Erfahrungsbericht über das Auslandssemester an der Turiba University Riga, Lettland 26. August bis 17. Dezember 2016 Helena Demel DHBW Mannheim Studiengang International Business 3. Theoriephase
1. Vorbereitung des Aufenthalts Mein Auslandssemester hat mit Infoveranstaltungen des International Office der DHBW begonnen. Hinterher habe ich mich für Riga als Erstwahl und Kuopio in Finnland als Zweitwahl beworben. Für mich sind diese beiden Ziele in die engere Auswahl gekommen, da ich das Auslandssemester in Europa absolvieren wollte und die Semesterzeiten auch mit der Theoriephase in Deutschland übereingestimmt haben. Die Bewerbung beim IO hat ein Motivationsschreiben mit Lebenslauf und Transcript of Records beinhaltet. Auch das erste Learning Agreement mit den an der Gasthochschule zu absolvierenden Kursen hat dazu gehört. Auf der Website der Turiba University Riga ist ein voraussichtlicher Vorlesungskatalog zu finden, aus dem alle Infos über die verschiedenen Veranstaltungen hervorgehen. Die Auswahl der Vorlesungen ist uns leicht gefallen, da die meisten Kurse vom Studiengangsleiter vorgegeben und wir sonst sehr frei in unserer Entscheidung gewesen sind. Letztendlich hat es mit der Bewerbung für die Turiba University in Riga geklappt und ich habe, zusammen mit meiner Kommilitonin, die Zusage bekommen. Im Anschluss haben wir uns online an der Universität eingeschrieben und weitere Anträge ausgefüllt. Bei Fragen haben wir immer die ERASMUS Koordinatorin in Riga per E-Mail kontaktieren können. Nachdem Lettland Mitglied der EU ist, haben wir kein Visum beantragen müssen und auch weiterhin mit unserer heimischen Währung bezahlen können. Im Voraus haben wir nur den Hinflug über die lettische Airline airbaltic gebucht, eine Auslandsinternetflat für das Handy abgeschlossen und uns für den ersten Monat ein Apartment gemietet, welches uns im International Students Guide der Turiba University empfohlen wurde. 2. Studium im Gastland Mit einer Infoveranstaltung Ende August sind wir in Riga in das Auslandssemester gestartet. Hier haben wir alle relevanten Informationen für das Studium an der Turiba University erhalten. Außerdem haben wir auch direkt überprüfen können, ob unsere gewählten Kurse dieses Semester tatsächlich angeboten werden. Da doch mehr Vorlesungen passend zur dritten Theoriephase in Deutschland angeboten worden sind, haben wir noch einmal umgewählt. Zu beachten ist, dass die Kurse in lettischen Credits angegeben werden und sie erst in die bei uns gültigen ECTS umzurechnen sind. Fast alle Vorlesungen sind mit anderen ERASMUS Studenten zusammen und nur selten sieht man in der Universität einheimische junge Leute. In Lettland ist der Ablauf des Semesters anders als in Deutschland. Dort ist nicht nur eine finale Klausur zu absolvieren gewesen, sondern schon davor verschiedene kleine Tests und Präsentationen. Die Notenskala geht von eins bis zehn, wobei zehn die Bestnote darstellt. Eine weitere Vorgabe unseres Studienganges ist es gewesen, einen Kurs in Landessprache zu belegen. Ich habe bis dahin noch kein Lettisch sprechen können und deshalb mich für einen Sprachkurs entschieden. Leider ist dieser erst Ende Oktober gestartet und ging bis kurz vor Semesterende.
So konnten wir unsere erworbenen Lettischkenntnisse nur noch die letzten zwei Wochen anwenden. Zusätzlich haben wir während der Zeit im Ausland zwei Webbased Training zu den Themen Bilanzierung und Investition bearbeitet. 3. Aufenthalt im Gastland Bevor ich nach Riga geflogen bin, habe ich noch nicht viel über das Baltikum gehört und gewusst. Somit bin ich positiv überrascht gewesen als ich in Riga angekommen bin. Für deutsche Verhältnisse ist die größte Stadt im Baltikum mit ca. 644.000 Einwohnern relativ klein. Die Hauptattraktion Rigas ist die Altstadt. Diese hat sowohl bei strahlendem Sonnenschein als auch bei Schnee einen unverwechselbaren Flair. Ein Besuch in der Neustadt und im Jugendstilviertel ist ebenfalls sehenswert und lohnt sich definitiv. Bekannt ist die lettische Hauptstadt für ihre vielen Cafés und Kneipen in und um die Altstadt. Dort findet jeder ein Plätzchen und man kann bei einem Besuch einige schöne Stunden verbringen. Es gibt auch zahlreiche Restaurants, in denen typische lettische Speisen und Getränke serviert werden. Dazu zählen eine Art Reibekuchen mit Schmand, Fleischbällchen mit Sauerkraut oder der bekannte Riga Black Balsam. Nachdem wir den ersten Monat etwas außerhalb des Zentrums in einem Apartment gewohnt haben, sind wir Ende September