Leitfaden zur Umsetzung der regulatorischen Anforderungen an die Marktkommunikation in geschlossenen Verteilnetzen



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Transkript:

Leitfaden zur Umsetzung der regulatorischen Anforderungen an die Marktkommunikation in geschlossenen Verteilnetzen Wo lauern Risiken und was gilt es bei der IT-technischen Implementierung zu beachten? Erstellt durch Dr. Andreas Lied Roman Hoffmann Manfred Jakobs Becker Büttner Held Consulting AG Untere Weidenstraße 5, 81543 München Telefon: +49 (089) 23 11 64-910 Fax: +49 (089) 23 11 64-999 E-Mail: muenchen@bbh-beratung.de www.bbh-beratung.de Becker Büttner Held Consulting AG Sitz der Gesellschaft: München Rechtform: Aktiengesellschaft Amtsgericht München HRB 188278 Vorsitzender des Aufsichtsrats: Dr. Ulrich Mössner

Über die wirtschaftliche Bedeutung und die Risiken der Marktregeln für die Durchführung der Bilanzkreisabrechnung Strom (MaBiS) aber natürlich auch der weiteren Festlegungen der Bundesnetzagentur zum Datenaustausch bei der Abwicklung des Netzzuganges Strom und Gas (GPKE, GeLi Gas, GABi Gas, WiM) besteht Einigkeit. Allerdings bleiben die Auswirkungen auf die bestehenden innerbetrieblichen Prozesse und das Zusammenspiel verschiedener IT-Systeme bei Betreibern von geschlossenen Verteilnetzen (gvnb) bisher größtenteils unbeachtet. Die bei den klassischen EVU genutzten Softwaresysteme sind bisher oftmals nicht vorhanden und wurden z.t. auch nicht benötigt. Diese Systeme werden folgendermaßen unterschieden: ERP-Systeme, wie SAP R/3, die die Prozesse der Materialwirtschaft und des Rechnungswesens abbilden und in der Regel bei gvnb vorhanden sind. Zählerfernauslesesysteme (ZFA), die zur remote Anbindung von Lastgangzählern dienen und bei gvnb mit vielen Zählpunkten eingesetzt werden. Energiedatenmanagement-Systeme (EDM), die Verwalten, Aggregation und Plausibilisieren der Zeitreihen übernehmen, übernehmen oftmals auch die Bilanzierung und Prognosefunktionen. Sie sind nur bei gvnb mit einer größeren Anzahl von verschiedenen Zeitreihen(-typen) vorhanden. Verbrauchsabrechnungslösungen (VA), die energiewirtschaftlich relevante Abrechnungsprozesse abbilden, sind wegen der fehlenden Anzahl von Endkunden eher seltener bei gvnbs anzutreffen. Für den regulierten Marktdatenaustausch zwingend erforderlich sind EDIFACT- Konverter, die alle gvnb haben müssen, um MaBiS oder andere Prozesse abbilden zu können. Sie sind oftmals in einem der oben genannten Systeme als Komponente enthalten. Durch die Notwendigkeit zur Umsetzung der festgelegten Vorgaben der Bundesnetzagentur, wenn auch teilweise in geschlossenen Verteilnetzen nur in einer light Version, müssen nun stringente regulatorische Randbedingungen erfüllt werden. Dies gilt insbesondere, wenn in diesen Verteilnetzen ein von Dritten belieferter Endkunde existiert. Welche Softwarekomponenten dabei in Frage kommen, hängt jedoch von den Marktrollen ab, die der gvnb einnimmt. Seite 2

