Wir fürs Tier 1. Fachtagung der Heimtierbranche Berlin, 21. Mai 2015 Dokumentation

Ähnliche Dokumente
EXOTEN. Eine Diskussionsgrundlage. Hobby Tierhaltung Tierschutz

Wir fürs Tier 2. Fachtagung der Heimtierbranche Berlin, 14. April 2016 Dokumentation

Zusammenleben mit Heimtieren: Im Spannungsfeld zwischen Eigenverantwortung und Kontrolle

Was ist Tierwohl aus Sicht der Bundesregierung?

Leitbild. des Deutschen Kinderschutzbundes

Weiterentwicklung der Pflegeausbildung

Einladung. Kongress Landwirtschaft in Deutschland Wege in die Zukunft

der Abgeordneten Nicole Maisch, Harald Ebner, Friedrich Ostendorff, Matthias Gastel und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Die Rechte von Menschen mit Behinderungen in Deutschland Stellungnahme der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag zum Bundesteilhabegesetz

Ehrenamtliche Arbeit mit Tieren: Engagement fördern und Rahmenbedingungen schaffen

WIR FÜRS TIER! Unsere Selbstverpflichtung im Handel mit Heimtieren

Haltung und Einsatz von Tieren im Rahmen der Tiergestützten Intervention

Unser Leitfaden für den Umgang mit Tieren. Dehner Tierkodex

Anforderungen an Tierwohl, Tierschutz und Tiergesundheit

Meinungen zur Nutztierhaltung

Haustiere Ersatzmethoden. Wildtiere EINE STIMME FÜR TIERE. artgerecht. Tierschutz stärken, Leid verhindern. Tierschutz Tierheime

Leitbild. des Jobcenters Dortmund

Jahresrundschreiben des Tierschutzvereins Kempten e.v. März 2018

Antworten der. Christlich Demokratischen Union Deutschlands (CDU) auf die Fragen des Bundes gegen Missbrauch der Tiere. e.v. (bmt)

Fachgespräch Die ersten Tage Wie prägt die frühe Ernährung das Leben?

Positionspapier Tierschutz

Tiere-Recht-freundlich Tierwohl-Initiative vs. Initiative Tierwohl

Wie steht Österreich zum Tierschutz? Welche Tiere leben in Österreich?

Bewilligung für Ausstellungen, an denen mit Tieren gehandelt wird, für Kleintiermärkte und Tierbörsen

Die GAP & der Tierschutz: Hohe Tierschutznormen für die EU

Was Heimtiere können Lehrerinformation

Gesundheit und Pflege gerecht finanzieren

Der Balanceakt. Nachhaltige Landwirtschaft. Nahrungs sicherung ( Ernährungs sicherheit ) Schutz von Tierund Pflanzenarten ( biologische Vielfalt )

Bedeutung des Tierschutzes aus Sicht der niedersächsischen Politik

Aktuelle Entwicklungen im Tierschutzrecht. Friedhelm Jaeger

Für Emil, meine Eltern, Marko und alle Tiere!

Berliner Europa-Forum. 25. Mai 2013

Einladung. Kongress Landwirtschaft im Brennpunkt Wohin geht der Weg? Sehr geehrte Damen und Herren,

Der Landes-Sport-Bund Niedersachsen ist ein langes Wort. Wir schreiben: LSB. Das kann man leichter lesen.

Bundesrat Drucksache 742/16 (Beschluss) Beschluss des Bundesrates

Lage der Tierheime weiterhin angespannt

Lehrgang Tierschutz macht Schule ; ECTS: 8. Modul 1: Tierschutzvermittlung und Tiere in Haushalten WS 2012/2013: bestehend aus 5 Wochenenden

Begrüßungsansprache. Professor Dr.-Ing. Matthias Kleiner Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft. anlässlich

Tierschutz-Initiativen der EU: Der Aktionsplan der Gemeinschaft für den Schutz und das Wohlergehen von Tieren

Antragsmappe. zum Bezirksparteitag der CSU Nürnberg-Fürth-Schwabach. am 04. Juni 2016 im Arvena Park Hotel, Görlitzer Str. 51, Nürnberg

Das Halten und die Obhut von Tieren an Schulen im Land Bremen

Durchführung des Tierschutzgesetzes; Antrag auf Erlaubnis nach 11 Tierschutzgesetz

