Bedeutung der Elektrizitätswirtschaft für Graubünden Michael Rütimann Küblis, 22. September 2011
Inhalt Welche Potenziale hat die Elektrizitätswirtschaft für Graubünden? (Teil 1) Steht Graubünden nach dem geplanten Atomausstieg besser da? (Teil 2) 2
Teil 1 Potenziale 3 3
Zwei Megatrends ermöglichen interessante Potenziale für Graubünden Liberalisierung Märkte EU + CH ermöglicht Handel, Unternehmertum, neue Regeln Knappe Ressourcen Hohe Ölpreise / Kritische Technologien Höhere Strompreise Neue Potenziale für Bündner Volkswirtschaft A Entstehung einer Ressourcenrente B Ausbau der Wasserkraft C Internationaler Handel mit Strom 4
A) Entstehung der Ressourcenrente Rp./kWh 12 Marktpreis (durch Gaspreis definiert) 8 = Gewinnmarge bzw. Ressourcenrente 4 0 Produktionskosten, auch Gestehungskosten genannt (= Bau- und Betriebskosten des Kraftwerks, inkl. staatliche Abgaben) Zeit Quelle: Wirtschaftsforum Graubünden 5
A) Strompreisentwicklung EEX und potenzielle Ressourcenrente in GR Im Jahr 2008 entstand in der Wasserkraftproduktion Graubünden eine Ressourcenrente von ca. CHF 500 Mio. Rp./kWh zu laufenden Wechselkursen 20.0 19.0 18.0 17.0 16.0 15.0 14.0 13.0 12.0 11.0 10.0 9.0 8.0 7.0 6.0 5.0 4.0 3.0 2.0 1.0 Preisspanne base/peak (gewichtete monatliche Durchschnittspreise) Gestehungskosten in Graubünden: 5.8 Rp./kWh (2008) (aus Jahresberichten von Bündner Kraftwerken) 12 Rp./kWh erwartete Gestehungskosten nach erfolgtem Heimfall der Bündner Kraftwerke 0.0 Jan 00 Jan 01 Jan 02 Jan 03 Jan 04 Jan 05 Jan 06 Jan 07 Jan 08 Jan 09 Jan 10 CHF 500 Mio. Quelle: EEX Leipzig 6
A) Wohin fliesst die Ressourcenrente heute? Annahme: Heute erhalten die Überlandwerke, die Konsumenten in den Städten sowie die Mittellandkantone einen grossen Teil der Ressourcenrente Modell Stadt Zürich Modell Lausanne Modell Alpiq Gestehungskosten für Strom 4 Rp./kWh ca. 6 Rp./kWh ca. 5.3 Rp./kWh Strompreis für Konsumenten (Energieanteil) 4.4 Rp./kWh 12 Rp./kWh 8.5 Rp./kWh Börsenpreis EEX im Jahr 2008 12 Rp./kWh 12 Rp./kWh 12 Rp./kWh Rabatt an Konsumenten 7.6 Rp./kWh 3.5 Rp./kWh Gewinn für Staatskasse oder Stromgesellschaft 0.4 Rp./kWh 6.0 Rp./kWh 3.2 Rp./kWh Subventionierung der Stadtkasse? Marge für Alpiq Quelle: BHP-Hanser und Partner AG, in Anlehnung an ElCom / Alpiq (Berechnungen sind illustrativ und geschätzt) 7
B) Ausbau der Batterie Europas Geplante Pumpspeicherwerke in der Schweiz Lago Bianco GR (1 GW, ab 2018) Linthal GL (1.5 GW, ab 2015) Nant de Drance VS (0.9 GW, ab 2015) Veytaux VD (0.5 GW, ab 2014) Grimsel BE (0.6 GW, ab???) Zum Vergeiech: Leistung AKW Gösgen: 1 GW Quelle: Wirtschaftsforum Graubünden 8
