Fachveranstaltung der GDK zur Psychiatrieplanung 3. November 2011 Psychosomatik in der Medizinischen Klinik des. Ein interinstituelles, konsil - liaisonpsychiatrisches Angebot Dr. Gerhard Dammann Ärztlicher Direktor, Rainer Fritz Oberarzt mbf, / Medizinische Klinik Münsterlingen Übersicht KSM-PKM 1
Ausgangslage Schweiz Depressive Störungen bei Patienten von Akutspitälern: Ergebnisse der Schweizerischen Gesundheitsbefragung 2007 Im Rahmen der Schweizerischen Gesundheitsbefragung 2007 ist eine repräsentative Stichprobe der in der Schweiz lebenden Bevölkerung (N=17.800) unter anderem nach Depressionssymptomen gemäß DSM IV sowie nach Spitalaufenthalten im Jahr vor dem Interview befragt worden. Die DSM IV-Major Depression-12-Monats-Prävalenz der Befragten, welche mindestens einen Spitalaufenthalt angaben, war doppelt so groß wie die Prävalenz der Befragten ohne Spitalaufenthalt. Prof. Dr. Richter, Dirk /Bern 2
Statistik KSM Bettenstation (insgesamt 9 Stationen, Anzahl Betten 90) Akutstationen 5 Privatstationen 1 Onkologiestation 1 Neurologiestation 1 Palliativstation 1 Notfall interdisziplinär Intensivstation interdisziplinär Statistik KSM Fachabteilungen der medizinischen Klinik: Gastroenterologie Allgemein Innere Medizin Infektiologie Kardiologie Pneumologie Onkologie / Hämatologie Allergologie Neurologie des weiteren: Logopädie, Ernährungsberatung, Diabetesberatung, Sozialdienst, Physiotherapie, Ergotherapie 3
Statistik KSM (2010) Stationäre Eintritte 5019 davon notfallmäßig 3272 auf Intensivstation behandelt 825 ambulant auf Notfall behandelt 1979 Pflegetage insgesamt 34568 Durchschn. Aufenthaltsdauer 8,2 (in Tagen) Statistik KSM (2010) Altersstruktur der Patienten, Aufenthaltsdauer 2010 Patienten in % Pflegetage in % Durchschn.Aufenthalt bis 1 Jahr 969 7,6 6'639 7,4 6,9 1-10 Jahre 669 5,3 3'890 4,3 5,8 11-20 Jahre 612 4,8 3'010 3,3 4,9 21-30 Jahre 1'122 8,8 5'587 6,2 5,0 31-40 Jahre 1'096 8,6 6'070 6,7 5,5 41-50 Jahre 1'242 9,8 6'868 7,6 5,5 51-60 Jahre 1'591 12,5 10'758 12,0 6,8 61-70 Jahre 1'764 13,9 13'516 15,0 7,7 71-80 Jahre 1'943 15,3 17'225 19,1 8,9 81-90 Jahre 1'460 11,5 14'226 15,8 9,7 über 90 Jahre 251 2,0 2'224 2,5 8,9 Total 12'719 100,0 90'013 100,0 7,1 4
Haltung Psychosomatische Medizin ist eine ganzheitliche Form der Patientenbetreuung und bedeutet nicht weniger Somatik sondern eine stärkere Gewichtung psychosozialer Zusammenhänge An Stelle einer linear, kausalen Erklärungskette tritt ein systemisches Mehr-Ebenen- Modell Unterschiedliche Systemebenen: Physiologisch Psychisch Sozial Diese stehen miteinander in Wechselwirkung. 5
Angebot Psychosomatik Seit Januar 2011 Oberarzt mbf für Psychosomatik. 40% stationär in der med. Klinik 40% ambulant: psychotherapeutische /psychosomatische (Weiter-)behandlung interdisziplinäre Pain Unit Schmerzsprechstunde Im stationären Setting im Rahmen eines psychosomatischen/psychiatrischen Konsil- und Liaisondienstes (Modell der Abteilung für psychosomatische Medizin Uni Freiburg i. Br.) Bis zu 3-5 Sitzungen mit: ( schwierig bei kurzer Liegedauer) Anamneseerhebung Psychosomatisches Krankheitsverständnis mit Psychoedukation und Modellvorstellungen Thematisierung psychosozialer Konflikte Paar - und Familiengespräche Focusformulierung Somit erfolgt zunehmend eine Begleitung der stationären internistischen Behandlung mit psychotherapeutischen wie auch psychopharmakologischen Interventionen. Eine spezifische psychosomatische Visite die alle medizinischen Stationen abdeckt ist mittlerweile ebenfalls installiert. (Teachingeffekt der Assistenzärzte) 6
