Sind die Schweizer die besseren Deutschen?

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Transkript:

Sind die Schweizer die besseren Deutschen? Der Hass auf die kleinen Unterschiede Bearbeitet von Jürg Altwegg, Roger de Weck 1. Auflage 2010. Taschenbuch. 160 S. Paperback ISBN 978 3 312 00457 7 Format (B x L): 12,8 x 20,6 cm Gewicht: 216 g schnell und portofrei erhältlich bei Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft. Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, ebooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programm durch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr als 8 Millionen Produkte.

Leseprobe Sind die Schweizer die besseren Deutschen? Der Hass auf die kleinen Unterschiede Herausgegeben von Jürg Altwegg, Roger de Weck ISBN: 978-3-312-00457-7 Weitere Informationen oder Bestellungen unter http://www.hanser-literaturverlage.de/978-3-312-00457-7 sowie im Buchhandel. Nagel und Kimche im Carl Hanser Verlag, München

Jürg Altwegg Keine Mauer am Rhein Nach dem Zweiten Weltkrieg, von dem die Schweiz bekanntlich verschont blieb, wurde in Europa, das sich der historischen Versöhnung und dem Frieden widmete, der Fußball zum Ersatzschauplatz. Die Spiele wurden stellvertretend geführt: Sie ersetzten die Schlachten zwischen den Armeen. Der Europacup leistete einen positiven Beitrag zum Zusammenschluss des Kontinents vorsichtigerweise wurden zunächst Klubmannschaften an die Front geschickt. Eine Europameisterschaft der Nationalmannschaften gab es erst, als der Kalte Krieg zum stabilisierenden Element der Weltpolitik geworden war. Bei ihrer ersten Durchführung stellte der Ostblock den Meister und den Vizemeister beide Staaten existieren nicht mehr. Wenn Deutschland gegen England antritt, wird noch immer die Vergangenheit nachgespielt. Auch wenn es gegen Holland geht, kehren die Gespenster der Geschichte zurück und werfen ihre langen Schatten auf den grünen Rasen. Fast so belastet wie das historische Ringen zwischen Deutschland und Frankreich nach drei Kriegen in hundertfünfzig Jahren ist ihre Rivalität auf dem Fußball- 7

platz aber auch hier hat die Aufarbeitung von Vichy zu einer Entspannung geführt. Für die Schweiz und Deutschland wurde der Fußball erst recht zum Ersatzspielplatz für einen Krieg, den sie mit Waffen nicht führten. Auf Schweizer Seite ist der Fußball zum Stimmungsmesser für die Befindlichkeit zwischen den beiden Nationen geworden. Wenn der Ball rollt, kehren hemmungslos unsere Verdrängungen zurück: Es darf gehasst werden. In den Beizen herrscht Krieg gegen Deutschland. Und danach wird im Feuilleton und in den Illustrierten die Beziehung zum Nachbarn analysiert nach einem Spiel gegen Italien oder Frankreich ist dieses Bedürfnis noch nie verspürt worden. 8

Die meisten Autoren, die wir für diesen Band gewinnen konnten, sehen die Beziehungen zwischen den beiden Ländern eher nüchtern und nehmen doch kein Blatt vor den Mund. Es berichten Schweizer über ihre Erfahrungen mit Deutschland und den Deutschen, es berichten Deutsche in der Schweiz über Schweizer und ihren Umgang mit den Deutschen, es erzählen eingebürgerte Deutsch- 27

Schweizer, Schweizer in Deutschland, die gerade eingebürgert werden. Sie alle stellen Überlegungen an zu diesem seltsamen, eigentümlichen, immer wieder erstaunlichen Nachbarschafts- und Bruderverhältnis. In dem, was sie berichten, aber auch in dieser nahezu unentwirrbaren Zwei-Nationalitäten-Mischung der Beiträger lässt sich ablesen, wie nahe sich die beiden Nationen sind. Roger de Weck greift dann in seinem Schlusswort weiter als bis zum Zweiten Weltkrieg in die Geschichte zurück und beruft sich auf einen Dichter des vorletzten Jahrhunderts, für den es eine Selbstverständlichkeit heute würde man sagen: Chance war, Schweizer Staatsbürger und deutscher Kulturbürger zu sein: Gottfried Keller. 28