Walter Eggen, Micha Ruflin, Stefan Willi, Hugo Zimmermann. Detailhandel Wirtschaft DHF. Wirtschaft DHF. Grundlagen verstehen. 7.

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Transkript:

Walter Eggen, Micha Ruflin, Stefan Willi, Hugo Zimmermann Detailhandel Wirtschaft DHF Grundlagen verstehen Wirtschaft DHF 7. Auflage

VORWORT 3 Vorwort Das vorliegende Lehr- und Lernmittel vermittelt Lernenden im Detail handel Grundlagen- und Aufbauwissen über wirtschaftliche Zusammenhänge. Die verschiedenen Themenbereiche sind übersichtlich, verständlich und leicht lesbar dargelegt. Dabei werden die Lernziele nach der Bildungsverordnung Detailhandelsfachfrau / Detailhandelsfachmann befolgt. Das Grundlagenbuch ist praxisorientiert und vernetzt das wirtschaftliche Basiswissen mit dem anspruchsvollen Berufsalltag der Detailhandelsfachleute. Zusätzlich werden die Lernenden an aktuelle Geschehnisse in Wirtschaft und Politik herangeführt. Ergänzt wird das Grundlagenbuch zudem durch zwölf Werkzeuge, in denen praxisrelevante Berechnungen verständlich dargelegt werden. Diese Werkzeuge stellen einerseits eine Repetition zum Rechnen im Detailhandel dar und dienen andererseits als Nachschlagemöglichkeit beim Lösen von Aufgaben. «Detailhandel Wirtschaft DHF» ist schülerzentriert aufgebaut und unterstützt moderne Lernformen. Die Lernenden können sich die wirtschaftlichen Grundlagen selbstständig erarbeiten und das Gelernte jeweils am Ende jedes Kapitels anhand von Kontrollfragen überprüfen. Im zusätzlich herausgegebenen Anwendungsbuch können die Lernenden den Stoff aus dem Grundlagenbuch sowie den Werkzeugen umfassend vertiefen und praktisch anwenden. Durch die anschliessende Kontrolle dieser Aufgabe mittels des Lösungsbuchs wird zudem die Selbstkompetenz entscheidend gefördert. Für die vorliegende 7. Auflage wurde der Inhalt des Buches überarbeitet und aktualisiert. Zudem konnte das Autorenteam erweitert werden. Neu arbeiten Micha Ruflin und Stefan Willi an der Weiterentwicklung dieses Lehr- und Lernmittels mit. Das Autorenteam sowie der Verlag danken für Ihr entgegengebrachtes Vertrauen und wünschen viel Spass beim Lernen und Unterrichten. April 2017 Autoren und Verlag

4 INHALTSVERZEICHNIS Inhalt A Grundelemente der Wirtschaft 11 Einleitung 12 1. Arbeit, Freizeit, Wirtschaft 14 2. Private Haushalte und ihre Bedürfnisse 16 2.1 Individualbedürfnisse 17 2.2 Kollektivbedürfnisse (Gruppenbedürfnisse) 19 2.3 Nichtwirtschaftliche Bedürfnisse 20 3. Unternehmen und die von ihnen produzierten Güter 21 3.1 Einteilung der Güter nach ihrer Verfügbarkeit 21 3.2 Einteilung der Güter nach ihrer Beschaffenheit 22 3.3 Einteilung der Güter nach der Art der Verwendung 23 3.4 Einteilung der Güter nach der Nutzungsdauer 23 4. Wirtschaftliches Handeln 24 4.1 Ökonomisches Prinzip (Wirtschaftliches Prinzip) 24 4.2 Produktionsfaktoren 26 4.3 Effektivität und Effizienz 33 5. Arbeitsteilung (= Spezialisierung) 38 5.1 Die innerbetriebliche Arbeitsteilung 38 5.2 Die volkswirtschaftliche Arbeitsteilung 39 5.3 Die internationale Arbeitsteilung 40 6. Der einfache Wirtschaftskreislauf und der Markt 41 7. Die drei Wirtschaftssektoren 44 7.1 Gütergewinnung (primärer Wirtschaftssektor) 44 7.2 Güterverarbeitung (sekundärer Wirtschaftssektor) 45 7.3 Güterverteilung und Dienstleistungen (tertiärer Wirtschaftssektor) 45 7.4 Strukturwandel in den Wirtschaftssektoren 46 B Der Handel 47 1. Der Handel im tertiären Sektor 48 1.1 Absatzweg Handelskette 50 1.2 Funktioneller Handel 51 1.3 Institutioneller Handel 52 1.4 Kombinierter Handel 52

INHALTSVERZEICHNIS 5 2. Die Handelsbetriebe 53 2.1 Aufgaben des Grosshandels 54 2.2 Betriebsformen des Grosshandels 55 2.3 Aufgaben des Detailhandels 57 C Entwicklungen und Betriebs formen im Detailhandel 59 1. Strukturwandel und Entwicklung im Detailhandel 60 2. Typische Unterscheidungsmerkmale des Detailhandels 65 2.1 Sortiment 66 2.2 Dienstleistungen 67 2.3 Ladeneinrichtung 68 2.4 Standort 68 2.5 Preisniveau 69 2.6 Verkaufsform / Bedienungsform 70 2.7 Personal 71 2.8 Betriebsgrösse 71 3. Unterscheidung der Betriebsformen im Detailhandel 72 3.1 Ladenhandel 73 3.2 Versandhandel 79 3.3 Wanderhandel 81 3.4 Filialprinzip 82 3.5 Discountprinzip 82 D Unternehmensführung, Organisation und Unternehmensverbindungen 83 1. Unternehmensführung und Organisation 84 1.1 St. Galler Management-Modell 84 1.2 Elemente der Unternehmensführung 86 1.3 Unternehmensstrategie und Leitbild 87 1.4 Führung 88 1.5 Organisation 95 2. Unternehmensverbindungen 103 2.1 Kooperation 104 2.2 Konzentration 108 2.3 Die Wettbewerbskommission (Weko) 109

6 INHALTSVERZEICHNIS E Merkmale der Schweizer Wirtschaft 111 1. Volkswirtschaft als Kreislauf 112 1.1 Einfacher Wirtschaftskreislauf 112 1.2 Erweiterter Wirtschaftskreislauf 113 1.3 Messung der Wirtschaftsaktivität 116 2. Verteilung von Einkommen und Vermögen 118 2.1 Ungleiche Verteilung 118 2.2 Armut in der Schweiz: Working Poor 120 2.3 Wirtschaftsethik 121 3. Wirtschaftsformen 123 3.1 System der Marktwirtschaft liberale Staatstheorie 123 3.2 System der Planwirtschaft marxistische Staatsauffassung 124 3.3 Soziale Marktwirtschaft Wirtschaftsordnung der Schweiz 125 F Der Kaufvertrag 127 1. Die rechtlichen Bestimmungen des Kaufvertrags 128 1.1 Vertragsfähigkeit 129 1.2 Abtretung einer Vollmacht 129 1.3 Das Angebot (Antrag) 130 1.4 Form der Verträge 131 1.5 Unterscheidung von Kaufverträgen: Art des Kaufgegenstands 133 1.6 Unterscheidung von Kaufverträgen: Zahlungsart 134 1.7 Der Fahrniskauf 135 1.8 Besondere Arten des Fahrniskaufs 137 1.9 Rücktrittsmöglichkeiten (Widerrufsrecht) 138 1.10 Verjährungsfristen 139 2. Probleme mit Kaufverträgen (Vertragsverletzungen) 140 2.1 Annahmeverzug 140 2.2 Zahlungsverzug 140 2.3 Lieferungsverzug 141 2.4 Mangelhafte Lieferung 142 3. Zahlungsverkehr 144 3.1 Zahlungsmittel 144 3.2 Zahlungsarten 144 3.3 Bargeldloser Zahlungsverkehr 145 3.4 Quittungsarten 149 4. Die Rolle der Finanzdienstleister beim Zahlungsverkehr 151 4.1 Konten 151 4.2 Bargeldloser Zahlungsverkehr 151

INHALTSVERZEICHNIS 7 5. Kreditgeschäfte 153 5.1 Konsumkredite 153 5.2 Dem Konsumkreditgesetz unterstellte Verträge 156 G Preisbildung, Geld, Kaufkraft, Konjunktur 161 1. Marktmechanismus und Preisbildung 162 1.1 Die Funktion des Marktes 162 1.2 Die Bildung des Marktpreises 162 1.3 Marktversagen 164 2. Geld 166 2.1 Entwicklung des Geldes 166 2.2 Funktionen des Geldes 168 2.3 Geldmenge 169 3. Geldwert 171 3.1 Kaufkraft des Geldes im Inland 171 3.2 Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) 172 3.3 Nominallohn Reallohn 174 4. Störungen im Wirtschaftskreislauf 176 4.1 Inflation 176 4.2 Deflation 177 4.3 Stagflation 178 5. Konjunktur 179 5.1 Konjunkturzyklus 179 5.2 Konjunkturpolitik 180 6. Gesamtwirtschaftliche Ziele 182 6.1 Wirtschafts- und Konjunkturpolitik der Schweiz 182 6.2 Wettbewerbsfähigkeit 187 H Aussenwirtschaft und Globalisierung 189 1. Aussenwirtschaft 190 1.1 Bedeutung des internationalen Handels für die Schweiz 190 1.2 Import und Export der Schweiz 191 1.3 Zahlungsbilanz 192 1.4 Wechselkurssystem 193 1.5 Die Schweiz und die Europäische Union 196 1.6 Ausländische Arbeitskräfte in der Schweiz 197

8 INHALTSVERZEICHNIS 2. Globalisierung 199 2.1 Abschaffen von Handelshindernissen 199 2.2 Was ist Globalisierung? 200 2.3 Globalisierung der Güter- und Finanzmärkte 201 2.4 Weltwirtschaftsräume 204 2.5 Wirtschaftliche Integrationsmodelle 205 2.6 Die WTO 206 I Marketing 209 1. Grundlagen des Marketings 210 1.1 Verkäufermarkt 210 1.2 Käufermarkt 210 1.3 Vom Marktpotenzial zum Marktanteil 211 1.4 Aufgaben des Marketings 212 2. Marktforschung 213 2.1 Arbeitsbereiche der Marktforschung 213 2.2 Gegenstand der Marktforschung 214 2.3 Methoden der Marktforschung 215 2.4 Auswertung der Daten 217 3. Marketing und Unternehmensziele 219 4. Marketing-Instrumente 221 4.1 Produkt: Sortimentspolitik 223 4.2 Preis: Preispolitik 223 4.3 Promotion: Kommunikationspolitik 224 4.4 Platz: Distributionspolitik 236 J Rechnungswesen und Preis bestimmung im Detailhandel 237 1. Bilanz und Erfolgsrechnung 238 1.1 Bilanz 238 1.2 Erfolgsrechnung 245 1.3 Budget 247 2. Preisbestimmung im Detailhandel 250 2.1 Kalkulierter Verkaufspreis 250 2.2 Nachfrageorientierter Verkaufspreis 257 2.3 Konkurrenzorientierter Verkaufspreis 260 2.4 Warenauszeichnung 261 3. Mehrwertsteuer 264

