Über Phacidiutn fennicutn sp. nov. und verwandte Arten auf Kiefernadeln

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Transkript:

Über Phacidiutn fennicutn sp. nov. und verwandte Arten auf Kiefernadeln H. BUTIN & U. SÖDERHOLM Institut für Pflanzenschutz im Forst, Biologische Bundesanstalt für Landund Forstwirtschaft, D-3510 Hann. Münden, Bundesrepublik Deutschland Summary. A new species of the ascomycetous genus Phacidium FT., Phacidium fennicum BUTIN sp. nov., is described, found on dead needles in the southern part of Finland. The ecological situation of the new species is characterized by a snow cover in wintertime, when the needles are on the ground. A comparative study with the related species Phacidium lacerum FR. and Ph. infestans KARST, emphasizes the morphological and physiological characteristics of Phacidium fennicum. Einleitung Bei Untersuchungen der Pilzflora von Südfinnland wurden am 18. 4. 1982 auf Nadeln von Pinus sylvestris Fruchtkörper eines Diskomyzeten angetroffen, die nach ihrem äußeren Erscheinungsbild entweder zu Lophophacidium LAGERBERG oder Phacidium FR. gehören mußten. Eine nähere Bestimmung konnte nicht durchgeführt werden, da die Aszi noch nicht ausgereift waren. Bei einer gezielten Nachsuche am 16. 5. 1982 wurde der Pilz schließlich im reifen Zustand angetroffen. Bei dem Fundort handelt es sich um einen Kiefern Fichten-Mischbestand in der Gemeinde Kangasala in der Nähe der Stadt Tampere (Provinz Etelä-Häme) in Südfinnland. Anhand des ausgereiften Materials konnte die Probe eindeutig zur Gattung Phacidium FR. gestellt werden (v. ARX & MÜLLER, 1954; DENNIS, 1978). Von den auf Kiefernnadeln vorkommenden PJiacidiwm-Arten sind bisher Phacidium lacerum. FR. und Ph. infestans KARST, beschrieben worden. Von diesen Arten zeigt vor allem Ph. lacerum mit dem von uns aufgefundenen Pilz sowohl in morphologischer Hinsicht als auch in der Ausbildung einer gleichartigen Nebenfurchtform (Formgattung Ceuthospora) gewisse Ähnlichkeiten. Bei einem genaueren Vergleich lassen sich jedoch starke Abweichungen nachweisen, so daß eine Identität unseres Pilzes mit Ph. lacerum ausgeschlossen werden muß. Da in der Literatur keine zutreffende Beschreibung gefunden werden konnte, soll der hier diskutierte Pilz als neue Art vorgestellt werden. Phacidium fennicum BUTIN sp. nov. Ascomata epi- et hypophylla, applanata, subcirculata vel ellipsoidea vel elongata, 1 2 mm diam., solitaria vel saepe ad lineam usque ad 6 mm 21

