Prof. Dr. Dirk Nüsken

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Transkript:

Forum 1 Ein gesellschaftlicher Zugang: Zur Utopie der Partizipation von Kindern und Jugendlichen Gesellschaftliche Perspektiven und empirische Einsichten Dortmund 14.09.2017 1

Gliederung 1. Einige Vergewisserungen 2. Beteiligung ein machttheoretischer Zugang 3. Einflüsse zur Partizipation in soz.päd. Leistungen 4. Eine Utopie zur Partizipationsförderung 5. Schlussgedanken

Partizipation- Teilhabe - Beteiligung Eine kurze Vergewisserung Partizipation lat., participatio aus lat., pars: Teil und Verb capere: fangen, ergreifen, sich aneignen, nehmen usw.

Modelle der Partizipation Stufen nach Roger Hart (1992) 8. Von Kindern initiiert, von Erwachsenen mitgetragen Erweiterung von Richard Schröder (1995) 9. Selbstverwaltung 8. Selbstbestimmung 7. Von Kindern initiiert und dirigiert 7. Mitbestimmung 6. Von Erwachsenen initiiert, von Kindern mitgetragen 6. Mitwirkung 5. Konsultation und Information 5. Zugewiesen, aber informiert 4. Information 4. Teilhabe 3. Symbolische Partizipation 3. Alibi-Teilnahme 2. Dekoration 2. Dekoration 1. Manipulation 1. Fremdbestimmung Hart, R. (1992): Childrens Participation: From Tokenism to Citizenship UNICEF Innocenti Essays Nr. 4 Schröder, R. (1995): Kinder reden mit! Beteiligung an Politik, Stadtplanung und gestaltung

Modelle der Partizipation Direkte und indirekte Partizipation

Der doppelte Auftrag Soz.päd. Begleitung & Beeinflussung der Lebensverhältnisse

Rahmungen für Partizipation in den HzE Beteiligung Macht - Einfluss

Beteiligung Macht Einfluss Eine Hintergrundfolie: Fünf Kategorien der Macht nach French & Raven - Legitime Macht - Belohnung - Zwang - Wissen - Identifikation French, J. P. R. Jr., and Raven, B. (1960): The bases of social power. In: Cartwright, D./Zander, A. (Hrsg.): Group dynamics. New York, S. 607 623

Interpretation soz. Probleme

Interpretation soz. Probleme https://www.equalitytrust.org.uk/child-well-being

http://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/sozialesituation-in-deutschland/61763/einkommensschichtung

Interpretation soz. Probleme Formale Einflüsse

Skizze zu den Kinderrechten in Deutschland Staat Eltern Kinder Von den Kinderrechten als Reflex auf die Elternrechte zu Kindern als Trägern (einiger) subjektiver Rechte Eltern Staat Kinder Grafik: H.J. Schimke

Grafik: www.kindernothilfe.de/kinderrechte.html

Interpretation soz. Probleme Formale Einflüsse Fachliche Einflüsse Institutionelle Einflüsse Subjektive Einflüsse Erwartungen Dritter Einflüsse der Adressaten

Eine Utopie zur Partizipationsförderung Modelle des Zusammenlebens und Zusammenwirkens von Menschen

Information Industrie / Wissenschaft Agrar Tribal Quelle: http://www.reinventingorganizations.com/powerpoints.html 17

TRIBAL Quelle: http://www.reinventingorganizations.com/powerpoi nts.html

TRADITIONELL Quelle: http://www.reinventingorganizations.com/powerpoi nts.html

INDUSTRIE / WISSENSCHAFT Quelle: http://www.reinventingorganizations.com/powerpoi nts.html

INFORMATION Quelle: http://www.reinventingorganizations.com/powerpoi nts.html

? Quelle: http://www.reinventingorganizations.com/powerpoints.html 22

Das evolutionäre (integrale) Modell eines lebenden Organismus Quelle: http://www.reinventingorganizations.com/powerpoi nts.html

http://www.buurtzorgnederland.com

Kennzeichen der Teams: - Keine Vorgesetzten/ Managementaufgaben im Team verteilt - Unterstützung durch Fortbildung, Beratung und Methoden - Entscheidungsfindung durch Werte, Beratung und Diskurs (wenig Besprechungen) - Aufgaben folgen Fachkenntnis, Interesse und Engagement - Transparente Informationen - Jede(r) ist verantwortlich - Räume zur Reflektion - Sinn statt Gewinnmaximierung

www.buurtzorg-in-deutschland.org/buurtzorg www.reinventingorganizations.com

Schlussgedanken Eine partizipative Hilfekultur entwickeln! auf der gesellschaftlichen Ebene 1. Auf allen gesellschaftlichen Ebenen und in allen Sektoren gilt es entgegen dem derzeitigen Trend, sogenannte Sachzwänge in den Vordergrund zu stellen mehr Demokratie zu wagen und neue Mitbestimmungsmöglichkeiten zu entwickeln. 2. die negativen und ausgrenzenden Folgen von Armut von Familien und Kindern sind konsequent zu benennen und politisch zu bekämpfen. 3. die rechtlichen Rahmenbedingungen in den HzE sind partizipativ weiter zu entwickeln. Dazu gehören insbesondere das Recht auf Nicht-Diskriminierung aufgrund von Geschlecht, Herkunft, Behinderung oder sonstiger Merkmale; das Recht, in Freiheit erzogen zu werden; das informationelle Selbstbestimmungsrecht; der Ausbau der formalen Beteiligungs- und Beschwerderechte... 4. der Kinder- und Jugendhilfe sind ausreichende Mittel zu Verfügung zu stellen, damit sie die Kinder und Jugendlichen unterstützen und ihre Mitarbeiter_innen entsprechend der Bedeutung ihrer Aufgabe entlohnen und damit ihre gesellschaftliche Integrationsaufgabe erfüllen kann.

Vielen Dank! Wir sind diejenigen, auf die wir immer gewartet haben. Medizinmann der Navajo nuesken@evh-bochum.de