Kapitel 1 Vorüberlegungen bei der Geldanlage Wenn Sie sich mit den verschiedenen Möglichkeiten der Geldanlage beschäftigen wollen, müssen Sie sich zunächst darüber klar werden, welche kurz-, mittel- oder langfristigen Ziele Sie verfolgen. Kurz gesagt: Die Geldanlage muss immer auch Ihre Lebensplanung berücksichtigen. Und Sie müssen die Frage beantworten, mit welchen Erwartungen Sie an die Sache herangehen. Oberstes Ziel wird regelmäßig die Frage der Sicherheit sein. Daneben dürfte für Sie aber auch die Rentabilität und die Liquidität der Geldanlage eine wichtige Rolle spielen. 13
L ohnt es sich auch bei wenig Geld über die Geldanlage nachzudenken? Ja natürlich. Wie heißt es so schön:»die erste Million ist die schwerste, die anderen kommen fast von alleine«oder»reich wird man nicht mit dem Geld, das man spart, sondern mit dem, das man nicht ausgibt«. Es lohnt sich also, auch das wenige Geld, das man übrig hat, sinnvoll anzulegen. Und auch, wenn Sie monatlich nur 50,00 oder 100,00 Euro zurücklegen oder einen Einmalbetrag von 500,00 Euro anlegen wollen, sollten Sie über eine solide Anlage nachdenken und dabei gewisse Grundregeln beachten. Und dazu gehört insbesondere auch, zunächst Ihre Sparziele genau festzulegen. Legen Sie Ihre Sparziele fest Wenn Sie Geld anlegen wollen, sollten Sie genau wissen, für welchen Zweck Sie Ihr Kapital einsetzen wollen. Denn danach richtet sich das geeignete Anlageprodukt. Wollen Sie Ihr Geld, das Sie im Moment nicht benötigen, einfach mal nur so auf die hohe Kante legen, um eine Liquiditätsreserve zu haben, oder wollen Sie für eine bestimmte Anschaffung sparen? Oder wollen Sie mit dem Geld Ihre Altersvorsorge aufbauen? Egal, welchen Zweck Sie mit der Geldanlage verfolgen, auf Ihre Liquidität sollten Sie immer achten. Deshalb ist insbesondere auch Ihr monatlich verfügbares Einkommen von Bedeutung. Wie sicher ist Ihr Arbeitsplatz? Nur bei einem einigermaßen sicheren Arbeitsplatz sollten Sie einen längerfristigen Vermögensaufbau in 14
Vorüberlegungen bei der Geldanlage Erwägung ziehen. Andernfalls müssen Sie bei der Geldanlage auf Nummer sicher gehen. Darauf sollten Sie unbedingt achten Tipp Über zwei bis drei Monatsgehälter sollten Sie immer verfügen können, wenn Sie für ungeplante Ausgaben Geld benötigen. So vermieden Sie die teure Aufnahme eines Raten- oder Dispokredits. Und wenn Sie noch Schulden haben, sollten Sie die zunächst tilgen. Denn Schuldentilgung ist die beste Geldanlage. Schließlich ist die beste Rendite, die Sie mit Ihrem Geld erzielen können, eingesparte Kreditzinsen. Sicherheit geht vor Rendite Je kleiner Ihr Vermögen ist, desto mehr sollten für Sie sichere Geldanlagen Priorität haben. Anlagerisiken sollten Sie deshalb vermeiden. Das geht zwar auf Kosten der Rendite, das sollten Sie aber in Kauf nehmen. Wenn Sie Ihre Geldanlage als Liquiditätsreserve verstehen, müssen Sie gegebenenfalls kurzfristig über Ihr Geld verfügen können. Sinnvolle Anlageprodukte sind insbesondere das Tagesgeldkonto (vgl. Seite 44 f.), das Sparkonto (vgl. Seite 44 f.) oder auch ein über wenige Monate laufendes Festgeld (vgl. Seite 46 f.). Wenn Sie Ihr Geld für Anschaffungen zurücklegen wollen, können Sie sich bei Ihrer Geldanlage auch mittelfristig orientieren. Mögliche Anlageformen sind der Ratensparvertrag (vgl. Seite 48 f.), Bundeswertpapiere (vgl. Seite 60 ff.), Sparbriefe (vgl. Seite 50 f.), Pfandbriefe (vgl. Seite 70 f.) oder Festgelder. 15