Wichtig: Es gilt für geschlossene Verteilnetze vorab die Strategie festzulegen, welche Marktrollen eingenommen werden sollen: Messstellenbetreiber/Messdienstleister, Verteilnetzbetreiber, Lieferant und Bilanzkreisverantwortlicher. Der eine oder andere verfügt sogar über Unternehmen die in fremden Verteilnetzen beliefert werden sollen. Bitte beachten Sie: Werden heute die kaufmännischen Belange vor allem in Ihren sogenannten ERP-Systemen, wie SAP R/3, durchgeführt, so werden Sie morgen nicht ohne Zusatzsysteme, wie z.b. Zählerfernauslesesysteme, Energiedatenmanagement-Systeme (EDM) und insbesondere EDIFACT-Konverter auskommen. Eine funktionierende IT-Implementierung sollte noch in 2011 durchgeführt werden. In den folgenden Seiten beschreiben wir die Grundlagen der IT-technischen Implementierung: I. Marktrollen festlegen, bei Systemkomponenten Fehlinvestitionen vermeiden II. III. IV. Abstimmung zwischen den Prozessen für WiM, GPKE und MaBiS EDIFACT-Nachrichtenübertragungen Risiko- und Maßnahmenhandbuch I. Marktrollen festlegen, bei Systemkomponenten Fehlinvestitionen vermeiden Solange es nicht die Regel ist, dass gvnb über ein vollintegriertes und bezahlbares IT- System verfügen, werden verschiedene IT-Systemkomponenten angeschafft. Diese müssen über Schnittstellen ihre Daten austauschen. Dabei gilt es insbesondere vorab zu klären, welche Marktrollen in welchem Umfang (Datenvolumen, Häufigkeit der Prozesse etc.) eingenommen werden, um einen möglichst reibungslosen Ablauf zu ermöglichen. Am wichtigsten für die Umsetzung der MaBiS, aber auch der anderen regulierten Prozesse im Strombereich (GPKE und WiM) und bislang weniger praxisrelevant wegen fehlender Drittbelieferungsfälle im Gasbereich (GeLi Gas, GABi Gas und ebenfalls WiM), ist die Interaktion zwischen der Zählerfernauslese (ZFA), dem Energiedatenmanagement (EDM) und der Markdatenkommunikation (EDIFACT-Konverter). Solange keine Massendaten ausgetauscht bzw. abge- Seite 3

rechnet werden müssen, ist eine Verbrauchsabrechnungslösung (VA) tendenziell überflüssig. Bild 1: Beispiel einer schematischen Darstellung von energiewirtschaftlichen Systemen Bei der Auswahl dieser Systemkomponenten kommt man sehr schnell weit in den sechsstelligen Investitionsbereich, sodass vorher gründlich überlegt werden sollte, welche IT-Systeme Sie in Ihrer individuellen Situation benötigen und welche Funktionen und Abläufe im geschlossenen Verteilnetz wie automatisiert werden müssen. Sprich: Sorgen Sie für eine adäquate Systemauswahl, ggf. mit professioneller Unterstützung. Die Systemauswahl sollte auf Ihre internen und externen Prozesse sowie auf die bereits bestehende IT-Landschaft ausgerichtet sein. Das Management von Zeitreihen können Sie zum Teil schon mit ZFA-Systemen durchführen, aufwendigere Szenarien bis hin zu Prognosen tätigen Sie besser mit professionellen EDM-Systemen. Allerdings sollte der Marktdatenaustausch via EDIFACT dabei nie aus dem Auge verloren werden. Seite 4

Ein Beispiel: Die Umsetzung der MaBiS light bei einem großen gvnb, mit wenigen drittbelieferten Kunden, haben wir mit einem stand-alone EDIFACT-Konverter zum Versenden und Empfangen der Marktdaten in Verbindung mit strukturierten Handlungsempfehlungen (Maßnahmenkatalog) und Fristenmanagement zeitnah umsetzen können. II. Abstimmung zwischen den Prozessen für WiM, GPKE und MaBiS Das wichtigste für den regulierten Marktdatenaustausch ist die systemübergreifende Datenkonsistenz da die verschiedenen Prozesse aufeinander aufbauen. Der Konflikt um die Datenkonsistenz zwischen den IT-Systemen wird dadurch verschärft, dass unter MaBiS eine Abstimmung der Stammdaten (z.b. Zählpunkte und Zuordnungsliste), für die Prozesse die aus den GPKE- und MaBiS-Richtlinien resultieren, notwendig wird. Für den Gasbereich gilt dies grundsätzlich entsprechend. Allerdings fehlt hier wie erwähnt wegen weitgehend fehlender Durchleitungsfälle in geschlossenen Verteilnetzen (noch) die Praxisrelevanz. Nachfolgend wird daher der Strombereich behandelt. Beispielsweise wurde bei den meisten EVU die GPKE-Zuordnungsliste von der VA erstellt bzw. der Versand von dort angestoßen. Nach der Umsetzung der MaBiS wird zusätzlich vom EDM die Lieferanten-Clearingliste verschickt. Stimmen die beiden Listen, die auf Stammdaten unterschiedlicher Systeme basieren (EDM und VA), nicht überein, muss dies im eigens dafür vorgesehen Feld der Lieferanten-Clearingliste vermerkt werden. Dies bedeutet, beide Listen müssen seitens des gvnb vor Versand der Lieferanten-Clearingliste vom IT-System abgeglichen werden. Außerdem können im Falle von fremden Messdienstleistern, wie sie im Falle von Mobilfunkanbietern und Einzelhandelsketten erwartet werden, die Wechselprozesse im Messwesen (WiM) auch für gvnb relevant werden. Die Marktdatenaustauschprozesse sind so angelegt, dass sie ineinander greifen und der gvnb dabei als Datendrehscheibe fungiert (siehe Abbildung 2). Seite 5

