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Transkript:

22. Windenergietage Spreewind GmbH Modelle der Eigenstromverwertung was geht? M A S L A T O N Rechtsanwaltsgesellschaft mbh Leipzig. München. Köln Holbeinstraße 24, 04229 Leipzig Dr. Manuela Herms, Rechtsanwältin MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Rheinsberg, 14.11.2013 1

MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Rheinsberg, 14.11.2013 2 Dr. Manuela Herms Dr. Manuela Herms ist vornehmlich im Energierecht tätig, insbesondere in den Bereichen Erneuerbare Energien und Kraft-Wärme-Kopplung. Sie betreut beratend und forensisch zahlreiche Projekte zur Errichtung von Erzeugungsanlagen in Fragen des Netzanschlusses und der Vergütung nach dem EEG und dem KWKG, aber auch im Hinblick auf energiewirtschaftsrechtliche Anforderungen und Vorgaben. Im Zuge der Energiewende rücken zudem Konzepte zur dezentralen Energieversorgung verstärkt in den Focus der anwaltlichen Beratung durch Frau Dr. Herms.

MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Rheinsberg, 14.11.2013 3

MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Rheinsberg, 14.11.2013 4 1. Zielstellung des EEG 1 Abs. 2 EEG 2012 verfolgt dieses Gesetz das Ziel, den Anteil erneuerbarer Energien an der Stromversorgung mindestens zu erhöhen auf 1. 35 Prozent bis zum Jahr 2020, 2. 50 Prozent bis zum Jahr 2030, 3. 65 Prozent bis zum Jahr 2040 und 4. 80 Prozent bis zum Jahr 2050 Status 2012: 23,5 % Anteil an der Stromerzeugung, 12,7 % am gesamten Endenergieverbrauch Herausforderung: Marktintegration der Erneuerbaren Energien

MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Rheinsberg, 14.11.2013 5 2. Entwicklung der Erneuerbaren Energien

MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Rheinsberg, 14.11.2013 6 3. Zweckerreichung des EEG Zweck des EEG erreicht, wenn auch ohne Förderung das Ziel nach 1 EEG erreicht werden kann EEG als eines von mehreren Förderinstrumenten wesentlich für die bisherigen Investitionen in EE-Anlagen EEG minimiert aufgrund der Abnahmepflicht und der Vergütungspflicht das unternehmerische Absatz- und Preisrisiko Investitionen werden nur dann in EE auch ohne EEG getätigt, wenn sich diese amortisieren wesentlicher Faktor ist der zu erzielende Verkaufspreis für den Strom

MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Rheinsberg, 14.11.2013 7 3. Zweckerreichung des EEG Sobald Netzparität (engl. grid parity ) eintritt, verliert das EEG seine Lenkungswirkung Grundregelung der Anschluss-, Abnahme- und Verteilungspflicht seitens des Netzbetreibers müssen auch weiterhin bestehen! Derzeitige Marktprämienregelung gibt keinen Bestandschutz vgl. Managementprämienverordnung kann jederzeit geändert werden. Bereits für Biogasanlagen ab 750 kw mit Inbetriebnahme ab 01.01.2014 zwingend Direktvermarktung könnte auch zum Anlass für andere EE-Anlagen genommen werden.

MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Rheinsberg, 14.11.2013 8 4. Vermarktung außerhalb des EEG Vermarktungsformen außerhalb des EEG gewinnen zunehmend an Bedeutung Zentrale Verwertung am Strommarkt, z.b. Börse oder Regelenergie teilweise finanzielle Förderung über Direktvermarktungsregelungen im EEG De Eigenverbrauch oder örtliche Lieferung von Strom an Letztverbraucher Vorteil: Einsparung von Strompreisbestandteilen möglich

MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Rheinsberg, 14.11.2013 9 zentrale Verwertung

MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Rheinsberg, 14.11.2013 10 1. Strommarktdesign Derzeitige Entwicklung des Strommarktdesigns kaum abzusehen Zunächst Energiewirtschaft oligopolistisch geprägt wenige Anbieter und viele Abnehmer Gesetzgeber ging davon aus, dass Wettbewerb im Stromsektor schädlich für die Versorgungssicherheit sei Wettbewerb durch die EU verordnet und seit 1998 durch mehrere Novellen des EnWG durchgesetzt wesentliches Element des Stromhandels: Bilanzkreise Versorgungssicherheit wird durch Regelenergiemarkt gewährleistet

MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Rheinsberg, 14.11.2013 11 2. Strommärkte Unterschiedliche Strommärkte stehen zur Verfügung EEG sieht keine Einschränkung vor OTC (Over The Counter) Freier Markt, keine Andienungspflicht an Börse Strompreis orientiert sich zumeist am Börsenwert Standardverträge (EFET-Rahmenvertrag) Börsenhandel EEX Stundenkontrakte am Spotmarkt, Intradaymarkt und Terminmarkt Börsenzulassung notwendig

MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Rheinsberg, 14.11.2013 12 2. Strommärkte Regelenergiemarkt: Ausschreibung durch ÜNB Regelenergie zu unterscheiden in Primärregelung, Sekundärregelung und Minutenreserve Hohe technische Anforderungen an die Anlage Kapazitätsanforderungen zur Bereitstellung von Regelenergie Möglichkeit der Bildung von virtuellen Kraftwerken Strompreis = Arbeitspreis für die bereitgestellte negative oder positive Stromkapazität + Leistungspreis für die tatsächliche Inanspruchnahme

MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Rheinsberg, 14.11.2013 13 3. Direktvermarktung im EEG Bereits EEG 2009 enthielt Vorschriften zur Direktvermarktung insbesondere Pflichten des Anlagenbetreiber (z.b. einzuhaltende Anzeigefristen) Im EEG 2012 erstmals finanzielle Förderung der Direktvermarktung durch Marktprämie eingeführt Ziel: Anlagenbetreiber sollen Markterfahrungen sammeln, ohne finanziell schlechter gestellt zu werden als nach EEG erstmals für sämtliche Erzeugungsarten wirtschaftlich Direktvermarktung = Veräußerung von Strom aus Erneuerbaren Energien Anlagen an Dritte, 33a EEG 2012

MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Rheinsberg, 14.11.2013 14 3. Direktvermarktung im EEG Varianten der Direktvermarktung: Direktvermarktung zur Inanspruchnahme der Marktprämie Direktvermarktung zur Verringerung der EEG Umlage Sonstige Direktvermarktung Möglichkeit der anteiligen Direktvermarktung, wenn die Prozentsätze an den Netzbetreiber mitgeteilt und die Prozentsätze nachweislich jederzeit eigehalten wurden Wechsel zwischen den verschiedenen Formen unter Einhaltung von Fristen möglich

MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Rheinsberg, 14.11.2013 15 3. Direktvermarktung im EEG Abgrenzung der Direktvermarktung zu Eigenverbrauch und Direktverbrauch durch Dritte = Veräußerung von Strom an Dritte, die den Strom in unmittelbarer räumlicher Nähe zur Anlage verbrauchen Strom darf nicht durch ein öffentliches Netz durchgeleitet werden = Verbrauch des Stroms durch den Anlagenbetreiber selbst in unmittelbarer räumlicher Nähe zur Anlage oder außerhalb des öffentlichen Netzes Anforderungen an DV (Fristen, Prozentsätze) gelten nicht!

MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Rheinsberg, 14.11.2013 16 4. Dezentrale Vermarktung im EEG Eigen- oder Direktverbrauch können eine sinnvolle Alternative der dezentralen Stromverwertung sein idr nur wirtschaftlich, wenn der Überschussstrom weiterhin zu EEG-Konditionen eingespeist oder direkt vermarktet werden kann 16 Abs. 3 EEG 2012: Einspeisepflicht bezüglich des gesamten erzeugten Stroms, wenn dem Grunde nach ein Vergütungsanspruch besteht, der Strom nicht vom Anlagenbetreiber selbst oder einem Dritten in unmittelbarer räumlicher Nähe zur Anlage verbraucht wird, und der Strom durch ein Netz durchgeleitet wird

MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Rheinsberg, 14.11.2013 17 4. Dezentrale Vermarktung im EEG bei Verstoß gegen die Einspeisepflicht verringert sich die Vergütung für den tatsächlich eingespeisten Strom nur Anspruch auf tatsächlichen Monatsmittelwert des energieträgerspezifischen Marktwerts mindestens für die Dauer eines Kalendermonats Reichweite der Einspeisepflicht noch teilweise ungeklärt, Gesetzeswortlaut uneindeutig Stromverbrauch durch einen Dritten in unmittelbarer räumlicher Nähe über das öffentliche Netz? Stromverbrauch durch einen Dritten in größerer Entfernung über eine Direktleitung?

MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Rheinsberg, 14.11.2013 18 4. Dezentrale Vermarktung im EEG Sicherste Variante: Selbstverbrauch oder Drittbelieferung in unmittelbarer räumlicher Nähe ohne Inanspruchnahme des öffentlichen Netzes Vorteile: Überschussstrom kann zu EEG-Konditionen in das Netz eingespeist werden Keine Mitteilung an Netzbetreiber über prozentuale Aufteilung zwischen Einspeisung und Eigen-/Direktverbrauch Zusätzliche Erlösmöglichkeiten durch Direktverkauf Einsparung von Strompreisbestandteilen möglich, z.b. EEG-Umlage, Netzentgelte, Stromsteuer

MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Rheinsberg, 14.11.2013 19

MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Rheinsberg, 14.11.2013 20 1. Allgemeines Dezentrale Stromverwertung kann zu Preisvorteilen wegen Einsparung von Strompreisbestandteilen führen Wesentliche Bestandteile des Strompreises sind: 1. Stromerzeugungskosten (sog. Gestehungskosten) 2. Netzentgelte (KWK-Umlage, Offshore-Haftung, 19 Abs. 2 StromNEV, Konzessionsabgaben) 3. EEG-Umlage 4. Stromsteuer 5. Mehrwertsteuer

MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Rheinsberg, 14.11.2013 21 1. Allgemeines Quelle: Strom-Anbieter-Wechsel.de

MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Rheinsberg, 14.11.2013 22 2. Netzentgelte für Strommengen, die aus dem öffentlichen Netz bezogen werden, fallen Netzentgelte an Bestandteile neben reinen Netzkosten: Konzessionsabgaben KWK-Umlage Umlage nach 19 Abs. 2 StromNEV Offshore-Haftungs-Umlage, 17 Abs. 2a EnWG Umlage für abschaltbare Lasten nach AbLaV Folge: keine Netzentgelte für Strommengen, die außerhalb des öffentlichen Netzes (z.b. über Direktleitungen) selbst verbraucht oder an Letztverbraucher geliefert werden

MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Rheinsberg, 14.11.2013 23 3. EEG-Umlage Höhe der EEG-Umlage 2014: 6,24 ct/kwh Zahlungspflichtig = EVU, das Strom an Letztverbraucher liefert Anspruchsberechtigter = Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) 37 Abs. 3 EEG 2012: kein Anspruch des ÜNB auf EEG- Umlage, wenn Letztverbraucher die Erzeugungsanlage als Eigenerzeuger betreibt und den erzeugten Strom selbst verbraucht, sofern der Strom nicht durch ein Netz durchgeleitet wird, oder der Strom im räumlichen Zusammenhang zu der Stromerzeugungsanlage verbraucht wird sog. Eigenstromprivileg

MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Rheinsberg, 14.11.2013 24 3. EEG-Umlage Variante 1: Netz Überschusseinspeisung Eigenverbrauch Verbraucher

MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Rheinsberg, 14.11.2013 25 3. EEG-Umlage Variante 2: Netz Überschusseinspeisung Eigenverbrauch Verbraucher Räumlicher Zusammenhang

MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Rheinsberg, 14.11.2013 26 3. EEG-Umlage a. Personenidentität Selbstverbrauch liegt nur vor, wenn Anlagenbetreiber und Letztverbraucher dieselbe juristische Person sind sonst umlagepflichtiger Liefervorgang, unabhängig davon, ob dieser über das öffentliche Netz stattfindet 3 Nr. 2 EEG 2012: Legaldefinition Anlagenbetreiber [ ] Anlagenbetreiber im Sinne des EEG ist, wer unabhängig vom Eigentum die Anlage für die Erzeugung von Strom aus Erneuerbaren Energien oder aus Grubengas nutzt. BGH zum EEG 2009: bei Lieferung im Konzernverhältnis liegt nicht identische juristische Person vor umlagepflichtig

MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Rheinsberg, 14.11.2013 27 3. EEG-Umlage a. Personenidentität Problem: Lieferung von Strom an Betreibermehrheiten z.b. mehrere Wohnungseigentümer, die sich aus der gemeinsam errichteten PV-Anlage selbst mit Strom versorgen möchten BMU: unternehmerisches bzw. wirtschaftliches Risiko muss beim Anlagenbetreiber liegen Indizienbündel Einzelfallentscheidung! BMU fordert nach einem jur. Gutachten, dass im 15- Minuten-Intervall die Abnahme der Beteiligung an der Erzeugungsanlage entspricht

MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Rheinsberg, 14.11.2013 28 3. EEG-Umlage b. Räumlicher Zusammenhang Bei Inanspruchsnahme des öff. Netzes setzt Eigenstromprivileg Verbrauch in räumlichem Zusammenhang mit Anlage voraus auslegungsbedürftiger Rechtsbegriff Gesetzesbegründung verweist auf das StromStG und dessen Verständnis der räumlichen Nähe BFH: gerade bei größeren Anlagen können fast 2000 Haushalte versorgt werden, sodass der räumliche Zusammenhang weit auszulegen ist (ca. 4,5 km) umstr.: Lieferungen innerhalb eines Stadtgebietes erfolgen noch im räumlichen Zusammenhang (z.t. in Lit. vertreten) Einzelfallprüfung erforderlich

MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Rheinsberg, 14.11.2013 29 3. EEG-Umlage c. Verjährung Problem: Verjährung des Anspruches des ÜNB auf Zahlung der EEG-Umlage? Solange der ÜBN keine Kenntnis von der Stromlieferung hat, beginnt die Verjährung nicht zu laufen. Erst mit Übermittlung der Daten seitens des Stromlieferanten beginnt die Verjährung von drei Jahren zu laufen. Gerade bei wackeligen Konstruktionen erhebliches Risiko, dass EEG-Umlage zu einem späteren Zeitpunkt eingefordert wird Wirtschaftliches Risiko muss sich im Vertragswerk wiederfinden

MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Rheinsberg, 14.11.2013 30 4. Stromsteuer Stromsteuer fällt an für Lieferungen von Strom an Letztverbraucher oder Stromentnahme zum Selbstverbrauch durch Eigenerzeuger Steuerschuldner = Versorger (EVU) bzw. Eigenerzeuger Höhe: 2,05 ct/kwh 9 Abs. 1 Nr. 1 StromStG: Steuerbefreiung für Strom aus EE, wenn dieser aus einem ausschließlich aus EE gespeisten Netz oder Leitung entnommen wird Wortlaut des Gesetzes restriktiv, sodass keine Mischung mit Graustrom erfolgen darf BMF: Ausschließlichkeit (+), wenn der Strom erst in Eigennetz oder einer Leitung am Ort der Erzeugung mit Strom aus EE vermischt wird

MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Rheinsberg, 14.11.2013 31 4. Stromsteuer 9 Abs. 1 Nr. 3 StromStG: Steuerbefreiung für Strom aus eine Anlagen bis 2 MWel, wenn: a) der Betreiber als Eigenerzeuger den Strom im räumlichen Zusammenhang zum Selbstverbrauch entnimmt oder b) Stromlieferung von demjenigen, der die Anlage betreibt oder betreiben lässt, an Letztverbraucher im räumlichen Zusammenhang zur Anlage für Einzel-WEA > 2 MW uninteressant u.u. Addition mehrerer WEA an verschiedenen Standorten (z.b. Windpark) bei zentraler Steuerung, 12b Abs. 2 StromStV

MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Rheinsberg, 14.11.2013 32 5. Überblick Einsparmöglichkeiten Einsparmöglichkeiten bei dezentraler Energieversorgung unter Inanspruchnahme des öffentlichen Netzes Eigenverbrauch EEG-Umlage bei räumlichem Zusammenhang Stromsteuer bei Anlagen < 2 MW Direktverbrauch Stromsteuer bei Anlagen < 2 MW In beiden Fällen Überschusseinspeisung zu EEG-Konditionen kritisch!

MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Rheinsberg, 14.11.2013 33 5. Überblick Einsparmöglichkeiten Einsparmöglichkeiten bei dezentraler Energieversorgung außerhalb des öffentlichen Netzes Eigenverbrauch Netznutzungsentgelte EEG-Umlage u.u. Stromsteuer Direktverbrauch Netznutzungsentgelte u.u. Stromsteuer In beiden Fällen Überschusseinspeisung zu EEG-Konditionen!

MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Rheinsberg, 14.11.2013 34 IV. Modelle der Eigenstromverwertung

MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Rheinsberg, 14.11.2013 35 1. Ausgangslage Geeignete Standorte: WEA/Windparks in unmittelbarer Nähe zu größeren (Einzel)Stromverbrauchern (Industrie/Gewerbe) nach BFH Entfernung bis zu 4,5 km (Einzelfall!) Bau einer Direktleitung zur direkten Stromentnahme aus dem Windpark Ziel: zur Minimierung der Strombezugskosten möglichst Eigenverbrauch des Stromkunden generieren Stromverbraucher = Anlagenbetreiber entweder Stromverbrauch zum Anlagenbetreiber ziehen oder Anlage zum Stromverbraucher

MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Rheinsberg, 14.11.2013 36 2. Nutzenergiekonzept Idee: EVU liefert Nutzenergie in Form von Licht, Kraft, Wärme oder Kälte vertraglich vereinbart, dass EVU hierfür das Kundennetz und sämtliche Verbrauchseinrichtungen (z.b. Toaster, Waschmaschine) nutzen und steuern darf arg: keine Lieferung von Strom, daher keine EEG-Umlage LG Hamburg: Verbrauch von elektrischer Energie ist tatsächlicher, physikalischer Vorgang, der durch Betätigung von elektrischen Geräten stattfindet Lieferung von Nutzenergie widerspricht Lebenswirklichkeit, unzulässige Umgehung der EEG-Umlage

MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Rheinsberg, 14.11.2013 37 3. Pacht- und Betriebsführungsmodell Verbreitet in der Praxis: Pacht- und Betriebsführungsmodell Verbraucher wird durch Nutzungsvertrag zum Anlagenbetreiber gemacht überträgt technische Betriebsführung zurück an Eigentümer an Eigentumssituation ändert sich nichts Nutzungsvertrag Betriebsführungsvertrag Verbraucher

MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Rheinsberg, 14.11.2013 38 3. Pacht- und Betriebsführungsmodell BGH (zum KWKG): Anlagenbetreiber ist, wer die tatsächliche Sachherrschaft über die Anlage ausübt und das wirtschaftliche Risiko des Anlagenbetriebs trägt auch Mieter oder Pächter können Anlagenbetreiber sein, wenn sie das wirtschaftliche Risiko des Anlagenbetriebs tragen insbesondere Brennstoffbeschaffungsrisiko bzw. bei WEA Risiko von windschwachen Jahren Genehmigungs- und Nachrüstungsrisiko je nach vertraglicher Ausgestaltung auch Ausfallrisiko (Reparaturen, Ersatzbeschaffung)

MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Rheinsberg, 14.11.2013 39 3. Pacht- und Betriebsführungsmodell Folge: Personenidentität zwischen Anlagenbetreiber und Letztverbraucher kein Liefervorgang von Strom, sondern Eigenverbrauch EEG-Umlage fällt nicht an Rückübertragung der technischen Betriebsführung auf den Eigentümer ist unschädlich idr fehlt Verbraucher der technische Sachverstand aber: bei Verbraucher muss Weisungsrecht verbleiben! Höchste Sorgfalt bei vertraglicher Ausgestaltung geboten, um Anfall der EEG-Umlage zu verhindern!

MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Rheinsberg, 14.11.2013 40 3. Pacht- und Betriebsführungsmodell Problem: u.u. Konflikt mit Kreditwesengesetz (KWG) Hintergrund: Pacht und Leasing nicht klar abgrenzbar jeweils Gebrauchsüberlassung auf Zeit Gefahr: Überlassung der WEA an Kunden könnte als Leasinggeschäft eingestuft werden 32 Abs 1 KWG: gewerbsmäßiger Abschluss von Leasinggeschäften bedarf Erlaubnis durch Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) bei Verstoß Straftatbestand! muss bei Vertragsgestaltung berücksichtigt werden

MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Rheinsberg, 14.11.2013 41 4. Personenmehrheiten Problem: häufig in der Nähe von Windparks keine einzelnen Großabnehmer vorhanden dafür mehrere kleine Gewerbebetriebe oder sogar Haushalte, die Interesse am Strombezug aus dem Windpark haben Möglichkeit: Zusammenschluss als GbR, die die Anlage(n) betreibt und Strom durch ihre Gesellschafter selbst verbraucht erhebliche Rechtsunsicherheit, da bislang nicht durch Gerichte bestätigt BMU fordert nach einem jur. Gutachten, dass im 15- Minuten-Intervall die Abnahme der Beteiligung an der Erzeugungsanlage entspricht

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MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Rheinsberg, 14.11.2013 43 Gefahr: Nachträgliche Änderung der Rahmenbedingungen Aktuelle Diskussion um Prüfung aller Ausnahmetatbestände, insbes. Eigenerzeugungsprivileg Bestandsschutz ergibt sich aus dem Grundsatz, dass der Bürger u.u. darauf Vertrauen kann, dass seine getätigten Investitionen nicht enttäuscht werden (hier: Art. 20, 14 GG) Gerade bei Steuertatbeständen unechte Rückwirkung möglich d.h. das Jahr ist Bemessungszeitraum Bisher rechtlich ungeklärt, ob Eigenstromprivileg vom Bestandsschutz erfasst ist oder ob wieder der Jahreszeitraum gilt Beachte: Grundsätzliche Worst-Case-Rechnung notwendig!

MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Rheinsberg, 14.11.2013 44 Koalitionsverhandlungen: Eigenstromprivileg wackelt! in der Presse unsachliche Diskussion über Entsolidarisierung der Eigenverbraucher Vorwurf: keine Beteiligung an Kosten der Netze und der Energiewende Pläne der neuen Koalition laut inoffiziellen Berichten: Mindestumlage zur Grundfinanzierung des EEG für Eigenverbrauchsanlagen wohl nicht EEG-Umlage in voller Höhe aus administrativen Gründen Bagatellgrenze wohl nur Neuanlagen, Bestandsschutz für bestehende Anlagen (vollumfängliche Befreiung von der EEG-Umlage)

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MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Rheinsberg, 14.11.2013 46 Eigenstromverwertung als alternative Erlösmöglichkeit kann auch für WEA sinnvoll sein standortangepasste Konzepte notwendig Steigerung der Akzeptanz vor Ort Aber: Zukunft des Eigenstromprivilegs ungewiss Sorgfältige vertragliche Ausgestaltung notwendig

MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Rheinsberg, 14.11.2013 47 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! M A S L A T O N Rechtsanwaltsgesellschaft mbh Leipzig. München. Köln Holbeinstraße 24, 04229 Leipzig Dr. Manuela Herms, Rechtsanwältin