Einladung. Dienstag, 25. November 2014, 13: Uhr unter dem Titel. Palliative Care und Hospiz

Bundespressekonferenz

Bewilligungsgesuch für Ausstellungen, an denen mit Tieren gehandelt wird (Kleintiermärkte und Tierbörsen)

MOBILITÄT IN DER STADT UND AUF DEM LAND SICHERN.

diabetesde fordert: Diabetiker-Lebensmittel abschaffen

Wildtierhandel mit Reptilien Aspekte des Arten- und Naturschutz

Liechtensteinisches Landesgesetzblatt

KONZEPT BÜRGERmitWIRKUNG WOLFSBURG. Bürgerbeteiligung zur Entwicklung eines Konzepts zur Institutionalisierung von Bürgerbeteiligung

17/47. Tierschutz! Mehr. Unsere grünen Forderungen

«Es gibt weiss Gott genug Katzen in der Schweiz»

Ein gerechteres NRW für pflegende Angehörige! Unsere Forderungen an alle Parteien Pflege. NRW Landtagswahl 14. Mai geht uns alle an!

Ziemlich beste Freunde! Tiere zwischen Hof & Hobby

Ein gerechteres NRW für pflegende Angehörige! Unsere Forderungen an alle Parteien. Pflege. NRW Landtagswahl 14. Mai geht uns alle an!

Numerus Clausus. Kontroversen zum Zulassungsverfahren für für den das Beruf Veterinärmedizinische Tierarzt Studium

Die Umsetzung des VN-Übereinkommens über die Rechte von Menschen mit Behinderungen. - Aktionsplan -

EINLADUNG FAIRE ARBEIT! Wie begrenzt der Betriebsrat Arbeit und Arbeitszeit?

Veranstaltungsprogramm. Blickwinkel der Wissenschaft. Registrierung ab 8:30 Uhr

Grußwort Marion Reinhardt Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen Rheinland-Pfalz; Referatsleitung Pflege

Leitbild Nutztierhaltung. Unser Blick Unsere Verantwortung Unsere Nutztierhaltung

Auszug Tierschutzgesetz (TierSchG)

Zukunftsperspektiven für die Eiererzeugung. Märkte Lebensmittelsicherheit Tiergerechtheit

Spitzensport und Karriere in IHK-Berufen

tierschutzgerechte / artgerechte Rinderhaltung - tierärztliche Anforderungen Dr. Thoralf Schaffer Amtstierarzt des Landkreises Stendal

Eidgenössische Volksinitiative «Für gesunde sowie umweltfreundlich und fair hergestellte Lebensmittel (Fair-Food-Initiative)»

Neue Qualitätsmaßstäbe in der Versorgungslandschaft

Mai TNS Emnid Das Political Image Social der deutschen Landwirtschaft

Mai TNS Emnid Das Political Image Social der deutschen Landwirtschaft

Gesundheitsthemen der Zukunft (neue) Felder der Sozialen Arbeit

Inhalt. - Impressum. - Wer wir sind - Wie wir arbeiten. - Was wir wollen. - Inklusion. - Solidarität. - Adressen, Spendenkonto

Brauchen wir Zoos? Ethics, society and religion Speaking & Discussion Level C2

Start Einladung Programm Informationen. Auswirkungen des Mindestlohns in Ostdeutschland , BMWi Berlin MINDEST- LOHN

MITTWOCHS IM MULEWF. Mitreden! Politik im Dialog. Mittwoch, 9. April 2014, Uhr

Wasser ist unsere Leidenschaft, Verantwortung unser Prinzip.

Tiere und Recht Lehrerinformation

Bundeskinderschutzgesetz + Frühe Hilfen zur Modernisierung der Jugendhilfe?

Olaf Neuendorf Raubtier- und Exotenasyl e.v. Leinmühlstraße Ansbach

Zusammenstellung rechtlicher Regelungen für das Veterinärwesen und die Lebensmittelüberwachung des Landes Brandenburg

Die Zukunft des Tierschutzes 20. Bad Boller Tierschutztagung vom 9. bis 11. März 2012 In der Evangelischen Akademie Bad Boll

FAQ Fragen und Antworten zum Entwurf des neuen Gefahrtiergesetzes

Hilfe im Sterben ist ein Gebot der Menschlichkeit

Dafür stehen wir ein: Tierwohl

Dafür stehen wir ein: Tierwohl

Der tierschutzrelevante Rechtsrahmen für Zoos

Aufgaben des Amtstierarztes im Fachbereich TIERSCHUTZ

Arbeit und Bildung für Menschen mit Behinderung

S A T Z U N G des Bundesinstitutes für Risikobewertung

Gemeinsam für ein gesundes Älterwerden Auftaktveranstaltung im Land Brandenburg

Präventionsgesetz Wo stehen wir?

