Ergebnisbasierte EZ-Ansätze: Definitionen, Kriterien und Konzepte - Ein Diskussionspapier -



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Transkript:

Ergebnisbasierte EZ-Ansätze: Definitionen, Kriterien und Konzepte - Ein Diskussionspapier - 14. September 2012 Dr. Stephan Klingebiel Ziel und Inhalt des Diskussionspapiers Im vorliegenden Diskussionspapier geht es darum, zur begrifflichen und konzeptionellen Klärung von solchen Ansätzen in der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) beizutragen, die ergebnisbasiert ausgerichtet sein sollen. Damit wird ein Fokus gewählt, der sich auf den innovativen Charakter von ergebnisbasierten Ansätzen, den damit verbundenen möglichen Vorund Nachteilen bezieht. Ergebnisbasierung wird daher als das konstitutive Unterscheidungsmerkmal zu anderen EZ-Ansätzen herangezogen und bewusst nicht breit verstanden. 1 Aufgrund von möglichen Parallelen und Unterschieden zwischen ergebnis- und programmbasierten Ansätzen wird am Ende des Papiers eine vergleichende Übersicht zu beiden Konzepten präsentiert. Definitionen und Konzepte Ergebnisbasierte Ansätze (Results-Based Approaches / RBAPP) in der EZ streben eine bewusste enge Verknüpfung zwischen EZ-Maßnahmen und vorab festgelegten messbaren Ergebnissen an. Insgesamt lassen sich zwei Vorgehensweisen für ergebnisbasierte Ansätze unterscheiden, die in der Diskussion eine Rolle spielen: 1. Ergebnisbasierte EZ: Bei Results-Based Aid (RBA)-Ansätzen geht es um eine vertragliche Beziehung zwischen dem Entwicklungspartner (Geber) und dem Partnerseite im 1 Ein breites Verständnis könnte beispielsweises mit dem Begriff Ergebnisorientierung zum Ausdruck kommen oder durch solche Ansätze in der EZ, die im Kontext von ergebnisbaisierten Ansätzen genutzt werden, aber selbst nicht auf einem Anreizsystem basieren, das unmittelbar an der Zielerreichung ausgerichtet ist.

Entwicklungsland. RBA legt vorab ein genau definierte (ggf. Teil-)Ergebnise fest. Nur wenn diese Ergebnisse erreicht werden, erfolgt eine vorher festgelegte finanzielle Leistung. Der EZ-Beitrag sollte so relevant sein, dass ein ausreichender Anreiz besteht, die Ergebnisse tatsächlich anzustreben. 2. Ergebnisbasierte Finanzierung: Bei Results-Based Financing (RBF) handelt es um einen Ansatz innerhalb eines Partnerlandes. Die Diskussion entstand ursprünglich in OECD-Ländern unter dem Stichwort Öffentliche Reformverwaltung (New Public Management). Dabei geht es um das Vertragsverhältnis zwischen einem Auftraggeber (z.b. Ministerium) und einem Dienstleistungserbringer (service provider: z.b. Gesundheitszentrum), um bestimmte Leistungen bereit zu stellen. Chart 1: Results-Based Approaches New RBA types: -Cash on Delivery (COD) -Program-for-results financing (World Bank) -Etc. Results-Based Aid (RBA): Contract between donor and partner country. In case outcomes are reached the aid disbursement will be done. Implementation is done by partner countries("hands off") Existing RBA types: Results-Based Approaches (RBAPP): Aiming at a close link between intervention and results -"MDG Contract " (European Union) -Performance tranches (in the context of Budget Support) -Etc. Results-Based Financing (RBF): Approach is based on a contract between partner government and a service provider on specific services RBF types: - Conditional cash transfers - Output Based Approaches (OBA) - Pay for Performance (P4P) -Etc. 2

