Wohngemeinschaften richtig gründen Fachkongress 2017 Referent Roland Weigel Gelsenkirchen, den 17.11.2017
Die Definition November 2017 Seite 2
Was ist eine Wohngemeinschaft? Wohngemeinschaften mit Betreuungsleistungen sind Wohn- und Betreuungsangebote, in denen mehrere ältere oder pflegebedürftige Menschen oder Menschen mit Behinderungen in einer Wohnung mit einem gemeinsamen Hausstand leben und ihnen von einem oder mehreren Leistungsanbieterinnen und Leistungsanbietern Betreuungsleistungen angeboten werden. 24 Abs. 1 WTG November 2017 Seite 3
Land in Sicht? KCR GmbH 4 November 2017 Seite 4
Wohngemeinschaften mit Betreuungsleistungen in NRW 2007: 69 2010: 140 2016: 543 2030:??? November 2017 Seite 5
Quelle: MGEPA-Studie zu Finanzierungsstrukturen ambulant betreuter Wohngemeinschaften November 2017 Seite 6
Befragung von Wohngemeinschaften mit Betreuungsleistungen in NRW 2017 Vorteil: Eingebundendenheit in Angebote sind in der Region bekannt Behörden/Kostenträger postiv eingestellt Zusammenarbeit mit Behörden/Kostenträger keine Problem bei Immobilien- und mehr Plätze als Interessenten Investoren aufgeschlossen Zusammenarbeit Dienstleister verläuft angemessene Anfahrtswege für 2,3 2,4 3,0 3,3 3,2 3,4 3,4 3,3 3,2 4,1 3,7 3,7 3,6 3,9 3,8 4,0 3,9 4,4 1 = trifft gar nicht zu 5 = trifft voll zu 1 2 3 4 5 Stadt KCR GmbH 7 November 2017 Seite 7
Wohngemeinschaften gelingen, wenn Zielgruppe und das inhaltliche Konzept klar sind, die Nutzerinnen und Nutzer sowie deren Angehörige mitmachen, der Personalmix stimmt und die Zusammenarbeit der Berufsgruppen klappt, geeigneter Raum zum Leben und für die Gemeinschaft vorhanden ist, Gestehungskosten durch die Aktivierung aller Budgets gedeckt werden können, es klare und nachvollziehbare Vereinbarungen mit allen relevanten Akteuren gibt, die WG en sozialhilfetauglich und die Kosten marktgerecht sind, Politik und (Sozial-)Verwaltung mitspielen November 2017 Seite 8
Zentrale Zielgruppe: Menschen mit Demenz Quelle: MGEPA-Studie zu Finanzierungsstrukturen ambulant betreuter Wohngemeinschaften November 2017 Seite 9
Nicht hüten sondern leben! Die Akteure in Wohngemeinschaften Gemeinschaftlich organisierter Alltag entlang eines ganzheitlichen Versorgungsgedankens. Einbringung der Nutzerinnen und Nutzer selbst oder deren soziales Umfeld in die Leistungserbringung und den Alltag. Der Pflegedienst Zur Aufgabenerbringung vertraglich beauftragt. November 2017 Seite 10
Zentrale Begriffe Normalität ( ist für uns ) Alltagsorientierung ( ist für uns ) Selbstbestimmung und Teilhabe ( bedeuten für uns ) Wirtschaftlichkeit ( ist für uns ) Umfassende Qualität ( ist für uns ) November 2017 Seite 11
Erfolgsfaktor Mensch! Bewusster Personalmix nach dem Grundsatz der Normalität Pflegefachkräfte Pflegehilfskräfte Alltagsbegleiter/ Präsenzkräfte Hausleitung (Sozialarbeiter) November 2017 Seite 12
Wohngemeinschaftshäuser im Quartier APD Gelsenkirchen An fünf Standorten in Gelsenkirchen rund 15 Mio. in Wohngemeinschaftshäuser investiert. Komplette ambulante Versorgungskette ausgebaut. 120 WG Plätze und 125 Arbeitsplätze geschaffen. Seite 13
Räume zum Leben Seite 14
Nachbarschaften stiften! Kombination von KiTa Servicewohnen und Wohngemeinschaftshaus November 2017 15 Seite 15
Räume zum Leben Stimmen der Juroren Die Kombination von Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz und Bürgertreff stellt einen positiven Beitrag zur Einbindung von Menschen mit Demenz in das Gemeinwesen dar. November 2017 Seite 16
Wohngemeinschaftshäuser November 2017 Seite 17
Wohngemeinschaftshäuser November 2017 Seite 18
Quartier der Generationen Quartier auf dem Lande Im Quartier der Generationen in Meinerzhagen entstehen 34 geförderte und 14 freifinanzierte Wohnungen und 24 WG Plätze. Investitionsvolumen 18 Mio. Euro Seite 19
Vertragsebenen Wohnen Mietvertrag Vereinbarung zur Mieterversammlung Vereinbarung zum Wirtschaftsgeld Pflege Pflegevertrag nach 120 SGB XI Poolen von Leistungsansprüchen? Betreuung Betreuungsvertrag November 2017 Seite 20
