IN: TEAM. Schwerpunkt: Bildung. Was macht eine Werkstatt für behinderte Menschen aus? Wenn jede Sekunde zählt. Bildungsarbeit in der Werkstatt

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Gruppe Norddeutsche Gesellschaft für Diakonie IN: TEAM Das Magazin der Stormarner Werkstätten Bad Oldesloe Schwerpunkt: Bildung Was macht eine Werkstatt für behinderte Menschen aus? Wenn jede Sekunde zählt Bildungsarbeit in der Werkstatt Bildung als Prozess Sportfest und Bronze für die Fußballer

Liebe Leserinnen und Leser! Was macht eine Werkstatt für behinderte Menschen aus? Klar: Werkstätten bieten ihren Kolleginnen und Kollegen mit Handicap Teilhabe am Arbeitsleben, Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, sie ermöglichen Erbringung von ihrem Leistungsvermögen entsprechenden Leistungen und so weiter, und so weiter. Aussagen wie: Werkstattarbeit ist Bildungsarbeit oder Werkstätten sind Bildungseinrichtungen verblüffen dagegen auch heute eher, und doch liegt eine solche Ansicht gerade Menschen, die ihre Arbeit auch aus christlichen Einsichten heraus tun, sehr nahe. Mitgestalten im Kleinen wie im Großen In der Schöpfungsgeschichte des Alten Testamentes heißt es: Und der Herr, Gott, nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, damit er ihn bebaute und bewahrte (1 Mose 2, 15). Dem Menschen ist es aufgegeben, das Schöpfungswerk Gottes fortzuführen und an der Gestaltung und Bewahrung der Welt teilzunehmen diese Aufgabe und Verantwortung entspringt seiner Ebenbildlichkeit zu Gott, und sie ergeht an jeden Menschen, weil ein jeder Mensch in seiner Gestalt und Einzigartigkeit von Gott gewollt und geliebt ist. Jeder Mensch soll die Erde bearbeiten und pflegen. Alle Menschen sind aufgerufen, das Schöpfungswerk fortzusetzen, in dem sie die Schöpfung in ihre Obhut nehmen. Gott erschuf den ihm ebenbildlichen Menschen also als einen Mitarbeiter von ihm gesegnet und mit Kreativität begabt! Teilhabe am Schöpfungsgestalten geht dabei auch immer von unten nach oben : die Beteiligung von Menschen an verschiedenen auch noch so klein erscheinenden Arbeitsprozessen ist notwendig für die Gestaltung des Ganzen, Großen meistens kommt es eben auf kleine und kleinste Rädchen im Getriebe an. Mach Dir ein Bild! Man kann nur das mitgestalten, was man kennt. Teilhabe an der Gestaltung der Welt und der dazugehörigen Prozesse geht nur, wenn wir eine Ahnung davon bekommen haben, was zu gestalten und wie diese Gestaltung zu bewerkstelligen ist Entsprechend sind wir alle aufgerufen, uns ein Bild zu machen von dem, was zu gestalten ist. Das Wort Bildung bekommt an dieser Stelle einen viel umfassenderen Hintergrund: um die Sinnhaftigkeit meines Tuns im Kleinen zu be - greifen, muss ich Gelegenheit bekommen, das Große, Ganze zu entdecken, mir ein Gesamtbild über mich und meine Umwelt zu verschaffen, eben: mich umfassend zu bilden. Dazu gehört die Entdeckung dessen, was mir im Weg steht, wenn ich im Kontakt mit anderen Menschen sein will genauso, wie miteinander Musik oder Sport zu treiben und Lesen oder Rechnen lernen. Menschen mit Handicaps sind hier nicht ausgeschlossen, weil sie möglicherweise andere Voraussetzungen benötigen, um sich ein Bild zu erarbeiten; hier sind vielmehr Hilfsmittel gefragt, die den Unterstützungsbedarf aufzeigen und helfen, das jeweilige Bild mit den Möglichkeiten des Einzelnen zu entdecken. Lesen Sie auf den folgenden Seiten, in welch unterschiedlichen Bereichen und auf was für verschiedene Weisen in den Stormarner Werkstätten Bilder erarbeitet werden können, die eine Teilhabe am Arbeitsleben und damit am gesellschaftlichen Leben ermöglichen. Stephan Bruns, Bad Oldesloe, im Juli 2011