Bild 2: Marktdatenaustausch Strom aus Sicht des gvnb Im letzten Fall werden Zeitreihen und Lastgänge mittels des EDIFACT-Formats MSCONS an den gvnb übermittelt, der wiederum diese plausibilisieren muss und die plausibilisierten Werte an den Lieferanten weiterleitet. Datenkonsistenz herstellen heißt, trotz fremder Messdienstleister, den Lieferanten und Bilanzkreisverantwortlichen immer vollständige und sinnhafte Messwerte zu übermitteln, so müssen z.b. Ersatzwerte gebildet werden können. Die Grundlage dafür ist eine eindeutige Verwendung von Zählpunkten und Zählpunktbezeichnungen. Sowohl reale, als auch virtuelle Zählpunkte müssen Bildungsregeln gehorchen, um systemübergreifend eindeutig zu sein. Die virtuellen Zählpunktbezeichnungen werden gemäß MaBiS vom Bilanzkreiskoordinator (BiKo) benannt (zumindest werden dessen Bildungsregeln vorgegeben) und dienen als Bezeichnungen für Summenzeitreihen. Die realen Zählpunkte müssen jetzt den Vorgaben des MeteringCode2006 entsprechen. Ferner müssen die einzelnen Entnahme- oder Einspeisestellen-Bezeichnungen (reale Zählpunkte) vom gvnb typenrein dem jeweiligen virtuellen Zählpunkt zugewiesen werden. Eine Überprüfung/Konsolidierung der verwendeten Zählpunktbezeichnungen muss allerdings in sämtlichen IT-Systemen durchgeführt werden, um deren Eindeutigkeit sicher zu stellen. Seite 6

Bild 3: Interaktion beim Messdatenaustausch gemäß WiM und GPKE Eine einfache und günstige Lösungsmöglichkeit dieser Problematik ist eine Marktdatenaustausch-Plattform (z.b. ein EDIFACT-Konverter), die den Marktdatenaustausch unabhängig von EDM und anderen IT-Systemen ausführt. Diese kann über sogenannte Adapter oder Konnektoren (standardisierte Schnittstellen) die Daten für die entsprechenden Systeme bereitstellen. Allerdings verfügen solche Systeme selten über eine Automatisierung der Prozesse und Fristen. In diesem Fall wird der Marktdatenaustausch immer und für alle Prozesse über die Marktdatenaustausch-Plattform ausgeführt, sowohl eingehend wie auch ausgehend. Eine solche Plattform agiert wie eine Weiche für die Daten und sorgt für die Integration der verschiedenen Systeme. Dadurch werden bilaterale Schnittstellen nicht mehr individuell implementiert, sondern die verschiedenen IT-Systeme kommunizieren über eine einzige, eigene Schnittstelle mit der Plattform, welche dann die Daten an das Zielsystem weiterleitet. Ein stand-alone EDIFACT-Konverter stellt gerade für gvnb eine günstige Übergangslösung für die zeitnahe Umsetzung der GPKE-, MaBiS- und WiM-Prozesse da. Seite 7

III. EDIFACT-Nachrichtenübertragung Unsere Erfahrung zeigt, dass in der Regel ca. 2 % bis 3 % der Daten oder Nachrichten während des Transports in der Problemzone zwischen E-Mail-Server und EDIFACT-Konverter (siehe Bild 4) hängen bleiben, ohne einer möglichen Weiterverarbeitung durch einen Sachbearbeiter zugeführt werden zu können. Durch die strikte Fristenregelung der MaBiS inklusive wirtschaftlicher Sanktionen ist eine Überwachung der Nachrichten im Kommunikationskanal bedeutsam. Zwar ermöglicht die EDIFACT-Meldung CONTRL einen Rückschluss, ob die verschickten Nachrichten angekommen und syntaktisch korrekt sind, dennoch besteht Handlungsbedarf falls die Nachrichten in der Problemzone hängen geblieben sind. Bild 4: Schema des Datenempfangs von EDIFACT-Nachrichten Fristenverzug und damit Falschbilanzierung droht! EDIFACT-Meldungen müssen zu 100 % erkannt und rechtzeitig abgearbeitet werden können. Seite 8

