Inhaltsverzeichnis Vorwort... 1 Migration... 5 Unterschiede wahrnehmen... 13 Wahrnehmung... 19 Kultur/Kulturen... 31 Diskriminierung... 37 Bildung von Vorurteilen... 43 Erwartungen an Geflüchtete... 53 Interkulturelle Kompetenz... 57 BaM Rechtliche Grundlagen... 65 Prüfungsaufgaben... 73 Literaturempfehlungen... 77 Anhang... 81 Verordnung über die Anforderungen in der Meisterprüfung für den Beruf Hauswirtschafter/ Hauswirtschafterin... 83 Bundesverband hauswirtschaftlicher Berufe MdH e.v. 3
Migration hat es schon immer gegeben und deshalb ist es wichtig, erst einmal auf uns selbst und die eigene Familie, die eigenen Werte und Normen zu schauen. Voraussetzungen für Interkulturelle Kompetenz Landkartenübung Alle bringen Ihre Erfahrungen mit in die Gruppe ein. Auf dem Fußboden befindet sich eine imaginäre Landkarte (Windrose) mit dem aktuellen Standort. Positionieren Sie sich: 1. Stellen Sie sich dorthin, wo ihr Großvater väterlicherseits geboren ist. 2. Wechseln Sie zum Geburtsort Ihrer Mutter. 3. Wechseln Sie zum Ort, wo Sie zur Grundschule gegangen sind. 4. Stellen Sie sich dort hin, wo Sie jetzt wohnen. Diese Veränderungen erzeugen viel Bewegung in der Gruppe, nur 3 von 20 Teilnehmerinnen brauchen ihren Standort nicht zu verändern. Wie viele Umzüge gibt es in einem Leben, in der Summe auch in einer Familie? Migration geschieht oft schon von Stadtteil zu Stadtteil. Andere Orte haben oft andere Traditionen, sind religiös anders ausgerichtet. Eigene Migrationserfahrungen Wählen Sie eine Station in Ihrem Leben / einen Ortswechsel, der interessant/einschneidend/etwas Besonders war und wo Sie neu anfangen mussten, z. B. Umzug/längerer Auslandsaufenthalt/Schulwechsel/Arbeitsplatzwechsel Woher kam dabei das Gefühl von Fremdheit? Was hatte das Ankommen schwer gemacht? Was hatte geholfen, sich einzuleben? Was waren die Herausforderungen? Welche Strategien haben Sie entwickelt? Was war hilfreich / hinderlich? Beispiel Umzug: hilfreich Konfessionszugehörigkeit Nationalitätenzugehörigkeit (europäisch wird eher akzeptiert) Größe des Ortes (kleiner Ort einfacher als eine Stadt) hinderlich Konfession / Religion Volle Erwerbstätigkeitstätig Sprache / Dialekt Beim Umzug vom Land in die Stadt: Gettos Bundesverband hauswirtschaftlicher Berufe MdH e.v. 7
1989 1992 o Fall der Berliner Mauer o Geförderte Einwanderung Statusdeutscher aus dem ehemaligen Ostblock o Flucht und Übersiedlung von 582.000 DDR Bürgern o 721.000 Aussiedler aus Polen, Rumänien und Sowjetunion o 1992 Höhepunkt der Zuwanderung 1,5 Mio. Zuzüge 1993 2000 2000 o 1993 Verschärfung des Asylrechts o Einführung der sog. Drittstaatenregelung o Quotenregelung für Spätaussiedler o 1998 7,3 Mio Ausländer o 2000 Reformiertes Staatsbürgerschaftsrecht o Einführung des ius soli (Recht des Bodens) o Doppelte Staatsbürgerschaft bis zum 23. Lebensjahr möglich (Optionsmodell) o Erleichterte Einbürgerung o Einführung der green card Das Staatsbürgerrecht wurde reformiert. Da wo man geboren ist, dort war man Bürger. Doppelte Staatsbürgerschaft gab es, wenn ein Elternteil eine andere Staatsbürgerschaft hatte. Bis zum 23. Lebensjahr mussten junge Menschen sich für eine Staatsbürgerschaft entscheiden. Das wurde wieder abgeschafft. Große Probleme gab es zum Beispiel bei Erbschaftsfällen in der Türkei. 2005 o Anerkennung Deutschland als Einwanderungsland o 2005 Zuwanderungsgesetz tritt in Kraft o Anspruch auf Sprachkurs o Ausbau der Migrationsberatung für Jugendliche und Erwachsene Es hat also 50 Jahre gedauert anzuerkennen, dass Deutschland Einwanderungsland ist. Anspruch auf Sprachkurse gibt es erst jetzt. Bundesverband hauswirtschaftlicher Berufe MdH e.v. 11