Tierheim Böblingen Unterthemen:

auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Undine Kurth (Quedlinburg) und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Drucksache 16/5589

Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.v. Arbeitskreis 2 (Kleintiere)

Elisabeth Scharfenberg. Sprecherin für Pflege- und Altenpolitik der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen. Matthias M.

Es gilt das gesprochene Wort

Wildtierhandel: Reptilien in privaten Händen Bestandsaufnahme Tierschutzrecht Dr. Henriette Mackensen Akademie für Tierschutz

Interview zum Internationalen. Tag der Behinderten, am Radio Sender Bozen, Frühstücksradio. Interviewpartner:

Therapiehunde im Krankenhaus

Kongress Starke Ländliche Räume heute und in Zukunft

Transkript:

Wir fürs Tier 1. Fachtagung der Heimtierbranche Berlin, 21. Mai 2015 Dokumentation www.zzf.de

Erfolgreiche Fachtagung der Heimtierbranche Am 21. Mai 2015 fand unter dem Titel Wir fürs Tier die erste Fachtagung der Heimtierbranche in Berlin statt. Rund 100 Gäste aus Politik, Verwaltung, Verbänden und Heimtierbranche folgten der Einladung des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe Deutschland e.v. (ZZF) und diskutierten über die gesellschaftliche Bedeutung von Heimtieren in Deutschland. Nach den Reden von ZZF Präsident Norbert Holthenrich und der Parlamentarischen Staatssekretärin Dr. Maria Flachsbarth diskutierten die Fachleute in zwei hochkarätig besetzten Foren über die Themen Heimtiere als Begleiter für den Menschen und Verantwortungsvoller Umgang mit Wildtieren. In den Themenforen wurden von Podiums teilnehmern und Gästen eine Reihe von Forderungen und Anregungen an die Politik formuliert, die in dieser Zusammenfassung dokumentiert sind.

Programm Begrüßung Norbert Holthenrich, Präsident ZZF Rede Dr. Maria Flachsbarth, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft Themenforum Heimtiere als Begleiter für den Menschen Prof. Dr. Thomas Blaha, Vorsitzender Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz Ute Klein, Vizepräsidentin ZZF Wilhelm Schmidt, Präsident Arbeiterwohlfahrt Dr. Klaus Peter Schulze, Mitglied des Bundestags Dr. Rainer Wohlfarth, Präsident European Society for Animal Assisted Therapy Moderation: Antje Schreiber Themenforum Verantwortungsvoller Umgang mit Wildtieren Dr. Markus Biffar, ZZF Fachgruppe Heimtierzucht und großhandel Svein Fosså, Präsident European Pet Organization Henriette Hackl, Vorsitzende Tierschutzverein Wiesbaden Robert Kless, International Fund for Animal Welfare Ute Vogt, Mitglied des Deutschen Bundestags, stv. Vorsitzende SPD Fraktion Moderation: Kajo Wasserhövel Kurzberichte aus den Foren Antje Schreiber und Kajo Wasserhövel Zusammenfassung und Abschluss Norbert Holthenrich, Präsident ZZF