Wenn jede Sekunde zählt Selbstbehauptung! Wer kennt das nicht: wir stehen irgendwo im Supermarkt an der Kasse, die Schlange wird größer und größer und plötzlich fühlen wir uns von der Person hinter uns bedrängt, der Einkaufswagen berührt uns eventuell im Rücken. Oder: wir fahren in der Rushour mit einem öffentlichen Verkehrsmittel und beim Ein- und Aussteigen gibt es Gedrängel. Beim Lesen dieser Zeilen könnte es sein, dass Sie eine kleine Anspannung in Ihrem Körper wahrnehmen, dass Ihr Herz vielleicht ein wenig schneller schlägt, eine kleine Aufregung in der Magengegend einsetzt und vielleicht ein begleitender Gedanke: Da hätte ich ja auch ganz gerne mal einen Knuff zurückgegeben. Die Situation war für mich nicht gerade angenehm. Nach einigen Sekunden verfliegt diese Befindlichkeit wieder und Sie kommen in ihre Normalbefindlichkeit zurück. Wussten Sie, dass der individuelle Mindestraum, den ein Mensch für sein Wohlbefinden benötigt, durchschnittlich die Spannbreite seiner Arme umfasst? Zehn meiner Kolleginnen mit unterschiedlichen Handicaps setzten sich im Mai in einem zweitägigen Kurs begleitet von zwei von der Werkstatt engagierten Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungstrainerinnen mit dem Thema den eigenen benötigten Raum zu erkennen und zu beschützen auseinander. In einem Erfahrungsaustausch einen Monat danach, zu dem ich aufgrund der Anregung einer Teilnehmerin zu Kaffee und Keks einlud, wurde deutlich, dass alle Kolleginnen vom Kurs persönlich und auch beruflich profitiert haben. Ich habe weniger Angst, sagte eine junge Frau, die bei einer Bahnfahrt einige Zeit zuvor von einem Mann belästigt wurde. Eine andere junge Teilnehmerin sagte: Ich fühle mich erwachsener und reifer oder Ich habe mehr Selbstvertrauen und Kraft bekommen. Das Miteinander machte deutlich, dass viele der teilnehmenden Frauen Erfahrungen mit verbaler und/oder körperlicher Gewalt hatten und es sehr mutig von ihnen war, sich in diesem Kurs zu outen, sich zwangsläufig mit dem Thema auseinandersetzen zu müssen. Ihre natürlichen Impulse des Selbstschutzes bestehend aus Verteidigung oder Flucht waren aufgrund ihres Erfahrungshintergrundes sehr oft gelähmt bzw. blockiert oder sie kamen zu spät und uneindeutig. Der Kurs vermittelte viele kleine aber wirksame Techniken, die bei Belästigung oder körperlichem Angriff effektiv eingesetzt werden können. Um eine Teilnehmerin zu zitieren Hätte ich das damals gewusst wie ich mich hätte wehren können, dann Die Erfahrung nicht allein mit diesen schlechten Erlebnissen leben zu müssen und Akzeptanz von den anderen Teilnehmerinnen und sogar gemeinsam Spaß im Training erlebt zu haben, öffnete neue Erfahrungsräume im Innerseelischen sowie im konkreten äußeren Bereich. Gerne würde ich nächstes Jahr einen Wiederholungskurs machen. Möchte sehen, was ich noch kann. Eine andere Erfahrung Vielleicht kann ich dann endlich meine Stimme einsetzen und schreien. >>

Wenn jede Sekunde zählt Gabriele Burmeister-Rudolph arbeitet als Dipl.-Psychologin und Traumatherapeutin in den Stormarner Werkstätten Bad Oldesloe Aber es ging nicht nur darum, sich verbal und körperlich im Notfall innerhalb von wenigen Sekunden zur Wehr setzen zu können. Menschen mit traumatischer Gewalterfahrung fühlen sich schnell in die Enge gedrängt bei scheinbar banalen Ereignissen. Kleinvieh macht auch Mist und so sind es oft die am Anfang dieses Beitrages beschriebenen Situationen, die ein kompetentes Verhalten und ruhig handelndes Selbstbewusstsein erfordern. Zum Beispiel: Wie kann ich bestimmt und dennoch höflich sagen, dass die Person sich etwas weiter von mir begeben soll, wenn ich mich in einer Warteschlange von dieser bedrängt fühle? Oder ist es vielleicht hilfreicher den Einkaufswagen als Schutzschild hinter sich zu stellen? Oder wie mache ich deutlich, dass ich nicht geduzt werden möchte? Kurzum, wie trete ich für meinen benötigten Raum angemessen ein? Meine therapeutische Arbeitserfahrung zeigt, dass es eine Frage von uns allen ist: mit und ohne Handicap. Gabriele Burmeister-Rudolph Werkstatthonig aus Blumendorf: Gesundes jetzt besonders günstig 3,80 Euro Gut & fein Fleißig, fleißig unsere Bienen Den ganzen Sommer über wird gesammelt, damit wir den Winter gesund überstehen: Kosten Sie ihn, den guten Honig aus Blumendorf. Stormarner Werkstätten Bad Oldesloe Rögen 56 58 23843 Bad Oldesloe Tel: 045 31 / 88 91 19 Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, Robert Lee Frost (1874 1963), amerik. Lyriker