Jede Runde dauert ein paar Minuten. Das Ende wird von der Spielleitung angekündigt. Die Spieler ziehen am Ende der Runde wie folgt weiter: Der Gewinner zieht an den linken Tisch. Der Verlierer zieht an den rechten Tisch. Die anderen Spieler bleiben am Tisch. Weitere Spielrunden (10 Min.): In diesen neuen Gruppenkonstellationen wird die zweite Spielrunde eröffnet. Da die Regeln nun vermischt werden, kommt es üblicherweise zu Missverständnissen und auch Widerständen, da die Teilnehmer zumeist erst glauben, dass überall dieselben Regeln gelten. Meist erst nach einer Weile geht ihnen auf, dass es sich um unterschiedliche Regeln handelt. Nun müssen sie sich bemühen, zu verstehen und sich neu zu orientieren, um auch in der gemischten Gruppe, das Spiel fortsetzen zu können. Die Spielleitung sollte in diesen Prozess möglichst nicht eingreifen (auch wenn dies vielleicht in einzelnen Gruppen zum Spielabbruch führen kann), nur zur Ruhe muss eindringlich aufgefordert werden. Ein Gong verkündet erneut das Ende des Spiels. Es folgt wieder die Aufforderung, dass die Gruppen einen Gewinner bestimmen müssen. Diese werden erneut dazu aufgefordert, im Uhrzeigersinn die Tische zu wechseln. 2-3 weitere Spielrunden (je 5 Min.) Die weiteren Runden laufen analog zur ersten Spielrunde. Auf die zeitliche Begrenzung und Abbruch der Runden nach 5 Min. achten! Spielregeln Jeder Spieler erhält fünf Karten. Der Rest wird zu einem Stapel geschichtet und die oberste Karte offen danebengelegt. Ziel ist es, alle seine Karten so schnell wie möglich abzulegen. Dabei muss man immer eine Karte spielen, die vom Wert oder der Farbe der obersten Karte des Ablagestapels entspricht. Liegt also Beispielsweise eine Herz-Neun, darf man jede beliebige Herz-Karte oder eine Neun spielen. Jeder darf nur eine Karte spielen. Wenn der nächste keine passende Karte auf der Hand hat, muss er eine Karte vom Stapel ziehen. Es ist auch freiwilliges Ziehen möglich, man muss nicht spielen. Wer nur noch eine Karte auf der Hand hat sagt laut "Mau", um seine Mitspieler zu warnen. Vergisst er es, muss er zwei Karten aufnehmen. Weitere Regeln Gruppe Gelb Achten zwingen den nächsten Spieler zwei Karten aufzunehmen ohne eine Karte ablegen zu dürfen. Er kann aber auch mit einer weiteren Acht kontern. Der Nächste in der Reihe muss dann vier Karten nehmen, usw. Siebenen zwingen den nächsten Spieler eine Runde auszusetzen, sprich keine Karte spielen zu dürfen. Buben kann man unabhängig von der Farbe immer spielen. Der Ausspieler darf die Farbe der nächsten Karte bestimmen. König Herz: Der nächste Spieler muss drei Karten nehmen und darf keine ausspielen. Kontern mit einem anderen König ist nicht möglich. 16 Bundesverband hauswirtschaftlicher Berufe MdH e.v.
Entführung auf die Insel Albatros (Rollenspiel) Das Plenum ist zu Besuch auf der Insel Albatros. Alle Teilnehmerinnen sitzen im Stuhlkreis. Der Referent und eine Teilnehmerin verlassen den Raum und kommen kurze Zeit später als Bewohner von Albatros wieder herein. Die Frau läuft hinter dem Mann, sie ist barfuß. Beim Betreten des Raumes summen sie leise und monoton vor sich hin. Die Frau folgt dem Mann mit einigen Schritten Abstand. Sie gehen im Kreis der Teilnehmenden umher und stellen bei allen, die die Beine übereinander geschlagen haben, beide Füße auf den Boden. Sie tun das sehr sanft aber bestimmt und summen dabei weiterhin leise vor sich hin. Bei denjenigen, die die Beine wieder übereinander schlagen, wiederholen sie die Prozedur mehrmals. Der Mann berührt dabei nur die männlichen Teilnehmer, die Frau die Personen beiderlei Geschlechts. Der Mann setzt sich auf einen Stuhl, die Frau nimmt neben ihm auf dem Boden kniend Platz. Sie reicht dem Mann die unter dem Stuhl stehende Schale mit Erdnüssen. Er isst mit den Fingerspitzen einige Erdnüsse und schmatzt dabei genüsslich. Dann reicht er die Schale an die Frau weiter, die ebenfalls schmatzend von den Nüssen isst. Ist die Nahrungsaufnahme beendet, legt der Mann der Frau sanft die Hand auf den Nacken. Sie beugt sich dabei nach vorne und berührt mit der Stirn den Boden. Dies wiederholt sie dreimal. Danach stehen beide wieder auf und gehen den Kreis der Teilnehmenden noch einmal zur Verabschiedung ab. Sie nicken allen lächelnd zu, verlassen den Raum und beenden somit das Rollenspiel. Bundesverband hauswirtschaftlicher Berufe MdH e.v. 21