INHALTSVERZEICHNIS 9 K Gesetzliche Bestimmungen 267 1. Gesetze und Verordnungen 268 1.1 Bundesgesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) 269 1.2 Verordnung über die Bekanntgabe von Preisen (Preisbekanntgabeverordnung, PBV) 272 1.3 Ladenschlussverordnung 275 1.4 Bundesgesetz über den Schutz der Fabrikund Handelsmarken (Markenschutzgesetz, MSchG) 276 1.5 Bundesgesetz über die Information der Konsumentinnen und Konsumenten (Konsumenteninformationsgesetz, KIG) 277 1.6 Chemikaliengesetz 278 2. Unternehmensformen (Rechtsformen) 279 2.1 Die Wahl der Rechtsform 281 2.2 Handelsregister (HR) 283 2.3 Firmenrecht 285 2.4 Die verschiedenen Rechtsformen 285 3. Betreibung 293 3.1 Betreibungsarten 293 3.2 Konkursverfahren 295 3.3 Kollokationsplan und Konkurs 295 3.4 Nachlassvertrag 295 3.5 Betreibungsferien, Rechtsstillstand, Betreibungsfristen 296 Werkzeuge 297 Einleitung: Darstellungsmöglichkeiten bei Proportionalitätsaufgaben 298 1 Runden 301 2 Prozentrechnen 302 3 Provision 303 4 Rabatt 304 5 Skonto 305 6 Zugabe (Naturalrabatt) 306 7 Preisänderungen 307 8 Verpackung: Bruttogewicht, Tara, Nettogewicht 309 9 Verteilungs-, Durchschnitts - und Mischungsrechnungen 310 Statistik 312 Währungsrechnen 314 Zinsrechnen 317 Kassenbuch 322 Stichwortverzeichnis 325

A Grundelemente der Wirtschaft Einleitung 12 1. Arbeit, Freizeit, Wirtschaft 14 2. Private Haushalte und ihre Bedürfnisse 16 3. Unternehmen und die von ihnen produzierten Güter 21 4. Wirtschaftliches Handeln 24 5. Arbeitsteilung (= Spezialisierung) 38 6. Der einfache Wirtschaftskreislauf und der Markt 41 7. Die drei Wirtschaftssektoren 44 Lernziele Sie können die Grundelemente der wirtschaftlichen Tätigkeit erklären. Sie kennen den Zusammenhang zwischen Bedürfnis, Bedarf, Nachfrage und Angebot. Sie wissen, wie ein Markt entsteht. Sie kennen die verschiedenen Kategorien von Bedürfnissen und Gütern. Sie haben das ökonomische Prinzip verstanden und können es auf verschiedene Situationen übertragen. Sie können die Bedeutung von Produktionsfaktoren darlegen. Sie können die Auswirkung effizienter und effektiver Arbeit auf den Betrieb und den Menschen beschreiben. Werkzeuge 1 Runden 2 Prozentrechnen 3 Provision

12 A Grundelemente der Wirtschaft Einleitung Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral, von Heinrich Böll In einem Hafen an einer westlichen Küste Europas liegt ein ärmlich gekleideter Mann in seinem Fischerboot und döst. Ein schick angezogener Tourist legt eben einen neuen Farbfilm in seinen Fotoapparat, um das idyllische Bild zu fotografieren: blauer Himmel, grüne See mit friedlichen schneeweissen Wellenkämmen, schwarzes Boot, rote Fischermütze. Klick. Noch einmal: Klick, und da aller guten Dinge drei sind und sicher sicher ist, ein drittes Mal: Klick. Das spröde, fast feindselige Geräusch weckt den dösenden Fischer, der sich schläfrig aufrichtet, schläfrig nach seiner Zigarettenschachtel angelt; aber bevor er das Gesuchte gefunden, hat ihm der eifrige Tourist schon eine Schachtel vor die Nase gehalten, ihm die Zigarette nicht gerade in den Mund gesteckt, aber in die Hand gelegt, und ein viertes Klick, das des Feuerzeuges, schliesst die eilfertige Höflichkeit ab. Durch jenes kaum messbare, nie nachweisbare Zuviel an flinker Höflichkeit ist eine gereizte Verlegenheit entstanden, die der Tourist der Landessprache mächtig durch ein Gespräch zu überbrücken versucht. «Sie werden heute einen guten Fang machen.» Kopfschütteln des Fischers. «Aber man hat mir gesagt, dass das Wetter günstig ist.» Kopfnicken des Fischers. «Sie werden also nicht ausfahren?» Kopfschütteln des Fischers, steigende Nervosität des Touristen. Gewiss liegt ihm das Wohl des ärmlich gekleideten Menschen am Herzen, nagt an ihm die Trauer über die verpasste Gelegenheit. «Oh, Sie fühlen sich nicht wohl?» Endlich geht der Fischer von der Zeichensprache zum wahrhaft gesprochenen Wort über. «Ich fühle mich grossartig», sagt er. «Ich habe mich nie besser gefühlt.» Er steht auf, reckt sich, als wolle er demonstrieren, wie athletisch er gebaut ist. «Ich fühle mich phantastisch.» Der Gesichtsausdruck des Touristen wird immer unglücklicher, er kann die Frage nicht mehr unterdrücken, die ihm sozusagen das Herz zu sprengen droht: «Aber warum fahren Sie denn nicht aus?» Die Antwort kommt prompt und knapp. «Weil ich heute morgen schon ausgefahren bin.» «War der Fang gut?» «Er war so gut, dass ich nicht noch einmal auszufahren brauche, ich habe vier Hummer in meinen Körben gehabt, fast zwei Dutzend Makrelen gefangen»

Einleitung 13 Der Fischer, endlich erwacht, taut jetzt auf und klopft dem Touristen beruhigend auf die Schultern. Dessen besorgter Gesichtsausdruck erscheint ihm als ein Ausdruck zwar unangebrachter, doch rührender Kümmernis. «Ich habe sogar für morgen und übermorgen genug», sagt er, um des Fremden Seele zu erleichtern. «Rauchen Sie eine von meinen?» «Ja, danke.» Zigaretten werden in Münder gesteckt, ein fünftes Klick, der Fremde setzt sich kopfschüttelnd auf den Bootsrand, legt die Kamera aus der Hand, denn er braucht jetzt beide Hände, um seiner Rede Nachdruck zu verleihen. «Ich will mich ja nicht in Ihre persönlichen Angelegenheiten mischen», sagt er, «aber stellen Sie sich mal vor, Sie führen heute ein zweites, ein drittes, vielleicht sogar ein viertes Mal aus und Sie würden drei, vier, fünf, vielleicht gar zehn Dutzend Makrelen fangen stellen Sie sich das mal vor.» Der Fischer nickt. «Sie würden sich in spätestens einem Jahr einen Motor kaufen können, in zwei Jahren ein zweites Boot, in drei oder vier Jahren könnten Sie vielleicht einen kleinen Kutter haben; mit zwei Booten oder dem Kutter würden Sie natürlich viel mehr fangen eines Tages würden Sie zwei Kutter haben, Sie würden», die Begeisterung verschlägt ihm für ein paar Augenblicke die Stimme, «Sie würden ein kleines Kühlhaus bauen, vielleicht eine Räucherei, später eine Marinadenfabrik, mit einem eigenen Hubschrauber rundfliegen, die Fischschwärme ausmachen und Ihren Kuttern per Funk Anweisung geben. Sie könnten die Lachsrechte erwerben, ein Fischrestaurant eröffnen, den Hummer ohne Zwischenhändler direkt nach Paris exportieren und dann», wieder verschlägt die Begeisterung dem Fremden die Sprache. Kopfschüttelnd, im tiefsten Herzen betrübt, seiner Urlaubsfreude schon fast verlustig, blickt er auf die friedlich hereinrollende Flut, in der die ungefangenen Fische munter springen. «Und dann», sagt er, aber wieder verschlägt ihm die Erregung die Sprache. Der Fischer klopft ihm auf den Rücken, wie einem Kind, das sich verschluckt hat. «Was dann?», fragt er leise. «Dann», sagt der Fremde mit stiller Begeisterung, «dann könnten Sie beruhigt hier im Hafen sitzen, in der Sonne dösen und auf das herrliche Meer blicken.» «Aber das tu ich ja schon jetzt», sagt der Fischer, «ich sitze beruhigt am Hafen und döse, nur Ihr Klicken hat mich dabei gestört.» Tatsächlich zog der solcherlei belehrte Tourist nachdenklich von dannen, denn früher hatte er auch einmal geglaubt, er arbeite, um eines Tages einmal nicht mehr arbeiten zu müssen, und es blieb keine Spur von Mitleid mit dem ärmlich gekleideten Fischer in ihm zurück, nur ein wenig Neid. aus: «Heinrich Böll. Werke. Kölner Ausgabe. Band 12. 1959 1963». Herausgegeben von Robet C. Conard. 2008, Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH & Co. KG, Köln/Germany

14 A Grundelemente der Wirtschaft 1. Arbeit, Freizeit, Wirtschaft Die einleitende «Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral» schrieb Heinrich Böll im Jahr 1963. Sie ist allerdings aktueller denn je, handelt sie doch vom Problem, wie der Mensch sein Leben in Arbeitszeit und Freizeit einteilt. Arbeit Freizeit Beruf und Arbeit sind die Einkommensgrundlage der meisten Menschen. Ohne Geld ist ein Leben in unserer Gesellschaft nicht möglich. Die Ausbildung und spätere Berufstätigkeit sind zentrale Elemente im Leben. Damit Ihnen die Arbeit im Detailhandel Freude macht, sollten Sie kommunikativ, weltoffen und spontan sein. Kommunikation steht im Zentrum aller Aktivitäten im Detailhandel. Detailhändlerinnen und Detailhändler gehen auf Menschen zu, sind aufmerksam, einfühlsam und erkennen rasch die Wünsche des Gesprächspartners und gehen auf diese ein. Neben der Arbeit gehören aber auch Lust und Spass zum Leben. Immer mehr Menschen sehen Sinn und Zweck des Lebens sogar ausschliesslich darin, immer und überall Lust zu erleben und Spass zu haben: in den menschlichen Beziehungen, bei der Arbeit, in der Freizeit. Die Unterhaltungs- und Freizeitindustrie bietet unzählige Erlebnismöglichkeiten an, die raschen Lustgewinn versprechen: Abenteuerreisen, Trendsportarten, Action filme und vieles mehr. In unserer Erlebnis- und Freizeitgesellschaft ist die Verlockung gross, zu viel und alles sofort haben zu wollen. Aber: Freude und innere Zufriedenheit kann nur erleben, wer sich auch den weniger angenehmen Seiten des Lebens stellt und Anstrengungen auf sich nimmt. Um ein zufriedenes und ausgewogenes Leben zu führen, ist es wichtig, einen Ausgleich zwischen folgenden Zuständen zu finden: ZUSTÄNDE DES LEBENS Anspannung Arbeit Konzentriertes Nachdenken Körperliche Betätigung Stilles Alleinsein Entspannung Freizeit Träumen Beschaulichkeit Ausgelassene Fröhlichkeit in der Gemeinschaft

1. Arbeit, Freizeit, Wirtschaft 15 Wünsche Die Geschichte von Heinrich Böll handelt von zwei unterschiedlichen Menschen mit unterschiedlichen Lebenszielen. Sie stehen stellvertretend für alle Menschen. Denn alle Menschen haben Wünsche und Träume, die sie verwirklichen möchten womit wir uns mitten im Gebiet der Wirtschaft befinden. Die Wirtschaftswissenschaft beschäftigt sich nämlich mit den Anstrengungen, welche die Menschen unternehmen, um ihre Wünsche zu erfüllen. Allerdings, so ganz einfach und von alleine erfüllen sich die Wünsche nur im Schlaraffenland. Bei uns auf der Erde müssen die Menschen arbeiten, um etwas zu erhalten. Mann und Frau müssen selbst aktiv werden und wirtschaftlich handeln. Was heisst das? Wirtschaft In der Wirtschaft geht es um die Herstellung und Weiterverarbeitung von Gütern. In der Kurzgeschichte vom Fischer entsprechen die Güter den Fischen. Die Fische stehen symbolisch für alle anderen begehrenswerten Dinge im Leben. Die meisten Dinge auf der Erde sind allerdings knapp. Um sie zu erhalten, muss man etwas dafür tun. Fast alle Menschen gehen irgendeiner Arbeit nach und sind wirtschaftlich tätig: Güter herstellen Güter verkaufen Geld verdienen Geld ausgeben. Die Hauptaufgabe der Wirtschaft ist es, Güter herzustellen und zu verteilen. Betrachtungsweisen der Wirtschaft Privathaushalt Wie wirtschaftet man im privaten Haushalt? Betriebswirtschaft Wie führt man ein unternehmen? Volkswirtschaft Wie wird in einem einzelnen Land gewirtschaftet? Weltwirtschaft Wie wirtschaften ganze Länder untereinander? GELESEN VERSTANDEN? 1. Was verstehen Sie unter der Erlebnis- und Freizeitgesellschaft? 2. Wie sollten die Detailhändlerin und der Detailhändler mit der Kundschaft umgehen? 3. Womit beschäftigt sich die Wirtschaftswissenschaft? 4. Welches ist die Hauptaufgabe der Wirtschaft?

