Dezentrale Stromvermarktung Wirtschaftliche und steuerliche Aspekte



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Transkript:

M A S L A T O N Rechtsanwaltsgesellschaft mbh Leipzig. München. Köln Hinrichsenstraße 16, 04105 Leipzig Florian Brahms, Rechtsanwalt Licence en droit francais MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Erlangen, 03.02.2013 1 Bürgerenergie EWERG e.g. Erstes Vernetzungstreffen der Bürgerenergiegenossenschaften Nordbayern

Referent Rechtsanwalt Florian Brahms Licence en droit français Rechtsanwalt Brahms betreut schwerpunktmäßig Mandate in sämtlichen Fragen des Energierechts und insbesondere des Rechts der Erneuerbaren Energien sowie der Kraft-Wärme-Kopplung. Hierbei widmet er sich sämtlichen vergütungsrechtlichen und anschlussrechtlichen Fragestellungen des EEG und des KWKG, begleitet Verfahren vor der Clearingstelle EEG und prüft umfassend Direktvermarktungsverträge. Ferner widmet sich Rechtsanwalt Brahms Fragen des europäischen Energierechts mit Schwerpunkt Frankreich. MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Erlangen, 02.03.2012 2

Inhaltsverzeichnis Die Themen: I. Einleitung II. Dezentrale vs. zentrale III. Strompreisbestandteile IV. BEG als Versorger MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Erlangen, 02.03.2012 3

I. Einleitung MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Erlangen, 02.03.2012 4

1. Zielstellung des EEG 2012 1 Abs. 2 EEG 2012 verfolgt dieses Gesetz das Ziel, den Anteil erneuerbarer Energien an der Stromversorgung mindestens zu erhöhen auf 1. 35 Prozent bis zum Jahr 2020, 2. 50 Prozent bis zum Jahr 2030, 3. 65 Prozent bis zum Jahr 2040 und 4. 80 Prozent bis zum Jahr 2050 Status 2011: ca. 20 % Anteil an der Stromerzeugung, ca. 11% am Gesamtenergieverbrauch Problemstellung der Marktintegration der Erneuerbaren Energien MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Erlangen, 02.03.2012 5

2. Zweck des EEG Gesamtziel: bis 2020 den Anteil an Erneuerbaren Energien am gesamten Bruttoenergieverbrauch (Strom, Wärme und Kraftstoff) auf 18 % bis 2020 zu erhöhen 1 Abs. 1 EEG 2012 Nachhaltige Entwicklung der Energieversorgung Verringerung der volkswirtschaftlichen Kosten Schonung fossiler Energieressourcen Weiterentwicklung von Technologien MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Erlangen, 02.03.2012 6

3. Zweck des EnWG 1 Abs. 1 EnWG Zweck des Gesetzes ist eine möglichst sichere, preisgünstige, verbraucherfreundliche, effiziente und umweltverträgliche leitungsgebundene Versorgung der Allgemeinheit mit Elektrizität und Gas, die zunehmend auf erneuerbaren Energien beruht Zwar ist das EEG lex speciales zum EnWG, jedoch muss der Zweck des EnWG ebenso berücksichtigt werden. Möglichst sichere und preisgünstige Versorgung mit Strom rückt zunehmend in den Fokus. EEG enthält bereits Regelungen, die grds. hätten im EnWG geregelt werden müssen. MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Erlangen, 02.03.2012 7

4. Entwicklung der Erneuerbaren Energien MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Erlangen, 02.03.2012 8

4. Entwicklung der Erneuerbaren Energien MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Erlangen, 02.03.2012 9

5. Zweckerreichung des EEG Der Zweck des EEG ist dann erreicht, wenn auch ohne die Förderung das Ziel nach 1 EEG erreicht werden kann. EEG als eines von mehreren Förderinstrumenten wesentlich für die bisherigen Investitionen in EE-Anlagen Durch das EEG wird aufgrund der Abnahmepflicht und der Vergütungspflicht das unternehmerische Absatz- und Preisrisiko minimiert Investitionen werden nur dann in EE auch ohne EEG getätigt werden, wenn sich diese amortisieren wesentlicher Faktor ist der zu erzielende Verkaufspreis für den Strom MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Erlangen, 02.03.2012 10