Begrüßung Mehr als ein Drittel der Haushalte in Deutschland leben mit Heimtieren zusammen. Dass diese Hunde, Katzen, Kleinsäuger, Vögel, Fische und Reptilien ihren Bedürfnissen entsprechend gepflegt, ernährt und gehalten werden das ist das Anliegen des ZZF und die Aufgabe der deutschen Heimtierbranche. (...) Heimtiere haben viele Talente. Sie können trösten, zuhören, Freude schenken, beruhigen und Menschen in Bewegung bringen. (...) Das sieht auch die Mehrheit der Deutschen so: Laut einer aktuellen Forsa Befragung sind 75 Prozent der Deutschen sowohl Tierhalter als auch Nicht Tierhalter der Meinung, dass Heimtiere einen positiven Einfluss auf die Fitness und die körper liche Gesundheit ihrer Halter haben. Und sogar 90 Prozent der Deutschen sind überzeugt, dass der Kontakt zu Heimtieren besonders ältere Menschen fit und gesund hält. (...) Wir setzen uns dafür ein, auf unnötige gesetzliche Barrieren für die Heimtierhaltung zu verzichten. Jeder Mensch sollte in der Lage sein, ein Tier anzuschaffen, das zu seinen Lebensumständen passt und das er artgerecht versorgen kann sei es ein Hund, eine Katze, Kleinsäuger, Reptilien oder Fische. Was viele nicht wissen: Auch zu Terrarientieren ent wickeln Tierfreunde eine enge Beziehung ähnlich wie zu Meerschweinchen: Die Tiere werden zahm und reagieren auf den Menschen. Jeder Mensch sollte in der Lage sein ein Tier anzuschaffen, das zu seinen Lebensumständen passt. Wir setzen uns deshalb dafür ein, dass auch künftig Terrarientiere und Aquarienfische gehandelt und gehalten werden dürfen. Natürlich fördern wir die Nachzucht dieser Tiere. Aber auch der Handel mit und die Haltung von

Wildfängen kann der Arterhaltung und der erfolgreichen Nachzucht dienen. (...) Gleichzeitig ist es uns ein Anliegen, dass Heimtiere nicht funktionalisiert werden und dass Tierfreunde sie verantwortungsvoll halten. Über eine tiergerechte Pflege und Ausbildung von Heimtieren muss aufgeklärt werden. Weitergehende Forschungen zu den Bedürfnissen der verschiedenen Arten, zur Mensch Tier Beziehung und zur tiergestützten Therapie sind daher notwendig. Wenn die Bedeutung von Heimtieren als Begleiter und die positiven Effekte der Heimtierhaltung mehr Anerkennung finden, heißt das auch, unnötige Behinderungen der Heimtierhaltung zu vermeiden. Menschen in finanzieller Notlage sollten ihre Schützlinge behalten dürfen und unterstützt werden. Gerade weil Heimtiere auf den Menschen stabilisierend und motivierend wirken. (gekürzte Fassung) Norbert Holthenrich Präsident des ZZF

Rede Der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands vertritt die Interessen der gesamten Heimtierbranche. Sie handeln mit lebenden Heimtieren, Sie stellen Tiernahrung und Heimtierzubehör her und vertreiben sie. Sie stehen damit in der ersten Reihe, wenn es um das Wohlergehen der Tiere in deutschen Haus halten geht. Sie sind nah am Tierhalter, Sie haben die Möglichkeit, Ihre Kunden in Bezug auf verantwortungsvolle Tierhaltung zu unterstützen. Ich begrüße es daher sehr, dass Sie sich ausdrücklich für den verantwortungsvollen und artgerechten Umgang mit Tieren engagieren und in Ihrem Grundsatzprogramm die Verantwortung des Menschen für das lebende Tier und das Wohl der Heimtiere an erster Stelle sehen. (...) Der Tierschutz stellt einen Schwerpunkt der Arbeit im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft in dieser Legislaturperiode dar. (...) Bundesminister Schmidt hat daher im September 2014 seine Initiative Eine Frage der Haltung Neue Wege für mehr Tierwohl auf den Weg gebracht. Die Initiative wird in 10 Eckpunkten beschrieben und umfasst nicht nur den Tierschutz in der Nutztierhaltung, sondern auch den Schutz von Versuchstieren und von Begleittieren. Eine Frage der Haltung bringt es zum Ausdruck: Es kommt auf die Haltung der Tiere an, aber noch viel mehr auf die Haltung in den Köpfen. Es kommt auf die Haltung der Tiere an, aber noch viel mehr auf die Haltung in den Köpfen. Die Initiative Eine Frage der Haltung hat eine flächendeckende Verbesserung des Tierschutzes in Deutschland zum Ziel. Sie versteht sich als Gemeinschaftswerk von Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft und als laufenden Prozess. Sie setzt insbesondere auch auf die Eigeninitiative der Wirtschaft. (...) Einer der Eckpunkte der Initiative ist die Verbesserung der Sachkunde von Personen, die mit Tieren beruflich umgehen, auch im Bereich der Heimtiere. (...) Im Koalitionsvertrag haben wir vereinbart, den Handel mit und die private Haltung von

