Wozu brauchen wir Bildung für nachhaltige Entwicklung? Zielsetzungen und Perspektiven nachhaltiger Bildungslandschaften in Deutschland

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Transkript:

Prof. Dr. Gerhard de Haan Wozu brauchen wir Bildung für nachhaltige Entwicklung? Zielsetzungen und Perspektiven nachhaltiger Bildungslandschaften in Deutschland Neumarkt i. d. OPf. 25. Juni 12010

Wozu BNE? Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) Ist Teil einer globalen Bildungsoffensive der Vereinten Nationen: Weltdekade Bildung für nachhaltige Entwicklung 2005-2014 Wird in Deutschland von der Deutschen UNESCO- Kommission getragen 1000 Dekade-Projekte wurden bisher ausgezeichnet Ferner: 11 Städte und Gemeinden darunter als eine der ersten Neumarkt

Wozu BNE? Die Vision der weltweiten UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung (2005-2014) Die globale Vision der Weltdekade ist es, allen Menschen Bildungschancen zu eröffnen, die es ermöglichen, sich Wissen und Werte anzueignen sowie Verhaltensweisen und Lebensstile zu erlernen, die für eine lebenswerte Zukunft und eine positive gesellschaftliche Veränderung erforderlich sind. (UNESCO International Implementation Scheme)

Wozu BNE? BNE als Herausforderung und Chance Ziel: Ein globaler mentaler Wandel, der den ökologischen Fußabdruck reduziert und allgemeine wie individuelle Wohlfahrt fördert Soll NE eine echte Chance als Handlungsprinzip haben, muss man 1. an wahrscheinlichen und plausiblen gesellschaftlichen Zukünften anknüpfen (1. Zukünfte) 2. Anschluss an Interessen und Sorgen der Menschen finden (2. Sorgen) 3. die Spannungsfelder, in denen sich das Leben der Menschen situiert, als Chance für nachhaltige Entwicklung betrachten (3. Chancen)

1. Zukünfte Zukünfte 5

1. Zukünfte Zukünfte (Primär: Europa / Nordamerika /Japan): Megatrends

1. Zukünfte Wissen ist die zentrale Voraussetzung für gesellschaftliche Entwicklung Die Lebenschancen des Einzelnen und die Chancen für eine gute Entwicklung der Gesellschaft hängen vom eigenen Wissen und dem anderer ab 7

1. Zukünfte Wissen bestimmt das (nicht nachhaltige) Wachstum Microchips: 70 % des Preises ist durch Wissen bestimmt Siemens: 50% des Umsatzes aus Produkten, die es vor 3 Jahren noch nicht gab 70 bis 80 % des wirtschaftlichen Wachstums basieren auf neuem oder verbesserten Wissen (European Commisson 2000) Pharmaprodukte: 80% 8

1. Zukünfte 9

1. Zukünfte Demographischer Wandel neues Lernen Alterspyramide Deutschland 1950-2050 10

1. Zukünfte Schlussfolgerung Da die Chancen für eine gute Entwicklung der Gesellschaft vom Wissen abhängen, ist es um so dringlicher, Megatrends, wissensbasierte Ökonomie und Nachhaltigkeit zu verbinden für: Eine haushälterische, natur- und sozialverträgliche Ökonomie Innovative, konsistente Technikentwicklung Gerechte Wohlfahrt Generationen übergreifendes, alle mitnehmendes Lernen 11

2. Sorgen Sorgen der Jugend um sich

2. Sorgen Sorge der Jugend um die Welt

2. Sorgen Wege aus der Krise: Was soll geschehen? Wie stark kannst Du diesen Aussagen zustimmen? (Nennungen stimme voll und ganz zu und stimme eher zu ) Die Politiker sollen sich viel stärker für eine lebenswerte Zukunft der Jugendlichen einsetzen Die Mächtigen in der Wirtschaft sollten sich viel stärker für die Lösung der Probleme der Welt einsetzen Für das Zusammenleben auf der Erde brauchen wir Grundregeln, auf die sich alle Menschen verständigen In Schule u. Ausbildung müsste viel mehr Wissen über die Probleme der Welt und unsere Verantwortung für die Welt vermittelt werden Durch technische Erfindungen werden wir viele Probleme der Welt in den Griff bekommen (z.b.: Windkraft, Elektroautos) 84 % 78 % 74 % 69 % 56 % Das Internet macht es immer einfacher, die richtigen Informationen u. Partner zu finden, um sich für eine bessere Welt zu engagieren 52 % 0 20 40 60 80 100

