Vortrag Habermayer Neuerungen bei der Varroabehandlung
Neue Varroastrategie
Liebe Vereinsmitglieder Mitte Jänner waren Wimmer Fritz und ich in Linz und haben uns einen Vortrag von Landesgesundheitsreferent Ernst Hiesmayr angehört. Wenn es auch viel Altbekanntes zu hören gab, so sind doch einige Neuerungen in der Bekämpfung der Varroa vorgetragen worden.
Neue Mitglieder Im Hinblick auf die vielen Jungimkerinnen und Jungimker in unserem Verein möchte ich aber auch die bisher geübten Methoden vortragen und durch die neueren Aspekte ergänzen.
Varroabekämpfung im Frühjahr Biotechnische Massnahmen: Drohnenbrutentnahme Arbeiterinnenbrutentnahme Bannwabenverfahren Wärmebehandlung
Drohnenbrutentnahme Drohnenbrut wird von den Varroaweibchen 8 10 mal mehr bevorzugt, weil die Brutdauer bei Drohnenbrut 24 Tage beträgt, gegenüber 21 Tagen bei Arbeiterinnenbrut. Dies erlaubt der Varroa sich wesentlich öfter in der Drohnenbrutzelle zu vermehren. In der Arbeiterinnenbrut wachsen 1 bis 2 Generationen junger Varroaweibchen, in der Drohnenbrut 2 4 Generationen heran.
Brutzyklus der Varroa Eiablage Nach 9 Tagen Einnisten der Varroamutter und Verdeckelung der Brutzelle. Nach ca. 3 weiteren Tagen erste Eiablage durch die Varroamutter. Aus diesem ersten Ei schlüpft ein Männchen. Nach 30 Stunden werden im Abstand von jeweils weiteren 30 Stunden laufend Eier gelegt, aus denen Weibchen schlüpfen. Das erste Weibchen ist am 19ten Tag geschlechtsreif und wird begattet. Die folgenden Weibchen werden fortlaufend von ihrem Bruder begattet. Am 21ten Tag bzw. am 24ten Tag schlüpfen die begatteten Weibchen und ihre Mutter mit der Biene/Drohne aus der Zelle, das Männchen und unbegattete Varroen sterben in der Zelle.
Brutzyklus Beispiele Der Vermehrungszyklus der Milbe beträgt etwa 3 Wochen. Eine Muttermilbe kann in drei Brutzyklen bis zu neun Nachkommen schaffen. Bei neun Vermehrungszyklen ergibt das eine Milbenpopulation von 700 Milben!! Das heißt eine einzige Milbe im Mai bewirkt einen Varroabefall von 700 Milben bis Oktober.
Baurahmen Zeitig im Frühjahr einen Baurahmen seitlich an das Brutnest hängen. Mit zeitlichem Abstand kann man einen zweiten Baurahmen an der anderen Seite einhängen. Nach der Verdeckelung des Baurahmens diesen entnehmen (jedenfalls vor dem Schlüpfen der Drohnen, d.h. spätestens nach 23 Tagen) und einschmelzen. Dieser Vorgang kann bis Ende Juni laufend wiederholt werden.
Arbeiterinnenbrutentnahme Im selben Zeitrahmen kann man auch Arbeiterinnenbrut entnehmen. In der starken Aufwärtsentwicklung der Völker hat eine vorsichtige Entnahme von Brutwaben keinen wesentlichen Einfluß auf den Honigertrag (1 bis 2 Brutwaben pro Volk) Mit den entnommen Brutwaben aus mehreren Völkern kann man dann einen Sammelbrutableger erstellen. Dieser sollte Stifte zum Nachzüchten enthalten und an einem vom Hauptstand entfernten Ort aufgestellt und bei verkleinertem Flugloch laufend gefüttert werden. Varroabehandlung des Ablegers vornehmen.