Grundtypen Wohngemeinschaften Anbieterverantwortete Wohngemeinschaft Selbstverantwortete Wohngemeinschaft Typ 1: Kranken und Pflegeversicherung Leistungen nach SGB V und SGB XI aufgestockt SGB XII Typ 2: Betreuungspauschale Leistungen SGB V u. SGB XI Betreuungspauschale SGB XII Typ 3: Betreuungspauschale Plus Leistungen SGB V u. SGB XI aufgestockt und Betreuungspauschale SGB XII November 2017 Seite 21
Erlösstruktur Gesamt Gesamtkosten Miete (Warm) Wirtschaftsgeld SGB XI Maximal bis Höchstbetrag SGB V (80%) Betreuung: Pauschalen oder Leistungskomplexe November 2017 Seite 22
Umsatz in WGen November 2017 Seite 23
November 2017 Seite 24
Durchschnittliche monatliche Kosten der Nutzerinnen und Nutzer 1500 1312,24 1000 500 336,19 233,72 149,05 0 Monatliche Miete (ohne Nebenkosten) Monatlicher Beitrag für die Haushaltsführung Pauschale für sonstige Aufwendungen der Mieter / Bewohner Monatliche Betreuungspauschale November 2017 Seite 25
Spannungsfeld Personalkosten WG1 WG2 WG3 WG4 WG5 WG6 Durchschnitt Typ av sv av sv av av PK/VK 29.713 35.137 31.269 31.704 37.671 35.654 33.525 Pflege 36.331 42.887 45.000 41.190 41.352 Betreuung 24.254 34.511 27.724 30.500 27.861 28.970 Quelle: MGEPA-Studie zu Finanzierungsstrukturen ambulant betreuter Wohngemeinschaften November 2017 Seite 26
Erfolgsfaktor Wirtschaftlichkeit Wirtschaftlichkeit ist grundsätzlich gegeben, allerdings auf einem schmalen Grat. Wirtschaftlicher Erfolg erfordert sehr hohe Anpassungsfähigkeit an die lokalen Märkte. Sehr gute Kenntnisse im Leistungsrecht und hohe Kommunikationsfähigkeit mit den wichtigsten Akteuren vor Ort, insbesondere dem Sozialhilfeträger sind erforderlich. Gute betriebswirtschaftliche Kenntnisse sind notwendig, die rechtzeitig Veränderungen auf die Kosten- und Leistungsstruktur antizipieren und zielgerichtet umsetzen. November 2017 Seite 27
Quelle: MGEPA-Studie zu Finanzierungsstrukturen ambulant betreuter Wohngemeinschaften November 2017 Seite 28
Fazit und Empfehlungen Die zentrale Anforderung: Erlösquellen kennen, mobilisieren und im Interesse der Nutzerinnen und Nutzer integrieren. Der rechtliche Rahmen lässt Entscheidungsräume, die WGen durch gutes Verhandeln (z.b. mit den Sozialhilfeträgern) positiv beeinflussen können. Die Wohngemeinschaften sollten hinsichtlich Miete und Refinanzierung von Betreuungskosten grundsätzlich sozialhilfefähig gestaltet werden Eine verbindliche, nachvollziehbare und mit dem Sozialhilfeträger abgestimmte Vergütungsvereinbarung ist maßgebliche Gelingensbedingung für Wohngemeinschaften. Wir brauchen klare Methoden für eine nachvollziehbare kommunale Bedarfsplanung. Wir brauchen in NRW dringend Rahmenempfehlungen für Behörden zur Harmonisierung der kommunalen Umsetzungspraxis. November 2017 Seite 29
Fazit und Empfehlungen Das Wohnen in Gemeinschaft findet in der Regel nicht in normalen Wohnungen statt. Die hohen technischen Anforderungen von behördlicher Seite sind ein Hindernis für das Roll-Out der WGen. Der Brandschutz gilt als großer wirtschaftlicher Risikofaktor. Die Aktivierung öffentlicher Fördermittel erfolgt (noch) zu selten!? Wir brauchen dringen Rechtssicherheit im Bauordnungsverfahren und beim Brandschutz November 2017 Seite 30
Fazit und Empfehlungen Die Nachfrage nach Plätzen übersteigt das Angebot deutlich. Die Wohngemeinschaften sind in erster Linie ein geeignetes Angebot für Menschen mit einem besonderen Betreuungsbedarf und eingeschränkter Alltagskompetenz. Die Wohngemeinschaften konkurrieren im Kern mit stationären Einrichtungen um die gleichen Zielgruppen. Die personelle Ausstattung ist die wesentliche Stellschraube bei der Gestaltung eines wirtschaftlichen Leistungsgeschehens in den Wohngemeinschaften. Der Personalmix aus Pflege- und Betreuungskräften ist ein zentraler Erfolgsfaktor. Wir brauchen mutige Unternehmer und Investoren für Projekte unter dem Leitmotto Think big and positive! November 2017 Seite 31
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Roland Weigel Kontakt: weigel@kcr-net.de Tel.: 0209/1671256 Handy 0172/2844861 November 2017 Seite 32