Der Ergebnisbegriff: Ergebnisbasierte EZ unterscheidet sich von bisherigen Debatten, da traditionelle EZ überwiegend an Inputs und Prozessen orientiert ist. Oft richtet sich das Vorgehen beispielsweise an der Bereitstellung von Mitteln für Investitionen (etwa zum Bau von Schulen) oder von Beratungsleistungen (etwa für den Erziehungssektor) aus, ohne dass der Erfolg der Maßnahmen anhand von nachprüfbaren Ergebnissen (im Sinne von outputs und vor allem outcomes oder sogar Wirkungen / impacts) belegt werden kann. EZ-Erfolge werden stattdessen anhand von Input- oder Prozessindikatoren erfasst, beispielsweise ob die Ausgaben für den Erziehungssektor eines Landes zunehmen oder ob vereinbarte Reformdokumente (etwa eine Sektorstrategie im Erziehungswesen) verabschiedet wurden. Chart 2: RBAPP: Impact Chain Measures by partner country to achieve results Disbursement if results are verified Input (Provided reources for an intervention; e.g. budget for education) Activity (e. g. construction of schools or hiring additional teachers) Output (Technical results of an intervention; e.g. number of new schools) Outcome (direct effects 'of an intervention; increase of school enrollment) Impact (wider developmental effects; e.g. contribution to poverty reduction because of improved educational outcomes) Results (defined in a donor/recipient contract) Die Rolle der EZ bei RBAPP sollte ähnlich wie bei der programmorientierten Gemeinschaftsfinanzierung (PGF) dahingehen unterschieden werden, ob sie selbst ergebnisbasiert ist oder im Kontext von ergebnisbasierten Ansätzen eingesetzt wird. Der entscheidende Unterschied ist demnach, ob der EZ-Beitrag selbst direkt gekoppelt ist an Ergebnisse im Sinne der o.g. Definition und selbst auf einem klaren Anreizsystem basiert. Im vorliegenden Papier geht es nur um solche Ansätze, die selbst ergebnisbasiert sind. 3

Schnittstellen zwischen Program-Based Approaches (PBA) und RBAPP Sowohl Program-Based Approaches (PBA) bzw. Programmorientierter Gemeinschaftsfinanzierung (PGF) als auch RBAPP lassen sich als aid instrument als auch aid modality interpretieren. Im Verständnis von aid instruments kann eine hohe Übereinstimmung zwischen PBA / PGF und RBAPP bestehen. Im Verständnis von aid modalities sind die Prämissen und Prioritäten möglicherweise unterschiedlich. Aid instrument (instrumentelle Art und Weise der EZ-Bereitstellung): PBA / PGF- Instrumente, die ergebnisbasiert eingesetzt werden (performance tranches bei der Budgethilfe etc.) sind weitgehend deckungsgleich mit einem RBAPP-Vorgehen und umgekehrt sind RBAPP-Vorhaben, die sich auf gebergemeinschaftliche Vorgehensweisen und gemeinsame Finanzierungsansätze stützen weitgehend identisch mit PBA / PGF. Aid modalities (Normenset, auf dem das EZ-Vorgehen beruht): Als aid modalities folgen PBA / PGF und RBAPP nicht automatisch einem gleichen Set an prioritären Normen (insbesondere die internationalen Standards, die sich auf Grundlage der Paris-Erklärung entwickelt haben). Ein EZ-Vorhaben kann etwa klar auf Ergebniserreichung ausgerichtet sein, ohne allerdings geberharmonisiert sein zu müssen oder mit der nationalen Partnerstrategie eng verknüpft zu sein. Insofern kann es dabei zu Zielkonflikten kommen (etwa Harmonisierung vs. Ausrichtung auf Ergebnisse). Ziele und Erwartungen bei RBAPP RBAPP hat vor allem folgende Ziele und Erwartungen: Handeln ist unmittelbar auf Ergebnisse ausgerichtet: Das Handeln aller Akteure (Entwicklungspartner und Partnerregierung) wird entscheidend durch die angestrebten Ergebnisse geprägt. Die Zusammenhänge zwischen EZ-Vorhaben und Ergebnis ist eng; der Nutzen ist unmittelbar und quantifizierbar. Relevanz der Anreize: Der Beitrag der EZ bietet Anreize, dass das Partnerland die Leistung erbringt. Es muss nicht (vorrangig oder ausschließlich) darum gehen, die technischen Voraussetzungen (Überwindung einer Finanzierungslücke etc.) für die Zielerreichung zu schaffen. Eigeninteresse des Partners: Die Partnerseite hat ein hohes eigenes Interesse, die vereinbarten Ziele zu erreichen. 4