16 A Grundelemente der Wirtschaft 2. Private Haushalte und ihre Bedürfnisse Haushalte Bedürfnisse Personen, die in einer Wohnung oder einem Haus leben, bezeichnet man als private Haushalte. Sie konsumieren Waren, nehmen Dienstleistungen in Anspruch und sparen einen Teil ihres Einkommens. Die unter dem Begriff «Haushalte» zusammengefassten Menschen nennt man deshalb auch Konsumenten. Konsumentinnen und Konsumenten treten als Käufer auf. Sie haben Wünsche, und das macht sie wirtschaftlich aktiv. So gesehen sind die Wünsche der Menschen Ausgangspunkt allen wirtschaftlichen Handelns. Es gibt unendlich viele Wünsche: Jede und jeder hat den Eindruck, es fehle noch etwas. Dieses Gefühl bezeichnen wir als Bedürfnis. Ein Bedürfnis ist ein Mangelgefühl, das man beseitigen möchte. Bedürfnisse können nach verschiedenen Merkmalen unterteilt werden: Bedürfnisse Nichtwirtschaftliche Bedürfnisse Individualbedürfnisse Kollektivbedürfnisse Existenzbedürfnisse (Grundbedürfnisse) Kulturbedürfnisse (Wahlbedürfnisse) Luxusbedürfnisse (Wahlbedürfnisse) Auch die sinnvolle Gestaltung der Freizeit gehört zu den menschlichen Bedürfnissen.

2. Private Haushalte und ihre Bedürfnisse 17 2.1 Individualbedürfnisse Individualbedürfnisse sind Mangelgefühle, die der einzelne Mensch hat und die er mit seiner alleinigen Entscheidung und seinen persönlichen Möglichkeiten befriedigen kann. Beispiel: Wunsch nach Essen, einem Konzertbesuch oder einer luxuriösen Uhr. Die Individualbedürfnisse kann man in Existenz-, Kultur- und Luxusbedürfnisse unterteilen: INDIVIDUALBEDÜRFNISSE Existenzbedürfnisse Ihre Befriedigung ist lebensnotwendig und dient der Selbsterhaltung. Existenzbedürfnisse müssen vor allen anderen Bedürfnissen befriedigt werden. Beispiele: Bedürfnis nach Grundnahrungs mitteln, Kleidung oder einer einfachen Wohnung. Kulturbedürfnisse Erst durch die Befriedigung von Kulturbedürfnissen empfinden wir unser Leben als erfüllt. Die Erfüllung von Kulturbedürfnissen setzt allerdings voraus, dass nach der Befriedigung der Existenzbedürfnisse noch ein Teil unseres Einkommens übrig bleibt und wir ausserdem über Freizeit verfügen. Beispiele: Bedürfnis nach Musik, Zeitungen, Reisen oder einer geschmackvoll eingerichteten Wohnung. Luxusbedürfnisse Sie umfassen den Wunsch nach luxuriösem Leben und setzen entsprechende wirtschaftliche Verhältnisse voraus. Beispiele: Bedürfnis nach Luxusgütern (Sport wagen, Schmuck), nach luxuriösen Dienst leistungen (Privatchauffeur, Schönheitsoperation) oder einer luxuriösen Villa. Die Grenze zwischen Kultur- und Luxusbedürfnissen ist fliessend. Deshalb lässt sich nicht immer klar bestimmen, ob ein bestimmtes Bedürfnis noch ein Kultur- oder bereits ein Luxusbedürfnis ist. Während z. B. eine Weltreise für manche Personen ein Kulturbedürfnis darstellt, können sich Menschen mit bescheidenen Einkommen dieses (Luxus-)Bedürfnis kaum leisten. In welchem Umfang ein Mensch seine wirtschaftlichen Bedürfnisse befriedigen kann, hängt von zwei Dingen ab: Erstens davon, wie viele Bedürfnisse und Wünsche er hat, und zweitens von der Höhe seines Einkommens und Vermögens. Kaufkraft Jemand, der viele Bedürfnisse und teure Wünsche hat, wird eher das Gefühl haben, es fehle ihm etwas, als jemand, der bescheiden und genügsam ist. Und wer über ein hohes Einkommen und Vermögen verfügt, kann mehr wirtschaftliche Bedürfnisse befriedigen und sich auch teurere Wünsche erfüllen, als jemand mit geringen finanziellen Mitteln. Die finanziellen Mittel, über die ein Mensch verfügt, nennt man seine Kaufkraft.

18 A Grundelemente der Wirtschaft «Motor der Wirtschaft» «Die Bedürfnisse sind der Motor (Antrieb) der Wirtschaft!» Mit anderen Worten: Ziel jeder wirtschaftlichen Aktivität ist bei allen Personen das Befriedigen ihrer Bedürfnisse. Diese Aussage soll durch folgende Darstellung erläutert werden: Bedürfnisse Bedarf Markt Nachfrage nach Gütern Angebot von Gütern Markt Produktion Bedürfnisse Jemand empfindet ein bestimmtes Bedürfnis, ein Mangelgefühl, das er beseitigen möchte. Sie verspüren z. B. das Bedürfnis, sich neu einkleiden zu wollen, ein Bedürfnis nach neuer Kleidung. Bedarf Der Bedarf nennt konkret, womit das Bedürfnis befriedigt werden soll. Wenn Sie beispielsweise Fr. 40. von Ihrem Einkommen sparen, um einen Wollpullover zu kaufen, dann haben Sie nicht mehr nur ein Bedürfnis nach Kleidung, sondern den Bedarf nach einem Wollpullover. Nachfrage Wird für ein bestimmtes Gut tatsächlich Geld ausgegeben, wird der Bedarf zur Nachfrage nach diesem Gut. Wenn Sie nun Ihre ersparten Fr. 40. für den roten Wollpullover ausgeben, ist aus dem Bedarf nach einem Wollpullover die Nachfrage nach dem roten Pullover entstanden. Markt Der Nachfrage nach Gütern steht ein umfassendes Angebot von Gütern gegenüber. Durch das Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage entsteht ein Markt. Der entstandene Preis ist der Regulator zwischen Angebot und Nachfrage. Da Sie mit dem Ihnen zur Verfügung stehenden Geld möglichst viel anfangen möchten, sind Sie nicht bereit, für den roten Pullover Fr. 80. zu bezahlen, wenn Sie woanders dasselbe Produkt zum halben Preis erhalten. Und weil dies nicht nur auf Sie, sondern auch auf Ihre Kolleginnen und Kollegen und überhaupt auf die meisten Menschen zutrifft, kaufen alle, die einen bestimmten Bedarf haben, dort ein, wo das entsprechende Produkt am günstigsten zu haben ist. Das Geschäft, welches den roten Pullover teurer als die Konkurrenz anbietet, ist gezwungen, den Preis zu senken.

2. Private Haushalte und ihre Bedürfnisse 19 Produktion Durch die Nachfrage auf dem Markt nach Gütern sehen sich die Produzenten (Fabrikanten) veranlasst, die gewünschten Güter zu produzieren (herzustellen). Erst Ihre Nachfrage (und die von vielen anderen) nach einem roten Pullover veranlasst die Produzenten, auch tatsächlich solche rote Pullover zu produzieren. Sollte im nächsten Jahr die Nachfrage ändern und mehr Konsumentinnen einen blauen Pullover nachfragen, so werden die Produzenten blaue Pullover herstellen. Handel Der Handel, als verlängerter Arm der Produktion, verkauft die Güter im direkten Kundenkontakt an die Konsumentinnen und Konsumenten weiter. Das Ziel jeder Detailhändlerin und jedes Detailhändlers ist es, möglichst viel zu verkaufen. Die Erreichung dieses Ziels setzt voraus, dass die Detailhandelsangestellten die Bedürfnisse ihrer möglichen Kunden genau kennen und ihre Sortimente entsprechend zusammenstellen. Ihre bevorzugte Kleiderboutique kennt die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden sowie die Angebote der Konkurrenz und führt daher rote Pullover für Fr. 40.. In einer persönlichen Kundenberatung suchen Sie sich den passenden Wollpullover aus. 2.2 Kollektivbedürfnisse (Gruppenbedürfnisse) Kollektivbedürfnisse ergeben sich aus dem Zusammenleben der Menschen. Es sind Bedürfnisse, die von vielen Menschen in der Gesellschaft gleichzeitig und gemeinsam empfunden werden. In der Schweiz entscheidet die politische Mehrheit (durch Stimmrecht in Gemeinde, Kanton, Bund), welche Gruppenbedürfnisse wie abgedeckt werden (meist mittels öffentlich-staatlicher Einrichtungen). Beispiele: Das Bedürfnis nach Ausbildung wird in Schulen abgedeckt; das Bedürfnis nach Gesundheit durch Spitäler; das Bedürfnis nach Sicherheit durch Polizei und Armee. Aus dem Individualbedürfnis Mobilität aller entsteht das Kollektivbedürfnis nach Schienen und Strassen.

20 A Grundelemente der Wirtschaft Dienste an der Gesellschaft Meist handelt es sich bei der Erfüllung von Kollektivbedürfnissen also um Dienstleistungen für ganze Teile der Gesellschaft. Hier gilt in der Regel: Je grösser der Wohlstand in einem Land ist, mit anderen Worten, je mehr Individualbedürfnisse befriedigt werden, desto grösser wird der Ruf nach der Abdeckung von Kollektivbedürfnissen. Beispiele: Je mehr Autos die einzelnen Bürger besitzen (Individualbedürfnis), desto mehr Strassen werden verlangt (Kollektivbedürfnis); je mehr Abfall die Menschen produzieren (Individualbedürfnis), desto dringender wird dadurch das Problem der Kehrichtbeseitigung (Kollektivbedürfnis). 2.3 Nichtwirtschaftliche Bedürfnisse Neben den verschiedenen wirtschaftlichen Bedürfnissen haben Menschen auch nichtwirtschaftliche Bedürfnisse. Es handelt sich hier weniger um materielle, dafür vielmehr um menschlich-persönliche Bedürfnisse. Beispiele: Menschen verspüren das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit, Zuwendung, Geborgenheit, Zugehörigkeit, Liebe, Vertrautheit, Ansehen, Selbstverwirklichung. Bedeutung im Handel Diese Bedürfnisse kann man nicht mit Geld abdecken, sie sind nicht käuflich. Trotzdem kommt ihnen im Wirtschaftsleben eine grosse Bedeutung zu. Beispiele: Ein Lächeln kostet nichts, dennoch oder gerade deswegen machen Sie damit einen Kunden glücklich; Sie schenken einer Kundin Aufmerksamkeit und nehmen sich Zeit für eine eingehende Beratung, was die Kundin zur Stammkundin macht. GELESEN VERSTANDEN? 5. Was ist ein Haushalt? 6. Was ist das Ziel jeder wirtschaftlichen Aktivität? 7. Weshalb können Sie nie alle Ihre Bedürfnisse befriedigen? 8. Welche Arten von Bedürfnissen kennen Sie? 9. Welche Bedürfnisse kann die Wirtschaft nicht befriedigen? 10. Wie entsteht die Nachfrage nach einem Gut? 11. Was ergibt sich durch das Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage?

