Untersuchung von Kindern im Alter von 30 bis 42 Monaten 2013/2014. Dr. Gabriele Ellsäßer, Karin Lüdecke. Gesundheit

Ähnliche Dokumente
Untersuchung von Kindern im Alter von 30 bis 42 Monaten 2010/2011 Stand August 2012

Bedeutung sozialer Daten für die Frühförderung

Bericht über das Impflückeninterventionsprogramm 2010

Impfprävention für Jugendliche Schuetzdich.de &Impfbusaktion

Impfquoten bei den Schuleingangsuntersuchungen ( 34, Abs. 11 IfSG) Deutschland 2012

Impfquoten bei den Schuleingangsuntersuchungen ( 34, Abs. 11 IfSG) Deutschland 2007

Impfraten Wilhelmshavener Schüler unter Berücksichtigung der Impfempfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO)

Durchimpfungsrate von Kindern im Kanton Baselland, 2011

Bericht zum Impflückeninterventionsprogramm 2015

Parameter Daten Brandenburg Vergleichsdaten Bund Bemerkung relatives Risiko* aus insgesamt Jungen Mädchen aus Geschlecht

Parameter Daten Brandenburg Vergleichsdaten Bund Bemerkung relatives Risiko* aus insgesamt Jungen Mädchen aus Geschlecht

Stadt-Gesundheit. Gesundheit von Vorschulkindern in München. Landeshauptstadt München Referat für Gesundheit und Umwelt

Impfen schützt Brandenburger lassen sich impfen Ausgabe 11/11

8. Behinderung LGA. 8.1 Schwerbehinderte. 8.2 Behinderung und Pflege

StädteRegion Aachen. Gesundheitsamt. Dr. Josef Michels (M.san.) Kinder- und Jugendarzt Arzt für öffentliches Gesundheitswesen

Nur 39,8 % der Kleinkinder gegen Masern geimpft? - Sind Bremens Kinder insgesamt ausreichend gegen Krankheitserreger geschützt?

Schulgesundheit heute: Neue strukturelle Ansätze durch Schulgesundheitsfachkräfte (Schulkrankenschwestern)

Impfungen. Die HPV-Impfung: Schutz vor Gebärmutterhalskrebs

Verstärkter Kampf gegen die Impfmüdigkeit zeigt Erfolg Stöckl: Auch heuer wieder Aktionen im Rahmen der europäischen Impfwoche

Anlage zu 25 Abs. 7 der Satzung der DAK Gesundheit Stand:

Gesundheitsbericht 2012

Impfungen - Fluch oder Segen?

Impfungen bei Baselbieter Kindern und Jugendlichen

Impfungen für Personen über 60/65 Jahre... Grippe, Pneumokokken, Diphtherie und Tetanus

Abrechnungsnummern Impfen Stand: Februar 2016

Das BKK-Bonusprogramm gesund leben zahlt sich aus. Jetzt noch einfacher: Mit der neuen Bonus-App!

Impfreport Mecklenburg-Vorpommern

Impfung von Flüchtlingen

Gesundheitsformular für Schüler und Schülerinnen

Die Inanspruchnahme ambulanter ärztlicher Leistungen durch ältere Menschen

Bitte füllen Sie den Fragebogen vollständig aus! Nicht zutreffende Fragen können Sie streichen.

Impfschutz im ersten Lebenshalbjahr

Unfallprävention auf den Punkt gebracht

Gesundheit von Kindern alleinerziehender Eltern Einschulungsuntersuchung 2009

Impfschutz im ersten Lebenshalbjahr

Mai Schutzimpfungen

Labortests für Ihre Gesundheit. Vorsorge-Impfungen bei Kindern 29

Fragebogen. männlich weiblich Nachname/Vorname Ihres Kindes. Ihre Anschrift - Postleitzahl, Ort, Straße. . Landkreis

Kindeswohl in Mecklenburg-Vorpommern

Impfquoten im Bezirk Tempelhof-Schöneberg. in den lebensweltlich orientierten Räumen. Auswertungen der Einschulungsuntersuchungen

Anamnesebogen für Patienten

Fit in Klasse 5. Gesundheitsamt Landkreis Diepholz. Kinder- und Jugendärztlicher Dienst. Impfungen. Körpergröße/-gewicht. Hörtest.

