Maistagung am 23.02.2012 Emmendingen- Hochburg Bekämpfung von Schädlingen in Mais und Maßnahmen gegen den Maiswurzelbohrer 2012 Hansjörg Imgraben, Regierungspräsidium Freiburg, Pflanzenschutzdienst, Referat 33 1 Gliederung: Bekämpfung von Maisschädlingen und Maßnahmen gegen den Maiswurzelbohrer 2012 Auftreten und Bekämpfung von Erdraupen Ergebnisse zum Einsatz von Nematoden gegen Diabrotica (LTZ-Projekt 2009-2011) Situation und Maßnahmen gegen Diabrotica, Modellierung der Populationsdynamik (JKI 2011) 2 Ref.33/Pflanzenschutz
Erdraupenschäden 2010 und 2011 3 Ref.33/Pflanzenschutz Erdraupen Praxisergebnis 2011 in Saatmais Behandlung gegen Erdraupen, Quelle: Südgetreide 2011 20,0% 18,0% 16,0% 14,0% 12,0% 10,0% 8,0% 6,0% 4,0% 2,0% 0,0% %Fraß % Total Behandlungen: Karate Zeon, 75 ml/ha, im 3-Blattstadium, Force 1,5 G mit 12-13 kg/ha zur Saat. Die ermittelten Werte am Standort Weisweil geben keinen abgesicherten Hinweis auf die Wirkung, da es sich um verschiedene Flächen handelt, die bis zu 300 Meter auseinander lagen. Sie können höchstens als Tendenz gewertet werden. Die Kontrollen 1 und 2 beziehen sich auf Parzellen, die mit Nematoden behandelt wurden. 4 Ref.33/Pflanzenschutz
Diabrotica Nematodenversuch - Ausbringung und Persistenz von entomopathogenen Nematoden in Böden des Oberrheins bei Freiburg (Biotest Heterorhabditis bacteriophora an Mehlwürmern) -> Var. 1 zur Saat Druckrollenschar Var. 2 zur Saat Granulatstreuer Var. 3 zur Saat Beizung ca. 25.000 Nematoden / pro Korn 2 Mrd. /ha Nur 2011 Var. 4 zur Saat Unterfuß Var. 5 4-Blatt CULTAN- Schar 15 cm seitlich 15 cm tief Var. 6 4-Blatt CULTAN- Schar 15 cm seitlich 15 cm tief; 10kg Var. 7 4-Blatt Tröpfchenbewässerung 2011 flüssig 200 l/ha Ca. 10 kg Granulat Beizmittel flüssig 200 l/ha flüssig 200 l/ha Granulat Projekt Land BW / LTZ Augustenberg, 5 Außenstelle Stuttgart, Dr. Peter Knuth Ref.33/Pflanzenschutz Applikation von Nematoden Granulatstreuer Microsem zur Ausbringung von Nematoden Tank mit Rührwerk zur Flüssigausbringung 6 Ref.33/Pflanzenschutz
Diabrotica Nematodenversuch - Ausbringung und Persistenz von entomopathogenen Nematoden in Böden des Oberrheins bei Freiburg zur Bekämpfung von Maiswurzelbohrerlarven Flüssigausbringung der Nematoden Zwischenandruckrolle der Maissämaschine MONOSEM 7 Ref.33/Pflanzenschutz Diabrotica Nematodenversuch Variante 1 Nematoden Flüssig-Applikation zur Saat, 200 l Wasser/ha 2011 Ausbringung der Nematoden (flüssigsuspension) Liq-Inject M 1 Injektionsschar speziell für die PRO-Zwischenandruckrollen der Maissämaschinen MONOSEM NG plus (3 und 4) 8 Ref.33/Pflanzenschutz
Var. 2: Parasitische Nematoden gegen Maiswurzelbohrerlarven Granulatausbringung 150.000 Nematoden/g Granulat 9 Ref.33/Pflanzenschutz Varianten 6 Applikation der Nematoden im 4-Blattstadium Mais Cultan-Schar, ca. 15 cm neben der Maisreihe, ca. 15 cm tief Probleme: der Säschlitz wurde zum Teil nicht ganz geschlossen Pflanzenverluste können nicht ausgeschlossen werden Zusätzlicher Arbeitsgang 10 Ref.33/Pflanzenschutz