3. Unternehmen und die von ihnen Produzierten Güter 21 3. Unternehmen und die von ihnen produzierten Güter Unternehmen sind gewinnorientierte Wirtschaftsteilnehmer und produzieren die von den Haushalten nachgefragten Güter. Deshalb nennt man die Unternehmen auch Produzenten. Güter Alle Mittel, die zur Befriedigung von Bedürfnissen dienen, nennt man im wirtschaftlichen Sinne Güter. Ein Gut ist für uns insofern von Nutzen, als es ein Mangelgefühl beseitigt. EINTEILUNG DER GÜTER NACH EIGENSCHAFTEN Güter Wirtschaftliche Güter (mit Preis, da knapp) Freie Güter (ohne Preis, da unbeschränkt) Materielle Güter (kann man anfassen) Sachgüter Rechte (lagerbar, handelbar) Immaterielle Güter (kann man nicht anfassen) Dienstleistungen (nicht lagerbar, nicht handelbar) Konsumgüter (Privatgut) Gebrauchsgüter (mehrmals verwendbar) Investitionsgüter (Betriebsgut) Verbrauchsgüter (einmal verwendbar) Verfügbarkeit (wie sie erhältlich sind) Beschaffenheit Art der Verwendung Nutzungsdauer 3.1 Einteilung der Güter nach ihrer Verfügbarkeit Es gibt Güter, die für alle Menschen einer Gesellschaft in genügend grossen Mengen vorhanden sind: freie Güter. Die meisten Güter jedoch sind knapp und begehrt. Für diese können die Unternehmen einen Preis verlangen und sie verkaufen. Man nennt solche Güter wirtschaftliche Güter. Im Detailhandel werden wirtschaftliche Güter angeboten. Freie Güter Freie Güter sind Güter, die begrenzt, aber nicht knapp sind. Da freie Güter von der Natur in einem ausreichenden Masse zur Verfügung stehen, haben sie keinen Preis sie sind gratis.

22 A Grundelemente der Wirtschaft Freie Güter werden nicht bewirtschaftet, aber trotzdem intensiv genutzt. Die Menschen sind deshalb gezwungen, Massnahmen zur Erhaltung von sauberer Luft, Erde und sauberem Wasser zu ergreifen. Folge: Immer weniger Güter sind wirklich freie Güter. Beispiele: Luft, Wasser, Sand am Meer oder Sonnenstrahlen. Wirtschaftliche Güter Wirtschaftliche Güter sind in der Regel nur in begrenzten Mengen vorhanden. Deren Produktion verursacht Kosten, und sie sind im Verhältnis zu den unbegrenzten Bedürfnissen der Menschen nicht in genügender Menge vorhanden. Sie sind knapp. Wirtschaftliche Güter müssen von der Wirtschaft hergestellt werden, sind knapp und haben deshalb am Markt einen Preis. Beispiele: Autos, Handys, Bücher, Medikamente oder Fernsehgeräte. 3.2 Einteilung der Güter nach ihrer Beschaffenheit Sachgüter Sachgüter sind materielle Güter. Sie sind physischer Natur, d.h., man kann sie anfassen. Beispiele: Werkzeuge, Kleider oder Lebensmittel. Rechte Rechte sind Güter, die man nicht anfassen kann. Sie sind aber genauso handelbar (z.b. in Form von Lizenzen oder Copyrights) und lagerfähig (z.b. auf Datenträgern) wie Sachgüter. Gerade das Internet bietet für Filme und Musik enorme Absatzmöglichkeiten. Das illegale Herunterladen ist jedoch weit verbreitet, worunter die Film- und Musikbranche leidet. Es eröffnen sich allerdings auch ganz neue Einnahmequellen (z.b. itunes, Netflix). Beispiele: Filmrechte, Musik oder Software. Dienstleistungen Dienstleistungen sind wie Rechte ebenfalls immateriell, können zusätzlich aber nicht separat vom Produktionsprozess gehandelt und auch nicht gelagert werden. Die Erbringung von Dienstleistungen durch den Anbieter und der Verbrauch durch die Nachfragerin geschehen immer gleichzeitig. Beispiele: Fahrlehrer, Anlageberaterin oder Vor-Ort-Bereitstellung von Gütern durch den Detaillisten.

3. Unternehmen und die von ihnen Produzierten Güter 23 3.3 Einteilung der Güter nach der Art der Verwendung Bei dieser Einteilung wird nicht nach der Art des Gutes unterschieden, sondern nach dessen Verwendung. Dasselbe Gut kann ein Investitionsgut oder ein Konsumgut sein. Beispiel: Ein Auto, das in Ihrem Lehrgeschäft zum Ausliefern von Ware angeschafft wurde, ist ein Investitionsgut. Wird dasselbe Auto von Ihnen zum privaten Gebrauch gekauft, handelt es sich um ein Konsumgut. Investitionsgüter/ Produktionsgüter Investitionsgüter werden am Arbeitsplatz eingesetzt. Mit ihrer Hilfe werden andere, neue Güter hergestellt und verteilt oder es werden Dienstleistungen erbracht. Sie befriedigen also nur indirekt ein menschliches Bedürfnis. Diese Güter werden auch Produktionsgüter genannt. Sie werden im Produk tionsprozess abgenützt (z. B. ein Traktor oder eine Stanzmaschine) bzw. verbraucht (z. B. der Diesel beim Betrieb des Traktors). Beispiele: Fabrikanlagen, Werkzeuge, Lastautos oder die Innen einrichtung eines Detailhandelsbetriebs. Konsumgüter Konsumgüter werden im Privatleben konsumiert und befriedigen direkt ein menschliches Bedürfnis. Sie werden durch den Konsum abgenützt (z. B. ein Fahrrad oder ein Snowboard) bzw. verbraucht (z. B. ein Sandwich oder ein Getränk). Beispiele: Nahrungsmittel, Bekleidung, Möbel, Medikamente. 3.4 Einteilung der Güter nach der Nutzungsdauer Gebrauchsgüter Gebrauchsgüter können mehrmals oder dauernd verwendet werden, sie werden durch den Gebrauch nur unwesentlich verändert. Beispiele: Investitionsgüter: Maschinen, Lastwagen, Automaten oder Verkaufseinrichtung; Konsumgüter: Haushaltgeräte, Möbel oder Kleider. Verbrauchsgüter Verbrauchsgüter werden konsumiert, also verbraucht. Beispiele: Investitionsgüter: Rohstoffe oder Büromaterial; Konsumgüter: Lebensmittel oder Medikamente. GELESEN VERSTANDEN? 12. Nach welchen Merkmalen kann man Güter unterscheiden? 14. Ist die Luft ein freies oder ein wirtschaftliches Gut? Warum? 13. Was ist der Unterschied zwischen einem freien und einem wirtschaftlichen Gut?

24 A Grundelemente der Wirtschaft 4. Wirtschaftliches Handeln 4.1 Ökonomisches Prinzip (Wirtschaftliches Prinzip) Wirtschaftlichkeit bei Konsumenten Im Privatleben ist jede Person in unserer modernen Gesellschaft ein Konsument oder eine Konsumentin. Das trifft auch auf junge Berufsleute in der Ausbildung wie Sie zu, denn in der Freizeit konsumieren Sie Güter und Dienstleistungen. Sie befriedigen ihre wirtschaftlichen Bedürfnisse mit wirtschaftlichen Gütern. Zu diesem Zweck geben Sie Geld aus. Können Sie sich immer alle Wünsche erfüllen, sprich alle Bedürfnisse befriedigen? Wohl kaum. Geht es Ihnen nicht auch so, dass Sie zwischendurch sparen und warten müssen, bis das nötige Kleingeld zum angepeilten Konsum ausreicht? Wenn Sie sparen, verzichten Sie einerseits auf die verzichtbaren Konsumgüter, andererseits vermindern Sie Ihre Ausgaben auch, indem Sie möglichst preisgünstige Güter und Dienstleistungen kaufen. _ Wenn ein Konsument sein Geld einteilt, um anschliessend möglichst viel damit herauszuholen, geht er wirtschaftlich vor. Wirtschaftlichkeit des Detailhändlers Vorsicht im Umgang mit dem Geld gilt selbstverständlich auch für die Detailhändler. Wie Sie wissen, haben die wirtschaftlichen Güter einen bestimmten Preis. Dieser entspricht dem Verkaufserlös des Detaillisten. Da die Beschaffung der Güter mit Kosten verbunden ist, bleibt dem Händler nur die Differenz zwischen Verkaufspreis und Einkaufskosten. Diese Differenz entspricht dem Gewinn des Detailhändlers. Weil der Detailhändler Sparen und preisgünstiges Einkaufen zeugen von einer ausgeprägten Wirtschaftlichkeit.

4. Wirtschaftliches Handeln 25 einen möglichst hohen Gewinn erwirtschaften möchte, ist er bestrebt, die Einkaufskosten so tief als möglich zu halten, aber die Produkte zu möglichst hohen Preisen abzusetzen. _ Einen hohen Gewinn zu erzielen, bedeutet wirtschaftliches Verhalten seitens des Detailhändlers. Das ökonomische Prinzip Das Prinzip des sparsamen Verhaltens nennt man in den Wirtschaftswissenschaften das ökonomische (wirtschaftliche) Prinzip. Privatleute müssen sich nicht immer daran halten, manchmal sind sie sogar recht verschwenderisch. Aber von Berufsleuten wird erwartet, dass sie sich immer nach dem ökonomischen Prinzip ausrichten. Das ökonomische Prinzip kann auf drei Arten umschrieben werden, nämlich als Minimal-, Maximal- und Optimalprinzip. DAS ÖKONOMISCHE PRINZIP Minimalprinzip: Ein vorgegebenes Ziel soll mit möglichst wenigen (minimalen) Mitteln erreicht werden. Minimale Mittel möglichst wenig Gummi Maximalprinzip: Vorgegebenes Ziel 2000 Reifen Mit vorgegebenen Mitteln soll der grösstmögliche (maximale) Erfolg erreicht werden. Vorgegebene Mittel Maximaler Erfolg 2 Tonnen Gummi möglichst viele Reifen Optimalprinzip: es soll der Punkt gefunden werden, wo der Unterschied zwischen Aufwand und Ertrag möglichst gross ausfällt. Geringer Aufwand optimale Mengen zu besten Einkaufskonditionen Grosser Ertrag optimale Anzahl Reifen zu bestem Verkaufspreis

