Vor 70 Jahren - Erstflug mit einem Düsentriebwerk

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Transkript:

Die Entwicklung des Strahlantriebs Der Strahlantrieb basiert auf dem physikalischen Prinzip: Aktion = Reaktion Durch das Abstoßen einer Masse wird der abstoßende Körper in die Gegenrichtung bewegt. Wirft z.b. ein Astronaut in einem Raumschiff einen Gegenstand von sich weg, wird er in die entgegengesetzte Richtung entschweben, falls er sich nicht festhält. Eine Rakete erzeugt einen kontinuierlichen Massenstrom, den Schubstrahl, der sie vorantreibt. Mit einem aufgeblasenen Luftballon kann man im Wohnzimmer eine Niedrigenergierakete steigen lassen. In der Natur ist der Tintenfisch ein bekanntes Beispiel für den Strahlantrieb. Er stößt Wasser mit hoher Geschwindigkeit nach hinten aus, um sich selbst nach vorne zu bewegen. In Europa erdachte Heron von Alexandria im 1. Jhd n. Chr. die Aeolipile. Aus einem drehbaren Dampfkessel trat durch Düsen Wasserdampf aus, wodurch er in Rotation versetzt wurde. In China sind Starts von Raketen mit Schwarzpulver 1232 n. Chr. belegt. Die erste Rakete mit flüssigen Treibstoffen wurde am 16. März 1926 von Robert H. Goddard in den USA gestartet. Raketen führen den benötigten Brennstoff und Sauerstoff mit sich, in der Atmosphäre gibt es aber ausreichend Sauerstoff für die Verbrennung. Bei einem Turbinenluftstrahltriebwerk (TL-TW) wird daher Luft angesaugt, verdichtet, in der Brennkammer mit Kraftstoff vermischt und verbrannt. Die sich ausdehnenden Abgase werden über eine Turbine geleitet und expandieren dann als Schubstrahl. Die Turbine entzieht dem Abgas die Energie für den Verdichter, mit dem sie über eine Welle verbunden ist. Anfang des 20. Jahrhunderts waren alle Komponenten für ein TL-TW bekannt: Verdichter, Brennkammer, Turbine und Schubdüse. Es kam nun darauf an diese Komponenten richtig miteinander zu koppeln und möglichst leicht zu machen, um einen leistungsstarken Antrieb für Flugzeuge zu erhalten. Der Rumäne Henri Coanda ließ 1910 in seinem Flugzeug Coanda-10 von einen Kolbenmotor einen Verdichter antreiben, der Luft in eine Brennkammer förderte. Die Abgase erzeugten den Schub durch eine Düse. Beim Erstflug am 16. Dezember 1910 bei Issy-les-Moulineaux brannte das Flugzeug ab. Patente für ein TL-TW haben der Franzose Guilliaume (1921) und der Engländer Griffith (1926) eingereicht. Der Franzose Lorin ließ sich 1913 ein Staustrahl-Triebwerk (SST) patentieren. Eugen Sänger hat das SST ab 1941 in Trauen/Faßberg getestet. Hans von Ohain in Deutschland und Frank Whittle in England haben in den 1930er Jahren parallel und unabhängig voneinander an der Entwicklung des TL-TW gearbeitet und es zum Einsatz gebracht. Bayerische Flugzeug Historiker e.v. Seite 1 /10