Ø Ø Ø Ø Ø Ø Zusammenfassung aus den Nematoden-Versuchen - Ergebnissen des LTZ-Projekts an 4 Standorten bei Freiburg Verwendung der Nematoden zur Maissaat ist als Flüssigformulierung zur Maissaat technisch (Injektionsschar) möglich. Persistenz der Nemtaoden nach Ausbringung ist gegeben. Eine Granulatformulierung wird vom Hersteller nicht weiter verfolgt. Die Fließfähigkeit bei Ausbringung mit Granulatstreuer und gleichtzeitig das Verhindern der Austrocknung der Nematoden gelang nicht. Eine Saatgutbeizung mit Nematoden ist noch nicht praktikabel und derzeit keine Option. Die Ausbringung von Nematoden im 4 Blattstadium des Maises (Cultan) brachte hier im Versuch keine Vorteile im Vergleich zur Applikation zur Saat. Unter Befallsbedingungen könnte die spätere Anwendung u.u. auch Vorteile bringen. Die Nematoden-Applikation mit Tröpfchenbewässerung zur Beregnung war nicht praktikabel. Der Prototyp des Injektionsschars zur Flüssigausbringung zur Saat wird weiter entwickelt (auch für andere Sämmaschinentypen). 11 Ref.33/Pflanzenschutz Zusammenfassung Nematodenversuche und Ausblick für 2012 Ø Heterorhabditis-Nematoden können Maiswurzelbohrerlarven bekämpfen (nach Versuchen in Ungarn). Ø Die Wirkungsgrade der chemischen Bekämpfung bei der Reduktion der Wurzelschäden konnten mit den Nematoden bislang nicht erreicht werden. Ø Eventuell ist die Nematodenmenge von 2,0 Mrd. Nematoden pro ha zu gering. Untersuchungen in Ungarn zeigen eine hohe Varianz der Wirksamkeit (bei der Beziehung Aufwandmenge und festgestellte Reduktion von Wurzelschäden in % ). Ø In 2012 sind Versuche mit dem Injektionsschar in Ungarn geplant mit mittleren und hohen Nematoden- Aufwandmengen. 12 Ref.33/Pflanzenschutz
Maiswurzelbohrerfänge (männliche Käfer) in Pheromonfallen in Baden-Württemberg Landkreis 2009 2010 2011 Anzahl Fallen 2011 Ortenaukreis 93 60 1939 185 Emmendingen 89 116 2809 64 Breisgau-Hochschw. / 0 104 1086 99 Stadt Freiburg Lörrach 28 28 184 36 Konstanz 8 0 2 39 Summe RP Freiburg Rastatt RP Karlsruhe 218 316 6020 423 + 27 WT+ SBK 14 + RW 5 + TUT 10 = 479 0 0 77 Summe BW 218 316 6097 13 Ref.33/Pflanzenschutz Maiswurzelbohrer Eingrenzungsgebiete und Funde Reg. Bez. Freiburg und Karlsruhe 2011 14 14
Maiswurzelbohrer: Modellierung der Populationsentwicklung - Betrachtung von Maisfruchtfolgen bei Eingrenzungsmaßnahmen (nach Krügener et al. JKI, 2011) - Ziel: Maßnahmen auf Effektivität prüfen Annahmen: Ausgangspopulation von 100 Käfern, Nachweis mit Pheromonfallen dann möglich. Fläche 1 ha, Männchen und Weibchen finden zur Begattung zusammen. Eiablage von 486 Eier pro Weibchen und Mortalität von 97 % (je im Durchschnitt). Populationswachstumsrate: 