Ornithologische Kartierung wichtiger Schutzgüter (Spechte, Eulen, Raufußhühner) im geplanten NSG Warscheneck Nord

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Transkript:

Ornithologische Kartierung wichtiger Schutzgüter (Spechte, Eulen, Raufußhühner) im geplanten NSG Warscheneck Nord Bericht 2007 Auftraggeber: Amt der Oö. Landesregierung, Naturschutzabteilung Projektkoordination Naturschutzabteilung OÖ: Mag. Kurt Rußmann Projektbetreuung ÖBf AG: Dipl. Ing. Gerhard Fischer Norbert Pühringer Büro für Ornithologie Herrnberg 8 4644 Scharnstein 1

Einleitung Das geplante Naturschutzgebiet Warscheneck-Nord liegt im Anschluss an ein bereits existierendes Naturschutzgebiet im Südteil des Warscheneck-Stockes und im Bereich der Wurzeralm. Das neue Schutzgebiet reicht vom Rottal im Westen bis zum Gleinkersee im Osten, an den Ostabhängen wird das alte Naturschutzgebiet ebenfalls um einen Streifen talwärts angrenzender Hangwälder vom Gleinkersee bis zur Hölle im Bereich der Wurzeralm erweitert. Die Verordnung des Naturschutzgebietes Warscheneck-Nord soll im Herbst 2007 erfolgen. Seitens der ÖBf-AG (Forstbetrieb Steyrtal) als größtem Grundeigentümer und der Naturschutzbehörde der BH Kirchdorf wurde von DI GERHARD FISCHER und Mag. KURT RUSSMANN eine ornithologische Kartierung von für das neue Schutzgebiet relevanten Vogelarten angeregt. In erster Linie wurde hier Wert auf die Wald bewohnenden Arten, besonders jene des Anhang I der EU-Vogelschutzrichtlinie gelegt, wenngleich das NSG Warscheneck-Nord nicht als Vogelschutzgebiet der EU ausgewiesen wurde. Erhoben werden sollten daher in erster Linie Spechte, Eulen und Raufußhühner. Untersuchungsgebiet Das Naturschutzgebiet Warscheneck-Nord umfasst eine Fläche von 2696 ha, zusammen mit dem bereits existierenden NSG und einem Landschaftsschutzgebiet ergibt sich hier eine Gesamtfläche von 4926 ha (49,26 km 2 ). Das Gebiet des Schutzgebietes Warscheneck-Nord reicht dabei von 806 m am Gleinkersee bis zum Warscheneck-Gipfel auf 2.388 m. Die ÖBf sind hier mit etwa 2135 ha größter Grundbesitzer, davon entfallen 686 ha auf Wald, 1436 ha auf Ödland (v.a. Fels und Krummholzzone) und 12 ha auf Almen. Untersuchungsgebiet der ornithologischen Kartierung war in erster Linie der Waldanteil im ÖBf-Besitz, also die 686 ha. Aufgrund der Größe und zum Teil schwierigen Begehbarkeit des Geländes wurden die Kartierungsarbeiten auf 3 Jahre aufgeteilt; im ersten Erhebungsjahr 2007 wurde der Westteil des Gebietes, das Rottal, bearbeitet (siehe Abb.1). Die Größe dieser Teilfläche betrug 240 ha. Die Höhenerstreckung reicht hier von 1.080 m bis knapp 1.800 m. Das Rottal weist eine Nord-Süd-Erstreckung auf, im Norden grenzt an die tiefer gelegenen Bereiche Fichten dominierter Wirtschaftswald an, im Süden geht der Lärchenwald mit den vereinzelt eingesprengten Zirben allmählich in Lärchenkampfwald mit Latschenunterwuchs am Fuß von Schrocken und Pyhrner Kampl über. Im Westen ist das Untersuchungsgebiet durch Felsabbrüche und sehr steile Hangwälder zum Schigebiet Hutterer Höss und zur Edtbauernalm hin abgegrenzt. Im Osten schiebt sich keilförmig die Wildamlleiten bergwärts, die als Privatgrund nicht in das Schutzgebiet eingebracht wurde; auch hier ist das Rottal durch Felswände naturräumlich gut abgegrenzt. Große Teile