Frohes Schaffen!? Arbeit in der Landwirtschaft. Dokumentationsband der 23. Witzenhäuser Konferenz. 1. bis 5. Dezember kassel university press

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Transkript:

FROHES SCHAFFEN!? ARBEIT IN DER LANDWIRTSCHAFT 23. Witzenhäuser Konferenz FROHES SCHAFFEN!? ARBEIT IN DER LANDWIRTSCHAFT Wie ist die Situation von Landwirt_innen in Europa und unter welchen ökonomischen Zwängen stehen sie? Weshalb sind die Löhne für Fachkräfte so niedrig? Vor welchen Herausforderungen stehen Gewerkschaften in der Landwirtschaft? Welche Rolle spielen die Saisonarbeiter_innen und Migrant_innen in der Lebensmittelproduktion? Inwieweit kann die ökologische Landwirtschaft Vorreiter für gute Arbeitsbedingungen sein? Welche Ansätze für die Verwirklichung guterarbeitsbedingungen gibt es und wie können wir aufbauend auf ihnen die Perspektiven in der Landwirtschaft verbessern? ISBN 978-3-7376-0114-6 Ökologische Agrarwissenschaften U N I K A S S E L Deckblatt_A4_Broschüre.indd 1 kassel university press FROHES SCHAFFEN!? ARBEIT IN DER LANDWIRTSCHAFT Billigprodukte im Supermarktregal dominieren unsere heutige Lebensmittelwirtschaft. Dass diese häufig unter prekären Arbeitsbedingungen produziert und verarbeitet werden, ist beim Einkauf oftmals nicht transparent. Im Rahmen der 23. Witzenhäuser Konferenz wurde die Arbeit in der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette vom Acker bis zum Verkauf aus verschiedenen Perspektiven betrachtet, um folgenden Fragen auf den Grund zu gehen: WIRT LAND AGE : 10 T AUB L R SU E JAHR DOKUMENTATIONSBAND DER 23. WITZENHÄUSER KONFERENZ 01. - 05.12.2015 9 783737 601146 23.03.16 08:32

Frohes Schaffen!? Arbeit in der Landwirtschaft Dokumentationsband der 23. Witzenhäuser Konferenz 1. bis 5. Dezember 2015 kassel university press

Impressum Redaktion: Maximilian Ahlert, Franca Fiederer, Katharina Varelmann, Sarah Kuschel, Sylvia Ewers, Merlin Politor, Katharina Stamp Layout: Katharina Stamp Umschlaggestaltung: Moritz Ahlert Betreuung: Prof. Dr. Christian Herzig, Holger Mittelstraß Herausgeber: Projektgruppe Frohes Schaffen!? Arbeit in der Landwirtschaft Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar ISBN 978-3-7376-0114-6 (print) ISBN 978-3-7376-0115-3 (e-book) URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0002-401157 2016, kassel university press GmbH, Kassel www.upress.uni-kassel.de/ Druck und Verarbeitung: Print Management Logistics Solutions, Kassel Printed in Germany

Inhalt 3 Inhaltsverzeichnis Vorwort 4 Programm 6 Dienstag Agrarpolitik und Arbeit - Der Einfluss europäischer Agrarpolitikmaßnahmen auf die Arbeit im Agrarsektor 9 Mittwoch Landwirtschaftliche Arbeit muss sich lohnen! 17 Arbeit(en) in der Landwirtschaft - Jobs gestern und heute 21 Landwirtschaftliche Arbeit muss sich lohnen!...und es wäre auch schön, wenn sie Spaß macht! 23 Zwischen Idealismus, Selbstausbeutung und Lohnarbeit - Praxiserfahrungen 25 Bäuerliche Lebenswelten im Wandel 28 Genderaspekte in der Landwirtschaft 32 Donnerstag Bitter Oranges - African Migrant Workers in Calabria 35 Solidarität statt Konkurrenz - Gute Arbeit für alle! 39 Anders Arbeiten!? - Potentiale und Grenzen der Solidarischen Landwirtschaft 45 Frohes Spielen!? - Mit Theater von Ausbeutung zu Fairness in der Landwirtschaft 52 Wie organisiere ich mich im Betrieb? 55 Gestaltungsmöglichkeiten für ein positives Arbeitsverhältnis 57 Kuh vadis, Ausbildung? Wohin entwickeln sich die Auszubildenden und die Bedingungen in der Ausbildung? 62 Freitag Zwiegespräch: Auswirkungen des Mindestlohns auf Angestellte und Betriebe 66 Best Practice Soziale Verantwortung am Arbeitsplatz, Märkisches Landbrot 76 Betriebsratsarbeit in der Landwirtschaft, Gut Wulksfelde 78 Das Team steht im Mittelpunkt, Rote Rübe - Schwarzer Rettich 81 Markt der Möglichkeiten 83 Samstag Blutgemüse 89 Podiumsdiskussion: Frohes Schaffen - Gute Arbeitsbedingungen für alle sind möglich! 93 Fotoaktion 102 Danke! 103 Evaluation 104

