Perspektiven der Schweinehaltung Dr. Torsten Staack Dienstag, 03. Juni 2014
11.000 Mitglieder in Deutschland ISN - Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands e.v. (gegründet 03.03.1988) Markt Politische Rahmenbedingungen Wirtschaftliche Aktivitäten ISN Projekt GmbH ISW GmbH Geschäftsbereiche: - Marktberichterstattung - Viehhandel - Internet Schweinebörse - Flüssiggas/Schmierstoffe - Strom/Erdgas ISW-Versicherungsmakler GmbH Vers.angebote für ldw. Betriebe: - Ertragsschadensversicherung - betriebliche Haftpflicht - Versicherungskonzepte
Die Interessengemeinschaft der marktorientierten Schweinehalter
Themen satt, im Scheinwerfer der Öffentlichkeit Tierschutz-TÜV Antibiotikareduktion Novelle BauGB Gruppenhaltung Schwänze kürzen Initiative Tierwohl Labelling Ferkelkastration Öffentlichkeitsarbeit Verbandsklagerecht Futterkosten Filterpflicht Nottöten von Schweinen Güllekataster Nachhaltigkeit
Schweinebestände in Deutschland rund 60 % der Bestände in Nds und NRW
Strukturwandel: Immer weniger halten immer mehr!? 1988 ca. 330.000 (BRD) 192.000 Schweine pro Halter Schweinehalter 948 845 792 141.000 Zahl der Schweinehalter in Deutschland ist innerhalb von 25 103.000 Jahren um 90 % zurückgegangen bei nahezu konstantem Tierbestand! 367 400 63.000 256 209 129 33.500 30900 29.900 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Schweinebestand in Deutschland 1998: ca. 26 Mio. Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen Schweinebestand in Deutschland 2012: ca. 28 Mio.
Niedersachsen - Betriebe mit Zuchsauenhaltung Ø 51 Sauen/Betrieb Ø 205 Sauen/Betrieb Zum Vergleich: NL: Ø 380 Sauen/Betrieb DK: Ø 518 Sauen/Betrieb
Entwicklung Schweinemastbetrieb im Oldenburger Münsterland Stall 4 2007 1.960 MP Stall 3 2003 1.000 MP Stall 2 2001 1.000 MP Stall 1 1973 520 MP ges. 4.480 Mastschweineplätze (MP) (Stand 2007)
Verteilung der Schlachthöfe in Deutschland ca. 58 Mio. Schlachtungen
Feed the world oder nachhaltige Distribution? Side + Ham + Shoulder + Collar + Middle + Loin + Belly + Meat for processing + By-products more than 2500 products China China China Germany Russia Eastern Europe Japan Italy UK France Germany China UK Japan China 5.5 Mio t. produziertes Schweinefleisch, Export: 2.8 Mio t. Auch bei 50 % Selbstversorgungsgrad spielen Exporte eine bedeutende Rolle!
Schweinefleischverzehr rückläufig Fleischverbrauch in Deutschland (kg/kopf) 60 50 55,4 54,2 54,1 54,8 54,5 52,7 3,1 kg 51,4 40 30 20 10 17,8 18,3 18,8 18,7 19,1 18,5 19 12,7 12,3 12,5 12,8 13,1 13 13 0 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013* Schwein Geflügel Rind *2013 vorläufig
FAZ und Der Spiegel Mai und Oktober 2013 Quellen: FAZ und Spiegel
Diskussion in der Aufwärtsspirale! Politik Tierhaltung parteiübergreifend wichtiges Wahlkampfthema Nach Energiewende nun Agrarwende? Diskurs über Tierhaltung in der Öffentlichkeit/Gesellschaft Wirtschaft Nachhaltigkeit in allen marktführenden Unternehmen wichtiges Wettbewerbsthema Vielzahl von Initiativen und Aktivitäten
Kritik an der Landwirtschaft Früher wie heute
Kritisch nachhaltig oder nachhaltig kritisch? 5 Fakten zum Konsum: Quelle: bundesregierung.de Haushaltsausgaben für Lebensmittel 1980 = 16% / 2011 = 14%) Hohe Preissensitivität und -elastizität 46% Discountanteil bei Fleischwaren und Wurst Rückgang der Nachfrage nach Schweinefleisch u. Wurst (seit 1998 um ca. 2,5 kg) Quelle: nachhaltigkeitsrat.de 0,7 % Anteil Bioschweinefleisch in Deutschland