Statistik Zeitraum 1.1.-31.10 2011 K&L Psychiatrie: Ambulantes Angebot: Davon 281 Patienten (insgesamt 485 Leistungen) 109 Patienten =1 X/ Kontakt 44 Pat. >2 X/ Kontakt 65 Pat. Triagefunktion: Motivation und Weitervermittlung ambulanter oder stationärer Fachstellen Innerhalb PDT stationär: Spezialstationen Haus F (affektive Störungen), J2 (transkulturelle Psychiatrie/Psychotherapie), K1 (Psychotherapie des Alters), C1 (Alkoholentwöhnung) etc. Je nach Indikation z.b. Psychotraumastation Klinik Littenheid, Klinik Gais, Klinik Mammern etc. Ambulant: EPD, niedergelassene Kollegen (regional), Akupunktur, Spezialtherapien. 7
Patientenklientel: Prinzipiell komorbid zu somatischen Erkrankungen auftretende psychische Beeinträchtigungen im Rahmen von z.b. onkologischen Leiden oder chronischen Erkrankungen, aber auch Anpassungsstörungen Somatoforme Störungen Angsterkrankungen Konversions- /Dissoziative Störungen Essstörungen etc. Im Spital kommen für die Indikation zu einer psychotherapeutischen Mitbehandlung Sachverhalte hinzu, wie sie im Rahmen der ambulanten oder stationären Fachpsychotherapie selten vorkommen (Arolt 1997) 8
Vergleichsweise hohes Alter Starke Belastung durch körperliche Erkrankung, stattgefundene oder geplante diagnostische Eingriffe Unklare Prognose der körperlichen Erkrankung Zusammenhänge und Wechselwirkung zwischen seelischer Symptomatik, sozialen Belastungen und körperlicher Erkrankung Oft wechselnde Motivation je nach körperlicher Verfassung des Patienten Einstellung zur Psychosomatik bei Stationsärzten und Pflegepersonal und die daraus folgende Unterstützung oder Schwierigkeiten Die psychosoziale Kompetenz von Stationsärzten und Pflegepersonal beim erkennen psychischer Schwierigkeiten 9
Vorteile der Psychosomatik im Akutspital Niederschwellige, nicht stigmatisierende Möglichkeit, psychosomatische und eventuell chronifizierende Prozesse frühzeitig zu erkennen und wenn möglich zu verhindern Aufenthaltsdauer werden unter DRG immer wichtiger Frühere, passgenauere Triage für die Spezialangebote der Psychiatrie Teure vermeidbare somatische Diagnostik und Interventionen vermeiden (wenn die psychosomatische Sicht frühzeitig mit einbezogen wird) Falls möglich ambulante Strukturen besser nutzen Aussichten Kompetenzzentren für spezialisierte Fragestellungen: Schmerzstörungen (existiert bereits im Rahmen der Pain Unit ) funktionelle gastrointestinale Störungen Insomnieabklärung (gemeinsam mit Schlaflabor) Essstörungen: Adipositas (wird aktuell aufgebaut im Rahmen der Adipositaschirurgie) Anorexie/Bulämie 10
Aussichten Ausbau des psychosomatischen ambulanten Angebots: spezifische Gruppenangebote: Ambulante Schmerzgruppe (event. transkulturelle Angebote) Psychoedukative Gruppenangebote (Angsterkrankung, Stressmanagement etc.) Aussichten : Kantonspital Münsterlingen Kantonsspital Frauenfeld Rehabilitationsklinik St. Katharinental Psychosomatisches/Psychiatrisches Konsil- und Liaisondienstangebot innerhalb der gesamten AG etablieren wobei Konzepte der psychiatrischen Dienste und gegebenenfalls ausgebildetes Personal synergetisch genützt werden könnten. 11
Aussichten Bettenführende Station innerhalb der Inneren Medizin am Kantonsspital Münsterlingen Je nach Zunahme der elektiven Zuweisungen kleine bettenführende Station (6-8 Betten). Angelehnt an das Konzept der psychosomatischen Abteilung der Universitätsklinik Bern (Lory-Haus). Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit 12