exotischen und Wildtieren bundeseinheitlich zu regeln. Außerdem sollen der Import von Wildfängen in die EU grundsätzlich verboten und gewerbliche Tierbörsen für exotische Tiere untersagt werden. Die Motivation für solche Maßnahmen ist nicht nur der Tierschutz sondern auch der Artenschutz und der Schutz vor gefährlichen Tieren. (...) Ich kenne Ihre kritische Haltung zu den Forderungen des Koalitionsvertrags. Lassen Sie mich Ihnen versichern, dass wir nicht blindlings drauf los regeln werden. Die von manchen Seiten geforderten Positivlisten stellen für mich aus verschiedenen Gründen keine Lösung dar. (...) Sie treffen sich zu dieser Fachtagung Wir fürs Tier, um über die gesellschaftliche Bedeutung von Heimtieren zu diskutieren. (...) Sie nehmen mit Ihrer Fachtagung auch spezifische Sektoren wie Heimtiere als Begleiter im Alter oder für Menschen mit Behinderung oder für Menschen mit schwierigen Einkommenssituationen sowie den verantwortungsvollen Umgang mit Wildtieren in den Blick. Das sind wichtige Frage stellungen. Wichtig ist mir insbesondere, dass keine gesellschaftliche Gruppe von der Möglichkeit zur Tierhaltung ausgeschlossen wird. Gleichzeitig muss sichergestellt sein, dass die Voraussetzungen für eine tierschutzgerechte Haltung gegeben sind. Diesen Herausforderungen müssen wir uns stellen! (...) Ich darf Ihnen versichern, dass wir ein offenes Ohr haben, wenn Sie Handlungsfelder iden ti fizieren, in denen die Politik helfen kann, den Tierschutz in der Heimtierhaltung weiter zu verbessern. (gekürzte Fassung) Dr. Maria Flachsbarth Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft

Themenforum Heimtiere als Begleiter für den Menschen Heimtiere sind wichtige Begleiter für Menschen aller Altersstufen und in allen Lebenssituationen darin waren sich Podiumsteilnehmer und Gäste einig. Schwerpunkte der Diskussion waren die Tierhaltung in Alten und Pflegeeinrichtungen, die Erforschung der Mensch Tier Beziehungen, Qualifizierungsmaßnahmen zur Sachkunde im Umgang mit Tieren und Fragen der Finanzierung von Tieren im sozialen Einsatz. Prof. Dr. Thomas Blaha, Vorsitzender der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz, betonte, dass sich das Verständnis von Tieren in der Gesellschaft immer mehr verändert. Tiere hätten gerade auch auf ältere Menschen positive Effekte. Ute Klein, Vizepräsidentin des ZZF, forderte Begleithunde für Menschen mit Behinderungen und eine ausreichende finanzielle Unterstützung der Betroffenen, um das zu ermöglichen. Wilhelm Schmidt, Präsident der Arbeiterwohlfahrt, bezeichnete Tiere als Wohlfühlfaktoren in Alten und Pflege einrichtungen und wies auf das Problem der fehlenden Finanzierung von tierärzt lichen Untersuchungen und der Quali fizierung von Beschäftigten durch die Kostenträger hin. Dr. Klaus Peter Schulze, Mitglied des Bundestags, betonte die wachsende Bedeutung des Themas im Rahmen des demo grafischen Wandels. Aber auch Kinder könnten im Umgang mit Tieren wichtige Fertigkeiten und Fähigkeiten erwerben. Dr. Rainer Wohlfarth, Präsident der European Society for Animal Assisted Therapy, beklagte den Mangel an Forschung zur Mensch Tier Beziehung in Deutschland. Es gebe zwar viel positive Erfahrung aus der Praxis aber zu wenig Bemühen um wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse.

Forderungen und Anregungen aus dem Forum Verpflichtende tierärztliche Untersuchungen vor dem Einsatz in Pflegeeinrichtungen Finanzierung von tierärztlichen Untersuchungen über die Pflegeversicherung Aufnahme von Assistenzhunden in den Leistungskatalog der Kranken und Pflegeversicherung Finanzierung von tiergestützter Therapie durch Krankenversicherung Sachkundenachweis für den Einsatz von Tieren im sozialen Einsatz Praktikable Regelungen für Sachkundenachweis bei Tiertrainern Stärkung der Zugangsrechte für Assistenzhunde in öffentlichen Einrichtungen (Umsetzung europäisches Recht) Stärkung der Forschung zur Mensch Tier Beziehung Stärkung der Forschung zu Tieren im sozialen Einsatz Verbesserung der Fortbildungsangebote zur Sachkunde im sozialen Einsatz von Tieren Qualifizierungsangebote für Assistenzhunde Trainer und Blindenführhunde Trainer

