Germanistik Felix Wiebrecht Szenenanalyse "Spaziergang" aus Faust Referat / Aufsatz (Schule)
Szenenanalyse: Spaziergang aus Faust 1. Einordnung in den bisherigen Handlungsverlauf 2. Analyse der Szene unter Berücksichtigung der Inhalt-Form-Beziehung 3. Zusammenfassung In einem der bekanntesten Werke von Johann Wolfgang Goethe aus dem Jahr 1804 geht es um das endlose menschliche Streben, verkörpert vom Wissenschaftler Heinrich Faust, der auch dem Drama seinen Namen gab. In der Tragödie Faust schließen zuerst der Herr und der Teufel, Mephisto, eine Wette ab, die besagt, dass Mephisto den Wissenschaftler Heinrich Faust dazu bringen kann, vom Herren abzufallen. Faust ist am Anfang des Dramas in einem Zustand höchster Unzufriedenheit, da er trotz seiner vielen Studien immer noch nicht weiß, was die Welt im Innersten zusammenhält (Z.381f.) Nach seinen Entgrenzungsversuchen, zum Einen die Erdgeistbeschwörung, zum Anderen der Selbstmordversuch, gelangt der Teufel Mephisto zu ihm. Dieser schließt auch mit Faust eine Wette ab, nach der er Faust von seinem ruhelosen Streben abbringen kann. Wenn ihm dies gelingt, dann soll Mephisto Fausts Seele in der Unterwelt zuteil werden. Mephistos erste Verführungsstation scheitert, denn Faust lässt sich nicht von der lustigen Atmosphäre und dem Alkohol überzeugen, sondern ist eher angewidert. Um ihn für die Frauen attraktiver zu machen und seine sexuelle Begierde zu wecken, wird er mithilfe eines Zaubertrankes verjüngt, dabei sieht er in der Hexenküche ein Abbild einer wunderschönen Frau, die er unbedingt treffen möchte. Am nächsten Tag begegnet er Margarete auf der Straße und ist sogleich verzaubert von ihr. Kurz darauf gehen Mephisto und Faust unbemerkt in ihr Zimmer und hinterlassen ein Schmuckkästchen für sie. Die Szene Spaziergang setzt nun in der Handlung ein, kurz nachdem sie Margarete den Schmuck hinterlassen haben. Mephisto erscheint sehr erzürnt und erzählt Faust, dass der Schmuck von Gretchens Mutter als profan enttarnt wurde und nun Eigentum der Kirche ist. Gretchen ist daraufhin sehr unruhig und möchte allzu gerne wissen, wer ihr den Schmuck hinterlassen hat. Faust fordert Mephisto auf, noch ein Geschenk für sie zu besorgen, gleichzeitig auch sich näher mit Gretchens Nachbarin vertraut zu machen.
Schon am Anfang der Szene kann man Mephistos Verärgerung erkennen, denn er benutzt keine einfachen Aussagen, sondern unvollständige Sätze, Ellipsen, die eine gewisse Spontanität der Aussagen beweist, denn die Neuigkeiten kommen unerwartet, wie z.b.: Bei aller veschmähten Liebe (Z.2805). Seine Erzürntheit kann man auch daran erkennen, dass das Satzzeichen hier ein Ausrufezeichen ist, was auch asudrückt, dass er seine Aussprüche sehr energisch vorträgt. Für dieses Verärgerung findet er keine Worte mehr, denn er sagt: Ich wollt' ich wüsste was Ärgers, dass ich's fluchen könnte! (Z.2806), dies zeigt, dass er für solchen Ärger nichtmal Wörter kennt, um diesen richtig fluchen zu können. Auch durch Fausts folgende Aussagen kann man erkennen, dass Mephisto in einem Zustand größter Verärgerung steht, denn er behauptet: So kein Gesicht sah ich in meinem Leben (Z.2808), hierbei benutzt er ein Litotes, d.h. die Satzgliederreihenfolge ist unüblich verändert und somit stellt er die Verwunderung Fausts: So kein Gesicht... noch weiter in den Vordergrund. Dabei ist Faust allerdings natürlich auch interessiert, warum Mephisto denn solche Wut ausstrahlt und stellt Nachfragen nach seinem Befinden, wie: Was hast? (Z.2807) Mephisto behauptet, er würde sich so gleich dem Teufel übergeben, wenn er nicht selber der Teufel wäre (Z.2809f.) Dies zeigt, dass Mephisto höchst unzufrieden ist mit den irdischen Zuständen und nicht zögern würde diesen zu entkommen auch, wenn er dabei zum Teufel gehen müsste. Daraufhin erscheint Faust immer noch erstaunt, gar perplex über die Wut Mephistos, denn er stellt die Frage: Hat sich dir was