Bildungsarbeit in der Werkstatt Carsten Schmidt-Diercks, Mitarbeiter im Begleitenden Dienst führt ein Gespräch mit Antonia Schlegel, Mitarbeiterin mit Handicap Freitag habe ich Dich in der Werkstatt tt gesucht. Wo warst Du eigentlich? Im Kindergarten Moordamm, dort arbeite ich mittwochs, donnerstags und freitags auf einem Aussenarbeitsplatz in der Küche. Schwingst Du den Kochlöffel? Nicht direkt, ich mache Vorbereitungsarbeiten, wie Gemüse zubereiten, Wurzeln schneiden. Gurken und Kartoffeln auch. Tisch decken, aufräumen, abräumen und abwaschen. Küche sauber, eben das ganze Programm. In der Werkstatt hast Du selbstständig Seitenbesen für HAKO montiert ist der Kindergarten ein Entwicklungsschritt, ein Schritt nach vorn? Ja, ich möchte auf den freien Arbeitsmarkt, raus aus der Werkstatt. Diese Werkstatt war 6 Jahre wichtig für mich, jetzt habe ich mehr drauf und möchte was Neues ausprobieren. Was war wichtig für Dich? Förderung, Begleitung, selbstbewusster werden, lernen und Erfolg durch die Arbeit, bei Torben in der Gruppe bin ich aufgeblüht. Da habe ich richtig losgelegt und für mich Ziele rausgefunden. Und ich habe gelernt, wie man miteinander umgeht. Hatte das Auswirkungen? Hast Du Deinen Freund auf den Mond geschossen und das Leben genossen? Nicht auf den Mond, aber ich habe dann Gespräche mit dem Jugendamt Rostock geführt und bin mit Unterstützung meiner Betreuerin Melanie in eine eigene Wohnung gezogen. Raus aus der Wohnstätte, deren Mitarbeiterinnen mich auch doll unterstützt haben, in der ich mich aber nie wirklich zu Hause gefühlt habe. Lebenstüchtig und selbstständig geworden? Ja und das hört noch lange nicht auf! Was kommt noch? Autoführerschein und so. Vielleicht Schulabschluss und Ausbildung. Wenn mir der Richtige über den Weg läuft: Familie und Kinder würde ich schon gern wollen. Und selbstständig und glücklich. Und nicht nur am Herd. Alles Gute für Dich Antonia, vielen Dank für das Gespräch. ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen.