Themenforum Verantwortungsvoller Umgang mit Wildtieren Erwartungsgemäß kontrovers war die Diskussion zum Thema Import und Handel mit Wildtieren und Wildfängen. Positionen für und gegen den Handel mit Wildfängen standen sich hier gegenüber. Konsens bestand jedoch darüber, dass die Problematik der Tierbörsen und vor allem des Online Handels konsequent angegangen werden muss. Einig waren sich die Teilnehmer auch in der Forderung nach einer Verbesserung der Sachkenntnis bei der Haltung von sogenannten Exoten und gefährlichen Tieren. Dr. Markus Biffar von der ZZF Fachgruppe Heimtierzucht und großhandel stellte fest, dass die Gesetzgebung zum Handel mit Wildtieren und Wildfängen ausreichend sei, das Problem liege im Vollzug. Er warnte vor einer Verdrängung des Handels in die Illegalität durch die Einführung einer Positivliste für handelbare Tiere oder ein vollständiges Importverbot. Svein Fosså, Präsident der European Pet Organization, berichtete, dass das Totalverbot für Reptilien in Norwegen nicht erfolgreich sei und zu einer illegalen, unkontrollierten Tierhaltung geführt habe. In vielen Herkunftsländern sei der Export von Wildfängen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Henriette Hackl, Vorsitzende des Tierschutzvereins Wiesbaden, erläuterte, dass der Kauf von Wildtieren ohne Aufklärung und Beratung über das Internet ein zentrales Problem sei. Die Tierheime seien den Anforderungen nicht gewachsen, solche Tiere aufzunehmen, wenn die Halter mit ihnen nicht zurecht kämen. Robert Kless vom International Fund for Animal Welfare sprach sich gegen die Entnahme von Tieren aus der freien Natur aus. Er plädierte für einen Sachkundenachweis für die Haltung von sogenannten Exoten und die Einführung einer Positivliste handelbarer Arten. Ute Vogt, stellvertretende Vorsitzende der SPD Bundestagsfraktion, forderte eine bundeseinheitliche Regelung für den Umgang mit Wildtieren sowie eine Positivliste handelbarer Arten und kündigte eine Initiative zum Verbot gewerblicher Tierbörsen an.

Forderungen und Anregungen aus dem Forum Massives Vorgehen gegen Tierbörsen im Internet notwendig Erhöhung der Sachkenntnis und Sensibilisierung für den Umgang mit sogenannten Exoten Transparente Regulierung unter Einbeziehung der Expertise von Tierschutz, Wissenschaft und Praktikern Klärung der Datengrundlage in Zusammenarbeit von Bund, Ländern und Verbänden Folgenabschätzung muss bei Regulierungen beachtet werden (Verdrängungseffekte in die Illegalität)

Wir bleiben im Gespräch! Mir ist klar, dass das Thema Heimtiere nicht der Hauptpunkt in der harten politischen Auseinandersetzung ist. Allerdings sollte man immer wieder darüber nachdenken: Wie können wir alle zusammen besser für das Tier agieren? Deshalb stand diese Veranstaltung unter dem Titel Wir fürs Tier. Norbert Holthenrich, Präsident des ZZF Die Fachtagung hat für Politik und Branche viel Input an Expertise und Ideen gebracht. Der ZZF wird die Forderungen und Anregungen aus den Foren in seinen Gremien diskutieren, weiter bearbeiten und in die politische Positionierung der Heimtierbranche einfließen lassen. Der ZZF wird der Diskussion über die gesellschaftliche Bedeutung von Heimtieren und der Sicherung des Tierwohls im Heimtierbereich auch in Zukunft ein offenes Forum bieten. Politik, Verbände und Branche müssen im Gespräch bleiben, um gemeinsam eine gelungene Tier Mensch Beziehung zu schaffen.

Folgen Sie uns auf Twitter: @zzf_news

xxxxx Kontakt: Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe e.v. Mainzer Straße 10 65185 Wiesbaden Tel.: 0611 447553 0 info@zzf.de www.zzf.de