des Rottales werden als Waldweide genutzt, auch Freiweideflächen sind im Bereich der Unteren Edtbauernalm und des Ochsenbodens vorhanden. Die tiefer gelegenen Waldbereiche im Norden sind von Fichten dominiert, nach Süden zu findet sich auch Fichten-Tannen-Buchenwald, an den steilen Flanken stockt ein sehr lückiger, artenreicher Mischwald. Geschlossene Buchenwälder fehlen allerdings. Ab etwa 1.500 m dominiert die Lärche. Im Norden um die Untere Edtbauernalm herum wurden größere Waldflächen durch die Stürme der vergangenen Jahre enorm in Mitleidenschaft gezogen. Auch der Sturm Kyrill hat im Jänner 2007 an den bereits geöffneten Waldsäumen weiter gewütet, in den tieferen Lagen des 2

Untersuchungsgebietes waren davon in erster Linie ältere Fichtenbestände betroffen, im Nordwesten wurden allerdings auch buchenreiche Mischwälder und vereinzelt auch alte Tannen entwurzelt. Teile des Windwurfholzes wurden ab Mai dann (gemäß einem Übereinkommen der ÖBf mit der Naturschutzbehörde) aufgearbeitet. Abb. 1: Abgrenzung des Untersuchungsgebietes (240 ha) im Rottal Abb. 2: Lage des Untersuchungsgebietes in Oberösterreich 3

NSG Warscheneck NSGNSG LSG Warscheneck Abb. 3: Bestehendes Natur- und Lanschaftsschutzgebiet am Warscheneck (gelb) und künftiges Naturschutzgebiet Warscheneck Nord (rot) Methode Eine erste Begehung der ÖBf-Flächen im Naturschutzgebiet Warscheneck-Nord machte ich im Spätsommer 2006 zusammen mit NORBERT ZIERHOFER, der hier eine Kartierung der Waldgesellschaften durchgeführt hatte. Im Rahmen von drei Exkursionen wurde versucht, einen ersten Überblick über die potenziellen Vogellebensräume zu bekommen. Im Rahmen eines Workshops am 17. Jänner 2007 in der Forstverwaltung Molln wurden der zeitliche Rahmen für die Kartierungsarbeiten (2007-2009), sowie die Erhebungsmethode festgelegt. Um stichhaltige Bestandsangaben zu erhalten, wurde die Methode der Revierkartierung gewählt. Die Begehungen wurden an den Abenden ab dem späten Nachmittag angesetzt und dauerten bis in die Dunkelheit, um auch den Aktivitätszeitraum der Eulen mit einzubeziehen. Die morgendlichen Exkursionen starteten jeweils im Morgengrauen (wenn möglich am Tag im Anschluss an eine Abendexkursion) und dauerten bis in den späten Vormittag. Die Mittagszeit und der frühe Nachmittag wurden nicht genutzt, da erfahrungsgemäß in dieser Zeit gerade die Spechte sehr inaktiv sind. Zur Steigerung der Effizienz wurden auch systematisch Klangattrappen eingesetzt, im konkreten Fall für die Spechte und ohne Erfolg beim Sperlingskauz. Trotz dieses Einsatzes moderner Technik zeigten sich die Spechte recht launisch und waren nicht immer auch zu einer Reaktion zu bewegen. Hier zeigte sich, dass es durchaus Sinn macht, eine Fläche öfters zu begehen und sich nicht nur auf z.b. drei Exkursionstage zu beschränken! Die Trefferquote erhöht sich damit wesentlich und die Kartierung kommt der tatsächlichen Bestandsgröße der untersuchten Vogelarten deutlich näher. 4