Bildung als Prozess Arne Laß Teamleiter Bildungszentrum bei den Stormarner Werkstätten Bad Oldesloe Wie sieht Bildung in den Stormarner Werkstätten Bad Oldesloe aus? So einfach lautet die Fragestellung zu diesem Artikel. Eine einfache Antwort wäre: wir haben arbeitsbegleitende Maßnahmen wie Rudern, Lese- und Rechtschreibkurse, Tai Chi oder andere. Wir haben Fortbildungsangebote wie Erste Hilfe Kurse, Kurse zur Arbeitssicherheit, Kochkurse usw. Wir bieten zurzeit interne berufliche Qualifizierungen zum Montage- oder Großküchenhelfer an und wir haben einen Bereich beruflicher Bildung mit rund 65 Unterrichtsmodulen und zusätzlichem Werkunterricht. Aber so einfach ist es nicht, denn Bildung ist ein sonderbares Ding. Der Begriff Bildung taucht in unterschiedlichsten Zusammenhängen wie Allgemeinbildung, Bildungsauftrag, Berufliche Bildung, Humanbildung, Bildungswüste, Weiterbildung, Bildungsziel, Fortbildung, Billdungsdefizit, Bildungsideal etc. auf und mit ebenso unterschiedlichen Deutungen. Wissenschaftler, Publizisten, Philosophen u.v.a. bemühen sich um allgemeingültige Definitionen für Bildung. Doch am Ende kommt heraus, dass Bildung sowohl sprachlich und kulturell als auch historisch ein Begriff mit einer sehr komplexen Bedeutung ist. Eine präzise, einheitliche Definition des Bildungsbegriffs zu finden, erweist sich als unmöglich. Je nach Ausrichtung und Interessenlage variieren die Ansichten darüber, was unter Bildung verstanden werden sollte, erheblich. Ebenso verhält es sich mit den Zielen von Bildung und folgerichtig mit dem Erscheinungsbild von Bildungsangeboten. Friedrich Paulsen äußert sich im enzyklopädischen Handbuch der Pädagogik von 1903 zu diesem Thema folgendermaßen: Nicht die Masse dessen, was man weiß oder gelernt hat macht die Bildung aus, sondern die Kraft und Eigentümlichkeit, womit man es sich angeeignet hat und zur Auffassung und Beurteilung des ihm Vorliegenden zu verwenden versteht.... Nicht der Stoff entscheidet über die Bildung, sondern die Form. Aufgabe einer Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) ist eine angemessene berufliche Bildung zu ermöglichen, und den MmH (Menschen mit Handicap) zu ermöglichen ihre Persönlichkeit weiterzuentwickeln. Die Stormarner Werkstätten Bad Oldesloe interpretieren dies als Bildungsauftrag, denn in der Berufspädagogik wird Berufliche Bildung schon lange nicht mehr als bloße Vermittlung beruflicher Fachlichkeit betrachtet. Fachliche, soziale, methodische und persönliche Kompetenzen sollen das Ziel moderner beruflicher Bildung sein. Gleichzeitig soll den MmH die Möglichkeit gegeben werden ihre Persönlichkeit zu entwickeln. Bildung wird in Fachkreisen als Basis zur Entwicklung der Persönlichkeit vorausgesetzt. So folgen die Stormarner Werkstätten Bad Oldesloe einem modernen, dynamischen und ganzheitlichen Bildungsbegriff, der für einen lebensbegleitenden Entwicklungsprozess des Menschen steht, bei dem er seine geistigen, kulturellen und lebenspraktischen Fähigkeiten und seine personalen und sozialen Kompetenzen erweitern kann.

