Humanistische und ethikorientierte Führung in Theorie und Praxis: Psychologie für Führungskräfte

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Transkript:

Humanistische und ethikorientierte Führung in Theorie und Praxis: Psychologie für Führungskräfte Ausgründung der Universität Regensburg 1

Wissenschaftliche Definition von Führung Der Prozess in dem ein Individuum Gruppenmitglieder beeinflusst, so dass sie inspiriert sind, ein Ziel zu verfolgen, das die Führungsperson als wichtig identifiziert hat (Haslam, 2004) 2 2

Historischer Abriss der Führungsforschung Great Man Theory Situative Ansätze Person x Situation Ansätze (Fiedler) Transformationale vs. Transaktionale Führung Social Identity Ansatz Authentische Führung Humanistische Führung 3 3

Psychologisches Menschenbild im Wandel der Zeit Freud: Mensch als Triebwesen, Personenmodell Behavioristen: Mensch als determinierte Maschine (S-R Modelle) Nach 2. Weltkrieg: Mensch ist eine Bestie! Humanisten: Mensch sucht nach Sinn (Rogers, Maslow) Kognitive Revolution: Kognitionen beeinflussen Verhalten Positive Psychologie: Mensch ist gut! Neuropsychologie/Neurowissenschaften: Bewusstsein ist Neurochemie 4 4

Was ist humanistische Führung? Der Mensch steht über der Ökonomie Die Menschenwürde ist unantastbar Verankerung von Führungswerten in den Menschenrechten Berücksichtigung der Gesetze der wissenschaftlichen Psychologie Führungskraft hat Grundwissen: Wie funktioniert der Mensch Annahme: Menschlichkeit fördert Wirtschaftlichkeit (und nicht umgekehrt) 5 5

Was ist humanistische Führung? Absoluter Grundsatz: Die Würde des Menschen ist unantastbar (... auch in der Arbeit) 3Vs: Vorbild, Verpflichtung, Verantwortung 4Ms: Man muss Menschen mögen 3Ks: Kommunikation, Kooperation, Kompetenz Frey (2010) 6 6

Humanistisches Führungsverhalten Zuhören können Fragen stellen können Andere groß werden lassen können Sich als Mentor fühlen Eigene Fehler und Schwächen zugeben können Nicht den starken Max spielen Positive und negative Gefühle zeigen können Mitarbeiter an der langen Leine lassen Sich selbst zurückstellen können Sich auch für Privates interessieren Nicht immer Recht haben zu müssen EQ = emotionale Qualitäten 7 7

Warum humanistische Führung? Eindeutiger Zusammenhang zwischen humanistischer Führung ( Soft Facts ) und harten Daten ( Hard Facts ) (siehe Frey, 2010) 8 8

Effekt: Soft Facts Hard Facts - Umsatz - Gewinn - Marktanteil - Externe Kundenbewertungen - Krankheitstage - Anzahl der Verbesserungsvorschläge - Umgesetzte Vorschläge - Anzahl der Beschwerden - Teilnahmequote an Mitarbeiterumfragen - Zielerreichungsquote - Fehler - Fluktuation (Frey, 2010) 9 9

Warum wirken Soft Facts auf Hard Facts? Psychologische Prozesse induziert durch humanistische Führung: Organisationales Commitment Soziale Identität Identifikation mit Arbeitsgruppe und Unternehmen Psychisches und physisches Wohlbefinden Vertrauen (Trust) Sinn Persönliches Wachstum 10 10

Erwartungseffekte Rosenthaleffekt Studie: Der neue Chef 11 11

Zusammenfassung: Voraussetzungen für humanistische Führung Selbstreflexion Sich selbst führen können Wissen: Wie funktioniert der Mensch Empathie Das große Ganze sehen Altruismus/prosoziale Persönlichkeit Reflexion von Macht 12 12

Die begrenzte Sichtweise Frey, 1986) Jeder ist sich selbst der Blindeste. Selbsteinschätzung ist nicht identisch mit Fremdeinschätzung. Jeder sieht die Welt aus seiner Perspektive. Jeder filtert die Informationen nach seinen Erwartungen, Hypothesen, Stimmungen. Folge: Ist das, was wir sehen, die ganze Realität oder sind wir nur zu egozentrisch? Feedback geben und Feedback holen. Keine fachliche und persönliche Weiterentwicklung ohne Feedback. 13 13

Veränderbare und nicht veränderbare Welten (Frey, 2005) Veränderbare Welten 10 Aktionsschritte zwei bis drei Lösungsschritte generieren unveränderbare Welten Idealwelt Love it, Change it, Leave it Challenge it 14 14