Alle optischen und akustischen Beobachtungen von Arten aus den genannten Vogelfamilien wurden in Revierkarten (Ausdrucke der Forstkarte 1:10.000) eingetragen, und die jeweilige Aktivität der Vögel notiert. Exkursionen 16. April 2007 (Abend): Zusammen mit BERNHARD SULZBACHER 17. April 2007 (Morgen): Zusammen mit BERNHARD SULZBACHER, MARKUS JÄGERSBERGER 19. April 2007 (Morgen): Zusammen mit BERNHARD SULZBACHER, PETER JÄGER, GERHARD FISCHER 2. Mai 2007 (Abend): Zusammen mit BERNHARD SULZBACHER 3. Mai 2007 (Morgen): Zusammen mit BERNHARD SULZBACHER 4. Mai 2007(Morgen): Zusammen mit BERNHARD SULZBACHER, MICHAEL KRONSTEINER 31. Mai 2007 (Morgen): Zusammen mit HELMUT GEGENLEITNER Abb. 4: Rückkehr von der morgendlichen Erhebung am 19. April 2007 (Foto: Markovsky) 5

Abb. 5: Nachbesprechung der Kartierungsergebnisse anhand der Karte (Foto: Markovsky) Allen Personen, die sich an den Kartierungsarbeiten beteiligt haben, möchte ich an dieser Stelle ganz herzlich danken, besonders tatkräftig beteiligte sich Ing. Bernhard Sulzbacher. Vor allem gilt der Dank auch Herrn DI Gerhard Fischer und für die vielfältige Unterstützung und seine Initiative! Ergebnisse Spechte - Picidae Grauspecht Picus canus Als sehr gut geeigneter Lebensraum erschienen von Anfang an die ostexponierten Steilhänge unterhalb der Edtbauernalm. Hier finden sich größere Felsabbrüche, die mit lichtem und totholreichem Mischwald durchsetzt sind. Solche Bereiche werden am Alpennordrand gerne vom Grauspecht besiedelt. Im steilen Gelände bleiben Lawinenrinnen von Natur aus baumfrei und bieten diesem Erdspecht auch im Winter und Vorfrühling schneefreie Flächen zur Nahrungssuche (Ameisen!). Am 19.4. versuchten wir aufgrund des gut geeigneten Habitats mit der Klangattrappe zu locken, leider ohne Erfolg. Am 3.5. reagierte dann das auf Locken sofort mit intensivem Gesang und kam nahe an uns heran. Auch am 4.5. zeigte der Grauspecht dieselbe Reaktion. Das Revierzentrum dürfte etwa auf 1.300 m liegen (Abt. 406/f). Die Tatsache, dass das nie von sich aus gerufen hatte und erst durch die Klangattrappe zu einer Reaktion zu bewegen war, spricht für eine zu der Zeit bereits fixe Verpaarung. Ein unverpaartes auf der Suche nach einer Partnerin würde anhaltend rufen und trommeln. Durch isolierte Einzelreviere und fehlende Konkurrenz durch Nachbarn sind Spechte oft ausgesprochen schweigsam und heimlich. Sind sie 6

einmal verpaart, dann haben sie ja schließlich keinen Grund mehr, unnötige Energie in Gesang und Trommel zu investieren! Buntspecht Picoides major Nur der Vollständigkeit halber wurde auch der an sich sehr häufige Buntspecht mit erfasst. Durch zwischenartliche Konkurrenz der Spechte spielt auch diese Art natürlich eine große Rolle bei der räumlichen Verteilung der Spechtreviere im Untersuchungsgebiet. Das einzige Revier des Buntspechts im Rottal lag im Norden des Untersuchungsgebietes, etwas talwärts der Forststraße auf knapp 1.200 m Seehöhe in einem fichtendominierten Mischwald, der stellenweise durch größere Windwurfflächen unterbrochen war (Abt. 406/d/e). Zwischen 16.4. und 31.5. gelangen bei fast allen Begehungen Beobachtungen, meistens waren Rufe zu hören. Am 16.4. war das zusammen mit einem zweiten Vogel (vermutlich dem Weibchen) zu beobachten, am 4.5. war das Paar bei der Balz und Kopula zu sehen. Erstaunlich war, dass von dieser ansonsten häufigen Spechtart nur ein Revier nachgewiesen werden konnte. Im Nationalpark Kalkalpen oder im Dachsteingebiet steigt der Buntspecht durchaus auch bis in den subalpinen Lärchenwald auf. In diesem Habitat gelangen jedoch im Untersuchungsgebiet trotz gezielter Suche