Dr. Hans von Ohain - Der Physiker Hans-Joachim Pabst von Ohain geboren am 14. Dezember 1911 in Dessau 1930 begann er sein Studium der Physik in Göttingen. Im Alter von 20 Jahren machte er einen Linienflug mit einem Kolbenmotorflugzeug und war enttäuscht wegen der Vibrationen und des Lärms der Motoren - Ihm fehlte die Eleganz des Fluges. Er reichte ein Patent Verfahren zum Umwandeln von Wärmeenergie in kinetische Energie eines Gasstromes ein, anerkannt im November 1935. Er plante den Bau eines Triebwerks, zur Ausführung des Baus wandte er sich an Max Hahn. Das Triebwerk lief nicht von allein, entlastete aber den Starter. Am 3. März 1936 schrieb Prof. Pohl an Dr. Ernst Heinkel in Rostock, schon am 18. März 1936 trafen sich von Ohain und Heinkel. Das HeS 1 (Heinkel-Strahltriebwerk 1) lief erstmals im März 1937. Rekonstruktion HeS 3 im Deutschen Museum, Antrieb der He 178 (Bild Olaf Bichel) Am Sonntag, den 27. August 1939, erhob sich die He 178, angetrieben von einem HeS 3, mit dem Testpiloten Erich Warsitz am Steuer auf dem Heinkelwerksflugplatz in Rostock-Marienehe als erster Jet in die Luft. Die Heinkel-Hirth Motoren GmbH entstand 1941 nach Übernahme der Hirth Motoren in Stuttgart/Zuffenhausen. Hans von Ohain zog mit seiner Mannschaft von Rostock nach Zuffenhausen. Im März 1945 zog Hans von Ohain mit seinem Team nach Kolbermoor bei Bad Aibling, wo er in amerikanische Gefangenschaft geriet. Bayerische Flugzeug Historiker e.v. Seite 2 /10

Am 4. Januar 1947 bekam er einen Arbeitsvertrag in den USA. Hans von Ohain forschte zunächst beim Flight Research Laboratory (FRL). Aus dem FRL entstand 1953 das Aeronautical Research Laboratory (ARL), dessen Chief Scientist er 1964 wurde. Hans von Ohain und Frank Whittle trafen sich erstmals am 25. Januar 1966 bei der Verleihung des Goddard Awards des American Institute of Aeronautics and Astronautics (AIAA). Das ARL wurde 1975 aufgelöst und Hans von Ohain wechselte als Chief Scientist zum Air Force Aero Propulsion Laboratory (AFAPL). Im Januar 1979 ging er in den Ruhestand. Hans von Ohain verstarb am 13. März 1998 in Melbourne/Florida Sir Frank Whittle - Der Ingenieur Frank Whittle wurde am 1. Juni 1907 in Earlsdon bei Coventry geboren. Er begann 1923 seine Ausbildung als Mechaniker bei der No 4 Apprentices Wing RAF Cranwell. 1926 begann er seine Pilotenausbildung als Flying Cadet in Cranwell. Frank Whittle schrieb 1928 den Aufsatz Future Developments in Aircraft Design (Zukünftige Entwicklungen im Flugzeugbau). Im September 1929 beschäftigte er sich weiter als Ingenieur mit dem Antrieb für ein schnelles, hochfliegendes Flugzeug. Frank Whittle bekam die Möglichkeit seine Berechnungen beim Air Ministry in London zu erläutern. Mit der Unterstützung von Pat Johnson reichte Frank Whittle am 16. Januar 1930 ein Patent zum Turbojet ein. Er wechselte als Testpilot zum Marine Aircraft Experimental Establishment in Felixstowe. Im Januar 1935 musste sein Patent von 1930 verlängert werden, er hatte das Geld nicht, so verfiel der Anspruch. Im Mai 1935 erhielt Frank Whittle überraschend einen Brief von Rolf Dudley Williams, der Interesse am Jetantrieb zeigte. Im März 1936 wurde die Power Jets Limited gegründet, das Air Ministry erlaubt Frank Whittle für fünf Jahre für die Firma zu arbeiten. Power Jets Limited hatte keine eigenen Werkstätten, weshalb ein Vertrag mit BTH in Rugby zur Entwicklung geschlossen wurde. Im April 1936 waren die ersten Zeichnungen für die sogenannte Whittle Unit (WU) bei BTH fertig. Der erste Testlauf der WU fand am 12. April 1937 bei BTH in Rugby statt. Bayerische Flugzeug Historiker e.v. Seite 3 /10