W elche Risiken sind mit Geldanlagen verbunden? Niemand will Geld verlieren. Wenn Sie Ihr Geld aber gut anlegen wollen, müssen Sie immer beachten, dass mit bestimmten Anlageformen auch unterschiedliche Risiken verbunden sind. Liquiditäts-, Kurs- und Zinsänderungsrisiko Liquidität einer Geldanlage bedeutet, dass Sie Ihre Anlagewerte immer marktgerecht verkaufen können. Das ist bei an der Börse gehandelten Aktien nicht zwangsläufig der Fall. Das Kursrisiko besteht darin, dass Sie Anlagepapiere (z.b. Aktien) zu einem geringeren Kurspreis als dem Ankaufspreis verkaufen müssen. Davon waren in der jüngsten Vergangenheit viele Anleger betroffen. So haben z.b. Anleger am»neuen Markt«bis zu 90 Prozent ihres Kapitals verloren. Aber auch bei festverzinslichen Wertpapieren können Kaufverluste eintreten, wenn das Zinsniveau steigt. Das Risiko einer Zinsänderung betrifft die Höhe des Ertrags des eingesetzten Kapitals. Die Substanz Ihrer Geldanlage bleibt dagegen erhalten. Verlust- und Inflationsrisiko Am schlimmsten trifft Sie bei bestimmten Geldanlagen das Risiko, Ihr angelegtes Kapital ganz oder zum Teil zu verlieren. 16
Vorüberlegungen bei der Geldanlage Bei Geldanlagen besteht auch ein Inflationsrisiko. Wenn Sie sich für eine bestimmte Anlage entscheiden, können Sie nicht immer vermeiden, dass Sie durch den Kaufkraftverlust finanziellen Schaden nehmen. Achten Sie deshalb auf eine Verzinsung Ihres Kapitals, die über der Inflationsrate liegt. Vor allem Immobilien haben Bei geschlossenen Fonds (vgl. Seite 88 f.) handelt es sich um Produkte des grauen Kapitalmarkts, die keiner Aufsicht durch staatliche Behörden unterliegen. Durch unseriöse Anlagemodelle werden Jahr für Jahr Milliardenbeträge vernichtet. Beispiel sich in der Vergangenheit trotz Geldentwertung häufig als wertbeständig erwiesen. Sichere und risikoreiche Geldanlagen Tipp Geldanlagen bei Banken sind wegen der Einlagensicherung sichere Anlageprodukte. Dazu gehören insbesondere Sparkonten, Tagesgelder, Termin- und Festgelder, Sparbriefe und Ratensparverträge. Es gibt keine Kursschwankungen, bei Termin- und Festgeld ist allerdings die Verfügbarkeit bis zum vereinbarten Termin eingeschränkt. Die Anlegprodukte gewährleisten einen sicheren Vermögensaufbau mit einer Verzinsung auf Geldmarktniveau. Sie kommen insbesondere auch für die Bildung von Rücklagen in Betracht. Auch Bausparen und Anlagen in Bundeswertpapiere, Pfandbriefe oder Geldmarktfonds sind wenig riskant. Dagegen gehören insbesondere Aktien, Aktienfonds und Derivate zu den Anlageformen mit hohem Risiko. 17
W elche Faktoren sind für eine solide Geldanlage von Bedeutung? Wenn Sie Geld anlegen wollen, sollten Sie folgende wichtigen Kriterien beachten: Rentabilität, Sicherheit, Liquidität. Dabei handelt es sich um miteinander konkurrierende Ziele. Die Kriterien stehen zueinander also in einem Spannungsverhältnis, weil eine Geldanlage in der Regel nicht alle drei Kriterien gleich gut erfüllen kann. Man spricht deshalb auch vom»magischen Dreieck«der Geldanlage. Rentabilität Die Rentabilität kennzeichnet den Erfolg der Geldanlage, der im jährlichen Gesamtertrag der Anlage zum Ausdruck kommt, wie hoch also die Erträge im Verhältnis zum angelegten Kapital sind. Der Ertrag einer Anlage kann aus Zinsen, Dividenden und Wertsteigerungen bestehen. Bei festen Zinsen steht der Ertrag von vornherein fest. Dagegen schwankt die Rendite bei variablen Zinsen oder bei Spekulationen am Aktienmarkt. Tatsache ist, dass Wertpapiere über einen längeren Zeitraum eine höhere Rendite erzielen als Einlagen bei Banken. Je riskanter also die Geldanlage ist, desto höher kann ihre Rentabilität sein. Sicherheit Hier steht der Erhalt des eingesetzten Kapitals im Vordergrund. Wer es sich also nicht leisten kann, Geld zu verlieren, sollte immer auf Nummer sicher gehen und riskante Anlagen vermeiden. Als 18