Folgende Alltagsprobleme bei der EDIFACT-Nachrichtenübertragung treten unserer Erfahrung nach häufig genug auf, um genauer analysiert und gegebenenfalls behoben zu werden: Die Formatversionen stimmen zwischen Absender und Empfänger nicht überein. Dies tritt vor allem zu Zeitpunkten auf, bei denen die EDIFACT-Formate von der Bundesnetzagentur geändert werden, das heißt um den 1. April und den 1. Oktober eines jeden Jahres. Außerdem bricht gelegentlich die Verbindung zwischen dem EDI-Konverter und dem Mailsystem ab, Nachrichten werden nicht korrekt übergeben und bleiben hängen. Dieser Zustand wird in den Anwendungssystemen selten oder gar nicht berücksichtigt. Darüber hinaus ist das Mailsystem für Mitarbeiter oft schwer einsehbar oder wenig nachvollziehbar, daher ist eine Fehleranalyse für Sachbearbeiter fast unmöglich. Eine mögliche Lösung ist die Überwachung des E-Mail- Servers und damit des Marktdatenaustausches durch einen Datenaustausch- Monitor. Hierdurch wird der Nachrichtentransport überwacht und es wird im Posteingangskorb des Mail-Servers regelmäßig überprüft, ob hereinkommende oder ausgehende Marktdatenmails richtig verarbeitet werden oder nicht. Dieser Monitor kann auch falsche oder fehlerhafte EDIFACT-Formate erkennen und zurückmelden. Das entscheidende ist die Überwachung der kompletten Nachrichtenkette, angefangen bei der Energieverbrauchsabrechnung (VA), über das Energiedatenmanagement-System (EDM) und die EDV-Infrastruktur (E-Mail- Server, Datenleitung) bis hin zum Marktdatenpartner und zurück. Die wenigsten Hersteller binden diese Kette ein, meist ist ein herstellerabhängiger Monitor lediglich für die eigene Software zuständig. Solche Monitor-Programme gibt es von verschiedenen Herstellern oder im Open-Source-Bereich. Gerne helfen wir Ihnen dabei weiter. IV. Risiko- und Maßnahmenhandbuch Geschlossene Verteilnetzbetreiber sollten bereits bei Einführung der MaBiS Maßnahmen und Lösungen für erwartete und unerwartete Probleme festgelegt haben. Die Becker Büttner Held Consulting AG (BBH Consulting) hat für gewisse Standartszenarios bereits Maßnahmen und ein Fristenmanagement entwickelt. Unser Schema eines Risiko- und Maßnahmenhandbuchs beinhaltet organisatorische Richtlinien, konkrete Maßnahmen und Checklisten für verschiedene Szenarien (siehe Abbildungen 5 und 6). Seite 9

Ferner ist es durch die im Maßnahmenhandbuch getroffenen Festlegungen und Regeln, nach der erstmaligen Inventarisierung bei der MaBiS-Einführung, auch im fortlaufenden Betrieb für alle Sachbearbeiter nachvollziehbar, unter welchen Bedingungen z.b. welche Zeitreihentypen den Zählpunkten zugeordnet sind. Außerdem können Mitarbeiter in einem Fehlerfall strukturiert und effizient die Ursache des Fehlers ausfindig machen und diesen schnell korrigieren. Des Weiteren wird die Transparenz der Prozesse und des Marktdatenaustauschs im Unternehmen erhöht. Gerade für gvnb, vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Sanktionen einer fehlerhaften Umsetzung der MaBiS, bietet ein Risiko- und Maßnahmenhandbuch einen deutlichen Mehrwert. Bild 5: Beispiel für Maßnahmenkatalog und Prozessdokumentation Seite 10

Bild 6: Beispiel für MaBiS Fragenkatalog und Checklisten von BBH-Consulting Für Rückfragen steht Ihnen Herr Manfred Jakobs gerne unter der angegebenen Telefonnummer zur Verfügung. München, 21.Juli.2011 Dr. Andreas Lied Vorstand Roman Hoffmann Prokurist Seite 11