Verein Integration Tirol. Mag. (FH) Philipp Bechter Fachbereichsleitung

Ähnliche Dokumente
Mobbing: Hinschauen und gemeinsam etwas dagegen tun. Informationsheft für Schüler und Schülerinnen, Eltern und Lehrpersonen

Mobbing Bullying Cyber-Bullying. Markus Braun

Cybermobbing unter Jugendlichen

Schulische Handlungsfelder und Rahmenbedingungen der Prävention aus Sicht des Kultusministeriums

Mobbingfreie Schule Gemeinsam Klasse sein! Viktoria Darkashly

Infoblatt für Schülerinnen und Schüler der Freien Katholischen Schule Zürich

Mobbing & Cybermobbing unter Schülern/-innen

Mobbing in der Schulklasse

Konzept Schulsozialarbeit

Grundsätzliche Unterschiede betreffend Arbeitsauftrag und Aufgaben BeratungslehrerInnen reagieren auf Problem- und Krisensituationen

Konfliktbearbeitung am BRG in der Au

Schulische Inklusion und Jugendhilfe. Olaf Meyer-Helfers Jugendamt Friesland

Entlastung von Schuld- und Minderwertigkeitsgefühlen

Kommunikationskonzept Realschule Oberesslingen

Mobbing bei Kindern Von Lucia Horvath und Reta Müller

Powerpoint Präsentation über Gewalt an Schulen. Hier ein Video wie Gewalt an Schulen entstehen könnte

Das Interventionsprogramm von Dan Olweus. Schueler-Mobbing * Mobbingberatung * Mobbing-Help-Desk

Entstehung und Auswirkung von Mobbing und Interaktion

Schulprogramm der Grundschule Kremperheide

Informationen zur Prävention und Intervention von sexualisierter Gewalt im Sport

BAS-Fachtagung, Vortrag Kriminalprävention,

Mobbing erkennen und helfen. Gabi Moser

Befragung zu den Themenfeldern Schulklima, Gesundheit, Sucht und Gewalt an Schulen

Nicht wegschauen bei Mobbing! Für eine Schulkultur der Achtsamkeit

Multiplikatorenfortbildung im Tandem zur nachhaltigen Umsetzung der Schulsozialarbeit im Tandem an berufsbildenden Schulen 1

BILDUNGSEINHEIT NÄGELIMOOS KLOTEN. Streitschlichter. Ein Projekt im Rahmen der Schülerpartizipation

Kinder- +Jugendhilfetag:

RESPEKTIEREN. MeMo Hamburg. Mit Computer, Handy & Co. richtig umgehen. Gefördert vom:

Gewalt unter Jugendlichen was die Schule dagegen tun kann

Cybermobbing. DI Birgitta Loucky-Reisner. Gefördert durch die Europäische Union

Onlinebefragung der Schülerinnen und Schüler im Rahmen der Fremdevaluation an beruflichen Schulen (Erprobungsphase Schuljahr 2016/17)

Soziale Grausamkeiten durch das Internet oder andere digitale Medien

Umgang im Netz. Sebastian Geeraedts & Arne Geraedts. Schulprojekte Münster. Übersicht

Mobbing in der Schule. Hendrik Stoya

Mobbing bei Kindern. erkennen Sie Mobbing? ist Ihr Kind Opfer? können Sie tun? non-verbal Gewalt Cyber-Mobbing. Anzeichen Erste-Hilfe

Auftrag und Selbstverständnis von Schulsozialarbeit

Konzept. Schüler-Streitschlichtung entwickelt und eingeführt: August 2011 letztmalig abgesichert: Februar 2015

Johanna Coulin-Kuglitsch Schulsozialarbeit als Handlungsfeld der Profession Soziale Arbeit

Elternabend der Schulen Geissenstein & Steinhof, Luzern 26. Mai 2011

Mobbing: Handlungsmöglichkeiten im Kontext Schule

Der No Blame Approach

Regionales Übergangsmanagement Schule-Beruf der Landeshauptstadt Stuttgart

Cyberbullying. Mobbing in der Schule

Arbeitsgruppe. Schule und Cannabis hintervention

Mediation. als Möglichkeit der Konfliktlösung. Was kann sie leisten?

Mobbing Prävention und Intervention

Beschwerdemanagement. Zielsetzung

Mobbing und Gewalt im Klassenzimmer was tun?

