Zur Dynamik der europäischen Geflügelwirtschaft unter besonderer Berücksichtigung der Niederlande und Deutschlands. Teil I: Geflügelfleisch

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Transkript:

Zur Dynamik der europäischen Geflügelwirtschaft unter besonderer Berücksichtigung der Niederlande und Deutschlands Teil I: Geflügelfleisch Prof. Dr. Hans-Wilhelm Windhorst Universität Vechta Vortrag am 25 Mai 2011 auf dem Nationaal Pluimveecongres in Duiven

Gliederung: Trends und Herausforderungen Bevölkerungsentwicklung und neue Märkte Fallstudie: Geflügelfleischerzeugung Fazit: Perspektiven für die deutsche und niederländische Geflügelfleischproduktion

1. Trends und Herausforderungen

Herausforderungen: Verstärkte Einbindung in europäische und globale Prozesse Zunehmende Bedeutung veränderter politischer und rechtlicher Rahmenbedingungen (Umweltschutz, Tierschutz, Klimaschutz, Energieverknappung, Lebensmittelsicherheit) Veränderte Ansprüche der Konsumenten als Folge der sich wandelnden Alters- und Sozialstruktur (Produktentwicklung, Produktqualität, Produktsicherheit) Raumnutzungskonflikte in den Zentren der Veredelung und wachsender Widerstand gegen Großanlagen und bestimmte Haltungsformen (Aktionsbündnisse gegen Massentierhaltung )

2. Zur Dynamik der Eier- und Fleischproduktion und der Bevölkerungsentwicklung

Entwicklung der globalen Eier- und Fleischproduktion zwischen 1970 und 2009, Daten in 1.000 t Jahr Rind- Schweine- Geflügelfleisch Eier fleisch fleisch 1970 38.349 35.799 15.185 19.541 1980 45.567 52.683 26.153 26.217 1990 53.051 69.867 41.426 35.246 2000 56.275 89.685 68.873 51.113 2009 62.837 106.326 91.982 62.840 Zunahme (%) 63.9 197.0 505.7 221.6 FAO Datenbasis

Prognose der Bevölkerungsentwicklung in Entwicklungsländern und Industriestaaten zwischen 2010 und 2020, Angaben in Mio. Entwicklungsstand Industriestaaten 2010 2020 Zunahme absolut 1.237 1.268 31 Zunahme (%) + 2,5 Entwicklungsländer 5.671 6.406 735 + 13.0 Welt 6.909 7.675 766 + 11.1 Beachte: Auf die Industriestaaten entfallen etwa 4 % der Bevölkerungszunahme auf die Entwicklungsländer 96 % UN World Population Prospects

Entwicklung der Bevölkerung auf Kontinentbasis zwischen 2010 und 2020; Angaben in Mill. Kontinent 2010 2020 Zunahme Zunahme absolut (%) Afrika 1.033 1.276 243 23,5 Asien 4.167 4.596 429 10,3 Europa 733 733 +/- 0 +/- 0 Nordamerika 463 503 40 8,6 SC Amerika 478 526 48 10,0 Ozeanien 36 40 4 11,1 Welt 6.909 7.675 766 11,1 UN World Population Prospects

Bevölkerungsentwicklung und Märkte: Zwischen 2010 und 2020 wird die Weltbevölkerung um 766 Mill. Menschen zunehmen. Auf die Entwicklungsländer entfallen 96 % der erwarteten Bevölkerungszunahme, auf China und Indien allein 32 %. Europa ist der einzige Kontinent mit einer stagnierenden Bevölkerungsentwicklung. Die Nachfrage nach tierischen Produkten wird deshalb vor allem in den Schwellen- und Entwicklungsländern steigen.

3. Fallstudie: Dynamik der Geflügelfleischproduktion und des Handels mit Geflügelfleisch

Zwischen 1990 und 2009: nahm die Weltgeflügelfleischproduktion von 41.4 Mill. t auf 92.0 Mill. t oder um 122,0 % zu. Asien nahm 2009 eine führende Rolle in der Weltgeflügelfleischproduktion ein mit einem Anteil von 34,0 %. Europa hat seit 1990 über 10 % seines Weltmarktanteils verloren und stellte 2009 nur noch 17,0 %. Der Anteil der EU (27) an der globalen Geflügelfleischproduktion lag 2009 bei 12.8 %.