Verlag Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H., Horn, Austria, download unter www.biologiezentrum. longitudine coalescentia, intra- vel subepidermalia nascentia, ante aperiendum epidermide atro-nitida tecta, in maturitate et in statu humectato epidermidi fissuris quadri- vel septilobatis irregulariter dehiscenti, cum disco convexo subviride-griseo aperientia. Stratum tectricum epidermide fixum; pars exterior cellulis atro-brunneis, irregulariter rotundatis, 3 4 j.m crassis composita, pars interior cellulis hyalinis ct tenuibus, in filis hyalinis, 30 40 ^m longis terminans. Stratum basale 40 60 im erassum, cellulis brunneolis irregulariter rotundatis et elongatis compositum. Asci clavati, pedicellati, 80 100 (im longi, 9 10.im lati, ad apice acutiusculi, apicaliter di- vel tristichi et basaliter monostichi; ascosporae fusiformes, rectae interdum leniter curvatae, hyalinae, non septatae, 13 16 p.m longae, 3,5 4,5 (im latae, ad apices leniter acutatae; paraphyses filiformes, ad apicem curvatae et paulo incrassatae. Conidiomata epidermidem nigram erumpentia, solitaria vel aggregata, turn coalescentia, pulvinata, ellipsoidea vel elongata, 0,8 1,2 mm longa, 0,4 0,8 mm lata, in statu humectato subroseacinerea epidermidem nigram erumpentia, atro-punctata, cum loculis 20 40 immersis; conidia cylindrica, hyalina, 16 18 [im longa, 2,8 3,2 \im lata, ad apice uno cum velo infundibuliformi tenui ornata; ad formam Ceuthosporam pertinentia. Hab. in foliis emortuis Pint sylvestris, Finland, Kangasala, Vihtinen Killinmäki; legit U. SÖDERHOLM 16. 5. 1982; typus depositus in herbario ZT, Zürich (Helvetia); cultura deposita in CBS, Baarn (Hollandia). Beschreibung Der Pilz entwickelt sich sowohl auf der Ober- als auch Unterseite von abgestorbenen Kiefernnnadeln. Die einzeln oder zu mehreren intraepidermal sich entwickelnden A s c o m a t a geben sich im trockenen Zustand durch schwärzlichglänzende, oval bis gestreckte und von der Epidermis noch überdeckte, kissenförmige Gebilde zu erkennen, die an Hysterothezien erinnern. Im reifen Zustand reißt die Epidermis zunächst mit einem Längsriß auf, dem weitere Einrisse in die Epidermis folgen, so daß schließlich die blaß grünlich-graue Fruchtscheibe frei zu liegen kommt, umrahmt von vier bis sieben unregelmäßig großen Epidermislappen (Abb. 1 A). Die einzelnen A p o t h e z i e n sind 1 bis 2 mm im Durchmesser; nicht selten liegen mehrere Fruchtkörper reihenweise hintereinander, so daß langgestreckte, Lophophacidium-artige Ascomata entstehen, die eine Länge bis zu 6 mm erreichen können. Die lappig aufreißende D e c k s c h i c h t ist außen fest mit der emporgewölbten Epidermis verwachsen. Außen besteht sie aus braunen, unregelmäßig rundlichen, dickwandigen, 3 4 fim großen Zellen; nach innen schließen sich dünner wandige, hellere und gestreckte Zellen an, die schließlich in stift- oder fadenförmige, 30 40 (im lange Zellen endigen. Am Rand sind diese Fäden unmittelbar mit der Hymeniumschicht verbunden, wo sie die Rolle von Paraphysoiden übernehmen. Die 40 60 [im dicke Basalschicht besitzt ein reduziertes, fast fehlendes Stroma von hyalinen bis schwach bräunlichen, in senkrechten Reihen angeordneten Zellen, die nach unten zu von unregelmäßiger gestalteten, rundlichen oder verflochtenen Zellen abgelöst werden (Abb. IB). 22

Verlag Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H., Horn, Austria, download unter www.biologiezentrum. Abb. 1. Ascomata von Phacidium fennicum. A Nadelabschnitt mit drei unterschiedlich reifen Ascomata; B Querschnitt durch einen Fruchtkörper (Teilansicht) ; C zugehörige Askosporen (A Vergr. 10 X; B Vergr. 400 X; C Vergr. 1000 X). Die dicht nebeneinander stehenden A s z i sind keulenförmig langgestielt, oben wenig zugespitzt, stets achtsporig und 80 100 X 9 10 um groß, an der Spitze mit Melzer's Reagenz nicht oder nur schwach blauend. Die Aszi sind von fadenförmigen Paraphysoiden umgeben, die am oberen Ende wenig verdickt und hakenförmig gekrümmt sind. Die im Askus oben zwei- bis dreireihig, unten einreihig liegenden A s k o s p o r e n sind ungleichseitig spindelförmig, einzellig, hyalin und 13 16 X 3,5 4,5 um groß (Abb. 1 C). Die F r u c h t k ö r p e r der K o n i d i e n f o r m finden sich oft in enger Vergesellschaftung mit der Hauptfruchtform. Sie stehen einzeln oder reihenweise, wobei Fruchtkörper verschmelzen können (Abb. 2 A). Im Frühstadium sind sie schwarzglänzend und noch von der Epidermis bedeckt. Später reißt die Epidermis in Längsrichtung auf und fällt teilweise ab, so daß die Conidiomata frei zu liegen kommen, eingefaßt von einem mehr oder weniger schmalen, schwarzen Epidermissaum. Die F r u c h t k ö r p e r sind kissenförmig gewölbt, 800 1.200 xm lang und 400 800 [im breit, im feuchten Zustand schwach rosa-grau und auf der Oberfläche mit mehreren schwarzen Punkten besetzt (Austrittsöffnungen der loculi). Die 200 300 (.im tiefen Condiomata setzen sich aus 20 bis 40 eiförmigen, eng aneinanderliegenden loculi zusammen, an deren Innenwand zahlreiche zylindrische, farblose und 16 18 X 2,8 3,2 [xm 23