7,505; Berechnungen über 9 Generationen. Etwa 1 Käfer pro Pflanze kann wirtschaftliche Schäden im Folgejahr in Mais verursachen (EPPO, 1995). à Kalkulationen der Käferzahl bis 80.000 Käfer/ha. 15 Ref.33/Pflanzenschutz Modellierung der Diabrotica-Populationsdynamik in Abhängigkeit vom Mais-Anteil in der Fruchtfolge (Quelle: Krügener et. al. 2011, JKI) Graphik zeigt nur den Anstieg bis 80.000 Käfer 16 Ref.33/Pflanzenschutz
Ergebnisse der Maiswurzelbohrer- Populationsmodellierung (verändert nach Krügener et al. JKI, 2011) 1. Bei Monomais: kontinuierlicher schneller Anstieg der Population. Die ökonomische Schadschwelle ist nach 4 Jahren erreicht 2. 75 % Mais: schnelle Populationszunahme nach 3 Jahren ca. 40.000 Käfer nach 7 Jahren ist die Schadschwelle überschritten 3. 66% Mais: langsamer deutlich verzögerter Anstieg der Population. Fruchtwechsel erst im 3. Jahr führt zu höherer Käferzahl im Vergleich zu Fruchtwechsel bereits im 1. Jahr. Julius K1üh7n-Institut Ref.33/Pflanzenschutz Krügener, Baufeld, Unger Institute for National and International Plant Health IW GO 2011 Ergebnisse der Populationsmodellierung - Nur chemische Maßnahmen bei Monomais (Quelle: Krügener et al. JKI, 2011) Käferbekämpfung Bodeninsekzide Saatgutbehandlung 18 Ref.33/Pflanzenschutz
Ergebnisse MWB-Populationsmodellierung - nur chemische Bekämpfung - Das Populationswachstum kann nicht verhindert werden. Saatgutbehandlung: starker Anstieg der Population ab 3.-4. Jahr. Die Schadschwelle ist nach 7 Jahren erreicht. Bodeninsektizid: starker Anstieg der Population ab 4.-6. Jahr, Schadschwelle nach 9 Jahren erreicht. Die Käferbekämpfung reduziert die Populationsdichte (Wichtig: bei der Annahme: 90 % Wirkung, wiederholte Behandlung) aber Stelzenschleppergeräte sind notwendig Geräte sind nicht vorhanden. Wirkung hängt stark von Witterungs- und Umweltbedingungen ab. Behandlungen gegen Käfer müssen mehrmals erfolgen! à IST NICHT PRAKTIKABEL FÜR DIE EINGRENZUNG! 19 Ref.33/Pflanzenschutz Modellierung der Populationsdynamik von Diabrotica virgifera abhängig vom Mais-Anteil in der Fruchtfolge (Quelle: Krügener et. al. 2011, JKI) 20 Ref.33/Pflanzenschutz
Schlussfolgerung zu den Kalkulationen der Maiswurzelbohrer-Populationsentwicklung (verändert nach JKI, Krügener et al.) -> Maßnahmen zur Eingrenzung: Ein Maisanteil nicht über 50% ist die effektivste Maßnahme. Rückgang der Population bei 66 % Mais und Bodenbehandlung oder Beizung oder Käferbekämpfung. 66% Mais mit chemischer Bekämpfung zumindest im 1. Jahr ist nach den Kalkulationen des JKI ausreichend. 