Klarere Rollenverteilung der Entwicklungspartner / Stärkung der Verantwortlichkeit der Partnerseite: Die Aufgabe, die Ziele zu erreichen, liegt bei der Partnerregierung. Die Geber haben keine Umsetzungsverantwortung, die Systeme der Partner werden genutzt und damit gestärkt. Die Partner tragen daher nicht zuletzt die politische Verantwortung für die Zielerreichung. Besserer Nachweis zu den EZ-Ergebnissen: Die Zuordnungslücke (Nachweis, dass sich Ergebnisse kausal aufgrund der EZ-Unterstützung einstellen) kann im Einzelfall besser gelingen. Dies kann in Geberländern helfen, den konkreten Nutzen von EZ zu verdeutlichen (Sichtbarkeit des Entwicklungspartners). Grenzen und Risiken von RBAPP Grundsätzlich können mit RBAPP Risiken und Begrenzungen verbunden sein: Empfänglichkeit des Partnersystems für Leistungsanreize: RBAPP setzt voraus, dass die Partnerseite für Leistungsanreize empfänglich ist. Dies gilt für die Gruppe von Partnerländern, die eine eher gute Leistungsorientierung aufweisen (good performer) oder zumindest Ansatzpunkte etwa bei einzelnen funktionsfähigen Institutionen bestehen ( pockets of effectiveness ). In Ländern etwa mit schwierigen politischen Rahmenbedingungen sind andere Ansätze vermutlich vielfach besser geeignet. Fehlanreize: Grundsätzlich kann eine Gefahr in Fehlanreizen bestehen; eine starke Einzelergebnis-Fokussierung tendiert zu einer nicht-systemischen Analyse und Vorgehensweise. So kann ein großer Druck zur Zielerreichung dazu führen, dass z.b. andere Prioritäten in einem Sektor vernachlässigt werden. Kapazitäten: RBAPP setzt voraus, dass die Partnerseite über Kapazitäten verfügt, die Ergebnisse erreichen zu können. Wenn auf der Partnerseite diese Kapazitäten und das öffentliche Finanzmanagementsystem unzureichend sind, ist dies wenig realistisch; hier sind ggf. andere Ansätze erfolgversprechender oder größere Anpassungen des Ansatzes notwendig. Allokations-Verzerrung: Ergebnisbasierte Ansätze lassen sich nicht in allen Sektoren gleichermaßen sinnvoll einsetzen. Soziale Sektoren wie Erziehung und Gesundheit sowie Sektoren mit gut messbaren Infrastrukturleistungen (Transport, Wasserversorgung von Haushalten etc.) bringen hierfür vergleichsweise gute Voraussetzungen mit. In anderen Bereichen sind Ergebnisse teilweise schwieriger zu messen oder konsensual mit der Partnerseite kaum zu vereinbaren (etwa schwierige Voraussetzungen zur Einigung in einigen Bereichen der guten Regierungsführung) und die direkten Wirkungen sind nicht immer klar auf einer Ergebnisebene anzuordnen. Darüber hinaus kann der Ansatz möglicherweise dazu beitragen, dass ein hoher Anreiz zur Datenmanipulation besteht. Entkopplung vom politischem Kontext: Soweit RBAPP einen Automatismus vorsehen, dass bei Erreichung von Zielmarken eine Auszahlung zu erfolgen hat, kann dies 5

unter Umständen schwierig sein, etwa in einem ungünstigen politischen Umfeld, wo ggf. ein Entwicklungspartner vertraglich trotz gravierender Governance-Probleme auszahlen müsste. Kurzfristige Zeithorizonte: RBAPP kann zu einer kurzfristigen Perspektive führen, weil möglicherweise nur solche Ergebnisse angestrebt werden, die rasch zu erreichen sind. Wenn Ergebnisse erst auf mittlere oder längere Sicht zu erzielen sind, kann dies einer politischen Rationalität (Wahlperioden etc.) entgegen stehen. Kriterien für RBAPP Folgende Kriterien lassen sich für RBAPP identifizieren: 1. Das Vorgehen basiert auf einer Vereinbarung zwischen Entwicklungspartner und Partnerregierung. Die Partnerregierung anerkennt darin, dass sie für die Zielerreichung die Verantwortung trägt. 2. Dieses Vorgehen und die getroffene Vereinbarung sind transparent und als Information öffentlich u.a. im Partnerland zugänglich. 3. Die angestrebten Ergebnisse müssen vorab festgelegt sein. 4. Die Ergebnisse - müssen quantifizierbar sein, - lassen sich vorzugsweise inkrementell (unit price) erreichen, - lassen sich möglichst regelmäßig (z.b. jährlich) verifizieren. 5. Die Zielerreichung wird vorzugsweise durch eine unabhängige Partei verifiziert (ggf. base line Daten zu Beginn). 6. Zahlungen (rewards) sanktionieren die Zielerreichung. Es erfolgen keine Auszahlungen, wenn die Ziele nicht erreicht wurden. 6