Vorüberlegungen bei der Geldanlage sichere Anlageprodukte gelten u.a. das Sparbuch, Spareinlagen und Sparbriefe, der Bausparvertrag und eine Immobilie. Riskante Anlagen, die es in punkto Sicherheit zu vermeiden gilt, sind u. a. Aktien, variabel verzinsliche Wertpapiere und Zertifikate, aber auch festverzinsliche Wertpapiere von wenig kreditwürdigen Unternehmen und Banken. Probleme kann es beim so beliebten Sparbuch geben. Sie können ohne Einhaltung der dreimonatigen Kündigungsfrist lediglich über 2.000 Euro monatlich verfügen. Wenn Sie die Kündigungsfrist nicht einhalten, müssen Sie an die Bank Vorschusszinsen zahlen. Beispiel Liquidität Bei der Liquidität geht es um die Verfügbarkeit einer Anlage, also um die Frage, wie schnell man an das angelegte Geld herankommt bzw. ob man Verluste hinnehmen muss, wenn man über das Geld kurzfristig anderweitig verfügen will. Über ein Tagesgeldkonto können Sie jederzeit zugreifen. Entsprechendes gilt für Aktien, die Sie an jedem Handelstag verkaufen können; allerdings müssen Sie bei niedrigen Kursen unter Umständen einen Verlust hinnehmen. Individuelles Anlageprofil ermitteln. Tipp Wählen Sie die Sparform, die Ihren Sparzielen entspricht. Und berücksichtigen Sie bei der Geldanlage Ihr individuelles Anlageprofil. Dazu müssen Sie insbesondere Ihre persönliche Risikobereitschaft ermitteln. Die optimale Geldanlage kann dann unter Berücksichtigung Ihrer individuellen Ziele aus einem gesunden Mix verschiedener Anlageformen bestehen. 19
I nwieweit spielt meine persönliche Lebenssituation bei der Geldanlage eine Rolle? Ihre persönliche Lebenssituation spielt eine ganz wichtige Rolle bei der Frage, auf was Sie bei der Geldanlage achten sollten. Von Bedeutung sind insbesondere Ihr Einkommen, über das Sie verfügen können, Ihr Lebensalter und Ihre privaten Wünsche und Ziele. Verfügbares Einkommen Ihr laufendes Einkommen und das gesparte Geld sind die Grundlagen für die Geldanlage. Sie können nur das Geld anlegen, das Sie für Ihre täglichen Bedürfnisse nicht benötigen. Und zwei bis drei Monatsgehälter sollten Ihnen jederzeit als verfügbare Reserve für unvorhergesehene kurzfristige Ausgaben zur Verfügung stehen. Dieses Geld muss Ihnen kurzfristig zur Verfügung stehen, sodass nur sichere Bankeinlagen als Anlageform in Betracht kommen (vgl. Seite 42 ff.). Berücksichtigen müssen Sie auch Ihre private Altersvorsorge. Zehn Prozent Ihres Nettoeinkommens sollten als Sparquote dazu beitragen (vgl. auch Seite 122 ff.). Nur das Kapital, das Sie nicht für kurzfristige unvorhergesehene Ausgaben und für die Altersvorsorge benötigen, kann für eine mittelfristige Vermögensbildung eingesetzt werden. 20
Vorüberlegungen bei der Geldanlage Lebensalter Die richtige Anlagestrategie darf natürlich auch nicht Ihr Lebensalter außer Acht lassen. Je früher mit dem Vermögensaufbau begonnen wird, desto länger ist die Sparphase mit der Konsequenz, dass mehr Vermögen angesammelt werden kann. Und junge Sparer können wegen des längeren Anlagehorizonts auch ein höheres Schwankungsrisiko eingehen. Private Wünsche und Ziele Bei einer mittelfristigen Vermögensbildung kann das Geld dann z.b. in Bundesschatzbriefen oder Bundesanleihen angelegt werden. Auch Bundesfinanzierungsschätze mit ein- oder zweijähriger Laufzeit sind interessant. Und je größer das bereits angesammelte Vermögen ist, desto höher kann auch der Anteil sein, der für risikoreichere Anlageformen eingesetzt werden kann. Beispiel Ihre persönlichen Wünsche und Ziele sind die Basis für die richtige Anlagestrategie. Berücksichtigen Sie dabei insbesondere, dass sich diese Wünsche im Laufe der Zeit auch ändern können. Und leider werden nicht alle Ihre Wünsche und Ziele in Erfüllung gehen. Legen Sie am besten daher von vornherein fest, welches Einzelziel Priorität genießen soll. Zeitperspektiven beachten Tipp Planen Sie in drei zeitlichen Perspektiven und richten Sie danach den Anlage-Mix aus. Berücksichtigen Sie kurzfristige Wünsche (z.b. Ihren nächsten Urlaub), mittelfristige (z.b. Sparen für ein neues Auto oder Erwerb einer Eigentumswohnung) und langfristige Ziele (z.b. Ihre Altersvorsorge). 21