66% Mais in der Fruchtfolge ohne chemische Behandlung, wenn ein kontinuierliches Monitoring durchgeführt wird und Einsatz zusätzlicher Maßnahmen bei ansteigenden Käferdichten. à Dies ist der Stand der Maßnahmen seit 2011 in Deutschland! Julius K2üh1n-Institut Ref.33/Pflanzenschutz Krügener, Baufeld, Unger Institute for National and International Plant Health IW GO 2011 Diabrotica Funde im Vergleich: Elsass und Südbaden im Eingrenzungsgebiet 2009 2011 2009=206 Käfer 1/1 2009=209 Käfer 2011= 339 Käfer in 1000 Fallen 1/17 2011= 6020 Käfer in 423 Fallen Vergeich Elsass: 2011ca. 2,9 Käfer/Falle - Südbaden: 14,5 Käfer/Falle - Saatmais: 2,7 Käfer Falle Hansjörg Im graben, RP FR, 22 Ref.33/Pf lanzens chutz
Maßnahmen im Elsass (Stand 2011) 1. keine Fallenfänge: Eindämmungsmaßnahmen: 6-jährige Rotation (mind. 1/6) im Eingrenzungsgebiet ohne Fundnachweis (alle 6 Jahre andere Kultur an Stelle von Mais) 2. Zählbeginn ab 2010, Larvenbekämpfung ab 3. Mais in Folge (gilt in Elsass und Rhones-Alpes ohne Elsass Bossue (das sog. "krumme" Elsass - ein kleiner Teil im Norden Richtung Vogesen), dort noch Ausrottung) 3. bei Fallenfänge MWB 1-29 Käfer/Jahr: In 1 km-kreis Verstärkung der Larvenbekämpfung ab 2. Mais in Folge 4. Fänge MWB > 30 Käfer /Jahr in 1 km-kreis: Verstärkung der Maßnahmen: im Jahr n +1: Verpflichtung zur 3-jährige Rotation (=1x Fruchtwechsel in 3 Jahren) und Larvizid (= Force 1.5 G) ab 2. Mais in Folge auf den betroffenen Parzellen und in der 1km-Zone 23 Ref.33/Pflanzenschutz Diabrotica-Anbauregelungen im Eingrenzungsgebiet Oberrheingraben nach Allgemeinverfügungen Kreis Ortenau Emmendingen Lörrach Breisgau- Hochschwarzw. Rastatt Beginn der 2010/2009 2010 2011 2011 2012 Fruchtfolge In Krs. OG und EM muss ein Fruchtwechsel in 2012 erfolgen, wenn auf einem Schlag / Flurstück in 2010 und 2011 Mais in Folge angebaut wurde. HINWEIS - > In 2012 erfolgen Kontrollen: Verstöße gegen den angeordneten Fruchtwechsel werden als Ordnungswidrigkeit verfolgt, es droht eine Umbruch-Anordnung und Bußgeld. Mais darf max. 2 mal in drei 3 Jahren im Fruchtfolgegebiet angebaut werden. Auf einem Schlag/Flurstück mit erhöhter MWB- Anzahl kann im Folgejahr ein Anbauverbot erteilt werden (Einzelanordnung). Im gesamten Eingrenzungsgebiet ca. 33.000 Hektar Mais (2011): - Aufstellung von Pheromonfallen zur Überwachung des Käfers - Option der Käferbehandlung mit Insektiziden durch einen vom Land beauftragten Lohnunternehmer 24 Ref.33/Pflanzenschutz
Zusammenfassung Diabrotica-Bekämpfung 2012 - Stand und Ausblick - Die effektivste Bekämpfungsmaßnahme des Maiswurzelbohrers ist die Fruchtfolge! Die ruhenden Zulassungen der Beizmittel Poncho, Poncho Pro, Cruiser 350 FS, Faibel, Gaucho 600 FS bleiben zur Aussaat 2012 weiterhin ausgesetzt. Mit diesen Mitteln gebeiztes Saatgut darf 2012 weiterhin nicht ausgesät werden! Zur Käferbekämpfung und Larvenbekämpfung (in Saatmais) werden in 2012 voraussichtlich Sondergenehmigungen für Pflanzenschutzmittel vom BVL für 120 Tage erteilt werden. 25 Ref.33/Pflanzenschutz Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 26 Ref.33/Pflanzenschutz Foto: H. Imgraben