mittels Klangattrappe keine Nachweise. Dreizehenspecht Picoides tridactylus Der Dreizehenspecht war eine der Zielarten dieser vogelkundlichen Erhebung. Er ist bei uns in der Regel von etwa 1.000 m bis an die Waldgrenze verbreitet. Er gilt als typischer Nadelwaldspecht und ist auf Borkenkäfer als Nahrungsgrundlage spezialisiert. Ein hohes Angebot an Käferfichten ist für diese Spechtart lebensnotwendig, Totholz anderer Nadelbäume (Lärche, Tanne, Zirbe) wird wesentlich seltener behackt. An Laubholz ist der Dreizehenspecht kaum jemals zu beobachten. Besonders ein hoher Anteil an stehendem Totholz, vor allem von frisch befallenen Stämmen, ist für die winterliche Nahrungsversorgung wichtig, da liegendes Holz unter dem Schnee nicht erreichbar ist. Im Sommerhalbjahr nutzt der Dreizehenspecht auch Baumsäfte von verschiedenen Nadelbäumen. Er hackt dazu parallele Reihen kleiner Löcher (quer zum Stamm) in die Rinde und trinkt dann regelmäßig den austretenden Saft. Dieses sogenannte Ringeln ist ein wichtiger indirekter Nachweis für die Anwesenheit des Dreizehenspechtes im Untersuchungsgebiet. Solche Ringelspuren vernarben zwar wieder, sind aber noch nach vielen Jahren am Stamm zu erkennen. Ein Unsicherheitsfaktor bei der Zuordnung solcher Ringelspuren zum Dreizehenspecht ist die Tatsache, dass leider auch der Buntspecht ringelt. Ob dieser das auch an Nadelbäumen (und nicht nur z.b. an Laubbäumen im Tiefland) macht, ist aber fraglich. Bei den Begehungen konnten drei Reviere des Dreizehenspechtes ermittelt werden, interessanter Weise liegen alle im nordöstlichen Hangwald des Untersuchungsgebietes zwischen 1.300 und 1.600 m (Abt. 406/a). Nacheinander konnten diese Reviere am 3.5. bestätigt werden, wobei das erste Territorium nördlich der Jagdhütte Ochsenboden auf knapp 1.600 m liegt; hier trommelte ein Dreizehenspecht intensiv. Entlang des Steiges, der von der Hütte aus fast parallel zum Hang nordwärts läuft, trommelte ein weiteres Exemplar, durch den Einsatz der Klangattrappe kam dann das Paar nahe an uns heran (1.400 m). Nur etwa 300 m 7

weiter entlang des Steiges kam nach Locken ein weiters vom unterhalb liegenden Hangwald herauf und antwortet auf den vermeintlichen Rivalen mit heftigem Schimpfen und auch mit Trommeln. Aus diesem Bereich war Trommeln auch am 4.5. zu hören, am 31.5. zeigte dieses wieder dasselbe Verhalten wie am 3.5., in den beiden anderen Revieren waren die Dreizehenspechte jedoch zu keiner Reaktion mehr zu bewegen. Alle drei Reviere lagen in alten, steilen Hangwäldern, die mit Lawinenschneisen durchbrochen waren. Die lückigen Bestände sind hier von der Fichte dominiert, vereinzelt sind Tannen beigemischt, bergwärts nimmt der Lärchenanteil zu. Im gesamten Hangbereich herrscht ein relativ hoher Totholzanteil. Auch der Sturm Kyrill hat im Jänner 2007 wieder Einzelstämme (v.a. Fichten) entwurzelt, sodass hier mit einer anhaltend guten Nahrungssituation zu rechnen ist. Erstaunlich war die geklumpte Verteilung der Dreizehenspecht-Reviere im Untersuchungsgebiet trotz des großflächig durchaus geeignet erscheinenden Waldbildes. So waren unterhalb der Jagdhütte Ochsenboden etliche frisch behackte Käferfichten zu finden, hier gelang aber kein Spechtnachweis. Möglicherweise waren die Spechte hier auch nur im Winter aktiv gewesen. Im