Beispiel: Definition Kultur Kulturen sind wie Landkarten oder Orientierungspläne. Wir teilen sie mit anderen Menschen einer Gruppe. Jeder von uns hat eine ganze Mappe von ihnen bei sich. Sie leiten uns, oft ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Mit dem Begriff Kultur beschreiben wir die gemeinsamen Lebensweisen und Deutungsmuster einer Gruppe oder Lebenswelt. Kulturen sind nicht statisch, sondern in Bewegung, also veränderbar nicht einheitlich, sondern zusammengesetzt nicht eindeutig, sondern mehrdeutig und widersprüchlich. Schlussfolgerung In jeder Gesellschaft gibt es eine Vielzahl von Kulturen. In manche Kulturen werden wir hineingeboren, anderen ordnen wir uns freiwillig zu. Wir werden von kulturellen Einflüssen geprägt, sind aber keine Marionetten unserer Kultur(en). Anmerkungen Wir müssen über uns selber nachdenken. Was ist unsere Kultur? Haben wir nicht einen Kanon, nämlich das Grundgesetz, in dem unsere Werte zentral verankert sind? Auch die Bibel ist für viele Menschen ein Kanon 2. Firmen, Institutionen, Verbände haben Leitbilder, die ihre Werte beschreiben. Neue Mitarbeiter sollten nicht nur an ihrem neuen Arbeitsplatz, sondern auch in das Leitbild der Einrichtung eingearbeitet werden. 2 eine Sammlung von Regeln, Gesetzen oder Texten, die für einen bestimmten Bereich relevant sind. Bundesverband hauswirtschaftlicher Berufe MdH e.v. 35
Interkulturelle Kompetenz in der Hauswirtschaft Aufgabe: Vertiefen Sie sich in Ihre Rolle. Versetzen Sie sich in verschiedene Situationen. à Wenn Sie zustimmen, treten Sie einen Schritt nach vorne. à Wenn Sie nicht zustimmen können, bleiben Sie stehen. à Wenn Sie nicht zustimmen können, bleiben Sie stehen. Situationen: 40 Sie befinden sich in der Bahnhofsgegend. Die Polizei kontrolliert stichprobenartig die Personalien. Sie werden mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht kontrolliert. Sie besichtigen eine Wohnung, die Ihren Vorstellungen entspricht. Auch die Mietkosten sind akzeptabel. Mit hoher Wahrscheinlichkeit gehören Sie zu den Personen, die in die engere Auswahl kommen. Die Bundestagswahlen stehen an. Sie bekommen die Wahlbenachrichtigung zugeschickt. Sie haben nie in ernsthaften finanziellen Schwierigkeiten gesteckt und können fünf Jahre im Voraus planen. Sie wissen, wohin Sie sich wenden können, wenn Sie Rat und Hilfe brauchen. Sie können einmal im Jahr verreisen und Urlaub machen. Sie haben das Gefühl, dass Ihre Sprache, Religion und/oder Herkunft in der Gesellschaft, in der Sie leben, respektiert werden. Sie haben das Gefühl, dass Ihre Meinung über soziale und politische Fragen eine Rolle spielt und dass man Ihnen zuhört. Eine Bürgerinitiative engagiert sich für eine verkehrsberuhigte Zone. Sie werden als Sprecherin vorgeschlagen. Sie können mindestens alle drei Monate einmal neue Sachen zum Anziehen kaufen. Andere Menschen holen zu verschiedenen Problemen Ihren Rat ein. Sie haben bei einem Sturz einen Zahn verloren. Zahnersatz ist für Sie kein Problem. Sie können relativ problemlos eine Familie planen. Sie können Ihren Arbeitsplatz innerhalb der EU frei wählen. Bundesverband hauswirtschaftlicher Berufe MdH e.v.
Beispiel 2: Ramadan in der Schule Schüler müssen am Nahrungszubereitungsunterricht teilnehmen, müssen nicht essen und brauchen Speisen nicht zu probieren. Folgende Lösung wurde gefunden: Essen kann nach Hause mitgenommen werden. Die Gruppe interessiert sich für Ramadan und bietet Betroffenen an während des Essens den Raum zu verlassen. Beispiel 3: Ramadan im Betrieb Eine geschlossene Assiette wird ausgegeben, Mitarbeiterin nimmt sie mit - Achtung: runterkühlen, aufwärmen - und wärmt sich das Gericht selbst auf. Beispiel 4: Ramadan bei Patienten Problem: Patienten weigern sich während des Ramadan Medikamente zu nehmen. Sie nehmen sie quasi als Depot-Einnahme. Lösung: Aufklärung durch die Imame. Sie müssen der Gruppe erklären, dass bestimmte Menschen, wie Kranke oder Schwangere den Ramadan nicht einhalten müssen oder informieren, was während des Ramadan möglich ist und was nicht. Bundesverband hauswirtschaftlicher Berufe MdH e.v. 63