5. Zweckerreichung des EEG Sobald Netzparität (engl. grid parity ) eintritt, verliert das EEG seine Lenkungswirkung Grundregelung der Anschluss-, Abnahme- und Verteilungspflicht seitens des Netzbetreibers müssen auch weiterhin bestehen! Derzeitige Marktprämienregelung gibt keinen Bestandschutz (vgl. Managementprämienverordnung) und kann jederzeit geändert werden. Bereits für Biogasanlagen ab 750 kw mit Inbetriebnahme ab 01.01.2014 zwingend Direktvermarktung könnte auch zum Anlass für andere EE-Anlagen genommen werden. MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Erlangen, 02.03.2012 11

II. Dezentrale vs. Zentrale MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Erlangen, 02.03.2012 12

1. Strommarktdesign Die derzeitige Entwicklung des Strommarktdesigns ist kaum abzusehen. Zunächst Energiewirtschaft oligopolistisch geprägt, d.h. wenige Anbieter und viele Abnehmer, da Gesetzgeber selbst davon ausging, dass Wettbewerb im Stromsektor schädlich für die Versorgungssicherheit sei (EnWG 1935). Wettbewerb durch die EU verordnet und seit 1998 und mehrere Novellen des EnWG durchgesetzt wesentliches Element des Handels mit Strom sind Bilanzkreise Die Versorgungssicherheit wird durch den Regelenergiemarkt gewährleistet. MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Erlangen, 02.03.2012 13

2. Strommärkte Unterschiedliche Strommärkte stehen zur Verfügung, EEG sieht keine Einschränkung vor. OTC (Over The Counter) Freier Markt, keine Andienungspflicht an Börse Strompreis orientiert sich zumeist am Börsenwert Standardverträge (EFET-Rahmenvertrag) Börsenhandel EEX Stundenkontrakte am Spotmarkt, Intradaymarkt und Terminmarkt Börsenzulassung notwendig MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Erlangen, 02.03.2012 14

2. Strommärkte Preisbildung an der Strombörse: Angebots- Preis Erneuerbare Energien Strombedarf Referenzkraftwerk Börsenpreis Stromkapazität MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Erlangen, 02.03.2012 15

2. Strommärkte Merrit Order Effekt: Angebots- Preis Erneuerbare Energien Referenzkraftwerk Strombedarf Börsenpreis Stromkapazität MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Erlangen, 02.03.2012 16

2. Strommärkte Regelenergiemarkt Ausschreibung durch ÜNB, Regelenergie zu unterscheiden in Primärregelung, Sekundärregelung und Minutenreserve Hohe technische Anforderungen an die Anlage Kapazitätsanforderungen zur Bereitstellung von Regelenergie Möglichkeit der Bildung von virtuellen Kraftwerken Strompreis setzt sich aus Arbeitspreis für die bereitgestellte negative oder positive Stromkapazität und Leistungspreis für die tatsächliche Inanspruchnahme zusammen MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Erlangen, 02.03.2012 17

3. Direktvermarktung im Sinne des EEG Bereits EEG 2009 enthielt Vorschriften zur Direktvermarktung à insbesondere Pflichten des Anlagenbetreiber (z.b. einzuhaltende Anzeigefristen) à bisher nur für Anlagenbetreiber interessant, deren gesetzliche Einspeisevergütung unterhalb des Börsenpreises lag Im EEG 2012 erstmals finanzielle Förderung der Direktvermarktung durch Marktprämie eingeführt à Ziel: Anlagenbetreiber sollen Markterfahrungen sammeln, ohne finanziell schlechter gestellt zu werden als nach EEG à erstmals für sämtliche Erzeugungsarten wirtschaftlich MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Erlangen, 02.03.2012 18

3. Direktvermarktung im Sinne des EEG Direktvermarktung ist die Veräußerung von Strom aus Erneuerbaren Energien Anlagen an Dritte, vgl. 33a EEG 2012 Varianten der Direktvermarktung: Direktvermarktung zur Inanspruchnahme der Marktprämie Direktvermarktung zur Verringerung der EEG Umlage Sonstige Direktvermarktung Möglichkeit der anteiligen Direktvermarktung und Kombination der unterschiedlichen Varianten, vgl. 33 f EEG 2012 Wechsel zwischen den verschiedenen Formen unter Einhaltung von Fristen möglich MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Erlangen, 02.03.2012 19