Fichtenaltholz unterhalb der Edtbauernalm, wo G. FISCHER und N. ZIERHOFER im Sommer 2006 zwei Dreizehenspechte beobachten konnten, gelang 2007 kein Nachweis mehr. Bemerkenswert war außerdem das völlige Fehlen dieser Spechtart (und auch aller übrigen Arten) in den Lärchenwäldern zwischen 1.500 und 1.700 m. Möglicherweise liegt das hier am Mangel von Totholz; alte Ringelspuren (viele Jahre alt) bezeugen aber, dass zumindest in früheren Jahren diese Lärchenwälder wenigstens im Sommerhalbjahr auch vom Dreizehenspecht genutzt wurden. Weitere Spechtarten Überraschend war das Fehlen des Schwarzspechtes (Dryocopus martius) im Rottal, es konnten auch keine aktuellen Hackspuren gefunden werden; ein altes Fraßloch in einem kernfaulen Stamm (Rossameisen) konnte 2006 durch N. ZIERHOFER entdeckt werden. Für ein Vorkommen des Weißrückenspechtes (Picoides leucotos) ist der Laubholzanteil zu gering. Bestenfalls im äußersten Nordosten des Untersuchungsgebietes (Abt. 406/a) wäre ein potenzielles Vorkommen denkbar, auf den Einsatz der Klangattrappe kam jedoch keine Reaktion. Eulen Strigiformes Raufußkauz Aegolius funereus Der Raufußkauz besiedelt im Alpenraum Bergmischwälder von 1.000 m bis an die Waldgrenze. Zur Brut ist der er auf das Vorhandensein von Schwarzspecht-Höhlen angewiesen. In Mäusejahren kann es zu gehäuftem Auftreten kommen, in schlechten Jahren bleiben die dagegen oft unverpaart. Der einzige Nachweis während der Kartierungsarbeiten im Rottal gelang am 17.4. durch ein singendes ; im Morgengrauen waren Rufreihen ab 5:25 vom Hangwald im Bereich der Edtbauernalm (ca. 1.400 m, Abt. 406/g) zu hören. Da der singende Kauz sich am äußersten Westrand des Untersuchungsgebietes aufhielt und außerdem nur am 17.4. zu hören war, kann davon ausgegangen werden, dass große Revierteile im Bereich Edtbauernalm/Hutterer Höss liegen. Der Raufußkauz nutz gerne Almböden mit lichter Waldstruktur als Jagdflächen. Das Vorkommen am Rand der 8

Kartierungsfläche kann daher gemäß den Richtlinien einer Revierkartierung nur als halbes Revier gewertet werden. Weitere Eulenarten Erstaunlich war das Fehlen von Nachweisen des Sperlingskauzes (Glaucidium passerinum). Von dieser kleinsten heimischen Eulenart wäre ein Vorkommen in fichtendominierten Althölzern durchaus zu erwarten gewesen. Trotz häufigem Locken gelang aber kein Nachweis, das heftige Schimpfen von Singvögeln als Reaktion auf das Locken zeigt zwar, dass die Vögel ihren Todfeind kennen. Dieser indirekte Hinweis reicht aber bestenfalls für die Annahme aus, dass der Sperlingskauz vielleicht in manchen (mäusereichen) Jahren hier auftaucht. Raufußhühner Tetraonidae Auerhuhn Tetrao urogallus Das Auerhuhn ist am Alpennordrand ein typischer Bewohner von alten Fichten- und Mischwäldern in der montanen Stufe. Nach Angaben des Revierförsters P. JÄGER bestand früher ein Balzplatz im Fichtenaltbestand nahe der Unteren Edtbauernalm. Nach den Windwürfen der vergangenen Jahre (und wohl auch wegen deren Aufräumung) wurde dieser aber aufgegeben. Während der Kartierungsarbeiten konnten regelmäßig Auerhühner festgestellt werden, und zwar ausschließlich im Nordosten des Untersuchungsgebietes, mehrfach direkt an der Forststraße. Die Beobachtungen gelangen alle in Seehöhen von 1.200-1.300 m (Abt. 406/a/c). Am 16.4. wechselte 