große Konidien ausgebildete werden (Abb. 2 B u. C). An einem Ende sind die Sporen mit einem kurzen, leicht übersehbaren, trichterförmigen Anhängsel ausgestattet. Aufgrund dieser morphologischen Eigenarten läßt sich die vorliegende Konidienform unschwer in die Formgattung Ceuthospora einordnen. Nachdem Vertreter dieser Formgattung auch bei anderen Phacidiuvi-Arten als Nebenfruchtform nachgewiesen worden sind, ergibt sich indirekt eine Bestätigung für die richtige Einordnung des neuen Pilzes in die Ascomyzetengattung Phacidium. A B Abb. 2. Conidiomata von Phacidium jennicum. A Nadelabschnitt mit zwei Conidiomata; B Querschnitt (halbschematisch) durch ein Conidioma; C Konidiosporen (A Vergr. 20 X ; B Vergr. 40 X ; C Vergr. 1800 X). Auf Malzagar bildet sich zunächst ein weißes, dem Agar dicht anliegendes Myzel, das sich nach 7 Tagen oliv-grau verfärbt. Zu dieser Zeit beträgt der Durchmesser der Kultur (bei 20 C) 5 cm. Nach 3 Wochen liegt eine schwarz-graue, wenig wollige, schwach zonierte Myzelkultur ohne erkennbare Pyknidienbildung vor. Nach Beimpfen von sterilisierten Kiefernnadeln und Zweigstückchen entwickeln sich in feucht gehaltenen Erlenmeyerkolben bei Zimmertemperatur zahlreiche Pyknidien verschiedener Größe: In bis zu 250 [im großen, rundlichen Pyknidien werden 10 12 X 3,5 [xm große Makrokonidien gebildet; in den kleineren, meist flaschenförmigen Fruchtkörpern kommen 5 X 1,5 jim große, zylindrische Mikrokonidien zur Entwicklung, die in dicken, klebrigen Tropfen an der Fruchtkörperspitze nach außen treten. 24

Da der Pilz erstmals in Finnland aufgefunden wurde, wird für seine Bezeichnung Phacidium jennicum" vorgeschlagen. Das Typusmaterial ist im Herbar ZT, Zürich/Schweiz deponiert; eine Kultur findet sich in der Sammlung CBS, Baarn/Niederlande unter der Nummer CBS 457.83. Vergleichende Untersuchungen mit verwandten Arten Zur deutlicheren Abgrenzung des neuen Pilzes von verwandten Arten sollen zunächst die ebenfalls auf Kiefernnadeln vorkommenden Formen Phacidium lacerum und Ph. infestans herangezogen werden. Ihre Merkmalscharakteristik ist in Tabelle 1 wiedergegeben. r\ Abb. 3. Aszi und Askosporen von Phacidium lacerum (A), Ph. fennicum (B) und Ph. infestans (C). Vergr. der Aszi 500 X; Vergr. der Askosporen 1000 X). Was zunächst Phacidium lacerum anbetrifft, so ist diese Art einmal durch ihre relativ kleinen, rundlichen, 300 600 im großen, schokoladebraunen Apothezien charakterisiert, die von mehreren sternförmig aufreißenden Epidermislappen umsäumt werden. Die Unterseite der mit der Epidermiswand festverwachsenden Deckenschicht trägt nur kurze, stalaktitenartige Hyphen. Typisch sind auch die nicht über 80 xm Länge hinausgehenden, kurz gestielten, keuligen Aszi (Abb. 3 A), die von geraden Paraphysoiden umgeben sind. Die stets zu 8 im Askus zweireihig liegenden Askosporen sind spindelförmig und 8 14 X 3 4 [im groß, also durchschnittlich kleiner als die Askosporen von Ph. fennicum. Als Nebenfruchtform von Ph. lacerum ist Ceuthospora pinastri (Fr.) Höhn, bekannt, deren Sporen ebenfalls kleiner sind als die von Ph. fennicum. In Kultur auf Malzagar bildet der Pilz ähn- 25