3. Direktvermarktung im Sinne des EEG Keine Direktvermarktung 33a Abs. 1 im Sinne des EEG: Veräußerungen von Strom an Dritte gelten [ ] nicht als Direktvermarktung, wenn [ ] Anlagenbetreiber Strom aus Erneuerbaren Energien [ ] an Dritte Veräußern, die den Strom in unmittelbarer Nähe zur Anlage verbrauchen, und der Strom nicht durch ein Netz durchgeleitet wird. Netz im Sinne des EEG ist das Netz der allgemeinen Versorgung. Anteilige Direktvermarktung nur möglich, wenn die Prozentsätze an den Netzbetreiber mitgeteilt wurden und die Prozentsätze nachweislich jederzeit eigehalten wurden. MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Erlangen, 02.03.2012 20

4. Dezentral im EEG Abhängig vom jeweiligen Einzelfall, ob eine Überschusseinspeisung nach dem EEG möglich ist. Beachte: Der Anlagenbetreiber unterliegt der Andienungspflicht nach 16 Abs. 3 EEG 2012 Bestehen eines Vergütungsanspruches Vom Anlagenbetreiber selbst oder von einem Dritten in unmittelbarer räumlicher Nähe verbraucht und Nicht durch ein Netz durchgeleitet wird Änderung gegenüber der Rechtslage im EEG 2009! MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Erlangen, 02.03.2012 21

4. Dezentral im EEG Marktprämienmodell im Sinne des 33 EEG 2012 Faktische Vergütungskürzung 10 % wird nicht nach 32 EEG 2012 vergütet Dezentrale angezeigt Bestehen der EEG- Umlage? Keine Förderung des Eigenverbrauchs vergleichbar 33 Abs. 2 EEG 2009 Grünstromprivileg für Photovoltaikanlagen, vgl. 37 Abs. 3 EEG 2012 Lieferung an Letztverbraucher in unmittelbar räumlicher Nähe und nicht durch ein Netz durchgeleitet wird + Anzeige MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Erlangen, 02.03.2012 22

III. Strompreisbestandteile MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Erlangen, 02.03.2012 23

1. Allgemeines Vorab ist zu prüfen, welcher Strompreisbestandteile ggf. auch bei der Lieferung zu entrichten sind. Wesentliche Bestandteile des Strompreises sind: 1.Stromerzeugungskosten (sog. Gestehungskosten) 2.Netzentgelte (KWK-Umlage, Offshore-Haftung, 19 Abs. 2 StromNEV, Konzessionsabgaben) 3.EEG-Umlage 4.Stromsteuer 5.Mehrwertsteuer MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Erlangen, 02.03.2012 24

1. Allgemeines Quelle: Strom-Anbieter-Wechsel.de MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Erlangen, 02.03.2012 25

2. EEG-Umlagebefreiung Befreiung von der EEG-Umlage nach 37 Abs. 3 EEG 2012 Letztverbraucher stehen EVUs gleich, wenn sie Strom verbrauchen, der durch ein Netz durchgeleitet wird. Ausnahme: Stromentnahme zur zeitlich verzögerten Wiedereinspeisung Letztverbraucher betreibt die Erzeugungsanlage als Eigenerzeuger und verbraucht den erzeugten Strom selbst im räumlichen Zusammenhang zu der Stromerzeugungsanlage Sog. Eigenstromprivileg nur, wenn nicht durch ein Netz der allg. Versorgung durchgeleitet wird. Nur privilegiert, wenn es sich um dieselbe juristische Person handelt. Ansonsten liegt Liefervorgang vor. (zum EEG 2009, BGH, RdE 1010,225) MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Erlangen, 02.03.2012 26