Das ist die Wirklichkeit: Fleisch zum Schleuderpreis
Kräfteverteilung in der Kette Futter Umwelt Energie Stallbau Gutachten Tierschutz Pacht/Biogas Futtermittel Landwirtschaft Schlachtung/ Zerlegung Verarbeitung LEH TOP 3 haben über 50% Marktanteil Fleischwerke (ohne Markenartikler) sind fest in Hand des LEH bzw. bei SU integriert TOP 5 (von rund 100) erzielen ca. 75 % des Gesamtumsatzes, ca. 40 % Discountanteil Kaum Mehrerlöse trotz höherer Produktionskosten realisierbar
Beispiel Nds: Hü und Hott?!? Quelle: Koalitionsvertrag SPD und Grüne in Niedersachsen
Niedersachsen: Agrarwende ohne Bauern? Stephan Weil (SPD), Niedersächsicher Ministerpräsident Eine Revolution in der Agrarpolitik ist von dieser Landesregierung nicht zu erwarten. Eine Evolution in enger Zusammenarbeit mit der Wirtschaft sehr wohl! Mit Heimat, Hühnern und Haltung warb früher nur die CDU. Die kann aber den Wunsch nach einer nachvollziehbaren, irgendwie bäuerlicheren Landwirtschaft, der von einer breiten Gesellschaftsschicht getragen wird, nicht mehr befriedigen. Denn die grüne Bewegung ist so mächtig, weil sie die idealisierte Landliebe der urbanen Wähler bedient. Sie romantisieren Öko Scholle und eine Mutter Natur, die es nicht gibt. Christian Meyer (Grüne), Nds. Landwirtschaftsminister Man muss die Ställe an die Tiere anpassen nicht umgekehrt. Ställe ab einer Größe von 1.500 Schweinen müssen zukünftig einen Filter einbauen. Quelle: Regierungserklärung vom 19.02.2013 Quelle: FAZ-Kommentar vom 19.02.2013 Quelle: NOZ-Interview vom 21.02.2013
Runde Tische zum Tierschutz von Flensburg bis zum Bodensse Politisch abgestimmtes Vorgehen der grünen Länderministerien Karte erstellt durch SUS
Folgen überhöhter nationaler Auflagen
Folgen für das Betriebskonzept: z.b.: Neubau Schweinemaststall Ausgangssituation: Neubau eines gewerblichen Stalles, 3.000 Plätze Kostenpositionen: Gesamt je Platz Baugenehmigung 20.000 7 Brandschutzgutachten? 5.000 1,7 Keimgutachten? 10.000 3,3 Gebäude 1.020.000 340 Luftwäscher 120.000 40 Gesamtkosten 1.175.000 392 + 15-20 % Investitionskosten
Folgen nicht nur für Landwirte!
Fazit Deutsche Schweineproduktion hat sich erfolgreich entwickelt, befindet sich aktuell aber in der Konsolidierung, weiterhin hervorragende Standortvorteile Tierwohl und Nachhaltigkeit sind Gatekeeper (d.h. zentrale Standortfaktoren, die den Marktzugang sichern) Entwicklungstendenzen auf dem Papier zwar nicht schlecht, Prognosen aber aufgrund gegenwärtiger politischer und gesellschaftlicher Wetterlage schwer zu kalkulieren
Fazit Unternehmen legen nicht nur Fokus auf Export: Große Anstrengungen, um gesellschaftliche Erwartungen zu erfüllen Insgesamt gut aufgestellt, aber Teufel steckt im Detail (Kleine Fehler haben große Auswirkungen in der gesamten Wertschöpfungskette) Branche packt Heiße Eisen mittlerweile konsequent an und ist Leit- und Modellregion für ganz Europa Keine Schwarzmalerei! Nur wer aktiv mitarbeitet kann gestalten! Sehr gute Chancen für kluge Köpfe, die anpacken und gestalten wollen!
Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit!