LA1!OTAG. V ORLl-\GE. Sitzung des Ausschusses für Familie, Jugend, Integration und Verbraucherschutz

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Transkript:

Rheinlandpfalz. MINISTERIUM FÜR FAMILIE, FRAUEN, JUGEND, INTEGRATION UND VERBRAUCHERSCHUTZ Ministerium für. Familie, Frauen, Jugend, Integration und Verbraucherschutz ' Kaiser-Friedrich-Straße 5a 1 55116 Mainz Vorsitzender des AUsschusses für Familie, Jugend, Integration und Verbraucherschutz Herr Jochen Hartloff, Mdl Landtag Rheinland-Pfalz. 55116 Mainz LA1!OTAG Rhein!a n d -PrS\IZ 1112573 V ORLl-\GE DIE MINISTERIN Kaiser-Friedrich-Straße 5a 55116 Mainz Postfach 31 70 55021 Mainz Telefon 0613116-0 Telefax 06131 16-2644 Ministerbuero@mffjiv.rlp.de. www.mffjiv.rlp.de Mein Aktenzeichen Ihr Schreiben voni Ansprechpartner/-in/ E-Mail Susanne Amon susanne.amon@mffjiv.rlp.de Telefon I Fax 06131 16-5186 06131161 7 2 4. 01.18. Sitzung des Ausschusses für Familie, Jugend, Integration und Verbraucherschutz am 17.01.2018 TOP 6 bis 8 Altersfeststellungen von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen" Antrag nach 76Abs. 2 GOLT Fraktion der Atü - Vorlage 17/2465 Antrag nach 76 Abs. 2 GOLT Fraktion der CDU - Vorlage 17/2471 Antrag nach 76 Abs. 2 GOL T Fraktionen der SPD, FDP, BÜNDNIS 90/DIE GRÜ NEN - Vorlage 17 /2493 Sehr geehrter Herr Vorsitzender Hartloff, in der vorgenannten Sitzung hat der Ausschuss für Familie, Jugend, Integration und Verbraucherschutz zu den gemeinsam behandelten Tagesordnungspunkten 6 bis 8 um Überlassung des Sprechvermerkes gebeten. Dieser. Bitte komme ich gerne nach und übersende den Sprechvermerk als Anlage. Mit freundlichen Grüßen Ac Anne Spie

1 Ministerium für Familie, Frauen, Jugend, Integration und Verbraucherschutz 'Drei Anträge zur Altersfeststellung bei unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen im AFJIV am 17.01.2018 Fraktionen der SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (Vorlage 17/2493), CDU-Fraktion (Vorlage 17/2471) und AfD-Fraktion (Vorlage 17/2465) SPRECHVER.MERK. Sehr geehrter HerrVorsitzender, meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordneten, wir haben drei Anträge zur Altersfeststellung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen vorliegen. Die Anträge stehen alle im Zusammenhang mit dem schrecklichen Tod ei~er 15jährigen jungen Frau in Kandel. Unsere Anteilnahme gilt den Eltern, Angehörigen, Freundinnen und Freunden des getöteten Mädchens. Die Tat macht uns betroffen und traurig. Es ist Aufgabe der Staatsanwaltschaft zu ermitteln, was z~ der Tat geführt hat.. Bei den vorliegenden Berichtsanträgen geht es um das generelle Verfahren der Altersfeststellung.Drei Punkte will ich in aller Deutlichkeit voranstellen: 1.. Mein Interesse und das Interesse der gesamten Landesregierung - und ich kann das sicherlich auch für die Kommunen sagen - ist, dass nur minderjährige unbegleitete Flüchtlinge in Obhut genommen werden. Über die Anträge von volljährigen Asylsuchenden muss nach dem Asylverfahren für Erwachsene... entschieden werden und sie müssen über die Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes aufgenommen werden. Unser Ziel muss sein, mit den vorhandenen

2. gesetzlichen Instrumenten alle Anstrengungen zu unternehmen, dies zu gewährleisten.. ' 2. Wir haben eine bundesgesetzliche Regelung, die ein eindeutiges behördliches Verfahren zur Altersfeststellung vorschreibt. Die bundesgesetzlichen Regelungen sind mit Verfahrensstandards für die Jugendämter unterlegt. Insofern bewegen wir uns nicht in einem rechtsfreien Raum, der nach Gusto" ausgelegt werden kann. Die verbindliche_ und verlässliche Umsetz-Urig der gesetzlichen Regelungen ist Aufgabe der kommunalen Selbstverwaltung. 3. Trotz gesetzlicher Regelungen und trotz Verfahrensstandards haben wir auch Fälle, wo sich die behördliche Altersfeststellung im Nachhinein als unzutreffend erwiesen hat. Das ist ärgerlich, hat aber nichts mit ungenauer Arbeit in den Jugendämter zu tun, sondern liegt in der Komplexität der zu erfüllenden Aufgabe der Altersfeststellung. Wir werden - und hier darf sich niemand etwas vor ' machen - immer mit Fällen zu tun haben, bei denen das Alter zu einem späteren Zeitpunkt aufgrund neuer Erkenntnisse korrigiert werden muss. Unser gemeinsames Ziel muss sein, diese Fälle so gering wie möglich zu halten.. Zu Beginn meiner Ausführungen möchte ich Ihnen einige aktuelle Informationen zu den unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen geben. Seit dem 1. November 2015 greifen die neuen bundesgesetzlichen Regelungen zur bundesweiten Verteilung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen. Ende 2017 lebten bundesweit rund 55.000 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Deutschland. Es gab 2016 einen deutlichen Anstieg der Fallzahlen auf über 68.000. Heute sind wir (Stand Ende 2017) wieder auf dem Stand von Ende 2015. Zur Situation in Rheinland-Pfalz: Unsere 41 Jugendämter waren Ende 2017 für rund 2.700 unbegleitete.minderjährige Flüchtlinge zuständig. Rheinland-Pfalz hatte damit seit Ende 2015 einen Anstieg von rund 1.500 auf knapp 2.700 Fälle und erfüllt somit seine Aufnahmequote nach dem Königsteiner Schlüssel.

3 Wir hatten in Rheinland-Pfalz im Jahr 2017 insgesamt 658 Neufälle. Die meisten der jungen Menschen (541 = 82%) kamen direkt in Rheinland-Pfalz an und 117 (= 18%) wurden uns aus einem anderen Bundesland zugewiesen. Die Neuzugänge heben sich mit den Abgängen auf (wir hatten Anfang 2017 rund 2.900 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in,rheinland-pfalz). Daher bewegen wir uns auf einem stabilen, eher leicht sinkenden Fallzahleriniveau. Die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge in Rheinland-Pfalz kommen zu grei Viertel aus vier Herkunftsländern: Afghanistan (33%), Syrien (22%), s.omalia (12%) und. Eritrea (9%). Das Geschlechterv~rhältnis liegt unverändert bei rund 90% männlichen Kindern und Jugendllchen und dementsprechend 10% weiblichen Kindern und Jugendlichen. Eine Auswertung im September des vergangenen Jahres hat folgende Altersverteilung ausgewiesen: die unter 16Jährigen haben eirien Anteil von 13%, die 16-18Jährigen weisen einen Anteil von 42% aus und der Anteil der 18Jährigen und älteren jungen Menschen hatte zum damaligen Zeitpunkt einen Anteil von 44%. Auch wenn wir immer von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen oder unbegleiteten minderjährigen Ausländern sprechen, so haben wir auch eine Gruppe von jungen Menschen, die in der Jugendhilfe betreut werden, aber über 18 Jahre alt sind. Hierbei handelt es sich um junge Menschen, die minderjährig in Obhut 1. genommen und dann von der Jugendhilfe in die Selbständigkeit geführt werden. Die Hilfen für junge Volljährige sind kein Akt der Nächstenliebe" oder ähnliches: wir. haben eine klare gesetzliche Grundlage( 41 SGB VIII) und die Jugendämter prüfen den Anspruch auf Hilfe in jedem Einzelfall.

4 Wichtig ist für mich: Hilfen für junge Volljährige sind auch ein Gebot der Vernunft - wenn die jungen Menschen Hilfen im Rahmen der Jugendhilfe erhalten haben, dann muss man Hilfen so fortsetzen und im Umfang anpassen, dass ein guter Übergang in die Selbständigkeit gelingt und Integration ermöglicht wird, sonst werden die bisherigen Anstrengungen vergeblich gewesen sein. Voraussetzung für eine Hilfe für junge Volljährige--: und das will ich.unterstreichen - ist allerdings immer, dass der junge Mensch aktiv mitwirkt - tut er das nicht, dann werden Hilfen beendet. Über unsere Erhebungen im Berichtswesen zu den Hilfen zur Erziehung können wir die Form der Unterbringung der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge für das Jahr 2016 wie folgt umreißen: 80% der unbegleiteten minderjährigen Ausländer wurden in unterschiedlichen Formen der stationären Hilfen untergebracht 13% der Fälle wurden ambulant betreut.und weitere 7% in Pflege- oder Gastfamilien. Zu den stationären Unterbringungsformen möchte ich folgendes festhalten: Das Landesjugendamt prüft imrahmen des Betriebserlaubnisverfahrens immer auch das pädagogische Konzept einer Einrichtung. In den pädag~gischen Konzepten legen die Einrichtungen ihre Zielgruppe dar und mit welchem Personal sie arbeiten. Es gibt keine generelle Festlegung der Alter$spanne in einer Einrichtung oder Gruppe. Das Landesjugendamt berät die Einrichtungen, geeignete Maßnahmen zur Sicherung des Schutzes von Kindern und Jugendlichen umzusetzen.. Grundsätzlich kann man sagen, dass je stärk~r man in eine Spezialisierung geht, wie beispielsweise bei den intensivpädagogischen Maßnahmen, desto genauer wird auf eine altershomogene Zusammensetzung geachtet. Anders bei den SOS Kinderdörfern: Die Philosophie der SOS-Kinderdörfer ist, dass sie - wie in einer Großfamilie - von den Kleinkindern bis zu Jugendlichen gemeinsam betreuen.

5 Zu den bundesgesetzlichen Regelungen: Die Altersfeststelluqg ist bundesgesetzlich geregelt. Nur ein Minderjähriger oder eine Minderjährige kann vom Jugendamt in Obhut genommen werden. Daher ist die Feststellung der Minderjährigkeit durch das Jugendamt im Rahmen der vorläufigen lnobh,utnahme zwingend vorzunehmen. Die Jugendämter nehmen diese Aufgabe iin Rahmen der kommunalen Selbstverwaltung wahr. Das Verfahren der behördlichen Altersfeststellung ist mehrstufig und in 42f SGB VIII. geregelt: 42f Abs. 1 legt erstens fest, dass die Alters'feststellung durch das Jugendamt durch Einsichtnahme in die Ausweispapiere zu erfolgen hat. liegen diese nicht vor oder sind unzureichend, dann wird eine qualifizierte Inaugenscheinnahme durchgeführt. Wie ich gleich näher ausführen werde, ist das weit mehr als der Begriff Inaugenscheinnahme" suggeriert. 42f Abs. 2 regelt weiter, dass auf Antrag des Betroffenen oder in Zweifelsfällen das Jugendamt eine ärztliche Untersuchung zu veranlassen hat. Der Gesetzgeber ist hier klar: zu veranlassen hat, nicht kann, nicht soll. Für uns ist wichtig : Die Jugendämter haben seit dem November 2015 ein verbindlich gesetzlich geregeltes Verfahren der Altersfeststellung. Die Rechtslage ist eindeutig und muss verlässlich und konsequent in deri Kommunen umgesetzt werden. Für die qualifizierte Inaugenscheinnahme du.rch das Jugendamt gibt es Empfehlungen und Standards der Bundesarbeitsgemeinschaft der Landesjugendämter, auf die auch in der gesetzlichen Begründung zu den Neuregelungen im SGB VIII ausdrücklich Bezug,genommen wird : Die behördliche Altersfeststellung soll im Rahmen einer strukturierten und leitfadengestützten Befragung im Vier-Augen-Prinzip ~urch mindestens zwei erfahrene Fachkräfte mit einem Dolmetscher/einer Dolmetscherin stattfinden. Dokumentiert und ausgewertet werden neben den äußeren Hinweisen der Person sowie den allgemeinen Angaben zur Person auch zum Beispiel die Lebensbedingungen im Herkunftsland, der Schulbesuch und der Fluchtweg. Alles wird