2. EEG-Umlagebefreiung Problem: Lieferung im Konzernverhältnis Nur privilegiert, wenn es sich um dieselbe juristische Person handelt. Ansonsten liegt Liefervorgang vor. (zum EEG 2009, BGH, RdE 1010,225) Rechtsprechung ist wohl auf das EEG 2012 übertragbar, vgl. Gesetzesbegründung (BT-Drs. 17/6071, S. 83) [ ] es sei denn es handelt sich um eine Eigenerzeugung bei der dieselbe juristische Person den Strom erzeugt und ohne Nutzung eines Netzes der allgemeinen Versorgung verbraucht Gleichklang mit Stromsteuergesetz laut Gesetzesbegründung gewollt MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Erlangen, 02.03.2012 27

2. EEG-Umlagebefreiung Problem: Lieferung von Strom an Betreibermehrheit (sog. Betriebsführungsmodelle) Eigenverbraucher = Anlagenbetreiber im Sinne des 3 Nr. 2 EEG Anlagenbetreiberin oder Anlagenbetreiber im Sinne des EEG ist, wer unabhängig vom Eigentum die Anlage für die Erzeugung von Strom aus Erneuerbaren Energien oder aus Grubengas nutzt. BMU: Erforderlich ist, dass das unternehmerische/wirtschaftliche Risiko beim Anlagenbetreiber liegt. (Indizienbündel Einzelfallentscheidung!) BMU fordert nach einem jur. Gutachten, dass im 15 Minuten-Intervall die Abnahme der Beteiligung an der Erzeugungsanlage entspricht. Genossenschaft als eigenständige Person gegenüber den Genossen? MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Erlangen, 02.03.2012 28

2. EEG-Umlagebefreiung Problem: Verjährung des Anspruches des Übertragungsnetzbetreibers auf die EEG-Umlage Solange der Übertragungsnetzbetreiber keine Kenntnis von der Stromlieferung hat, beginnt die Verjährung nicht zu laufen. Erst mit Übermittlung der Daten seitens des Stromlieferanten beginnt die Verjährung von drei Jahren zu laufen. Gerade bei wackeligen Konstruktionen erhebliches Risikos, dass die EEG-Umlage zu einem späteren Zeitpunkt eingefordert wird Für diesen Fall muss das wirtschaftliche Risiko sich im Vertragswerk wiederfinden! MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Erlangen, 02.03.2012 29

3. Stromsteuer Steuerbefreiung nach 9 StromStG Strom aus Erneuerbaren Energien, wenn diese aus einem ausschließlich aus EE gespeisten Netz oder Leitung entnommen werden, 9 Abs. 1 Nr. 1 StromStG Wortlaut des Gesetzes restriktiv, sodass keine Mischung mit Graustrom erfolgen darf BMF: Ausschließlichkeit (+), wenn der Strom erst in Eigennetz oder einer Leitung am Ort der Erzeugung mit Strom aus EE vermischt wird (v. 30.11.2001 III A 1 V 4250 27/01) Strom zur Stromerzeugung, 9 Abs. 1 Nr. 2 StromStG 12 StromStV: Versorgung von Hilfs- und Nebenanlagen, Frischluftversorgung Brennstoffversorgung etc. Umstritten ist die Reichweite (erf. Beleuchtung, Klimatisierung) MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Erlangen, 02.03.2012 30

3. Stromsteuer Steuerbefreiung nach 9 Abs. 1 Nr. 3 StromStG Für Strom aus einer Anlagen bis 2 MWel, wenn: a) Wenn der Betreiber als Eigenerzeuger den Strom im räumlichen Zusammenhang zum Selbstverbrauch entnimmt oder b) Stromlieferung von demjenigen, der die Anlage betreibt oder betreiben lässt (sog. Contracting ), an Letztverbraucher im räumlichen Zusammenhang zur Anlage Beachte: Im StromStG gilt eine anderer Anlagenbegriff zur Bemessung der 2 MW als im EEG bzw. KWKG! Unmittelbar räumlicher Zusammenhang ist wohl nach der Auffassung des BFH weiter zu fassen als im EEG! Einzelfallprüfung. MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Erlangen, 02.03.2012 31

