Stiftungsfnds HAMBURGER ANKER Zielsetzung und Knzept Ein liebevlles Zuhause ist für viele Kinder keine Selbstverständlichkeit: Daran erinnern uns nicht nur die immer wiederkehrenden Schlagzeilen vn misshandelten und schwerstvernachlässigten Kindern, sndern dies ist auch eine Erfahrung, die wir in den vn uns geförderten Kinder- und Jugendprjekten machen. Uns waren diese Erfahrungen Anlass, darüber nachzudenken, wie wir Kinder nch nachhaltiger in ihrer Entwicklung unterstützen können, indem wir ihre Familien davr bewahren, unaufhaltsam in die Abwärtsspirale vn Überfrderung, Aggressin und Rückzug abzurutschen. Anlässlich unseres 10 jährigen Jubiläums haben wir deshalb den Stiftungsfnds HAMBURGER ANKER ins Leben gerufen. Mit dem Stiftungsfnds werben wir gezielt Gelder ein, um die Erziehungskmpetenz vn überfrderten Eltern zu stärken und ihre Islierung aufzubrechen. Aus dem HAMBURGER ANKER werden Familienprjekte gefördert, die Eltern helfen, einen liebe- und verantwrtungsvllen Umgang mit ihren Babys und Kleinkindern zu finden, die Eltern in funktinierende Netzwerke einbinden, die Wissen über die kindliche Entwicklung vermitteln, die Eltern einladen gemeinsam mit Prfis, Ehrenamtlichen und anderen Eltern über ihren Umgang mit den Kindern zu reflektieren und bessere Wege in einem ft schwierigen und knfliktreichen Familienalltag zu finden. Mit dem HAMBURGER ANKER wllen wir Hamburger Bürgerinnen und Bürgern die Gelegenheit geben, mit Spenden und Zustiftungen, mit guten Ideen und ehrenamtlichem Engagement etwas für Familien zu tun, die auf Vernetzung und Unterstützung dringend angewiesen sind. Misshandlung und Vernachlässigung: Zahlen und Flgen Es gibt in Deutschland keine gesicherten Zahlen darüber, wie viele Kinder vn Vernachlässigung betrffen sind. Aber es gibt Indikatren, wie z.b. die Zahl der Kinder, die vm Jugendamt mitbetreut werden in Kinderheimen, Pflegefamilien der durch Szialpädaggen, die in überfrderten Familien Unterstützung geben. Mittlerweile wird 1 % der Kinder unter sechs Jahren in diesen s genannten Erziehungshilfen betreut; rechnet man die Erziehungsberatung der Jugendämter hinzu, sind es 2 %. 1 In einer Grßstadt wie Hamburg fallen diese Zahlen in etwa 1 DJI: Stellungnahme zur Öffentlichen Anhörung der Kinderkmmissin zum Thema Neue Knzepte S. 1 vn 5
dppelt s hch aus. In der Hansestadt intervenierte der Kinder- und Jugendntdienst allein im letzten Jahr bei rund 7.000 Kindern mit Kriseneinsätzen der einer einstweiligen Unterbringung außerhalb der Familie. Etwa 3.300 Kinder und Jugendliche leben für längere Zeit der bis zur Vlljährigkeit in Jugendwhnungen, Kinderschutzhäusern der Pflegefamilien. 2 Dabei flgt Hamburg dem bundesweiten Trend, die Stadt senkt die Eingriffsschwellen und steigert die Ausgaben. Die gestiegenen Anstrengungen erreichen heute mehr Familien als nch vr fünf Jahren sie machen allerdings auch sichtbar, dass mit diesen Bemühungen nch längst keine Trendwende eingeleitet wrden ist. Gewalt und Vernachlässigung können gerade für kleine Kinder lebensbedrhlich sein. Aber auch weniger schwere Frmen der Kindeswhlverletzung beeinträchtigen Kinder weit über die aktuelle Situatin hinaus. Vernachlässigung und Gewalt können zu körperlichen und kgnitiven Entwicklungsstörungen führen. Vernachlässigte, sich ungeliebt fühlende Kinder leiden unter einem schlechteren Selbstbewusstsein, ziehen sich zurück, sind weniger szialkmpetent. Viele leiden ihr Leben lang unter Depressinen, hher Aggressin und anderen psychischen Erkrankungen. 3 Rund ein Drittel aller Eltern gibt an, sich beinahe täglich vn Erziehungsfragen gestresst zu fühlen. 87 % der Eltern fühlen sich immer wieder in Erziehungsfragen verunsichert. 4 Laut Deutschem Jugendinstitut geht der hhe vn den Eltern selbst festgestellte Bedarf an Beratung auf fünf Faktren zurück: 5 1. Familien befinden sich heute dauerhaft in einer prekären Balance: Rllenbilder vn Mutter und Vater sind neu auszutarieren, Beruf und Familie müssen unter einen Hut gebracht werden, Trennungs- und Patchwrkfamilien kämpfen um ihr Gleichgewicht. Die Zahl der Alleinerziehenden steigt. 