26 A Grundelemente der Wirtschaft 4.2 Produktionsfaktoren Zählen Sie sich auch zu den wirtschaftlich denkenden Konsumenten? Dann kaufen Sie preisbewusst ein und wenden das ökonomische Prinzip an. Sie schauen auf das Preis-Leistungs-Verhältnis, d. h., Sie verlangen eine gerechte Gegenleistung für Ihr Geld. Sie fragen mitunter auch preisgünstige Produkte nach. Aber preisgünstige Güter können Sie nur finden, wenn diese auch kostengünstig hergestellt und gehandelt werden. Kostengünstige Produktion Produktionsfaktoren Um der Nachfrage nach preisgünstigen Gütern nachkommen zu können, müssen die Anbieter kostengünstige Produkte bereitstellen. Bei der Güterproduktion stehen die Hersteller an erster Stelle. Dann schliessen sich die Händler an, um die Produkte an die Kundschaft zu bringen. In der Sprache der Volkswirtschaft sind alle Hersteller und Anbieter zusammen Produzenten, d. h., auch ein Detailhandelsbetrieb ist ein Produzent. Sie alle müssen möglichst kostengünstig nach dem ökonomischen Prinzip wirtschaften. Um dem ökonomischen Prinzip gerecht zu werden, muss ein wirtschaftlich geführter Betrieb die zur Produktion nötigen Mittel sparsam einsetzen. Diese Mittel nennt man Produktionsfaktoren oder Ressourcen. In jedem einzelnen Betrieb werden die Produktionsfaktoren Boden, Arbeit, Kapital und Wissen kombiniert, um eine wirtschaftliche Leistung zu erbringen. Die nachstehende Darstellung bietet einen Überblick über die vier Produktionsfaktoren und erläutert kurz ihren wirtschaftlichen Einsatz am Beispiel der Brotherstellung: PRODUKTIONSFAKTOREN Boden Arbeit Kapital Wissen Rohstoffträger Energieträger Nährstoffträger Betriebs standort Tourismus landschaft körperliche Arbeit geistige Arbeit maschinelle Arbeit Geldkapital (Bargeld, Buchgeld) Sachkapital (Gebäude, Fahrzeuge) Aus- und Weiterbildung Qualifikation Fähigkeiten Erfahrung Aus dem Boden werden Stoffe (Wasser, Salz, Getreide usw.) zur Verarbeitung von Brot gewonnen. Für die Herstellung von Brot braucht es weiter einen Standort (Backstube). Der Bäcker setzt seine Arbeitskraft (körperliche Arbeit) zum Beispiel zum Brotbacken ein. In der heutigen Zeit werden viele Arbeitsschritte von Maschinen ausgeführt (maschinelle Arbeit), zum Beispiel das Kneten von Teig durch eine Teigmaschine. Zum Kapital gehören das Sachkapital, also die vom Bäcker verwendeten Maschinen (Teigmaschine, Backofen, usw.), sowie das Geldkapital (z. B. das Bargeld in der Kasse). Der Bäcker benötigt das Wissen (Erfahrung, Knowhow, Ausbildung, usw.), wie man Brot bäckt, wie die eingesetzten Maschinen bedient werden müssen usw.

4. Wirtschaftliches Handeln 27 Boden Der Boden dient der Wirtschaft zum Abbau von Rohstoffen, zum Anbau von Landwirtschaftsprodukten und als Standort für Betriebe. Er erfüllt also drei verschiedene Funktionen: Boden Abbaufunktion Nutzung von Rohstoff- und Energievorkommen (z. B. Erdöl, Erdgas, Wasser, Ssonne, Kohle). Jagd und Fischerei. Anbaufunktion Nutzung durch die Land- und Forstwirtschaft (z. B. Ackerbau, Viehzucht, Obst, Wein, Holz). Standortfunktion Nutzung durch Unternehmen (z. B. für die Industrie hohe Rohstoffvorkommen, für den Detailhandel verkehrsgünstige Lage). Abbaufunktion Nährstoffträger Rohstoffträger Energieträger Unseren Vorfahren diente der Boden vorerst einmal zum Einsammeln der Nahrung in Form von Kräutern, Beeren, Nüssen usw. Der Boden war für sie ein Nährstoffträger und natürlicher Nahrungslieferant. Als man begann, das Feuer zu nutzen, geschah dies mithilfe des Feuersteins und Holzes. Den Feuerstein gewann man aus dem Boden als Rohstoffträger, und das Brennholz sammelte man vom Boden als Energieträger. Im Laufe der wirtschaftlichen Entwicklung entdeckte man im Boden noch andere Rohstoffe, z. B. Metalle, Edelsteine, Sand, Quarz. Später fand die Menschheit im Boden weitere Energieträger wie Kohle, Erdöl, Erdgas, Uran, welche in Minen und durch Bohrungen abgebaut werden und in Maschinen zur Massenproduktion von Gütern und Dienstleistungen zum Einsatz kommen (sprich: meist verbrannt werden). Die Schweiz als Abbauland: Unser Boden ist im Vergleich zu anderen Ländern ein kleiner Rohstoffträger, weil fast nur Wasser, Steine und Holz zur Verarbeitung gewonnen werden. Als Energieträger liefert unser Boden Wasser und Erdwärme, d. h,. es gibt Energievorkommen, die erst in jüngster Zeit mit modernen Techniken wirtschaftlich genutzt werden können. Anbaufunktion Ackerbau Pflanzenzucht Viehzucht Mit der Zeit begnügten sich die Menschen nicht mehr mit dem Jagen, Fischen und Sammeln von Nahrungsmitteln, also mit dem blossen Abbau der Bestände der Natur. Sie erfanden den Ackerbau und die Pflanzenzucht. Sie pflanzten Samen in den Boden und produzierten mehr, als die Natur bisher für sie bereitstellte. Es entstand ein vielfältiger Anbau von Kulturpflanzen auf präpariertem Ackerland (Getreide, Mais, Kartoffeln usw.), in Obst- und Gemüsegärten sowie auf allerlei Plantagen. Durch den Anbau von Futtermitteln dient der Boden auch der Viehzucht. Mit der Verbesse-

28 A Grundelemente der Wirtschaft rung der Düngemittel und der modernen Gentechnologie erhofft man sich, die Produktionsmenge im künstlichen Anbau weiterhin zu steigern. Die Schweiz als Anbauland: Der Schweizer Boden ist als Nährstoffträger nur im Mittelland fruchtbar, und die Berggebiete eignen sich weniger für Landwirtschaft. Darum ist die Schweiz im internationalen Vergleich ein unbedeutendes Anbauland. Standortfunktion Produktionsstätten Standortwahl Gleichzeitig mit dem Aufkommen des Ackerbaus wurde die Menschheit endgültig sesshaft und ging dazu über, an gewissen Orten Produktionsstätten einzurichten. Es wurden erste Unternehmen gegründet, um wirtschaftlich Güter zu produzieren, zu reparieren, zu handeln. Je nach Art des Unternehmens fielen und fallen bei der Wahl des Standorts unterschiedliche Merkmale des Bodens ins Gewicht: BESTIMMENDE EIGENSCHAFTEN FÜR DIE STANDORTWAHL (STANDORTFAKTOREN) Natürliche Eigenschaften Bodenschätze, Klima usw. Rechtliche Eigenschaften Steuerverhältnisse, politische und soziale Verhältnisse usw. Wirtschaftliche Eigenschaften Verkehrsgünstige Lage, verkaufsgünstige Lage usw. Infrastruktur Bei der heutigen Wahl des optimalen Betriebsstandorts nicht zu vergessen ist die sogenannte Infrastruktur: Darunter fallen alle Bauten und Einrichtungen, die der Allgemeinheit zugutekommen wie beispielsweise Schulen oder Spitäler sowie Strassen, das Eisenbahnnetz, elektrische Leitungen oder Zu- und Abwasseranlagen. Ein Gebiet mit einer gut erschlossenen Infrastruktur ist selbstverständlich ein begehrter Standort. Die Schweiz als Standort: Die Schweiz ist aufgrund der gut ausgebauten Infrastruktur ein beliebter Standort für die Hauptsitze von zahlreichen weltweit tätigen Unternehmen. Zusätzlich ist sie wegen ihren schönen Bergen und Seen ein bedeutender Tourismusstandort. Umweltschutz Die Menschheit hat es bis ins 21. Jahrhundert weit gebracht mit der Nutzung des Bodens und der Natur. Nun läuft sie Gefahr, durch eine Übernutzung aller Ressourcen das natürliche Gleichgewicht unseres Planeten zu zerstören. Dies nützt niemandem, weder dem Tourismus noch allen Bewohnern einer Region, welche in einer möglichst intakten Natur Erholung und ein gesundes Leben für ihre Kinder und Kindeskinder suchen. GRÜNDE FÜR DIE UMWELTZERSTÖRUNG Der Natur wird mehr entnommen, als wieder nachwächst. Es werden mehr Schadstoffe in die Natur abgegeben, als die Natur abbauen kann.

4. Wirtschaftliches Handeln 29 Diese Überlastung der Natur ist heute in vielen Regionen der Welt eine Tatsache und verursacht hohe Kosten. Mit Umweltschutzmassnahmen (z. B. Gewässerschutz, Luftreinhaltung oder Abfallverwertung) versucht man, die negativen Folgen des wirtschaftlichen Prozesses zu verringern. Arbeit Arbeit im wirtschaftlichen Sinn ist der geistige und körperliche Einsatz des Menschen zur Herstellung von Gütern und Dienstleistungen. Beispiel: Wenn eine Detailhandelsfachfrau Kunden bedient, ist dies Arbeit im wirtschaftlichen Sinn. Besucht dieselbe Detailhandelsfachfrau am Abend einen Tanzkurs, erfüllt sie zwar eine körperliche Arbeitsleistung, weil diese aber nicht der Schaffung von Gütern und Dienstleistungen dient, sind die zwei Stunden Bauchtanz keine Arbeit im wirtschaftlichen Sinn. Wir sehen: Nicht jede menschliche Arbeitsleistung ist wirtschaftlicher Art, aber ohne den tätigen, arbeitenden Menschen gäbe es keine wirtschaftliche Produktion. Es lassen sich drei Arten von wirtschaftlicher Arbeit unterscheiden: Arbeit Körperliche Arbeit Geistige Arbeit Maschinelle Arbeit Körperliche Arbeit Anstrengung Die ersten Menschen waren nach unserem heutigen Wissensstand von harter körperlicher Arbeit geplagt. Der Mensch musste unter grosser körperlicher Anstrengung und oft in Lebensgefahr sein Tagewerk verrichten (z. B. einen wilden Bären erlegen). Die Lebenserwartung war denn auch viel tiefer als heute. Nach und nach gelang es unseren Vorfahren, Tiere zu zähmen und vor ihren Karren zu spannen, um die Lasten nicht alle selbst tragen zu müssen. Beispiele für körperliche Arbeit: Gärtnerin, Förster, Bauarbeiterin.

30 A Grundelemente der Wirtschaft Geistige Arbeit (Aus-)Bildung Rein körperliche Arbeit gibt es heutzutage immer weniger. Die Arbeit entwickelte sich zu einem raffinierten und zusehends komplizierten Vorgang, und sie wäre ohne Beteiligung des Geistes gar nie fortgeschritten. Gab es im Mittelalter nur relativ wenig gebildete Leute, können heute praktisch alle Bürger eines entwickelten Landes wie der Schweiz lesen, schreiben und rechnen. Alle anerkannten Berufe erfordern heute zu ihrer Ausübung ein gewisses Mass an geistiger Bildung. Und wenn die Arbeit dann fast ausschliesslich am Schreibtisch verrichtet wird, spricht man von geistiger Arbeit. Beispiele für geistige Arbeit: Pfarrer, Lehrerin, Anwalt. Maschinelle Arbeit Automatisierung Rationalisierung Dank dem Erfindergeist der Menschen ist es in der Neuzeit gelungen, viele körperliche Tätigkeiten durch Maschinen zu ersetzen. Diesen Prozess nennt man Automatisierung: Die Arbeit wird durch Automaten ausgeführt. Im Zuge der Automatisierung sind jedoch viele Arbeitsstellen überflüssig geworden und verschwunden. Wenn durch den Einsatz von Maschinen Arbeitsprozesse vereinfacht und beschleunigt werden und die menschliche Arbeitskraft ersetzt wird, spricht man von Rationalisierung. Beispiel einer Rationalisierung: Ein Schweissroboter in einer Fabrik, der 1 Mio. Franken kostet und 10 Jahre hält, übernimmt die Arbeit von 20 Arbeitskräften, die pro Jahr Fr. 600 000. an Löhnen erhalten. Arbeitsproduktivität Der Einsatz von Maschinen erhöht überdies die Arbeitskraft oder die produzierte Menge. Folgende Faktoren beeinflussen die Arbeitsproduktivität: VIER FAKTOREN BEEINFLUSSEN DIE ARBEITSPRODUKTIVITÄT Qualifikation und Motivation der Mitarbeiter Je fähiger, motivierter und einsatzfreudiger die Arbeitskraft ist, und je flexibler und mobiler ein arbeitstätiger Mensch ist, desto höher ist die Arbeitsproduktivität. Arbeitsteilung Eine weitere Steigerung der Produktivität erzielt man, indem sich die Arbeitstätigen spezialisieren und die Arbeit in verschiedene Arbeitsschritte und Berufe aufteilen. Technischer Fortschritt Der Einsatz von immer moderneren Verfahren, z. B. von kürzeren Produktionswegen, EDV oder einfacheren Arbeitsabläufen, führen zu einer Steigerung der Arbeitsproduktivität. Höhe des eingesetzten Kapitals Indem ein Unternehmen die oft teure menschliche Arbeitskraft durch Maschinen ersetzt, kann es seine Produktivität und damit seinen Gewinn erhöhen. Dies nennt man auch die Substituierung der Arbeit durch Kapital.

