Tagfalter in Bingen Der Kleine Feuerfalter - Lycaena phlaeas - Inhalt Kurzporträt... 2 Falter... 2 Eier... 4 Raupe... 4 Puppe... 5 Besonderheiten... 5 Beobachten / Nachweis... 6 Artenschutz / Gartengestaltung... 6 Literaturverzeichnis... 6 W. Düring, Tagfalter in Bingen Kleine Feuerfalter (lat. Lycaena phlaeas) Seite 1 / 6
Tagfalter in Bingen der Kleine Feuerfalter Autor: Wolfgang Düring Letzte Aktualisierung: 17. September 2013 Kurzporträt Der Kleine Feuerfalter kommt in allen Regionen von Rheinland-Pfalz vor (vgl. [1] und [2]), so auch in Bingen, wie auch im Binger Wald. Er hat keine besonderen Ansprüche an seinen Lebensraum, bevorzugt aber naturnahes Grünland mit mäßigem Stickstoffeintrag und sandige Böden mit lückiger Vegetation. Er lebt in bis zu vier nicht klar voneinander abgrenzbaren Generationen pro Jahr. Nach der Raupenüberwinterung erscheinen die ersten Falter Ende April. Die letzten Falter können je nach Witterungsverlauf manchmal noch Anfang November auf spätblühenden Blumen wie z.b. Astern beobachtet werden. Falter Der Kleine Feuerfalter gehört, wie alle Feuerfalter, zur Familie der Bläulinge. Die Vorderflügeloberseite ist orangerot und mit dunkelbraunen Flecken übersät. Die Hinterflügel sind dunkelbraun mit einem orangeroten Rand. Die Unterseite ist unauffällig hellbraungrau. Der Kleine Feuerfalter bevorzugt sandige, trockene und warme Habitate mit lückiger Vegetation. Einzig das Vorkommen seiner Raupenfutterpflanzen (Kleiner und großer Sauerampfer) ist unabdingbare Voraussetzung für einen geeigneten Lebensraum. Da beide Pflanzen außerhalb von intensiv genutzten landwirtschaftlichen Flächen fast überall vorkommen, findet man den Kleinen Feuerfalter auf extensivem Grünland, an Feldwegen, auf Ruderalflächen, aber auch in bewaldeten Gebieten z.b. an durch Wildschweine aufgewühlte Störstellen mit kleinem Sauerampfer. Die Falter sind zwischen Ende April und Anfang November zu fast jeder Zeit präsent. Zunächst sind die Populationsdichten im Frühjahr noch sehr niedrig und die Generationen erscheinen noch deutlich getrennt voneinander. Im August mit der Blüte des Rainfarns sind die Populationsdichten am größten, die Generationen gehen jetzt ineinander über. Abbildung 1: Kleiner Feuerfalter auf Bergastern in Bingen-Dromersheim am 2. 11. 2002 Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Ei Raupe Puppe Falter Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Abbildung 2: Kleiner Feuerfalter auf Rainfarn in Bingen-Büdesheim am 18.8.2005 Im Oktober und November kann man noch einzelne Falter beobachten. W. Düring, Tagfalter in Bingen Kleine Feuerfalter (lat. Lycaena phlaeas) Seite 2 / 6
Die jahreszeitlich früheste eigene Beobachtung liegt vom 15.4.2009in Bingen- Büdesheim vor. Abbildung 5: Kleiner Feuerfalter saugend auf Thymian am 3.10.2010 im Binger Wald bei Manubach Abbildung 3: Kleiner Feuerfalter am 15.4.2009 auf dem Scharlachberg in Bingen-Büdesheim Im Binger Wald mit dem etwas kühleren Klima, liegt die früheste Beobachtung für Anfang Mai vor. Die jahreszeitlich späteste Beobachtung erfolgte am 2.11.2002 in Bingen-Dromersheim. Der Kleine Feuerfalter bevorzugt gelbe Blüten. Im Frühjahr ist er besonders oft auf Zypressen-Wolfsmilch aber auch auf Margeriten zu sehen. Der Kleinen Feuerfalter benötigt einen Lebensraum, der sich sowohl als Nektar- wie auch als Raupenhabitat eignet. Die Partnerfindung und Paarung findet ebenfalls im gleichen Habitat statt. Die Männchen sitzen im Sommer gerne auf Grashalmen, Getreideähren, Sauerampferblüten oder anderen erhöhten Sitzwarten und warten auf vorbeifliegende Weibchen. Abbildung 6: Kleiner Feuerfalter auf Grashalm am 20.8.2009 im Binger Wald bei Dichtelbach Abbildung 4: Kleiner Feuerfalter im Binger Wald am 7. 