4. Bestandsschutz Nachträgliche Änderung der Rahmenbedingung Aktuelle Diskussion um Prüfung aller Ausnahmetatbestände, insbes. Eigenerzeugungsprivileg. Bestandsschutz ergibt sich aus dem Grundsatz, dass der Bürger u.u. darauf Vertrauen kann, dass seine getätigten Investitionen nicht enttäuscht werden. (hier: Art. 20, 14 GG) Gerade bei Steuertatbeständen unechte Rückwirkung möglich d.h. das Jahr ist Bemessungszeitraum. Bisher rechtlich ungeklärt, ob Eigenstromprivileg vom Bestandsschutz erfasst ist oder ob wieder der Jahreszeitraum gilt. Beachte: Grundsätzliche Worst-Case-Rechnung notwendig! MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Erlangen, 02.03.2012 32

IV. BEG als Versorger MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Erlangen, 02.03.2012 33

1. Allgemeines Grundsatz: EnWG anwendbar auf alle Leitungsgebundenen Energien (Strom und Gas) nicht jedoch Wärme Prüfung im Einzelfall, ob die Pflichten und wenn ja Pflichten durch die BEG zu erfüllen sind. Energieversorgungsunternehmen ist: Jede natürlich oder juristische Person, die Energie an andere liefern, ein Energieversorgungsnetz betreiben oder an einem Energieversorgungsnetz als Eigentümer Verfügungsbefugnis besitzen [ ] Ausnahmen: Betrieb einer Kundenanlage oder einer Kundenanlage zur betrieblichen Eigenversorgung MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Erlangen, 02.03.2012 34

1. Allgemeines Kundenanlage ( 3 Nr. 24a EnWG): Die sich auf einem räumlich zusammengehörenden Gebiet befinden Mit einem Energieversorgungsnetz oder mit einer Erzeugungsanlage verbunden ist Für die Sicherheit eines wirksamen und unverfälschten Wettbewerbs bei der Versorgung mit Elektrizität und Gas unbedeutend sind und Jedermann diskriminierungsfrei und unentgeltlich das Netz zur Verfügung stellt zur Wahl des Energielieferanten BNetzA: Beschl. BK6-10-208 v. 07.11.2011 MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Erlangen, 02.03.2012 35

1. Allgemeines Beachte: Besondere Pflichten bei Errichtung eines Netzes der allgemeinen Versorgung Pflicht zum Netzanschluss von EE-Anlagen 5 EEG, Netzoptimierung 9 EEG etc. Netzbetreiber im Sinne des EEG Betreiber von Netzen aller Spannungsebenen zur allgemeinen Versorgung Einzelfallbetrachtung! Netzanschlusspflicht nach 17 EnWG hier andere Kostentragung! Pflichten nach 13 und 14 EnWG zur Systemstabilität beizutragen. MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Berlin, 23.04.2012 36

2. Versorgung der Genossen? Belieferung des gesamten Stromes bei PV-Anlagen nicht möglich Option über einen Verbundpartner (Mischkalkulation wegen Anfallen der Strompreiskomponenten) Achtung! Speziallieferung mit besonderen Pflichten nach dem EnWG oder Teillieferung und Grundversorgung Belieferung der Genossen über das allgemeine Versorgungsnetz Notwendigkeit des Führens eines Bilanzkreises Andienungspflicht im Sinne des 16 Abs. 3 EEG 2012 Netzentgelte nicht einzusparen MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Erlangen, 02.03.2012 37

3. Genossenschaft als Netzbetreiber Besonderheit bei Biogas- bzw. Biomethanlagen: Neben der Förderung durch das EEG kommt Förderung für die Errichtung eines Netzes nach dem KWKG in Betracht 2 KWKG schießt nur Strommengen, die nach dem EEG gefördert werden, aus. Wärmespeicherung und Wärmenetze hiervon nicht erfasst. Gleichzeitig Verlegung von Strom- und Wärmenetz möglich Problematik der Konzessionsabgaben für die Nutzung öffentlicher Wege, da eine der Haupteinnahmequellen der Kommune Netzbetrieb erfordert besondere Einhaltung der Pflichten nach dem EnWG MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Erlangen, 02.03.2012 38

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit M A S L A T O N Rechtsanwaltsgesellschaft mbh Leipzig. München. Köln Hinrichsenstraße 16, 04105 Leipzig Prof. Dr. Martin Maslaton, Rechtsanwalt TU Chemnitz, TU/Bergakademie Freiberg MASLATON Rechtsanwaltsgesellschaft mbh www.maslaton.de Erlangen, 02.03.2012 39