4. Wirtschaftliches Handeln 31 Kapital Das Kapital besteht aus den finanziellen Mitteln und den Einrichtungen, die zur Produktion von Gütern aller Art erforderlich sind. Finanzierung Kapitalgeber Bevor ein neuer Betrieb seine Tore öffnen kann, muss er Kapital auftreiben, d. h. sich finanzieren. Diese Beschaffung von Kapital (Finanzen) nennt man Finanzierung. Sie erfolgt in den meisten Fällen unter Mithilfe der Banken. Zur Kapitalbeschaffung (Finanzierung) für die Gründung oder Vergrösserung eines Unternehmens kommen grundsätzlich fünf verschiedene Kapitalgeber in Frage: DIE FÜNF MÖGLICHEN KAPITALGEBER 1. Privatpersonen: Wenn die privaten Leute die Haushalte nicht ihr ganzes Einkommen ausgeben, sondern ein Teil davon sparen, können Sie dieses Geld einem Unternehmen zur Verfügung stellen. Dies kann entweder direkt geschehen oder über die Banken in Form von Krediten, Darlehen oder Beteiligungen (z. B. Aktien). 2. Banken: Die Banken vergeben den Unternehmen Kredite anhand eines gesicherten Vertrags. Als Sicherheit kommen in Frage: Hypothek, hinterlegte Wertschriften, Bürgschaft oder Pfand. 3. Eigener Betrieb: Werden die erzielten Gewinne im Betrieb gelassen, kann sich das Unternehmen selbst finanzieren. 4. Andere Betriebe: Erhält ein Detailhandelsbetrieb von einem Lieferanten Ware gegen Rechnung, so erhält er von diesem bis zum Ablauf der Zahlungsfrist einen Kredit. Denn das Kapital bleibt solange im Unternehmen, bis die Ware bezahlt werden muss. 5. Staat: Der Staat kann selber Unternehmen gründen oder sich an bestehenden Privatunternehmen beteiligen (z. B. durch Aktienkäufe). Zudem kann er den Unternehmen Kredite oder Unterstützungsgelder (sogenannte Subventionen) zukommen lassen. Eigenkapital Fremdkapital Geldkapital Sachkapital Investition Desinvestition Stammt das Kapital von den Eigentümern selbst, nennt man es Eigenkapital. Leihen aussenstehende Personen dem Unternehmen Geld, nennt man das Fremdkapital. «Fremd» bedeutet in diesem Fall nicht «unbekannt», sondern «ausserhalb der Unternehmung stehend». Das Kapital kommt in zwei Formen vor: Geldkapital und Sachkapital. Mit dem Geldkapital, dem eigentlichen Geld bzw. den flüssigen Mitteln, kauft sich der Betrieb das Sachkapital. Das sind alle notwendigen Einrichtungen und Sachen, die zur Erfüllung des Unternehmungszwecks notwendig sind. In einem Detailhandelsbetrieb zählen die Investitionsgüter und die Handelsware zum Sachkapital. Die Umwandlung von Geldkapital in Sachkapital nennt man Investition. Der umgekehrte Vorgang heisst Desinvestition. Kapital Geldkapital Investition Desinvestition Sachkapital

32 A Grundelemente der Wirtschaft Beispiel Investition: Wenn Ihr Geschäft bei einem Lieferanten neue Ware einkauft, verwendet es zur Bezahlung der Ware Geldkapital und erhält dafür Kaufgegenstände (Sachkapital). Beispiel Desinvestition: Mit jedem Verkauf wird für die Kaufsache wieder Geld eingenommen, d. h., es entsteht rückwirkend aus Sachkapital wieder Geldkapital. Verwendung des Kapitals Das Kapital wird im Betrieb unterschiedlich genutzt. Es lassen sich grundsätzlich drei verschiedene Verwendungszwecke unterscheiden: VERWENDUNGSZWECK VON KAPITAL Betriebskapital Für laufend anfallende Kosten (z. B. Miete, Löhne) = Geldkapital Betriebseigenes Sparkapital Zu Sparzwecken angelegt bei Banken, Versicherungen oder in Form von Sammelobjekten = Geldkapital und Sachkapital Anlagekapital für Anschaffungen, Investitions güter = Sachkapital Betriebskapital Geldkapital Das Betriebskapital stellt die reibungslose Abwicklung der alltäglichen Geldgeschäfte sicher. Zuerst wird mit dem Betriebskapital die Geschäftskasse gespiesen. Dann werden damit auch Konten bei Post und Bank eröffnet. Beispiele Betriebskapital: Bank- oder Postkonto für die Bezahlung der Betriebskosten (Gemeinkosten) wie Löhne, Miete, Werbung, Energiekosten, Putzmaterial usw. Anlagekapital Investitionen Zum Anlagekapital gehören alle festen und für längere Zeit genutzten Einrichtungen und Arbeitsgeräte eines Betriebs. Das Anlagekapital entspricht den eigentlichen Investitionen, dazu zählen sämtliche Investitionsgüter, manchmal auch das Geschäftslokal. Beispiele Anlagekapital: Geschäftsmobiliar, Maschinen, Geschäftsauto usw. Betriebseigenes Sparkapital Reserven Geschäftsleitungen, die sorgfältig mit ihren Anlage- und Betriebsgeldern umgehen, kaufen dauerhafte und robuste Einrichtungen, die kaum Reparaturkosten verursachen und zu möglichst viel Geschäftsgewinn beitragen. Wem es gelingt, unnötige Kosten zu vermeiden, kann für neue Projekte oder für schlechte Zeiten Geld auf die Seite legen. Mit anderen Worten: Es können Kapitalreserven gebildet werden. Beispiele betriebseigenes Sparkapital: Ein Unternehmen legt für zukünftige Einkäufe aus dem Ausland Geld auf ein separates Dollarkonto an; für schlechtere Geschäftszeiten wird eine Gemäldesammlung angelegt; um den Standort zu sichern, kauft ein Betrieb sein Geschäftslokal usw.

4. Wirtschaftliches Handeln 33 Wissen Das Wissen (Know-how oder Bildung) ist die Aus- und Weiterbildung eines Menschen. Wissen als Ressource Bildung schafft Wohlstand Die Schweiz verfügt zwar über keine bedeutenden Bodenschätze wie Erdöl, Gold, Kohle. Die Abbaufunktion des Bodens ist also in der Schweiz nicht von Bedeutung. Wirtschaftlich nutzbare natürliche Ressourcen sind dagegen die Bodenfruchtbarkeit (Anbaufunktion, Landwirtschaft), die Wasserkraft (Energiegewinnung) und die schöne Natur- und Kulturlandschaft (Tourismus). Die wichtigste wirtschaftliche Ressource der Schweiz besteht aber in den motivierten und fähigen, das heisst gut ausgebildeten, Arbeitskräften. Auf der Grundlage dieser wertvollen Ressource war es der Schweiz und ihren Bewohnern möglich, innerhalb der letzten 150 Jahre von einem armen, hauptsächlich bäuerlichen Land zu einem der reichsten Industrieländer der Welt zu werden. Vor 1930 sind viele Schweizerinnen und Schweizer als Wirtschaftsflüchtlinge zum Beispiel nach Norditalien, Nordamerika oder Argentinien ausgewandert. Kinderreiche Familien waren gezwungen, eines oder mehrere Kinder zum Teil bereits im Alter von acht Jahren an wohlhabende Bauern zu verdingen, das heisst gegen Kost und Logis als Arbeitskraft abzugeben. Heimarbeit von Frauen und Kindern sowie kaum bezahlte Taglohnarbeit waren keine Seltenheit. Dank der guten Arbeitsleistung sowie der ständigen Weiterbildung der Bevölkerung gehören solche Zustände heute in der Schweiz der Vergangenheit an. Damit das so bleibt, ist ein gutes Bildungssystem von zentraler Bedeutung. 4.3 Effektivität und Effizienz Mit den im vorherigen Kapitel vorgestellten Produktionsfaktoren müssen die Unternehmungen möglichst sorgfältig umgehen. Diese sollen wirtschaftlich eingesetzt werden nach dem ökonomischen Prinzip. Doch im Zusammenhang mit der Erfüllung der Arbeit machen noch zwei weitere Begriffe die Runde: Effektivität und Effizienz. Effektivität Mit der Effektivität stellen wir fest, ob ein Ziel effektiv (tatsächlich) erreicht wird oder nicht. «Die richtigen Dinge tun.» Beispiel: Sie wollen Ihre Waren schön im Schaufenster präsentieren. Wenn Sie nun verschiedene Dekorationsgegenstände einkaufen, ist dies ein wirksames Mittel, um Ihr Ziel (ein schönes Schaufenster) zu erreichen. Sie haben also effektiv gehandelt. Effizienz Für die Überprüfung der Arbeit und für eine Qualitätskontrolle wird zusätzlich der Begriff der Effizienz verwendet: Mit der Effizienz beschreiben wir, ob das Ziel bestmöglich erreicht worden ist. «Die Dinge richtig tun.»

34 A Grundelemente der Wirtschaft Um das Beispiel von oben fortzusetzen: Wenn Sie nun nicht nur effektiv, sondern auch effizient handeln, kaufen Sie nicht einfach wahllos Dekorationsgegenstände ein, sondern Sie kaufen gerade so viel, damit Sie ein schönes Schaufenster herrichten können. Ihr Ziel ist also nicht nur das schöne Schaufenster, Sie wollen dieses Ziel gleichzeitig mit dem geringsten Aufwand (mit den geringsten Kosten) erreichen. BEISPIEL ZU EFFIZIENZ UND EFFEKTIVITÄT A 2 4 3 1 B Der Chauffeur des Hauslieferdienstes hat 4 Möglichkeiten, seine Route von A nach B zurückzulegen: 1 Effektivität ja: kommt an. Effizienz ja: kommt schnell an. 2 Effektivität ja: findet den Zielort. Effizienz nein: verliert Zeit durch Umwege. 3 Effektivität nein: kommt nicht an. Effizienz nein: fährt zügig, aber verfehlt das Ziel. 4 Effektivität nein: kommt nicht an. Effizienz nein: fährt kompliziert und falsch. Die Frage nach effektivem und effizientem Arbeiten kann natürlich für alle anfallenden Arbeiten in einem Betrieb gestellt werden. Nochmals: Wer eine Arbeit tatsächlich bewerkstelligt, ist effektiv. Wer die Arbeit überdies geradlinig, unkompliziert und ohne Umwege beendet, ist effizient. Wirtschaftlichkeit Erinnern wir uns an das ökonomische Prinzip. Dabei geht es um ein vorteilhaftes Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag. Dieses Prinzip kann auch in Zahlen ausgedrückt werden, nämlich mit der Formel zur Wirtschaftlichkeit. Bei dieser wird der Ertrag ins Verhältnis zum Aufwand gesetzt. Mit der Wirtschaftlichkeit W messen wir die Effizienz anhand vom Geldwert: Wirtschaftlichkeit (W) = Ertrag (E) Aufwand (A) = Einnahmen in Fr. Ausgaben in Fr.