Das Air Ministry vergab am 3. Februar 1940 an Gloster den Vertrag zum Bau zweier Versuchsflugzeuge E.28/39 Pioneer. Triebwerk Whittle W2/700 in Cosford (Bild Peter Horstmann) Die erste Gloster Pioneer mit einem W.1-Triebwerk wurde am 7. April 1941 auf dem Werksflugplatz Brockworth an den Testpiloten P.E.G. (Gerry) Sayer übergeben. Da Brockworth zu klein war, wurde auf den RAF-Flugplatz Cranwell verlegt. Gerry Sayer startete in Cranwell mit der Pioneer am 15. Mai 1941 um 7.40 Uhr zu einem 17-minütigen Flug. Frank Whittle reiste am 26. Mai 1942 in die USA und kehrte am 14. August 1942 nach England zurück. Während eines dreimonatigen War Courses ab 24. Mai 1943 sah Frank Whittle Luftbilder von Peenemünde und von Flugplätzen mit deutschen Strahljägern. Ab Januar 1945 übernahm er eine Direktorenstelle bei Power Jets R&D. Am 19. Oktober 1945 konnte er eine Gloster Meteor, ausgerüstet mit W2/700-Triebwerken, fliegen. Frank Whittle wurde im Juli 1948 zum Ritter geschlagen und verließ am 26. August 1948 die RAF. Er arbeitete anschließend bis 1952 bei der BOAC. Im darauf folgenden Jahr schrieb er sein Buch Jet: The Story of a Pioneer. Bei Shell war er bis 1959 angestellt, um in den 1960er Jahren für Bristol Siddeley Engines zu arbeiten. Er untersuchte bis 1974 freiberuflich den SuperSonicTransport (SST). Ab 1977 war er Professor an der US Naval Academy in Annapolis. Sir Frank Whittle verstarb am 9. August 1996 in Columbia (Maryland). Bayerische Flugzeug Historiker e.v. Seite 4 /10

Deutsche Düsenflugzeuge bis 1945 Heinkel He 178, 27. August 1939, 1 Heinkel HeS 3B - erstes Düsenflugzeug. Heinkel He 280, 30. März 1941, zwei HeSA 8, erstes zweistrahliges Flugzeug der Welt, das von Anfang an als Jagdflugzeug konzipiert war. Messerschmitt Me 262, 18. Juli 1942, zwei Jumo 004A; in den Serienmaschinen Me 262A-1a zwei Jumo 004B. Weltweit die ersten Düsenjäger im Einsatz, insgesamt über 1400 Exemplare hergestellt. Arado Ar 234, 15. Juni 1943, zwei Junkers Jumo 004B; Version C mit BMW 003 erstes vierstrahliges Flugzeug. Aufklärer und Bomber. Messerschmitt Me 328, Anfang 1944, zwei Argus As 014 Pulso-Staustrahltriebwerke. Junkers Ju 287, 16. August 1944, vier Junkers Jumo 004B. Bomber, erstes Flugzeug mit negativ (d.h. nach vorne) gepfeilten Flügeln. Heinkel He 162, 6. Dezember 1944, ein BMW 003E. "Volksjäger"; Erstflug nur neun Wochen nach Beginn der Entwicklungsarbeiten. Horten Ho IX, 2. Februar 1945, zwei Junkers Jumo 004B. Nurflügel-Jagdflugzeug; auch bekannt als Ho 229 oder Gotha Go 229. Junkers EF 131, Frühsommer 1947, sechs Jumo 004B. Erprobung nach Erbeutung in der Sowjetunion. Deutsche Raketenflugzeuge bis 1945 RGG "Ente", 11. Juni 1928, zwei Feststoffraketen. Umgebautes Segelflugzeug, erstes Flugzeug mit