Anlage zu 25 der Satzung der DAK-Gesundheit. Teilnahmebedingungen Bonus V bis X. in der Fassung des 2. Nachtrages Stand:

Prävention. Was kann ich selber tun und was tut mein Hausarzt/meine Hausärztin für mich?

FRAGEBOGEN. Angaben zum Kind. Name: Vorname: Geburtsdatum: Telefon: / PLZ / Wohnort: Straße: Nr.: Beruf bzw. Schulausbildung:

Gesundheit von Mädchen M. und Jungen mit Migrationshintergrund: Ergebnisse des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS)

Familien in Thüringen Ergebnisse des Mikrozensus von 2005 bis 2009

1. Protokollnotiz zur. Vereinbarung nach 132e SGB V über die Durchführung von Schutzimpfungen gegen übertragbare Krankheiten (Impfvereinbarung)

Entwicklung von Kindern allein erziehender Eltern -

Die Gesundheit von Frauen und. Frauen und Männern verschiedener Lebensaltersstufen? Einleitung. Ausgewählte Ergebnisse

Außerplanmäßige Änderung der STIKO-Empfehlungen zur Impfung gegen Keuchhusten (Pertussis)

Impfen bei unbekanntem Impfstatus

Krank in der Fremde. Für medizinische Fragen und Fragen zu Impfungen: Spezielle Beratungsstellen:

IMPFEN UND J 1. Fragebogenaktion für die 7. Klassen in den Schulen im Ostalbkreis

Verwaltungsvorschrift

kranken- und pflegeversicherung AktivBonus junior Der Sonderbonus der Knappschaft Mein Vorteil: bis zu 500 Euro

Der Impfkurs. Eine Anleitung zum richtigen Impfen. Bearbeitet von Prof. Dr. Wolfgang Jilg


Kindergarten - eine Zeit für Infekte? Deutsches Grünes Kreuz e. V.

Rundum geschützt in den Sommer

Team Sozialpädiatrie u. Jugendmedizin

Bericht über das Impflückeninterventionsprogramm 2011

STATISTIK JUGEND IMPFUNGEN KINDER & BASEL-STADT

5 Gesundheitliche Vorsorge

Anlage zu 25 der Satzung der DAK-Gesundheit. Teilnahmebedingungen Bonus V bis X. Stand:

Krank in der Fremde. Für medizinische Fragen und Fragen zu Impfungen: Wir informieren Sie in diesem Faltblatt, was Sie beachten müssen für:

Vor Infektionen schützen

Baumunfälle in Brandenburg

Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schriftlichen

KV Berlin. Pseudonummern-Verzeichnis ( vorläufiger Stand : ) Seite 1 von 24

Bericht über das Impflückeninterventionsprogramm 2012

Neuerungen im Impfplan 2010

Impfpraxis in Deutschland und anderen europäischen Ländern

Impfplan Österreich 2017 Allgemein empfohlene Impfungen - Tabellen

Inhalt. Inhalt. Einführung: Warum impfen wir? Teil I: Theoretische Grundlagen des Impfens... 12

Information. Niedersächsisches Landesgesundheitsamt. Besser mit... Öffentlich empfohlene Impfungen im Erwachsenenalter

Impfschutz in Schleswig-Holstein 2011 Seite 1 von 27. Impfschutz in Schleswig-Holstein Darstellung der Ergebnisse in Tabellen und Abbildungen

Kleinräumige und integrierte Berichterstattung

Tragende Gründe. Vom 27. November 2015

Tetanus (Wundstarrkrampf): Diphtherie: Keuchhusten (Pertussis):

Gesamtplan nach 58 SGB XII/Hilfeplan nach 1 SGB XII (Kindergarten und allgemeine Schule) 1. Persönliche Angaben

Gesundheitsforum 2010 Berlin. Impfschutz. Ein wichtiger Faktor zur Gesundheitsvorsorge im Alter. Dr. med. Klaus- J.Volkmer Buchholz / Nordheide