lieh wie Ph. fennicum ein rasch wachsendes, grau-weißes Myzel, das sich später grau-braun verfärbt. Auch liegen die temperaturabhängigen Wachstumsoptima beider Pilze sehr eng beieinander (Abb. 4). Im Gegensatz zu Ph. fennicum lassen sich jedoch in den Agarkulturen von Ph. lacerum bereits nach wenigen Wochen reife Pyknidien mit Sporen nachweisen, die in Form und Größe den in der Natur vorkommenden gleichen (GREMMEN, 1960). mm 70 60 50 uo 30 20 10 1 Phacidium lacarum " Phacidium fennicum Phacidium inteitans L / /, *> "\ \ \ \\\\ \ \ \ \ \ \ \ 8 12 16 20 IS* 28 32 Abb. 4. Wachstumsgeschwindigkeit von drei Phacidium-Arten in Abhängigkeit von der Temperatur. Die Kurvenwerte sind Durchmesser von Myzelkulturen auf Malzagar nach 7 Tagen (Ph. -fennicum: Herkunft Tampere/Südfinnland, isoliert am 13. 5. 1982; Ph lacerum: Herkunft Hann. Münden, isoliert am 28. 6. 1982; Ph infestans: Herkunft Obersulzbachtal/Pinzgau, isoliert am 10. 8. 1982). Die dritte auf Kiefernnadeln vorkommende Phacidium-Art, Ph.. infestans, läßt sich ebenfalls mit Hilfe charakteristischer Artenmerkmale von Ph. fennicum trennen. So erreichen die Fruchtkörper von Ph. infestans eine Größe von nur 500 600 [im. Die Aszi und Askosporen sind bei dieser Art dagegen deutlich größer als bei Ph. fennicum (Abb. 3 C). Die Größe der Askosporen ist dabei erheblichen Schwankungen unterworfen, je nachdem, ob man Aszi mit 2, 4 oder 8 Sporen untersucht. Auf diese Unterschiede weisen u. a. PETEAK (1957) und DONAUBAUER (1964) hin. Zur einheitlichen Bewertung werden daher in Tab. 1 nur die Formen mit 8sporigen Aszi berücksichtigt. Was die Nebenfruchtform von Phacidium infestans anbetrifft, so scheint eine solche weder 26

Tabelle 1. Merkmalscharakteristik der auf Pinus vorkommenden nach Angaben verschiedener Autoren Phacidium-Arten Phacidium lacerum Ascomata: 300-600 [an v. AHX & MÜLLER (1954) 300-600 \im GBEMMEN (1960) 400-600 im BUTIN & SÖDERHOLM Aszi: 80-90 x7-8,5 \xm TERRIER (1942) 60-75 x7-9 um v. ARX & MÜLLER (1954) 73-85 X7,5-8,5 um GREMMEN (1960) 65-75 x7-9 um BUTIN & SÖDERHOLM Askosporen: 6,4-11,2x2-4 um TERRIER (1942) 8-12 X2-4 (im v. ARX & MÜLLER (1954) 9-11,5x3-4 (im GREMMEN (1960) 9-13 x3-4 [un BUTIN & SÖDERHOLM Konidien: 11,5-15,5x3-3,5 xm GREMMEN-1960) 13-15,5x3-3,5 um BUTIN & SÖDERHOLM Phacidium infestans (nur Formen mit 8sporigen Aszi) Ascomata: 500 (im BAZZIGHER (1978) 500-600 um BUTIN & SÖDERHOLM Askosporen: 19 x6,5(im BAZZIGHEK (1978) 15,6x6,8 um DONAUBAUER (1963) 18-22 X7-9 (im BUTIN & SÖDERHOLM Aszi: 130-160 x 13-17 (im TERRIER (1942) 90-140 xlo-18 (im MORIONDO (1958) 95-130 xl4-17 (im BUTIN & SÖDERHOLM Phacidium fennicum Ascomata: Ascomata in Reihe: Aszi: Askosporen: Konidien: 1.000-2.000 (im bis 6 mm lang (im 80-100x9-10 um 13-16x3,5-4,5 (im 16-18x2,8-3,2 (im in der Natur noch in Kultur ausgebildet zu werden. Auf Malzagar bildet der Pilz ein stets weiß bleibendes Myzel aus, das auch bei optimaler Temperatur von 15 C (BAZZIGHER, 1978) nur geringe Zuwachsraten aufweist (Abb. 4). Ökologie und Pathogenität Zur Bewertung der ökologischen und pathologischen Situation des Pilzes können nur wenige Einzelbeobachtungen herangezogen werden. So fanden wir Ph. jennicum ausschließlich an Nadeln abgeschnittener Zweige, die den Winter über am Boden gelegen hatten und mit Schnee bedeckt waren. Da der Pilz nie an Zweigen oberhalb der Schneedecke gefunden wurde, vermuten wir, daß der Pilz zu den snow-blight-fungi" gehört, die zu ihrer Entwicklung eine winterliche Schneedecke benötigen (EEID & CAIN, 1962). Ein wichtiger Vertreter dieser Gruppe ist z. B. auch Ph. infestans (BJÖEKMAN, 1948; BAZZIGHER, 1978). Ein typisches Merkmal aller dieser snow-blight-fungi ist die leichte Brüchigkeit der 27

