Johannes Müller Wirtschaftsberatung (BDU) Finanzkommunikation und Unternehmenssteuerung Fördermittel 2013 Das Jahr 2013 ist vor allem bei Zuschüssen, die von der EU mitfinanziert werden, ein Jahr des Umbruchs. Wie Sie sicher aus den Medien erfahren haben, streiten bzw. stritt die EU mit den Mitgliedsstaaten um den Haushalt 2014 bis 2020. Das ist die neue Förderphase der EU, da die jetzige Förderphase von 2007 bis 2013 dieses Jahr ausläuft. In Deutschland gelten derzeit 1.823 Förderprogramme (Richtlinien). Davon sind 1.265 Zuschussprogramme, das sind mehr als zwei Drittel. EU Bund Länder Summe Zuschüsse 97 225 943 1.265 Kredite 2 61 262 325 Beteiligungen 4 6 84 94 Bürgschaften 7 4 97 108 Kombinationen 2 4 25 31 Summe 112 300 1.411 1.823 [Quelle: WABECO Subventionslotse - Stand vom 4. Sep. 2013] Wie wird in Deutschland im Jahr 2013 gefördert? Die Grundstruktur der Förderung bleibt auch im Jahr 2013 erhalten. Die EU fördert internationale Projekte (meist 8 bis 10 Antragsteller aus mindestens drei EU-Staaten im Konsortium, Zuschüsse zwischen 5 und 20 Mio. Euro pro Vorhaben). Der Bund fördert Vorhaben mit bundesweiter Wirkung oder übernimmt die Ko-Finanzierung mit den Ländern. Die Bundesländer fördern Vorhaben in ihrem Bundesland und die Kommunen und Kreise unterstützen die regionalen Effekte, meist im Bereich von maximal 200.000 Euro Zuschuss pro Betrieb. Zuschüsse 2013 Höhe Die nicht rückzahlbaren Zuwendungen ohne direkte Gegenleistung (Zuschuss) werden für Personal, Gründung, Regionen und Projekte gewährt. Der Personalzuschuss betrifft im Wesentlichen die Qualifizierung und Weiterbildung, die Förderung arbeitsloser Personen und die Schaffung von Arbeitsplätzen. Beim Gründungszuschuss erhalten Gründer Zuwendungen für den Unternehmensstart. Der Projektzuschuss orientiert sich an der Wirkung der Vorhaben. Hier sind die Projekte im Bereich For- Gründung 5 bis 25 T Personal 20 bis 70 % für bis zu 5 Jahre Projekt 25 bis 80 % Region 7,5 bis 50 % Johannes Müller Wirtschaftsberatung (BDU) Finanzkommunikation und Unternehmenssteuerung Holtkampstr. 8 32257 Bünde Tel. 05223 131 44 Fax. 05223131 88 johannes.mueller@mueller-beratung.de www.mueller-beratung.de
Johannes Müller Wirtschaftsberatung (BDU) Seite 2 schung und Entwicklung, Energie und Energieeinsparung und Umweltschutz hervorzuheben. Die Regionalzuschüsse betreffen die Investitionen in Fördergebieten (GRW- Fördergebietskarte). Hier sind Zuschüsse von bis zu 50 Prozent zu den Anlageinvestitionen oder Lohnsummen für zwei Jahre (je nach Region) möglich. Tipp 1 - Antrag vorziehen: Bei der Regionalförderung kann es ab 2014 sein, dass viele Regionen keine Zuschüsse mehr erhalten. Daher jetzt prüfen, welche Investitionen von 2013 bis 2015 geplant sind und prüfen, welche Zuschüsse jetzt und welche ab 2014 möglich sind. Tipp 2 Erst ein Zuschuss: Bei jedem Vorhaben, sollte immer erst geprüft werden, ob ein Zuschuss möglich ist. Es gibt 1.265 Zuschussprogramme in Deutschland. Zuschüsse gibt es nicht bei der Bank! Eigenkapital ersetzende Mittel Mittel ohne Sicherheiten Die Förderprogramme, die ohne bankübliche Sicherheiten vergeben werden, haben in den letzten zehn Jahren fast jährlich zugenommen. Höhe Bemessungsgrundlage Eigenkapitalersatz bis 40 % der Investition Nachrangdarlehen bis 60 % der Investition und der Kosten Zu den Mitteln ohne Sicherheiten Eigenmittel plus Öffentlich Beteiligung bis 100 % gehören die Eigenkapitalersatzdarlehen, die Nachrangdarlehen Eigenkapitalersatz und die öffentlichen Beteiligungen. Eigenkapitalersatz und Nachrangdarlehen ähneln sich. Meist werden diese auf zehn bis 15 Jahre vergeben und sind sieben Jahre tilgungsfrei. Bei Eigenkapitalersatz