5. 2009 auf Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias) Im Sommer und Herbst saugt er gerne an Dost und an seiner Lieblingspflanze Rainfarn, aber auch an Astern in Gärten. Manchmal beobachtet man sie auch auf Wegen beim Sonnenbaden. Bei der Balz fliegt das Männchen dem Weibchen nach und versucht es durch Flügelzittern in Paarungsstimmung zu bringen. W. Düring, Tagfalter in Bingen Kleine Feuerfalter (lat. Lycaena phlaeas) Seite 3 / 6
Die Eier werden bevorzugt an den Stängeln des Sauerampfers abgelegt. Neben dem Großen Sauerampfer wird auch der Kleine Sauerampfer belegt. In der Literatur (vgl. [3]) werden saure und nichtsaure Ampferarten angegeben. Die Eier werden einzeln oder zu zweit am gleichen Blattstiel abgelegt. Die Eier haben, wie alle Bläulingseier, die Form eines halbierten Golfballes. Abbildung 7: Balz des Kleinen Feuerfalters im Binger Wald bei Manubach am 23.9.2007 Anschließend kommt es auch im Herbst noch zur Paarung. Abbildung 10: Ei des Kleinen Feuerfalters (Ausschnitt aus Abb. 5) am 18.8.2007 Nach 7 bis 10 Tagen schlüpfen die Raupen (Literatur: 4-10 Tage, vgl. [4]). Abbildung 8: Paarung des Kleinen Feuerfalters im Binger Wald am 6. 9. 2009 Raupe Im Mai kommt es zur Eiablage der ersten Generation. Im Oktober werden die Eier der letzten Generation des Jahres abgelegt. Die Raupen leben einzeln in der Regel sehr versteckt auf der Unterseite der Blätter des Sauerampfers. Die Raupen sind nach dem Schlüpfen zunächst behaart und hell transparent gefärbt. Abbildung 9: Eier des Kleinen Feuerfalters am Stängel des Großen Sauerampfers in BingenBüdesheim am 18.8.2007 Abbildung 11: Grüne Raupe des Kleinen Feuerfalters vor der Überwinterung am 21. 10. 2007 (Zuchtfoto) Eier W. Düring, Tagfalter in Bingen Kleine Feuerfalter (lat. Lycaena phlaeas) Seite 4 / 6
Sie nehmen nach der ersten Nahrungsaufnahme schnell eine hellgrüne später eine grasgrüne Färbung mit kleinen weißen Pünktchen an. Manche Raupen nehmen später auch eine grün-rote Färbung mit roten Seiten- und Rückenstreifen an. Pflanzenteilen. Manchmal werden kleine Steine zusammen mit der Puppe an das Blatt angesponnen. Abbildung 14: Puppe des Kleinen Feuerfalters unter einem Blatt angesponnen nach der Überwinterung am 26.4. 2008 (Zuchtfoto) Abbildung 12: Grün-rote Raupe des Kleinen Feuerfalters vor der Überwinterung am 5. 10. 2007 (Zuchtfoto) Die Puppe schlüpft im Frühjahr gegen Ende April oder im Sommer nach einer Puppenruhe von 8 21 Tagen (Literaturangabe - vgl. dazu [4]). Abbildung 13: Grün-rote Raupe des Kleinen Feuerfalters am 5. 10. 