Raketenantrieb. Opel-Sander RAK.I, 30. September 1929, mit Pulverraketen. Manchmal auch nach dem Erbauer des Flugzeugs als Opel-Hatry I bezeichnet. Espenlaub E-15, Frühjahr 1930, Raketen kurzer Brenndauer für den Start und 20 kp-raketen langer Brenndauer für den Marschflug. Heinkel He 112R, Juni 1937, Wernher von Brauns Aggregat A1. Eine weitere He 112R flog am 13. November 1937 mit einem Raketentriebwerk der Firma HWK (Hellmuth Walter KG) aus Kiel. Heinkel He 176, 20. Juni 1939, ein HWK RI-203, erster Flug eines Flugzeugs, das einzig einen Antrieb durch Flüssigkeitsraketen aufwies. DFS 194, August 1940, ein HWK RI-203, Deltaflügler von Alexander Lippisch. Messerschmitt Me 163A, 13. August 1941, ein HWK RII-203. Weiterentwicklung der DFS 194; am 2. Oktober 1941 erreichte Heini Dittmar mit der Maschine erstmals eine Geschwindigkeit von über 1000 km/h. Messerschmitt Me 163B, 21. Februar 1943, ein HWK RII-211. Schnell steig- Bayerische Flugzeug Historiker e.v. Seite 5 /10

ender Objektschutzjäger, erstes Raketenflugzeug im militärischen Einsatz, einziges in Großserie gebaute Raketenflugzeug (mehr als 360 Stück). Messerschmitt Me 262C-1a (V186), 27. Februar 1945, zwei Jumo 004 plus ein HWK 109-509S. Messerschmitt Me 262C-2b (V074), 26. März 1945, zwei BMW 003R TLR- Triebwerke (Kombination eines BMW 003A TL-Triebwerk mit einem BMW 109-718 Raketentriebwerk). Bachem Ba 349 "Natter", 1. März 1945, ein HWK 109-509A-2 plus vier Schmidding Feststoffraketen. Senkrecht startender Objektschutzjäger. Großbritannien Die Gloster E.28/39 Pioneer (W4041/G) hob als erster britischer Jet mit einem Whittle W.1 Triebwerk am 15. Mai 1941 in Cranwell ab. Die Gloster F.9/40 Meteor (DG202/G) machte mit zwei de Havilland Halford H.1 am 5. März 1943 in Cranwell ihre Erstflug. Die acht Prototypen der Gloster Meteor wurden für Tests mit Triebwerken der englischen Hersteller genutzt, mit RR Welland ab 12. Juni 1943, mit Metropolitan-Vickers F.2 ab 29. Juni 1943, mit RR Derwent ab 18. April 1944 und mit de Havilland Goblin ab 24. Juli 1945. Die de Havilland D.H.100 Vampire LZ548/G ausgerüstet mit einem D.H. Goblin Triebwerk hob am 20. September 1943 erstmals in Hatfield ab. Die D.H.108 Swallow, ein Versuchsflugzeug, startete am 15. Mai 1946 in Woodbridge. Es wurden drei Maschinen gebaut, die alle abstürzten. Saunders Roe SR.A/1, erstes Flugboot mit Düsentriebwerk, mit zwei Metropolitan Vickers F.2/4 Beryl Triebwerken, Erstflug am 19. Juli 1947. Die Supermarine Type 398 Attacker startete erstmals am 17. Juni 1947 mit RR Nene Triebwerk. Die Hawker P.1040 mit RR Nene Triebwerk machte ihren Erstflug am 2. September 1947. Aus der P.1040 wurde die Sea Hawk abgeleitet. Die Hawker P.1052, ein von einem Rolls-Royce Nene 2, angetriebenes Versuchsflugzeug, startete am 19. November 1948 zum Erstflug. Eine Vickers 618 Viking, umgebaut auf zwei RR Nene-Triebwerke, machte am 25. Juli 1949 einen Passagierflug von Heathrow nach Villacoublay. Das erste strahlgetriebenen Verkehrsflugzeug, die de Havilland D.H.106 Comet, hob am 27. Juli 1949 in Hatfield zum Erstflug ab. BOAC setzt ab 2. Mai 1952 die Comet 1 auf der Strecke London-Johannesburg ein. Die English Electric Canberra mit zwei RR RA.1 Avon Triebwerken hob am 13. Mai 1949 zum Erstflug ab. Bayerische Flugzeug Historiker e.v. Seite 6 /10

Die D.H.112 Venom startete mit DH Ghost-103-Triebwerk am 2. September 1949 zum Jungfernflug. USA - Raketenflugzeuge Bell XS-1 (später X-1), 9. Dezember 1946, ein Reaction Motors XLR-11, von einer speziell modifizierten Boeing B-29 auf Höhe getragen, am 14. Oktober 1947 erster Flug schneller als der Schall durch Captain Charles E. "Chuck" Yeager; mit der weiterentwickelten X-1A erreichte Yeager am 12.Dezember 1953 Mach 2,44. Douglas D-558-2 Skyrocket, 4. Februar 1948, ein Westinghouse J34 Turbojet plus ein Reaction Motors XLR-8. Die zweite und dritte gebaute D-558-2 erhielten nur das Raketentriebwerk; 20. November 1953 erstmals Mach 2 durch Scott Crossfield. Republic XF-91 Thunderceptor, 9. Mai 1949, ein General Electric J47 plus vier Reaction Motors XLR-11, erreichte kurzfristig Mach 1,7. USA - Flugzeuge mit Hybridantrieb (Kolbenmotor mit Luftschraube plus Strahltriebwerk) Ryan XFR-1 Fireball, Juli 1944, Wright R-1820 und General Electric J31, 66 Serienmaschinen gebaut, nicht eingesetzt; XFR-4 mit Westinghouse J34. Consolidated Vultee XP-81, 11. Februar 1945, ein General Electric TG-100 Turboprop und ein Allison J33. Geplanter Langstrecken-Begleitjäger. Curtiss XF15C-1, Juli 1945, Pratt & Whitney R-2800 und Allis-Chalmers H- 1B (J36 - Lizenzbau des britischen DeHavilland Goblin). Martin P4M-1 Mercator, 20. September 1946, zwei Pratt & Whitney R-4360 und zwei Allison J33. Ryan XF2R-1 Dark Shark, November 1946, General Electric TG-100 (T31) Propellerturbine und General Electric J31. North American AJ-1 Savage (ab 1962: A-2), 3. Juli 1948, zwei Pratt & Whitney R-2800 und ein General Electric J33. USA - Düsenflugzeuge: Bell P-59 Airacomet, 1. Oktober 1942, General Electric I-A (Serienmaschinen J31), enttäuschende Leistungen. Lockheed P-80 Shooting Star (ab 1948 F-80), 8. Januar 1944, ein de Havilland Goblin (Serienmaschinen ein Allison J33). Erster wirklich einsatzfähiger amerikanischer Düsenjäger, intensiv in Korea genutzt. Trainervariante TF-80C (Erstflug 22. März 1948) wurde später T-33 genannt. Bayerische Flugzeug Historiker e.v. Seite 7 /10

Bell XP-83 Airarattler, 25. Februar 1945, zwei General Electric J33. Weiterentwicklung der P-59; Tests mit Staustrahltriebwerken. Northrop XP-79B, 12. September 1945, zwei Westinghouse J30. Rammjäger mit verstärkten Flügelvorderkanten; nur einmal geflogen. Republic P-84 Thunderjet (später F-84), 28. Februar 1946, ein Allison J35. Republic F-84F Thunderstreak (ursprünglich als YF-96A), 30. Juni 1950. Republic RF-84F Thunderflash. Aufklärer-Variante der F-84. Douglas XB-43, 17. Mai 1946, zwei General Electric J35. Aus dem Kolbenmotor-Bomber XB-42 entwickelt. North American B-45 Tornado, 17. März 1947, vier General Electric J35 (Serienmaschinen J47). Erstes vierstrahliges amerikanisches