verschoben im Kopf? (Z.2811) Somit zeigt sich das Unverständnis Fausts gegenüber Mephisto für seinen plötzlichen Sinneswandel, denn in der Szene zuvor ist noch kein Anschein für diese Reaktion Mephistos zu erkennen. Daraufhin erzählt Mephisto endlich, wieso es zu diesem Sinneswandel kommt. Nochmals drückt er sein Unverständnis für die Tat aus, indem er mit dem Ausspruch: Denkt nur... (Z.2813) beginnt, was verdeutlicht, dass Faust und Mephisto die Tat gar nicht vorhergesehen haben und deswegen so ungläubig sind. Er behauptet, ein Pfaff hätte den Schmuck weggeschafft, eine abwertende Bezeichnung für einen Priester, es ist also eine Ablehnung gegenüber der Kirche zu erkennen. Mephisto erzählt, dass die Mutter den Schmuck gefunden hat und ihn gleich als profan erkannt hat, dabei ist auffällig, dass Mephisto sagt: Schnuffelt immer im Gebetbuch (Z.2818), dies verdeutlicht, dass die Familie Gretchens sehr gläubig ist, dabei wird durch das Wort: schnuffeln auch wieder ein negativ gemeinter Eindruck erweckt, denn es verdeutlicht einen übertreibenden Charakter dieser Gläubigkeit. Weiterhin ruft die Mutter Gretchen und sagt:...ungerechtes
Gut/Bedrängt die Seele, zehrt auf das Blut. (Z.2823), somit wird endgültig ein Gegensatz zwischen Mephisto und Gretchens Mutter deutlich, denn diese empfindet nur kirchliches Gut als gerecht. Dies kann man auch als Kritik gegen die damals herrschenden Moralvorschriften sehen, denn das Christentum war die einzige anerkannte Religion und andere wurden benachteiligt. Margarete denkt weniger an den Schmuck, mehr an denjenigen, der ihn ihr gebracht hat und denkt sich, laut Mephistos Aussagen: Und wahrlich! Gottlos ist nicht der,/der ihn so fein gebracht hierher (Z.2828), damit zeigt sich, dass Gretchen denkt, Faust sei auch ein Christ, denn nur ein Christ würde so ergeben sein, dass er einem fremden Mädchen Schmuck bringen würde. Mit der Aussage: Die Mutter ließ einen Pfaffen kommen;/ Der hatte den Spaß kaum vernommen (Z.2831) übt Mephisto weitere Kritik an der Kirche, denn es wird verdeutlicht, dass der Pfarrer nur an den Gewinn für die Kirche denkt und er dieses profane Geschenk als Spaß bezeichnet. Die Kritik wird noch deutlicher, denn Mephisto sagt: Die Kirche hat einen großen Magen,/ Hat ganze Länder aufgefressen,/ Und doch noch nie sich übergessen (Z.2836) Damit macht er deutlich, dass die Kirche schon ganze Länder in die Armut getrieben hat, indem sie angeblich profanen Besitz beschlagnahmte, doch trotzdem ist sie nie satt und die Gier nach noch mehr Besitz ist nie gestillt. Faust weitet diese Kritik noch aus, indem er anführt: Das ist ein allgemeiner Brauch,/ Ein Jud und König kann es auch (Z.2841), damit unterstellt er auch dem Judentum und den Königen sich am Besitz anderer zu bereichern und somit die Inhumanität zu fördern. Mephisto macht außerdem deutlich, dass die Gier nach Besitz so groß ist, dass sie sich nicht einmal für den Schmuck bedanken, sondern nur himmlischen Dank versprechen. (Z.2845ff.) Damit wird gleichzeitig die Naivität der Menschen kritisiert, denn für sie zählt nicht der irdische Dank, sondern ein wohl nicht ernst gemeintes Versprechen nach himmlischen Dank. Auf Nachfrage Fausts berichtet Mephisto von Gretchens Befinden und betont die innere Zerissenheit ihrerseits, denn er sagt: Weiß weder was sie will noch soll (Z.2850) Außerdem meint er, sie denke viel an denjenigen, der ihr den Schmuck gebracht hat. Dies empfindet Faust als Aufforderung noch mehr für sie zu tun und fordert wiederum Mephisto auf, noch mehr Geschenke zu besorgen und sich auch mit der Nachbarin vertrauter zu machen, denn sie ist die einzige Möglichkeit näher an Gretchen heranzukommen, denn sie sind beide sehr gut befreundet. Als Faust das gemeinsame Gespräch beendet zeigt Mephisto sein wahres Gesicht, denn er sagt: So ein verliebter Tor verpufft/... (Z.2862ff.) Damit verdeutlicht er seine Ansicht über die Liebe,