Integration durch Sprachförderung Kurzbeschreibung: Integration durch Sprachförderung! Seit fast drei Jahren gibt es ein Sprachförderungsprojekt der Jugendarbeit Lustenau in der Hannes-Grabher Siedlung (kurz HG-Siedlung). Die HG Siedlung ist eine soziale Wohnsiedlung (der Vogewosi) in Lustenau, es leben dort ca. 430 Personen davon haben 60 70% Migrationshintergrund. Sprache ist eine der Grundvoraussetzungen für die gelingende zwischenmenschliche Kommunikation. Täglich gebrauchen wir unsere Sprache um mit unseren Mitmenschen in Kontakt zu treten, sie macht uns in vielen Situationen unser gemeinsames Handeln verständlich bzw. oft sogar erst möglich. In diesem Projekt steht die Chancengleichheit von Kindern mit Deutsch als Zweitsprache, sprich Kinder, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, im Vordergrund. Der Chancengleichheit dieser Kinder werden meist Grenzen aufgrund von mangelhaften Deutschkenntnissen gesetzt. Dies ist auch eine entscheidende Hürde in der Bildungskarriere. Oftmals birgt der Schulalltag für Kinder mit sogenanntem Migrationshintergrund große Schwierigkeiten. In weiterer Folge wird auch der Einstieg in die Berufswelt durch die sprachliche Barriere erschwert. Um diesen Hürden entgegenzuwirken, trägt das Projekt der Jugendarbeit Lustenau dazu bei, dass Kindern mit Migrationshintergrund eine förderliche Umgebung gewährleistet wird. Der regelmäßige Besuch unserer Sprachförderung in der HG-Siedlung gibt den Kindern die Möglichkeit, die deutsche Sprache spielerisch zu festigen und Integration erlebbar zu machen. Denn nur im Austausch und in der Kommunikation miteinander ist es möglich mit dem Gegenüber in Kontakt zu treten und Gemeinsamkeiten zu finden.
Weiteres wird durch dieses wertvolle Projekt ein Beitrag dazu geleistet, dass die Kinder den erheblichen Anforderungen der Schule gerecht werden können. Zweimal wöchentlich, jeweils am Montag und Donnerstag von 14-17 Uhr, bieten wir für Kinder im Alter von 4 10 Jahren unter anderem verschiedene Schwerpunkte an: Hausaufgabenhilfe (1.-4. Klasse Volksschule) spielerische Sprachförderung Gedächtnisspiele Lesestunden kreatives Gestalten Exkursionen (Bibliothek, Museen...) Wortspiele Unser Sprachförderungsprojekt ist kein Garant für das Gelingen von Integration aber ein wesentlicher Schritt um Hürden im Alltag zu meistern. Projektbeschreibung: 1) Was war Ihre Motivation das Projekt/die Initiative zu starten? Bis vor vier Jahren war die Räumlichkeit, in der die Sprachförderung heute stattfindet, ein Teil des Jugendhauses Full House in Lustenau. Durch die Fusion der beiden Jugendhäuser in Lustenau übernahm das Culture Factor Y diese Räumlichkeit. Bis zum September 2009 wurde die Räumlichkeit für Bastel- und Spielnachmittage für Kinder im Alter von 4 10 Jahren genutzt. Die offene Jugendarbeit Lustenau beobachtete im Rahmen dieser Bastel- und Spielnachmittage, dass die Kinder häufig Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache hatten. Aufgrund dieser Beobachtungen sah die offene Jugendarbeit Lustenau Handlungsbedarf und installierte die Sprachförderung in der Hannes-Grabher- Siedlung.
2) Welche Ziele im Wissens-, Bildungs- und Erfahrungsaustausch verfolgen Sie? Im Rahmen des Projektes haben wir eine klare Zielsetzung. So steht das miteinander und voneinander Lernen im Vordergrund. Die Kinder, die unseren Gruppenraum besuchen, bringen großes Potential mit. Uns ist es ein Anliegen, dieses Potential zu nützen und wertzuschätzen. Im Rahmen des spielerischen Beisammenseins werden unterschiedliche Sprachspiele und Sprachübungen angeboten, die den Kindern das Erlernen und Festigen der deutschen Sprache erleichtern sollen. Hierbei wird darauf geachtet, stets einen Bezug zu ihrer Lebenswelt herzustellen. So sind die Spiele auf das Alter der Kinder zugeschnitten und beziehen sich auf ihre Bedürfnisse. Durch die Unterstützung bei den Schulaufgaben wird der schulische Erfolg der Kinder gefördert und somit wird dann in weiterer Folge das Selbstbewusstsein der Kinder gestärkt. Weiteres wird großen Wert darauf gelegt, dass eine Infrastruktur geschaffen wird. In diesem Zusammenhang ist auch die Gemeinwesenarbeit zu betonen. Natürlich stehen die individuelle Betreuung und die Bedürfnisse der Kinder im Vordergrund, dennoch soll das Projekt langfristig der gesamten Gemeinde Lustenau von Nutzen sein. Da Integration niemals einseitig sein kann, sondern immer von beiden Seiten gelebt werden muss, setzen wir an dieser einen Stelle an, versuchen aber eine Verknüpfung zu anderen Ebenen der Gemeinde herzustellen. Für uns scheint es unabdingbar den gesellschaftlichen Kontext immer im Auge zu behalten. Zum einen ist es uns ein Anliegen die Lebensqualität benachteiligter Menschen zu verbessern, zum anderen ist es sehr wichtig soziale Netzwerke zu erschaffen, Verbindungen der einzelnen Bürger und Bürgerinnen aus verschiedenen Ortsteilen herzustellen oder zu stärken und dadurch Abgrenzung und das Ausschließen verschiedener Randgruppen zu vermeiden und diese zu integrieren.