Bannwabenverfahren Die Königin wird innerhalb von vier mal 7 Tagen oder 3 mal 9 Tagen in einer Bannwabe aus Absperrgitter gekäfigt. Sobald die Brut im Bienenvolk verdeckelt ist marschieren die Varroen zum Vermehren in die Bannwabe, in der nun offene Brut vorhanden ist. Diese Waben werden dann nach dem Verdeckeln entnommen und vernichtet. Am besten zwischen Mai und Juni, später nicht mehr um die Entwicklung der Winterbienen nicht zu beeinträchtigen.
Wärmebehandlung Vorteile dieser Behandlungsmethoden: Anwendung jederzeit, auch während der Tracht, sogar im Winter Keine Medikamente oder Chemikalien, damit keine Rückstände in Wachs oder Honig Keine Bildung von Resistenzen
Wärmebehandlung Die Wärmebehandlung wird von Ernst Hiesmayr als sehr gute Methode mit einem sehr hohen Wirkungsgrad bezeichnet. Geeignet für Imker mit wenigen Völkern, da der Arbeitsaufwand doch etwas höher ist. Entweder das ganze Volk behandeln oder besser die verdeckelten Brutwaben entnehmen, die Bienen abkehren und in den Varroakill geben. Nach der Behandlung die Brutwaben in die zugehörigen Völker wieder zurückhängen. Da der Varroakill jederzeit verwendet werden kann, ist damit auch eine Trachtverlängerung möglich.
Hauptentmilbung bei der Einwinterung Vor jeder Behandlung sollte eine Varroadiagnose gemacht werden. Bei Ablegern wird in der Regel eine Behandlung anders erfolgen, da diese ja zu einem viel späteren Zeitpunkt und fast varroafrei starten. Nach der Behandlung folgt eine weitere Diagnose (bei Ameisensäure nach 3 Wochen), um den Erfolg der Behandlung zu überprüfen.
Hauptentmilbung bei der Einwinterung Auf Grund der Biologie der Varroamilbe steigt die Milbenanzahl im Spätsommer und Herbst am stärksten an. Die Brutfläche der Bienen geht wesentlich zurück und damit verschärft sich das Verhältnis Milbe zu Bienen zu Ungunsten der Bienen. Dies geht bis zum Überschreiten der Schadensschwelle und bewirkt den Zusammenbruch starker Völker innerhalb weniger Tage. Überleben aber geschädigte Völker, so ist eine Überwinterung sehr fraglich und der Zusammenbruch erfolgt erst später.
Hauptentmilbung bei der Einwinterung Nur mit zugelassenen Mitteln behandeln. Die Liste der zugelassenen Mittel kann auf der Homepage der AGES eingesehen werden. Nicht zu viel experimentieren sondern sich auf eigene Erfahrungswerte verlassen.
Mittel zur Hauptentmilbung Ameisensäure Wirkt rasch und gut Verdunsten (Langzeitbehandlung) verträglicher wie Schwammtuch (Kurzzeitbehandlung) bei nicht über 30 Grad bzw. bei feuchter, kalter Witterung. Mehrmalige Anwendung möglich Brut- und Bienenschäden kommen vor (Überdosierung und hohe Temperaturen).
Mittel zur Hauptentmilbung Thymolpräperate wie Apiguard, Apilife Var und Thymovar. Keine so gute Wirkung wie Ameisensäure, daher nur bei schwachem Befall verwenden. Bei zweizargig zu geringe Wirkung. Beste Wirkung bei Temperaturen um 20 25 Grad
Kombination Hauptentmilbung mit Brutentnahme Der Vorteil besteht darin, dass die geschädigte, virusbelastete Brut entnommen wird und gesunde Winterbienen entstehen. Es werden alle Brutwaben entnommen. Die Muttervölker ohne Brut können mit Oxalsäure behandelt werden oder Um auch die restlichen, auf den Bienen ansitzenden Milben zu erreichen kann man eine Fangwabe mit offener Brut im Volk belassen und nach Verdeckelung entnehmen.
