Gödel hat eine solche Analyse in seiner Arbeit von 1958 durchgeführt)

Zeugen Approximation unendlicher Objekte Ausblick Ausblick Unentscheidbar, ob ein Programm seine Spezifikation erfüllt. Formaler Beweis: Korrektheit leicht zu prüfen. Beweis = Programm mit hinreichend vielen Kommentaren (genauer: Programm extrahierbar). Vision: Verwende mathematische Kultur zum Organisieren komplexer Strukturen, zwecks Programmextraktion (Zum Beispiel: Steuerprogramme im Anlagenbau oder in der Telekommunikation).