Nadeln und ihre graue Verfärbung, die auch in unserem Fall beobachtet werden konnte. Über die pathogenen Eigenschaften des Pilzes lassen sich noch keine gesicherten Aussagen machen. Die bisherigen Beobachtungen sprechen eher für eine saprophytische Lebensweise. Erst weitere Untersuchungen werden darüber Aufschluß bringen können. Danksagung Die Betreuung der Reinkulturen sowie die Durchführung der Temperaturveruche wurde von Frau Ch. WAGNER übernommen und für die Anfertigung der Zeichnungen konnte die Graphikerin A. KRISCIIMN gewonnen werden. Beiden Mitarbeiterinnen möchten wir an dieser Stelle besonders danken. Für die Übersendung von Exsikkaten sind wir dem Direktor des Swedish Museum of Natural History in Stockholm zu Dank verpflichtet und Herr Prof. Dr. E. MÜLLER aus dem Mikrobiologischen Institut der ETH in Zürich war so freundlich, uns in taxonomischen Fragen zu beraten. Literatur ARX, J. von & MÜLLER, E. (1954). Die Gattungen der amerosporen Pyrenomyceten. Beitr. z. Kryptogamenflora d. Schweiz 11: 1 434. BAZZIGHER, G. (1978). Die Bekämpfung des Arven-Schneepilzes Phacidium injestans KARST. Schweiz. Z. Forstw. (Zürich) Jg. 129: 139 152. BJÖRKMAN, E. (1948). Studier över snöskyttesvampens (Phacidium injestans KARST.) biologi samt metoder för snöskyttets bekämpande. Medel. fran statens skogsforskningsinst. 37: 1 136. DENNIS, R. W. G. (1978). British Ascomycetes. J. Cramer, Vaduz, 585 S. DONAUBAUER, E. (1963). Über die Schneeschütte-Krankheit (Phacidium infestans KARST.) der Zirbe (Pinus cembra L.) und einige Begleitpilze. Mitt. Forstl. Bundes-Versuchsanst. Mariabrunn H. 60: 575 600. GREMMEN, J. (1959). Über zwei Phacidiaceae von Pinus silvestris L. Phytopath. Zeitschr. 35: 27 30. (1960). Conifer inhabiting fungi I. Nova Hedwigia 2: 547 553. MORIONDO, F. (1958). Sul disseccamento degli aghi Pino cembra in Alto Adige Accademia ital. science forest., Firenze, 17 S. PETRAK, F. (1957). Mykologische Bemerkungen. Sydowia XI: 337 353. REID, J. & CAIN, R. F. (1962). Studies on the organisms associated with "snowblight" of conifers in North America. II. Some species of the genera Phacidium, Lophophacidium, Sarcotrochila and Hemiphacidium. Mycologia 4: 481 497. STEARN, W. T. (1956). Botanical Latin. Th. Nelson, London, 566 S. TERRIER, Ch.-A. (1942). Essai sur la systematique des Phacidiaceae (FR.) sensu NANNFELDT (1932). Beitr. zur Kryptogamenflora der Schweiz 9: 1 99. 28