I. Begrüßung Bildung als persönliche und gesellschaftliche

Ähnliche Dokumente
I. Begrüßung und Dank an die Kirchen als Initiatoren der Interkulturellen Woche in München

Es gilt das gesprochene Wort!

I. Föderalismusreform 2006 Stärkung des Bildungsföderalismus

Es gilt das gesprochene Wort.

I. Das Gymnasium Grünwald Schule an historischem Ort

Sperrfrist: 21. Dezember 2014, Uhr Es gilt das gesprochene Wort.

I. Begrüßung Dialekt vs. Hoch deutsch. Geij Bou, dassd fei schee schmaadzd Gell Bub, dass du mir ja schön redest!

Inklusion durch eine Vielfalt schulischer Angebote im Förderschwerpunkt Sprache

Leitbild der Heilpädagogischen Hilfe Osnabrück. Leitbild

Lesen lernt man nur durch Lesen. (Richard

ich freue mich sehr, heute Abend bei Ihnen zu sein.

Der Bayerische Staatsminister für Unterricht und Kultus Dr. Ludwig Spaenle, MdL

(Vo V r o lä l uf u ig i e g ) Z i Z e i le l u n u d n d Grun u d n s d ätze d e d r M a M nn n h n e h im i e m r

Sehr geehrter Herr Dr. Sprießler, sehr geehrter Herr Kasparek, sehr geehrter Herr Dr. Goppel, Ihre Königliche Hoheit Elmira Prinzessin von Sachsen,

Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen

Es gilt das gesprochene Wort. I. Begrüßung Zitat Jan-Hendrik Olbertz. Anrede

Umsetzung des Art. 24 UN-Behindertenrechtskonvention in Bayern

Abschlussveranstaltung zum Schulversuch lernreich 2.0 üben und feedback digital

Johann Heinrich Pestalozzi, ein Vorläufer der Reformpädagogik, erkannte schon früh den Wert sportlicher Betätigung für Kinder:

Positionspapier. der Schulleiterinnen und Schulleiter der Hamburger Stadtteilschulen. Seite 1 von 5

Es gilt das gesprochene Wort. Anrede. Sie kennen bestimmt alle die Redensart: Drei Mal auf Holz klopfen. Redensart: Drei Mal auf Holz klopfen!

I. Begrüßung Bedeutung von Freundschaft. Wenn man einen Freund hat braucht man sich vor nichts zu fürchten.

UNESCO Inklusive Bildung. Katja Römer Deutsche UNESCO-Kommission

I. Zitat Arthur Schopenhauer Begrüßung. Architektur ist gefrorene Musik.

Wenn wir das Váray-Quartett so wunderbar musizieren hören, spüren wir, wie uns Kunst und Kultur berühren.

für das Thema und vor allem für Ihren herausragenden, zumeist ehrenamtlichen Einsatz.

Eckpunktepapier. Inklusion. der CDU-Landtagsfraktion

Die evangelischen Kirchen lehnen die Volksinitiative «Gegen den Bau von Minaretten» ab.

Kernlehrplan für die Sekundarstufe II Katholische Religion Gymnasium August-Dicke-Schule

Es ist mir eine große Freude, heute das Zentrum für Israel-Studien an der Ludwig- Maximilians-Universität München mit Ihnen feierlich zu eröffnen.

Herausforderung und Chancen der Inklusion an berufsbildenden Schulen in Bayern Perspektivwechsel in der Lehrerbildung

Kirchliche Kooperationspartner

Inklusion durch eine Vielfalt schulischer Angebote Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention im BayEUG

Seelsorgeeinheit Karlsruhe-Hardt. Leitbild. der katholischen Kindertagesstätten und Kindergärten

1.2 Lebensweltbezogenheit

Grundordnung. für die katholischen Schulen in Trägerschaft des Bistums Trier

Dr. Frank Gesemann Zum Stand der kommunalen Integrations- und Diversitätspolitik in Deutschland