Flugzeug. Convair XB-46, 3. April 1947, vier Allison J35. Martin XB-48, 14. Juni 1947, sechs Allison J35. North American F-86 Sabre, 1. Oktober 1947, ein Allison J35. Amerikas erster Jäger mit Pfeilflügeln. Spätere Versionen mit anderen Triebwerken. Northrop YB-49, 21. Oktober 1947, acht Allison J35. Nurflügel-Bomber. Boeing B-47 Stratojet, 17. Dezember 1947, sechs General Electric J47. Erster US-Bomber mit Pfeilflügeln. Curtiss XF-87 Blackhawk, 1. März 1948, vier Westinghouse J34. Untermotorisierter Langstreckenjäger. Northrop F-89 Scorpion, 16. August 1948, zwei Allison J35 (später zwei J33). Zweisitziger Allwetter-Abfangjäger McDonnell XF-85 Goblin, 23. August 1948, ein Westinghouse J34. Parasitenjäger, von Langstreckenbomber mitgeführt Convair XF-92A, 18. September 1948, ein Allison J33, mitdeltaflügel McDonnell XF-88 Voodoo, 29. Oktober 1948, zwei Westinghouse J34. Northrop X-4 Bantam, 15. Dezember 1948, zwei Westinghouse J30. Testflugzeug für Aerodynamik schwanzloser Konfigurationen. Lockheed F-94 Starfire, 16. April 1949, Pratt & Whitney J48. Allwetter-Abfangjäger, basierend auf F-80. Lockheed XF-90, 3. Juni 1949, zwei Westinghouse J34. Langstrecken-Abfangjäger, basierend auf F-80. Martin XB-51, 28. Oktober 1949, drei General Electric J47. Die ersten Düsenflugzeuge der US Navy waren zwei Bell YP-59A Airacomet von der Army Air Force und ab November 1943 in Patuxent River getestet. McDonnell FD-1 Phantom (später FH-1), 26. Januar 1945, zwei Westinghouse J30. Erster eigener Jet der US Navy; die XFH-1 wurde am 21. Juli 1946 das erste US-Düsenflugzeug, das auf einem Schiff startete und landete. Bayerische Flugzeug Historiker e.v. Seite 8 /10

North American FJ-1 Fury (ab 1962: F-1), 11. September 1946, ein General Electric J35. Vought XF6U-1 Pirate, 2. Oktober 1946, ein Westinghouse J34. McDonnell F2D-1 Banshee (später F2H-1, ab 1962 F-2), 11. Januar 1947, zwei Westinghouse J34. Douglas D-558-1 Skystreak, 15. April 1947, ein General Electric J35. Hochgeschwindigkeits-Forschungsflugzeug im hohen Unterschallbereich. Grumman XF9F-2 Panther (ab 1962: F-9), 2. November 1947, zwei Rolls- Royce Nene (Lizenzbau als Pratt & Whitney J42). Douglas F3D-1 Skyknight (ab 1962: F-10), 23. März 1948, zwei Westinghouse J34. Zweisitziger Nachtjäger, bis 1970 im Dienst. Sowjetunion 1932 Testflüge mit BICh-11-Segelflugzeug mit einem RP-1 Raketentriebwerk. 1938 Weiterentwicklung zum raketengetrieben Segelflugzeug RP-318. BI Kurzstrecken-Abfangjäger, angetrieben von einem RD-1A-1100 Flüssigraketenmotor machte am 15. Mai 1942 den Erstflug. Die 302P des RNII (Institut zur Entwicklung von Raketenmotoren) startete am 4. Oktober 1943 zum Erstflug. 