Sozialpädiatrisches Zentrum Potsdam. Elternfragebogen

Unfallrisiken im Säuglings- und Kleinkindalter

Sozialpädiatrisches Zentrum am Klinikum Weiden (Ltd. Ärztin: Dr. med. Susanne Rinnert)

Verein zur Unterstützung des Hessing Förderzentrums für Kinder

LIVE-Chat mit Frau Dr. med. Martina Littmann, Leiterin der Abteilung Gesundheit im Landesamt für Soziales und Gesundheit M-V (LAGUS)

Einleitung und Aktuelles aus der STIKO

Beobachtungen und Reaktionen nach Impfungen

Kurzbericht über die im Rahmen der Infektionskrankheiten-Surveillance nach IfSG in Hamburg registrierten Krankheiten

Bleiben Sie auch in der kalten Jahreszeit fit und aktiv und treffen Sie jetzt die richtigen Vorsorgemaßnahmen. Impf 2

Dem Robert Koch-Institut übermittelte meldepflichtige Infektionskrankheiten bei Asylsuchenden in Deutschland

Impfschutz bei Aufnahme in eine Kindertagesstätte Schleswig-Holstein Erhebungs-Jahrgang

EPS-assoziierte Symptome Datenerhebung 2012 bei niedergelassenen Ärzten im Land Brandenburg

Verordnung zur Schulgesundheitspflege (Schulgesundheitspflegeverordnung - SchulgespflV) Vom 20. Dezember 2008

Modul Psychische Gesundheit (Bella-Studie)

Medizin im Vortrag. Herausgeber: Prof. Dr. med. Christoph Frank Dietrich. Impfungen. Text- und Grafikbausteine für die patientengerechte Präsentation

q Von der STIKO generell empfohlene Impfungen q Impfungen bei erhöhtem individuellen Risiko bezüglich Exposition,

Transkript:

Ministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz Gesundheit Untersuchung von Kindern im Alter von 30 bis 42 Monaten 2013/2014 Dr. Gabriele Ellsäßer, Karin Lüdecke Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg Abteilung Gesundheit

Rechtliche Grundlage: 6 Abs. 2 BbgGDG: Die Landkreise und kreisfreien Städte untersuchen zur Prävention und Früherkennung von Krankheiten, Entwicklungsstörungen oder Behinderungen alle Kinder im Alter vom 30. bis 42. Lebensmonat. Untersuchte Population: Im Zeitraum 1.8.2013-31.7.2014 konnten 14.358 Kinder untersucht werden, das sind 72,5 % der Kinder im Alter von 2,5-3,5 Jahren (Vorjahr 65 %); der Anteil von Mädchen und Jungen an untersuchten Kindern entspricht dem Anteil der Geschlechtergruppen in der Bevölkerung (Jungen 51,3 % in der Bevölkerung und 51,7 % in untersuchter Population bzw. Mädchen 48,7 % vs. 48,3 %). - Die Untersuchungsquoten sind in den kreisfreien Städten und Landkreisen sehr unterschiedlich, Spannweite der Quoten rund 44 Prozentpunkte (55 % bis 100 %). - Nach den Vorgaben des Brandenburger Gesundheitsdienstgesetztes werden alle Kinder zwischen dem 30. und 42. Lebensmonat durch den KJGD einmalig untersucht, unabhängig davon, ob sie eine Kindereinrichtung besuchen. Der KJGD ist intensiv bemüht, zuverlässig alle Hauskinder zu erreichen und deren Eltern zu motivieren, ihr Kind im KJGD vorzustellen. Von Kindern, die eine Kindertagesstätte besuchen, wurden insgesamt 79 % mit dieser Untersuchung erreicht. Kinder in Tagespflege (etwa 1.000 Kinder in dieser Altersgruppe) wurden zu 14 % erreicht und von den ca. 1.300 Hauskindern konnten 34 % untersucht werden. Familienstruktur: Der Anteil der Haushalte kleiner Kinder, deren Eltern nicht erwerbstätig sind, liegt insgesamt bei 9 %, in Haushalten mit nur einem Elternteil bei 27 %. Die Struktur der Haushalte mit kleinen Kindern ist in den letzten drei Jahren nahezu unverändert. Weniger als die Hälfte aller hier untersuchten Kindern (43 %) sind Einzelkinder, weitere 43 % haben ein Geschwisterkind und in 14 % der Haushalte leben 3 oder mehr Kinder; diese Verteilung entspricht der des Vorjahres. In Abbildung 1 ist zusätzlich der Familienstand nach dem %-Anteil der Kinder dargestellt. Abbildung 2 ergänzt diese Darstellung mit Informationen zur Erwerbstätigkeit bzw. Nichterwerbstätigkeit der Eltern. Seite 1

