Feinstaubbelastung und Verkehr

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Transkript:

Feinstaubbelastung und Verkehr Dr. med. Michael Spallek Arzt für Arbeitsmedizin Umweltmedizin Cuxhaven, 04.09.2008 www.eugt.org

www.stadtklima.de/cities/europe/germany/berlin Relevante Luftkomponenten

Relevante Luftkomponenten

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Dieselruß - Tierversuche Null- Schwellenkonzentration bei 0,50 mg (Greim 2003)

Dieselruß Aktuelle Einstufung

London Smog Period

Mortalität in Kurzzeitstudien WHO 2004

PM 2,5 Risikoassoziationen Jarett et al 2005

Beelen et al : Long-term Effects of Traffic-related Air Pollution on Mortality in a Dutch Cohort (NCLS-AIR Study) Conclusion: Traffic-related air pollution and several traffic exposue variables were associated with mortality in the full cohort (120.852 subjects). Relative risks were generally small. The results add to the evidence that longterm exposure to ambient air pollution is associated with increased mortality. Environmental Health Perspectives 2008, 196-202

Zusammenfassung Die Exposition gegenüber Umweltpartikeln ist assoziiert mit Wirkungen auf das Herz-Kreislaufsystem und die Atemwege Geringe kurzzeitige Anstiege der partikulären Luftbelastung werden in Zusammenhang gebracht mit einem Anstieg der täglichen Sterblichkeit wie auch mit Asthmaverschlimmerung und gesteigertem Medikamentenverbrauch. Auch Langzeitstudien zeigen solche Assoziationen sowohl für PM 10 wie auch für PM 2,5. Die Interpretation aller Ergebnisse läßt den Schluß zu, daß eine Langzeitexposition gegenüber partikulären Luftschadstoffen speziell für suszeptible Personen ein Gesundheitsrisiko darstellen kann. Nahezu lineare Dosis-Wirkungsbeziehungen (ohne Schwellenwert?) Relativ stabiler Zusammenhang zwischen PM 10 und PM 2,5 -Daten

Fahrzeugemissionsspektrum

Feinstaub und Verkehr PM10 Trend Berlin

Feinstaub und Verkehr Feinstaub

Feinstaub und Verkehr

Dieselpartikel - Trend Deutschland Für die innerörtlichen Dieselpartikelemissionen wird zwischen 2007 und 2010 ein Rückgang um 32 % erwartet. Quelle : IFEU 2006

Dieselpartikelfilter Exhaust - Particle size distribution without / with DPF 3,5E+06 dn/dlogdp [1/cm3] 3,0E+06 2,5E+06 2,0E+06 1,5E+06 1,0E+06 without DPF 5,0E+05 1,0E+03 1500 U/min mit geheizter Verdünnungsstufe with DPF 8 11 16 22 32 46 66 95 136 195 diameter [nm]

Feinstaub und Verkehr

Feinstaub und Verkehr Grüne Welle

Risiko - Methodische Probleme Ratteninhalationsstudie 4 Std/Tag x 3 Tage/Woche x 4 Wochen: Carbon black (46 µg/m 3 ) Carbon black + Ammoniumbisulfat (61 µg/m 3 ) Ozon (0.21 ppm) CB + Ozon CB + Ammoniumbisulfat + Ozon 500 % of Control Cell Labeling 450 400 350 300 250 200 150 100 50 0 C CB CB + O 3 CB CB + ABS ABS + O 3 + O 3 Schlußfolgerung des Autors : Ozone erhöht die Toxizität von PM Kleinman et al., J. Appl. Toxicol. 20: 367, 2000

Pope et al 2002, HEI 2003 Risiko und Bildungsgrad

Risikoabschätzungen - Methodische Probleme Wo atmet man wieviel? Schlafzimmer Restl. Wohnräume Arbeitsplatz Im Freien Gesamt 2500 l 2500 l 3500 l 1500 l 10000 l (berufstätiger Erwachsener)

Risikoabschätzungen Individuelle Expositionssituation

Risikoabschätzungen

Risikovergleiche RR (Relatives Risiko) 6 Rauchen Hypertonie 4 2 Staub (PM10)

Dt. Ärzteblatt 2004 / 2006 Risikovergleiche

Risikovergleiche Quelle: Stat. Bundesamt 2004

Risikovergleiche

Risikovergleiche Emissionsquellen Vor allem Staubemissionen aus kleineren Feuerungsanlagen bereiten Umwelt- und Gesundheitsexperten Sorgen: Rund 97 Prozent des Gesamtstaubs aus Kaminen und Öfen besteht aus gesundheitsgefährdendem Feinstaub. Es besteht dringender Handlungsbedarf. Die Gesamtmenge dieses Feinstaubs übersteigt mittlerweile diejenige aus den Auspuffrohren aller Diesel-PKW und - LKW!.bmu.de/luftreinhaltung/doc/40075.php#index

Feinstaub Offene Fragen Toxikologisch begründete Wirkungsmodelle fehlen Sonderrolle von Ultrafeinpartikeln? Grundsätzliche Wirkungsmechanismen unklar Einfluss lokaler Luftschadstoffgemische und -quellen unklar PM 2,5 stammen aus Verbrennungsprozessen verschiedenster Art Frage der generellen Bewertung lokaler Daten - DME tragen z.b. zur Luftbelastung von PM 2,5, NO x, Ozon, Aldehyden, VOCs und PAHs in sehr unterschiedlichem Maß bei Einfluss sozioökonomischer Faktoren unklar Möglichkeiten und Grenzen epidemiologischer Methodik