B) Ausbau der Stromproduktion in Graubünden Übersicht der geplanten / verworfenen Kraftwerkprojekte im Kanton Graubünden Tief Einschätzung Wirtschaftsforum Graubünden bezüglich der wirtschaftlichen Machbarkeit (aus aktueller Sicht) Hoch Einschätzung Wirtschaftsforum Graubünden bezüglich der politischen Machbarkeit (2006) Hoch Martina - Prutz (Unterengadin) Überleitung Lugnez (Vrin) Tschar Tomülbach (Vals) Taschinas (Prättigau) Litzirüti-Pradapunt / Sagenbach Val Russein (Disentis/Sumvitg) Albula Plus (Sela/Naz) Tasna KW Susasca Tambobach (Splügen) Val d'err Chlus (Küblis-Landquart) Tiefencastel Plus Lago Bianco KlKW Nandrò Aktuelle Projekte Verworfene Projekte (2008/09) Neu lancierte Projekte (2008/09) Potenziale Projekte mit tiefer/mittlerer Regulierbarkeit der Produktion Projekte mit hoher Regulierbarkeit der Produktion Tief Quelle: Wirtschaftsforum Graubünden (Trends 2009) 9
C) Handelsvolumen an Strombörsen nimmt stetig zu Quelle: Geschäftsberichte der Strombörsen 10
C) Wertschöpfung im «System Repower» vs. «System Partnerwerk» Während ein Partnerwerk pro produzierte Kilowattstunde rund 3.5 Rp. Wertschöpfung generiert, sind es bei der Repower rund 12 Rp. 120 100 80 60 CHF 14 Mio. CHF 59 Mio. CHF 53 Mio. Wertschöpfung aus den Hauptsitzaktivitäten, welche insb. durch die internationale Ausrichtung der Repower anfallen 140 CHF 19 Mio. Wertschöpfung aus dem Stromhandel in Poschiavo sowie Repatriierung von Gewinnen aus anderen Handelsstandorten (Milano, Prag) Wertschöpfung in Mio. CHF 160 Wertschöpfung aus der Eigenproduktion und Beteiligungsenergie wenn die Repower wie ein Partnerwerk geführt wäre 180 Wertschöpfung pro kwh Insb. Repatriierung von Gewinnen aus dem Betrieb des Kraftwerkparks in Italien 200 Wertschöpfung aus der Ressourcenrente, welche die Repower dank der verlängerten Wertschöpfungskette in Graubünden generieren kann 220 1.2 Rp./kWh 3.2 Rp./kWh Wertschöpfungspotenzial CHF 204 Mio. = 12.2 Rp./kWh 0.8 Rp./kWh 8.7 Rp./kWh 3.5 Rp./kWh 40 CHF 59 Mio. 3.5 Rp./kWh 3.5 Rp./kWh 20 0 Produktion Partnerwerke Veredelung Eigen- und Beteiligungsenergie Produktion Italien Handel Hauptsitzaktivitäten Wertschöpfung Gesamt System Repower System Partnerwerke Quelle: Wirtschaftsforum Graubünden / Repower 11
ABER: Wie sieht die Welt im Jahr 2050 / 2070 aus? Beispiel Smart Grid Beispiel Desertec Quelle: desertec.org Quelle: The Economist 12
Teil 2 Atomausstieg 13 13
Atomausstieg in der Schweiz und Deutschland Quelle: Wirtschaftsforum Graubünden
Auswirkungen auf die Merit-Order (schematisch) Preis bzw. Grenzkosten (EUR/MWh) Durch den Wegfall der Kernkraft ist gut möglich, dass andere Technologien den Preis bestimmen (heute v.a. Gas) Nachfrage tief Nachfrage hoch Merit-Order nicht massstabgetreu Öl Gasturbinen GuD Steinkohle Braunkohle Wind Wasserkraft Kernkraft Installierte Kraftwerkskapazität (GW) Quelle: Wirtschaftsforum Graubünden, in Anlehnung an Avenir Suisse 15
Wie kann Graubünden vom Atomausstieg profitieren? Chancen Gefahren Steigende Strompreise Ausbau Wasserkraft Keine Liberalisierung der Strommärkte Ausbau neue Erneuerbare (Solar / Wind) Abschöpfung der Ressourcenrente für andere Zwecke Volatile Strompreise Mangelnde Stromnetzkapazitäten Weniger volatile Strompreise 16
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! (Dieses Referat kann auf www.wirtschaftsforum-gr.ch heruntergeladen werden) 17