Abb.1: Familienstruktur Kinder Abb.2: Erwerbstätigkeit der Eltern - 17 % der Kinder haben alleinerziehende Mütter oder Väter; in 9 % der Haushalte sind die Eltern nicht erwerbstätig (siehe Abb. 2). - 5,1 % der Kinder haben eine nicht deutsche Muttersprache; der größere Teil von ihnen wächst zweisprachig auf (3,7 %). - Der Anteil der Kinder, die bereits in den Netzwerken Gesunde Kinder betreut werden oder wurden, beträgt 7,3 % der untersuchten Kinder (n = 899) (in den beiden Jahren davor 7,1 % bzw. 5,8 % (Abb. 3). Abb.3: %-Anteil von Kindern, die in den Netzwerken Gesunde Kinder betreut werden oder wurden nach der Dauer der Betreuung Seite 2

Inanspruchnahme von Vorsorgeuntersuchungen: - 87 % der Kinder haben zur Untersuchung ein Vorsorgeheft vorgelegt (Vorjahr: 88 %); diese Quote ist zu niedrig - 97 % der Kinder haben alle Früherkennungsuntersuchungen von U1 bis U6 vollständig. Hier zeigt sich ein soziales Gefälle definiert über die Erwerbstätigkeit und den Migrationsstatus: bei Kindern von nichterwerbstätigen Eltern lag die Inanspruchnahme niedriger (95 %) und ebenso bei Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache (92 %). - Kleine Kinder, deren Eltern in den Netzwerken Gesunde Kinder teilnehmen, nehmen fast zu 100% die U-Untersuchungen wahr (Abb. 4). Kinder von nichterwerbstätigen Eltern in den Netzwerken Gesunde Kinder zeigen signifikant höhere Inanspruchnahmequoten U1-U7 als die Nicht- Netzwerkkinder der analogen Statusgruppe (97 % vs. 94%). Die Netzwerke wirken daher sozialkompensatorisch. Abb. 4: Inanspruchnahme von Vorsorgeuntersuchungen Befunde: - Die häufigsten Befunde sind Sprachstörungen mit 13,7 % (Vorjahr 14,5 %) und die atopischen Erkrankungen mit 7,1 % (Vorjahr: 7,6 %), darunter die Neurodermitis mit 5,3 % (Vorjahr: 6,2 %), (Abb. 5). - Fasst man die Befunde mit Entwicklungsstörungen (Abb. 5 mit *) zusammen, dann sind 21,5 % der Kinder (im Vorjahr 20,8 %) betroffen; Jungen deutlich häufiger mit 26,0 % (Vorjahr 25,3 %) als Mädchen mit 16,6 %, (Vorjahr 16,1 %). Seite 3