RUHRFUTUR EINE GEMEINSAME BILDUNGSINITIATIVE VON STIFTUNG MERCATOR, LAND, KOMMUNEN UND HOCHSCHULEN FÜR DAS RUHRGEBIET

Das Inklusionsverständnis der Lebenshilfe Trier

Das bayerische Schulsystem Viele Wege führen zum Ziel

SCHOKJA Ein Kooperationsprojekt von Schule und Offener Kinder- und Jugendarbeit

Inklusion an Schulen aus Sicht der Lehrerinnen und Lehrer Meinungen, Einstellungen und Erfahrungen

Leitsätze für das Schulsystem 2016

Erklärung der Präsidentinnen und Präsidenten der deutschen und österreichischen Landesparlamente sowie des Südtiroler Landtags Wolfsburger Erklärung

Bundesrat Drucksache 309/15 (Beschluss) Beschluss des Bundesrates

Ich darf Sie hier in der Bayerischen Vertretung in Berlin begrüßen auch im Namen von Frau Staatsministerin Kurth und Herrn Staatsminister Prof. Lorz.

Tagung der kulturpolitischen Sprecher der CDU/CSU- Landtagsfraktionen 9. /10. Juni 2011 in Potsdam

3) Evangelischer Religionsunterricht in der Sek.II

UN-Behinderrechtskonvention umsetzen Voraussetzungen für umfassende schulische Inklusion schaffen

Gesetzestext (Vorschlag für die Verankerung eines Artikels in der Bundesverfassung)

Rede. von. Ministerialdirektor Michael Höhenberger. anlässlich des 15jährigen Jubiläums. der Netzwerkfrauen Bayern e.v. München, den

AWO pro:mensch. Kinder betreuen. Familien beraten.

Mit über Museen besitzt der Freistaat die vielfältigste Museumslandschaft in ganz Deutschland.

Es gilt das gesprochene Wort. I. Begrüßung Gefahren von Wikipedia & Co. Anrede

Lehrenden und Lernenden sollte ein Paradigma für eine zukunftsweisende, demokratische Lern- und Unterrichtskultur sein.

Von der integrativen Kindertagesstätte in die integrative Grundschule. Fachtag Wie Inklusion gelingen kann in Gammertingen-Mariaberg

Es gilt das gesprochene Wort.

Statement. Dr. Reinhard Dörfler Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Industrie- und Handelskammertages BIHK. anlässlich

Einführung Diversität und Inklusion in der Essener Bildungslandschaft. Klaus Hebborn Beigeordneter für Bildung, Kultur und Sport Deutscher Städtetag

Schulinterner Lehrplan zum Kernlehrplan für die Sek. I des Helmholtz-Gymnasiums Bonn Praktische Philosophie

Unsere Kindertagesstätten in der Stadt Osnabrück Vielfalt & Inklusion

BKS JUGEND. Leitbild Jugendpolitik Kanton Aargau

Individuelle Förderung und Integration: Herausforderung für ganztägige Schulen. Ausnahmslos Pädagogik!

Man muss mit den richtigen Leuten zusammen arbeiten, sie achten und motivieren. Dauerhafter Erfolg ist nur im Team möglich. (Klaus Steilmann) Leitbild

Gesundheit endet nicht am Schultor

Die Schule für alle. Der Gemeinsame Unterricht

Barriere-Freiheit. Der Behinderten-Beirat. der Stadt Cottbus informiert:

Kindergarten steht drauf- Vielfalt ist drin! KULTURSENSIBEL UND MEHRSPRACHIG IM ALLTAG

Unsere Führungsgrundsätze. Die Führungskräfte der Chiesi GmbH.

Tagung Elternarbeit und Integration

Die Entwicklung der Schulsozialarbeit

So gelingt Zusammenarbeit mit Eltern!

die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen hat beschlossen, dem Bundesrat den als Anlage beigefügten Antrag für eine

Inklusive Bildung in Schleswig-Holstein

Interkulturelle Orientierung von Bildungspatenschaften und Zusammenarbeit mit Migrantenorganisationen Mousa Othman

Unterrichtsvorhaben I:

Kindertagespflege in Bewegung

LeitbiLd ZieLe Werte

I. Begrüßung München als Tagungsort. Begrüßung

Bonner Erklärung zur inklusiven Bildung in Deutschland

Der sportliche Erfolg steht beim HSV im Zentrum aller Handlungen.