2. Die Beziehungen zwischen Kindern und Eltern sind emtinaler gewrden und dies schafft mehr Gelegenheit für Knflikte und Enttäuschungen. 3. Die Erziehung zur Kperatin, zu Eigenständigkeit und Verantwrtung ist kmplexer und anspruchvller als die Erziehung zum Gehrsam. 4. Eltern stehen vr hhen Anfrderungen als Bildungsdienstleister. Sie sehen sich unter dem ständigen Druck Bildungschancen ihrer Kinder zu erhöhen und die Gratwanderung zwischen Unter- und Überfrderung zu bewältigen. 5. Und der whl wichtigste Punkt: Familien leiden unter den gesellschaftlichen Plarisierungstendenzen. Etwa 20 % der Kinder in Deutschland gehören schn sehr früh zu den Verlierern, sie kmmen aus deprivilegierten Familien. Ihre Eltern haben nur Früher Hilfen. 2. März 2009. S. 10f. 2 Haushaltsplan der Behörde für Sziales und Gesundheit, 2009/10, Prduktbereich 02 Familie, Jugend, Gleichstellung und sziale Entschädigung. S. 21, 23. 3 Helming, Elisabeth u.a.: Kurzevaluatin vn Prgrammen zu Frühen Hilfen für Eltern und Kinder und szialen Frühwarnsystemen in den Bundesländern. Hg.: Bundesministerium für Familie, Seniren, Frauen und Jugend u. Deutsches Jugendinstitut. Berlin 2006. S. 14-17. 4 DJI Stellungnahme, S. 1. 5 Ebd. S. 6-8. Und Wrld Visin Deutschland e.v. (Hg.): Kinder in Deutschland 2007. 1. Wrld Visin Kinderstudie. Knzeptin u. Krdinatin: Klaus Hurrelmann, Sabine Andresen u. TNS Infratest Szialfrschung. Frankfurt am Main, Nvember 2007, S. 107-109. S. 2 vn 5
schwer Zugang zu Bildung, Berufschancen, Arbeit und verfügen ftmals nur über eine geringe Beziehungskmpetenz, weil sie selbst als Kinder wenig förderliche Erfahrungen gemacht haben. Während viele Mittelschichtsfamilien, den Bedarf an Beratung selbst feststellen, erkennt die Frschung in belasteten Schichten, dass es drt weniger Einsicht in die eigenen Anteile an den Erziehungsprblemen gibt und die Bereitschaft der Eltern zur Mitarbeit an der Lösung der Prbleme eher niedrig ist. 6 Das Risik der Kinder vernachlässigt zu werden, steigt bei Eltern, 7 die selbst Vernachlässigung, Gewalt, Missbrauch und häufige Beziehungsabbrüche erlebt haben, die selbst Gewalt untereinander anwenden, die an Sucht und Depressin der anderen psychischen Erkrankungen leiden, die wenig Wissen über die Bedürfnisse vn Säuglingen und Kleinkindern mitbringen, unrealistische Erwartungen haben, wenig Empathie und Geduld aufbringen können, die sich überlastet und isliert fühlen, deren Kinder besnders herausfrdernd sind, wie Schreibabys, Kinder mit Behinderungen und hyperaktive Kinder, die mit sziöknmischen Einschränkungen leben müssen, über geringes Einkmmen verfügen, ihre Kinder allein erziehen der aber sehr viele Kinder versrgen müssen. Andererseits kann festgestellt werden, dass (fast) alle frischgebackenen Eltern eine besnders hhe Mtivatin haben, alles richtig zu machen. Familien mit hhen Risiken sind in dieser Phase nch nicht resigniert, nch nicht in ihrem eigenen Scheitern gefangen. 8 Frühe Hilfen erreichen Familien deshalb besnders nachhaltig. 6 DJI Stellungnahme, S. 2. 7 Helming u.a. 2006, S. 19f u. DJI Stellungnahme 2009, S.39. 8 Helming u.a. 2006, S.73. S. 3 vn 5
und was wir tun können: Ziele des Stiftungsfnds HAMBUGER ANKERS Daran wllen wir anknüpfen: an den frühen Wunsch der Eltern, ihren Kindern gute Eltern zu sein, und an das klare Risikprfil, das sehr deutlich auf den Zusammenhang vn Schicht und Chancen verweist. Deshalb wllen wir mit dem HAMBURGER ANKER Elternprjekte fördern, - die Eltern und Kinder sehr früh erreichen. Sinnvll sind in diesem Zusammenhang auch Prjekte, die an der Schnittstelle vn Gesundheitswesen und Jugendhilfe liegen wie z.b. Familienhebammen. - die die Lebenslagen der Familien, das Bildungsniveau, Migratinhintergrund, die Lebensumstände vn Alleinerziehenden und wirtschaftliche Hintergründe einbeziehen. - die sich intelligente Wege suchen, gerade auch die Eltern zu erreichen, die eher eine Tendenz zum Rückzug haben; Prjekte, die auch aufsuchend und nachgehend arbeiten. - die auf