Abb. 5: Die häufigsten Befunde von Kleinkindern 2014, in % untersuchter Kinder (N = 14.358) - Angaben der Eltern und die Befundung zur Sprachentwicklung zeigen: die Nichterwerbstätigkeit der Eltern ist signifikant (p<0,01) mit einer verzögerten sprachlichen Entwicklung der Kinder assoziiert. So liegt die Rate der im Alter von 2 Jahren weniger als 50 Worte sprechenden Kinder in der Gruppe der nichterwerbstätigen Eltern mit 42 % fast doppelt so hoch wie bei den erwerbstätigen Eltern (22 %). Medizinisch relevante Befunde: - Medizinisch relevante Befunde wurden bei 29,0 % (Vorjahr 30,3 %) der Kinder festgestellt. 40 Prozent dieser Befunde sind Erstdiagnosen (2013: 36%), das heißt, die Kinder sind bisher nicht in Behandlung und erhalten deshalb die ärztliche Empfehlung einen Kinder- und Jugendarzt aufzusuchen (Abb. 6). - Jungen sind stärker betroffen als Mädchen, 33,8 % vs. 23,8 % (2012/2013: 35,3 % vs. 25,0 %). - Medizinisch relevante Befunde sind in der Gruppe der Kinder ab 37 Monaten im Vergleich zu Kindern im Alter von 30-36 Monaten häufiger, die Entwicklungsstörungen eineinhalb mal so häufig: 25,6 % und 32,3 % (Vorjahr: 26,3 % zu 33,8 %). Seite 4

Abb.6: Erstdiagnosen bei medizinisch relevanten Befunden nach Alter und Geschlecht, in % untersuchter Kinder Chronische Erkrankungen: Chronische Erkrankungen zeigen etwa 3,1 % der Kinder dieser Altersgruppe (n = 450) (Abb. 7); etwas mehr als die Hälfte dieser Kinder (n = 253) wird im Betreuungscontrolling erfaßt. Etwa die Hälfte der chronisch kranken Kinder ist bereits in Behandlung, bei einem Viertel erhielten die Eltern eine Empfehlung zu einem Facharztbesuch (siehe Tab. 9/ Datenteil). Abb.7: Chronische Erkrankungen bei kleinen Kindern in Brandenburg 2014, je 1.000 untersuchter Kinder Seite 5

Atopien, Beschwerden und Diagnosen: - Kleine Kinder mit einer atopischen Erkrankung leiden am häufigsten mit 5,3 % an einer Neurodermitis (ärztlich diagnostiziert) und altersbedingt deutlich seltener an einem Asthma bronchiale (1,7 %) oder einer allergischen Rhinitis (0,8 %). Daneben haben 711 Kinder (5,6 %) nach Angabe ihrer Eltern Beschwerden, die auf eine Neurodermitis hindeuten, jedoch ohne dass ein ärztlicher Befund vorliegt (siehe Tabelle 21/Datenteil). Betreuungscontrolling und Handlungsbedarf: Das Betreuungscontrolling ist ein Instrument der Beobachtung und Förderung der Entwicklung von Kindern im Land Brandenburg. Werden bei den Untersuchungen durch den Kinder- und Jugendgesundheitsdienst Gesundheitsstörungen festgestellt, die die Entwicklung des Kindes wesentlich beeinträchtigen, ist der Kinder- und Jugendgesundheitsdienst gesetzlich aufgefordert, ein sogenanntes Betreuungscontrolling durchzuführen. Der KJGD soll dafür Sorge tragen, dass diese Kinder tatsächlich die notwendigen medizinisch-therapeutischen Maßnahmen oder auch Frühförderung erhalten. Dokumentiert werden daher die Gründe für die Fördermaßnahmen und durch eine terminlich festgelegte Wiedervorlage, die Überprüfung der Wirksamkeit der empfohlenen Maßnahmen: Im Folgenden werden einige Ergebnisse zum Betreuungscontrolling und Versorgung der Kinder mit Fördermaßnahmen (Förderbedarfe) vorgestellt: - In das Betreuungscontrolling wurden 3.989 Kinder aufgenommen, das sind 27,8 % aller untersuchten Kinder (Vorjahr: 24,7 %). Jungen sind stärker betroffen als Mädchen (31,7 % vs. 23,6 %) (Vorjahr 28,5 % vs. 20,7 %). Die häufigsten Gründe für die Beobachtung der Kinder durch den KJGD sind in absteigender Reihenfolge: Auffälligkeiten in der Sprachentwicklung (18,4 %), in den kognitiven Leistungen (7,9 %), Motorik (6,8 %) und die emotionale / soziale Entwicklung (6,7 %). - Abb.8: %-Anteil der Kinder im Betreuungscontrolling und mit Handlungsbedarf Förderung) Seite 6