Pädagogisches Konzept. KiBiZ Tagesfamilien

6. Landesweiter Integrationstag für Thüringen 24. März 2012 Schullandschaft in Jena Auf dem Weg zur Inklusion

Das Leitbild unserer katholischen Kindertageseinrichtungen St. Marien, Herz Jesu, St. Vincenz, Neunkirchen. Katholischer Kindergarten St.

Individuen Interessen. Interaktion

Wirklich wichtige Dinge habe ich im Kindergarten gelernt. Leitbild des Kindergartensprengels Meran

Antworten der Christlich-Sozialen Union in Bayern (CSU) auf die Fragen der Offenen Behindertenarbeit Oberfranken (OBO)

Das goldene Land: Wenn wir heute die Namen Burma, Birma oder Myanmar hören, sind damit die unterschiedlichsten Vorstellungen verknüpft:

15 Kompetenzbereiche und Inhalte der Ausbildung

Zusammenarbeit mit Eltern Mit Eltern Schule und Ganztagsbetreuung gestalten

Rede der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Prof. Dr. Johanna Wanka,

Berufliche Orientierung im Bildungsplan 2016

ERZIEHERAUSBILDUNG MIT OPTIMIERTEN PRAXISPHASEN (OPTIPRAX)

Gemeinschaftsschule Zukunft gestalten. Norbert Zeller Leiter der Stabsstelle Gemeinschaftsschulen, Schulmodelle, Inklusion

- Es gilt das gesprochene Wort! - - Sperrfrist: , 9:00 Uhr -

(Termine, Daten, Inhalte)

Rede der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Prof. Dr. Annette Schavan, MdB, anlässlich der Eröffnung der Berufsbildungskonferenz

Artikel 7 GG: Schulwesen. 1. Zur Sache. 3. Darauf kommt s an. 2. Anregungen zur Umsetzung. Lehrerhandreichung zur Grundrechtefibel

Leitbild. Heim Lattenberg

Leitbild. des städtischen Luisengymnasiums München. Immanuel Kant Königsberg

Transkript:

1 - Es gilt das gesprochene Wort - - Sperrfrist: 13.05.2011, 14:00 Uhr - Rede des Bayerischen Staatsministers für Unterricht und Kultus, Dr. Ludwig Spaenle, anlässlich des 6. Bundeskongresses Katholische Schulen am 13. Mai 2011 in München Sprechkarten I. Begrüßung Bildung als persönliche und gesellschaftliche Gestaltungsaufgabe Anrede Ich freue mich, heute beim 6. Bundeskongress Katholische Schulen mit Ihnen über aktuelle Herausforderungen der Bildungspolitik zu sprechen! Lassen Sie mich das im Kontext meines bildungspolitischen Grundansatzes tun.

Das Fundament meiner Bildungspolitik ist das personale, christliche Menschenbild. Maßstab meines politischen Handelns ist der Mensch in seiner unveräußerlichen Würde und seiner Verantwortung: für sich, für andere, für die Schöpfung als Ganzes. 2 Ich bin der festen Überzeugung: Bildung ist der Schlüssel dazu, dass junge Menschen zu verantwortungsbewussten Persönlichkeiten werden durch die Entfaltung ihrer individuellen Anlagen und Talente. Bildung eröffnet Lebenschancen für jeden Einzelnen. Und sie ist von elementarer Bedeutung für die Gesellschaft insgesamt.

Deshalb brauchen wir ein Bildungswesen, das für Qualität bürgt. Ich erlaube mir zu sagen: In Bayern ist das so. Das hat zuletzt der Bildungsvergleich der deutschen Länder gezeigt. Bayerische Schülerinnen und Schüler aller Schularten haben sich in allen getesteten Kompetenzbereichen bestens bewährt. 3 II. Die Bedeutung der Werteerziehung zentrale Rolle der katholischen Schulen Die Qualität eines Bildungswesens wie des bayerischen beruht aber gerade nicht nur auf messbaren Leistungen.