2007 (Ausschnitt Abb. 12) Die Herbstraupen überwintern an der Fraßpflanze und fressen auch während dieser Kälteperiode, sobald die Temperaturen (ab ca. 15 C) dies zulassen. Besonderheiten Der Kleine Feuerfalter ist ein r-stratege und kann sich deshalb bei günstigen Umweltbedingungen (insbesondere Witterungsverhältnissen und Nahrungsangebot) sehr schnell und zahlreich vermehren und regional ausbreiten. Seinen Namen verdankt er den leuchtenden Farben auf dem Flügelansatz seiner Vorderflügel. Die Herbstraupe verpuppt sich dann nach erfolgreicher Überwinterung im April. Die Früjahrs- und Sommerraupen entwickeln sich nach Literaturangaben durchgehend innerhalb von zwei bis fünf Wochen vom Schlüpfen bis zur Verpuppung. (14-35 Tage nach [4]). Abbildung 15: Kleiner Feuerfalter in der Dörrscheider Heide am 11. 7. 2009 Puppe Die Raupe verpuppt sich auf der Unterseite eines Blattes der letzten Fraßpflanze oder am Boden unter Blättern bzw. anderen W. Düring, Tagfalter in Bingen Kleine Feuerfalter (lat. Lycaena phlaeas) Seite 5 / 6
Beobachten / Nachweis Der Kleine Feuerfalter ist am besten als Falter im Spätsommer und im Herbst ab August zu beobachten. Im Spätsommer fliegen die meisten Exemplare dieses kleinen Falters. Insbesondere auf Grünland mit sandigen Böden, auf denen zu dieser Zeit der Rainfarn blüht, ist er jetzt zu sehen. Die Männchen sitzen gerne auf erhöhten Pflanzen und warten auf vorbeifliegende Weibchen. Sie sind so leicht aufzufinden. Abbildung 16: Männchen des Kleinen Feuerfalters in Bingen-Büdesheim am 12. 10. 2005 Auch an Störstellen mit Blühpflanzen ist der Kleine Feuerfalter im Herbst noch leicht zu beobachten. Artenschutz / Gartengestaltung Der Kleine Feuerfalter ist in Rheinland-Pfalz aktuell nicht gefährdet. Er steht aber nach der Bundesartenschutz-Verordnung unter besonderem Schutz. Der Kleine Feuerfalter ist im Garten selten zu sehen. Eine größere Naturwiese mit Kleinem und Großem Sauerampfer kann aber Nahrung für seine Raupen bieten. Spät fliegenden Herbstfaltern kann man mit spätblühende Astern, Thymian und Dost eine Nektarquelle bieten. Literaturverzeichnis Rennwald, Die Tagfalter der Pfalz, Band 1, - Flora und Fauna in Rheinland-Pfalz Beiheft 37, Landau: Gnor-Eigenverlag, 2007. [2] POLLICHIA - Verein für Naturforschung und Landespflege e.v., Datenbank Schmetterlinge Rheinland-Pfalz, [Online]. Available: http://rlp.schmetterlinge-bw.de/. [3] J. Settele, R. Steiner, R. Reinhardt und R. Feldmann, Schmetterlinge; Die Tagfalter Deutschlands, Stuttgart: Ulmer Verlag, 2005. [4] J. Settele, R. Feldmann und R. Reinhardt, Die Tagfalter Deutschlands, Stuttgart: Ulmer Verlag, 1999. [5] G. Ebert und E. Rennwald, Die Schmetterlinge Baden-Würtenbergs. Band 1: Tagfalter 1, Karlsruhe: Ulmer Verlag, 1991. [6] M. Bräu, R. Bolz, H. Kolbeck, A. Nunner, J. Voith und W. Wolf, Tagfalter in Bayern, Stuttgart: Eugen Ulmer Verlag, 2013. [7] H. Bellmann, Der neue Kosmos Schmetterlingsführer - Schmetterling, Raupen und Futterpflanzen, Stuttgart: Franckh-Kosmos Verlags GmbH & Co., 2003. [8] Schweizerischer Bund für Naturschutz, Lepidopterologen- Arbeitsgruppe, Tagfalter und ihre Lebensräume - Arten - Gefährdung - Schutz - Band 1 - Schweiz und angrenzende Gebiete, Egg/ZH: K. Hollinger, Fotorotar AG, 1987. [9] W. Schön, Portal für Schmetterlinge / Raupen, [Online]. Available: http://www.schmetterling-raupe.de/. [10] W. Düring, BUND Rheinland-Pfalz - Wissenswertes über Schmetterlinge, [Online]. Available: http://schmetterlinge.bundrlp.de/wissenswertes/. [1] T. Schulte, O. Eller, N. M. und E. W. Düring, Tagfalter in Bingen Kleine Feuerfalter (lat. Lycaena phlaeas) Seite 6 / 6