Verhaltensvereinbarungen

DO Projekte und Module Kindergarten und 1. Klasse Angebot und Erläuterungen DO Projekte zur Förderung der Selbst und Sozialkompetenz

KIDO PEACECREATOR und KIDO SELBSTSCHUTZ als Gewaltpräventionsprogramme für und an Wiener Schulen.

Beratungsstellen Zwickau & Plauen. Interventionsprogramm in drei Schritten Referentin Sandra Lewey Christin Hoffmann

Strategien gegen Mobbing

(Cyber)Mobbing in der Schule Intervention

SCHULSOZIALDIENST SEKUNDARSCHULEN BASEL-LANDSCHAFT

bei SEXUELLER und HÄUSLICHER GEWALT im Frauen-Notruf e.v.

Projekt Mobbing Prävention Markus Prummer

Team Gewaltprävention Mobbing in der Schule

Mobbing. Michael Freudiger, Psychotherapeut FSP, Notfallpsychologe NNPN

Mobbing in Kindergarten und Schule

Mobbing: Prävention. Dipl. Päd. Silke Rupprecht

Bedeutung für Schule und Gesundheit. Woran erkennt man Cybermobbing? Ansätze zur Prävention

Schul- und Hausordnung. Friedlich, freundlich, leise, langsam

Workshop 2 Direkt ins Gesicht? Nein, im Internet! Vorbeugen und Eingreifen bei Cybermobbing

SCHULPSYCHOLOGISCHE BERATUNGSSTELLE GMUNDEN

Schulpsychologie in Baden-Württemberg Dipl.-Psych. Thomas Hönig

F a i r P l a y. Soziales Kompetenztraining Gewaltpräventions-Programm -ab Klasse 5- Neue Wege gehen!

Was sind Soziale Netzwerke? Stelle dazu selbstständig Überlegungen an!

(Cyber-)Mobbing S0mmungsbild Ergebnisse. Stichprobe: n = im Alter von im Alter von weiblich (10-20) 43 männlich (9-20)

Fachforum Unterrichtspraxis Didacta Cybermobbing & Sexting - Herausforderung für den Sozialraum Schule

Schweizerische Impulstage Mediation 2012

MSG-Stunde Klasse 5. Vertiefung der Trainingsblöcke 1 und 2, besonders: Hausaufgaben Klassenarbeitsvorbereitung

Das Präventionskonzept der Marienschule setzt sich aus drei Teilen zusammen:

Cybermobbing. Was müssen Eltern wissen und verstehen, wie können sie schützen und helfen?

Gewalt gegen Lehrkräfte

Möglichkeiten der Prävention

Bundeskinderschutzgesetz

Mobbing Wenn Kinder einander fertigmachen

Die Ministerin. Ministerium für Schule und Weiterbildung NRW, Düsseldorf 2S.. Juni 2013 Seite 1 von 1

Mobbing und Cybermobbing

fügt Ihnen und den Menschen in Ihrer Umgebung erheblichen Schaden zu

Sexueller Missbrauch in Institutionen. Zartbitter e.v. Definition und Fakten. Ursula Enders 2012 mit Illustrationen von Dorothee Wolters

Mobbing und Cyber-Mobbing

Was ist das Besondere an JaS? Jugendsozialarbeit an Schulen

Gewaltpräventionskonzept der Eschhofschule Lemwerder

Ideen und Lektionsvorschlag «Teil 7: Cyber-Mobbing»

Machen Sie mit! Gemeinsam aktiv gegen Mobbing

Dem Phänomen Mobbing auf der Spur

MOBBING. Lehrer. Kinderschutzzentrum Mostviertel. Kidsnest GmbH. Mag. Barbara Lugmayr-Lettner Mag.(FH)Theresia Ruß

Selbststärkungsprojekt der Liboriusschule

Beschwerdekonzept. der. Marienschule Barßel Beschwerdekonzept evaluiert im September 2013 v. B. Moormann Seite 1

Transkript:

23.10.2017 @ Verein Integration Tirol Mag. (FH) Philipp Bechter Fachbereichsleitung

Definition Schulsozialarbeit ist eine Hilfestellung der Kinder- und Jugendhilfe, bei der Sozialarbeiter_innen kontinuierlich am Lebensraum Schule tätig sind. Sie setzt sich zum Ziel, durch konkrete Angebote in der Prävention sowie Intervention, die Situation von Schüler_innen, deren relevantes Umfeld sowie das gesamte Schulklima zu verbessern.