Es setzt auf die Trias Wissen Können Werte. Das heißt: Gerade das, was Leistungsvergleichsstudien naturgemäß nicht erfassen, soll im Unterricht und im Schulleben eine herausgehobene Rolle spielen: die Werteerziehung! 4 Denn Bildung in einem umfassenden Sinne meint nichts anderes als die ganzheitliche Entwicklung und Entfaltung der Persönlichkeit eines jungen Menschen. Dazu trägt eine reflektierte Werteerziehung entscheidend bei.

Sie gelingt, wenn die Schulgemeinschaft an einem Strang zieht und sich auf ein gemeinsames handlungsleitendes Wertefundament einigt. Das bedeutet auch, den jungen Menschen nicht einfach etwas überzustülpen, sondern sie aktiv einzubeziehen in die Reflexion über Werte. Daraus erwächst Stück für Stück ein echtes Wertebewusstsein. Mit anderen Worten: Wir brauchen eine wertschätzende Schulkultur! 5 Ich freue mich, dass besonders auch die katholischen Schulen hier Maßstäbe in der deutschen Schullandschaft setzen. Denn ein innerer Wertekompass ist für

die Zukunft der jungen Menschen mindestens genauso entscheidend wie Wissen und Kompetenzen! 6 Wir sehen die Privatschulen, insbesondere auch die katholischen Schulen, als eine wertvolle Ergänzung der staatlichen Schulen in unserer bayerischen Bildungslandschaft. Sie unterstützen uns wesentlich dabei, den umfassenden Bildungsauftrag zu erfüllen, den unsere Verfassung uns aufgibt. III. Aktuelle bildungspolitische Herausforderungen Kinder sind unsere Zukunft. Und die persönliche Zukunft der jungen Menschen hängt entscheidend ab von guter Bildung und Erziehung.

Wir sind heute dafür verantwortlich, die Rahmenbedingungen zu schaffen für beste Bildungsqualität und für umfassende Bildungsgerechtigkeit. 7 Das sind die Maßstäbe bei der künftigen Gestaltung unseres Bildungswesens! Wir wollen allen jungen Menschen volle Bildungsteilhabe eröffnen unabhängig von ihrem sozialen, kulturellen und familiären Hintergrund;

und ganz genauso jungen Menschen mit Behinderung. 8 Dabei haben wir den einzelnen jungen Menschen im Blick. Denn Bildungsgerechtigkeit bietet nur ein Bildungswesen, das vom einzelnen Kind ausgeht, es individuell fördert und vielfältige Wege zu einem hochwertigen Schulabschluss eröffnet.

Das leistet meiner festen Überzeugung nach am besten ein differenziertes, durchlässiges und dynamisches Bildungswesen, in dem die Kinder von Anfang an individuell gefördert werden; und indem der Staat Eltern und ihre Kinder intensiv berät und begleitet als eine Art pädagogischer Schulweghelfer, wenn Sie so wollen. 9 All dies ist meines Erachtens unverzichtbar, um unseren Kindern bestmögliche Zukunftschancen zu eröffnen.

10 Erlauben Sie mir vor diesem Hintergrund einige Ausführungen zu drei besonders relevanten bildungspolitischen Herausforderungen. Es sind dies: 1. die Integration junger Menschen mit Migrationshintergrund; 2. die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention; 3. die Vergleichbarkeit von Schulabschlüssen in Deutschland.

1. Integration 11 Die Integration junger Menschen mit Migrationshintergrund ist eine Herausforderung, vor der wir in ganz Deutschland stehen. Unser Ziel ist ein friedliches und respektvolles Zusammenleben von Menschen mit unterschiedlichen Traditionen, Kulturen und religiösen Bindungen auf dem Wertefundament unseres Grundgesetzes. Gerade die Schule hat dabei eine wichtige Aufgabe. Denn gleiche Bildungschancen für alle Kinder sind entscheidend für gelingende Integration!