Die Entwicklung der globalen Geflügelfleischproduktion zwischen 1990 und 2009; Angaben in 1.000 t Fleischart 1990 2000 2009 Zunahme (%) Hühner Puten Enten Gänse Sonstiges 35.350 3.717 1.230 622 16 58.295 5.087 2.860 1.910 40 80.535 5.290 3.815 2.472 71 127,8 42.3 210.2 297,4 343.8 Gesamt 40.935 68.192 91.982 124,7 Anteil des Hühnerfleisches 2009: 87,6 % FAO

Die Entwicklung der Anteile der Kontinente an der globalen Geflügelfleischproduktion zwischen 1990 und 2009; Angaben in % Kontinent 1990 2000 2009 Veränderung Afrika 4,8 4,4 4,2 (%) -0,6 Asien N Amerika S C Amerika Europa Ozeanien 24,3 30,0 10,9 28,7 1,2 33,0 28,4 15,7 17,4 1,1 34,0 24.9 18,8 17,0 1,1 + 9,7-5,1 + 7,9-11,7-0,1 Welt 100,0 100,0 100,0 - FAO

Die zehn führenden Staaten in der Erzeugung von Hühner- und Putenfleisch im Jahr 2009 und ihr Anteil an der Welterzeugung Hühnerfleisch Putenfleisch Staat Produktion Anteil Staat Produktion Anteil (1.000 t) (%) (1.000 t) (%) USA 16.334 20,5 USA 2.568 48,5 China 11.445 14,4 Deutschland 438 8,3 Brasilien 9.940 12,5 Frankreich 426 8,1 Mexiko 2.626 3,3 Italien 305 5,8 Russland 2.313 2,9 Kanada 167 3,2 Iran 1.670 2,1 V. Königr. 157 3,0 V. Königr. 1.463 1,8 Chile 100 1,9 Indonesien 1.409 1,8 Israel 92 1,7 Japan 1.394 1,8 Niederlande 58 1,1 Türkei 1.293 1,6 Australien 53 1,0 10 Staaten 49.887 62,6 10 Staaten 4.364 82,5 FAO

Die Entwicklung der Geflügelfleischproduktion in der EU zwischen 1990 und 2009; Angaben in 1.000 t Fleischart 1990 2000 2009 Veränderung (%) Hühner Puten Enten Gänse Sonstiges 6.355 1.229 223 86 3 8.192 1.950 401 79 3 9.631 1.644 449 75 4 + 51,5 + 33,8 + 101,3-12,8 + 33,3 Gesamt 7.896 10.625 11.803 + 50,9 Anteil des Hühnerfleisches 2009: 81,6 % FAO

Die zehn führenden Staaten der EU in der Erzeugung von Hähnchen- und Putenfleisch im Jahr 2009 und ihr Anteil an der Gesamterzeugung Hähnchenfleisch Putenfleisch Staat Produktion Anteil Staat Produktion Anteil (1.000 t) (%) (1.000 t) (%) V. Königr. 1.269 14,4 Deutschland 441 24,3 Spanien 1.063 12,1 Frankreich 433 23,8 Frankreich 990 11,2 Polen 285 15,7 Deutschland 930 10,6 V. Königr. 157 8,6 Polen 890 10,1 Ungarn 110 6,1 Italien 729 8,3 Portugal 38 2,1 Niederlande 640 7,3 Irland 28 1,5 Rumänien 320 3,6 Spanien 28 1,5 Portugal 259 2,9 Niederlande 26 1,4 Belgien 255 2,9 Österreich 25 1,4 10 Staaten 7.345 83,4 10. Staaten 1.571 86,4 MEG 2010

Pro-Kopf-Verbrauch von Geflügelfleisch und Selbstversorgungsgrad in ausgewählten Mitgliedstaaten der EU Im Jahr 2009 Mitgliedsland Pro-Kopf- Mitgliedsland Selbstversor- Verbrauch (kg) gungsgrad (%) Portugal 32,0 Niederlande 186 Irland 31,0 Belgien/Lux. 180 Ungarn 31,0 Dänemark 141 Spanien 30,5 Ungarn 130 Ver. Königr. 28,0 Rumänien 120 Tschech. Rep. 23,9 Frankreich 119 Frankreich 23,0 Italien 107 Niederlande 23,0 Finnland 104 Polen 23,0 Ver. Königr. 94 Österreich 19,9 Deutschland 94 EU (27) 23,1 EU (27) 100 MEG 2010

Entwicklung der Bruttoeigenerzeugung und des Verbrauchs von Geflügelfleisch in Deutschland zwischen 2000 und 2009; Angaben in 1.000 t Schlachtgewicht Jahr Bruttoeigen- erzeugung Verbrauch Anteil (%) 2000 923 1.318 70,0 2002 1.026 1.422 72,7 2004 1.166 1.459 79,9 2006 1.185 1.379 85,9 2008 1.391 1.501 92,7 2009 1.424 1.521 93,6 Zunahme (%) 54,3 15,4 - ZMP 2002, ZMP 2006; AMI 2010