Brutscheunen Die entnommenen Brutwaben in den Brutscheunen werden wegen der grossen Gefahr der Räuberei weiselrichtigen Völkern mit Absperrgitter aufgesetzt (ausserhalb des Flugkreises) aber vorher Flugloch für 2 3 Tagen schliessen. Die Brutwaben in den Brutscheunen dann mit AS behandeln oder nach dem Schlüpfen der Brut mit den Bienen Kehrvölker erstellen und ebenfalls sofort gegen die Milbe behandeln. Füttern nicht vergessen. Ist der Befall allerdings sehr stark hat das keinen Sinn, weil die Bienen für eine Überwinterung zu stark geschädigt sind. Einschmelzen der Waben!
Stufen der Varroaschäden Varroen auf der Stockwindel Varroakot in den Zellen Ausräumen der Zellen Puppen in offenen Zellen sind sichtbar Verkürzter Bienenleib, schwarze Bienen Flügeldeformationsvirus Varroen auf Bienen sichtbar
Varroaschäden Puppen haben noch kein Immunsystem und Bakterien und Viren können sich daher uneingeschränkt vermehren.
Bekämpfungserfolg Generell ist es so, dass sich die Prozentzahlen für den Bekämpfungserfolg nur auf Laborwerte beziehen und in der Praxis weit differieren. Sie sind von vielen Faktoren wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Wind, Anwendungsmenge etc. abhängig. So brauchen Ameisensäure oder ApilifeVar z.b. eine gewisse Temperatur oder Oxalsäure bei Träufelung einen bestimmten Zustand des Volkes, weil es ein Kontaktmittel ist.
Bekämpfungserfolg Ein ganz wichtiges Kriterium bei der Behandlung ist, dass diese in einem gewissen Gebiet gleichzeitig erfolgt. Wird dies nicht beachtet so wird der Erfolg durch die Reinvasion weitgehend ausbleiben.
Hauptentmilbung/Restentmilbung Für die Entstehung eines gesunden Wintervolkes ist die Hauptentmilbung Ende Juli/Anfang August entscheidend Die Restentmilbung bei Brutfreiheit (ca. 21 Tage nach den ersten Frösten) im November/Dezember sorgt für einen guten Start mit möglichst wenig Milben in das Frühjahr.
Viren Die Viren waren bis 1977 kein Problem, seit der Verwendung der Neonicotinoide und dem Auftreten der Varroa sind sie es aber geworden. Die Viren leben in der Beute, im Futter, auf Rähmchen, Werkzeugen etc. ca. 1 ½ Jahre weiter.
Virenbekämpfung Ganz wichtig, dass das Futter von abgestorbenen Völkern nicht weiter verwendet wird. Es ist mit Viren verseucht und muss deshalb entsorgt werden. Genau so wichtig ist die Reinigung aller Rähmchen, Beuten und Werkzeuge, am besten durch Auskochen in einem Entkeimungskessel mit Ätznatron oder Soda.
Virusinfektion Überlebt ein befallenes Volk, so leidet es an der Zunahme von Folgeerkrankungen (Virusinfektionen). Dies bedingt, dass die nun schlüpfenden Winterbienen geschädigt sind. Die Varroen in der Brutzelle fressen bis 40 % des Fettkörpers der Maden. Wenn verkrüppelte Bienen zu sehen sind, dann ist es oft schon zu spät.
Auskunft von der Ages es ist anzunehmen, dass diese Völker den letzten Sommer von einem starken Varroabefall betroffen waren. Dadurch könnte sich das DWV-Virus gut im ganzen Volk verbreitet haben. Wenn eine starke DWV-Infektion im Volk vorliegt ist es nicht mehr ausreichend nur gegen die Varroamilbe vorzugehen.