Auf dem Weg dorthin sind noch große Anstrengungen nötig, aber es gibt auch bereits Erfolge: Der Anteil der Schüler, die sich schwerer tun unter ihnen befinden sich überproportional viele Kinder mit Migrationshintergrund ist im Verlauf der PISA- Untersuchungen zurückgegangen. Auch die Zahl der Schulabbrecher mit Migrationshintergrund nimmt ab. Und wir sehen, dass sich junge Migranten oft gleichermaßen mit Deutschland und ihrem Herkunftsland und dessen Kultur identifizieren wenn junge Türken mit der deutschen Nationalmannschaft mitfiebern so sie nicht gerade gegen die Türkei spielt; 12

oder wenn 16-jährige Islamschülerinnen und -schüler einer nordrhein-westfälischen Hauptschule ihr positives Verhältnis zu Deutschland ganz unverkrampft formulieren: Deutschsein ist schon cool. Warum? Es ist ein cooles Land! 13 Die Integrationspolitik der Länder wird vom Prinzip Fördern und Fordern bestimmt. Das heißt konkret: Wir wollen bestmöglich alle integrationswilligen Zuwanderer und ihre Kinder unterstützen: Wir fördern das Erlernen der deutschen Sprache: Denn dies ist die zentrale Voraussetzung für gelingende Integration in Schule, Ausbildung und Beruf.

Wir wirken mit beim Abbau von Vorbehalten und Vorurteilen gegen fremde Sprachen, Kulturen und Religionen. Wir wollen die Familien mit Migrationshintergrund dazu motivieren, sich stärker am schulischen Leben zu beteiligen. Und wir setzen auf die Vorbildwirkung von Menschen mit Migrationshintergrund, die ihren Platz in der Mitte unserer Gesellschaft gefunden haben. In der Schule können das gerade auch Lehrkräfte mit Migrationsgeschichte sein. 14 Aus alldem wird klar: Gelingende Integration beruht auf einer Vielzahl von Faktoren. Und sie ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

Daraus haben wir in Bayern schon 2009 Konsequenzen gezogen und ein systematisches Integrationskonzept auf Landesebene erstellt. Dazu gehört auch, dass wir die Einführung des islamischen Religionsunterrichts an deutschen Schulen unterstützen. Denn ein solcher Unterricht auf dem Boden unseres Grundgesetzes stärkt die religiöse Kompetenz und kulturelle Identität der Schülerinnen und Schüler, und trägt dazu bei, Respekt gegenüber anderen Religionen und den abendländischen Wertvorstellungen aufzubauen. 15

In Bayern läuft derzeit bereits ein Schulversuch Islamischer Unterricht an rund 250 Schulen. 16 2. Die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention Am 26. März 2009 ist in Deutschland die UN- Behindertenrechtskonvention in Kraft getreten. Die Länder haben sie von Anfang an begrüßt. Unser gemeinsames Interesse ist es, die Rechte junger Menschen mit Behinderung in unseren Schulen weiter zu stärken.

Dabei ist selbstverständlich: Nicht erst seit Unterzeichnung der UN-Konvention gilt: Alle Kinder und Jugendlichen sollen ungeachtet eines Handicaps gleiche Bildungschancen haben und in einer gemeinsamen sozialen Lernwelt Entwicklungsschritte machen können. 17 Ich bin sehr dankbar, dass bereits heute viele Regelschulen Inklusion im Alltag verwirklichen und im Miteinander einen Gewinn für die Schulfamilie erkennen! Die Länder haben sich 2010 auf Empfehlungen zur inklusiven Bildung geeinigt. Und sie haben klargestellt: Die konkrete Umsetzung und die Gestaltung der Schulorganisation sind Ländersache.

Ich freue mich sehr, dass eine bundesweit einzigartige fraktionsübergreifende Arbeitsgruppe im Bayerischen Landtag einen gemeinsamen Gesetzentwurf zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention erarbeitet hat. Er sieht unter anderem Schulen mit dem Schulprofil Inklusion vor. Sie sollen Motor der Entwicklung von Inklusion sein, die schrittweise umgesetzt wird. Darüber hinaus sollen sich alle Schulen der Herausforderung des Themas inklusive Schule annehmen. Der fraktionsübergreifende Gesetzentwurf belässt zudem die bewährten Formen der Kooperation zwischen Regelschule und Förderschule sowie die Förderschule als Lernort. Das entspricht dem Wunsch vieler Eltern, wie wir wissen. 18