4. Wirtschaftliches Handeln 35 Man wirtschaftet umso effizienter, je höher der Ertrag im Verhältnis zum Aufwand zu stehen kommt, je grösser die aus der Division resultierende Zahl ist. Von effizientem Wachstum kann also nur die Rede sein, wenn der Ertrag in Franken grösser ist als der Aufwand in Franken (z. B. Einnahmen grösser Ausgaben). WIRTSCHAFTLICHKEIT 1. Positive Wirtschaftlichkeit Profit (Ertrag > Aufwand) 2. Neutrale Wirtschaftlichkeit Nullrunde (Ertrag = Aufwand) 3. Negative Wirtschaftlichkeit Defizit (Ertrag < Aufwand) Sie kaufen ein Produkt für Fr. 1. und verkaufen es für Fr. 2.. Sie kaufen ein Produkt für Fr. 1. und verkaufen es für Fr. 1.. Sie kaufen ein Produkt für Fr. 1. und können es nur noch für Fr..50 weiter verkaufen 2. W = = 2 (W > 1) 1. 1. W = = 1 (W = 1) 1..50 W = = 0,5 (W < 1) 1. Produktivität Die Formel der Wirtschaftlichkeit gebrauchen wir auch zum Ausrechnen der Produktivität (P), mit dem Unterschied, dass wir nicht Franken, sondern speziell arbeitsspezifische Grössen einsetzen. Bei der Produktivität (P) messen wir die Effizienz anhand der Arbeitsleistung: Produktivität (P) = Ertrag Aufwand = Arbeitsertrag Arbeitsaufwand Der Begriff der Arbeitsproduktivität begegnete uns schon im Abschnitt «Arbeit» auf der Seite 30. Zur besseren Erklärung der Produktivität schauen wir uns folgendes Beispiel an: DHF X verkauft in 5 Stunden 10 Pullover: seine Arbeitsproduktivität P = 10 Pullover 5 Stunden = 2 Pullover / Std. Nun werden die Pullover besser präsentiert und neu an der Sammelkasse bezahlt. DHF X verkauft nun in 8 Stunden 80 Pullover: neue Arbeitsproduktivität P = 80 Pullover 8 Stunden = 10 Pullover / Std. Resultat: Die Rationalisierungsmassnahmen haben eine Effizienzsteigerung ergeben, die Produktivität ist im Pulloverrayon um das Fünffache gesteigert worden.

36 A Grundelemente der Wirtschaft Das Resultat einer ausgerechneten Produktivität ist immer eine Durchschnittszahl oder eine sogenannte Kennzahl. Anhand von Kennzahlen erkennt man den Erfolg auf vielen Gebieten. Umsatz- und Absatzkennzahlen Die wichtigsten Kennzahlen für die Produktivität im Detailhandel sind die Umsatz- und Absatzkennzahlen. Absatz Der Absatz ist die Anzahl (Menge) an verkauften Artikeln in einem bestimmten Zeitabschnitt (Periode). Umsatz Der Umsatz erfasst den Absatz wertmässig. Er entspricht dem Wert der verkauften Ware, also der eingenommenen Geldsumme. WICHTIGE UMSATZ- UND ABSATZKENNZAHLEN Umsatz pro Filiale pro Jahr Umsatz pro Angestellte pro Monat Umsatz je Kunde pro Einkauf (Kunden franken) Umsatz pro Kassenstation pro Tag Umsatz pro Abteilung pro Monat Anzahl Kunden pro Kassenstation pro Stunde Anzahl Kunden pro Angestellte pro Jahr Anzahl verkaufte Stück pro Angestellte im Monat Anzahl Kunden pro Filiale pro Jahr Bilanzkennzahlen Eine weitere Kategorie von Kennzahlen zur Beurteilung eines wirtschaftlichen Betriebs bilden die Bilanzkennzahlen (siehe Kapitel 1 in Teil J). Lagerkennzahlen Ausserdem gilt es, die Lagerkennzahlen (Lagerleis tungen) der einzelnen Detailhandelsbetriebe zu analysieren. Diese Statistiken sind wichtig für die Analyse, Zielsetzung, Planung, Entscheidung, Realisation und Kontrolle der Warenbewirtschaftung. Da die Lagerkennzahlen eingehend im Fach Detailhandelskenntnisse behandelt werden, gehen wir an dieser Stelle nur kurz auf sie ein.

4. Wirtschaftliches Handeln 37 WICHTIGE LAGERBESTANDSGRÖSSEN Bezeichnung Beschreibung Berechnungsformel Höchstbestand (Lagergrösse) Mindestbestand (eiserne Reserve) Meldebestand Zeigt an, wie viele Waren in Stück oder Franken im Lager höchstens Platz haben. Zeigt an, wie viele Waren in Stück oder Franken mindestens immer an Lager sein müssen, um allfällige Lieferverzögerungen zu überbrücken. Zeigt an, bei wie vielen Stück nachbestellt werden muss. Der Bestand wird von der Betriebsführung festgelegt. Der Bestand wird von der Betriebsführung festgelegt. Meldebestand = Mindestbestand + verkaufte Menge während der Lieferfrist Durchschnittlicher Lagerbestand Zeigt an, wie viele Waren in Stück oder Franken im Durchschnitt während eines Jahres gelagert sind. Durchschnittlicher Lagerbestand = Summe Bestände : Anzahl Bestände Lagerumschlagshäufigkeit Durchschnittliche Lagerdauer Zeigt an, wie oft der durchschnittliche Lagerbestand im Jahr erneuert wird. Zeigt an, wie lange die Ware im Durchschnitt gelagert wird. Lagerumschlag = Absatz : durchschnittlicher Bestand in Stückzahlen oder Lagerumschlag = Umsatz : durchschnittlicher Bestand in Geldwert Durchschnittliche Lagerdauer = 360 : Lagerumschlagshäufigkeit Stück Höchstbestand 1000 Meldebestand 300 Mindestbestand Beschaffungszeit Sicherheitszeit Zeit GELESEN VERSTANDEN? 15. Was verstehen Sie unter dem ökonomischen Prinzip? 16. Wann handeln Sie im täglichen Leben nach dem ökonomischen Prinzip? 17. Wie heissen die Produktionsfaktoren? 18. Welche drei Funktionen erfüllt der Boden für die Wirtschaft? 19. Welche Faktoren beeinflussen die Arbeitsproduktivität? 20. Was versteht man unter einer Investition? 21. Warum ist der Produktionsfaktor Wissen für die Schweiz besonders wichtig? 22. Wodurch veränderte sich der Produktionsfaktor Arbeit in den letzten 200 Jahren? 23. Warum ist das Sparen für eine Wirtschaft wichtig? 24. Was wird als Rationalisierung bezeichnet? 25. Was versteht man unter Eeffizienz? 26. Wozu dienen Kennzahlen in Detailhandelsbetrieben? 27. Was zeigen Umsatz- oder Absatzkennzahlen auf? 28. Welche Ausprägungen von Lagerkennzahlen kennen Sie?

38 A Grundelemente der Wirtschaft 5. Arbeitsteilung (= Spezialisierung) Gesteigerte Produktivität Gesteigerte Abhängigkeit Ein einzelner Mensch stellt nicht alles her, was er braucht. Als Detailhandelsfachfrau oder -fachmann sind Sie im Handel tätig. Sie machen das, was Sie am besten können: Sie verkaufen und kaufen Waren, beraten und bedienen Kunden, präsentieren Waren und überwachen das Lager. Möglicherweise arbeiten Sie in Ihrer Freizeit gerne mit Holz. Das Sägen und Hämmern mag Ihr Hobby sein, aber ein gelernter Schreiner hat vermutlich schneller einen Tisch zusammengebaut als Sie er ist also produktiver im Holzbau als Sie. Damit wird ersichtlich, dass mit der Arbeitsteilung bzw. Spezialisierung die Menschen besser mit Gütern versorgt sind, denn die Arbeitsteilung steigert die Produktivität. Durch die Arbeitsteilung sind die Menschen aber auch abhängiger voneinander. Wenn in der Brotproduktion das Mehl fehlt, kann der Bäcker oder die Bäckerin kein Brot herstellen, und die Konsumenten können kein Brot kaufen und essen. Die Arbeitsteilung steigert also die Abhängigkeit der Wirtschaftsteilnehmer. Arbeitsteilung Arbeitsteilung zwischen Mitarbeitern eines Betriebs Arbeitsteilung zwischen Betrieben Arbeitsteilung zwischen Ländern Innerbetriebliche Arbeitsteilung Volkswirtschaftliche Arbeitsteilung Internationale Arbeitsteilung 5.1 Die innerbetriebliche Arbeitsteilung Die innerbetriebliche Arbeitsteilung zeigt sich daran, dass Menschen, die im selben Unternehmen arbeiten, verschiedene Tätigkeiten ausüben. Die Verkäuferin verkauft, die Kassiererin nimmt Geld ein, die Lagermitarbeiterin ordnet das Lager. Bei der innerbetrieblichen Arbeitsteilung wird also ein Arbeitsvorgang aufgeteilt. Verschiedene Menschen übernehmen eine Teilaufgabe.

5. Arbeitsteilung (= Spezialisierung) 39 Massenproduktion Arbeitsbedingungen Durch die innerbetriebliche Arbeitsteilung ist eine Produktivitätssteigerung möglich, in derselben Zeit können also mehr Produkte gefertigt werden. Dadurch ist die Massenproduktion überhaupt erst entstanden und hat den Industrieländern Wohlstand gebracht. Aber die Arbeitsteilung führt auch dazu, dass Menschen nur eine Teiltätigkeit ausführen. Am Laufband den ganzen Tag, die ganze Woche oder gar das ganze Jahr nur eine einzige Schraube in ein bestimmtes Teil einzuarbeiten, führt zu Monotonie und Abgestumpftheit und schliesslich zu einer schlechteren Qualität des fertigen Produkts. Die oftmals unmenschlichen Arbeitsbedingungen in der Massenproduktion haben auch zu der Erkenntnis geführt, dass die Arbeitsteilung nicht zu weit getrieben werden sollte. Als Detailhandelsfachleute werden Sie natürlich ganzheitlich ausgebildet und können sehr vielseitig eingesetzt werden. 5.2 Die volkswirtschaftliche Arbeitsteilung Ein wirtschaftliches Gut durchläuft von der Gewinnung des Rohstoffes bis zu seiner Fertigstellung mehrere Wirtschaftsstufen. Die Arbeitsteilung zwischen Betrieben, die auf die Produktion eines bestimmten Gutes spezialisiert sind, nennen wir die volkswirtschaftliche Arbeitsteilung. Wir unterscheiden dabei die vertikale und die horizontale Arbeitsteilung. Vertikale Arbeitsteilung Die vertikale volkswirtschaftliche Arbeitsteilung ist die Arbeitsteilung zwischen Betrieben verschiedener Wirtschaftsstufen. Beispiel: Der Bauer pflanzt Bäume, pflegt und fällt sie. Das Sägewerk verarbeitet die Bäume zu Brettern. Der Schreiner kauft die Bretter und fertigt daraus Tische. Der Möbelhändler, ein Detaillist, kauft die Tische, präsentiert sie in seinem Geschäft den Kunden und verkauft sie. Damit durchläuft der Tisch die drei Wirtschaftssektoren, die Sie in Kapitel 7 in diesem Teil kennenlernen werden. Arbeitsteilung: die meisten Firmen stellen heute eines oder wenige Produkte her.