Modell der Positivfokussierung von Frey (2005) Negativfokussierung Schwächen, Defizite Nichtveränderbare Welten Risiken Ängste& Sorgen Scham Probleme Bedenken, Jammern, Grübeln VW - - - - - NVW - - + + - + + - - + Love it, change it, leave it Positivfokussierung + + + + + Stärken Veränderbare Welten Chancen, Lösungen Hoffnung Stolz Lageorientierung Herausforderungen Handlungsori entierung 15 15

Werte und generationengerechte Führung Ich stehe für: Innovation und Leistung mit Menschenwürde Fairness und Vertrauen Transparenz Wertschätzung Verankerung an den zentralen Grundwerten des Humanismus und der Aufklärungsphilosophie (Kant, Lessing, Popper, Jonas, Schweitzer) persönliche Integrität und Authentizität Nicht-Käuflichkeit Positives Menschenbild (auf gleicher Augenhöhe) Stärken- statt Schwächenorientierung Zeit (Ich nehme mir Zeit) Problemlöser und Gestalter Basics Werte Positiv / negativ Spielregeln des Umgangs Stärken/ Fähigkeiten Aufrecht gehen Rückgrat zeigen Gesicht zeigen Wofür stehe ich? Kernkompetenzen Menschenbild 16 16

Das Prinzipienmodell der Führung von Frey (2010) Ziel: mündiger Mitarbeiter als Unternehmer im Unternehmen Prinzip der... 1. Sinn- und Visionsvermittlung 2. Passung und Eignung (Aufgabe/Team) 3. Transparenz 4. Autonomie & Partizipation 5. Zielvereinbarung & Prioritätenfestsetzung / Klarheit 6. konstruktiven Rückmeldung (Lob und Korrektur) 7. Fairness 8. sozialen Einbindung& sozialen Unterstützung 9. des persönlichen Wachstums 10. situativen Führung 11. des guten Vorbildes der Führungsperson 12. fairen materiellen Vergütung Alle Prinzipien sind eine Bring- wie eine Holschuld. 17 17

Das 2-6-2-Phänomen 20%: Multiplikatoren, Schnellboote, Menschen, die fachlich kompetent und menschlich integer sind. 60%: Indifferente, die schauen wo die Reise hingeht, Neutrale. 20%: Bedenkenträger, Geht-nicht-Haltung, Blockierer, Negativinfizierer. Das Führungsverhalten wird gegenüber jeder der Gruppen anders sein. Wer die Multiplikatoren verliert, hat verloren. Man muss die Multiplikatoren kennen und fördern. Mit einem Teil der Blockierer muss man leben, man muss sie aber möglichst neutralisieren, dass sie andere nicht infizieren. Nicht bei jedem Blockierer handelt es sich um nicht-veränderbare Welten. Ziel ist den Mittelbereich zu gewinnen. Man muss die Multiplikatoren immer einbinden, sodass es eine gemeinsame Sache ist, den Rest zu gewinnen. 18 18

Aufgabenorientierung und Mitarbeiterorientierung Issue / Thema tough soft Person tough soft Tough on the issue soft on the person Hart in der Sache human in der Umsetzung 19 19

Tough on the issue, soft on the person Tough on the issue: Gegenseitige Klärung der a) Erwartungen b) Ziele c) Standards d) Spielregeln und Werte e) Verantwortlichkeiten und Kompetenzen f) Aufgaben Soft on the person: Den Gegenüber als mündigen Mitarbeiter nehmen, Sinn vermitteln, eine Voice geben, alle Arten von Fairness sowohl fordern wie fördern. Tabu sind: Klein machen. Anschreien. Vor versammelter Mannschaft fertig machen. Hier sind alle Dinge relevant, die menschenunwürdig sind. 20 20

Woher weiß ich wie gut ich führe? Harte Daten mit ökonomischem Erfolgsbarometer 360 Grad Analyse: - Kollegen, Kunden, Mitarbeiter, Vorgesetzte bewerten Beobachtung: Korrigieren und kritisieren mich die Mitarbeiter und sprechen sie mich an? Fehlerquoten Lachen und Stimmung; was sagen die Gesichter? Hilfe und Unterstützung sind die Mitarbeiter aktiv? Wie ist die Bewerberlage? Ist die Abteilung attraktiv sich hier zu bewerben? Anzahl Verbesserungsvorschläge Direkte Fragen 21 21

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Email: peter.fischer@psychologie.uni-regensburg.de Tel: 017632462994 http://www.uni-regensburg.de/psychologie-paedagogiksport/psychologie-fischer/index.html www.scientific-leadership.de peter.fischer@scientific-leadership.de 22 22