1 direkt vor dem Auto die Forststraßenböschung hinauf, am 17.4. flog ein Paar vom Rand einer Lawinenschneise auf. Am 19.4. saßen Hahn und Henne direkt beiderseits der Forststraße auf Buche bzw. Lärche. Am 4.5. waren am neu lokalisierten Balzplatz 3 Hähne (2 davon balzend) und 1 Henne zu beobachten! Am 31.5. flog wiederum 1 vom Rand einer Lawinenschneise ab. 2 Hennen gleichzeitig wurden hier im Mai von einem Forstarbeiter gesehen. Regelmäßige Beobachtungen und vor allem das Vorhandensein eines Gruppenbalzplatzes mit 3 Hähnen deutet auf gute Habitateignung des Unteren Rottales für das Auerhuhn hin. Leider liegt das offensichtliche Zentrum des Vorkommens nur wenige hundert Meter innerhalb der Schutzgebietsgrenze! Das Vorkommen wird also zumindest zum Teil auch von allen forstlichen Maßnahmen außerhalb des Naturschutzgebietes (Kahlschläge, Straßenbau usw.) betroffen sein. Auch die Bejagung ist außerhalb des Schutzgebietes derzeit noch möglich. Im Naturschutzgebiet Warscheneck-Nord wird auf den Abschuss von Raufußhühnern in Zukunft verzichtet, lediglich ein Teil des Rottales ist von dieser Vereinbarung ausgenommen. Hier sollte unbedingt seitens der Naturschutzbehörde ein Jagdverzicht auf Raufußhühner auf der Gesamtfläche des Naturschutzgebietes angestrebt werden! 9

Birkhuhn Tetrao tetrix Das Birkhuhn ist ein Bewohner lichter Waldbereiche (Lärche-Fichte, Lärche-Zirbe) und von Almen ab ca. 1.400 m bis an die Baumgrenze. Waldweidegebiete sind aufgrund des offenen Charakters gerne besiedelt, allerdings darf die Deckung bietende Zwergstrauchschicht nicht unter einem zu hohen Viehbestand leiden. Zumindest bei allen morgendlichen Begehungen war 1 Hahn immer aus dem Bereich des Ochsenbodens (1.650 m, Abt. 406/n) zu hören. Am 4.5. balzten trotz Föhnsturm 2 alte Hähne im lichten Lärchenwald auf 1.680 und 1.730 m. Alle Förster hätten hier aber einhellig einen höheren Bestand vermutet! Die tiefer gelegenen Waldbereiche sind für dieses Raufußhuhn nicht nutzbar, höher liegende Lärchenwälder (außerhalb des eigentlichen Untersuchungsgebietes) im Oberen Rottal konnten aber akustisch gut abgedeckt werden. Die Dichteangabe beim Birkhuhn (Abb. 2) bezieht sich daher auf den effektiv nutzbaren Lebensraum im Untersuchungsgebiet und in den südlich angrenzenden Lärchenwäldern, wobei hier die kartierte Fläche ebenfalls ca. 240 ha beträgt. Haselhuhn Bonasa bonasia Das Haselhuhn ist ein eher Wärme liebendes Raufußhuhn, das Dickungen und Gebüsch am Rand natürlicher Sukzessionsflächen, von Windwürfen und Lawinenschneisen besiedelt. Wichtige Nahrungsgrundlage sind Weichhölzer wie Hasel, Weiden, Erlen, Ebereschen usw., die Knospen bzw. Früchte bieten. Dieser sehr verborgen lebende und daher schwer methodisch zu erfassende Hühnervogel ist mit Sicherheit im überwiegend nordexponierten Rottal ziemlich selten. Der einzige Nachweis gelang am 19.4. durch einen Losungsfund (1.550 m, Abt. 406/a). Eine Bestandsschätzung ist bei diesem Raufußhuhn aufgrund dieses Zufallsfundes und ohne gezielte Erhebungen nicht möglich. Art Rev. im UG (240 ha) Abundanz (Reviere/100 ha) Auerhuhn Tetrao urogallus 3 1,25 Birkhuhn Tetrao tetrix 2 0,91 Haselhuhn Bonasa bonasia Mind.1? Raufußkauz Aegolius funereus 0,5 0,21 Grauspecht Picus canus 1 0,42 Dreizehenspecht Picoides tridactylus 3 1,25 Buntspecht Picoides major 1 0,42 Abb. 6: Revierzahlen der kartierten Vogelarten im Untersuchungsgebiet (240 ha), sowie deren Abundanz (Reviere pro 100 ha) Weitere für das Gebiet bedeutende Vogelarten Sperber (Accipiter nisus): Nach einem Brutnachweis am 10.8.2006 im Unteren Rottal gelang 2007 nur die Beobachtung eines kreisenden Sperbers am 17.4. Bergpieper (Anthus spinoletta): Verbreiteter Brutvogel im Warscheneck-Gebiet. Auf der Almfläche des Ochsenbodens sangen am 4.5. 