- Ein Handlungsbedarf für medizinisch-therapeutische Maßnahmen oder Frühförderung liegt insgesamt bei 1.130 Kindern vor (Vorjahr: n=1.036) und dieser ist bei Jungen (9,7 %) deutlich höher als bei Mädchen (5,9 %). Die am häufigsten empfohlenen Fördermaßnahmen betreffen die Frühförderung mit 4,9 % und medizinisch-therapeutische Maßnahmen wie Logopädie mit 2,9 %, Ergotherapie mit 0,6 % und Physiotherapie mit 0,2 %. Darüber hinaus wurde bei 121 Kindern eine psychologische bzw. kinderpsychiatrische Klärung veranlaßt. - Derzeit sind bereits 669 der Kinder in einer medizinisch-therapeutischen Behandlung oder durch Frühförderung versorgt. Dass der Bedarf weitaus höher liegt, definiert über den Handlungsbedarf, zeigen die nachfolgenden Ergebnisse und unterstreicht die Bedeutung dieser Untersuchung. - Im Vergleich zum Landesdurchschnitt haben Kinder nicht erwerbstätiger Eltern mit 18,2 % einen 2,3-fach höheren Handlungsbedarf an Förderung (Abb. 9). - Der Förderbedarf von Kindern, die in den Netzwerken Gesunde Kinder betreut werden, liegt mit 10,5 % zweieinhalb Prozentpunkte über dem landesweiten Förderbedarf (7,9 %), obwohl der Anteil von Kindern nichterwerbstätiger Eltern in den Netzwerken mit 12,1% deutlich höher liegt verglichen zum Anteil nichterwerbstätiger Eltern in der Gruppe aller untersuchten Kinder (8,8 %). - Abb. 9: %-Anteil der Kleinkinder mit Förderbedarf*, nach Familienstand und Erwerbsstatus der Eltern, in % untersuchter Kinder (* Bedarf an Logopädie, Ergotherapie, Physiotherapie oder heilpädagogischer Frühförderung) Seite 7

Impfquoten: - Die Impfquoten werden auf die überprüften Impfdokumente bezogen. Die Rate der mitgebrachten Impfausweise liegt landesweit zu niedrig bei 86,4 % und zeigt bei einer regionalen Betrachtung eine Spannweite von 25 Prozentpunkten. Die Vollständigkeit der Impfdosen liegt im Jahr 2014 bei allen Impfungen etwa einen halben Prozentpunkt unter dem Vorjahresniveau, bei MMR und Menningokokken C sind es 0,2 Prozentpunkte. Eine um zwei Prozentpunkte gegenüber 2013 niedrigere Quote ist bei Varizellen zu verzeichnen; 7,9 % der Kindern haben überhaupt keinen Impfschutz gegen Windpocken (Vorjahr 6,6 %). Der insgesamt alle Impfungen betreffende Rückgang der Impfquoten zeigt sich auch deutlich in der Kennziffer Impflücken, die von 23,1 % im Vorjahr auf 24,2 % zugenommen hat(hierbei ist die Rotavirenimpfung ausgenommen). Abb. 10: Anteil von Kleinkindern mit Pneumokokken-Impfung und Meningokokken C-Impfung in Brandenburg, darunter Netzwerkkinder (2011/12-2013/14),in % von Kindern mit Impfausweis Deutliche Unterschiede zwischen den Landkreisen und kreisfreien Städten: - Bei fast allen Impfungen (außer MMR und Rotaviren) liegt, wie im Vorjahr, Brandenburg an der Havel an der Spitze mit den höchsten Impfquoten: eine vollständige Grundimmunisierung bei Hib, DPT, Poliomyelitis und Hepatitis B haben 97,1 %, bei Pneumokokken mit 94,7 %, eine zweimalige Varizellenimpfung 91,5 % und bei Meningokokken C sind 96,3% der Kinder geimpft. Weitere Spitzenreiter sind: Landkreis Havelland mit 92,9 % zweimal gegen Masern (MMR) geimpfter Kinder und die Landkreise Märkisch-Oderland und Oder-Spree mit 69,8 % der Kinder mit abgeschlossener Grundimmunisierung gegen Rotaviren. - Die niedrigsten Impfquoten finden wir in Frankfurt (Oder) bezogen auf die Grundimmunisierung DPT bzw. Haemophilus influenza b (beide 89,0 %), Poliomyelitis (88,3 %)und die zweimalige MMR-Impfung (81,7 %). Seite 8

