Hygiene bei der Grüngutsammlung und -verwertung. Siedlungsabfälle

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Transkript:

Hygiene bei der Grüngutsammlung und -verwertung Arthur Wellinger Biogas Forum c/o Nova Energie Aadorf arthur.wellinger@nov aenergie.ch Siedlungsabfälle lle Quelle: BAFU 1

Massenbilanz Grüngutsammlung Quelle: Jahr esbericht 2008 ARGE Inspektorat Kompostierung und Vergärung rung im Kt. ZH Quelle: Jahr esbericht 2008 ARGE Inspektorat 2

Anwendung von Kompost und Gärgut Die Tendenz ist steigend: Die Qualität (und damit das Image) steigt dank Anstrengungen der Branche (ARGE) Die Bodenverbesserung dank Kompost und Gärgut gewinnt wieder an Gewicht Die Düngerpreise steigen Das Potenzial Zusammensetzung von schweizerischem Hausmüll organis ch, trocke n 22% Papier 10% Plastik, anorganisch 41% organisch, nass 27% Quelle: BAFU (2004) 3

Die Gesetze bei Abfallverwertung Bei der Verwertung von Abfällen > 100 t/a greift das Gesetz ein: TVA Bauliche Anforderungen (Schutzzonen, Abwasser; Art. 43) Betrieb (Gewicht, Abbaubarkeit, Analyse; Art. 44) Überwachung (Kontrolle; Art.45) ChemRRV (Anhang 2.6) Grenzwerte (Schadstoffgehalte, Fremdstoffe) Rückverfolgbarkeit Ausbringung Die Gesetze bei Abfallverwertung (2) VTNP Definition Speiseabfälle; Verwertung in Kompost- und Biogasanlagen DüV Definition Hofdünger (< 20% Stoffe nicht landw. Herkunft; Art.5.2a) Abnahme (Gebrauch, Abnehmerverzeichnis; Art 24a +b) Düngerliste DüBV (Anhang 1 Teil 6) Anforderungen Hof- und Recyclingdünger (Typenbestimmende Anteile) 4

Düngerklassifizierung Hofdünger Gärgülle < 20% Vergärungsprodukte > 20% Recyclingdünger Quelle: Hardegger BLW Separierung Gärgut v on landwirtschaftl. oder gewerblichindustriellen Vergärungsanlagen Separierung Gärdünngülle Gärmist f lüssiges Gärgut von landw. oder gewerbl.- industriellen Vergärungsanlagen f estes Gärgut von landw. oder gewerbl.- industriellen Vergärungsanlagen Kompostierung mit Beimischung von >20 % Material nicht landw. H erkunft nach der Vergärung Kompostierung Kompost Hygieneanforderungen FAC-Ordner 1995 Die Gehalte an Human-, Tier- und Pflanzenpathogenen und - schädlingen sowie an keimfähigen Pflanzenteilen und Samen müssen unbedenklich sein Die Vorgaben sind auf die Kompostierung beschränkt: - mind. 3 Wochen > 55 C oder - mind. 1 Woche > 65 C VTNP und TSV Inländische Speisereste aus Restaurants, Catering und (Gross-) Küchen vor oder während Vergärung oder Kompostierung: Hitzebehandlung während mind. einer Stunde mit einer Kerntemperatur von 70 C (Höchstteilchengrösse 12 mm; Anhang 4, Ziff 343). Alternativ ist eine thermophile Vergärung bei 53 C und mind. 24h HRT zulässig (Anh.4 Ziff.344) 5

Hygieneanforderungen (2) VTNP Vorschriften zur Verwertung in Biogas- oder Kompostanlagen von Speiseabfällen aus privaten Hauhalten in öffentlicher Grüngutsammlung sind gestrichen worden (Art. 2 Abs 2bis) z.z. können Speisereste in Grüngutabfällen mesophil vergoren werden Hygieneanforderungen (3) Konkretes Gefährdungsbeispiel : 1. Salami mit Milzbranderregern wird von Touristen als Mitbringsel in die Schweiz gebracht. 2. Teil der Salami landet im Grünabfall, weil Speisereste von der Gemeinde und vom Verwerter zugelassen sind. 3. Kommunaler Grünabfall wird in eine landwirtschaftliche Co- Vergärung gebracht. 4. In der Co-Vergärung vermehrt sich der Erreger, weil die Temperatur von knapp 40 C die Vermehrung fördert 5. Gärgut wird ausgebracht, die Erreger entwickeln Sporen. 6. Sporen werden von Tieren und Menschen aufgenommen via Futtermittel oder Gemüse. 7. Im Darm entwickeln die Sporen wieder Erreger. 8. Mensch oder Tier erkranken an Milzbrand. 6

Hygieneanforderungen (4) Aber es besteht indirekt eine Einschränkung: Grundsatz VTNP: Wer TNP entsorgt muss sicherstellen, dass keine Krankheitserreger verbreitet werden... (Art.8a) Revision der DüBV per 1.1.09: Die Herstellung oder Verwendung von Gärgut und Kompost muss gewährleisten, dass keine unerwünschten Organismen verbreitet werden (pathogene und austriebsfähige Keime) Wirkung der Verfahren Humanpathogene Tierpathogene Pflanzenpathogene Lager Feldrandkompostierung Mesophile Vergärung Technische Kompostierung Thermophile Vergärung Pasteurisierung Quelle: Urs Baier, ZHaW Hygienisiert 7

Deaktivierungszeit von Viren Gleiches gilt für Pflanzenpathogene und Keime % Abbau (7d) von Samen/Keimen 100 90 80 70 60 50 40 30 mesophil thermophil 20 10 0 Blackens amen Tomatensamen Kohlhärnie Quelle: Fuchs & Engeli 8

Geringe Mengen an Gemüseabfällen Kein Problem aber es nutzt das Potenzial nicht Systematische Sammlung von Küchenabf chenabfällen Bei Tür zu Tür Sammlung ist Trennung für Hygienisierung bei mesophiler Vergärung nötig 9

Trennung ist schwierig Trennung unmöglich könnte nur händisch erfolgen! Hygienisierung des gesamten Abfalls Quelle: Kompogas Was sind die Wahlmöglichkeiten der Gemeinde? Verbot Küchenabfälle dem Grüngut beizumengen negative Energiebilanz in der KVA (viel feuchter Abfall) Stoffkreislauf nicht geschlossen Feldrand- oder Mietenkompostierung oder mesophile Vergärung weiter m öglich, aber wenig Gasproduktion Küchenabfälle dem Grüngut getrennt zugeben Stoffkreislauf geschlossen Mühsame Trennung Hygienisierung Zusätzliche Biogasproduktion in mesophiler (landwirtschaftlicher) Vergärung 10

Was sind die Wahlmöglichkeiten der Gemeinde? (2) Küchenabfälle dem Grüngut beigeben: Thermophile Vergärung Stoffkreislauf geschlossen Keine Trennung der Speiseabfälle Hygienisierung während thermophiler Vergärung Viel Biogas in thermophiler (gewerblicher) Vergärung Danke für Ihre Aufmerksamkeit arthur.wellinger@novaenergie.ch 11