sind die Gesellschafter die Kreditnehmer (debt to equity), bei Nachrangdarlehen sind dies die Unternehmen, die mindestens drei Jahre alt sein sollten. Die öffentlichen Beteiligungen können die vorhandenen Eigenmittel verdoppeln (double equity). Dabei werden Eigenkapital, Eigenkapitalersatz und ggf. stille Reserven als Eigenmittel gesehen. Tipp 3 Eigenkapital erhöhen: Prüfen Sie jetzt, ob Sie die Eigenkapitalbasis Ihres Unternehmens erhöhen können. (Eigenkapitalersatz: Zins 10 Jahre fest, 7 Jahre tilgungsfrei, 2,5 %/a). Förderdarlehen billiges Geld?! Laufzeit [Jahre] tilgungsfrei [Jahre] Zins Haftungsfreistellung Die Förderdarlehen werden von der KfW Bankengruppe oder den Förderbanken der Länder vergeben. Diese Mittel werden von der Förderbank an die Hausbank ausgeliehen (Refinanzierung). Umwelt 5 bis 20 0 bis 5 4,3 bis 7,1 % 80% Innovation 10 0 bis 2 2,8 bis 7,6 % 100% Investition 5 bis 20 0 bis 3 3,8 bis 6,9 % 80% Betriebsmittel 2 bis 6 0 bis 1 3,7 bis 6,6 % 50% Region 5 bis 20 0 bis 5 3,5 bis 6,3 % 80%
Johannes Müller Wirtschaftsberatung (BDU) Seite 3 Die Hausbank haftet vollständig für die Rückzahlung. Daher ist das Risiko für die Hausbank genauso, wie bei einem Hauskredit, aber der Prüfungsaufwand ist höher. Bei Förderdarlehen stoßen manche Unternehmer auf Widerstand bei ihrer Bank, da die Bank die Möglichkeit hat, hier bei gleichem Risiko die eigenen Mittel zu vergeben. Manche Förderdarlehen sind mit Zinssubventionen ausgestattet. So gibt es für Umweltvorhaben Darlehen mit Zinsen bei einem Prozent und manche sind zusätzlich mit einem Tilgungserlass für die letzten beiden Jahre versehen. Tipp 4 vorher informieren: Bevor Sie mit Ihrer Hausbank über einen Unternehmenskredit sprechen, sollten Sie sich informieren, welche Förderdarlehen für Ihr Vorhaben verfügbar sind. So können Sie Ihren Bankkontakt direkt auf solche Mittel ansprechen. Ersatzsicherheiten Bürgschaften Bei Darlehen, die von der Hausbank vergeben werden, Volumen kommt sehr schnell die Frage nach einer ausreichenden Bürgschaftsbank bis 1,5 M Besicherung. Zuerst wird die Investition als Si- cherheit gegeben, aber oft reicht das nicht aus. So Land 1,5 bis 5 (10) M gibt es die Möglichkeit der öffentlichen Bürgschaft, bei der die Bürgschaftsbank (oder Bürgengemeinschaft) Bund ab 10 M der Hausbank eine Bankgarantie als Sicherheit gibt. Ist eine solche Bürgschaft schon Bestandteil des vorher genannten Förderdarlehens, wird diese Haftungsfreistellung genannt. Eine solche Ersatzsicherheit wird meist als quotale Beteiligung am Risiko vergeben. So übernimmt die Bürgschaftsbank bis zu 80 Prozent vom Schaden. Tipp 5 Besicherung ausrechnen: Vor einer Beantragung von Bürgschaften sollten Sie ihre Sicherheiten selbst berechnen. Die Banken bewerten hier sehr unterschiedlich. Was kann man durch Fördermittel sparen? Unternehmer vergleichen gerne die Zinssätze, obwohl diese nicht wirklich etwas über die Gesamtkosten einer Finanzierung aussagen. Zur richtigen Beurteilung kommen Sie nur, wenn Sie bei gleicher (monatlicher) Belastung die kürzeste Laufzeit aussuchen oder bei gleicher Laufzeit die geringere laufende Belastung auswählen. Ein Vergleich einer geförderten Finanzierung mit einer reinen Bankfinanzierung ist allerdings aufwendiger, da oft Annuitätendarlehen (Bankdarlehen mit gleicher Monatsrate) gegen Ratendarlehen (Darlehen mit gleicher Tilgung und fallenden Raten) gerechnet werden. Dazu kommt die Frage, wie vergleicht man eine Förderfinanzierung mit einer Bankfinanzierung, wenn man die Förderfinanzierung erhält und die Bankfinanzierung nicht? Zur Vereinfachung lassen wir die Frage nach den Sicherheiten außen vor, um die Effekte zu verdeutlichen.