Entwicklung des Pro-Kopf-Verbrauches und des Selbstversorgungsgrades bei Jungmasthühner- und Putenfleisch in Deutschland zwischen 2000 und 2009 Jahr Jungmasthühnerfleisch Putenfleisch Pro-Kopf- Verbr. (kg) SVG (%) Pro-Kopf- Verbr. (kg) SVG (%) 2000 8,2 79,5 5,6 63,1 2002 8,7 80,0 6,4 66,4 2004 9,2 93,0 6,5 67,2 2006 9,0 100,8 5,9 68,1 2008 10,2 105,1 6,2 76,3 2009 10,7 105,3 6,0 76,0 ZMP 2002, ZMP 2006, AMI 2010

Die zehn führenden Zielländer der deutschen Geflügelfleischexporte im Jahr 2009 Zielland Export (t) Anteil (%) Niederlande Russland Österreich Frankreich Ver. Königr. Dänemark Polen Hongkong Schweiz Griechenland 72.355 65.945 36.960 34.450 27.247 15.630 9.362 7.723 6.868 3.383 18,9 17,3 9,7 9,0 7,1 4,1 2,4 2,0 1,8 0,9 10 Zielländer 279.923 73,2 Gesamt 382.286 100,0 MEG 2010

Entwicklung der deutschen Exporte von Hähnchen- und Hühnerteilen zwischen 2000 und 2009, getrennt nach Zielländern; Angaben in 1.000 t Produktgewicht Jahr EU Drittländer Gesamt Anteil (%) Drittländ. 2000 50 14 64 22,2 2002 73 32 105 30,4 2004 79 30 109 27,4 2006 91 33 124 26,9 2008 122 54 176 30,7 2009 100 59 159 36,8 Zunahme (%) 101,1 208,7 147,3 - ZMP 2002, ZMP 2006, MEG 2010

Entwicklung der deutschen Exporte von Putenfleisch zwischen 2000 und 2009, getrennt nach Zielländern; Angaben in 1.000 t Produktgewicht Jahr EU Drittländer Gesamt Anteil (%) Drittländ. 2000 17.361 9.492 26.853 35,3 2002 16.210 24.239 40.449 59,9 2004 35.785 14.202 49.987 28,4 2006 55.358 12.808 68.166 18,8 2008 56.078 13.165 69.243 19,0 2009 42.597 7.224 49.822 14,5 Veränderung (%) + 145,4-23,9 + 85,5 - ZMP 2002, ZMP 2006, MEG 2010

Die führenden Herkunftsländer der deutschen Geflügelfleischimporte im Jahr 2009 (ohne Zubereitungen) Herkunftsland Import (t) Anteil (%) Niederlande Brasilien Polen Frankreich Ver. Königr. Italien Belgien/Lux. Ungarn Dänemark Chile 153.626 68.122 55.176 31.299 30.329 18.994 18.565 17.304 7.190 3.757 34,3 15,2 12,3 7,0 6,8 4,2 4,1 3,9 1,6 0,8 10 Herkunftsländer 404.362 90,2 Gesamt 447.737 100,0 MEG 2010

Zwischenergebnis (I) Zwischen 2000 und 2009 ist die Bruttoeigenerzeugung von Geflügelfleisch in Deutschland um 54 %, der Verbrauch jedoch nur um 15 % gestiegen. Der Pro-Kopf-Verbrauch von Hähnchenfleisch hat sich im betrachteten Zeitraum von 8,2 kg auf 10,7 kg erhöht, der Selbstversorgungsgrad von 79,5 % auf 105,3 %. Die Exporte von Hähnchen- und Hühnerteilen stiegen zwischen 2000 und 2009 um 147 % an, die Ausfuhren in Drittländer jedoch um 209 %. Sie stellten 2009 bereits nahezu 37 % der Exporte. Führende Zielländer der deutschen Hähnchenfleischexporte im Jahr 2009 waren die Niederlande und Russland.

Zwischenergebnis (II) Die deutschen Exporte von Putenfleisch sind zwischen 2000 und 2008 von etwa 27.000 t auf 69.000 t gestiegen. Der Anteil der Drittländer an den Putenfleischexporten ist von etwa 60 % (2002) auf 14,5 % (2009) gefallen. Ursache ist der Einbruch der französischen Produktion und Exporte, woraus vermehrt deutsche Ausfuhren in Mitgliedsländer der EU resultierten. Führende Zielländer der deutschen Putenfleischexporte im Jahr 2009 waren Österreich, die Niederlande und Russland.

