Potentiale zur Reduktion des Papierverbrauchs

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Transkript:

3. Workshop der Verbände- und Dialogplattform Wald Wettbewerb um das Holz / Brilon, 28. - 29.4.2014 Potentiale zur Reduktion des Papierverbrauchs Forum Ökologie & Papier Evelyn Schönheit / Jupp Trauth

Entwicklung des Papierverbrauchs in Deutschland seit 1950 Deutschland ist weltweit viertgrößter Verbraucher beim absoluten ebenso wie beim Pro-Kopf-Verbrauch. Foto: Greenpeace Quelle: Leistungsbericht des Verbands Deutscher Papierfabriken VDP 2013, S. 75, 95

Papierverbrauch im Ländervergleich pro Kopf und Jahr (2011) Belgien 317 Deutschland 247 USA 231 Frankreich 147 China 72 Russland, Brasilien 49 Indien 10 Weltdurchschnitt 57 Quelle: VDP Leistungsbericht 2013, S. 95

Die internationale Papierindustrie ist für die globalen Waldverluste mit verantwortlich 13 Millionen Hektar Wald werden jährlich zerstört. 1 Holzeinschlag und Umwandlung von Wäldern in Holzplantagen zählen zu den wichtigsten Ursachen für die Zerstörung und Degradation von Wäldern. Beides geschieht auch zur Erzeugung von Papier. Der große Holzbedarf der internationalen Papierindustrie ist direkt und indirekt für den wachsenden Druck auf den Wald mitverantwortlich und damit auch für dessen Zerstörung. Betrachtet man nur den Holzeinschlag (industrielle Holznutzung, Brennholzgewinnung nicht Brandrodung o. ä.), so landet jeder fünfte Baum, der weltweit gefällt wird, in der Papierindustrie. 2 Quelle: 1 FAO 2012 State of the World s Forests, S. 5. 2 FAO 2010, Global Forest Resources Assessment, Key findings, S. 7. Schriftl. Mitteilung FAO 2.4.2013

Ungleiche Verteilung des Papierverbrauchs Weltdurchschnitt: 57 Kilo pro Kopf und Jahr. Als Mindestbedarf für Kommunikation, Bildung und Hygiene gelten ca. 40 Kilo. 57 % der Weltbevölkerung stehen weniger als 40 Kilo zur Verfügung. 14 % der Menschen verbrauchen über 125 Kilo pro Kopf und damit über 50 % der globalen Produktion. Quelle: VDP Leistungsbericht 2013, S. 92, 95

Einsparpotentiale beim Papierverbrauch in Deutschland * Die Holz-Einsparpotentiale wurden auf Basis des Altpapiereinsatzes der dt. Papierproduktion errechnet: Grafische Papiere = 48%, Hygienepapiere = 51% (VDP 2013, S. 64). Die Anteile entsprechen ungefähr dem Verhältnis Altpapier- zu Primärfasereinsatz (VDP 2013, S. 58-59). Beim Verbrauch liegen die Primärfaseranteile allerdings deutlich höher, da 60% der in D. produzierten Papiere ex- und 55% der in D. verbrauchten Papiere importiert werden (VDP, S. 54). Gemäß Altpapierquoten der Lieferländer beträgt der Altpapieranteil beim dt. Papierverbrauch nur ungefähr 56% - gegenüber 71% bei der dt. Papierproduktion (Berechnung Robin Wood auf Basis Kritischer Papierbericht 2004, S. 12-16 sowie VDP Leistungsberichte 2012, 2013). Umrechnungsfaktoren: Zur Herstellung von 1 t Papier werden rund 2,2 t Holz benötigt; 1 t Holz entspricht ungefähr 2,5 m³ Holz. Foto: Sebastian Kirppu Quelle: VDP Leistungsbericht 2013, S. 56, 95. Copacel Website Key figures (www.copacel.fr)

Entwicklung des Papierverbrauchs ausgewählter Länder Quelle: VDP Leistungsbericht 2002, S. 85, 86. VDP Leistungsbericht 2013, S. 89, 95

Anteile der Hauptsorten in Deutschland Quelle: VDP Leistungsbericht 2013, S. 56, 95

Einsparmöglichkeiten Zeitungen und Zeitschriften Von rund 4 Mrd. Zeitungen und Zeitschriften werden fast 40 % nicht verkauft und als Remittenden an die Verlage zurückgegeben. Dies entspricht einer Menge von schätzungsweise 0,5 Mio. t Papier. Damit ließen sich mindestens 0,6 Mio. t Holz bzw. 1,4 Mio. m³ Holz einsparen* (Erläuterung zur Berechnung s. Folie 6). Quelle: Media Tribune, 9.8.2011, Zuviel Unverkäufliches im Presseregel Primärquelle: Bundesverband Deutscher Buch-, Zeitungs- und Zeitschriften-Grossisten e.v.

Einsparmöglichkeiten Werbung Etwa 30 kg unadressierte Werbeflyer landen pro Jahr durchschnittlich in jedem Briefkasten und anschließend zumeist direkt im Altpapier, insgesamt ca. 1,3 Mio. t Papier. Hier ließen sich mindestens 1,5 Mio. t Holz bzw. 3,7 Mio. m³ einsparen* (Erläuterung zur Berechnung s. Folie 6). Quelle: WWF 2011, Wald steckt da, wo wir ihn nicht erwarten, S. 4

Einsparmöglichkeiten Bücher 25-40 % der gedruckten Bücher werden nicht regulär verkauft, sondern nach Aufhebung der Preisbindung zum Sonderpreis verkauft oder vernichtet. Da der Produktionsumfang deutscher Verlage seit 2009 nicht mehr statistisch erfasst wird, ist keine Quantifizierung möglich. Quelle: Prof. Christian Ide, Vortrag Frankfurter Buchmesse, 12. Oktober 2011, http://www.nachhaltig-publizieren.de/fileadmin/gp/green_publishing_2011.pdf, S. 4

Einsparmöglichkeiten Hygienepapiere In den letzten zehn Jahren ist der Verbrauch von 13 auf 18 Kilo angestiegen. Würde man zum alten Wert zurückkehren, der dem Pro-Kopf-Verbrauch in Frankreich entspricht, ließen sich 409.000 t Papier einsparen. Damit könnte man mindestens 0,4 Mio. t bzw. 1,1 Mio. m³ Holz sparen* (Erläuterung zur Berechnung s. Folie 6). Quelle: VDP Leistungsbericht 2002, S. 45. VDP Leistungsbericht 2013, S. 56, 95. Copacel Website Key figures (www.copacel.fr)

Einsparmöglichkeiten Kaffeebecher In Deutschland werden jährlich etwa 6 Milliarden Pappbecher verwendet. Das entspricht rund 50.000 t Papier. Auch hier bestehen beträchtliche Einsparpotentiale. Quelle: WWF 2011, Wald steckt da, wo wir ihn nicht erwarten, S. 4

Fazit FÖP Eine Reduktion des Papierverbrauchs in Deutschland ist aus Gründen des Wald- und Klimaschutzes sowie unter dem Aspekt globaler Gerechtigkeit unumgänglich. Ein deutlich niedrigerer Verbrauch ist realisierbar. Dies zeigt auch der Blick auf andere Industrienationen.