3) Welche Wirkungen hatte es/sollte es haben? Die vordergründige Wirkung, die wir nach wie vor verfolgen, ist die Chancengleichheit für die Kinder. Durch den regelmäßigen Kontakt zu den Kindern können wir eine Beziehung zu ihnen aufbauen und haben somit die Möglichkeit die Kinder in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Durch das spielerische Erlernen und Festigen der deutschen Sprache soll den Kindern der schulische Erfolg erleichtert und somit in weiterer Folge auch der Zugang zu weiteren Ausbildungen ermöglicht werden. Die Kinder sollen durch die abwechslungsreiche Programmgestaltung ein breitgefächertes Angebot vorfinden, das sie ganzheitlich fördert. Auch die Elternarbeit ist ein Bestandteil dieses Projektes, sie ermöglicht uns den Austausch mit den Erziehungsberechtigten, und somit auch eine individuelle Unterstützung für die Kinder. Durch diese gelebte Elternarbeit wird auch ein wertvoller Beitrag zu der Integration in unserer Gemeinde geleistet. Das Projekt soll auch der Vernetzungsarbeit in der Gemeinde dienen, so besteht seit zwei Jahren eine Zusammenarbeit mit der Bibliothek der Marktgemeinde Lustenau. Zweimal monatlich besuchen wir während des offenen Betriebes die Bibliothek, dort wird durch das Vorlesen von Geschichten ein wichtiger Beitrag zum Spracherwerb geleistet. Durch das Ausleihen von Büchern, die die Kinder dann entweder zu Hause lesen oder gemeinsam im Gruppenraum vorgelesen werden, wird ein weiterer Zugang zum Spracherwerb geschaffen. Hierbei ist ersichtlich, dass das Sprachenlernen vonseiten der Kinder initiiert wird und somit den höchstmöglichen Erfolg erzielen kann. Der Grundgedanke des Projektes ist jener der Integration. Unsere Welt befindet sich im ständigen Wandel, man kann von einer Globalisierung im kulturellen und gesellschaftlichen Bereich sprechen. Deshalb ist es wichtiger denn je Integration zu fördern. Sprachförderung ist ein so einfacher aber doch einer der elementarsten Bausteine von Integration. Die Beherrschung der Sprache ist Grundlage für ein menschenwürdiges Leben. Immer wieder zeigt sich, dass Sprachdefizite viele Folgeprobleme mit sich bringen können, wie beispielsweise Arbeitslosigkeit, Armut und eng hiermit verbunden der soziale Abstieg.
Räumt man diese Steine, die den Weg dieser Menschen oft versperren, schon im frühen Kindesalter aus dem Weg, trägt dies zu einem enorm großen Teil der Integration, und in weiterer Folge der Inklusion in Österreich bei. 4) Was ist aus Ihrer Sicht das Besondere an Ihrem Projekt? Das Innovative an diesem Projekt ist nach wie vor, dass die Jugendarbeit sich öffnet und in der Gemeinde Lustenau eine Sprachförderung für Kinder mit und ohne Migrationshintergrund direkt in einer sozialen Wohnsiedlung initiierte und somit einen wertvollen Beitrag zum Gemeinwesen in unserer Gemeinde leistet. Wie in allen Einrichtungen der Jugendarbeit folgt auch dieses Projekt dem Prinzip der Niederschwelligkeit. Das heißt, dass die Kinder ohne vorherige Anmeldung die Sprachförderung besuchen können und selbst entscheiden können, wann sie wieder gehen. (Hierbei ist anzumerken, dass dies selbstverständlich immer mit Rücksprache mit den Erziehungsberechtigten passiert.) Somit basieren der Besuch und dadurch auch die Bereitschaft zum Spracherwerb auf der Freiwilligkeit und der Eigenmotivation der Kinder. Und bekanntlich ist Eigenmotivation die beste Lernvoraussetzung. Auch die Altersspanne von vier bis zehn Jahren machen dieses Projekt zu einem innovativen. Denn dieser große Altersunterschied der kleinen Besucher und Besucherinnen erfordert eine hohe Flexibilität und Kompetenz der Betreuerinnen. Genau diese Faktoren sind es, die dieses Projekt einzigartig machen und ihm einen unverwechselbaren Charakter verleihen.
Fotos:
Culture Factor Y, Jugend- und Kulturverein Roman Zöhrer und Alexandra Kremmel Amann-Fitz-Straße 6 6890 Lustenau office@cfy.at