6 auf seine Schlüssigkeit und Konsistenz hin überprüft. Die Erkenntnisse fließen in eine Gesamtbewertung 2ur Prüfung der Minderjährigkeit und der Altersfeststellung ein. Der BUndesgesetzgeber hat das Verfahren der qualifizierten Inaugenscheinnahme als.das erste Mittel der Wahl festgelegt. Nur in Zweifelsfällen hat eine ärztliche Untersuchung zu erfolgen. Liegt ein Zweifelsfall für das Jugendamt vor, dann hat es eine ärztliche Untersuchung zur Altersfeststellung in Auftrag zu geben. Ich will an der Stelle ausdrücklich darauf hinweisen, dass die Aufnahme der Regelung zur behördlichen Altersfeststellung auf Druck der Länder - und auch von HLP - geschehen ist. Zur Frage aus dem Antrag der Fraktion der CDU, zu welchem Vorgehen die Landesregierung die Jugendämter anhält: Die Jugendämter erfüllen die Aufgaben der behördlichen Altersfeststellung im Rahmen der kommunalen Selbstverwaltung. Und Grundlage sind selbstverständlich die bundesgesetzlichen Regelungen. Ich möchte an dieser Stelle etwas zur Zuverlässigkeit von ärztlichen Untersuchungen zur Altersfeststellungeri sagen: Auch ärztliche Untersuchungen liefern mit den heutigen zur Verfügung stehenden Mittel keine exakte Altersbestimmung - wir haben es immer mit einer Streubreite von ein oder auch zwei Jahren nach oben und unten zu tun. Gerade in den Grenzfällen zur Volljährigkeit werden wir hier keine abschließenden Antworten bekommen. Ich möchte darauf hinweisen - ohne das zu bewerten - dass wir es in der Ärzteschaft selbst mit unterschiedlichen Positionen und Einschätzungen zur rrie,dizinischen ~. Altersfeststellung.zu tun haben. Die Rechtsmedizinerinnen und -mediziner wollen. einen verstärkten Einsatz von ärztlichen Gutachten und haben auch eigene Standards erarbeitet. Die Bundesärztekamm'er hat sich jedoch vor dem Hintergrund der Unsicherheiten gegen eine' regelhafte medizinische Altersfeststellung ausgesprochen.

Es gibt keine Verpflichtung der Jugendämter, die Daten zum Verfahren der behördlichen Altersfeststellung zu erheben. Die aktuellen Anfragen aus dem politischen und medialen Raum zur Methode der behördlichen Altersfeststellung haben wir jedoch zum Anlass genommen, bei den 41 Jugendämtern eine Umfrage durchzufüh~en. Die Umfrage wurde am 4. Januar gestartet und wir haben bislang von 37 der 41 Jugendämter eine Antwort erhalten. Wir bemühen uns, auch von den vier noch fehlenden Jugendämtern eine Rückmeldung zu erhalten. Gefragt wurde nach den behördlichen Altersfeststellungen im Jahr 2017, differenziert nach den Arten der Altersfeststellung sowie den damit verbundenen Korrekturen.. Für die heutige Ausschusssitzung hat meine Fachabteilung eine erste Auswertung gemacht: 12 äer 37 Jugendämter haben in 2017 keine Altersteststellung durchgeführt, da sie keine vorläufige lnobhutnahme durchführen mussten. Die 25 Jugendämter ~ die Angaben zur Altersfeststellung gemacht haben, gaben an, dass eine Altersfeststellung in 58 Fällen durch Ausweispapiere, in 451 Fällen durch eine qualifizierte Inaugenscheinnahme und in sieben Fälle durch eine ärztliche Untersuchung stattgefunden hat. In 72 Fällen wurde angegeben, dass die Begutachtung im Rahmen der qualifizierten Inaugenscheinnahme dazu geführt hat, dass der junge Mensch volljährig ist. In 24 Fällen wurde festgestellt, dass er älter, aber noch minderjährig ist. Und in 16 Fällen hat die begutachtende Inaugenscheinnahme dazu geführt hat, dass das Alter des jungen Menschen nach unten korrigiert wurde. Bei den sieben ärztlichen Untersuchungen wurde in vier Fällen festgestellt, dass der junge Mensen volljährig ist und in einem Fall wurde das Alter nach oben korrigiert, aber festgestellt, dass der junge Mensch noch minderjährig ist. Es liegen bundesweit keine belastbaren Fallzahlen differenziert nach den zur Anwendung kommenden Verfahrensweisen bei den Altersfeststellungen vor. Über die