in eine Wohnung am Rand der Altstadt gezogen. Der Weg zur Uni ist dadurch weiter geworden, da die Turiba University außerhalb vom Stadtzentrum liegt. Jedoch sind die öffentlichen Verkehrsmittel in Lettland sehr günstig, ein Studententicket kostet beispielsweise ca. 16 im Monat. Somit haben wir den längeren Weg zur Uni gerne in Kauf genommen. Das Preisniveau im Baltikum ist im Allgemeinen etwas niedriger als wir es von zuhause gewohnt gewesen sind. Es gibt aber auch Produkte, Kosmetikartikel zum Beispiel, welche überdurchschnittlich teuer sind. Dennoch kann man fast alles kaufen, was auch in Deutschland erhältlich ist. Nachdem viele Letten nur Russisch oder Lettisch sprechen, ist die Verständigung beim Einkaufen oftmals eine größere Herausforderung gewesen. Für junge Verkäufer und Kellner ist Englisch aber meist kein Problem. Ansonsten ist es hilfreich ein paar Wörter Lettisch oder Russisch zu können, da dies die zwei meist gesprochenen Sprachen in Lettland sind. Weiterhin lohnt es sich auch das Land zu erkunden. Sehenswürdigkeiten dabei sind der Kurbadeort Jurmala, der Nationalpark in Sigulda, vor allem im Herbst, oder das Schloss Rundale nahe Bauska. Die beste Zeit für solche Ausflüge ist am Anfang des Auslandssemesters, weil da noch nicht so viel für die Uni gelernt werden muss. Mit dem Wetter haben wir dieses Jahr Glück gehabt, da wir bei unserer Ankunft ausnahmsweise noch den lettischen Hochsommer erlebt haben. Ab Mitte Oktober wird es aber schon etwas kälter als in Deutschland und im November ist auch der erste Schnee gefallen.
Beim Verlassen von Riga sieht man auf dem Land auch Orte, in denen es den Familien schlechter geht. Die Häuser und Infrastruktur sind dort nicht so modern wie in der Hauptstadt. Außerdem fällt auf, dass es einen deutlichen Unterschied bezüglich des Lebensstils in Deutschland und in Lettland gibt. Das hängt mit der Anzahl der Bevölkerung und der Größe des Landes zusammen. Die Letten leben hauptsächlich in der Hauptstadt und Umgebung. Somit erhalten die ländlichen Gegenden deutlich weniger Aufmerksamkeit. Auch Nationalfeiertage und bewusstsein spielen für die lettische Bevölkerung eine ganz andere Rolle als für uns Deutsche. In der Zeit vor dem Nationalfeiertag in Lettland am 18. November ist das besonders zu spüren. Fast alle Letten tragen stolz einen kleinen Anstecker mit der Landesflagge an ihrer Jacke. Ich empfand Riga und auch Lettland jedoch trotzdem als überraschend westlich orientiert und der östliche Einfluss war zwar spürbar, aber nicht dominierend. Zum Baltikum gehören neben Lettland auch noch Estland und Litauen. Ein Besuch ihrer Hauptstädte, Tallinn und Vilnius, ist ebenfalls eine Reise wert. Dadurch sind die Geschichte, das wirtschaftliche Zusammenspiel und die politische Situation der baltischen Staaten viel besser zu verstehen. Weiterhin bieten sich auch noch Trips in die anderen skandinavischen Hauptstädte an, da Riga sehr zentral im Nordosten Europas gelegen ist. 4. Persönliche Wertung Die Entscheidung ein Auslandssemester während meines dualen Studiums zu machen, bereue ich auf keinen Fall. Es war für mich persönlich eine einmalige Möglichkeit, in einem fremden Land zu leben und zu studieren. Ich habe mein Englisch weiter verbessern können, gelernt wie ich mich in einem internationalen Umfeld verhalten muss und gemerkt wie es ist, fast nur auf sich alleine gestellt zu sein. Durch die vielen Eindrücke und Erfahrungen, die ich während der fast vier Monate gesammelt habe, ist mir aber auch bewusst geworden wie gut es uns zuhause in Deutschland geht. Auch Riga hat dazu beigetragen, dass ich mich noch oft an diese Zeit zurückerinnern werde. Es ist sehr spannend gewesen, in einer Stadt zu leben, die ich davor kaum gekannt habe. Dabei gibt es dort so viele schöne Orte zu entdecken. Das Zusammensein mit Studenten aus anderen Nationen hat mich außerdem darin bestätigt, dass mein Studiengang International Business die richtige Wahl gewesen ist und ich mich darauf freue noch mehr Erfahrung, auch in beruflicher Hinsicht, im Ausland zu sammeln. Ich empfehle jedem die Chance wahrzunehmen ein Auslandssemester mit ERASMUS zu absolvieren und freue mich schon jetzt auf meinen nächsten Besuch in Riga - es lohnt sich!
5. Anhang Belegte Kurse im Auslandssemester Kurs Lettland Kurs Deutschland ECTS Financial Management (vor allem) 6 Finanzierung & Investition Macroeconomics Makroökonomie 4,5 International Marketing Internationales Marketing 6 Selling Management - 3 Lettisch Sprachkurs - 6