1942 die Entwicklung eines Zusatzdüsenantrieb für Kolbenmotorjäger nach dem Thermojet-Prinzip. Versuchsflüge ab März 1945 brachten bei einer MiG I-250 zusätzliche 100 km/h, an einer Lavochkin La-9R mit zwei Staustrahltriebwerke unter den Flügeln. Sukhoi Su-11 (LK) mit 2 TR-1-Triebwerken flog erstmals am 28. Mai 1947. Am 24. April 1946 standen die Mikojan-Gurjewitsch MiG I-300 mit zwei RD-20 (BMW 003) und die Jakowlew Jak-15 mit einem RD-10 (Jumo 004) zum Erstflug bereit, die I-300 startete zuerst, später hob die Jak-15 ab. Lavochkin La-150 flog mit einem RD-10 am 11. September 1946. Die Sukhoi Su-9 (K) startete mit zwei RD-10 am 13. November 1946, aus der Su-9 (K) wurden die Su-11 (LK) und die Su-13 (TK) mit RD-500 (Lizenz RR Derwent) abgeleitet. Frankreich Die Sud-Ouest SO.6000-01 Triton, der erste in Frankreich konstruierte Jet, hob am 11. November 1946 mit einem Junkers Jumo 004 B-2 ab. Die Aérocentre NC.1071, Frankreichs erstes mehrmotoriges Strahlflugzeug, flog 12. Oktober 1948 erstmals. Die Dassault MD.450-01 Ouragan machte am 28. Februar 1949 mit einem Hispano-Suiza (Rolls-Royce) Nene 102 ihren Erstflug. Bayerische Flugzeug Historiker e.v. Seite 9 /10

Erstflug der Sud-Ouest SO.M2 mit RR Derwent, einem 1:2-Experimentalflugzeug zur Erprobung der SO.4000, am 13. April 1949. Die Sud-Ouest SO.4000 Vautour I mit zwei Hispano-Suiza (Rolls-Royce) Nene 102, fliegt am 15. März 1951. Die zweisitzigen Sud-Ouest SO.4050-01 Vautour II mit zwei SNECMA Atar 101B hebt am 16. Oktober 1952 ab. Die Leduc 0.10-01 flog 21. April 1949 mit Staustrahltriebwerk, gestartet vom Rumpfrücken einer Sud-Est SE.161 Languedoc Am 14. Juli 1949 fand der erste Flugtest des TL-Triebwerks Turboméca TR.011 Piméné mit einer Fouga CM.8R Cyclone statt. Flugtest des Atar 101B in einer MD.450 Ouragan am 5. Dezember 1951. Die Dassault MD.452 Mystère II-01 mit einem Rolls-Royce Nene 104B, aus der MD.450 Ouragan entwickelt, flog am 23. Februar 1951 zum ersten Mal. Japan Das Ne 00 wurde unter dem Rumpf eines Kawasaki Ki 48-Bombers im Herbst 1943 erstmals erprobt. Konstruktion und Bau des Ishikawajima Ne 20-Triebwerkes mit vorhandenen Blaupausen und Fotos des BMW 003 Der Raketenjäger Mitsubishi J8M1 "Shusui" (Schwerthieb), der der Messerschmitt Me 163 glich, startete am 7. Juli 1945 zum einzigen Flug. Ab September 1944 entstand die Nakajima J8N1 "Kikka" (Orangenblüte), die der Me 262 ähnelte und am 7. August 1945 zu ihrem ersten und einzigen Flug startete und somit das einzige japanische Flugzeug mit Turbinenantrieb wurde, das während des 2. Weltkriegs auch flog. Kugisho MXY-7 "Okha" (Kirschblüte), eine fliegende Bombe mit einem Tsu-11-Triebwerk, die, von einem Piloten gelenkt, ihr Ziel zerstören sollte. Die "Okha 11" war das einzige strahlgetriebene japanische "Flugzeug" welches im 2. Weltkrieg zum Einsatz kam. Die Fuji T-1 hatte im Januar 1958 ihrem Erstflug und war bis März 2006 bei den Japanischen Selbstverteidigungs Streitkräften (JASDF) im Einsatz stand. Schweden Erster Lauf des Forschungstriebwerks STAL (Svenska Turbinfabriks AB Ljungström) Skuten fand 1948 statt. Juni 1951 Flugtest des STAL/SFA RM 4 Dovern an Avro Tp 80 Lancaster. Saab J 21R mit einem de Havilland Goblin 2 flog erstmals am 10. März 1947. Die Saab J 29, einer der ersten in Serie produzierten Jets mit gepfeilten Tragflächen, flog am 1. September 1948 zum ersten Mal. Bayerische Flugzeug Historiker e.v. Seite 10 /10