40 A Grundelemente der Wirtschaft Horizontale Arbeitsteilung Die horizontale volkswirtschaftliche Arbeitsteilung ist die Arbeitsteilung zwischen Betrieben derselben Wirtschaftsstufe. Beispiel: Auf der Stufe Fabrikation stellt eine Unternehmung den Stoff und eine andere Reissverschlüsse her. Eine dritte Firma stellt aus Stoff und Reissverschlüssen Hosen her. 5.3 Die internationale Arbeitsteilung Rohstoffarme Schweiz Es wurde bereits erwähnt, dass die Schweiz ein rohstoffarmes Land ist. Wir sind daher auf den Handel mit dem Ausland angewiesen. Die Schweiz kauft Rohstoffe wie Erdöl, Eisen, Erz, Gold, Kakao und vieles mehr im Ausland ein und importiert sie. Aber auch vorfabrizierte Teile werden im Ausland eingekauft und zu qualitativ sehr hochstehenden Fertigprodukten oder Halbfertigprodukten weiterverarbeitet. Diese Ware kann aber nicht nur in der Schweiz konsumiert werden. Sie wird auch wieder ins Ausland exportiert. Dieser internationale Handel, der seit circa 1990 stark zugenommen hat, führt zu einer starken Verflechtung mit dem Ausland. GELESEN VERSTANDEN? 29. Welche Folgen hat die Arbeitsteilung für unsere Gesellschaft? 30. Welche Arten der Arbeitsteilung kennen Sie?

6. Der einfache Wirtschaftskreislauf und der Markt 41 6. Der einfache Wirtschaftskreislauf und der Markt Kommen wir nochmals auf die volkswirtschaftliche bzw. landesweite Arbeitsteilung zurück: Die wirtschaftlichen Abläufe innerhalb eines Landes sind ausserordentlich vielfältig und kompliziert. Es gibt Millionen von Haushalten und Tausende von Unternehmen, die miteinander in Beziehung stehen. Wirtschaftsteilnehmer Der einfache Kreislauf Unter einem Wirtschaftsteilnehmer oder Wirtschaftssubjekt versteht man eine wirtschaftlich aktiv auftretende Person. Auf der Seite der Haushalte übernimmt ein Wirtschaftsteilnehmer die Rolle des Konsumenten, auf der Seite der Unternehmer trägt womöglich dieselbe Person in irgendeiner Form zur Produktion oder zur Bereitstellung von Gütern bei. Beim einfachen Kreislauf handelt es sich um ein vereinfachtes Modell, in welchem das wirtschaftliche Zusammenspiel von Haushalten und Unternehmen betrachtet wird. Der einfache Kreislauf stellt also in stark vereinfachter Form die Beziehungen der Wirtschaftsteilnehmer dar. EINFACHER WIRTSCHAFTSKREISLAUF ZWISCHEN HAUSHALTEN UND UNTERNEHMEN Produktionsfaktoren Boden, Arbeit, Kapital, Wissen Güterstrom Bodenrente, Lohn, Zins Unternehmen Haushalte Güterpreis Geldstrom Sachgüter, Dienstleistungen Güterstrom Arbeit und Wissen Die Haushalte bzw. die in ihnen lebenden Menschen arbeiten bei den Unternehmen. Damit stellen die Haushalte den Unternehmen ihre körperlichen und geistigen Fähigkeiten, ihr Know-how und ihre Erfahrung, sprich die Produktionsfaktoren Arbeit und Wissen zur Verfügung.

42 A Grundelemente der Wirtschaft Boden Kapital Konsum Die Haushalte sind zudem Eigentümer von Grundstücken und Häusern. Diese vermieten sie den Unternehmen. Damit stellen sie den Unternehmen auch den Produktionsfaktor Boden zur Verfügung. Indem die Haushalte sparen, fliesst schliesslich auch das benötigte Kapital als Geldkapital und Sachkapital in die Unternehmen. In diesem Fall wird das Geld als Gut, als Ressource (= Hilfsmittel zur Produktion) betrachtet und zählt deshalb zum Güterstrom. Letztlich wird das Kapital ohnehin hauptsächlich in Sachkapital, also in zu verarbeitende Rohstoffe, Arbeitsgeräte und Maschinen gesteckt. Es sind die Investitionsgüter, die im Unternehmen zum Einsatz kommen. Die fertig gestellten Güter und Dienstleistungen fliessen dann per Verkauf den Haushalten zum Konsum zu (die unterste Pfeilverbindung im Schema). Geldstrom Im Gegenzug werden die Haushalte für das Ausleihen der diversen Produktionsfaktoren entschädigt (Pfeil oben von links nach rechts). Zudem müssen die Haushalte als Konsumenten für die gekauften Güter und Dienstleistungen bezahlen (Pfeil unten von rechts nach links). Der Geldstrom fliesst deshalb immer in der Gegenrichtung zum Güterstrom. Im Wirtschaftsleben gibt es nichts gratis. Dies verdeutlichen auch die diversen Arten von Entschädigungen, welche die Unternehmen für die Nutzung der Produktionsfaktoren bezahlen müssen: Bodenrente Lohn Zins Geschlossener Wirtschaftskreislauf Das Fachwort für die Miete des Bodens heisst Grundrente oder Bodenrente. Für die geleistete Arbeit wird bekanntlich ein Lohn bezahlt. Bei höheren Monatslöhnen spricht man von Gehalt. Für das ausgeliehene Kapital wird ein Zins berechnet. Im Zins miteingerechnet ist ein Spesenanteil, welcher der Bank als Kapitalvermittler zukommt. Der einfache Wirtschaftskreislauf ist ein in sich abgeschlossener Kreislauf und gibt die Ströme innerhalb eines Landes ohne Störfaktoren wieder. Aus diesem Grund ist der totale Wert des Güterstroms theoretisch gleich gross wie der totale Wert des Geldstroms. Dies bedeutet, dass man von der Annahme ausgeht, dass alle produzierten Güter verkauft und bezahlt werden. Es werden also z. B. keine unverkauften Waren oder unbezahlten Mietzinse berücksichtigt. Obwohl das Modell des einfachen Wirtschaftskreislaufs sehr vereinfachend ist, macht es Sinn: Es hilft uns, die in der Realität sehr komplexen Beziehungen zwischen den Haushalten und den Unternehmen übersichtlich darzustellen. In Teil E werden Sie sich noch genauer mit dem Wirtschaftskreislauf auseinandersetzen.

6. Der einfache Wirtschaftskreislauf und der Markt 43 Angebot und nachfrage Wie eben im einfachen Wirtschaftskreislauf dargestellt, gehen sowohl von den Haushalten als auch von den Unternehmen Angebot und Nachfrage aus. ANGEBOT UND NACHFRAGE VON HAUSHALTEN UND UNTERNEHMEN Nachfrage Angebot Unternehmen Arbeit, Boden, Kapital und Wissen Beispiel: Ein Detailhandelsbetrieb benötigt ein Verkaufslokal Sachgüter und Dienstleistungen (wirtschaftliche Güter) Beispiel: Ein Metzger verkauft Fleisch, oder ein Taxi bietet eine sichere Heimfahrt. Haushalte Sachgüter und Dienstleistungen (wirtschaftliche Güter) Beispiel: Sie kaufen Schuhe, oder Sie essen in einem Restaurant. Arbeit, Boden, Kapital und Wissen Beispiel: Männer und Frauen bieten ihre Arbeit und Wissen als Arbeitende den Unternehmen. Markt Überall dort, wo Angebot und Nachfrage zusammentreffen, entsteht ein Markt. Beispiele wichtiger Märkte: Markt für Sachgüter z. B. Markt für Schlittschuhe Markt für Dienstleistungen z. B. Markt für Schlittschuhreparaturen Arbeitsmarkt z. B. Markt für Sportartikelverkäuferinnen und- verkäufer Boden- und Immobilienmarkt z. B. Markt für Wohnungen, Geschäfts- und Büro räumlichkeiten Preismechanismus Der Markt gleicht Angebot und Nachfrage aus, indem der Preis die Nachfrage und das Angebot reguliert. Dieser Preismechanismus ist ein fortwährender Prozess. Beispiel: Ist die Nachfrage nach Computern grösser als das Angebot, steigt der Preis der Computer. Je höher der Preis ansteigt, desto weniger Konsumenten wollen Computer kaufen. Die Nachfrage sinkt also. Gleichzeitig werden die Computerproduzenten mehr PCs herstellen, weil die Computer nun einen besseren Preis erzielen. Dadurch wird das Angebot an Computern grösser. Weil nun die Nachfrage nach Computern sinkt und gleichzeitig das Angebot zunimmt, steigt der Preis nicht mehr weiter an. Die Nachfrage ist nun gleich gross wie das Angebot, der Markt somit im Gleichgewicht. In Teil G werden Sie sich eingehender mit der Preisbildung beschäftigen. GELESEN VERSTANDEN? 31. Welche Ströme hat der einfache Wirtschaftskreislauf? 32. Wie verhält sich der Preis eines Gutes, wenn die Nachfrage nach diesem Gut kleiner ist als das Angebot?

44 A Grundelemente der Wirtschaft 7. Die drei Wirtschaftssektoren Wir leben in einer Zeit mit ganz ausgeprägter Arbeitsteilung und Spezialisierung. Jeder produziert, was er gelernt hat. Die meisten Güter, welche die Wirtschaft herstellt und zum Verkauf anbietet, müssen als Rohstoffe aus dem Boden gewonnen (Gütergewinnung, Urproduktion), zur fertigen Ware verarbeitet (Güterverarbeitung) und schliesslich an Verbraucher verteilt (Güterverteilung) werden. Deshalb spricht man von drei Sektoren oder Wirtschaftsgruppen. Aufgrund ihrer Produktion ordnet man die verschiedenen Unternehmen einem dieser drei Wirtschaftssektoren zu. DIE DREI WIRTSCHAFTSSEKTOREN Primärsektor Rohstoffgewinnung / Urproduktion (z. B. Landwirtschaft, Jagd, Fischerei, Baumwollproduktion). Sekundärsektor Verarbeitung und Fertigung (z. B. Industrie, Gewerbe, Bauwirtschaft). Tertiärsektor Verteilung und andere Dienstleistungen (z. B. Handel, Banken, Versicherungen, Verkehr, Kommu nikation). 7.1 Gütergewinnung (primärer Wirtschaftssektor) Zur Gütergewinnung zählen Land- und Forstwirtschaft, Weinbau, Fischerei, Bergbau und Energiewirtschaft (Elektrizität), also alle Urproduktionsund Landwirtschaftsbetriebe. 1. Sektor rückläufig Im primären Sektor sind heute noch 3 Prozent der Erwerbstätigen der Schweiz beschäftigt. Zum Vergleich: Bei der Gründung des Schweizerischen Bundesstaates 1848 waren noch 57 von 100 Personen in der Schweiz in der Urproduktion tätig. Die Mechanisierung und die Automatisierung ermöglichten eine enorme Steigerung der Produktion im primären Sektor. Um gleich viel oder gar mehr zu produzieren, waren nun weniger Arbeitskräfte notwendig. Dies führte zu einer starken Verminderung der Anzahl der Beschäftigten in der Gütergewinnung.