2 auf knapp 1.700 m. 10

Ringdrossel (Turdus torquatus): Verbreiteter Brutvogel in der hochmontanen und subalpinen Stufe im lichten Nadelwald und in der Latschenregion. Mehrfach singende, am 4.5. ein Paar beim Nestbau in den Latschen nahe der Almfläche Ochsenboden. Tannenhäher (Nucifraga caryocatactes): Verbreiteter Brutvogel in den Lärchen- Zirbenwäldern des Gebietes. Beobachtungen gelangen in tieferen Lagen am 3.5. und 31.5. (jeweils 1 Exemplar im Nadelmischwald). Kolkrabe (Corvus corax): Beobachtungen gelangen regelmäßig, am 17.4. werden 5 kreisende Kolkraben von einem Mäusebussard attackiert. Am 3.5. warnen 2 Altvögel vor den Felsen der Wildalmleiten, hier dürfte sich der Horststandort befinden. Überregionale Bedeutung des Gebietes aus ornithologischer Sicht Jeweils wesentliche Flächenanteile des geplanten Schutzgebietes liegen in der Montan-, der Subalpin- und der Alpinstufe. Diese drei Höhenstufen beherbergen charakteristische Vogelarten des Alpenraumes bzw. speziell des Alpennordrandes, die zum Teil auch nach der EU-Vogelschutzrichtlinie im Anhang I besonders geschützt sind (siehe Abb. 7). Diesen Vogelarten wurde daher besonderes Augenmerk geschenkt, obwohl weder die bereits bestehenden, noch das geplante Naturschutzgebiet zum Europa-Schutzgebietsnetz Natura 2000 gehören. Die Kartierung 2007 betraf nur die Montan- und Subalpinstufe im westlichsten Teil des künftigen Naturschutzgebietes Warscheneck-Nord. Unbewaldete Flächen und die gesamte Alpinstufe blieben unberücksichtigt. Da es sich beim Untersuchungsgebiet 2007 überwiegend um nordexponierte Bereiche handelt, sind vermutlich Wärme liebende Vogelarten im Vergleich zu den Südabhängen des bereits bestehenden Naturschutzgebietes in geringerer Dichte vertreten (z.b. Wespenbussard, Alpenschneehuhn, Grauspecht, Schneesperling). Aufgrund mangelnder Erhebungen handelt es sich bei diesen Vermutungen nur um Erfahrungswerte aus vergleichbaren Lebensräumen, die derzeit allerdings nicht konkret zu belegen sind. Aufgrund des hohen Nadelwaldanteiles fehlen typische Laubwaldbewohner wie Weißrückenspecht (Picoides leucotos) oder der Zwergschnäpper (Ficedula parva). Falls diese beiden Anhang I-Arten überhaupt im künftigen Naturschutzgebiet vorkommen, dann sind sie zumindest sehr selten. Unter den Wald bewohnenden Vogelarten kommt dem Naturschutzgebiet besondere Bedeutung für Dreizehenspecht, Auerhuhn und Birkhuhn zu. Von den alpinen Arten (ohne konkrete Kartierungsarbeit) sind hier besonders Alpenschneehuhn (Lagopus mutus), Alpenbraunelle (Prunella collaris) und Schneesperling (Montifringilla nivalis) zu nennen. 11