Ich bin überzeugt: Der Weg, den Bayern mit diesem Gesetzentwurf einschlägt, ermöglicht einen passgenauen Umgang mit den sehr unterschiedlichen Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen. Und genau um sie geht es doch! 19 3. Vergleichbarkeit von Abschlüssen in Deutschland Lassen Sie mich noch ein Thema ansprechen, das vor Kurzem durch zwei Umfragen [der Initiatoren Roland Berger Strategy Consultants, Bertelsmann-Stiftung, Bild-Zeitung und Hürriyet sowie des Instituts Allensbach] in den Fokus der Öffentlichkeit getreten ist: Die Frage nach einer besseren Vergleichbarkeit von Schulabschlüssen in Deutschland.

Wir leben in einer Zeit hoher Mobilität. Dass Familien heute etwa aus beruflichen Gründen umziehen, ist Alltag. Eines ist für mich ganz klar: Das darf für die jungen Menschen kein Nachteil sein. Sie müssen überall in Deutschland einen schulischen Anschluss finden können. Deshalb aber eine zentralistische Bildungspolitik für ganz Deutschland, Einheitslehrpläne oder ein einheitliches Schulsystem zu fordern, ist meiner Meinung nach der falsche Weg. Denn der Bildungsföderalismus ermöglicht es jedem Land, spezifische Lösungen vor Ort zu schaffen; so 20

21 wie in Bayern das erfolgreiche differenzierte Schulwesen. Und er fördert anders als eine zentralistische Bildungspolitik Ideenvielfalt und Ideenwettbewerb. Ich bin deshalb der festen Überzeugung: Die Menschen sind nicht gegen den Föderalismus. Sie wollen keinen Zentralismus, der regionale Besonderheiten zerstört. Sie wünschen sich vielmehr Vergleichbarkeit und Verlässlichkeit in der Bildung.

Mein Vorschlag lautet daher: Kommen wir diesem berechtigten Wunsch nach! Erarbeiten wir normierte Pools von Musteraufgaben auf der Grundlage einheitlicher Standards für Bildungsabschlüsse, wie ich es bereits letztes Jahr angeregt hatte. Damit die Abschlüsse verlässlich sind, schlage ich einen Staatsvertrag vor, in dem sich die Länder zur besseren Vergleichbarkeit der Prüfungen bekennen. Ein Staatsvertrag wird von den Parlamenten ratifiziert. Damit hat er eine starke politische Legitimation. 22

Entscheidend ist dabei, dass die Länder bundesweit und auch gegenüber Europa ihre Letztverantwortung in Bildungsfragen wahrnehmen und dabei Entscheidungen fällen, die die Schülerinnen und Schüler mit ihren Lebensbedingungen fest im Blick haben. 23 IV. Schluss: Bildungspolitik im Dialog Anrede Man kann über alles reden aber nicht über die Köpfe der Menschen hinweg. Deshalb gestalte ich meine Bildungspolitik im Dialog

mit den Schulen, den Eltern- und Lehrerverbänden sowie den kommunalen Spitzenverbänden. Und dazu gehört für mich vor allem auch der Dialog mit den Lehrkräften, mit den Schülerinnen und Schülern und mit den Eltern. 24 Summa: Wir machen die Betroffenen zu Beteiligten! Ich danke ausdrücklich allen, die sich in den Bildungsdialog schon jetzt konstruktiv einbringen. Und nun freue mich auf den Dialog mit Ihnen!

Rede des Bayerischen Staatsministers für Unterricht und Kultus, Dr. Ludwig Spaenle, anlässlich des 6. Bundeskongresses Katholische Schulen am 13. Mai 2011 in München Gliederung 25 I. Begrüßung Bildung als persönliche und gesellschaftliche Gestaltungsaufgabe...1 II. Die Bedeutung der Werteerziehung zentrale Rolle der katholischen Schulen...3 III. Aktuelle bildungspolitische Herausforderungen...6 1. Integration...11 2. Die Umsetzung der UN- Behindertenrechtskonvention...16 3. Vergleichbarkeit von Abschlüssen in Deutschland 19 IV. Schluss: Bildungspolitik im Dialog...23