Auskunft von der Ages Erst nach einem Generationenwechsel der Bienen ohne einen hohen Varroabefall kann die DWV-Last im Volk sinken da keine Milben vorhanden sind, die für eine rasante Übertragung des Virus in die Brut sorgt.
Auskunft durch die Ages Ein noch schwierigeres Kapitel ist wenn das DWV-Virus in den Eierstöcken der Königin zu finden ist nach derzeitiger Lehrmeinung werden danach alle Arbeiterinnen mit DWV angesteckt.
Diagnose Eine weitere ganz wichtige Diagnosemöglichkeit bietet das Verhalten der Bienen, ihr Aussehen und der Zustand der Brut.
Milbenkontrolle / Natürlicher Abfall Im Frühjahr max. 3 Milben pro Tag Im Juli max. 10 Milben pro Tag Ab September max. 0,5 Milben pro Tag
Die Restentmilbung Sie ermöglicht, dass die Völker im Frühjahr mit möglichst wenig Milben auswintern. Die Behandlung erfolgt bei Brutfreiheit, d.h. ca. 21 Tage nach den ersten Minusgraden, also etwa Ende November, Dezember.
Behandlung bei der Restentmilbung Die Behandlung erfolgt bei Brutfreiheit mit Oxalsäure, die entweder verdampft oder in die Wabengassen geträufelt wird. Geträufelt darf nur einmal werden, da die Säure den Chitinpanzer der Bienen angreift. Bedampfen kann man mehrmals. Behandeln nur im Winter um die Honigqualität nicht zu beeinflussen.
Kontrolle der Restentmilbung Der Milbenfall nach der Behandlung mit Oxalsäure hält 4 5 Wochen an, dann soll der natürliche Varroaabfall nicht mehr als eine Milbe in zwei Tagen betragen. Man kann die Varroaanzahl auch schätzen: Mai September: natürlicher Abfall/Tag x 100 bis 300. Oktober November x 300 bis 500.
Abfallkontrolle auch im Winter Was absolut neu ist, dass auch im Winter (Jänner/Februar) der Milbenabfall kontrolliert werden soll. Durch die warme Witterung brüten die Bienen und fliegen auch an vielen Tagen aus. Dies begünstigt die Vermehrung der Varroamilbe ganz massiv.
2. Oxalsäurebehandlung Ist eine 2. Behandlung auf Grund des natürlichen Milbenabfalls notwendig, kann man eine Behandlung mit Oxalsäure (Verdampfen) vornehmen oder auch mit dem Varroakill behandeln, der auch im Winter einsetzbar ist. Stelle ich fest, dass schon gebrütet wird (was heuer schon ab Anfang Jänner auf Grund des warmen Wetters der Fall war), kann ich wiederum den Varroakill einsetzen oder ich muss die Brut vor einer Behandlung entfernen.
Vorgehen bei der 2. Oxalsäurebehandlung Die Verdampfung der Oxalsäure am besten an einem Tag mit höheren Temperaturen vornehmen, so dass die Bienen, die von der Wabe abfallen, sich wieder auf die Wabe begeben können und nicht erfrieren. Von der Windelkontrolle weiß ich wo das Volk sitzt und wo die Brutdeckel abgefallen sind. Dort ziehe ich die Wabe, stelle sie mit der Spitze auf eine im Stock befindliche Wabe und streife mit der Hand die auf dem Brutnest sitzenden Bienen vorsichtig ins Volk zurück. Dann das Brutnest ausschneiden und vernichten. Jetzt kann die Oxalsäure verdampft werden.
Fehlerquellen Keine Befallskontrolle Die Bekämpfung erfolgt zu spät (Warten auf Waldhonig, Tracht aus Gründüngung etc.) Nur einzelne Maßnahmen und kein Konzept. Keine Wirkungskontrolle Behandlung nicht gleichzeitig und flächendeckend Mißachtung der Reinvasion Keine Restentmilbung Die Imker selbst mit Beharren (das hab ich immer so gemacht)