- Die größte Spanne zwischen höchstem und niedrigsten Wert (37,1 Prozentpunkte) finden wir bei der Impfung gegen Rota-Viren: In den Landkreis Märkisch-Oderland und Oder-Spree haben mit 69,8 % die meisten Kinder und im Landkreis Elbe-Elster mit 32,7 % die wenigsten Kinder eine vollständige Grundimmunisierung erhalten. In Potsdam und im Landkreis Spree- Neiße befinden sich die Kinder mit den größten Impflücken. Potsdam. Bei einer Analyse nach dem Berliner Umland und dem weiteren Metropolenraum ist der Anteil von Kindern mit Impflücken im weiteren Metropolenraum etwas geringer (23,4 % vs. 25,4 %). www.gesundheitsplattform.brandenburg.de Abb. 11: Anteil von Kleinkindern denen 2014 mindestens eine der folgenden Impfungen fehlt: vollständige Grundimmunisierung für Diphtherie, Pertussis, Tetanus, Poliomyelitis, Hib oder Hepatitis B, die 2. MMR und/oder Grundimmunisierung Pneumokokken, die 2. Varizellenimpfung, Meningokokken C Impfung - Die Kinder, die über das Netzwerk Gesunde Kinder betreut werden, zeigen bei den in den letzten Jahren neu empfohlenen Impfungen gegen Varizellen (zweimal), Meningokokken C und Rotaviren höhere Durchimmunisierungsraten als die Nichtnetzwerkkinder. Insgesamt haben nur 18,1 % dieser Kinder Impflücken gegenüber 24,2 % aller Kinder. Seite 9

Unfälle: - Nahezu jedes siebente Kind (15,1 % / Vorjahr 14,9 %) im Alter von zweieinhalb bis dreieinhalb Jahren hatte in den ersten Lebensjahren bereits eine schwerere Verletzung erlitten, die ärztlich behandelt werden musste; Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen (16 % vs. 14 %). Fast die Hälfte dieser verletzten kleinen Kinder mußte im Krankenhaus behandelt werden. - Der häufigste Unfallort ist die häusliche Umgebung mit 58 % aller Unfälle, gefolgt von Unfällen in Kindereinrichtungen (21%) und im Straßenverkehr (2%) (Abb. 12). Abb. 12: Anteil der Unfälle nach Unfallort, in % verunfallte Kleinkinder (2,5-3,5 Jahre) 2014 Die häufigste Verletzung auf Grund von Stürzen ist die Gehirnerschütterung (24 %). Knochenbrüche (14 %) sind die zweithäufigste Verletzungsdiagnose, gefolgt von Verbrühungen (12 %) und Schnittverletzungen ( 12 %). Allein 249 Kinder (1,9 % aller Kinder) haben sich durch heiße Flüssigkeiten verbrüht. Verbrühungen sind in dieser Altersgruppe häufiger als Unfälle im Straßenverkehr (1,9 % vs. 0,3 %). Bei Kindern nichterwerbstätiger Eltern lag die Quote der Verbrühungen in den letzten Jahren (ausgenommen 2012) signifikant höher als bei Kindern erwerbstätiger Eltern (Abb.13). Seite 10

Abb. 13: Anteil von Kindern mit Verbrühungen nach der Erwerbstätigkeit der Eltern 2011-2014, in % von Kindern mit Angaben zum Unfallgeschehen Seite 11

Landesamt für Umwelt, Gesundheit Und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg Abteilung Gesundheit Abteilungsleiterin Dr. med. Gabriele Ellsäßer Wünsdorfer Platz 3 15806 Zossen Tel.: +49 33702/ 711-00 Fax: +49 33702/ 711-01 E-Mail: gabriele.ellsaesser@lugv.brandenburg.de