Szenario bis 2014 (I): Annahme: Der Pro-Kopf-Verbrauch von Hähnchenfleisch wird pro Jahr um 0,4 kg steigen. Die bedeutet einen Zusatzbedarf bis 2014 von 164.000 t bei 82 Mill. Einwohnern gegenüber 2010. Geht man davon aus, dass auch in Zukunft etwa ein Sechstel des Bedarfes eingeführt wird, ist die inländische Produktion bis 2014 um 137.000 t zu steigern.

Szenario bis 2014 (II): Die gegenwärtig laufende Erweiterung der Schlacht- und Verarbeitungskapazitäten bzw. die für die nächsten Jahre vorgesehenen Ausbauten übersteigen die Nachfrage nach Hähnchenfleisch um mehr als das Doppelte. Folge: Es kommt zu einer weiteren Übersättigung des inländischen Marktes, der nur durch wachsende Exporte in EU- Mitgliedsländer und Drittländer begegnet werden kann. Insgesamt müssen die Ausfuhren um ca. 200.000 t steigen, um die zusätzliche Produktion abzusetzen. Damit steigt die Abhängigkeit von Auslandsmärkten mit allen damit verbundenen Risiken.

Prognostizierte Entwicklung der Nettoimporte von Geflügelfleisch ausgewählter Einfuhrländer zwischen 2008 und 2018, Angaben 1.000 t kochfertig Region/Importland 2008 2018 Veränderung (%) EU (27) 837 899 + 7,4 Saudi Arabien 510 881 + 72,7 Mexiko 651 867 + 33,2 China inkl. Hongkong 645 807 + 25,1 Russland 1.227 750-38,9 Japan 737 742 + 0,7 Führende Einfuhrländer 4.607 4.946 + 7,4 USDA, Baseline Projections to 2019

Chancen des Wachstums: Chancen: Einkommensmöglichkeiten für wettbewerbsfähige Betriebe Erschließung neuer Märkte für innovative Produkte durch Schlacht- und Verarbeitungsbetriebe im Premiumsortiment Setzen neuer Standards durch Produktqualität und Produktsicherheit

Risiken des Wachstums in der Geflügelfleischproduktion: Verstärkte Abhängigkeit von der Volatilität der globalen Geflügelfleischmärkte Verstärkte Abhängigkeit von der Volatilität der globalen Futtermittelpreise Starke Bindung einiger Schlacht- und Verarbeitungsbetriebe an internationale Aktivitäten des Lebensmitteleinzelhandels Dreifache exogene Abhängigkeit kann zu einem ernsten ökonomischen Problem werden Erhöhung des Seuchenrisikos durch die schnell zunehmende Verdichtung in den Zentren der Geflügelmast Umwelt- und Raumnutzungskonflikte in den Zentren der Nutztierhaltung Wachsende Widerstand gegen neue Großanlagen in der Geflügelmast

4. Fazit: Perspektiven für die deutsche und niederländische Geflügelfleischerzeugung

In der Geflügelfleischproduktion ist von einem steigenden Pro-Kopf-Verbrauch auszugehen, doch ist die gegenwärtig schnell wachsende Erzeugung in Deutschland wohl nur durch eine verstärkte Zuwendung zu Drittlandsmärkten absetzbar. Die schnelle Ausweitung der Erzeugung von Hähnchenfleisch in Deutschland wird die niederländischen Exportmöglichkeiten beeinflussen. Während in der Erzeugung und im Absatz von Hähnchenfleisch noch Entwicklungsmöglichkeiten gesehen werden, stagniert der Absatz von Putenfleisch, bei Entenfleisch ist er sogar rückläufig.

Der sektorale Konzentrationsprozess, der notwendig ist, um sich auf den Weltmärkten behaupten zu können, wird auf zunehmenden Widerstand in der Bevölkerung stoßen, weil die Errichtung von großen Produktionsstätten immer stärker abgelehnt wird. Dies gilt für Deutschland ebenso wie für die Niederlande. Der Erfolg der Schlacht- und Zerlegebetriebe im Export ist u. a. nur möglich durch die geringen Lohnkosten in Deutschland durch den Einsatz von Leiharbeitern. Sollte es hier zu einer Veränderung kommen, wäre der Wettbewerbsvorteil verloren. Wachsende Umweltprobleme und die Erhöhung des Seuchenrisikos in den Zentren der Geflügelhaltung könnten zu einem Ende der gegenwärtigen Wachstumsphase in der Geflügelfleischerzeugung führen.

Vielen Dank für Ihr Interesse!