4 Konferenzteam Vorwort Die Arbeitsbedingungen in der Branche sind so verschieden, wie die landwirtschaftlichen Betriebe selbst und lassen sich kaum pauschal beurteilen. Allen gemein ist, dass viel Arbeit für Produkte mit oftmals niedrigen Preisen geleistet wird. Auf vielen Höfen herrscht hierdurch eine Parallelwelt zur normalen Arbeitswelt: Urlaubssperren, Arbeiten bis in die Abendstunden und am Wochenende, unbezahlte Überstunden und Löhne unter Tarif sind für viele in der Landwirtschaft Beschäftigte Normalität. Der hohe wirtschaftliche Druck durch niedrige Lebensmittelpreise bei hohen Qualitätsanforderungen erschwert die Durchsetzung akzeptabler Arbeitsbedingungen, sowie angemessener Einkommen auch der Betriebsleiter_innen. Die Identifikation mit dem Betrieb, den Pflanzen, den Tieren und den Zielen des Ökologischen Landbaus, sowie die Leidenschaft für ihre Tätigkeit sind bei vielen Angestellten und Betriebsleiter_innen so hoch, dass diese besonderen Arbeitsbedingungen vielfach akzeptiert werden. So ist es kein Wunder, dass aufgrund der geringen Organisation landwirtschaftlicher Angestellter in Gewerkschaften der Mindestlohn in der Landwirtschaft erst ab 2017 bei 8,50 Euro liegen wird. Jedoch ist erst ab einem Stundenlohn von 11,50 Euro damit zu rechnen, dass die Arbeitnehmer_innen nicht in Altersarmut leben müssen. Dies kann gerade für den Ökolandbau zum Problem werden, sind doch Fairness und Nachhaltigkeit wichtige Grundpfeiler der Ökobewegung und werden auch so nach außen kommuniziert. Zum Beispiel beim aktuellen Fall der Behinderung einer Betriebsratsbildung bei Alnatura Bremen, wird deutlich, dass gerade die Ökobranche mit ihren propagierten Werten an dieser Stelle ein Glaubwürdigkeitsproblem bekommt. Schaut man beim Thema Saisonarbeit, die eine große Rolle in der eurpäischen Landwirtschschaft spielt, etwas genauer hin, wird man schnell mit äußerst prekären Lebens- und Arbeitbedingungen konfrontiert. Passend dazu wurde die Ausstellung Bitter Oranges begleitend zur Konferenz im Tropengewächshaus gezeigt. Hier wird der Zusammenhang der Entrechtung von Flüchtlingen und extremer Ausbeutung aufgezeigt, welche in aktueller Fachliteratur als moderne Sklaverei bezeichnet wird. Zahlreiche Vorträge, Workshops und Diskussionsforen gaben uns die Möglichkeit diese vielen Themen an vier Tagen zu vertiefen. Ein Zwiegespräch zum Mindestlohn zwischen Gewerkschaft und Arbeitgeberverband gab Einblick in die aktuelle Debatte in Deutschland. Für den europäischen Überblick sorgten die aus Italien und Österreich angereisten Referent_innen. Viele Praktiker_innen, Organisationen, Beratungsstellen und Gewerkschaften standen Rede und Antwort bei unserem Markt der Möglichkeiten. Zu guter Letzt gab es am Samstag eine Podiumsdiskussion mit dem Motto: Gute Arbeitsbedingungen für alle sind möglich! Insgesamt nahmen 160 Menschen an der Konferenz teil. Das kulturelle Rahmenprogramm, bestehend aus Ausstellung, Kino und Konzert rundete die Tagung ab

