San Andres, Kolumbien Eine Famulatur im Paradies Kontaktaufnahme Über mehrere Ecken hat eine Freundin über ein Jahr vor unserem Auslandsaufenthalt erfahren, dass es in der Karibik eine kleine kolumbianische Insel namens San Andres gibt, auf der zwei Krankenhäuser stehen. In einem der beiden, so der Bekannte, gäbe es die Möglichkeit, eine Famulatur zu absolvieren. Nach kurzer Bedenkzeit haben wir zu dritt eine Anfrage per Mail geschickt und schon (Geduld muss man definitiv mitbringen, denn Zeit hat eine andere Dimension auf dieser Insel) ein paar Monate später haben wir eine Einladung zur Famulatur erhalten. Bis dahin war noch viel zu erledigen: Eine Versicherungsbestätigung einholen, Impfungen auffrischen, Impfpass einscannen und schicken, Flüge suchen, Unterkunft finden etc. Organisation der Unterkunft Über den Bekannten, den ich schon oben erwähnt habe, haben wir eine Unterkunft bei einem seiner Freunde auf der Insel gebucht und wurden dort am ersten Abend von einem Taxi abgeliefert. Die Unterkunft mussten wir danach allerdings mehrmals wechseln und empfehlen allen, sich erst vor Ort eine zu suchen, um sie auch wirklich zu sehen bevor man einzieht. Sonst gibt es böse Überraschungen in Tier- und Schmutzform. Es gibt aber kein Problem, auf der Insel eine Unterkunft zu finden, da sie vollgepflastert ist mit Hotels und Apartments. Die Kosten sind aber oft überraschend hoch, dafür, dass die Standards weit unter unseren liegen. unser erstes Apartment
Famulatur Der Beginn der Famulatur war etwas steinig, weil die Versicherungsbestätigung, die wir anfangs geschickt haben, laut der Mutteruniversität nicht das abgedeckt hat, was nötig gewesen wäre. Also haben wir in San Andres eine weitere Versicherung abgeschlossen und nachdem wir einen ganzen Tag nur damit verbracht hatten, diese zu bekommen und im Krankenhaus abzugeben, durften wir doch starten. Alles danach hat den etwas schweren Start aber wettgemacht. Wir durften uns im Krankenhaus eigentlich vollkommen frei bewegen und nachdem es nicht besonders groß war, haben wir relativ schnell die meisten Ärzte gekannt und wurden auch von ihnen angesprochen, falls sie kurz auf anderen Stationen waren und sie haben uns Bescheid gegeben, falls es auf ihrer Station gerade einen besonders spannenden Fall gegeben hat. Die Ärzte nehmen sich für die PatientInnen wahnsinnig viel Zeit, was auf der einen Seite für die PatientInnen, die gerade im Behandlungszimmer sind sehr positiv ist, für die, die draußen warten allerdings einige Nachteile mit sich bringt. So sind Wartezeiten von mehreren Stunden nicht unüblich und bis man einen Termin bekommt kann es schon einmal mehrere Wochen dauern. Was sie in der langen Zeit über den Patienten die Patientin herausfinden oder an ihm/ihr behandeln ist nicht mehr, als bei uns in der kurzen Zeit passiert, die Verbindung zu den PatientInnen ist aber eine bessere und es gibt kaum Berührungsängste. Manche Ärzte verteilen liebend gerne Umarmungen und Wangenküsse und werden nicht müde mehr als 50 Mal am Tag vor zu zeigen, wie man richtig aufsteht und dabei seinen Rücken schont. Bei OPs läuft es gleich ab, für manche brauchen sie mehrere Stunden, weil sie sich einfach Zeit lassen und dafür mit allen, die sich im OP befinden tratschen und sich auch mit allen gut verstehen. Das Klima ist also nicht vergleichbar mit Österreich und wir haben uns meistens sehr wohl gefühlt. Arbeitszeiten waren von 7.30 16.00, wobei das eher eine Richtlinie war und der Start meistens erst um 8.30 oder 9.00 Uhr war. Die Mittagspausen sind auch eher ausgedehnt. Sie haben also keinen Stress, was auch gut ist, schließlich arbeiten sie Montag bis Samstag und haben im Jahr nur drei Wochen Urlaub. Burnout beugen sie offensichtlich über ihre lockere Arbeitsweise vor. Die Fahrt von der ersten Unterkunft zum Krankenhaus war eher abenteuerlich mit einem kleinen Bus und danach haben wir fast neben dem Krankenhaus gewohnt. Zum Herumkommen auf der Insel ist ein Moped von Vorteil, aber nur, wenn man sich traut dort zu fahren. Vor allem, nachdem man den OP gesehen hat, in dem es zwar alles gibt, allerdings am Stand von vor einigen Jahr(zehnt)en. Die Ausbildung in Kolumbien ist anders als bei uns und schon ab dem dritten Studienjahr werden die StudentInnen in das Klinikleben vollkommen integriert und tragen viel Verantwortung. Nicht unüblich ist es, dass bereits im vierten Jahr eigenständig Operationen durchgeführt werden. San Andres San Andres ist eine sehr kleine Insel, die aber, sobald man dort ist, erstaunlich groß erscheint. Mit ihren 12 km Länge und 2 km Breite an der breitesten Stelle ist sie mit einem Moped in einer Stunde
umfahrbar. Zu Fuß oder mit dem öffentlichen Bus dauert es allerdings lange und der Bus fährt auch nicht überall hin. Das Zentrum im Norden ist komplett asphaltgepflastert und voll mit Häusern, vor allem Hotels und Geschäften, da es sich um eine Freihandelszone handelt. Auf dem Rest der Insel leben weniger Menschen und der 85 m hohe Berg La Loma bildet den höchsten Punkt. Sicherheit ist in allen Gebieten gewährleistet, solange man sich entsprechend verhält. Je nach Auskunftsgeber gibt es dazu allerdings unterschiedlichste Informationen. San Andres ist ein Taucherparadies und das haben wir selbst nachprüfen können in unserer freien Zeit. Glasklares Wasser mit 28 Grad, selbst in 15 Metern Tiefe noch. Alles in Allem würde ich eine Famulatur in San Andres im Amor de Patria Krankenhaus nur dann empfehlen, wenn man viel Geduld und Durchhaltevermögen mitbringt, sonst wird man wahrscheinlich vier Wochen damit verbringen, die Erlaubnis zu erhalten, dass man anfangen darf. Wir hatten das Glück, dass wir zu dritt waren und noch dazu die Freundin des Bekannten uns geholfen hat und dem Subdirector ordentlich Druck gemacht hat. Wäre sie nicht dabei gewesen, hätte er uns wahrscheinlich immer mit irgendeiner Ausrede weggeschickt. Eva Baumgartner Bei Fragen bitte an eva_baumgartner@gmx.at wenden. typisches Häuschen
Vor dem Krankenhaus Der wunderschöne City Beach
San Luis versunkenen Schiffe Tauchen bei einem der unzähligen