Art Anhang I Rote Liste Österreich Auerhuhn Tetrao urogallus ja VU Birkhuhn Tetrao tetrix ja NT Haselhuhn Bonasa bonasia ja NT Raufußkauz Aegolius funereus ja NT Grauspecht Picus canus ja NT Dreizehenspecht Picoides tridactylus ja LC Buntspecht Picoides major nein LC Abb. 7: Schutzstatus der erhobenen Vogelarten gemäß der EU-Vogelschutzrichtlinie und Gefährdungsstatus nach der Roten Liste der Brutvögel Österreichs. Einstufungskriterien der Roten Liste der Brutvögel Österreichs: RE regional ausgestorben oder verschollen, CR vom aussterben bedroht, EN stark gefährdet, VU gefährdet, NT Gefährdung droht, LC nicht gefährdet Managementvorschläge für das Rottal Forstwirtschaft Die forstliche Nutzung wird im Naturschutzgebiet Warscheneck-Nord eingestellt. Ausnahmen sind aber bei Elementarereignissen wie Sturmschäden oder Schneedruck zur Verhinderung von Borkenkäfern-Kalmitäten weiterhin möglich. Um die Spechtlebensräume auf Dauer zu sichern, wäre ein Verzicht auf Aufarbeitung von Schadholz unbedingt dort zu empfehlen, wo keine Massenvermehrung von Borkenkäfern zu erwarten ist. Das wäre etwa in artenreichen Mischwäldern mit geringem Fichtenanteil der Fall. Umgeworfene Stämme von Tanne, Lärche und Laubbäumen sollten als Totholz im Bestand verbleiben. Altes, stehendes Totholz, von dem keine Borkenkäfer-Vermehrung mehr ausgehen kann (auch Fichte!), sollte ebenfalls nicht genutzt werden. Es bietet einerseits eine wichtige Nahrungsgrundlage für Spechte, andererseits auch potenzielle Brutplätze. Auf einen weiteren Ausbau von Forststraßen und Bringungswegen sollte ebenfalls verzichtet werden, um eine weitere Zerschneidung geschlossener Waldflächen zu verhindern. Almwirtschaft Durch die Freiweideflächen und die Waldweide in den höheren Lagen im Lärchen- Fichtenwald bzw. Lärchen-Zirbenwald entstehen offene Bereiche, die für einige Vogelarten als Nahrungsflächen dienen, andererseits auch Brutplätze bieten. Für Ringdrossel und Bergpieper, aber auch Beutegreifer wie Turmfalke, Raufußkauz, Kolkrabe oder auch Steinadler sind Almen wichtige Jagdgebiete. Besondere Bedeutung kommt den offenen Waldbereichen der Hochmontan- und Subalpinstufe als Lebensraum des Birkhuhnes zu. Bei einem Wegfall der Waldweide würde sich in 12

diesen Waldbereichen vermutlich ein dichter Latschenbestand ausbilden und das Birkhuhn-Habitat stark entwerten. Auf eine Erschließung des Ochsenbodens mit einer Forststraße sollte auf jeden Fall verzichtet werden! Tourismus Nachdem die Pläne für eine Schiabfahrt durch das Rottal nun endgültig vom Tisch sind (Mag. K. RUSSMANN, mündl. Mitt.), muss hier mit weiteren touristischen Maßnahmen sehr sorgsam umgegangen werden. Eine Mauntainbike-Route verläuft bereits im Nordteil des Rottales auf einer Forststraße bzw. auf einem Rückeweg zur Edtbauernalm und auf die Hutterer Höss. Eine Freigabe weiterer Radwege ist aus naturräumlichen Gründen hier kaum möglich. Auch auf die Einrichtung markierter Wanderwege im Rottal (etwa entlang von Jagdsteigen) sollte aus Störungsgründen, vor allem zum Schutz der Raufußhühner, verzichtet werden. Literatur Aus Kostengründen erfolgte keine eingehende Literaturrecherche! BRADER, M. & G. AUBRECHT, Wiss. Red. (2003): Atlas der Brutvögel Oberösterreichs. Denisia 7, 543 S. FRÜHAUF, J. (2005): Rote Liste der Brutvögel (Aves) Österreichs. In: Rote Listen gefährdeter Tiere Österreichs. Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, Wien. Böhlau Verlag. Grüne Reihe des Lebensministeriums 14/1: 63-165. 13