Konferenzteam 5 und brachte die Teilnehmenden miteinander ins Gespräch. Das Konferenzcafé bot außerdem einen Platz in guter Atmosphäre zum Auftanken, Durchatmen und Diskutieren. Zu guter Letzt wollen wir uns bedanken: Als Erstes bei Euch und Ihnen die die Konferenz zu dem gemacht haben, was sie war. Eine lebendige und intensive Zeit, die wir so schnell nicht vergessen werden. Wir danken Euch/Ihnen, dass Ihr/Sie die Konferenz mit Eurer/Ihrer Anwesenheit, Euren/Ihren Gedanken und Worten ausgefüllt habt/en und hoffen auf eine weitergehende Diskussion auch nach der Konferenz! Des Weiteren möchten wir unseren Betreuern M.Sc. Holger Mittelstraß und Prof. Dr. Christian Herzig danken, die uns das letzte Jahr über begleitet, unterstützt, motiviert und manchmal auch zu recht gebremst haben. Ohne finanzielle Mittel hätte diese Konferenz nicht stattfinden können, deshalb gilt besonderer Dank unseren Geldgebern. Zudem haben wir auch einige Lebensmittelspenden bekommen, die einen beachtlichen Teil der großartigen Versorgung im Konferenzcafé ausmachten. Danke auch allen unseren Helfern und Engeln. Ihr seid toll! Im vorliegenden Dokumentationsband haben wir die, aus unserer Sicht, wichtigsten Inhalte der Konferenz zusammengefasst. Er soll einerseits den Teilnehmer_innen die Möglichkeit geben sich zurück zu erinnern oder vielleicht das ein oder andere noch einmal nachlesen zu können. Außerdem haben diejenigen, die leider nicht an der Konferenz teilnehmen konnte, die Möglichkeit einen Einblick in das Thema zu bekommen. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen! Das Konferenzteam von links: Merlin Politor, Katharina Stamp, Sylvia Ewers, Katharina Varelmann, Maximilian Ahlert, Sarah Kuschel, Franca Fiederer, Holger Mittelstraß

6 Programm Dienstag, 01. Dezember 2015 19.00-21.00 Uhr Vortrag -»Agrarpolitik und Arbeit - Der Einfluss europäischer Agrarpolitikmaßnahmen auf die Arbeit im Agrarsektor«Dr. Katrin Hirte, Uni Linz Realität & Rahmen Mittwoch, 02. Dezember 2015 09.00-10.30 Uhr Begrüßung und Vortrag -»Landwirtschaftliche Arbeit muss sich lohnen! Dr. Frieder Thomas, AgrarBündnis e.v., Konstanz 10.30-11.00 Uhr Pause 11.00-12.30 Uhr Vortrag -»Arbeit(en) in der Landwirtschaft - Jobs gestern und heute«janine Stratmann, Uni Göttingen 12.30-14.00 Uhr Mittagspause 14.00-17.00 Uhr Workshops -»Genderaspekte in der Landwirtschaft«Silvia Schlögel, Kreisbäuerin, Weilheim-Schongau / Dr. Mathilde Schmitt, Innsbruck -»Landwirtschaftliche Arbeit muss sich lohnen! und es wäre auch schön, wenn sie Spaß macht!«dr. Frieder Thomas, AgrarBündnis e.v., Konstanz -»Zwischen Idealismus, Selbstausbeutung und Lohnarbeit Praxiserfahrungen«Matthias Ristel, Öko-Obstbau Norddeutschland / Benjamin Volz, FiBL Deutschland e.v. / Lisa Eberbach, Studentin, Uni Kassel -»Bäuerliche Lebenswelten im Wandel«Dr. Gunter Mahlerwein, Uni Mainz 19.30 Uhr Ausstellungseröffnung»Bitter Oranges - African Migrant Workers in Calabria«im Tropengewächshaus Witzenhausen Von Ausbeutung & Fairness, Teil 1 Donnerstag, 03. Dezember 2015 09.00-10.30 Uhr Fotovortrag -»Bitter Oranges - African Migrant Workers in Calabria«Prof. Dr. Gilles Reckinger, Uni Innsbruck 10.30-11.00 Uhr Pause 11.00-12.30 Uhr Vortrag -»Solidarität statt Konkurrenz - für gute Arbeit«Emilija Mitrovic, DGB MigrAr, Hamburg 12.30-14.00 Uhr Mittagspause 14.00-17.00 Uhr Workshops -»Anders Arbeiten!? Potentiale und Grenzen der Solidarischen Landwirtschaft«Gabriel Erben, Uni Kassel / Philip Julius, Gemüsekooperative Rote Beete, Leipzig