Zielgruppe

Angebot Sozialarbeiterische Beratungen Ganzheitliche und nachhaltige Präventionsarbeit in Form von sozialen Gruppenarbeiten und Projekten Anlassbezogene Interventionen im Klassenverband bzw. der Peergroup Konfliktmoderationen Mitgestaltung des Schulalltags Informationsveranstaltungen & Öffentlichkeitsarbeit Gemeinwesen- und sozialraumorientierte Arbeit

Aktuelle Zahlen Im vergangenen Schuljahr (2016_17) wurden tirolweit 7336 Beratungen durchgeführt - davon 6265 mit Schüler_innen und mit 728 Erziehungsberechtigten. Des Weiteren war die SCHUSO 1111 Unterrichtseinheiten zu Präventionszwecken oder intervenierend in Klassen tätig.

Aktuelle Standorte Imst seit September 2008 Jenbach seit April 2011 Innsbruck seit Jänner 2012 HTLinn seit September 2014 Lienz seit Mai 2015 Nußdorf-Debant seit Mai 2015 Wörgl seit September 2015 Kufstein seit September 2015 Neu-Rum seit April 2016 Rum seit September 2016 Telfs seit September 2017 Nähere Infos unter www.schuso.at

O-Töne: - Gab es schon immer und wird es immer geben. - Hat jede_r schon einmal selbst (mit)erlebt aktiv oder passiv. - Kann jede_n (be)treffen. - Das Ausmaß bzw. die Qualität hat sich verändert durch die Neuen Medien und die sinkende Hemmschwelle. - Opfer und Mobfer sind inzwischen Schimpfwörter.

Eine Definition nach Olweus: Ein Schüler oder eine Schülerin ist Gewalt ausgesetzt oder wird gemobbt, wenn er oder sie wiederholt und über einen längere Zeit den negativen Handlungen eines oder mehrerer anderer Schüler oder Schülerinnen ausgesetzt ist. (zit.n. Olweus Dan, Gewalt in der Schule ) - aggressives Verhalten oder vorsätzliches Schaden zufügen - wiederholtes Auftreten über einen Zeitraum - in einer persönlichen Beziehung, die sich durch ein tatsächliches oder subjektiv wahrgenommenes Macht- bzw. Kräfte Ungleichgewicht auszeichnet. (zit. n. Jugendhilfe und Schule, Olweus Dan Mobbing in Schulen: Fakten und Intervention )

Unsere Anti-Mobbing-Arbeit findet auf drei Ebenen statt: - Ebene der Schule: Es gilt, alle am System bzw. Lebensraum Schule beteiligten Personen einzubeziehen. - Klassenebene: Zusammenarbeit der Schüler_innen und den Schulsozialarbeiter_innen. - Individuelle Ebene: Arbeit mit den von Mobbing bzw. Bullying betroffenen Personen, Täter_innen und deren Eltern bzw. Erziehungsberechtigten.

Durch das Agieren auf allen drei Ebenen lassen sich drei wesentliche Ziele der Anti-Mobbing-Arbeit benennen: 1) Verbesserung des Schulklimas auf psychosozialer Ebene 2) Erweiterung der Lebenskompetenzen von Schüler_innen 3) Angebot von konkreten Hilfestellungen

Übergeordnete Prinzipien beim Umgang mit Mobbing- bzw. Bullyingphänomenen: Sensibilisierung Stärkung der Handlungsfähigkeit Grenzen setzen und handeln Einbeziehung der Nicht-Betroffenen Zusammenstehen

Tipps für Eltern bzw. Erziehungsberechtigte: - Schüler_innen zuhören und ernstnehmen - Handelt es sich um einen (verhärteten) Konflikt oder tatsächlich um Mobbing/Bullying Zeitkomponente bzw. Häufig- und Regelmäßigkeit beachten, wobei das Zeitgefühl von Kindern berücksichtigt werden muss. - Ruhe bewahren nicht weinen, nicht schimpfen und keine Selbstjustiz (z.b.täter_innen auf dem Schulweg abfangen und selbst Täter_in werden)! - Ermittlungsarbeit: wer, was, wann und wo? Dokumentieren Beweismaterial sichern (bei Cybermobbing Screenshots machen oder ausdrucken) - Angriffsflächen thematisieren bzw. reduzieren - Selbstwert stärken und Selbstbehauptung fördern - An die Schule wenden