Stärken der Eltern eingehen und auf Augenhöhe mit den Eltern arbeiten, um die Akzeptanz und erzieherisches Selbstbewusstsein der Eltern zu stärken. - die nicht nur theretisches Wissen über Kindesentwicklung vermitteln, sndern in Alltagssituatinen Verhaltensalternativen aufzeigen und einüben. - die fest im Szialraum der Familien verankert sind, um sinnvlle Netzwerke aufzubauen und die Familien smit auch nach dem Prjektablauf unterstützen. - die an Kinderkrippen und Kindergärten regelmäßige Elternarbeit leisten, die weit über die regelhafte Elternarbeit der Kindertagesstätten hinausgehen (z.b. Early-Excellence-Center nach englischem Vrbild). Die BürgerStiftung Hamburg legt Wert darauf, dass die Arbeit des Stiftungsfnds in vertrauensvllen Kntakt zu den öffentlichen und freien Trägern der Jugendhilfe erflgt. S sll sichergestellt werden, dass die geförderten Prjekte eine sinnvlle Ergänzung zu den bisherigen Angebten der Stadt darstellen. Aufbau und Arbeit des Stiftungsfnds Zum Stichtag 30.07.09 umfasste der zweckgebundene Stiftungsfnds HAMBURGER ANKER 19.500 Eur. Mit Beiträgen ab 100 Eur können Hamburger Bürgerinnen und Bürger sich am Aufbau des Fnds beteiligen. 50 % ihrer Zuwendungen verbleiben als zweckgebundenes Kapital im Fnds, 50% gehen direkt in die Förderung vn Prjekten. S wächst das Stiftungsvermögen aus dem nachhaltig gefördert werden kann und zugleich kann unmittelbar mit der Förderung vn Prjekten begnnen werden. S. 4 vn 5
Mit Ende der Hamburger Smmerferien beginnt der zweite grße Spendenaufruf an Freunde und Förderer der BürgerStiftung Hamburger. Im Herbst 2009 wird der Fnds durch gezielte Pressearbeit auch in der breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht, um weitere Zustiftungen einzuwerben. Zeitgleich ruft die BürgerStiftung Hamburg zur Prjektbewerbung auf. Bewerben können sich alle Hamburger Familien- und Elternprjekte, die den Zielen des HAMBURGER ANKERs entsprechen. Über die Vergabe der Mittel berät der Beirat des Stiftungsfnds, der sich aus erfahrenen Experten aus Pädaggik und Gesundheitswesen zusammensetzt: Mnika Geißler, Szialpädaggin, Dr. Lrenz Hähnle, Kinderarzt und Jutta Warlies, Schulleiterin i.r. Für die sichere Anlage des Vermögens ist der Vrstand der BürgerStiftung Hamburg verantwrtlich, beraten durch den Anlagebeirat und kntrlliert durch unabhängige Wirtschaftsprüfer. Als erstes Förderprjekt startet im September die Harburger wellcme-fee der wellcme ggmbh. Dieses Prjekt unterstützt junge Familien, die es in schwierigen Übergangsphasen nicht alleine schaffen, gut und verlässlich für ihre Kinder zu srgen. Praktisch, aufsuchend und unbürkratisch hilft die ausgebildete Szialpädaggin Familien in Hamburg-Harburg bei Fragen der Ernährung, ltst die Eltern durch die Hilfeangebte ihres Quartiers - vn der Schuldnerberatung über die Kinderkrippe bis hin zum Secndhandshp für Kindermöbel - infrmiert über gesetzliche Ansprüche, spricht mit den Eltern über Erziehungs- und Gesundheitsfragen. Der HAMBURGER ANKER unterstützt dieses Prjekt für neun Mnate mit zunächst 5.000 Eur. Die geförderten Prjekte müssen jährlich Bericht über ihre Arbeit und die Mittelverwendung ablegen und werden regelmäßig vn der AG Evaluatin der BürgerStiftung Hamburg überprüft. Die Evaluatin spricht Empfehlungen zur inhaltlichen und rganisatrischen Gestaltung der Prjekte aus und gibt s wertvlle Impulse für die Weiterentwicklung des Angebts. Für 2010 planen wir, das Stiftungsvermögen auf 70.000 Eur zu erhöhen, um drei bis vier Prjekte mit einem Förderumfang vn bis zu 10.000 Eur unterstützen zu können. In den flgenden Jahren werden wir weiter am kntinuierlichen Aufbau des Stiftungsvermögens arbeiten, um Förderumfang, Prjektzahl und Qualität der Prjekte allmählich ausbauen zu können. Wir sind überzeugt: Wer Familie früh stärkt, schafft den besten Schutz vr Vernachlässigung, legt das Fundament dafür, dass Kinder zuversichtlich und selbstbewusst ins Leben starten und durchbricht nicht zuletzt auch die Weitergabe vn Vernachlässigung vn Generatin zu Generatin. S. 5 vn 5