Programm 7 -»Frohes Spielen!? Mit Theater von Ausbeutung zu Fairness in der Landwirtschaft«Torben Flörkemeier, Scientific Theatre, Freiburg -»Wie organisiere ich mich im Betrieb?«Michael Sankari, IWW-Gewerkschaft Kassel -»Gestaltungsmöglichkeiten für ein positives Arbeitsverhältnis Matthias Brandner, LWK Niedersachsen -»Kuh vadis, Ausbildung? Wohin entwickeln sich die Auszubildenden und die Bedingungen in der Ausbildung?«Dipl. Ing. Andreas Teichler, Landwirtschaftskammer Niedersachsen 20.00 Uhr Kino im Capitolkino Witzenhausen -»Arbeit macht das Leben süß, Faulheit stärkt die Glieder«Von Ausbeutung & Fairness, Teil 2 Freitag, 04. Dezember 2015 09.00-10.30 Uhr Zwiegespräch -»Auswirkungen des Mindestlohns auf Angestellte und Betriebe: Franz-Josef Müller, Landwirtschaftlicher Arbeitgeberverband Südbaden / Ralf Helwerth, IG BAU 10.30-11.00 Uhr Pause 11.00-12.30 Uhr Best practice Vorträge -»Soziale Verantwortung am Arbeitsplatz: Märkisches Landbrot«Joachim Weckmann, Inhaber, Berlin -»Betriebsratarbeit in der Landwirtschaft: Gut Wulksfelde«Arne Groos, Betriebsrat -»Das Team steht im Mittelpunkt: Rote Rübe Schwarzer Rettich«Andreas Backfisch, Frauke Nemitz,Geschäftsführung, Rittmarshausen 12.30-14.00 Uhr Mittagspause 14.00-17.00 Uhr Markt der Möglichkeiten 21.00 Uhr Konzert -»Wasn t born yesterday«straight Fast Forward Blues /»Pari Pari«Punk en Francaise! Aktion & Vision Samstag, 05. Dezember 2015 09.00-10.30 Uhr Vortrag und Aktion -»Blutgemüse«Yvan Sagnet, Gewerkschaftsbund CGIL, Italien 10.30-11.00 Uhr Pause 11.00-12.30 Uhr Podiumsdiskussion -»Frohes Schaffen - Gute Arbeitsbedingungen für alle sind möglich!«moderation: Prof. Dr. Christian Herzig, Uni Kassel Thomas Hentschel, IG BAU / Carla Proetzel, junge AbL / Dr. Jürn Sanders, Thünen-Institut für Betriebswirtschaft ab 12.30 Uhr Abschlussessen

8 Einführung Einführungsvortrag 9 Agrarpolitik und Arbeit - Der Einfluss europäischer Agrarpolitikmaßnahmen auf die Arbeit im Agrarsektor

Einführung 9 Agrarpolitik und Arbeit - Der Einfluss europäischer Agrarpolitikmaßnahmen auf die Arbeit im Agrarsektor Vortrag von Katrin Hirte Einleitung Warum erhält der/die Landarbeiter_in von den 1,60 Euro, die beispielsweise ein Eisbergsalat im Supermarkt kostet, lediglich 2 Cent? Wie kommt es zu einer solch geringen Anerkennung von Arbeit im Agrarsektor? Welchen Einfluss hat die Agrarpolitik dabei? Dies zu problematisieren war das Ziel dieses Vortrages. Dazu wurde in drei agrarpolitische Einflussebenen unterschieden: Die Preispolitik, die Förderpolitik sowie die Beihilfenpolitik der Europäischen Union. Bezüglich dieser wurde die gewollte politische Gesamtausrichtung im Agrarbereich beleuchtet. Preispolitik und Vermassung der Arbeitsprodukte Mit dem Landwirtschaftsgesetz im Jahr 1955 wurde offiziell der Schutz der Landwirtschaft beschlossen. Hintergrund war die Preispolitik ab 1948: Während die Preise für Industrieprodukte 1948 freigegeben wurden, blieben die Preise für Agrarprodukte, Energie, Verkehr und Wohnen festgelegt. Die Landwirtschaft, die auf die vor- und nachgelagerten Bereiche schon damals angewiesen war (Maschinen, Energie, Futter), war so über Nacht in größten ökonomischen Schwierigkeiten. Da die Lebensmittelpreise gleichzeitig nicht einfach freigegeben werden konnten schon bei der Freigabe der Industriepreise kam es November 1948 zum Generalstreik musste die Landwirtschaft subventioniert werden. Dies passierte durch Preisfestlegungen. Diese Preisfestlegungen wurden gleichzeitig gezielt als Steuerungsmöglichkeit für eine bestimmte Strukturpolitik genutzt, bekannt als Wachsen und Weichen. Dazu wurden die Preise nicht zu hoch festgelegt, so dass viele Betriebe aufgeben mussten. Aber sie wurden auch nicht zu niedrig festgelegt, damit die Betriebe, die man wollte, erhalten blieben. Dr. Katrin Hirte studierte nach einer landwirtschaftlichen Ausbildung Landwirtschaft sowie Agrarpädagogik an der Humboldt-Universität Berlin. 2001 erfolgte die Promotion. Von 2005 bis 2008 war sie Mitarbeiterin im Fachbereich Landnutzung und Regionale Agrarpolitik am Fachbereich Ökologische Landwirtschaft der Universität Kassel. Seit 2009 ist sie an die Universität Linz, Institut für die Gesamtanalyse der Wirtschaft (ICAE) tätig. Schwerpunktbereich ist hier die Ökonomie der Entwicklung im Kontext gesellschaftspolitischer Ereignisse. Zur Entwicklung der deutschen Agrarpolitik und Agrarökonomie erfolgt die Habilitation. Förderpolitik und Monotonisierung von Arbeit Parallel zur Preispolitik erfolgte eine ebenso ausgerich-