2. Sorgen Mit anderen gemeinsam kann ich was bewegen! Wenn ich mich mit anderen für eine bessere Welt engagiere, kann dies einen Effekt auf die Welt haben 50 % Es hat einen Effekt auf die Welt, wenn sich Menschen in weltweiten Initiativen um die Probleme dieser Welt kümmern (z.b.: Greenpeace, Amnesty International etc.) Jugendliche aus aller Welt sollten gehört / beteiligt werden, wenn es um Lösungsvorschläge für Probleme der Welt geht 64 % 68 % tsn emnid / Bertelsmann 2009: Jugend und die Zukunft der Welt; N=501 0 20 40 60 80

2. Sorgen Schlussfolgerungen Jugendliche sehen Gerechtigkeits- und Umweltprobleme als Herausforderung und fordern mehr Bildung für nachhaltige Entwicklung Partizipation ist wichtig Gutes tun ist eine gute Sache, vor allem wenn es Spaß macht Sich mit Freunden zu engagieren ist wichtig Global sein ist wichtig Selbst- und Weltkonzepte entwickeln helfen Zukunftsfestes Wissen = über Gestaltungskompetenz verfügen

Erwerb von Gestaltungskompetenz = Entwicklung von Möglichkeitssinn = a) Wissen erwerben, um etwas in Gang setzen zu können b) Teilhaben können an der Planung und Umsetzung zukunftsfähiger Lebensentwürfe c) Eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung entwickeln

3. Chancen Neue Entwicklung: Regierung fordert kommunale Bildungslandschaften Der Zwölfte Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung (2005) fordert eine kommunale Bildungslandschaft für Kinder und Jugendliche. Ein lokales Gesamtsystem für Bildung, Betreuung und Erziehung soll die Verengungen und Begrenzungen der Teilsysteme Kinder- und Jugendhilfe sowie Schule überwinden. Zentraler Ort einer solchen Bildungsplanung soll die Kommune sein. 18

3. Chancen Regionale Bildungslandschaften Städte und Gemeinden drängen auf mehr Einfluss Niedersächsischer Städtetetag: Celler Thesen zur kommunalen Bildungspolitik 2007 19

3. Chancen Bildungslandschaften Ziele heute Erfurt / Thüringen: > Innovativer Bildungsstandort werden > Netz von Bildungseinrichtungen vom Kindergarten bis zu den Hochschulen und der Erwachsenenbildung > Integration bildungsferner Schichten > Synergien zwischen öffentlichen und freien Bildungsträgern > Wirtschaftsnahe Aus- und Weiterbildung Mülheim an der Ruhr ( Nordrhein-Westfalen): > Alle machen 2020 einen Schulabschluss > Keine Sitzenbleiber mehr bis 2020 > Verdopplung der Zahl derer mit Hochschulzugangsberechtigung bis 2020..

3. Chancen Nachhaltige Bildungslandschaften Lokale Lernumwelten schaffen (informelles non formelles Lernen nutzen) Denn: Alle (!) müssen hinzulernen Alle potenziellen Bildungsträger (KMUs, Senioren, Kultureinrichtungen usw.) einbeziehen Generationenübergreifendes Lernen forcieren Umfassende Kommunikationsstrategien für eine Bildungslandschaft entwickeln (Delphis, Runde Tische, Zukunftskonferenzen z.b.) Bildung als zentrales Mittel einer nachhaltigen Regionalentwicklung erkennen

3. Chancen Die Zukunftschance: Nachhaltige Bildungslandschaften Lokale Entwicklung als Chance und Ziel erkennen, um durch eine integrierte Wissenskultur die Lebensverhältnisse im Sinne der Nachhaltigkeit zu verbessern. Zwei Fragen an die Bildung und das Handeln und die regionale Entwicklung: 1. Vermindern wir damit längerfristig den ökologischen Fußabdruck? 2. Wird dadurch die allgemeine und individuelle Wohlfahrt gefördert?

Danke für Ihre Aufmerksamkeit 23