Aber wie sieht nun Bildung in den Stormarner Werkstätten Bad Oldesloe aus? Welche Form hat sie? Welchen Prinzipien folgt sie? Wie jede WfbM verfügen auch die Stormarner Werkstätten Bad Oldesloe über einen Berufsbildungsbereich. Die Teilnahme am Berufsbildungsbereich ist für alle Personen, die Zugang zur Werkstatt erhalten, obligat. Diese Maßnahme erstreckt sich über zwei Jahre. Den individuellen Eigenschaften des Einzeln entsprechend sind die Angebote im Unterricht tätigkeits-, arbeitsplatz-, berufsfeld- oder berufsbildorientiert. Jeder Teilnehmer hat die Möglichkeit sich darüber hinaus in Freiarbeit mit Themen zu beschäftigen die ihn interessieren. Selbstverständlich wird die Freiarbeit von Fachkräften begleitet. Im Werkunterricht arbeiten die Teilnehmer in Kleingruppen an Projekten, die mit der Fachkraft geplant werden. In Praktika haben die Teilnehmer die Möglichkeit verschiedene Arbeitsbereiche der Werkstatt kennen zu lernen. Die Teilnehmer des Bereichs Berufliche Bildung betreiben zudem eine Schulungsimkerei. Neben den anfallenden Tätigkeiten finden laufend Schulungen zum Thema Imkerei statt, angefangen von hygienischen Fragen bis hin zur Anatomie der Biene. Alle Teilnehmer haben einen Bildungsbegleiter, der mit ihnen Ziele entwickelt, Bildungswege gestaltet und reflektiert. Berufliche Bildung und Persönlichkeitsentwicklung sind darüber hinaus fester konzeptioneller Bestandteil der rehabilitativen Maßnahme im Arbeitsbereich der Werkstatt. Aus der Überzeugung heraus, dass Bildungsprozesse am erfolgreichsten verlaufen, wenn sie auf Freiwilligkeit basieren, wurden die Angebote arbeitsbegleitender Maßnahmen, die Fortbildungen oder die betriebsinternen Qualifizierungen im Dialog mit den MmH entwickelt. Um diese Bildungsangebote professionell zu gestalten werden, wenn nötig, Leistungen externer Bildungsanbieter hinzu gekauft oder Kooperationen mit z.b. der Volkshochschule eingegangen. Die MmH haben so die Möglichkeit ihren Interessen entsprechend aus rund 30 Bildungsangeboten das Angebot auszuwählen, das ihnen ermöglicht ihre Kompetenzen zu erhöhen. Regelmäßig fahren die Arbeitsgruppen auf Bildungsfreizeiten. Im Dialog mit den MmH werden für die Bildungsfreizeiten Leitthemen festgelegt. Beispielhaft sei der Besuch von Land- und Bundestag genannt. Um sich ein Bild vom Arbeitsleben machen zu können oder gar Zugang zu diesem zu finden, beschäftigen die Stormarner Werkstätten einen JobCoach. Jeder Teilnehmer hat die Möglichkeit mit dem JobCoach ein Praktikum anzubahnen, sich um einen ausgelagerten Arbeitsplatz oder einen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz zu bemühen. Neben der Biografiearbeit, der Zielformulierung und dem Bewerbungstraining begleitet der Job- Coach die MmH und wertet letztendlich die Praktika mit ihnen aus. Darüber hinaus besteht für jeden Teilnehmer die Möglichkeit eigene Ideen für individuelle auf die Person abgestimmte Bildungsangebote zu initiieren oder für alle zugängliche Bildungsangebote anzuregen. Bildung wird in den Stormarner Werkstätten als Prozess betrachtet. Sie soll ganzheitlich, dynamisch und aktiv sein und in ihrem glücklichen Verlauf soll eine selbstständige und selbsttätige, problemlösungsfähige und lebenstüchtige Persönlichkeit entstehen können. Arne Laß Bildung beginnt mit Neugierde. Prof. Peter Bieri, (*1944), Professor & Autor, Quelle: ZEITmagazinLeben

Sportfest in Lübeck 28. Mai 2011 Sechs Busse rollten im Morgennebel auf die Autobahn, Power von 45 Sportler- und Unterstützer- Innen für das Sportfest, davon neun im Rollstuhl. Ein bunter Einmarsch der vielen Werkstätten bildete im Stadion Buniamshof einen tollen Beginn, auch wir hatten diesmal alle die gleichen T-Shirts an. Nadine und Christian trugen stolz unser Werkstattschild im Windschatten des virtuosen Spielmannzuges. Schlangestehen! Das war die wichtigste Disziplin für die Teilnahme an den Wettkämpfen. Aber die Geduld wurde belohnt, die SportlerInnen hatten viel Spaß auf und neben dem Rasen. Kugelstoßen, Laufen, Weit- und Zielwurf, Staffeln, Slalom Oldesloe brachte persönliche Höchstleistungen. Als Rahmenprogramm wurden viele Spiele und Geschicklichkeitsübungen angeboten, nette Pausenfüller und eben Spaßprogramm für alle. Bei der Wasserwagenstaffel räumte Bad Oldesloe mit höchster Motivation alles ab, für eine Medaille reichte es indes noch nicht ganz. Beim Tauziehen wurden unsere KollegInnen gnadenlos durch den Stadionrasen gepflügt, Muskelaufbautraining ist jetzt angesagt. Freude brachten auch die vielen Kontakte zu SportlerInnen aus anderen Werkstätten, Besuche und Aktionen wurden geplant Freude auf Dialog und Begegnung. In der Mittagspause beschallte eine Rockband das Stadion derart, dass alle ihre Hörgeräte abschalten und Batterien sparen konnten. Viele tanzten zu den Rhythmen der Musik eine tolle Stimmung, die selbst die Siegerehrung nicht trüben konnte. Trotz vieler dunkler Wolken zog der Regen an uns vorbei, müde und zufrieden machten wir uns auf den Heimweg. Und eins ist klar 2012 kommen wir nach unserem Aufbautraining wieder nach Lübeck. Karina Marschner, Erzieherin und Sportpädagogin / Carsten Schmidt-Diercks Das große Ziel der Bildung ist Herbert Spencer (1820 1903), englischer Philosoph und Sozialwissenschaftler

nicht Wissen, sondern Handeln.