Chart 4: Results-Based Approaches: main features Contract between donor and partner country Development partner and partner government set up long-term target agreement Definingthestartingpoint(baselinedata) Determining Price per unitof progress Implementation by partner country Partner government takes effort to reach the agreed-on goal(in increments) Measures can be various: increasing funds to a sector, provision of qualified personnel, political pressure etc. Pre-financing by the partner government or start-up finance from the development partner Verification of achievementof results by a third party and payment by donor Preferable: Independent thirdparty regularly(e.g. annually) assesses quantitative changes No progress: no paymentof aid In case of progress: payment of agreed support according to the progress made Voraussetzungen für RBAPP Es gibt verschiedene Voraussetzungen, damit RBAPP (erfolgreich genug) funktionieren: Die Partnerseite muss ein genuines Interesse an der Zielerreichung haben. Diese Vo- raussetzung dürfte nicht in allen Partnerländern (schlechte Regierungsführung etc.) 2 gegeben sein. Grundsätzlich können durch RBAPP Fehlanreize gesetzt werden, die es frühzeitig zu erkennen gilt. Die Partnerseite benötigt zur Umsetzung der Aktivitäten die dafür erforderlichen Ka- pazitäten und Vorfinanzierungsmöglichkeiten. Die Notwendigkeit zur Quantifizierung setzt die Eignung des Sektors bzw. des ange- strebten Ergebnisses voraus. Auch RBAPP wird nicht isoliert von einem politischen Kontext agieren können, so dass bestimmte Mindestvoraussetzungen (siehe PBA / PGF-Diskussion) in der Praxis erforderlich sein dürften (treuhänderische Risiken, Qualität der Regierungsführung etc.). 2 7

Chart 5: PBA und RBAPP im Vergleich PBA 3 Kriterien 1. Leadership beim Partner 2. Nutzung einheitlicher umfassender Programm- und Budgetrahmen 3. Formalisierter Prozess der Geberkoordinierung und Harmonisierung der Verfahren mindestens hinsichtlich von zwei der folgenden Systeme: (i) Berichterstattung, (ii) Budgetierung, (iii) Finanzmanagement und (iv) Beschaffung. 4. Nutzung mindestens von zwei der folgenden lokalen Systeme: (i) Programmdesign, (ii) Implementierung, (iii) Finanzmanagement, (iv) M&E Grundprinzipien 1. Verlagerung der Zusammenarbeit von Einzelvorhaben auf die Programm- und die politische Systemebene 2. Gemeinschaftlicher Politikdialog und verbindliche Reformstrategie 3. Gemeinsame Finanzierung (Partner und andere Geber) eines einheitlichen Ausgabenplans 4. Auszahlungsvoraussetzungen Ziele 1. Governance Ziel 4 2. Effektivitäts- und Effizienzziel 3. Finanzierungsziel Ländergruppe und operative Steuerungsziele 1. Generierung relevanter Anreize 2. Ergebnisse vorzugsweise auf der Outcome-Ebene - Angestrebt: Für alle Ländertypen - Fokus auf Sektoren mit guten Quantifizierungsmöglichkeiten Abhängig vom spezischen Vorhaben Voraussetzungen / Einstiegskriterien Formen Selektive Anwendung für reformdynamische Niedrigeinkommensländer Rahmenbedingungen: 1. Politisch 2. Treuhänderische Risiken 3. Makroökonomisch 1. Makroprogramme: (i) Beteiligung an PRSCs, (ii) MDBS 2. Sektorprogramme: (i) Sektorbudgethilfen, (ii) Korbfinanzierungen RBAPP 1. Leadership beim Partner 2. Ergebnisverantwortung beim Partner 3. Umsetzungsverantwortung beim Partner (Nutzung nationaler Systeme) 4. Quantifizierbare Ergebnisse 5. Unabhängige Ergebnisbewertung 6. Auszahlungen reflektieren ausschließlich Zielerreichung 1. Quantifizierbarkeit 2. Konzentration auf die spezifischen Ergebnisse (nicht den Kontext) 3. Zuordnungsfähigkeit der Ergebnisse zum spezifischen Vorhaben 4. Unabhängige Verifizierung 1. Performance-Tranchen im Rahmen von allgemeinen oder sektoralen Budgethilfen 2. Performancebasierte Korbfinanzierungen 3. Einzelvorhaben 3 Zu den grundlegenden Definitionsfragen von PBA siehe die entsprechenden Dokumente zur Paris-Erklärung und zum Monitoring der entsprechenden Indikatoren (siehe z.b. http://www.oecd.org/site/dacsmpd11/46138662.pdf, S. 33). Für die deutsche EZ finden sich diese Kriterien u.a. im folgenden Dokument: BMZ (2008): Konzept zur Budgetfinanzierung im Rahmen der Programmorientierten Gemeinschaftsfinanzierung (PGF), BMZ Konzept 146, Bonn, 4 Die Governance-Ziele können je nach Geber variieren. Grundsätzlich setzen alle Geber drauf, durch die Nutzung nationaler Systeme, diese zu stärken; dies gilt insbesondere für das öffentliche Finanzmanagement der Partnerländer. Einige bilaterale Geber verbinden mit PBA auch politische Governance-Ziele. 8