Tipps für Eltern bzw. Erziehungsberechtigte: - Schulinterne Helfer_innen - PBZ/Beratungslehrer_innen - Schulpsychologie - Vertrauenslehrer_innen - Schulärztlicher Dienst - SCHUSO Schulsozialarbeit - Sonstige - Klassenvorstand einbinden und in die Pflicht nehmen - Schulleitung oder Schulaufsicht kontaktieren, wenn nichts passiert - Wer wendet sich an wen und wer geht wie vor Verbindlichkeit und Transparenz einfordern

Mögliche Vorgehensweise bei ansatzweisem Mobbing/Bullying im Rahmen einer (Klassen)Intervention (durch SCHUSO, Beratungslehrer_innen, Klassenvorstand, Lehrer_innen oder andere Professionelle): Was ist Mobbing/Bullying? Sammeln und Erarbeiten der Gefühle der beteiligten Personen(gruppen) Begriff Opfer vermeiden (eher direkt und indirekt Betroffene bzw. Beteiligte) Mögliche Sanktionen bzw. Konsequenzen: Schulische: Nachholen von versäumten Unterrichtsinhalten, Verrichtung von schulnützigen Tätigkeiten, Info an die Erziehungsberechtigten, Verhaltensnote, (vorübergehender) Klassenwechsel, Suspendierung, Schulwechsel Rechtliche: Körperverletzung, Gefährliche Drohung, Nötigung, Beleidigung, Cyber-Mobbing, Pornographische Darstellungen Minderjähriger, Recht am eigenen Bild

Eventuell Anti-Mobbing-Vertrag mit der Klasse aufsetzen und dabei positive Formulierungen verwenden symbolischer Abschluss und etwas hinterlassen Rücksprache mit Klassenvorstand er soll (weiterhin) auf Konflikte und außgrenzungsgefährdete Schüler_innen achten Optional www.stop-mobbing.at oder Film (z.b. Sandra wird gemobbt) zeigen und gemeinsam reflektieren ACHTUNG: keine Werbeveranstaltung es soll nicht in sein gemobbt zu werden Jetzt wissen alle Bescheid und müssen gegebenen Falles auch mit den Konsequenzen bzw. Sanktionen rechnen I.d.R. weitere Einheiten zu Themen wie Klassengemeinschaft, Grenzen erkennen und akzeptieren, Kommunikation und Umgang miteinander, Umgang mit neuen Medien (www.safer-internet.at) et cetera

Mobbing-Konfrontation (Farsta Methode): Grundvoraussetzung: Mobbing/Bullying ist laut Schul- bzw. Hausordnung verboten. Konfrontation der Täter_innen im Beisein von Direktor_in durch z.b. SCHUSO, Beratungslehrer_in, Klassenvorstand oder andere Professionelle (neutral, objektiv und moderierend) Wollen sich die Täter_innen (ernsthaft bzw. ehrlich) entschuldigen und ist die direkt betroffene Person dazu bereit? Dann, ja! Probezeit für zwei bis drei Wochen Mobbing/Bullying muss aufhören Kontrolltermin : wenn von Nöten werden von Seiten der Schule Sanktionen ausgesprochen und Erziehungsberechtigte hinzugezogen Aufmerksamkeit durch Klassenvorstand Unterstützung für Opfer um Mobbing/Bullyining zu verarbeiten und für Täter_innen um Verhalten ändern zu können

10 wichtige Mobbing-Botschaften Achte gut auf dich selbst und deine Grenzen. Du bist nicht schuld daran, wenn du gemobbt wirst. Mobbing kann jeden treffen. Wenn du von Mobbing betroffen bist, suche dir Verbündete und rede darüber. Setze andere nicht herab, um selbst besser dazustehen. Respektiere deine Mitschüler_innen, auch wenn sie anders sind als du. Spaß haben auf Kosten anderer ist uncool. Löse deine Konflikte gewaltfrei. Dein Handeln bzw. Nicht- Handeln hat Auswirkungen auf andere. Unterstütze Mitschüler_innen, die von anderen schlecht behandelt werden. Wenn nötig, hole weitere Unterstützung: Hilfeholen ist nicht gleich petzen. Vgl.: Mobbing und Gewalt im Klassenzimmer- Kinder-und Jugendanwaltschaft Tirol

www.stop-mobbing.at Die Seite zur Mobbingprävention! myki 2017 Österreichischer Kinderschutzpreis Sieger Kategorie Gewaltprävention

Literaturtipp: Mobbing/Bullying

Danke für die Aufmerksamkeit! tirol@schuso.at / 0699 140 59 270 www.schuso.at