Johannes Müller Wirtschaftsberatung (BDU) Seite 4 Bei einem Zuschuss sparen Sie den Zuschuss ein (Tilgung), die Zinsen, die Sie auf den Kredit hätten zahlen müssen und die Sicherheiten. Sie können den geplanten Kredit um den Zuschuss reduzieren und bilden die Differenz der Gesamtkosten. (100.000 Euro Zuschuss sind so schnell 130 Prozent Einsparung.) Bei einem Förderdarlehen bilden Sie die Differenz der Zinskosten. (Laufzeiten beachten wer später tilgt zahlt mehr) Ein Prozent Zinseinsparung auf zehn Jahre bedeutet rund 5,4 Prozent Kostenersparnis bezogen auf den Kredit. Bei Eigenkapitalersatz, Nachrangdarlehen und öffentlichen Beteiligungen ist ein Vergleich nur mit entsprechenden Finanzierungsmitteln vom Markt möglich. Alle sind teurer als ein vergleichbarer Kredit, der aber keine Eigenkapitalfunktion hat. Tipp 6 Relationen prüfen: Die Einsparung durch eigenkapitalähnliche Mittel liegt in der besseren Bonität, die man damit erreicht und dadurch werden andere Finanzierungen billiger oder größer, wie beispielsweise Linien bei Lieferanten. Besonderheiten im Jahr 2013 Im Jahr 2013 laufen viele EU-Förderungen in Deutschland aus. Unternehmen sollten prüfen, ob sie diese Mittel noch einbeziehen wollen. Positiveffekte von Fördermitteln: Eigenkapitalerhöhung (auf 70 %) durch mehr Eigenkapital oder mehr Zuschuss Kostenersparnisse durch ersparte Tilgung und Zinsen (20 bis 80 % der Gesamtinvestition) Sicherheitenersparnis durch den Erlass der Besicherung (Zuschuss, Nachrangdarlehen, Öffentliche Beteiligung) oder Zusatzsicherheiten der öffentlichen Hand (Bürgschaften und Garantien) Vermögensschutz bei Gesellschaftern durch ausreichende Besicherung ohne persönliche Haftung Wertsteigerung durch stabilere Finanzierung und höhere Gewinne (Faktor 3 und höher) Liquidität durch spätere Tilgung oder Wegfall von Tilgungen (Zuschuss)
Johannes Müller Wirtschaftsberatung (BDU) Seite 5 Autor: Michael D. G. Wandt, Jg. 1961 Direktor WABECO Subventionslotse, der Fördermittelberatung der VALEA Unternehmensberatung BDU TIG Technologie- und Innovationszentrum Gießen Winchesterstr. 2 in D-35394 Gießen-Europaviertel Fon +49-6401-22310-71 (Telefon schaltet auf Handy um) Fax +49-6401-22310-77 Mobil +49-171-5315156 Fördermittelberatung seit 1982 Seit 1986 Unternehmensberatung Diplomingenieur Maschinenbau Diplom Kaufmann (Titel Dipl.-Wirtsch.-Ing.) Fachjournalist DFJV Referent zu Finanzierungsthemen insbesondere Fördermittelthemen Honorardozent an Hochschulen zum Thema Dienstleistungsgestaltung und Finanzierung Buchautor (Handbuch Optimale Finanzierung für den Mittelstand und diverse andere Finanzierungsbücher) Gerichtsgutachter für Fördermittel- und Finanzierungsfragen Vorstand Fachverband Finanzierung im BDU Vizepräsident BKM Bundesverband Kapital für den Mittelstand