8 Ergebnisse von Altersfeststellungen liegen ebenfalls keine bundesweit belastbaren Daten vor. Mit Blick auf die behördliche Altersfeststellung habe ich folgende Maßnahmen festgelegt: 1. Meine Fachabteilung wird, wenn die Befragung der Jugendämter abgeschlossen ist, zunächst die Jugendämter mit den höchsten Zahlen von behördlichen Alterseinschätzungen einladen und sich das konkrete Verfahren - auch im Zusammenspiel mit den Ausländerbehörden - anschauen und Handlungsbedarfe herausarbeiten. 2. Ich habe meine Fachabteilung gebeten, mit dem Bundesfamillenministerium Kontakt aufzunehmen, um die aktuelle Situation zu erörtern und weitere Schritte zu prüfen. 3. Diese Erkenntnisse werden dann in eine Präzisierung der Eckpunkte zur behördlichen Altersfeststellung, die das Landesjugendamt federführend übernehmen wird, einfließen. 4. Meine Fachabteilung wird dann ab~chließend alle Jugendämter zu einem Fachgespräch einladen. Im Moment werden immer wied ~ r hastig Vorschläge für eine Gesetzesänderung vorgetragen: Einen solchen sehe ich aktuell aus _zwei Gründen nicht: Erstens wurde das behördliche Verfahren, das von den Ländern eingefordert wurde, erst vor zwei Jahren gesetzlich festgeschrieben. Sollte es Vollzugsprobleme geben, müssen wir diese identifizieren und anpacken, daher auch mein Bestreben, mit dem Bundesf~milienministerium diesbezüglich die aktuelle Situation zu erörtern.

9 Und zweitens wurde mit der Verabschiedung des Gesetzes eine Evaluationsklausel festgelegt. Auch diese sollte im weiteren Verfahren berücksichtigt werden. Im Antrag der Fraktion der CDU w.ird danach gefragt, ob?ich die Landesregierung eine Übertragung des saarländischen Modells auf Rheinland-Pfalz vorstellen kann. Die Frage kann ich klar mit nein beantworten, weil wir gemeinsam mit den Kommunen in Rheinland-Pfalz einen anderen Weg eingeschlagen haben, der historisch gewachsen ist. Bis zum bundesweiten Anstieg der Zahl der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge im Jahr 2015 hatte die Stadt Trier landesweit die Aufgaben der lnobhutnahmen und des Clearings für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge übernommen und sich eine. hohe fachliche Kompetenz erworben. Nach der lnobhutnahme erfolgte die Verteilung auf die anderen Jugendämter i.n Rheinland-Pfalz. Aufgrund der hohen Fallzahlen und der Einführung der bundesweiten Verteilung mussten wir das Trierer Modell" erweitern. Wir haben in der Verwaltungsvorschrift zur. landesinternen Verteilung, die zum 1.1.2017 in Kraft getreten ist, eine Regelung aufgenommen, die es den Jugendämtern ermöglicht, für die Phase der lnobhutnahme sogenannte Schwerpunktjugendämter festzulegen, die die Clearingaufgaben erfüllen. Diese Regelung wurde intensiv mit den Jugendämter und auch den Kommunalen Spitzenverbänden diskutiert. Sowohl die Arbeitsgemeinsch?ften der Jugendamtsleitungen Nord und Süd als auch die Sozialausschüsse von Landkreisund Städtetag hatten sich 2016 einstimmig für ein solches Modell ausgesprochen. Derzeit gibt es drei Schwerpunktjugendämter (Trier, Mainz-Bingen und Kusel), die für 13 Jugendämter 9ie Aufgaben für die lnobhutnahme erfüllen. Sechs weitere Juge.ndämter werden sich dem Modell anschließen. Damit arbeiten die Hälfte der Jugendämter in Rheinland-Pfalz nach dem Modell der Schwerpunktjugendämter.

10 Wir würden uns wünschen, dass sich weitere Jugendämter devl Modell der Schwerpunktjugendämter anschließen oder sich als solches anbieten, weil wir das Modell der Bündelung von Kompetenzen für die Clearingphase für wichtig und gut erachten. Wir unterstützten das auch finanziell, indem die Schwerpunktjugendämter - und nur. diese - für jede lnobhutnahme, die sie durchführen, eine Fallkostenpauschale in Höhe von 1.046 Euro von uns erhalten. Das rheinland-pfälzische Modell der Schwerpunktjugendämter entspricht den Bedarfen der Jugendämter ~nd einer qualifizierten Aufgabenerfüllung - es ermöglicht eine Aufgabenkonzentration. Die behördliche Altersfeststellung oqliegt den 1 JUgendämtern im Rahmen der kommunalen Selbstver\rvaltung und das Landesjugendamt unterstützt und berät die kommunale Praxis.