Von Mardern, Malern und Mittelalter... Impressionen vom Sommerfest Aller Anfang ist schwer, sagt man. Auch der Umbau des angemieteten Gebäudes im Sandkamp 3 begann Ende März mit einiger Verzögerung. Dann jedoch konnten die Handwerker richtig loslegen und in den darauf folgenden Wochen ging es sehr gut voran. Im Verlauf der Arbeiten zeigte sich, dass die Immobilie scheinbar seit Jahren von einer Marderfamilie bewohnt wurde. Deren Vertreibung, die Beseitigung ihrer Hinterlassenschaften und die einem Wiedereinzug vorbeugenden Maßnahmen, verzögerten den Baufortschritt um fast drei Wochen, so dass die Malergruppe erst Anfang Juli ihre Arbeit aufnehmen konnte. Nun hoffen wir, die Immobilie im August beziehen zu können. Bildung soll allen zugänglich sein. Man Konfuzius (551 479 v.chr.), chin. Philosoph

Bronze in Rickling unsere Fußballmannschaft hat s drauf Am Samstag den 18.6.2011 war es wieder soweit und unsere Fußballmannschaft machte sich auf den Weg nach Rickling um das all jährliche Hinrundenturnier zu bestreiten. Das letzte Turnier fand am selben Tag statt wie das legendäre 4:0 unserer Deutschen Elf gegen Argentinien bei der WM während der WM in Südafrika. Ähnlich klimatische Bedingungen wie in Afrika, herrschten auch auf dem Feld der Träume, was die Organisatoren dazu veranlasste das Turnier zu verkürzen. Die Bedingungen waren also besser als letztes Jahr, und so machte sich unser Team auf, unserer Werkstatt alle Ehre zu bereiten. Leider konnten wir unsere Leistung vom Meisterschaftsjahr nicht abrufen, und mussten uns mit dem 3. Platz zufrieden geben, welcher jedoch immer noch grandios herausgespielt wurde. Dies bedeutet eine gute Ausgangslage für das Rückrundenturnier, welches im September in Norderstedt ausgetragen wird. Cherno Kah Ergotherapeut; Fachkraft zur Arbeits- und Berufsförderung in einer Arbeitsgruppe Konfektionierung darf keine Standesunterschiede machen.

Foto: Charlie Spieker Kurz & Gut Der Sommer rollt an! Gustav Peter Wöhler Band Moderation: Carsten Kock www.musik-in-uns.de Medienpartner: & Simply The Best 20. August 2011 Innenhof Hohes Arsenal, Rendsburg Einlass: 18.00 Uhr Eintritt: 15 Euro zzgl. VVk-Gebühr Karten an allen bekannten Vorverkaufsstellen, unter www.reservix.de sowie Werkstätten Rendsburg Fockbek, Büsumer Str. 135 137 Rendsburg, T 0 43 31 4 67 10 Bonhoeffer-Haus, Aalborgstraße 61, Rendsburg, T 0 43 31 125-0 gefördert von: Unser Team: Timo Naber, Wiebke Thieme, Sven Gattinger, Jörn Baasner, Christiane Kurka, Heiko Püschel, Daniel Springborg, Arne Laß, Stephan Bruns, Daniel Zobel Am 21. August 2011 nehmen wir mit der Mannschaft Stormarner Werkstätten Bad Oldesloe an den Vattenfall Cyclassics teil. Dort fahren wir die 55 km ganz nach dem Motto: Atomkraft nein danke. Unser 10-köpfiges Team besteht aus Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen mit, sowie ohne Handycap und befindet sich gerade in der Trainingsphase. Mehr Infos unter: www.vattenfall-cyclassics.de Public-Viewing IMPRESSUM Besuchen Sie unser Frankreich-Video! Neu im Internet auf: www.youtube.com/ watch?v=txql50s_tn8 oder auf www.stormarner-werkstaettenbad-oldesloe.de unter Neues Wir freuen uns auf Ihre Kommentare. Kontakt Stormarner Werkstätten Bad Oldesloe Rögen 56 58 23843 Bad Oldesloe www.stormarner-werkstaettenbad-oldesloe.de Redaktion Stephan Bruns und Mitarbeiter/innen Gestaltung www.conrat.org Fotos Stormarner Werkstätten Bad Oldesloe; kaipity, Fotolia.com Juli 2011