10 Einführung tete Förderpolitik, d.h., insbesondere im Bereich der Investitionsförderung wurden schon ab den 1950er Jahren größere Betriebe bevorzugt und mit der EU-Gründung wurden sowohl die Preispolitik als auch die Förderpolitik nahtlos fortgesetzt. Die Betriebe, welche als förderwürdig galten (wozu eine bestimmte Größe und Einkommenshöhe gehörte), wurden mit so genannten Betriebszweigaussiedlungsprämien und Ausrichtungsprämien gefördert, d.h., damit wurde bewusst die Monotonisierung der Strukturen und Aufgabe ganzer Betriebszweige herbeigeführt, damit Investitionen ausschließlich für die verbleibenden Betriebszweige zur Massenproduktion eingesetzt wurden. Beihilfenpolitik und Entwertung der Arbeit Mit dieser Preis- und Förderpolitik wurden die einheimischen Betriebe zur Massenproduktion erzogen, aber diese Massenprodukte waren schon ab den 60er Jahren nicht mehr im eigenen Land absetzbar. Mit der Überschwemmung des Weltmarktes mit Produkten, deren Preise bewusst nach unten manipuliert wurden, wenn sie das Land verließen (Exporterstattungen) und deren Preise heraufgesetzt wurden, wenn jemand in die EU liefern wollte (die so genannten Abschöpfungen ), wurden systematisch Agrarstrukturen insbesondere in der so genannten Dritten Welt zerstört und die Ungleichgewichte zwischen den Agrarproduzenten in der Welt wuchsen an. Mit der MacSharry-Reform 1992 musste aufgrund neuer politischer Verhältnisse (z.b. dem Druck der USA ab dem Machtantritt von Ronald Reagan, neuer politischen Player wie die CAIRNS-Gruppe, ein Zusammenschluss von Agrarausfuhrländern u.a. (Krenzler 2004)) diese Praxis geändert werden, denn von der EU wurden nun Zugeständnisse verlangt. Daraufhin passte die EU ihre Preise an die des Weltmarktes an, senkte sie also drastisch um ca. die Hälfte und die Landwirte erhielten für den so entstandenen Einkommensverlust sogenannte Beihilfen. Da diese weiter an die Fläche gebunden waren, galt aber auch weiterhin wer hat, dem wird gegeben. Dazu kam der Effekt, dass durch die Preishalbierung auch die mögliche Gewinnspanne für landwirtschaftliche Betriebe halbiert wurde. Dadurch wurde die Produktion noch weiter intensiviert, um nun in der verbliebenen Gewinnspanne einen Gewinn zu erzielen. Somit wurde das nach außen vertretene Ziel der Reform, die Überproduktion verringern zu wollen, nicht erreicht, sondern gegenteilig stieg diese weiter an. Für die Landwirt_innen entstand noch zusätzlich die Situation, dass sie nun als Beihilfeempfänger_innen unter öffentlichen Rechtfertigungsdruck gerieten, so dass eine politische Strategie darin bestand, die Subventionszahlungen mit der Einhaltung von Umweltauflagen zu rechtfertigen (Dies sind die Zahlungen innerhalb der so genannten zweiten Säule und ab 2003 dann konkrete Kopplungen, Cross Compliance genannt). Entkopplung und Risikoforcierung im Agrarbereich Durch die so genannte Entkopplung wurden die Direktzahlungen ab 2003 nun nicht mehr für ausgewählte Produktionen gezahlt, sondern (nach einer Zeit der Umstellung) wurde nun eine so genannte Betriebsprämie gezahlt. Die Flächenanbindung dabei aber blieb, d.h., gezahlt wird eine bestimmte Summe pro Hektar. Der notwen-